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Reiseberichte 2008

 

26. Dezember 2007 - 09. Januar 2008

Törn: Curacao - Klein Curacao - Bonaire

Strecke: 102 sm

Crew: Christine, Elina, Ilias, Leon, Mia

 

Am 26.12. lädt Mia mich zum Weihnachtsessen in den "Gouverneur de Rouville" ein. Es ist ein schickes Restaurant, benannt nach einem früheren Gouverneur von Curacao. Es wurde um 1738 gebaut. Es liegt in Otrabanda, also auf der gegenüberliegenden Seite von Punda (jetzt wissen wir alle, daß das die beiden Stadtteile von Willemstad sind, die durch einen tiefen Kanal getrennt sind) und haben einen herrlichen Blick auf die angestrahlten bunten Häuschen auf der anderen Seite.

Mia nimmt:

Salade met gebraden Pekingeend, cashew´s, shii-take en een chili-mangodressing

und

Struisvogelfilets op hete bliksem met een sausje van jeneverbessen                                                                     

Wolfram nimmt:

Kreeftensoep met sinaasappelroom en dille

und

Saffraanrisotto met diverse vissoorten, kreeft en portobello paddestoel

Wörterbuch:  Kreeft  -  Languste

                  Struisvogel - Vogel Strauß                                                                                                    

                  bliksem      -  Sauerkraut

                  jeneverbessen - holländische Ginsoße

                  sinaasappel   -   Orange

                  dille       -   Dill

                  paddestoel  -  Pilze

Hm, das war lecker. Fast hätten wir den wichtigsten Programmpunkt des heutigen Abends über das Essen vergessen. Punkt 21 Uhr stehen wir am Flughafen und warten auf Familie Gkekas. Schon leuchtet die Anzeige "landed" auf und nach einer weiteren halben Stunde stehen sie endlich vor uns, mit aufgeschlitzten Koffern, aber glücklich und ein wenig müde. Das geschah in Venezuela im Flughafen Maiquetia/Caracas. Nach der Landung mit der Lufthansa, galt es umzusteigen. Christine bestand darauf die Koffer zu bekommen. Angeblich wollte man sie einfach umladen. Dann der Salat: 1 Schloß aufgebrochen, 2 Koffer mit dem Messer an der Seite aufgeschlitzt. Allerdings fehlte nichts. -

Egal, jetzt ist Urlaub. Als wir auf der ATAIR ankommen, sinken Christine, Elina, Ilias und Leon ins Bett.

Der nächste Tag, hier heißt der 2. Weihnachtsfeiertag "Boxing Day". ??????, ist angefüllt mit Immigration und Zoll und einem Bummel durch Willemstad. Denn morgen wollen wir in eine Ankerbucht auf Curacao. Der Zollbeamte hat sage und schreibe 24 Stempel vor sich. Wir bekommen nur 2 davon aufs Papier gedrückt.

Am 28.12., 14:15 Uhr legen wir ab, tanken noch im Club Nautico für 0.40 €/l (es ist übrigens die einzige Tankmöglichkeit im Bereich Trinidad - Aruba, wenn man vom Festland und den Möglichkeiten auf Bonaire und Isla Margarita absieht) und lassen den Anker in der Piscadera Bucht etwa 10 sm von Spaanse waters fallen. Wir fahren die ganze Bucht ab. Die Opus-Marina in der Nordostecke macht einen runtergekommenen Eindruck. Später erfahren wir, daß sie nicht in Betrieb ist. Der Besitzer hat seine Frau erschossen und sitzt nun im Gefängnis. Kein Wunder, daß nichts mehr läuft. Schließlich lassen wir den Anker auf 12°07,8´N, 068°58,2´W in den schlammigen Untergrund sinken. Es war ein schlecht gewählter Ankerplatz. Wir liegen in Lee der großen Raffinerie und haben die ganze Nacht fürchterlichen Gestank und Schmutz. Diese Dreckschleuder gehört den Venezolanern, und sie machen keine Anstrengungen die Umwelt zu entlasten.

So treibt es uns am 29.12. früh weiter und wir kommen zu der Bucht Sta. Cruz. Wir segeln mit der Fock 7-8 kn. Der Strom ist enorm - 2-3 kn. Das kann ja lustig werden, wenn wir zurück müssen. Endlich das ersehnte Idyll. Der Strand sogar mit Palmen. Wir sind die einzigen Ankerlieger. In Curacao braucht man da keine Angst vor Piraten zu haben. Hier ist es sicher. Wolfram bleibt trotzdem die halbe Nacht auf, da ein unbeleuchtetes Fischerbötchen mit 3 Mann nicht weit von der ATAIR liegt. Die Leute angeln. Gegen 2 Uhr nachts ziehen sie ab.

Immer wieder gibt es heftige Schauer. Wir haben uns alle an den Urlaub gewöhnt. Es wird ausgiebig am Riff geschnorchelt. Schöne Fische sind da zu sehen. Ilias kann seiner Angelleidenschaft fröhnen. Es sind zunächst alles wunderschöne Papageienfische, die natürlich dem Meer wieder zurückgegeben werden. Nach ein paar Schocksekunden, schwimmen sie munter davon. Der Wind frischt auf 6-7 Bft auf, und der Anker fängt an zu slippen. Wir sind schon 50 m abgetrieben. Anker auf und an anderer Stelle wieder runter. Das machen wir dreimal. Dann hat Wolfram genug: "Jetzt noch ein Versuch, wenns dann wieder nicht geht, hauen wir ab." Die Drohung hat geholfen. Der Anker sitzt. Man muß schon sehr nah an den Strand heranfahren auf 3 m Wassertiefe und auf Höhe der Dive Bar, um genügend Sand zu finden.

Die Dive-Bar ist ein rechter Schmuddelladen. Die Küche befindet sich im Freien. So kann man den überall klebenden Schmutz bei Tageslicht bewundern. Außerdem sind die Preise hoch. Abgesehen davon, ist es malerisch. Alles Mögliche hängt an Decke und Wänden. Von der Dive-Bar starten die Touristen mit dem Wassertaxi zu den umliegenden einsamen Stränden.

Das erste Silvester verschläft Mia. Es ist um 19 Uhr Ortszeit (24:00 Uhr in Deutschland). Kurz erscheint sie zum Sekt, um dann wieder in die Koje abzutauchen. Gkekas brennen am Bug der ATAIR ein kleines Feuerwerk ab. Dann fällt alles in die Kojen und verschläft das Silvester um 24:00 Uhr  Ortszeit. Da ist dann Mia wieder da und kann sich an den Feuerwerken rundum erfreuen. Auch die Dive Bar läßt es ordentlich krachen.

Weils so schön ist, bleiben wir noch 1 Tag. Beim Landgang entdecken Christine und Ilias einen Riesenschädel. Wir können uns nicht vorstellen, welches Tier das sein soll. Hat jemand eine Idee ? Schaut Euch das Foto an. Und dann fällt bei tiefer Nacht Christines Sonnenbrille ins Wasser. Oh je ! Die können wir jetzt nicht finden. Wolfram stürzt ans GPS, um die Position genau zu haben. Für morgenfrüh, denn dann wird gesucht. Christine ist schon beim Morgengrauen im Wasser und trifft auf eine Wasserschildkröte. Von der Brille keine Spur. Wolfram zeigt dahin, wo sie nach GPS sein sollte. Aber es gibt Strömungen ! Nun geht Ilias ins Wasser. Wolfram hat sich schon ins Schiffsinnere zurückgezogen,weil ihm niemand zuhört und bereitet die Abfahrt vor. Da Christines Schrei:"Ich hab sie". Genau an der Stelle der GPS-Position. Tauchen muß Ilias, und da ist sie wieder, das teure Stück. Außer 2 verlorenen Schnorcheln, lassen wir nichts zurück in der schönen Bucht von Sta. Cruz.

Am 2.1. brauchen wir fast 7 Std. für die 27 sm zurück nach Seru Boca Marina. Elina steuert die ATAIR locker aus der Bucht. Dann probieren wir es mit dem Autopiloten. Trotz gesetzten Segeln geht es nur langsam gegen Wind, Strom und Welle voran. Dann müssen wir vor der Bullenbaai auch noch einem Tanker ausweichen. Oder sollen wir auf unserer Vorfahrt bestehen? Besser nicht ! Alle halten sich tapfer. Besonders Leon, der sich ein paar mal übergeben muß. Er jammert nicht! Ein echter Seemann! Elina ist schon frühzeitig zu ihrer Harry Potter Lektüre in die Koje verschwunden, sodaß sie dann doch etwas überrascht ist, als Leon stolz erzählt:" Ich habe 5 mal gebrochen !"

  Heute ist Mittwoch, und so können wir uns nach vollbrachter Leistung in der Marina Bar selbst feiern.

Am 4.1. setzen wir uns dem Kreuzschwell zwischen Curacao und Klein Curacao aus. Das ist wirklich eine wilde Ecke. Alle halten sich an die Empfehlungen von Wolfram zur Vermeidung von Seekrankheit. Heute ist Elina etwas schwummrig. Sie hatte kurz vor dem Start noch Harry Potter gelesen. Das kann zu Seekrankheit führen. Nicht der Harry an sich, sondern das Lesen. Sie hält sich aber sehr gut, schaut freistehend auf den Horizont und atmet tief frische Luft ein. Leon ist in Topform und hat keine Beschwerden. Ohne Opfer an Neptun kommen wir gegen 12 Uhr auf Klein Curacao an und machen an einer der ausliegenden Tonnen fest. Der Wind bläst mit 5 Bft ungebremst über dieses flache Eiland. Wenigstens ist man aus dem Schwell raus. Ilias wirft die Angel aus und fängt neun schöne rote Fische zum Essen. Hier am Abbruch der Riffkante, da geht was. Wir sehen auch 2 Wasserschildkröten. Ein Erlebnis !

Christine, Elina, Ilias und Leon schwimmen an Land. Das ist schon ein kräftiges Stück Arbeit. Die Insel wird erkundet. Zunächst geht es zu dem vermeintlich chinesisch/italienischen Restaurant. Jedenfalls haben wir uns das in unserer Phantasie so ausgemalt. Es gibt aber gar nichts - zwei Schwarze schlafen im Schatten. Auf der Insel gibt es absolut nichts - nur den verlassenen Leuchtturm und Wracks, Wracks, Wracks....

Ansonsten ist die Insel glatt gefegt vom Passat. Es ist eine eigenartige Atmosphäre - das türkisfarbene Wasser in allen Schattierungen, die Wracks auf der Luvseite der Insel und die Korallenwüste. Man fühlt sich verlassen und weitab aller Zivilisation. Wegen der vielen Schauer steht noch Süßwasser auf der Insel und nährt den geringen Bewuchs. Daß hier aber nichts höher wächst als 30 cm, wie es die schlauen Reisebücher beschreiben, stimmt nicht. Es gibt ordentliche Büsche und Bäume. Manchmal kommen Ausflugsboote. Die spucken 30 Leute an den Strand. Tauchen wird angeboten und ist sicher phänomenal. Abends sind sie wieder weg und die Insel ist weiterhin dem Passat überlassen.

 

     

Wracks auf Klein Curacao                                                                                                                                Dinghi-Kapitän Leon

 

In der Nacht vom 4.1. auf den 5.1. kommen noch 2 Segler an. Es nieselt und der Schwell wird stark. Schön, daß wir die Mooringboje haben. Ein Anker wäre schon längst ausgerissen.

Am 5.1. nehmen wir Kurs auf Bonaire, und es geht besser als gedacht. Zwar kommen immer wieder kräftige Schauer runter, aber es gibt praktisch keinen Gegenstrom. So können wir um die 5 kn machen. Die Welle ist auch gering. So kommen wir nach 5,5 Std. in Curacao an. Festgemacht wird im Bonaire Club Nautico. Es ist Neumond. Wie üblich ist der Wasserstand am niedrigsten. Nachts setzen wir mehrfach auf. Es sind nur noch 1,95 m Wassertiefe unter uns. Die berühmte Handbreit Wasser unterm Kiel paßt nicht mehr zwischen Kiel und Meeresboden. Am Morgen verlassen wir hurtig den Steg und machen wieder an einer Mooringboje fest. Da haben wir unsere Ruhe.

Das hat auch einen Vorteil für Leon. Er ist ja unser Dinghi-Kapitän, und nun kann er seines Amtes walten und die ein oder andere Fahrt selbst steuern. So bringt er uns auch zu dem ersten Landausflug auf Bonaire. Landechsen,Höhlen und Nationalpark stehen auf dem Programm. Wir fahren mit einem Pickup in den Norden. Der Nationalpark bietet ein herrliches Spielfeld für Wolfram. Er fegt über die unbefestigte Piste zum ersten Halt. Die Mannschaft stöhnt vor Schmerzen. Die Gegend an dem in der Karte verzeichneten Blow hole ist ähnlich der auf dem Mond. Elina überrascht mit der Aussage:"Hier möchte ich wohnen!". Das Meer rollt gegen die Steilküste und sucht sich seinen Weg durch die ausgefranste Küste. An einer Stelle schießt es mehrere Meter durch ein Loch in die Höhe - das Blow Hole. Spektakulär !

Weiter gehts. Wolfram nimmt unter Wehklagen der Mannschaft den Fuß nicht vom Gas. Er erklärt, daß alles noch viel schlimmer sei, wenn man langsamer fahren würde. So ist der nächste Halt "Seru Mangel" schnell erreicht. Hier gibt es dichtes Buschwerk und sogar Bäume. Halb vertrocknete Tümpel blinken uns trübe an. Das ist die Welt der Riesenechsen. Da wir uns ganz ruhig verhalten, kommen sie bis an unsere Füße. Da wir nichts zum Füttern dabei haben, werden die letzten Salzstangen abgegeben. Und siehe da, diese werden dankbar angenommen. Am Schluß haben wir 5-6 Echsen um uns herum. Dann macht Christine Wolfram auf einen gelb/schwarzen Vogel aufmerksam. Es ist ein Oriole, der Nationalvogel von Curacao, der auch schon selten geworden ist. Zufrieden ziehen wir ab und stürzen uns wieder auf die Piste.

                                                                                                    

Vorbei an Wayaká, einer Tauchbucht, erreichen wir Boka Slagbaai. Hier war einmal der Haupthafen von Bonaire. Außer ein paar gut restaurierten historischen Gebäuden ist davon nichts mehr zu sehen. Aber Schnorcheln und große Fische sehen, das kann man hier. So ist Familie Gkekas wieder im Wasser, während Mia und Wolfram sich im Schatten der Bäume ausruhen.Es ist 16 Uhr. Der Park macht um 17 Uhr zu. Wer dann nicht draußen ist, muß bei Echsen und Oriolen übernachten. Elina vielleicht am Blow Hole ? Wir schwingen uns in den Pick up. Wolfram fegt wieder los, jedoch bald ist Schluß. Der Weg verwandelt sich in ein trockenes Flußbett, und es geht nur ganz langsam. Vom Juwa Pass aus sind es noch 7,5 km. Es ist 16:30 Uhr. Eine ungewöhnliche Übernachtung winkt. Am Schluß wird der Weg wieder besser. Fünf vor Fünf überqueren wir die Schwelle am Eingang des Nationalparks. Der Wärter steht schon mit den Schlüsseln da und grinst.

 

Oriole

Wir haben noch Zeit und "entdecken" an der Straße noch 2 Höhlen der Arawaks (Ureinwohner der Insel). Die eine ist übersät mit Sternbildzeichnungen, die den Arawaks Anhaltspunkte lieferte, bei welcher Sternkonstellation man die Landwirtschaft bestellen konnte.Darüber hinaus gab es sicher noch weiterreichende Bedeutungen. Die Sternendeuter waren die wichtigen "Medizinmänner" der Arawaks.

Die andere Höhle ist klein, hat aber in der hoch liegenden Decke 2 Löcher - ein  kleines und ein großes. Bestimmte Sterne leuchteten durch diese Löcher zu bestimmten Jahreszeiten, sodaß die Sterndeuter wieder ihre Schlüsse daraus ziehen konnten. In der neueren Zeit entdeckte man, daß ein heller Stern zu Weihnachten durch das große Loch scheint. Deshalb finden heute noch zur Weihnachtszeit Messen in der Höhle statt. Leider verschließt der Landbesitzer das große Loch immer wieder mit einem großen Stein, damit seine Ziegen nicht durch das Loch in  die Höhle fallen.

Am nächsten Tag wieder Landausflug. Diesmal Südtour: Flamingos,Salzberge,Höhlen und Strand wollen wir heute sehen. Zunächst gibt es Salz. In riesigen Verdunstungsbecken wird das Meerwasser aufkonzentriert und dann in Bergen aufgehäuft. Das Wasser ist je nach Konzentration grün oder violett. Salzschaum bildet sich am Rande der Becken. Hier mußten früher Sklaven schuften. Während und nach dem 2.Weltkrieg haben die Arbeiten deutsche Kriegsgefangene übernommen. Man kann nur hoffen, daß sie besser untergebracht waren und behandelt wurden, als die Sklaven. Ein paar "Schlafhäuschen" der Sklaven hat man zur Erinnerung restauriert und beschreibt auch auf Schautafeln das harte und rechtlose Leben.(s.auch nächsten Törn mit Loni und Dieter).

Nun sehen wir zum ersten Mal Flamingos. In den Flachwassergebieten der  Südküste stehen und staken sie einzeln oder in kleinen Gruppen herum. Die rosaroten Farbtupfer in der sonst trostlosen Landschaft, sind nicht zu übersehen. Besonders schön ist es, wenn sie fliegen. Dann kommt das kräftige Rot und Schwarz der Unterseite der Flügel zum Vorschein.

Schließlich erreichen wir Sorobon Beach. Ein Sandstrand breitet sich zu unseren Füßen aus. Es ist einer der wenigen Strände auf Bonaire. Deshalb versammeln sich auch viele Urlauber hier. Die Bar tut ihr übriges. Draußen in der Lagune flitzen die Windsurfer vorbei, und die Mädels fangen die Sonne ein, wo sie können. Ilias und Wolfram kommen beim Holen der Getränke erstmal über die Bar nicht hinaus. Endlich gibts mal eine ordentliche Halbe Bier und nicht diese homöopathischen Mengen von 0,235, 0,25 und 0,275 l.

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Nachdem wir uns ausgeruht und sattgesehen haben, starten wir noch zu unserer Höhlentour. Wieder geht es über Stock und Stein. Einzige Orientierung das Spelonk Lighthouse und die spärliche Karte. Ab und zu ein wilder Esel, grüne Papageien flattern vor uns her, Echsen huschen über die Piste. Ab und zu ein Schlammloch, das uns zeigt - in der Regenzeit ist hier kein Durchkommen. An unserer linken Seite bildet sich eine Abbruchkante von 10-20 m Höhe aus. Ohne Wegweiser erahnen wir die Höhle. Durch das Buschwerk gibt es nur eine schmale Zufahrt. Da sind wir ! Es ist eine große Höhle mit Säulen und verschiedenen Kammern. Am Eingang finden sich Zeichnungen der Arawaks. So auch die hier gezeigte Schildkröte. Wieder sehen wir die "Sternzeichnungen", aus denen sie den richtigen Zeitpunkt für Aussaat und Ernte lasen. Die Arawaks waren ein friedliches Volk und lebten hier seit 4500 Jahren, als die Spanier kamen. Sie evakuierten die Bevölkerung nach Sto. Domingo, wo sie in den Kupferminen arbeiten mußte. Die Kultur der Arawaks fand ein jähes Ende. Noch immer bilden sich in dieser Höhle Stalaktiten und Stalagmiten. Die Füße der Säulen sind teilweise durch die enthaltenen Mineralien grün und blau gefärbt. Es ist ein faszinierender Ort, der uns ein wenig die Geschichte spüren läßt. Jedenfalls kann man seiner Phantasie hier freien Lauf lassen. Besonders ist, daß man hierher ohne jeden Tourismusrummel kommen kann. Kein Bus wird diese Strecke fahren und kein Touri wird Interesse haben soviel Staub zu schlucken. Es gibt ja noch leichter erreichbare Höhlen.

Am 9.1. um 8:00 Uhr geht der Flieger. Alle sind traurig, daß dieser Törn schon zu Ende ist. Es heißt wieder Abschied nehmen. Wolfram fährt Familie Gkekas zum Flughafen, nicht ohne sich schon wieder zu verfahren. 2 mal kommen wir an denselben Hotels vorbei. Dann klappts aber doch. Habt Ihr auch nichts vergessen ? Bis bald in Deutschland. Schade, daß Ihr schon geht. Laßt Euch nicht wieder die schön getapten Koffer aufschlitzen.

           

Höhle der Arawaks (Region Bolivia/Bonaire)                            Höhlenzeichnungen der Arawaks(Schildkröte und Sternzeichen)

 

Wir danken Christine und Ilias für die Überlassung der Fotos (s. auch unter links, Landurlaub und Sonstiges: Gkekas)

             

          

Elina, die Mutige in Willemstad                v.l.n.r. Leon,Christine,Elina                                                           Model Elina in Sta. Cruz Baai/Curacao

 

    

Elina und Leon in einer Hängematte auf der ATAIR           Wandmalerei von Schulkindern an einem Lagerhaus im Hafen Willemstad

     

08. Januar 2008 - 20. Januar 2008

Törn: Bonaire - Klein Curacao - Curacao - Aruba, 30. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 117 sm

Crew: Loni, Mia, Dieter

 

Schon der zweite Tag mit Loni und Dieter (10.1.) führt uns auf die Südroute. Viel Glück haben wir, als wir an einem der Obelisken einen Einheimischen  treffen, der noch das Sklavenlied der Frauen

Bitte anklicken!

kennt, die das Salz in Schüsseln auf dem Kopf zu den kleinen Booten transportieren mußten. An einer Leine, die die Küste mit dem draußen ankernden Schiff verband, wurde dann das Boot mit dem Salz von den Sklaven zum Schiff gezogen und dort wieder entladen. Die Arbeit der Frauen war äußerst hart, denn sie mußten zur Aufnahme der Schüsseln niederknien und sich dann hochstemmen. Dabei sangen sie das Lied, daß Ihr hier auf der Seite durch anklicken mit dem Cursor hören könnt. Später, als die schwere Sklavenzeit in Vergessenheit geriet, sangen die Mütter auf Bonaire dieses Lied als Schlaflied für ihre Babies. 

Die Obelisken in roter, blauer und weißer Farbe dienten als Orientierungspunkte für die Segelschiffe. Sie konnten damit den Salzgehalt durch die Farbe erkennen und wußten, wo sie ankern konnten. Auf dem Foto sieht man im Hintergrund einen roten Obelisken und vorne einen Poller, der sowohl zum Aufnehmen der Landleine der großen Schiffe, als auch zum Befestigen der Transportleine für die Salzboote diente.

Bitte etwas Geduld bis das Video heruntergeladen ist. Auch manche Fotos erscheinen etwas später. Das liegt an der Datenmenge. Es gibt ein Flash-Format, daß mit weniger Datenmenge auskommt. Das setzt allerdings beim homepage-Besucher auch einen Macromedia-Player voraus. Wir arbeiten dran!

Zwischen den Meerwasser-Verdunstungsbecken und der Küste spielte sich das Leben der Sklaven ab. Winzige Häuschen, etwa 1,5x2 m in der Grundfläche und ca. 1,60 m hoch, dienten als Schlafstätte. Stehen konnten Erwachsene darin nicht. Wieviel Menschen darin schlafen mußten, wissen wir nicht. Rundum kein Schatten. Das Leben muß eine unsägliche Qual gewesen sein. Immerhin hält man die Erinnerung an diese Zeit wach, indem man einige Häuschen, die Obelisken und Poller restauriert und mit Schautafeln versehen hat, sodaß jeder die Geschichte lesen kann. Nach der Sklavenzeit sollen Esel zum Transport des Salzes eingesetzt worden sein. Sie haben normalerweise gegen stupides Ablaufen ein und desselben Weges nichts einzuwenden. Der 2.Weltkrieg brachte dann deutsche Kriegsgefangene hierher, die wohl die Esel ersetzt haben. Einen Hinweis auf diese Zeit findet man nicht an Ort und Stelle, sondern nur in manchen Segelbüchern.

Vorbei an den Flamingos suchen wir den Strand Sorobon auf und lassens uns gut gehen. Genug der Sonne, kämpfen wir uns auf dem Landweg auf die andere Seite der Lac Bay vor. Hier an der Landzunge "Cai" finden wir noch Berge der Gehäuse von Meeresschnecken, die früher hier und auf anderen Inseln gesammelt wurden, und deren Fleisch auf den Speisezetteln der Touristen stand. Das ist nun verboten, wie überhaupt die Entnahme jedweder Spezies, tot oder lebendig, verboten ist. Das führt erfreulicherweise dazu, daß sich die Flora und Fauna auf Bonaire wieder regeneriert hat und nun die Hauptattraktion für Taucher, Schnorchler und Landtouristen ist.

Die Nordtour mit all den wunderbaren Höhlen, Echsen, Papageien, wilden Eseln und Flamingos steht am 11.1. auf dem Progamm. Wolfram ist wieder in seinem Wüstenfahrerelement, nur die stöhnende Crew ist eine andere. Mitten in der Prärie treffen wir unseren Sänger wieder, der uns gestern so schön das Sklavenlied vorgesungen hat. Heute hat er andere Touristen dabei. Er kann sicher sehr viel über diese Insel und ihre Geschichte erzählen. Ein Glücksfall, wer ihn als Führer engagieren kann.

Am Sonntag, den 13.1., ist es vorbei mit dem Touristendasein. Nun sind wir wieder Segler. Ziel ist Klein Curacao. Wir können die 24 sm in 5 Std. bewältigen und finden sogar eine der 4 Mooringbojen frei. Ein wenig müssen wir noch warten, bis der Tauchercat abgelegt hat. Nachts fängt es wieder an heftig zu schauern. Beim nächtlichen Rundgang entdeckt Wolfram eine gerissene Leine. Na, es gibt immerhin noch eine zweite, die uns an der Boje festhält. Es gibt kräftiges Meeresleuchten. Die geborstene Leine leuchtet wie ein Diamantenband, als Wolfram sie an Bord zieht. Morgens ziehen 9 Flamingos in langer Linie über uns hinweg. Das ermutigt uns an Land zu schwimmen. Die Kameras, trockene Kleidung und Wasser werden in unserer roten Notfalltonne untergebracht, die wasserdicht sein soll. Loni schwimmt damit an Land. Da sie eine gute Schwimmerin ist, macht ihr das kein Problem. Dieter und Wolfram keuchen hinterher, können den Abstand zu ihr aber nicht verringern. Und das ohne Zulast. Dann wird die Tonne geöffnet. Alles trocken ! Das ist für weitere Abenteuer beruhigend.

Vorbei an dem "chinesisch/portugiesischen Restaurant" (da gibt es nur ein paar Bänke und Tische, auf denen Mitgebrachtes verzehrt werden kann) steuern wir den Leuchtturm an. Wolfram wagt sich über zerbrochene und fehlende Bohlen in den Turm. Die Wendeltreppe ist noch gut erhalten. Bis fast ganz oben kann man aufsteigen und hat schöne Ausblicke auf die Insel. Und auf Loni und Dieter, die schon am Wrack sind.

Hier an der Südostküste sind einige Schiffe gestrandet. Einmal das weithin sichtbare Wrack eines Frachters und eine Segelyacht. Von der Segelyacht ist alles abmontiert, was nicht niet-und nagelfest war. Der Leuchtturm hatte seine Berechtigung, aber manchmal hat er auch nicht geholfen. Welche Schicksale der Mannschaften verbergen sich hinter den zerborstenen Rümpfen ?

Loni und Dieter vor dem Leuchtturm/Klein Curacao                                                                                                                                             Ausblick vom Leuchtturm auf ein Wrack

Zurück auf der ATAIR, fliegen 20 Flamingos in Pfeilformation an uns vorbei. Später kommen weitere neun. Um den Tag abzurunden geben sich ca. 30 Delphine ein Stelldichein in unserer Nähe. Froh gestimmt treten wir in die Nacht ein, die uns mit starken Schauern, Schwell und starken Böen empfängt. Diesmal halten alle Leinen, da Dieter die Ersatzleine schwimmend eingefädelt hat, sodaß wir wieder über zwei Leinen an der Boje verfügen. In der Morgendämmerung sehen wir 7 Flamingos und dann nochmal 2, die offensichtlich auf dieser kleinen Insel eine Ruhepause einlegen wollen, bevor sie weiter nach Bonaire oder Venezuela fliegen.

Am 15.1. müssen wir Klein Curacao verlassen und nehmen Kurs auf Curacao. Gegen 14:00 Uhr machen wir in der Seru Boca Marina fest. Cees ist vor Ort und hilft beim Anlegen. Alles geht trotz des starken Seitenwindes ohne Schäden ab. Wir treffen Luc, den kanadischen Förster, wieder. Die Romanze mit Katja hat seit Weihnachten feste Formen angenommen. Noch im Sommer soll geheiratet werden. Wir beglückwünschen natürlich das fröhlich in die Zukunft lächelnde Paar. Wir können uns davon überzeugen, daß Katja Drecksarbeit nicht aus dem Weg geht. Ihr Schwager (Belgier) und seine Frau (Katjas Schwester) haben ihren Riesenkatamaran in der Werft Curacao Marine an Land gezogen, und sie schliff den Rumpf, mit Schleifmaschine und Atemfilter bewaffnet, ab. Das möchte man nicht jeden Tag machen. Die kleinen häßlichen Glasfasern schweben überall durch die Luft. Wenn der Katamaran wieder fit ist, soll es zusammen mit Luc´s Boot zur Isla Margarita gehen, und dann  zum Heiraten nach Kanada. Wir sind schon eingeladen !

Wir nutzen die Tage, um den Norden Curacaos zu erkunden. Da gibt es nicht viel zu sehen. Ab und zu ein altes Herrenhaus und dann dieses "Health-Restaurant". An der Straße in den Norden gelegen, sieht es recht einladend aus. Die Bedienung ist aus Stuttgart und redet ununterbrochen. Sie erklärt alle Gerichte, obwohl sie gar nicht weiß, was die einheimischen Bezeichnungen bedeuten und was da zusammengekocht wird. Da es hier um Gesundheit geht, gibts auch keinen Alkohol. Auch kein Bier. Ein schwerer Schlag für Dieter und Wolfram. Das Essen schmeckt gut. Nur Loni bekommt etwas, was sie gar nicht bestellt hat, Wolfram hat verkohlte Chickenwings und Dieter bekommt nichts. Die wortreiche Entschuldigung der Schwäbin, läßt bei uns langsam den Verdacht keimen, daß hier irgendwas nicht in Ordnung ist. Allein, daß Wolfram erklären muß, wie man einen Papayasaft zubereitet-ist schon stark. Wir sitzen draußen in einer luftigen Churuata. Drinnen ist alles in sterilem Weiß gehalten-auch die Bediensteten laufen in Weiß herum. Dieter sprichts dann aus:" Wir sind in einer "Geschlossenen", für betreutes Kochen und Servieren ". Schließlich bietet die Schwäbin uns noch eine von ihr geführte Wanderung durch die Kakteen an. Wer weiß wo wir da landen ! Dann der Hinweis auf ihre Schmetterlingsfarm. Da wären auch Schmetterlinge aus Mittelamerika dabei. Die werden als Puppen importiert. Das übersteigt dann doch unsere Toleranz: "Thank you very much. May be later". Wie war das mit den Schwaben: "Wir können alles, nur nicht Hochdeutsch"   Englisch auch nicht!

Groote Knip und Loni

Wir fahren weiter und kommen wie durch Zufall an einen schönen Strand: Groote Knip. Es gibt eine Strandbar - mit Alkohol. Loni gönnt sich einen Whiskey, was den Barkeeper, der so Zähne hat wie Ronaldinho, vom Hocker haut. Eine Lady trinkt Whiskey ! Dann könnte sie doch nicht mehr Auto fahren. Es ist aufs Nächste ihm nicht näher zu bringen, daß Wolfram fährt. Welten stürzen für ihn zusammen. Schließlich lächelt er wieder und paßt sich der freundlichen Sonne an. Loni und Dieter springen ins Wasser. Wolfram döst unter einem Palmendach.

Am Freitag 18.1. ist wieder Bartag. Eine Riesenleinwand ist aufgebaut, um im TV die Wahl des diesjährigen Karnevalssongs zu verfolgen. Die Sendung ist so lang, daß am Schluß niemand mehr in der Lage ist, sich an den Gewinnersong zu erinnern. Zu Beginn der Party kommt alles durcheinander, weil Patricia, die auf ihrem Boot mit zwei Riesenhunden lebt, unbedingt mit einem der beiden in die Tierklinik gefahren werden muß. Der Hund hat eine Verletzung unterhalb des Auges. Der Kleinbus der Bar-Familie muß her, und die Tochter muß fahren. Da sie aber hinter der Bar alle Getränke ausschenkt, bricht der Betrieb zusammen. Da springt Brian ein (Brian kommt aus USA und lebt mit Frau und 2 kleinen Kindern auf seinem Boot). Professionell wie er zu Werke geht, war er wahrscheinlich in seinem ersten Leben Barkeeper. Als der Alkoholfluß wieder angemessene Formen angenommen hat, möchte eine Besucherin etwas fürs Kinderhilfswerk verkaufen und deponiert ihre Ware auf unserem Tisch. Danach stürmt sie die Bar und die dort herumhängenden Männer. Eine Freundin versucht zu fortgeschrittener Stunde von uns Geld für die Ware abzuzocken. Just in diesem Moment fällt das Kinderhilfswerk rücklings volltrunken vom Barhocker und verfehlt mit dem Kopf nur knapp einen großen Stein. Die Party treibt somit offenbar ihrem Höhepunkt entgegen.

Pilar gesellt sich zu uns. Diesmal erzählt sie von ihren vier Kindern (2 Söhne, 2 Töchter) . Ein Sohn war neuzehn, als er auf einem venezolanischen Öltanker anheuerte. Auf der Fahrt von Curacao nach Venezuela verschwand er spurlos mit 9 anderen Seeleuten. Es ist bis heute nicht herauszubekommen, was da passiert ist. Pilar glaubt fest daran, daß ihr Sohn noch lebt. Der zweite Sohn ist Computer-Ingenieur, die eine Tochter Rechtsanwalt und die Jüngste, mit 18, hat das Zeug zum Model, so hübsch ist sie.

Ach ja ! Die Bar-Mutter ist wieder da und hat die Atlantiküberquerung gut überstanden. Chon, ihr Freund und Skipper, beklagt das schlechte Wetter während der Überfahrt. Da hat sich seit unserer Überquerung nichts geändert. Wolfram mault etwas herum, daß Mephis (die Bar-Mutter) versprochen habe zu singen. Und was wäre jetzt? Nicht einen Song habe er gehört! Schnell ist Mephis mit ihrem Sohn Eric zur Stelle und singt speziell für Wolfram "Una paloma blanca". Wunderbar !

Zeit für uns in die Koje zu gehen. Loni und Dieter bleiben bis zum Abwinken und können noch ein paar Lieder von Mephis hören. Sie hat eine wirklich schöne Stimme.

Es hilft alles nichts. Am 19.1. um 17:05 Uhr legen wir Richtung Aruba ab. Es wird die erste Nachtfahrt für Loni und Dieter. Bei SE 5,5 Bft kommen wir mit 5-6 kn gut voran. Dieter genießt die Nachtfahrt, vorbei an großen Tankern, die sich im Meer treiben lassen und auf die Einfahrt in die Bullenbaai warten. Mehrere Kreuzfahrtschiffe kommen uns wie beleuchtete Weihnachtsbäume entgegen oder überholen uns. Gen Aruba werden wir, nur mit Fock, immer schneller: 6-7 kn. Dieter bleibt bis in die frühen Morgenstunden an Deck. Um 5:00 Uhr runden wir die Südspitze Arubas. 7:00 Uhr fahren wir hinter zwei Kreuzfahrtschiffen in den Hafen ein und legen am Containerpier an. Die Leute vom Hafentower haben uns schon entdeckt und weisen uns per Funk ein: Immigration kommt an den Pier, Zoll muß man hinlaufen. Das Ablegen ist schwierig, da der starke Wind auf die Pier steht. Andere Segler  helfen uns abzulegen. Doch Wolfram kassiert achtern einen Kratzer. 10:00 Uhr sind wir bei der Renaissance Marina. Kein Mensch über Funk zu erreichen. Heute  ist Ruhetag. Kein Platz frei. Wir kreisen. Plötzlich sitzen wir auf. Mit Müh und Not kann Wolfram die ATAIR mit Motorkraft von der Sandbank befreien. Ein Skipper hilft uns. Er rennt zum Hotel, um zu veranlassen, daß der von einem Hotelboot belegte Platz freigemacht wird. Alle sind hilfsbereit. Schließlich um 10:00 Uhr sind wir fest, nicht ohne daß Wolfram beim Anlegen an der Steuerbordseite noch Farbe abkratzen mußte. Ein Poller war im Weg. Wir haben ja auch sonst nichts zu tun.

Es ist der 20.1. und Loni und Dieter gehen planmäßig von Bord, um noch eine Woche in einem Honeymoon-Hotel zu genießen. Dieter leiht sich am Mittwoch und Donnerstag ein Auto. Zusammen erkunden wir die Insel. Zunächst gehts nach Süden. Unbedingt zum Baby-Beach. Der soll gaaanz toll sein. Dieter ist der Fahrer, und er findet den Strand gleich. Der ist auch wie erwartet: türkisfarbenes Wasser,feiner Sandstrand, Sonne pur, kühler Passatwind, auch eine Strandbar - hebt man jedoch den Blick ein wenig, hat man eine herrliche Aussicht auf die Raffinerie. Es ist immer noch eine der größten Raffinerien der Welt. Eine zweite lag während des 2.Weltkrieges weiter nördlich - dort wo heute die riesigen Hotels ("high rise hotels") seit 1984 entstanden sind. Es ist dort alles vertreten, was Rang und Namen hat: Hyatt, Marriott, Hilton ...... Auch das Honeymoon-Hotel von Loni und Dieter liegt dort, allerdings bei den sogenannten "low rise hotels". Das sind angenehm niedrige Hotels mit angenehmem Luxus und schönen Stränden. - Nach dem Baby-Beach versuchen wir den Nationalpark Arikok zu finden. Von der Südseite finden wir den Zugang nicht. Alle Wege enden im Nirwana oder an einem kleinen Gehöft. Schließlich fahren wir die offizielle 

 

 Baby-Beach

Straße. Im Nationalpark sind nahezu alle Wege durch Unwetter weggespült und unpassierbar. Ein netter Wächter weist uns in die zu fahrende Route ein. So wird es denn doch noch ein Erlebnis. Leider war die Arawakhöhle wegen der fortgeschrittenen Stunde verschlossen.

Am nächsten Tag gilt es die Naturbrücke zu finden. Das soll gaaanz toll sein. Welche Enttäuschung. Sicher einmal sehr spektakulär, wie sie sich über eine Meeresbucht spannte, immerhin so an die 50 m, ist sie nun zusammengebrochen. Das tut dem Touristenstrom keinen Abbruch. Es ist wie im Kölner Dom. Eine "First thirst station" hilft über die größten Mängel hinweg. Also weiter zur Goldschmelze. Ja, auf Aruba hat man 1824 Gold gefunden und in 90 Jahren 1600 to abgebaut. In diesem Gemäuer an der Küste wurden die Goldfunde geschmolzen.

Wir können dem Touristenstrom erst entkommen, als wir an der Crystal-Mine angekommen sind. Mia und Wolfram erklimmen den Berg und finden ein paar Gebäudereste der Goldgräber, aber leider kein Gold. Wir treffen dann Loni und Dieter wieder, die eine Eselfarm besuchen wollten. Die war geschlossen. Also, was tun? Richtig! Wir fahren zum California Lighthouse. Das ist der nördlichste Punkt von Aruba. Naja, jedenfalls fast. Ein dabei liegendes italienisches Restaurant winkt einladend, sieht aber teuer aus. Und so ist es auch! Ein völlig ungewürzter Hamburger zu 10 US $ + Service + Steuer. Das kleine Glas Rotwein zu 9 US $ läßt nicht nur Loni den Atem stocken. Am Ausgang steht so eine Art Trevi-Brunnen. Da soll man Geld reinschmeißen, wenn man noch welches hat, und versprechen wiederzukommen. Nein danke !

Am Sonntag, 27.1., verabschieden wir uns von Loni und Dieter mit einem Besuch auf "unserer" Privatinsel. Durch die Liegegebühr von 20 € pro Tag, können wir alle Einrichtungen des Renaissance Hotels kostenfrei nutzen. So auch die Bootsfahrt zu der zum Hotel gehörenden Insel. Ein schöner Sandstrand breitet sich vor uns aus. Unter Palmen blickt man auf das ruhige Wasser. Liegen und Hängematten stehen bereit. In einem Käfig schreien Aras, und Flamingos schreiten zwischen den Liegestühlen. Es scheint, daß es ihnen Freude macht, sich leise an Dich heranzuschleichen, und wenn sie in der Nähe Deines Kopfes angelangt sind, lassen sie ein Geschrei los wie Gänse. Ja, Flamingos schreien wie Gänse! Auch konnten wir beobachten, daß sie wie Gänse schwimmen und den Bürzel hochstellen, um mit dem Kopf unter Wasser zu gründeln. 

Abends nehmen wir noch den nächtlichen Karnevalsumzug mit. 4 Stunden lang ziehen die Narren an uns vorbei, mit Lämpchen geschmückt. Dazu dann die Riesenlastwagen mit den überlauten Bands-das gibt Stimmung.

                                                                                                                                                                                                                                  "Einen wunderschönen Guten Morgen, Chef.

                                                                                                                                                                                                                  Aus welchem Napf darf ich Ihnen heute das Wasser reichen ?"   

Noch zwei schöne Tage wünschen wir Euch und dann guten Rückflug. Es war schön mit Euch ! Kommt mal wieder mit, eine andere Ecke der Welt zu entdecken. Für die kleinen und großen Abenteuer werden wir sorgen. So viele Segler haben das auch noch nicht gemacht, mit viel Zeit von Bonaire über Curacao (inkl. Klein Curacao) nach Aruba zu segeln. Auf die 117 sm könnt Ihr stolz sein. Die meisten hetzen durch die ABC-Inseln, weil sie noch zeitig zum Panamakanal müssen - Kurs Südsee. Auch nicht schlecht!                                                        

               

        

Loni und Dieter auf Klein Curacao                         Vom Passat geformter Diwi-Diwi Baum auf Aruba     Blühende Aloe Vera/Crystal Mine

           

 

 

 

Karneval auf Aruba

     

 

                  

 

Tage auf Aruba vom 20.Januar 2008 bis 18. Februar 2008

Eigentlich hat Aruba keine besonderen Attraktionen zu bieten. Im Süden beherrscht die qualmende und stinkende Raffinerie das Feld. Dann gibt es noch eine zusammengebrochene Naturbrücke und die Ruine einer Goldschmelzanlage aus dem 19.Jahrhundert. Im Norden liegen die sogenannten "high rise" Hotels und die großen Supermärkte, und das ganze endet am California Lighthouse in den Dünen - ach ja, da ist ja noch der Golfplatz.

In Oranjestad kann man das kleine holländische Fort finden, auf dessen Turm in großen Buchstaben "Willem III" steht. Einen Juliana-Park gibts und ein reichhaltiges Angebot an Juwelen, Uhren und sonstigem Kreuzfahrerkram. Gucchi, Bulgari, Hilfiger, Benetton, Kelvin Klein, Rolex geben sich ein Stelldichein. Die Kreuzfahrschiffe geben sich am Pier sozusagen die Hand. Bis zu vier Riesendampfer mit bis zu je 4000 Leuten an Bord legen da an und wechseln sich täglich ab. Der Landfreigang für die Passagiere beschränkt sich auf wenige Stunden, was den Erkundungsmöglichkeiten der Insel angepaßt zu sein scheint. Da ziehen sie nicht weit von unserem Liegeplatz vorbei: Crown Princess, Princess of Seas, Emperor of the Sea, Adventure of the Sea - dann die Holland-Amerika Linie mit Amsterdam, Volendam, Veendam und schließlich etwas mickrig gegen die Riesenpötte aussehend: Aidavita und Aidaaura. Ab und zu kommen ein paar Kreuzfahrer auf unseren Pier und fragen über Wohin und Woher. So auch das deutsche Ehepaar, daß in 5 Monaten um die Welt fährt. Das ist ein bischen schneller als wir. Ob das auch besser ist ? - Inwieweit die Kreuzfahrer in die zahlreichen Casinos strömen wissen wir nicht. Aber die Amerikanerinnen sind ganz scharf drauf. Schon morgens hocken sie mit glasigen Augen vor den Slotmaschinen und werfen ihre Münzen ein. Männer sieht man erst gegen Abend am Roulettetisch, Black Jack oder Pferderennen. In den Casinos treffen wir auf den Typ Tourist, der für den Boom auf Aruba verantwortlich ist. Von Haus aus mit wenig Urlaub ausgestattet, haben  hier viele Amerikaner über timesharing in den Hotels 1 oder 2 Wochen investiert und kommen schon seit Mitte der 80er jedes Jahr hierher und finden es "great".

                                                                                                                                                                                                                                                                                                Schnapsdrossel            

 Der Amerikaner muß auch einfach mal das machen können, was er zu Hause nicht darf: In einem Casino um Geld spielen und öffentlich Alkohol trinken. So ist auf lange Sicht die Existenz von Aruba gesichert. Von New Jersey sind es nur 4 Flugstunden, so wie von uns zu den Kanaren. Das ist doch attraktiv!?

Obwohl nicht unsere Welt, so gibt es auch hier das Positive und das Negative. Positiv ist, daß wir mit den 20 € Liegegebühr für unsere ATAIR sämtliche Faciliäten des Renaissance Hotels nutzen dürfen (ein Doppelzimmer kostet immerhin an die 500 US $ pro Nacht !). Da hatte endlich mal einer ein Herz für Segler. So fahren wir mit einem Bootsshuttle direkt aus dem Hotel hinaus auf die Privatinsel des Hotels und strecken uns unter Papageiengeschrei oder Gänsegekreisch der Flamingos auf den bereitgestellten Liegen und Hängematten unter schattigen Palmen aus. Gelegentlich stört ein wenig das urweltliche Gefauche der startenden Jets des nahegelegenen Flughafens. Danach empfindet man die Ruhe um so intensiver. Kellner huschen zwischen den Liegen hin und her und bringen gekühlte Getränke und Snacks. Wenn mal was runterfällt sind die Flamingos oder die Echsen zur Stelle und säubern den aufgeschütteten Sandstrand. Wenn einem alles zuviel wird, läßt man sich ins geschützte Meerwasserbecken gleiten und hält den Kopf unter Wasser.

Ab 16:30 Uhr ist dann happy hour an der Poolbar im Renaissance Resort. Da gibt es wirklich nette Leute zu treffen. So z.B. Maggie und Joe aus New Jersey (er seit 12 Jahren timesharer). Er ist zum ersten Mal mit Maggie hier. Beide jeweiligen Ehepartner sind im gleichen Jahr gestorben, und da sie aus demselben Ort kommen, haben sie sich bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung näher kennengelernt. Wie das Leben so spielt.... Nach der happy hour werden die beiden aufgefordert einen neuen Drink zu kreieren. Wir sind, wie auch andere, als Jury bestellt. Das heißt auf deutsch: das Zeug saufen. Der Alternativdrink hat gegen Maggies/Joes Drink keine Chance. Und so kommt es zu dem Drink "Martini Casanova", weil Joe mit Nachnamen Casanova heißt. Dieser Drink wird nun 24 Std. in den Bars der Renaissance-Hotels ausgeschenkt.

 

 

Schwarm der Frauen: Barkeeper Legiano aus Surinam

 

Martini Casanova

Ananassaft, Orangensaft, Wodka, Grenadine + Schuß Sodawasser,  mit Eis schütteln und im Martiniglas servieren

 

2 Wochen später gelingt es uns, 2 junge Amerikanerinnen, die ebenfalls Siegerinnen (wir sind wieder Jury) ihres Drinks sind, zu überzeugen, ihn   "Sunny ATAIR" zu nennen. Guckst Du hier:

Jetzt sind wir etwas von dem Positiven abgekommen. Positiv sind die Aruba-Leute. Aus über 40 Nationen sind die 110000 eingewandert und leben offenbar friedlich miteinander. Freundlich und hilfsbereit von der Kassiererin im Supermarkt, der Immigration und Zoll, bis zum Anstreicher, der extra von seiner Leiter an der Hauswand herabsteigt und mit Dir bis zur nächsten Straßenecke läuft, um Dir den Weg zu zeigen. Gitter an Fenstern der Wohn- oder anderer Gebäude gibt es nicht. An der Tankstelle wird frei bezahlt, und man kann nachts unbehelligt durch die Straßen von Oranjestad wandeln.

Und nicht zuletzt hat das Trinkwasser beste Qualität. Es wird ausschließlich aus Meerwasserentsalzungsanlagen gewonnen.

Die Lebensfreude bricht dann zum Karneval aus. In großen Paraden, an denen jung und alt teilnimmt, ziehen an die 15 Bands und ihr Anhang an dem Zuschauer vorbei. Über 4 Stunden dauert das. Die eine Hälfte der Bevölkerung tanzt in der Parade, die andere am Straßenrand. Niemand bleibt zuhause. Schon bewundernswert, wie eine so kleine Gemeinde, 15 Livebands auf die Beine stellt und die bunten Kostüme zusammenbringt. Schon viele Tage vor den Umzügen, stellen die Einwohner Stühle an die Straße. Das gilt als Platzreservierung für die Paraden. Die Stühle sind allerdings festgebunden, damit sich niemand dazwischenmogeln kann.

Die Geschichte Arubas bietet nicht viel Aufregendes. 4500 Jahre haben die Arawaks, ein friedlicher Indianerstamm aus dem nördlichen Südamerika, auf Aruba gelebt. Sie kamen zunächst ohne Waffen aus, mußten sich dann aber gegen die agressiven Cariben verteidigen, die vom Festland aus ihre Raubzüge unternahmen und Menschenfresser waren. Pfeil und Bogen nützten nichts, als die Spanier 1499 in Form des Herrn Ojeda kamen. Sie erklärten kurzerhand die Insel als "nicht verwertbar". Das einzige, was man aus Sicht der Spanier holen konnte, waren die Arbeitskräfte. So deportierte man die Bevölkerung nach Santo Domingo, um sie dort als Sklaven in den Kupferminen auszubeuten. Nur wenige kehrten zurück. Später nahmen die Holländer den Spaniern die Insel ab, und die Einwanderung aus vielen Nationen begann. Die Indianer ließ man in Ruhe. Nach dem  kleinen englischen Intermezzo (1805-1816), kam die Insel wieder an Holland, gerade noch rechtzeitig, um den Goldrausch ab 1824 voll auszunutzen. 80 Jahre lang wurde Gold abgebaut. Touristen, die heute noch danach suchen, finden nichts mehr. Jeder Krümel wurde aufgearbeitet. Ab 1850 entwickelte sich Aruba zum weltgrößten Exporteur von Aloe. Der große wirtschaftliche Durchbruch gelang aber erst ab 1924 mit dem Bau der Ölraffinerie. Im 2. Weltkrieg wurden immerhin 20 % des Treibstoffbedarfs der Alliierten hier produziert. Grund genug für deutsche U-Boote, den einen oder anderen Tanker in der Umgebung von Aruba zu versenken. Wegen Überkapazitäten (das muß man sich aus heutiger Sicht mal vorstellen!) wurde eine der beiden Ölraffinerien geschlossen. An gleicher Stelle entstanden die Superhotels und der Tourismus wurde zur Haupteinnahmequelle Arubas.

Vier Wochen auf Aruba - das reicht dann auch. Anfangs genießen wir noch den Luxus des Hotels und der Privatinsel. Später wird es einfach langweilig. Wir versuchen das geeignete Wetterfenster zu finden, um möglichst unbeschadet nach Curacao zurückzukommen. Jedoch der Wind läßt einfach nicht nach, obwohl es Halbmond ist und dann (meistens) etwas ruhigere Bedingungen zu erwarten sind. Einige andere Segler, die noch durch den Panama wollen, hängen auch noch herum. Nächstes Etappenziel für sie ist Carthagena in Kolumbien. Bekanntermaßen ist die See in dieser Ecke der Karibik und zu dieser Jahreszeit besonders rauh. Dies wurde einigen Segelbooten und Skippern zum Verhängnis. So erfahren wir von Pete und Anne, die aus Dänemark sind und mit uns in Seru Boca Marina liegen, daß sie geplant hatten, sich mit einem Freund und dessen Boot auf Curacao zu treffen, um dann gemeinsam zu den San Blas Inseln (Panama) zu segeln. Da Pete und Anne sich aber bei der Atlantiküberquerung verspätet hatten, brach der Freund einfach auf und fuhr weiter. Der erfahrene Skipper segelte über Carthagena. Auch dort hielt es ihn nicht lange. Bei schlechtem Wetter lief er aus und geriet in die tosende See. Am hellichten Tag kam es zu einem touch down ( Das Boot kränkt so stark, daß Segel und Mast aufs Wasser schlagen ). Der Skipper fiel über Bord. Seine Frau, die sich im Boot befunden hatte, sah ihn noch abtreiben. Sie wußte nicht was zu tun ist. Er hatte ja immer alles alleine gemacht. Sie konnte weder die Segel bedienen, noch den Motor starten und auch keinen Funkspruch absetzen. Das Boot richtete sich wieder auf und segelte von selbst weiter. Vorbeifahrende Schiffe reagierten auf ihr Winken nicht. Nach 4 Tagen kam sie in die Nähe der San Blas Inseln. Die dort wohnenden Indianer halfen ihr schließlich sicher anzulanden. Der Skipper wurde nie gefunden !

Schließlich meint Wolfram ein Wetterloch gefunden zu haben, und am 18.2. geht es los.

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Pia

Eines Tages klopft Pia an unsere ATAIR und freut sich, daß sie mal wieder deutsch sprechen kann. Sie fragt, ob wir ein schönes Buch für sie hätten. Sie wählt sich "Narziß und Goldmund" (Hermann Hesse) aus, und wir kommen ins Gespräch. Das Buch müsse sie unbedingt lesen, denn ihre Freundin würde behaupten, daß sie beide ähnlich wie Narziß und Goldmund seien. Pia, die alles in der Welt erkundende, und sie, die Freundin, eher das Leben zuhause gestalten.

In der Tat ist Pia´s bisheriges Leben (sie ist 24) bemerkenswert. Sie hat einige Zeit in Brasilien zugebracht und dort in Heimen der UNESCO für mißbrauchte Mädchen gearbeitet. Nun hat sie noch etwas viel wilderes vor. Zusammen mit ihrem Freund Marcel will sie nach Ecuador, um dort auf einer Bio-Farm zu arbeiten. Da sie kein Geld haben, sind sie auf die Idee gekommen, von Frankreich aus auf Segelbooten mitzufahren. Hand gegen Koje ist das Prinzip. Das ging auch ganz gut. Zunächst bis zu den Kanaren. Dann auf einem anderen Boot angeheuert und Kurs Martinique abgelegt. Schon auf halber Strecke wurde für die fünfköpfige Crew  der Proviant und das Wasser knapp. Alles mußte rationiert werden. Als sie ca. 300 sm vor Martinique waren, brachen einige Wanten und der Mast schwankte bedenklich. Da hatten sie noch 20 l Wasser. Der Skipper setzte einen Notruf ab. Obwohl er selber Probleme mit seinem Motor hatte, kam ein polnischer Segler herbeigeeilt. Vier Crewmitglieder wurden auf hoher See übernommen. Dazu mußte bei 3-4 Meter Welle das Beiboot zu Wasser gelassen werden. Die Übernahme auf das andere Schiff war gefährlich. Um die Leute sicher an Bord zu hieven, stand der polnische Skipper außenbords auf einer Bordleiter und verschwand wegen des Wellengangs zeitweilig bis zum Hals im Wasser, um dann wieder hoch über den "Schiffbrüchigen" zu schweben. Schließlich ging alles gut, und sie kamen wohlbehalten auf Martinique an, wie übrigens auch das Boot mit dem wackelnden Mast. Das Wasser hat ja dann für den Skipper gereicht.

Dann mußten Pia und Marcel wieder anheuern. Sie wollten ja nach Panama. Sie erwischten einen Katamaran, der sie bis hierher nach Aruba brachte. Der Skipper, war der nette Holländer, der uns am ersten Tag auf Aruba so viel geholfen hatte. Eigner ist ein Australier, der mit software seine Millionen gemacht hat. Dieser kam auf Aruba eingeflogen nebst seiner Gattin, einer 27jährigen Russin, die ständig über Handy oder Laptop mit ihrer Mutter in Russland telefonierte. Der Eigner hatte sie als Hostess auf einer Softwaretagung in Moskau kennengelernt. Die Heirat blieb nicht aus, und nun bekommt sie monatlich 15000 € Taschengeld. Natürlich fährt sie nicht auf so einem schwankenden Boot mit, sondern fliegt zum nächsten Hafen voraus oder mal zur Mami nach Russland.

Als Pia das Buch zurückbrachte, erzählte sie ihre weiteren Reisepläne. Am besten auf dem Landweg mit dem Bus von Panama über Kolumbien nach Ecuador!  Wolfram erklärte ihr, daß es dort keine Straßenverbindung gibt. Durch die Dariensümpfe hat es vor einigen Jahren zum erstenmal eine Militärkolonne mit Amphibienfahrzeugen geschafft. Ja, wie kommt man dann nach Ecuador, wenn man kein Geld hat ? Wahrscheinlich wieder auf einem Boot anheuern und die Westküste Südamerikas hinunterfahren.

Abends trainieren Pia und Marcel auf dem Pier noch eifrig ihre Jonglierkünste. Als Feuerjongleure wollen sie unterwegs ein wenig Geld verdienen. Der erste Auftritt in Aruba ging daneben. Niemand interessierte sich dafür. Ist ja auch kein Spielcasino, in dem man Geld herausbekommt.

Eines Tages legt der Katamaran ab. Pia und Marcel winken. Wolfram kramt seine Südseemuschel heraus, die eigentliche eine Schnecke ist, und bläst ein "Gute Fahrt"-Signal. Ob wir die mutige Pia und den musikalischen Marcel wiedersehen ?

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18. Februar 2008 und 19. Februar 2008

Törn: Aruba - Curacao

Strecke: 76 sm

Crew: Mia und Wolfram

Von diesem Törn gibt es keine Fotos und auch kein Video. Es war ein harter Ritt. Wir haben geschlagene 27 Std. für die 76 sm gebraucht. Das ist eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 2,6 kn. Da kann man gemütlich nebenher laufen. Zunächst lief alles glatt. Ablegen in der Renaissance Marina, anlegen am Immigration/Zoll Pier (Immigration kommt ans Boot -"Ich muß ja sehen, daß Ihr auch wirklich abfahrt"- Zoll muß man laufen), ablegen vom Im/Zo Pier - alles verlief ohne Probleme. Wir wollten es uns gerade gemütlich machen - Autopilot rein, ein kleines Auslaufbier trinken, da frischt der Wind auf. Statt der versprochenen 4 Bft. gleich 7 Bft. In der Landabdeckung von Aruba geht das noch, obwohl Wind und Welle eine gehörige SO-Komponente hatten. Nachdem wir den Gestank der Ölraffinerie überlebt haben, erwartet uns an der Südspitze von Aruba das übliche Kabbelwasser. Binnen kurzem haben wir Wind (7-7,5 Bft), Strom (1-2 kn) und Wellen (3-4 m) gegen uns. Wenigstens regnet es nicht. Die ATAIR quält sich dahin. In den SO-Schwell mischt sich launigerweise ab und zu eine große Welle von NO. Es ist nicht zu verhindern, daß es öfter ordentlich kracht und die ATAIR in ihren Grundfesten erschüttert wird. Der Mond blickt nach Einbruch der Nacht freundlich auf uns herab. Nicht so das Meer. Es will unbedingt ins Cockpit. Ein paarmal schwappt es über Mia hinweg, jedesmal, wenn sie sich gerade was Trockenes angezogen hat. Wir verstecken uns hinter der Sprayhood.- Wolfram beschuldigt Mia "mal wieder" an den Gashebel gekommen zu sein. Der Motor bricht vorübergehend in der Drehzahl ein. Mia wars aber nicht und eine Entschuldigung ist fällig. Der Motor macht diese Mätzchen von sich aus. Schließlich stottert er auf 3 Töpfen dahin - kaum noch Kraft auf die Schraube. Und dann geht er ganz aus. Glücklicherweise läßt er sich immer wieder starten. Als es dämmert, setzen wir das Groß im 2. Reff zusätzlich zur Fock. Und kreuzen ......

Die erhoffte Landabdeckung von Curacao fällt am 19.2. aus. Der Wind hat nun zusammen mit Strom und Welle vollkommen auf S0 geschwenkt und fegt an der Küste entlang uns auf die Nase. Wir erreichen Curacao in der Höhe der Bullenbaai und halten uns dicht an der Küste. Der Holekurs trägt uns aber immer wieder nach draußen zu mehr Strom und Welle. Schließlich erreichen wir gegen 15 Uhr die enge Einfahrt zu Spaanse Waters. Mia macht den Anker vorsichtshalber klar, falls wir genau in der Einfahrt ins Treiben kommen. Wie alte Profis segeln wir elegant in den Kanal. Über Funk haben wir die Marina erreicht und um Hilfe beim Einfahren in die Box gebeten. Ein Motorboot kommt herbei und bugsiert uns an den Pier. Geschafft !

Wir versinken in einen erholsamen Schlaf. Den Motor gehen wir morgen an.

 

19. Februar 2008 - 24. März 2008

Tage auf Curacao

Gestern sind wir angekommen und heute nach dem langen Schlaf läuft der Motor normal, als wenn nichts gewesen wäre. Es kann also nicht am Motor selbst liegen sondern an dem Kraftstoffsystem. Nachdem alle total verdreckten Filter ausgetauscht sind, ziehen wir aus dem Tank eine Dieselprobe. Dabei stellen wir fest, daß das aufwendige Rohrsystem von VDO zur Füllstandsmessung kaputt ist. Wir ahnen noch nichts Böses, sondern nehmen das als Tatsache und fragen uns, woher wir denn nun so ein Teil bekommen sollen. Die Odyssé durchs Internet beginnt. Die Motivawerft kann uns nur ihren damaligen Lieferanten in Österreich nennen, der das Produkt aber nicht mehr führt, wie wir nach einigen emails feststellen. Also unter VDO nachgeschaut. Dabei stellen wir fest, daß es die einst renommierte Firma VDO nicht mehr gibt. Sie wurde zuerst von Siemens aufgekauft und wechselte dann mehrfach den Besitzer. Jetzt haben wir es mit einer Fa. Kienzle (Uhren?) zu tun. Und nach langer Zeit bieten sie uns sogar das Rohr an (286 €), aber nach Curacao versenden, das würden sie nicht machen. Was nun ? Ein email, daß der Versand doch nicht aufwendiger ist, als das Rohr in Deutschland zu versenden, bleibt unbeantwortet. Jetzt befinden wir uns in einer Denkpause.

(Wir beschreiben diesen Vorgang so genau, weil es manchen Mitfahrern nicht einleuchtet, daß der Wolfram ausflippt, wenn etwas aus Unachtsamkeit beschädigt wird. Abgesehen von den horrenden Ersatzteilpreisen, ist es irgendwo auf der Welt ein zeitaufwendiges und mühsames Unterfangen überhaupt das Ersatzteil zu bekommen. Bitte habt Verständnis gegenüber dem Wolfram !)

Der Diesel war völlig verdreckt. Bakterienbefall ! Wo haben wir uns den eingesammelt ? Das spielt jetzt eigentlich keine Rolle mehr. In Willemstad in der Curacao Marine Werft finden wir Eric und Jack, die uns versprechen am 6.3. den Tank zu reinigen. Wir müssen aber nach Willemstad kommen. Das wird eine show ! Dann wird die "Queen Emma Bridge" extra für uns aufgemacht !

Aber zunächst haben wir mal den 20.2. Totale Mondfinsternis ist angesagt. Da wir auch noch Mttwoch haben, finden wir uns alle in der Bar ein. Mit uns sind Chon, Maivis, Frondaly und 6 Dänen. Die Finsternis setzt um ca 21:00 Uhr ein und ist spektakulär. Nicht ein Wölkchen trübt das Schauspiel. Und wir sitzen in der ersten Reihe, nebenbei Lebensgeschichten erfahrend:

Maivis und John (Holland/Curacao)

John hat viele Jahre am Ijsselmeer gewohnt. In Stavoren und Medemblik. Damals hätten wir ihn schon kennenlernen können, als wir im Ijsselmeer kreuzten. Zunächst arbeitete er als Elektroingenieur. Dabei lernte er auch seine erste Frau aus Indonesien kennen. Zusammen haben sie einen Sohn. Trotz Scheidung schwört John immer noch auf das Zaubergetränk seiner Schwiegermutter aus Indonesien. Man trinkt morgens täglich einen viertel Liter davon. Dann kannst Du normal essen und trinken und nimmst trotzdem ab ! Die Frage nach dem Rezept des Zaubertrankes, blieb bis heute unbeantwortet. Es wären zu viele Ingredientien drin, die man hier nicht bekäme. Ich solle mir aber die Maivis angucken, die wäre früher auch dick gewesen und heute gertenschlank. - Später sattelte John auf Finanzberater um. Da blieb immerhin so viel hängen, daß er sich eine Segelyacht kaufen konnte. Zwischendrin flog er immer wieder nach Curacao, um Urlaub zu machen. In der Bar in Seru Boca Marina traf er Maivis. Er fragte sie, ob sie nicht ein paar Freundinnen hätte, die ihm die Insel zeigen könnten. Die Freundinnen lernte er zu diesem Zeitpunkt nicht kennen. Maivis übernahm selbst die Führungen und nun hat John ein Haus gekauft und wohnt dort mit Maivis, glücklich und zufrieden. Mit ihnen lebt im Haus die hübsche Tochter Frondaly, eines der vier Kinder von Maivis. Ende letzten Jahres haben John und Maivis zusammen die Segelyacht über den Atlantik geholt und verbringen meistens den Sonntag darauf. Manchmal fahren sie um die Ecke in die Fuik Baai, um allein zu sein.

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Anne und Pete (Dänemark) SY Rumkath

Anne ist Schriftstellerin und sitzt tagelang auf dem Deck der "Rumkath" und schreibt und schreibt. Es sind Fantasy-Romane. Leider sind sie bisher nur auf dänisch erschienen. Sie hat einen kleinen Verleger, der wohl die Übersetzung nicht bezahlen kann. Ihr größter Wunsch ist, einmal an der Frankfurter Buchmesse teilnehmen zu können. Anne fährt keine großen Strecken mit. Über den Atlantik mußte das Pete alleine machen, bzw. mit Freunden. Anne und Pete haben sich eines Tages in Dänemark getroffen. Anne brachte 2 Kinder mit und auch Pete. Zusammen haben sie dann noch ein fünftes Kind. Es sind schon  7 Enkelkinder da. Deshalb  bleiben Anne und Pete nur 3 Monate in der Karibik und schippern ein bischen herum. Dann gehts wieder nach Hause. Die Sehnsucht nach den Enkelkindern ist groß. Diesmal wären sie zum ersten Mal Weihnachten nicht zuhause gewesen. Sie hätten quasi den Enkeln das Weihnachten gestohlen. - Pete würde gerne durch den Panama und weiter segeln. Aber so ist es auch gut, sagt er. Noch 1-2 Jahre, dann verkaufe ich das Boot. Pete war Ingenieur und hat auch in Deutschland gearbeitet. Deshalb ist sein Deutsch excellent. Seine erste Ingenieursaufgabe war eine Bierabfüllmaschine für Hannen Alt zu planen und in Betrieb zu nehmen. Jetzt hat er sich zusammen mit anderen in Indien in der Nähe von Goa ein Gelände gekauft. Dort soll ein Resort Hotel entstehen, in dem die wachsende Mittelschicht Indiens Urlaub machen kann. Die Grundstückspreise in dieser Gegend ziehen gewaltig an. Der Wert des Geländes hätte sich innerhalb von 3 Jahren verfünfacht. Das Gelände wirklich in Besitz zu nehmen ist in Indien nicht so einfach. Das indische Erbrecht sieht vor, daß alle Erben gleiche Teile bekommen. So wird ein Gelände völlig zerstückelt und es ist schwierig alle Besitzer ausfindig zu machen und dann noch handelseinig zu werden. Außerdem muß das Gelände rund um die Uhr bewacht werden. Wenn sich ein Obdachloser dort niederläßt, kann er mit keinem juristischen Mittel vertrieben werden.

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Diane und John (Australien) SY Flame

Diane und John kommen aus Perth. Das liegt ca 3000 Meilen von Sydney entfernt auf der Westseite Australiens. Beide hatten ein Touristikunternehmen, bis sie meinten, man müsse doch die Welt umsegeln. Um sich vorzubereiten, machte John einen "Schwerwetterkurs". MitFreunden segelte er von Perth nach Tasmanien. Die Gegend als "roaring fourties" bekannt, machte ihrem Namen alle Ehre. Bei 15 m hohen Wellen und 40 kn Wind flogen sie gegen Tasmanien. Dort angekommen, waren sie so erschöpft, daß sie die Untiefe im Hafen nicht beachteten und Grundberührung hatten. Alles ging gut aus, und John und Diane starteten über den indischen Ozean nach Madagaskar und Südafrika. Rio de Janeiro und nun Karibik. Inzwischen haben sie schon wieder abgelegt, Cartaghena und Panama erreicht. "Das war der härteste Ritt den wir bisher hatten. Von Aruba nach Carthagena. Das fünftgefährlichste Seegebiet der Welt", schrieben sie uns. Welche sind die anderen vier, fragen wir uns. Nun müssen sie vor dem Panama warten - 5 Wochen, manche sprechen von acht. Die Handelsschiffe haben Priorität und die stauen sich auch schon endlos. Es wird Zeit, daß der Treibhauseffekt etwas zulegt, damit man nördlich von Kanada herum fahren kann. John liebt "german Weißbier" und so bekam er ein Franziskaner Weißbier von uns zum Abschied geschenkt. Die Quelle ? Supermarkt Albert Heijn, Curacao. Zu Wolframs Südseemuschelsignalen legten Diane und John am 16.3. ab. Diane fiel dann auch noch der Name "Owen Hunter" ein. "Wolfram, Du erinnerst mich an einen Freund aus meiner Jugendzeit - der Name fällt mir partout nicht ein. Die Frage, ob das denn die erste Liebe gewesen sei, wurde beantwortet mit : "Just a very good friend", übrigens auch noch Baseballspieler. Falls wir nach Australien kommen, müssen wir unbedingt nach Perth, denn wir sind eingeladen von den sympathischen beiden Aussis.

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Elisabeth und Jaques (Frankreich) SY Sandetie

Elisabeth und Jaques haben bereits die Welt umrundet und sind nun wieder auf dem Weg in die Südsee. Elisabeth kam nur zeitweise an Bord, weil sie noch arbeiten mußte. Dann auf Tonga faßte sie den Entschluß, die Arbeit aufzugeben und Weltumseglerin zu werden. Dazu war aber eine ordnungsgemäße Kündigung notwendig. Dazu gehört in Frankreich, daß die Kündigung schriftlich erfolgt. Auf Tonga gab es jedoch weder Briefpapier noch -umschläge. Kurzerhand griff Elisabeth zu einer allein vorhandenen Ansichtskarte und formulierte darauf ihre Kündigung. Nach einiger Zeit kam die Antwort: " Kündigung unter einer Bedingung akzeptiert: schicken Sie uns weiterhin so schöne Ansichtskarten, damit auch wir träumen können ".

Jaques will nicht mehr über die Galapagosinseln fahren. Dort sei es zu dreckig und man müsse für jeden "Atemzug" bezahlen. So z.B. wenn man mal eine Schildkröte oder eine Robbe sehen wolle. Kein Wunder bei 300 000 Touristen pro Jahr. Vor 35 Jahren, als Wolfram die Inseln besuchte, gab es in der "Hauptstadt" 300 Einwohner. Heute sind es 30 000 !!! Das "Paradies", welches nie eins war, wird auch hier verramscht. Die bemerkenswert wilde Natur wird auf der Strecke bleiben. Segler sind dort, wie wir hören, nicht sehr willkommen, weil sie nur wenig Geld in die Kasse bringen. Nun wird Jaques die südamerikanische Westküste hinunterfahren, bis er auf den Südostpassat trifft. Dann wird Kurs auf die Gambier-Inseln genommen, denn auch die Marquesas scheinen nicht empfehlenswert zu sein. Tahiti ist nicht weit und eine Zwischenstation auf dem Weg nach Hawaii und Alaska. Die nordamerikanische Westküste hinuntergesegelt, kann man zur nächsten taifunfreien Saison wieder in der Südsee sein. Große Pläne von Jaques. Aber leider geht manches nicht so, wie man möchte.

Eines Tages fängt sich Elisabeth einen unbekannten Virus ein und muß nach Frankreich fliegen. Gestern (16.4.) ist sie wieder zurückgekommen, noch etwas bleich um die Nase. Was nun ? Für Panama ist es in Anbetracht der langen Wartezeiten schon etwas spät. Elisabeth und Jaques denken noch darüber nach.

 

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Betty und Thorvald (Dänemark) SY La Puerta

Mit Betty und Thorvald (der Einfachheit halber nennen wir ihn "Torwart") lernen wir dänisch. Wir wissen jetzt was "Erdbeeren mit Schlagsahne"  und was "Aussetzen" beim Kartenspielen heißt, nämlich "springover". Wie die Erdbeeren geschrieben werden wissen, wir nicht, aber ungefähr so: "röl grö de blw" . Betty bestätigt dann auch, daß dänisch eine lustige Sprache sei. - Thorvald war sein ganzes Leben lang Hochseefischer. Schon als Jugendlicher fuhr er mit seinem Vater hinaus zu den Faröern, Shetlandinseln, New Scotland, Orkneyinseln usw. Sie gingen auf "Ölfische" Es gibt kleine Ölfische, die bis 10 % Öl haben, dann den Hering mit bis zu 30 % Öl und die Makrele mit etwa gleichem Fettgehalt. Die Fische wurden nach Esbjerg gebracht, wo sie weiter verarbeitet wurden. Die Japaner brauchen die Fische für ihr Sushi. - 45 m lang war Thorvalds Trawler. Sie waren damit Wochen ja Monate auf See. Nun hat er den Trawler verkauft und sich in USA ein Segelboot zugelegt. Damit sind sie die intracoastal waterways hinuntergefahren und schließlich über den Karibikbogen nach Curacao. Nun haben sie in Richtung Puerto Rico abgelegt und wollen dann nach Europa zurück, vielleicht Mittelmeer und Türkei. Betty fährt auch die weiten Strecken nicht mit. Tagelang telefonierte Thorvald herum, bis die Crew für den Atlantik stand. Denn die Zeit drängt. Mai/Juni ist die beste Zeit, um über die Azoren nach Europa zurückzukehren. Sie wären ja schon früher gestartet, aber sie hatten "generatorproblems". Nach allem mußte ein neuer in USA gekauft werden. Bis der ankam, waren schon wieder ein paar Wochen rum. Zeit genug für uns mit Betty und Thorvald UNO- und Würfelspielschlachten zu liefern, an Bord zum Abendessen zu sein und viel zu erzählen.  Betty muß nun auch ihrer Tochter (Deutschlehrerin) helfen, denn das erste Enkelkind kommt im  Juli. Der Sohn ist in London verheiratet und als Computerfachmann tätig. Am 5.4. trafen wir Betty und Thorvald noch einmal auf der immigration. Alles war klar zum Auslaufen. Leider hatten wir die Südseemuschel nicht mit, sonst wäre ein "Gute Fahrt" fällig gewesen.

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Am 6.3. brechen wir schon um 7:30 Uhr auf und erreichen die Emma-Bridge in Willemstad um 8:45 Uhr. Wir haben einen Kanister mit Diesel installiert und füttern damit unseren Motor. Vor Willemstad müssen wir eine halbe Stunde warten, denn ein großer Tanker muß erst durch den Engpaß. Nicht weit von uns passiert ein chinesisches Segelboot (das erste welches wir mit dieser Nationalität überhaupt sehen). Der Skipper winkt enthusiastisch freundlich und wir selbst sind beeindruckt von diesem Erlebnis. Unser Winken fällt deshalb nicht minder freundlich aus.

Nun ist der Weg frei, und wir fahren stolz an den Cafés von Punda und Otrabanda vorbei. Dort haben wir auch schon oft gesessen und die kleinen und großen Schiffe bewundert. Am Ende des Kanals stirbt der Motor ab. Wir holen sofort die Fock raus und versuchen uns frei zu halten von den diversen großen Pötten, die am Kai liegen. Fürs Groß ist es schon zu spät, denn der nächste Frachter ist nur 50 m entfernt. Es gelingt uns in die Lagune (Schottegat) hinauszusegeln. Der Wind ist in Böen bei 7 Bft. Allein mit der Fock kommen wir bei dem knappen Platz nicht zu unserem Ziel Curacao Marine. Schließlich lassen wir uns Richtung Westen treiben und lassen bei 9 m den Anker fallen. Nun haben wir etwas Zeit, den Gründen für den Motorausfall nachzugehen. Offensichtlich hat sich der Dieselschlauch aus dem Kanister gearbeitet und der Motor hat Luft bekommen. Nach 1 Stunde Arbeit läuft alles wieder und wir laufen in Curacao Marine ein und machen am Travellift fest.

Eric und Jack gehen an die Arbeit. Ein Versuch den Diesel über ein Filter zu reinigen schlägt fehl. Das geht zu langsam. Dann  liegen wir ja noch in drei Tagen hier. Ein Faß mit Pumpe wird herbeigefahren. " Wieviel Liter sind noch im Tank ? " - " So ca. 120 " - "Na, dann reicht ja das eine Faß ". Die Pumpe arbeitet fleißig den verdreckten Diesel aus dem Tank. Plötzlich sprudelts oben aus dem Faß. Die 180 l sind voll. Großes Fragezeichen auf allen Seiten. Naja, vielleicht haben wir etwas mehr im Tank. Ein zweites Faß wird ebenfalls anstandslos gefüllt. Und in ein drittes gehen auch noch 100 l rein. Macht zusammen 460 l ! Zusammen mit dem von uns errechneten Leervolumen von 280 l macht das ein Tankvolumen von 740 l. Und wir sind immer von 400 l ausgegangen, denn nach 400 l Verbrauch zeigte die Tankuhr auf "empty" . Jack schaut intensiv in den Tank und mißt ihn aus, soweit das möglich ist. Denn er ist ja im Kiel eingelassen und seine Dimensionen nicht offenliegend. Er kommt auf 900 l. Das einzige was bleibt, um den Tankinhalt genau zu ermitteln, besteht nun darin in voll zu füllen und zu sehen wieviel reingeht. Und dann muß ein neuer Füllstandsmesser her ! (s. oben VDO).

Im Tank kann man noch den Dreck bewundern. Eine Reinigung sei viel zu teuer, meint Jack. Besser etwas Diesel neu einfüllen und dann Antibakterienmittel zugeben. So haben wir es gemacht und seither läuft  der Motor einwandfrei. Jaques schwört auf seinen Magneten. Den hat er in die Dieselleitung eingebaut und hat seither keine Probleme mit Bakterien. Die US-Firma wirbt mit dem Slogan: " Niemand weiß warum es funktioniert, aber es funktioniert ! ".

Zunächst müssen wir aber mit dem Kanister zurück nach Seru Boca Marina. Die Emma-Bridge macht extra für uns auf und hat die schwarze Flagge gehißt. Das bedeutet: Die ATAIR ist ein großes Schiff ! Die Brücke schwingt dann auch ganz weit auf und wir passieren. Vielleicht haben sie aber auch gedacht, wir müssen wieder die Segel rausziehen und brauchen dann viel Platz. Mia filmt diese spektakuläre Durchfahrt und der Brückenkapitän bekommt ein besonders herzliches Winken.

Alles läuft prima, auch die enge Einfahrt in Spaanse Waters wird anstandslos bewältigt. Wir freuen uns schon auf den sundowner. Da, 100 m vor der Marina, bleibt der Motor stehen. Wieder ankern, wieder eine Stunde Luft aus dem Dieselsystem holen - dann können wir anlegen. Wir wagen nicht daran zu denken, was passiert wäre wenn der Motorausfall im Kanal von Willemstad oder in der Marina passiert wäre. Bei der Windstärke hätten wir "Probleme" gehabt...........  Beim sundowner sind die wenns und abers bald verflogen, und wir feiern unseren größeren Tank.

Über das wahre Tankvolumen berichten wir weiter.

Langsam nimmt die Zahl der Segler in der Marina ab. Manche fahren weiter Richtung Panama, andere nach Hause. Das ist die Zeit der Abschiedsessen. Einmal sind wir bei Anne und Pete, wo wir Bente die dänische Segelmacherin kennenlernen. Sie lebt schon 14 Jahre auf Curacao. Ihr Mann war Journalist und hat für Segelzeitschriften geschrieben. Da kam das Zusatzgeschäft durch ihre Segelreparaturen gerade recht. Vor ein paar Jahren ist er gestorben. Nun muß sie sich allein mit dem Segelmachen durchschlagen. Sie lebt bescheiden in einem kleinen Häuschen auf dem Gelände einer Betonmischfabrik, solange der Besitzer sie dort duldet. Zweimal wurde sie in ihrem Haus schon überfallen. Trotzdem will sie bleiben, denn in Dänemark sind die Kosten so hoch und es ist soooo kalt.

Am 9.3. sind wir zusammen mit Anne und Pete bei Maivis und John eingeladen. John hat ein Haus gekauft und richtet es nun nach seinen und ihren Bedürfnissen her. Im Garten steht ein Mango- und ein Cashewnuß-Baum. John ist ein Torten und Süßigkeitsfan. Deshalb werden die Früchte zu Torten und Marmelade verarbeitet. So ist auch die Bedingung für die Einladung, eine Torte zu backen. Nach vielfältigen Rückfragen bei Susanne und Doris (Schwester und Schwägerin von Mia) fällt die Wahl auf eine Ananastorte. Ananas gibts ja jede Menge, aber richtige Sahne führt nur einer der zahlreichen Supermärkte. Während Mia mit dem Backofen kämpft, werden Pete und Wolfram beauftragt den Fisch zu räuchern. Beide haben das noch nie gemacht. Auch die Hinweise von John sind sehr spärlich. Schließlich rückt er aber doch mit etwas Sägespäne heraus. So können wir auf Spiritusbrennern in einem geschlossenen Grill doch einen ordentlichen Räuchervorgang bewerkstelligen. Aber viel zu früh ! Der Fisch ist schon längst fertig, ja er wird schon langsam schwarz, da werkelt John immer noch an seinem Thunfischsalat. Mia will eine Ananasdose öffnen, jedoch fehlt der Dosenöffner. Maivis holt diesen dann vom Nachbarn. Unter Hilfe aller gelingt ein Superabendessen, mit viel Spaß und erzählen. Nur für Anne und Mia, die sich großzügig bereit erklärt haben, nimmt der abschließende Abwasch kein Ende. Es scheint, daß die ganze Straße ihren Abwasch eben noch schnell vorbeigebracht hat. Immer wieder bringt Maivis aus verborgenen Quellen noch ein paar Tassen, Teller und Gläser. Mit einem guten Rum endet dieser harmonische Abend, an dem auch die karibische Improvisierkunst ein Fest gefeiert hat.

Als Johns Freunde aus Spanien mit ihrem Segelboot eintreffen, nachdem sie den Atlantik überquert haben, ist der Teufel los und der Freitag der 14.3. wird in die Annalen der Bar eingehen. Eric ist in Hochform. Die Musik reißt alle mit, sodaß wir singen, tanzen und uns im Witzeerzählen übertreffen. Die Spanier lassen nicht nach und legen immer noch ein Lied nach. Da will der Halbmond auch nicht beiseite stehen und hängt wie eine betrunkene, chinesische Suppenschüssel über unseren Köpfen. Als Mia und ich schon längst in der Koje liegen, singen die Spanier immer noch. Es soll bis vier morgens gegangen sein.

Schließlich sind nur eine Handvoll Boote übrig geblieben, die noch eine Besatzung aufweisen können. Besonders mit Betty und dem Torwart verbinden uns gegenseitige Einladungen zum Abendessen und ausgedehnte Würfel- und Kartenspielwettkämpfe. Wir warten auf zwei Päckchen aus Deutschland und der Torwart auf seinen Generator. Unsere Päckchen mit Leuchtröhren und Gasherdersatzteilen sind schneller. Wir haben wieder was zum Basteln. Endlich können wir den Salon auch wieder voll beleuchten, denn bald kommen die Kegeljungs, und wie sieht denn das aus, wenn der Salon im Halbdunkel liegt.

 

25. März 2008 - 06. April 2008

Törn: Curacao-Klein Curacao-Bonaire-Klein Curacao-Curacao

Strecke: 81 sm

Crew: Mia, Klaus, Herbert, Peter

Diesesmal gibt es keine Vogelgrippeschutzimpfung, die die Kegeljungs auf Teneriffa über sich ergehen lassen mußten. Aber eine Immigrationprozedur an Bord der ATAIR, auch als Erholung nach dem langen Flug gedacht. Zunächst müssen Klaus, Herbert und Peter einen Fingerabdruck im Gästebuch hinterlassen und dann gibts einen G.R.O.G. - Woher kommt das Wort GROG ? Es ist ein Rum, der auf Grenada hergestellt wird und zur Zeit von King George von dort an den englischen Hof geliefert wurde. Damit die Rumfässer nicht mit anderen Rumsorten verwechselt wurden, brannte man in die Holzfässer G.R.O.G. als Schriftzug ein. Und das heißt: Georgius Rex Old Grenada. -

Der erste Abend geht zu schnell vorrüber. Mia ist froh, wieder deutsch sprechen zu können. Die Grüße von zuhause und die neuesten Nachrichten aus den Familien und von den anderen Kegeljungs werden ausgetauscht. Dann fällt unser Blick zurück auf die vielen Törns, die wir schon zusammen gemacht haben. 10 oder 11 mal sind Herbert und Klaus schon mitgesegelt. Peter war schon 2 mal dabei. Die Erlebnisse vom Ijsselmeer, der Nordsee, Cote Azur, Griechenland, Türkei, Sardinien, Ibiza, Amsterdam-Lissabon, Mallorca, La Gomera ziehen an uns vorbei. Schließlich sind wir rechtschaffen müde und verabschieden uns in die Kojen, einer nach dem anderen. Halt, die Einweisung in Toilettenbedienung und Trinkwassergebrauch (Stichwort: Fußpumpe) muß die Mia noch machen.

Am nächsten Tag, den 26.3., nutzen wir das Auto und fahren nach Willemstad und bummeln durch das Städtchen. Wir essen für wenig Geld in der "Casa Bleu", einer Art Großgarküche. An die zehn Küchen kochen in einer großen Halle und haben großen Zulauf, besonders von den Einheimischen. Es schmeckt sehr gut und die Portionen sind überreichlich. So gestärkt brechen wir in den Norden auf, um den Christoffel-Nationalpark zu besuchen. Der ist aber schon ab 14:30 Uhr geschlossen. Also weiter zum Westpunt (Nordspitze von Curacao), Kleine Knip (Kleinststrand) - alles nicht  besonders sehenswert. Dann übersieht Wolfram noch eine große Bodenschwelle (Typ: schlafender Polizist). Das Auto kracht voll auf die Straße, sodaß man meint der Motor wird abgerissen. Eine Inspektion ergibt, daß nichts weiter passiert ist. Zum guten Ende erreichen wir Grote Knip, ein wunderbarer Sandstrand. Endlich können wir den Straßenstaub abspülen. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang. Auf dem Rückweg sehen wir die ersten Flamingos. Eine größere Gruppe stakt nahe der Straße im seichten Wasser herum. Fotostop ist ein Muß.

Zurück in Seru Boca ist die Bar schon offen. Frondaly und Maivis servieren Gemüsesuppe und Rindfleischklößchen mit Spaghetti. Das bekommt den hungrigen Mägen gut !

Der Donnerstag, 27.3., macht einen Gang zur Immigration für Wolfram notwendig, denn morgen wollen wir über Klein Curacao nach Bonaire segeln. Wider Erwarten ist dieser Gang sehr abwechslungsreich. Am Eingang zum Hafengebiet stehen zwei Musikanten und spielen karibische Rythmen. Der eine schabt im Takt auf einer Küchenreibe herum, während der andere eine Art Leierkasten bedient. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es sieht aus wie ein senkrecht gestelltes Klavier oder Cembalo und erzeugt einen reizenden Klang. Ein kleines Stück habe ich aufgenommen. Bitte schaut und hört selbst.

In der Immigration sind alle so freundlich wie immer. Der seit Monaten vertrocknete Geranienstock im Wartezimmer, hat nun einen Zettel. Darauf hat ein Witzbold geschrieben: Erster Preis - Landwirtschaftsaustellung Curacao.

Wolfram geht noch bei Radio Holland vorbei. Das ist die Adresse für Radar, Inmarsat und Kurzwellenfunk. Glücklicherweise brauchen wir ein neues Radar und Inmarsat C nicht, weil wir diese reparieren konnten, aber allein schon die Kurzwelle ist sehr teuer. Eigentlich gleichpreisig zu Deutschland. Der Zoll- und Mwst-vorteil wird durch die Frachtkosten aufgefressen. Da müssen wir erst mal nachdenken.

Erste Gelegenheit dazu ist der Drink, den wir auf der Terasse bei "Steak an Ribs" im Alten Fort von Willemstad direkt über dem Meer nehmen. Langsam gewöhnen sich K,H und P an die karibischen Geschwindigkeiten und so erreichen wir mit Müh und Not die Happy hour in der Bar der Sarifundi-Marina. Es gibt garkeine Marina, aber viele Ankerlieger in der Umgebung, die die Bar am Leben halten. So ist sie auch brechend voll. Wir treffen die Dänen wieder: Betty, den Torwart ( er hat seinen Generator bekommen und erfolgreich eingebaut), Find und Dianna (SY Te Kai De). Vergnügt kehren wir zurück nach Seru Boca. Ein wenig hinderlich ist, daß der linke Scheinwerfer am Auto nicht funktioniert und der andere ca. 2 m weit leuchtet. Da darf dann kein schwarzer Radfahrer kommen, üblicherweise unbeleuchtet.

Wir lassen uns Zeit und brechen erst um 12:45 Uhr Richtung Klein Curacao auf. Draußen erwartet uns der Kreuzschwell vor Süd-Curacao. Heute ist es besonders heftig und manchem von uns wird flau im Magen. Nach viereinhalb Stunden ist es überstanden, und wir machen an einer freien Boje fest. Das einfädeln in die Boje geht noch (nach mehreren Anläufen) mit unserem 1,5 m langen Edelstahlschnapphaken. Wie bekommt man aber die 2. Leine durch die Öse. Wolfram muß ins Wasser und einfädeln und Leine verlängern. Die Crew zieht kräftig, und so liegen wir schließlich einigermaßen ruhig an der Boje. Der sundowner ist redlich verdient. Zu unserer Überraschung funktioniert der verfallene Leuchtturm wieder. Doppelblink mit 15 s Wiederkehr. - Später wölbt sich der traumhafte Sternenhimmel über uns. Auch ohne unseren Sterndeuter Franz machen wir das Kreuz des Südens und den Polarstern aus. Der Orion steht im Zenit. Später gegen  Morgen kann man das große Sternbild des Skorpions bewundern. Auch das Meeresleuchten ist wieder da und läßt die Brandungswellen am Strand schimmern. Dieses Inselchen ist wirklich noch ein Geheimtip, wo man frei in der Natur leben kann.

Der 29.3. steht im Zeichen eines Landausfluges. Wir schwimmen mit unserer Notfallbox an Land, in der trockene Kleidung, Wasser und die Kameras untergebracht sind. Herbert bringt alles sicher an Land. In dem "chinesisch/italienischen Restaurant" treffen wir auf einen Schwarzen, der hier die Stellung hält, bis das nächste Touristenboot kommt. Nein zu trinken habe er nichts zu verkaufen und zu essen auch nicht. Das bringen die Touristenboote alles selbst mit. Wolframs Abstecher in die Hütten weiter strandaufwärts bringt auch nichts neues. Einer sitzt vor seinem kargen Frühstück, das aus irgendeinem Brei besteht. Zu verkaufen hätte er nichts, aber er steht auf um eine Coca Cola zu holen. Nein,nein so sei die Frage nicht gemeint gewesen. Wir haben ja unser Wasser und das wäre ausreichend. Für zukünftige Besuche wollten wir nur wissen, ob es hier Versorgungsmöglichkeiten gibt. Ein freundliches Kopfschütteln ist die Antwort.

Wir machen uns auf zum Leuchtturm und dann die Südostküste entlang zu den Wracks. Wir entdecken ein drittes Wrack und können noch zwei weitere in der Ferne sehen. Wir sollten nie, nie, nie auf dieser Seite der Insel entlangsegeln. Das geben uns die zerfetzten Schiffsleiber mit auf den Weg.

Wir entschließen uns spontan noch einen Tag zu bleiben. Am Morgen müssen wir für einen Touristencatamaran die Boje wechseln. Unfreundlich besteht der Skipper darauf, genau an dieser Boje festzumachen. Der Ärger ist schnell vergessen. Das Wetter ist gut. 4,5 - 5 Bft Wind mit Sonne und Wolken. Wir relaxen und vertreiben uns die Zeit mit Schnorcheln und Doppelkopf. Endlich kann Wolfram mal wieder Doppelkopf spielen.

Am 31.3. machen wir um 11:30 Uhr von der Boje los mit Kurs auf Bonaire. Mit der Genua und gerefftem Groß erreichen wir 5-6 kn. Das Boot liegt wesentlich besser im Wasser, wenn es unter Segeln ist. So bleiben auch unsere Mägen ruhig. Gegen 17:00 Uhr machen wir an einer Mooringboje vor Kralendijk fest. 

Am 1.4., ein Dienstag, schwingen wir uns in einen runtergekommenen Suzuki-Jeep, der nach allen Seiten offen ist, d.h. man kann die Straße durch die Bodenplatte sehen. Für morgen ist uns ein pickup versprochen. So müssen wir erst mal mit diesem Vehikel vorlieb nehmen und begeben uns auf die Südtour. An den Salinen hat man mit der Ernte des Salzes begonnen. Riesige Salzhügel türmen sich schon am Horizont. Bulldozer mit Eisenketten fahren über das trocknende Salz und reißen es mit einer Art Egge auf. Dabei sinken sie nicht ein, so als würden sie über Eis fahren. Grell glitzern die Salzkristalle in der Sonne. Der nächste Halt sind die Sklavenbehausungen. Diese (s.o.) Hüttchen mit höchstens 2x2 m Grundfläche diente den Sklaven als Schlafstätte. 5 Leute mußten darin schlafen. Ihr Dorf, wo die Familein wohnten, lag meilenweit mehrere Stunden Fußweg entfernt. Dorthin durften sie dann zum Sonntag hinlaufen.

Vorbei an einigen wenigen Flamingos, fallen wir dann in der Bar an der Lac Baai auf die Bambusstühle. Der kühle Humpen Bier ist äußerst willkommen. Es ist noch Zeit, sodaß wir uns zu "unserer" Arawak-Höhle im "Staate" Bolivar aufmachen. Inzwischen ist die Piste so staubig, daß wir uns im Auto gegenseitig fast nicht mehr sehen können. Zu schlechterletzt kommen uns auch noch riesige LKW´s entgegen, die dankbar hupen, wenn wir uns auf die Seite stellen. Das war aber nur aus eigenem Interesse, denn so können wir in Luv bleiben und müssen nicht noch mehr Staub schlucken.

Die Höhle präsentiert sich wie gewohnt - kühl und dunkel. Schlauerweise haben wir 2 Kopflampen mitgenommen, die Herbert und Klaus tragen. Nur Peter bleibt ohne. Das war ein Fehler. Die Stille in der Tiefe der Höhle wird durch einen Urschrei zerrissen. Peter ist über einen Stalagmit gefallen und hat sich erheblich verletzt. Er blutet an Fuß und Schienbein. Außerdem hat er sich noch der Arm verrenkt. Peter trägt alles tapfer und ist bald wieder jeepfähig. Wieder an der Asphaltstraße angekommen, müssen wir uns zur Reha in eine open air bar begeben. Gerade wird von einem verschlafenen Holländer geöffnet. Eisgekühltes Bier und Cola hat er bereit. So läßt es sich aushalten: Unter einer mit Palmwedeln gedeckten Terasse schweift unser Blick über die nahebei liegende Lagune. Idyllisch ist es in der "Bamboo Bar". Zwei Hunde gesellen sich noch zu uns. Als sie uns beschnuppert haben, schlafen sie in der Nähe der Theke ein. So langweilig sind wir nun doch auch nicht. Der Holländer versichert uns noch, daß am Wochenende mehr los wäre und es dann auch gute Sachen zu essen gäbe. Wir finden es aber gerade so gottverlassen am besten.

Bald sind wir zurück auf der ATAIR und erlösen Mia von der Einsamkeit.

Am nächsten Tag bekommen wir tatsächlich unseren Pickup. Er ist fünfsitzig, sodaß Mia auch mitfahren kann. Auf geht´s zum Washington Nationalpark. Der Umweg über Gotomeer lohnt sich. Zum einen führt die Straße an der Küste entlang, zum anderen kommen wir ganz nah an Flamingos heran. Die alte verschlafene Hauptstadt Rincon lassen wir hinter uns und erreichen über eine mit Kaktuszäunen und Diwi-Diwi-Bäumen garnierte Straße den Nationalpark. Am Eingang grüßt uns wieder das Walskelett. Kaum auf der Piste müssen wir anhalten und staunen. Es sieht fast so aus, als ob der zu unseren Füßen liegende See zugefroren ist. Weiß schimmert seine Oberfläche. Es ist jedoch ein ausgetrockneter Salzsee und das kristalline Salz ruft bei uns die Illusion des Eises hervor.

Vorbei am blow-hole (s.o.) kommen wir bei den Riesenechsen an. Es ist furchtbar heiß. Auf dem Weg zu dem nun  fast ausgetrockneten Tümpel, wird Wolfram beim Filmen einer Oriole von zwei Echsen gestellt. Offensichtlich haben sie großen Hunger, denn eine beißt in Wolframs Stofftasche. Schnell weiter. Im Tümpel liegt eine weitere Echse. Überall sind Ziegen, die auch das bischen Wasser trinken wollen. Das wird den Echsen nicht so gut bekommen, denn die Ziegen sind ihre Futterkonkurrenten.

Gut durchgeschüttelt machen wir einen Abstecher zum Nordende der Insel, genannt "Malmok". Über die scharfkantigen ausgewaschenen Korallenschichtungen in deren Vertiefungen das Meersalz auskristallisiert ist, kämpfen sich Herbert, Klaus und Wolfram an die Meeresklippen. Die Wellen donnern gegen die senkrecht abfallende Steilküste. Die Verlassenheit dieses Ortes wird noch durch eine Ruine betont.

Nächster Halt ist Wayaka II, eine Schnorchelbucht. Eine steile Naturtreppe führt zu einem kleinen Sandstrand. Die Unterwasserwelt ist überwältigend. Die Rifffische kommen ganz nah an uns heran, um diese seltsamen Kreaturen zu erkunden und ob diese nicht irgendwie essbar sind oder zumindestens etwas Eßbares dabei haben. Auch wenn wir nur bis zu den Waden im Wasser stehen, umspielen sie unsere Füße und man kann sie fotografieren. Das ist auch notwendig, denn Herberts Unterwasserkamera versagt just in diesem Moment ihren Dienst. Das Korallenriff ist nicht ganz ungefährlich mit seinem Wellengang und seinen Strömungen. Wolfram bekommt das beim Betrachten einer Hirnkoralle mit 2 m Durchmesser zu spüren und macht sich schnellstens aus dem Staub bzw. Wasser. Ein Holländer hat nicht rechtzeitig reagiert und schlägt gegen die Korallen. Beide Beine sind mit blutenden Schürfwunden übersät. Wir können  uns von Wayaka II nicht so schnell trennen und gehen immer wieder ins Wasser, um die Fische in ihrer natürlichen Umgebung zu bewundern. Klaus ist inzwischen zum perfekten Schnorchler geworden und kann mit uns genießen.

Schließlich müssen wir uns doch auf den Weg machen, denn der Park schließt ja wieder. Auf der Straße nach Rincon, werden wir von einem trampenden Esel angehalten. Als wir aber nur Ahs und Ohs und nichts zu spendieren haben, trottet er  enttäuscht und traurig davon.     

24 sm sind es von Bonaire nach Klein Curacao und die stehen am 3.4. an. Wir haben ein schönes segeln bei um die 6 Bft, 2-3 m Welle und unter Genua machen wir 5-6 kn SOG (speed over ground). Um 17:15 Uhr machen wir nach 6 Std Fahrt an der "Insulinde"-Boje fest. Mia übernimmt den Part im Wasser zum befestigen der Leine. Sie hat mit starkem Schwell, Wind und Strömung zu kämpfen. Das hält sie aber nicht davon ab uns Männern später ein Abendessen mit Lauchgemüse, auf holländisch: Ossehaas (vom Osterhasen- in Wahrheit Rinderfilet) und Pellkartoffeln zuzubereiten. Wir nutzen die Zeit und geben uns dem Doppelkopfspiel hin. Nach dem sundowner und dem Essen ist der schöne Sternenhimmel wieder da. Da macht dann auch der starke Wind und der Schwell nichts aus. Ab und zu sehen wir eine Sternschnuppe verglühen.    

 

Hassenich was zu naschen ? 

Nachts 2:00 Uhr routinemäßige Leinenkontrolle durch Wolfram. Alles ok. Der Sternenhimmel und das Meeresleuchten halten Wolfram noch eine Weile an Deck fest. Der Leuchtturm schickt seinen stereotypen Doppelblink herrüber.

Am 4.4. wird noch einmal ausgiebig gebadet und geschnorchelt. Herbert und dann Klaus übernehmen das Steuer in der kreuzschwelligen See. Ab und zu kommt so eine richtige dicke Welle an und schmeißt uns aus dem Kurs. Die beiden kennen die ATAIR aber inzwischen so gut, daß es für sie kein Problem ist, sie wieder auf Kurs zu bringen. Um 14:15 Uhr legen wir in der Seru Boca Marina an. Die Freilanddusche wird frequentiert, das Boot ordentlich vertäut. So sind alle landfein für die Bar. Ein Fußballspiel wird übertragen. Klaus fragt:" Wer spielt denn da gegen wen?" - "Curacao gegen Nicaragua." - Klaus: "Man kann ja gar kein Bild sehen !" - " Klaus, das ist ja auch nur ein Radio." - Klaus: "Ach so."

In der Bar sind wieder viele versammelt. So auch Phillip, der einen Teil seiner Lebensgeschichte erzählt:

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Philipp ( Holland )

Philipp  liegt mit seinem Catamaran in der Marina. Er ist 72 Jahre alt und mit einer 32 Jahre jüngeren Curacao-Frau verheiratet. Sie ist zum Studium der Innenarchitektur in Boston und macht gerade ein Praktikum. Die Aufgabe ist, in einem verfallenen Lagergebäude ein Jugendzentrum einzurichten. Im August kommt sie nach Curacao, um mit Phillip dann ein kleines Häuschen mit Bootssteg in Costa Rica zu erwerben. Das ist ihr Traum. Vielleicht wird dann der Catamaran gegen ein Motorboot eingetauscht. Denn das Segeln wird beschwerlich. Phillip ist beim Gehen behindert. Ein Leben mit Auf und Ab breitet sich vor uns aus:

Philipp ist in Arnheim aufgewachsen. Gegen Kriegsende hielten die Deutschen jeweils Sonntags eine Parade mit Musik in Arnheims Straßen ab. Dabei sangen sie das sattsam bekannte Lied "......denn wir fahren, denn wir fahren gegen Engeland...". Einige Kinder und Jugendliche faßten sich ein Herz, malten sich wie schwerverletzte Soldaten mit roter Farbe an, Mullbinden und Krücken gehörten auch dazu. Sie schlossen sich der Parade am Schluß an und sangen: " ....... und so kommen, und so kommen wir dann zurüück......"  Die Deutschen wunderten sich, warum die Holländer so fröhlich waren und lachten. Normalerweise waren sie wütende Blicke gewöhnt. Schließlich gewahrten sie den Anhang. Und nun wurden die Kinder verhaftet. Phillip war 8 Jahre alt. Sie mußten 1 Woche im Gefängnis bleiben, bei offenen Türen und guter Behandlung. Nach der Woche durften die Eltern sie wieder abholen. Philipps Vater sagte. "Mach das nie wieder. Sie haben gesagt, daß sie mich das nächste Mal erschießen werden. Und das meinen sie ernst !"

Philipp wurde dann Pilot in der holländischen Luftwaffe. Ende der fünfziger Jahre stürzte er mit seinem Jet ab. Er konnte sich mit dem Schleudersitz retten, kam aber sehr hart auf dem Boden auf, sodaß sein Rückgrad gestaucht wurde. Es blieben aber zunächst keine Beeinträchtigungen zurück. So konnte er dann vom Militär zur zivilen Luftfahrt wechseln und wurde Pilot bei KLM. Er hat die ganze Welt bei seinen Langstreckenflügen mit der DC 10 gesehen. Viele Leute im Cockpit gehabt, wie z.B. Jaques Costeau oder die 85 jährige Oma aus der Schweiz, die, einmal im Cockpit, es trickreich verstand, bis Lima dort zu bleiben.

Mitte fünfzig machten sich nun Spätschäden aus seinem Jetausstieg bemerkbar, sodaß Philipp mit 60 in Rente gehen mußte. Er ist stolz auf seinen Sohn, der Chemiker ist und bei der NASA arbeitet.

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Am Samstag, 5.4., steht unser Leihwagen wieder zur Verfügung. Noch einmal Willemstad, Mitbringsel einkaufen und in der Garküche "Casa Bleu" Mittagessen. In der Haupteinkaufsstraße spielt eine "Rentnerband". Der Vergleich zu "Buena Vista Social Club" liegt nahe. Da ist wieder die Küchenreibe, eine Gitarre, eine Trommel, ein Bandeon und eine Marimba. Es klingt wunderbar, und man möchte nicht weitergehen. Etwas spät kommen wir Richtung Norden los. Nun endlich wollen wir den Christoffel-Nationalpark mit seinen Weißschwanzhirschen besuchen. Wieder sind wir zu spät. Ein Stau hat uns auch einige Zeit gekostet. Wir werden an den anschließenden Sheta Boca Nationalpark verwiesen. Der sei immer offen. Donnernd brechen sich hier die Wellen an der Küste. Von einer Plattform aus kann man dieses Schauspiel bewundern. Gigantisch ! Nachdem wir die Höhle gefunden haben, in der die Wellen starke Vibrationen bewirken, und nachdem eine junge Holländerin mit Hilfe von Herberts Tempotaschentüchern am blutenden Zeh verbunden worden ist (auch Frauen sollten in dem Korallengestein nicht barfuß herumlaufen) und bevor ein Touribus seine Ladung vollends auf die Küste ausgießt, sind wir auf dem Weg zum Strand Groote Knip. Beim  Baden, Schnorcheln und Sonnen lassen wir den Tag ausklingen. Auf der Rückfahrt können wir von blühenden Agaven, die von Kolibries oder Webervögeln umschwirrt werden, und den Flamingos Abschied nehmen.

Schade, daß Herbert, Klaus und Peter schon am 6.4. nach Deutschland zurückfliegen müssen. Die vielen gemeinsamen Erlebnisse und Begegnungen mit anderen Menschen zeigen uns wieder: Die Zeit war zu kurz ! Trotzdem sind wir alle dankbar, daß wir das alles zusammen erleben durften.

         

v.l.n.r. Mia,Peter,Herbert,Klaus in Groote Knip            Agave mit Webervogel                                                         Curacao-Papageien

 

 

    

Straßenmusikanten in Willemstad                             Araguaney-Baum 

 

 

Tage auf Curacao (II)

07. April 2008 - 16. Mai 2008

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Peter (Neuseeland) SY Herodotus

Peter hat drei Staatsbürgerschaften - Neuseeland, Australien und Malaysia. Er ist griechischer Abstammung. Sein Großvater wanderte in Neuseeland ein und wollte seinen Lebensunterhalt mit Weinanbau verdienen. Das war aber ein totaler Reinfall, weil die Neuseeländer damals nur Bier kannten. Heute hat sich auch der Wein durchgesetzt. Zu den drei Nationalitäten kam Peter über seine Tätigkeit beim Zoll. Neuseeländer können ganz leicht Australier werden. Und dann liehen die Neuseeländer ihn nach Malaysia aus. Da er dort 26 Mitarbeiter hatte und die Autorität Schiffe zu stoppen, zu kontrollieren und zu beschlagnahmen, meinten die Malaysier, daß das ohne Staatsbürgerschaft ihres Staates nicht ginge. Da Peter inzwischen dort auch geheiratet hatte und Muslim geworden war, erleichterte das die Aufnahme in Malaysia. Peter hat "nur" eine Frau. Seine Kollegen meistens zwei. Das wäre aber ein Riesenproblem. Wenn der Ehemann der einen ein Auto kaufen würde, müßte er der anderen auch eins kaufen. So wären seine Kollegen ständig abgebrannt.

Peter ist nun auf dem Heimweg nach Neuseeland. Er gab uns wertvolle Tips, zur Durchquerung des Golfes von Aden. Dort wimmelt es ja nur so von Piraten. Oman wäre ganz sicher und ein wunderbares Land. Im Gegensatz zu den Saudis würde der Sultan von Oman in die Bildung und in komfortable Lebensbedingungen seines Volkes investieren. So könne z.B. jeder Omane in Europa mit einem staatlichen Stipendium studieren, wenn er intelligent dazu wäre. Auch Aden als Stadt sei absolut sicher und die Jemeniten sehr gastfreundlich. Natürlich half Peter auch seine malaysische Flagge, aber die Deutschen seien sehr willkommen, weil sie nicht am Irakkrieg teilgenommen hätten. Überhaupt seien die Deutschen die besten Touristen der Welt. Bevor sie in ein Land reisten, würden sie sich bestens darüber informieren. Die Deutschen wüßten manchmal mehr, als der örtliche Reiseführer.

Wir werden Peter wiedersehen, denn er hat sein Boot erstmal hier in Curacao gelassen. Die langen Wartezeiten vor dem Panamakanal haben seinen Segelplan durcheinandergebracht. Nun ist er nach Neuseeland geflogen und kommt im September/Oktober wieder.

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Nicole und John (USA) SY Gannet

Nicole und John haben wir erst wenige Tage vor ihrem Start nach Carthagena kennengelernt. Das ist eigentlich schade, denn es sind reizende Leute. John ist kroatischer Abstammung und hat schon mit seinem Vater und seinem Großvater an allerlei Maschinen herumgebastelt. Sein Zuhause sei eine einzige Ansammlung von Maschinen gewesen. So lag es nahe, daß John Ingenieur wurde. Er war die meiste Zeit bei Caterpillar beschäftigt. Die Firma schickte ihn in die entlegendsten Winkel der Erde. So z.B. in den Dschungel von Borneo oder in die Wüste von Australien. Auch Brasilien stand mal auf dem Programm. Dort hatte Caterpillar tausende von Generatoren zur Stromerzeugung verkauft. Es war die Zeit der Fußballweltmeisterschaft. Nun sollten alle Generatoren gewartet und überprüft werden. Das hat dann John doch abgelehnt, obwohl der Standort Rio de Janeiro doch sehr attraktiv war, inkl. Haus. Hausangestellten, Chauffeur usw. Aber was wäre passiert, wenn während der Fußballübertragungen so ein Generator ausgefallen wäre, womöglich noch beim Endspiel mit Brasilien. Hätten sie ihn  dann noch aus dem Land gelassen ?

Nicole ist sehr reiselustig. Deshalb war sie immer dabei, wenn John wieder in ein neues Land mußte. Wenn man  reiselustig ist, liegt eine Weltumsegelung nahe. Sie sind schon sieben Jahre unterwegs und haben die Welt fast umsegelt. Ihr Häuschen in Neuseeland wartet auf sie. Nun geht es erstmal nach Carthagena. Wegen der Wartezeiten am Panama "überwintern" sie dort. Auch müssen sie im August zur Hochzeit des Bruders von John. Er ist 61 und heiratet eine Jugendliche von 40 Jahren. Es ist der zweite Versuch. Nicole und John sind gespannt, denn sie waren sieben Jahre nicht mehr in den USA und wollen auch nicht dorthin zum Wohnen zurückkehren.

Nach einem gemeinsamen Drink an Bord der "ATAIR", haben wir uns versprochen, uns in Carthagena Ende des Jahres zu treffen - spätestens auf den San Blas Inseln. Vielleicht gehen wir auch zusammen durch den Panama.

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Die Tage fliegen dahin und sind angefüllt mit Vorbereitungsarbeiten für die Lagerung der ATAIR von Mai bis November. Eines Tages haben wir die Nase voll und fahren in die nahe gelegene Fuik-Bay. Dort bleiben wir eine Woche und genießen die Ruhe und die Sonne. Am 30. April füllt sich die Bucht mit Booten. Es ist Königinnentag. Obwohl man ja unabhängig sein möchte, wird an diesem Tag die niederländische Königin geehrt. Wie wir hören feiern die Holländer das weltweit, auch in Australien. Man muß dabei mindestens ein orange-farbenes Kleidungsstück tragen.  Gut erholt gehen wir in den Endspurt - Rost klopfen und streichen. Bei einem Stahlboot hört das eben nie auf. Überrascht sind wir von ein paar Löchern am   Bug, die sich unter Lackblasen verbergen. Zweifelsfrei sind es Einschußlöcher einer Maschinenpistole o.ä. Die zwei Voreigner der ATAIR müssen sich fragen lassen, wann und wo ihnen das passiert ist. War es ein Piratenüberfall oder eine Küstenwache, die das Boot zum Anhalten zwingen wollte? Wenn wir in Deutschland sind, werden wir die beiden mal anrufen.

Schließlich raffen wir uns zum Tanken auf. Die einzige Tankstelle Curacaos für kleinere Boote hat der Club Nautico und die liegt voll im Wind. Schwierig zum An- und Ablegen. Zu guter letzt müssen wir zweimal dahin, weil der Kreditkartenleser nicht funktioniert. Nur Bargeld ist noch möglich. Beim ersten Mal tanken wir soviel wie möglich mit unseren Dollars, denn am nächsten Tag wird der Dieselpreis um 20 % erhöht. Immerhin ist es für uns mit 0,44 €/l noch sehr preiswert. Zurück in der Marina gehts ans Rechnen: Welches Volumen hat denn nun unser Tank. Wir kommen auf 750 l !Damit können wir ca. 930 sm motoren. Eine wirklich beruhigende Aussicht für weitere Unternehmungen. Nur schade, daß wir das bei unserer Atlantiküberquerung noch nicht gewußt haben.

Nun noch die Segel runterholen und einpacken, Beiboot, Rettungsinsel und Dinghimotor verstauen (alles schwere Sachen), kurz vor Abreise die Luftentfeuchterdosen aufstellen und dann stehen wir auch schon auf dem Flughafen "Hato". Freundlicherweise hat uns die Autovermietung hingebracht. So fällt alles leichter. Die Drogen- und Terroristensucher sind in Vollaktion. Wir müssen uns fast bis aufs Hemd ausziehen. Die Hose ist mit einer Hand festzuhalten, da der Gürtel abgelegt werden muß. Ohne Schuhe erreichen wir die Abflughalle. Dort können wir uns dann wieder herrichten. Ständig streicht dabei ein Drogenspürhund (oder sucht er Sprengstoff ? ) um uns herum. Schließlich betreten wir erleichtert die KLM-Maschine. Die Erleichterung hält aber nicht lange an. Mia hat einen recht großen Metallkasten vor ihren Füßen. Der sei unbedingt notwendig, weil die Elektrik da durchliefe, sagt die Stewardess. Wolfram, selbst nicht der schmalste, hat es nicht besser getroffen. Der Passagier neben ihm hat immense Ausmaße und belegt sofort die gemeinsame Armlehne. Er kann gar nicht anders. Er gibt sich während des Fluges redliche Mühe, sich schmaler zu machen. Ohne Erfolg. Dann kommt das Abendessen. Der Verpackungsmüll übersteigt sowohl in Gewicht als auch Volumen die Essensmenge. Wahrscheinlich würde die Essensqualität der Verpackung auch die des Essens übersteigen. Wir probieren das aber nicht aus, weil ein Teil der Verpackung aus entfremdeten Eierpackungen besteht. Beim Abräumen besteht Personalmangel. Die findige Stewardess setzt kurzerhand die sowieso herumwuselnden Kinder ein. Die schleppen nun brav all die abgeschleckten Bestecke und Gläser herbei. Toll ! Kinderarbeit unter Bakterien- und Virenbeschuß !  Schon kommt der nächste Hammer. Die Oberober (oder General-) stewardess, sie hat immerhin 4 Streifen sonstwo, befiehlt die Jalousien an den Fenstern zu schließen. Es ist stockdunkle Nacht. Wolfram ist mal wieder aufmüpfig und sieht das nicht ein. "Wir möchten noch gerne nach draußen schauen - in die Nacht. Vor dem Hellwerden machen wir dann zu." Stewardess:" Da kann man sowieso nichts sehen. Soll ich das etwa selber zumachen ?" Obrigkeitshörig beugt sich ein Nachbar von vorne herrüber und schiebt unser Fenster zu. Das paßt uns aber nicht, und wir machen wieder auf. Der General rauscht wutentbrannt davon. - Wahrscheinlich ist deshalb unser Frühstück noch schlechter als das Abendessen. Wir landen wohlbehalten in Amsterdam. Nach etwa einer Stunde Wanderung durch den schier endlosen Flughafen haben wir den Ausgang erreicht. Mia gelüstet nach einer Zigarette. Wir klären noch, wo es rein und raus geht. Nach ca. 1 Stunde hat Wolfram genug vom Studium der thailändischen Speisekarte und geht auf die Suche nach Mia. Schließlich ein Anruf, sie wäre da und da. Wolfram findets nicht und wendet sich an die Info. Klar, das ist doch da und da. Dort angekommen - keine Mia. Wieder telefonieren. Schließlich stellen wir fest, daß Mia im europäischen Teil des Flughafens gelandet ist und Wolfram sich noch im internationalen Teil befindet. Sie konnte überhaupt nicht in diesen Teil zurück. Wolfram muß nun mit dem gesamten Handgepäck nochmal durch eine Sicherheitssperre. Offensichtlich traut man den EU-Bürgern weniger als den Non-EU Bürgern. Bei der EU sind immense Schlangen, während der Non-EU-Schalter leer ist. Gürtel, Schuhe aus - das kennen wir schon. Die Mülltonnen sind übervoll mit Flüssigkeiten in kleinen Gebinden, Taschenmessern und Nagelfeilen. Das wäre ein Geschäft. Sicher ist da schon jemand drauf gekommen. Nach einer weiteren Stunde kann Wolfram Mia sichten und da noch Zeit ist für den Flug nach Frankfurt genehmigen wir uns einen Drink und ein ordentliches Frühstück. - Der Flug nach Frankfurt geht auch noch vorbei, Nadja holt uns vom FFM ab und bringt uns müde Krieger sicher nach Mannheim. Was werden uns die nächsten Monate bringen ?

14. Dezember 2008 - 19. Dezember 2008

Törn: Curacao - San Blas Inseln/ Panama - 31. Etappe der Weltumsegelung der SY ATAIR

Strecke: 647 sm

Crew: Mia und Wolfram 

Nach 5 Wochen Rostklopfen, Streichen, neue Apparate installieren ging es am 14.12. endlich los. Neu an Bord haben wir eine SSB-Anlage (Kurzwelle), die wir von unserem Liegenachbarn Gate aus Kanada erstanden haben, ein neues Dinghi, das erst in letzter Minute ankam und einen Wind-/Wassergenerator, der nach Belieben aus Wind und Welle, wenn er im Fahrwasser hängt, Strom machen kann. Ein wenig aufgeregt starten wir um 13:15 Uhr. Ein Hornkonzert der zurückbleibenden Yachten verabschiedet uns. Louic und Giselle aus der Bretagne fahren sogar bis zum Ausfahrtkanal der Spaanse Waters voraus, um uns ein letztes Fare well zuzuwinken. Dann sind wir allein. Curacao zieht noch einmal an uns vorbei: Willemstad, Emma- und Julianabrücke, Bullenbay, Santa Cruz Baai, wo wir mit Fam. Gkekas waren. Es sind beste Segelbedingungen, die uns in die Nacht begleiten, allerdings wurde unsere Fahrt andauernd von heftigen Tropenschauern und starken Böen unterbrochen und wir flüchten in unsere "Arche Noa (Innensteuerstand). Aber vor Aruba, gehts schon los mit dem Kabbelwasser. Das kennen wir schon von unserem Besuch auf Aruba mit Loni und Dieter.

Auf der Leeseite Arubas ist es wieder schön ruhig. Oranjestad sehen wir von Ferne. Sowie wir die Windabdeckung Arubas verlassen, steigen die Wellen an und der Wind nimmt zu. Die Atair beginnt fürchterlich zu rollen. Wir erleben, daß diese Strecke nach Panama mit Recht als die 4. schlimmste Segelstrecke der Weltmeere bezeichnet wird. Die Wellen rauschen achterlich und quer. Oftmals sind sie so hoch, daß man den Wellenscheitel nicht sehen kann. 6-7 Meter hohe Wellen türmen sich. Bei Nacht, wir haben abnehmenden Mond, der erst so gegen Mitternacht erscheint, wirkt die Situation bei totaler Dunkelheit noch bedrohlicher. Alle Positionslichter sind ausgeschaltet, um Energie zu sparen. Bei Wachwechsel bekommt Wolfram einen fürchterlichen Anschieß, denn er sitzt bei diesen Wellen ohne Sicherheitsweste und nicht angeschnallt im Cockpit. Wir segeln mit gereffter Fock 6-7 Knoten. Für unser schweres Schiff sehr schnell. Wir rechnen uns aus, daß wir bereits in 4 Tagen und 16 Stunden in den San Blas/Panama ankommen werden. Wir reffen noch mehr, da wir nicht bei Nacht in Porvenir wegen der vielen Riffe zum Einklarieren ankommen wollen. Dann am frühen Morgen tauchen wir ein in eine Traumwelt. Vor uns liegen unzählige kleine Palmeninseln mit schneeweißen Stränden und glasklarem türkisschimmerndem Wasser. Wir fühlen sofort, alle Strapazen haben sich gelohnt, um in dieses Paradies einzutauchen. Über Funk hören wir die SY "Sternchen" mit der wir sofort Kontakt aufnehmen. "Sternchen", die kennen wir doch irgendwoher. Wie klein ist doch die Welt. Manuela und Georg haben wir vor einem Jahr im Düsseldorfer Yacht-Club kennengelernt.  

 

ATAIR vor Porvenir/San Blas

20. Dezember 2008

Törn: Porvenir - East Lemon Cays

Strecke: 7 sm

Crew: Mia und Wolfram

Auch auf den San Blas Inseln gibt es Wochenenden und die Weihnachts-/Neujahrszeit. Gestern haben wir noch in der Bruchbude der Immigration einklariert und unseren Beitrag zum Befahren der San Blas - Gewässer bezahlt. Zusammen 54 US $. Freundlich waren sie alle. Der Immigration-Beamte zeigte uns im Nebenraum seinen Catch of the day und war selbst am meisten begeistert. Die Fische mit dem gelben Schwanz schmecken am besten, meinte er. Durch späteres Ausprobieren, können wir das bestätigen. Die 54 US $ sind ganz untypisch für dieses Land der Kuna-Indianer. Man könnte es auch als 1-Dollarland bezeichnen. 1 vielleicht auch mal 2 Fische kosten 1$. 6 Brote beim Bäcker auf Banedup 1 $. Ein Bier 1 $ usw. Nur wenige Dinge kosten mehr: 1 Languste 3 $, Ein Blech Pizza 6 $, 1 Flasche Rum 10 $. Und dann die Molas: 5 - 200 $. Ankern ist kostenlos im Kuna-Land. Die Kuna-Indianer beherrschen die Kunst des Manövrierens in der panamaischen Gesellschaft am besten. Sie sind sowohl in Panama als auch in Kolumbien angesiedelt. Da die Kunas der Regierung in Panama nach zähen Verhandlungenn und Auseinandersetzungen ein semiautonomes Gebiet abringen konnten, leben von der insgesamt 55.000 Seelen zählenden Kuna-Gemeinschaft nur 20% auf kolumbianischem Territorium. Die Restbevölkerung lebt auf panamaischem Staatsgebiet in der Comarca de San Blas, die in ihrer eigenen Sprache als Kuna Yala bezeichnet wird. Dieses Gebiet umfaßt einen schmalen, langgezogenen Küstenstreifen mit ca. 360 vorgelagerten Inseln und Inselchen. Die San Blas sind nur auf dem Luft- oder Seeweg erreichbar. Die geografische Barriere schränkt den Kontakt mit der Restbevölkerung des Landes ein. Die eigene Sprache, Lebensweise und die sozialen Strukturen konnten deswegen weitgehend geschützt werden. Wolfram und ich sind begeistert von diesen Menschen.

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Was sind Molas?

Kuna-Frauen bieten uns ihre Molas an. Diese farbenprächtige Textilkunstwerke der Kuna-Frauen, die ursprünglich nur ihre Blusen schmücken, mittlerweile aber viele Anwendungsformen finden, sind  ein beliebtes Sammel- und Souvenierobjekt. Die einmalige Herstellungstechnik der mola basiert auf sogenannten umgekehrten Applikationen. In mehreren kontrastreichen und überlagerten Baumwolltüchern werden mit Ausschneiden und Umsäumen schmale dekorative Muster geschaffen. In diesem farbigen Linienspiel lassen sich am häufigsten Tiere aus der Umwelt der Kuna erkennen oder ein faszinierendes Labyrinth von geometrischen Mustern. Trotz moderner Einflüsse, die sich mittlerweile in die Dekoration eingeschlichen haben, sind viele Molas von hohem künstlerischen Wert. Die Anerkennung für dieses einmalige Kunsthandwerk drückt sich deutlich in der Zahl der Molas aus, die ihren Weg in die Museen der USA gefunden haben oder die panamaischen Ämter und Häuser schmücken. Selbstverständlich haben auch wir diverse Molas als Souveniers erworben.

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Weihnachten und Neujahr stehen vor dem Schott (Zitat von Hartwig Köster). Was machen wir denn da ? Den ganzen Einkaufs- und Glühweinstreß haben wir ja nicht. Also wird auf dem Inselchen Nuinudup Rat gehalten. Dabei sind: Manuela und Georg (SY Sternchen), Heike und Wolfgang (SY Vonnie-T), Pam und Gordon aus England, Elke und Ingo nebst 4 monatigem Baby (SY Vagabund) - später kommen noch Francine und Francois und Sohn Charles (Frankreich) hinzu. Wir haben uns schnell geeinigt: Jeder bringt Salat oder sonstwas an Beilage fuer alle mit. Fisch oder Fleisch steuert jeder für sich selbst bei. Wolfgang und Gordon haben ihre Boule-Kugeln mitgebracht. Und so spielen wir unter den Palmen bis Sonnenuntergang Boule - sehr zum Erstaunen der Kunas, die hier auf der Insel für ein paar Monate leben und diese pflegen und sauber halten. Dann werden sie von anderen abgelöst. So sehen die Inselchen alle picobello aus. Sogar der Strand wird jeden Tag geharkt. Das sieht nicht nur schön aus, sondern verhindert auch, daß sich Ungeziefer, wie z.B. Sandflöhe oder die kleinen blutsaugenden schwarzen Fliegen, im Sand einnisten kann.

Weiter draußen sehen wir die Insel Yansaladup (Dup bedeutet in der Kunasprache "Insel"). Dort stehen ein paar palmwedelgedeckte Hütten auf einer Sandbank. Kein Bewuchs. Wenn ein Kuna eine Straftat begeht wird er dorthin mit seiner ganzen Familie für eine gewisse Zeit verbannt. Also eine Art Gefängnis inkl. Kollektivstrafe. So freundlich die Kunas auch sind, es kommt nicht von ungefähr, daß sie als einziger Indianerstamm Panamas noch selbständig sind. Es gibt zwei bedeutende Ereignisse in der Geschichte. 1750 brachten die Kunas alle eingesickerten spanischen Siedler um. 1785 wurde ein Vertrag mit Großkolumbien geschlossen, der die Unabhängigkeit der Kunas garantierte. 1903 wurde der Staat Panama gegründet und ab 1913 wurde das Kunaland diktatorisch von einem Governeur von Porvenir aus unterdrückt. Vergewaltigungen und Morde gingen einher mit Freiheitsberaubung. Am 21. Februar 1925 ermordeten die Kunas alle panamesischen Polizisten und dazu alle ihre gemischtrassigen Kinder. Die Unabhängigkeit wurde deklariert. In Panama-City rüstete man zum Gegenschlag, doch die USA (!!!!) zwangen die Panamenos ihre Rachepläne aufzugeben. Heute sind die Kunas zwar Mitglied des Panamastaates, aber haben völlige Autorität in Bezug auf Verwaltung, Legislative und Gerichtsbarkeit. Kein Kuna darf eine Gemischtehe eingehen. Wenn er/sie es doch tut, wird er/sie ausgestoßen.

Am 24. Dezember steht Weihnachten nicht mehr vorm Schott, sondern ist da. Wir finden uns auf der Insel Nuinudup ein und genießen Gegrilltes und die vielfältigen Salate und Appetithäppchen. Wir haben uns für einen Fisch in Alufolie entschieden, den wir von den vorbeikommenden Kanus natürlich für 1 US $ erstanden haben. Er hat eine gelbe Schwanzflosse, schmeckt vorzüglich und reicht für alle. Viel wird über das Woher und Wohin erzählt. Heike und Wolfgang aus Herford, wollen hier lange Zeit bleiben. Sie haben ein Pensionärsvisum und dadurch eine Reihe von Vergünstigungen. Sie können für immer in Panama bleiben. Nun fangen sie an, die Kunasprache zu lernen. Manuela und Georg aus Dortmund wollen erst mal nach Colon und sind noch nicht entschieden, ob sie durch den Panama gehen. Francine und Francois wollen nach französisch Polynesien und Elke und Ingo aus Wittenberge sind erstmal mit Brutpflege beschäftigt. So wie es sich für ordentliche Segler gehört, haben Pam und Gordon noch keinen Plan. Gordon spricht ausgezeichnetes Deutsch, weil er einige Zeit bei der Army in Münster war.

Weil ja Weihnachten ist, müssen  Geschenke verteilt werden. Eine Delegation, bestehend aus Heike, Pam, Francois und Mia, bricht zu den Kunas auf der anderen Seite der Insel auf. Die Kunas freuen sich riesig über die Geschenke. Auch unser Reinholds Rübensaft aus Wunstorf (ein Geschenk von Wolfgang) kommt nach dem ersten Probieren gut an.

Obwohl heute der 2. Weihnachtstag ist, arbeitet Wolfram den ganzen Tag sehr hart. Ein undichter Auspuff-Topf muß geflickt werden. Hierzu müssen Wände in Küche und Bad demontiert werden. Wolfram stellt fest, um an diesen blöden Topf zu kommen, muß noch ein großes Loch in die Holzverkleidung gesägt werden. Eben war alles noch wunderbar aufgeräumt, jetzt sieht es für Tage wieder aus "wie bei Hempels unterm Sofa." So ist das nun einmal, wenn man auf einem Schiff lebt. Trost jedoch, den anderen Seglern um uns herum geht es auch nicht anders. Ist ein Teil gerade repariert, lauert schon irgendeine nächste Reparatur. Eine sehr große Hilfe war Georg bei dieser Reparatur. Ohne Georgs Superdichtungsmaterial und seinen fachmännischen Rat und Tat, hätten wir das nicht so schnell geschafft. 

Zwischen den Feiertagen ist es immer mal wieder regnerisch mit viel Wind. An Baden ist wegen der starken Strömung nicht zu denken. Jeden Morgen begrüßt uns "Schildi", eine recht große Wasserschildkröte. Mit aus dem Wasser gereckten Kopf beäugt sie uns. Dabei tankt sie ordentlich Luft, um dann am Meeresboden weiter zu grasen.

Silvester naht und es wird wieder Rat gehalten. Diesesmal entscheiden wir uns für die Insel Banedup. Dort lebt Anisio mit seiner Familie. Er backt Brot ( 6 Stück für 1 US $ ) und hat einen kleinen Laden mit Lebensmitteln. Ein großer Kühlschrank ist auch da. So wird er überredet zum ersten Mal in seinem Leben Pizza zu backen. Das Blech kostet 6 US $. Heike bringt ihm bei, wie Pizza zu machen ist und am 31. Dezember gegen 18 Uhr finden wir uns bei Anisio ein, um die Pizzen zu belegen. Es gibt welche mit Meeresfrüchten und welche mit Huhn. Später wundert sich Wolfram, daß die Huhnpizza auch nach Meeresfrüchten schmeckt. Mia gesteht, daß sie wohl Meeresfrüchte auch auf die Huhnpizza gelegt hat, weil sie keine Brille dabei hatte und in der Dämmerung der Palmenhütte ............

       

Lebensgeschichten machen an den einfachen Holztischen die Runde. Dabei sind noch Kurt (SY Fiete) aus Kiel und eine argentinische Crew (SY Rita II). Ein Kuna erzählt von den Heiratsgebräuchen der Kunas. Leider unterbricht Gordon ihn ständig, weil er einfach nicht glauben will, daß die Kunafrauen mit 18 noch Jungfrauen sind. Aber so ist es nun mal. Unter 18 darf nicht geheiratet werden. Der Mann muß älter sein. Die Frauen tragen dann kurze Haartracht. Zunächst müssen die beiden Familien Kontakt aufnehmen und die Familie des Bräutigams muß den Anfang machen. Wenn man sich grundsätzlich einig ist, werden vier Hochzeitsbeauftragte eingesetzt, die die Prüfungen des Brautpaares überwacht, die nun abzulegen sind. Dazu muß der Mann Fische fangen. Gemeinsam wird in den Bergen auf dem Festland Kleinholz geschlagen. Damit wird der Fisch gegrillt. Vor dem "Congreso" (einer Art Dorfparlament) muß eine Befragung bestanden werden. Es gibt noch mehr Prüfungen, die wir aber wegen Gordon nicht verstanden haben. Die eigentliche Heiratszeremonie besteht darin, daß das Brautpaar in einem Faß voll mit Süßwasser viermal untertauchen muß.

Der Mann heiratet in die Familie der Frau ein. Das Land gehört der Frau. Allerdings kann das von allen im Dorf benutzt werden. Die Frau kann den Mann verstoßen und sich einen anderen nehmen, wenn sie mit ihm nicht zufrieden ist.

Klingt doch alles sehr vernünftig, oder ?

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Congreso

Der Congreso ist ein zentraler Bestandteil der Kultur der Kunas. Es gibt ihn auf Dorf- und Landesebene. Er ist eine Art Parlament, in dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen werden. Man kommt jeden Abend zusammen. Die Einwohner eines Dorfes sitzen auf Bänken, die Frauen auf der einen Seite, die Männer auf der anderen. 2 Häuptlinge liegen oder sitzen in den in der Mitte der großen Palmhütte aufgehängten Hängematten. Zunächst wird beraten und palavert. Dann singen die Häuptlinge der Gemeinde aus ihrem Leben und aus der Geschichte vor.

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Gegen 23 Uhr streichen wir die Segel und kehren zur ATAIR zurück. Wolfgang und Gordon streben zielgerichtet einen Vollrausch an. Manuela und Georg verfahren sich in dem ausgedehneten Flach vor der Insel, was nicht ungefährlich ist. Aber plötzlich sind sie wieder neben uns. Um 00:00 Uhr zünden die Kunas ihre Inseln an. Alles Trockene wird verbrannt. Es sieht phantastisch aus, wie die Feuer der einzelnen Inseln über dem Wasser schweben. Und wir staunen: Rund um uns, bis zum Horizont, werden Feuerwerke abgebrannt. Ein schöner Anfang des Neuen Jahres.

Was wird es uns bringen ? Werden alle unsere Wünsche und Träume in Erfüllung gehen ?

Am Neujahrsmorgen, kaum aufgewacht, schalten wir routinemäßig den Funk Kanal 74 ein. Eine Schreckensmeldung kommt aus dem Äther. Ein französischer Segler wird vermißt. Auf der Silvesterparty am "Swimmingpool" auf Barbecue-Island (Cayos Holandeses)war er ganz weiß gekleidet und mit weißem Hut, zuletzt gesehen worden. Das Dinghi wird kurze Zeit später am Strand auf einer kleinen Insel gefunden. Leer mit immer noch laufendem Motor. Wenige Zeit später wird Christophe gefunden - am Strand - tot. Er hat eine schwere Kopfwunde. Da er durch einen Unfall stark gehbehindert war, ist er möglicherweise beim Anbordgehen aus dem Dinghi gefallen und abgetrieben. Stutzig macht, daß er Tage vorher geäußert haben soll, er werde 2009 sterben. Seine Frau hatte ihn 14 Tage zuvor verlassen.

Die Amerikaner sind sehr hilfsbereit und bringen die Yacht "Exploration 4" nach Carti. Die Leiche ist zusammen mit Arzt und Polizei an Bord. In Carti verlangt der Kolonialwarenladen 300 US $, wenn man die Leiche in seinem Lebensmittelkühlschrank unterbringen wolle. Es kommt jedoch nicht genug Geld zusammen. Alles geht ja nur in bar. Keine Bank, Wechselstube etc. Da die Kunas keine Zugangsstraße haben und auch nicht wollen, wird der Leichnam in einen Jeep verfrachtet, der über einen Urwaldweg nach Panama City fährt.

Wir sind geschockt und traurig, obwohl wir Christophe gar nicht kannten. Aber als Segler fühlt man sich doch wie in einer Familie zusammengehörig.

Trotz allem kommen wir doch am Neujahrsmorgen noich zu einer kleinen Feier auf der SY Sternchen zusammen. Georg hat nämlich Geburtstag und das wird zünftig gefeiert. Alles Beste für Dich Georg und deine Manuela im Jahr 2009 !

    

                                                                     

 

 

 

 

 

 

    

 

 

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