Reiseberichte 2003

Juli 2003:

22. Juli 2003 - 10. August 2003

Törn: Lissabon - Cadiz, 3. Etappe der Weltumsegelung mit der ATAIR

Strecke: 308,3 sm

Crew: Dominic, Manuel, Manu, Herbert, Wolfram

Nach drei Wochen Aufenthalt in Lissabon, geht es am 22.7. endlich auf die nächste Etappe. Manuel, Manuelito und Dominik sind an Bord gekommen und gewöhnen sich ein. Wir fahren unter der Tejo-Brücke hindurch und navigieren uns den Fluß hinab aufs offene Meer. In Sines legen wir an. Ein etwas einsames Nest, aber hier wurde immerhin Vasco da Gama geboren. Das Standbild vor der Kirche würdigen wir entsprechend. Am 24.7. ist ein wichtiger Tag. Wir umrunden Kap Sao Vicente um 14:45 Uhr. Oben an Land habe ich ja schon ein paarmal gestanden und gesehen wie sich die Segelboote an dieser Ecke schwer tun. Da pfeift der Wind oft ganz ordentlich. Wir haben Glück - bei N 4 kommen wir bestens herum und ankern um 15:30 Uhr in Sagres-Baleeira. Kaum ist der Anker fest frischt der Wind auf 8 Bft auf. Da wird der Ausflug von Dominic und den Manuels zu einem Abenteuer. Wolfram bleibt wegen der Ankerwache an Bord. Der Wind reißt Manu seine schöne Mütze vom Kopf. Schnell versinkt sie auf Nimmerwiedersehen im Hafenbecken. Manuel fällt beim Entern der ATAIR ins Wasser. Sozusagen eine Taufe an berühmter Stelle. Hier in Sagres hatte Heinrich der Seefahrer einst die erste Seemannschule der Welt gegründet. Hier wurden die Entdeckungsfahrten nach Indien geplant und vorbereitet. Der 25.7. bringt uns nach Alvor, wo wir einen Ruhetag einlegen. Wir ankern in einer Ecke der Flußmündung. Wir wagen uns nicht weiter hinein, da es nur ungenügende Karten gibt und durch Ebbe und Flut die Sandbänke sich ständig verändern. Die Crew fährt aber mit dem Dinghi nach Alvor. Ein sehenswertes Städtchen. Es gibt auch einige schöne Strände zum Baden. Der Wind hat jedoch nicht nachgelassen. Böen bis zu 8 Bft lassen Wolfram, um die Crew und das Dinghi bangen. Es geht nochmal gut aus.

Bei gemäßigtem Nordwind lichten wir am 27.7. um 10:00 Uhr den Anker und haben die Gelegenheit im Schmetterling (Fock BB, Genua SB) vor dem Wind nach Vilamoura zu laufen. Das macht Spaß. Vilamoura ist eine sehr belebte Marina. Teuer, aber es gibt alles, was der Segler so braucht. Abends kommt Herbert an Bord. Nun sind wir komplett. Montag, den 28.7. erreichen wir Olhao und ankern im Gezeitenstrom zwischen Festland und Insel. Zwar gibt es eine im Aufbau befindliche Marina direkt vor den sehenswerten Markthallen von Olhao, aber der Fluß ist doch arg versandet. Mit unseren 1,90 m Tiefgang bleiben wir lieber draußen. Die Crew macht mit der Fähre einen Ausflug nach Olhao. Wolfram erkundet die Insel. Dort gibt es schöne Strände. Einige Segler haben hier wohl für immer ihren Anker geworfen. Einige vergammelte Schiffe deuten darauf hin.

Der 30.7. ist ein Schicksalstag. Wir wollen nach Ayamonte, das spanische Greenzstädtchen an der portugiesisch/spanischen Grenze. Als wir in den z.T. flachen Grenzfluß Guadana einfahren, steigt plötzlich die Kühlwassertemperatur des Motors. Unter dem Motor steht schon Wasser. Es ist Salzwasser. Der Kühler ist durchkorrodiert. Wir erreichen die Marina und kämpfen erfolgreich um einen Liegeplatz. Havaristen dürfen ja auch nicht abgewiesen werden. Ein Mechaniker ist schnell gefunden. Auch der Transocean - Mann (Seglervereinigung, die weltweit Stützpunkte unterhält) ist umgehend da. Das Problem ist aber der Ersatzkühler, ein englischer von Bowman. Die Firma gibts noch, hat aber 3 Wochen Sommerferien und liefert nichts aus. In ganz Spanien gibt es keinen Kühler. Wolframs Tochter Nadja findet in Hamburg aber ein Lager, das diesen Kühler offenbar hat. Ein Anruf bestätigt das. Die Firma verschickt ihn umgehend mit UPS. Wir sind beeindruckt. Vor allem auch von dem Fachwissen der Hamburger. Genügte doch nur die Motornummer und der Fachmann, der unterwegs war, konnte auf Anhieb sagen, welchen Kühler wir haben und das er auf Lager ist. Wir nutzen die Zeit und besuchen die umliegenden Strände, gehen abends zu dem klassischen Musikfestival von Ayamonte, genießen Barockmusik und einen Chopin-Klavierabend mit dem hervorragenden Pianisten Pinto. Überhaupt kann man sich in Ayamonte wohl fühlen. Ein gewachsenes Städtchen mit Kultur. Bei unsäglicher Hitze - 50 Grad im Schatten - besuchen wir Sevilla. Dominic und Wolfram schaffen nur die Kathedrale inkl. Maurenturm.  Wir haben ja schon in Lissabon den Sarg von Vasco da Gama gesehen. Hier liegt nun Kolumbus. Dann ziehen wir uns in eine kühle Bar zurück. Das Warten zerrt an den Nerven der Crew. Das eigentliche Ziel - Malaga - ist wohl nicht mehr zu erreichen. Wir peilen Cadiz an. Aber der Kühler ist noch nicht da. Mit der tracking-nummer können wir die Irrwege verfolgen. Von Hamburg über Köln nach Brüssel. Dann Valencia - der Irrtum wird erkannt - Madrid ( auch falsch ) schließlich landet er in Sevilla und ein Fahrer bringt ihn zu uns. Der Einbau geht dank des oben erwähnten Mechanikers schnell vonstatten, auch wenn noch einige Anpassungen gemacht werden müssen. Der 6.8. sieht uns die Guadana-Mündung  verlassen. Über Mazagon kommen wir am 7.8. um 16:30 in Cadiz, Puerto America an. Den 8.8. nutzen wir noch die Sherrykeller von Jerez de la Frontera zu besuchen. Kolumbus hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Wir werden in Zukunft noch öfter auf ihn stoßen. Hier in der Nähe gewann er den Beichtvater von Königin Isabel für seine Pläne, Indien Richtung Westen zu erreichen. Manuel, Manu und Herbert fahren am 9.8 morgens um fünf Uhr mit dem Bus nach Malaga. Schade, daß wir eine solche Panne hatten. Wie sagt man: wer weiß wozu es gut war. In der Straße von Gibraltar tobt nämlich schon seit 10 Tagen der Levante (starker Ostwind) und es gibt für Segler kein Durchkommen. Dominic  fährt erst am 10.8. und so laufen wir in die Bucht von Cadiz aus und segeln den ganzen Tag nach Herzenslust.

 

Manu

Herbert und Dominic in der kühlen Bar             Manuel                                                                          Herbert
 

August 2003: