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O4. Mai 2012

Törn: Vudapoint/Fiji - Malololailai/ Fiji

Strecke: 15 sm

Crew: Mia und Wolfram

Seit 13. Mai sind wir wieder in Fiji. Das Boot haben wir in gutem Zustand angetroffen - kein Wasser im Schiff, kein Schimmel, kein Ungeziefer. Bald stellt sich heraus, das auch alle Systeme funktionieren. Da unser altes Zimmer im First Landing Resort wegen einer Hochzeit besetzt ist, nehmen wir uns das neuerdings verfügbare Häuschen in der Nähe des Marinabüros. Die Kosten sind die gleichen. Nur haben wir jetzt sogar Klimaanlage und vor dem Haus einen Krocketplatz. Die Klimaanlage ist ein Segen, denn die ersten Tage sind brutofenheiß. Zwischen jetlag und Hitze schaffen wir es in 11 Tagen die ATAIR wieder bewohnbar zu machen.

Zwischendrin wird noch die neue Fock von Ross aus Neuseeland angeliefert. Der Zoll besteht unbedingt darauf das Segel ans Boot zu bringen. So taucht eines Tages ein Riesen-LKW auf mit Fahrer und Zolloffizier - das alles für ein 10 kg-Paket. Es wird kein Papier - nicht mal der Passport - verlangt, aber umgerechnet 140 € fürs Bringen. Das ist in diesem Lande viel Geld.

Schließlich kommt noch ein Päckchen aus USA an. 10 sündhaft teure Schalter fürs Schaltpult. Wir brauchen aber nur einen. Der Trick ist der, daß die kleinste Bestellmenge 10 Stück beträgt. Die Schalter gibt es eigentlich gar nicht mehr. Weltweit war nur noch ein Hersteller ausfindig zu machen. Jetzt haben wir erstmal einen Bestand für 10 Jahre - Loriot läßt grüßen, allerdings hatten wir keinen Rabatt.

Dann wird die ATAIR aus dem Hurrikanloch gehoben und in ein Gestell gesetzt. Buddha und Ili sind die beiden Fijianer, die das Antifouling aufbringen. Mit vollem Einsatz wird das Unterwasserschiff angeschliffen und dann zwei Lagen Antifouling aufgebracht. Ili (28 Jahre) ist ein kräftiger Bursche. Ihm fehlen die beiden Vorderzähne, weil er nach eigenem Bekenntnis versucht hat eine Bierflasche mit den Zähnen zu öffnen. Ili hat es nicht so recht mit dem genauen Streichen. Gern streicht er mal ein wenig über die Wasserlinie und schaut dann erstaunt, wenn ich mit der Verdünnung auftauche, damit er das Überstrichene wieder säubert.

Buddha (57 Jahre) ist da schon wesentlich gewissenhafter. Ständig erzählt er auf welche Boote er aufpassen muß, solange die Eigner nicht da sind. Er ist absolut verläßlich und immer sehr pünktlich.  Buddha ist verheiratet und hat vier Kinder. Eine der Töchter lebt in Kalifornien und Buddhas Frau muß natürlich immer dort sein, weil ein Enkelkind erwartet wird. So hat Buddha reichlich Zeit, um sich um die Boote zu kümmern.

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Ili heiratet Ima Ima                                                              

Eines Tages überrascht Ili uns mit einer Einladung zu seiner Hochzeit. Wenn wir keine Zeit hätten, würde auch ein Geschenk reichen. Natürlich fahren wir dahin. Abdul (Taxifahrer) bringt uns am Samstagnachmittag aufs Land - weitab von der Hauptstraße an eine Wellblechhütte. Wir sind etwas früh, aber der Pastor ist schon da, gekleidet mit dem traditionellen Rock und Krawatte. Uns wird das einzige vorhandene Sofa angeboten. Wir nehmen aber lieber auf dem Boden Platz, wie alle anderen. Dabei soll man im Schneidersitz sitzen. Die Füßen sollen so nicht auf andere Menschen zeigen. Wir sehen, das diese Regel von den zum Teil sehr beleibten Fijianern auch nicht immer eingehalten werden kann. So sind wir etwas lockerer.

Der Platz um das Wellblechhaus füllt sich. Viele Kinder sind da und schauen uns mit großen Kulleraugen an. Ili ist mit uns eine Sensation gelungen. Hier war garantiert noch kein Tourist. Dann ist auch Ima Ima da. Sie und der Bräutigam tragen Blumenkränze aus Papierblumen. Und siehe da, da ist auch die zweijährige Tochter von den beiden. Ima Ima ist 26 Jahre alt und Grundschullehrerin. Sie nimmt ihre Arbeit erst wieder auf, wenn die Tochter eingeschult wird. Jetzt ist sie nur für die Tochter und die Familie da.

Der Pastor von der Assembly of God (AOG) hebt zu predigen an. Er predigt auf fijianisch. Wir verstehen nur die an uns gerichteten lobenden Begrüßungsworte-die sind auf englisch. Feierlich werden dann die Ringe ausgetauscht. Alle sind sehr ergriffen. Schließlich sind alle irgendwie erleichtert, als der Pastor seinen nicht enden wollenden Sermon beendet. Denn nun gibts Essen.

Aus dem Erdofen ! Eine ganze Reihe von Köstlichkeiten wird auf langen Tischen den Gästen dargeboten: Schweinefleisch verschieden zubereitet, Taroblätter mit Hackfleisch, Taroknollen, Bohnen, Huhn, verschiedene Soßen, Ladyfingers usw. usw.  Dazu gibt es Orangensaft. Inzwischen ist die Gemeinde auf etwa 100 Personen angeschwollen. Die Familien sitzen fein säuberlich getrennt. Es herrscht eine gelassene, ernste Stimmung. Gesungen wird nicht, übrigens auch nicht während der Trauung. Immer wieder lugen die Gäste zu uns herüber. Was machen die Weißen? Ili kommt vorbei und bedankt sich für unsere Geschenke. Dabei war auch ein Globus, der die Sterne des Nachthimmels auf der Nord- und Südhalbkugel zeigt. Stolz erzählt er mir am Montag, daß er noch in der Nacht wach gelegen habe und schließlich den Stern ATAIR gefunden habe.

Nach dem Essen sitzen Frauen und Männer getrennt. Die Männer finden sich zu einer Kawa-Zeremonie zusammen. Dabei sitzen die Männer im Kreis. Einer bereitet in der Mitte des Kreises die Kawabrühe in einer Schüssel zu. Das aus der Wurzel eines Pfefferstrauches zerstampfte Pulver wird in eine Art großes Teesieb aus Stoff gefüllt und im Wasser gewalkt, damit die feinen Pulverpartikel dispergiert werden. Die gröberen Wurzelteile bleiben im Sieb zurück. Bevor in Kokusnußschälchen ausgeschenkt wird, muß man noch ca. 15 Minuten warten, damit sich die Wirkstoffe auflösen. Der Mann in der Mitte schenkt dann reihum aus. Hinter ihm sitzen zwei Ersatzmänner, die einspringen, wenn der erste keine Lust mehr hat. Die Kawaschale wird in einem Zug ausgeleert. Um ihren Respekt zu zeigen klatschen die Männer mit hohler Hand, wenn die Schale geleert ist. Ili´s Onkel erklärt uns dann noch, das der beste Stoff für das Teesieb ein Saristoff sei. Gut zu wissen!

Nachdem ich mir durch das Kawatrinken eine taube Zunge geholt habe, was normal ist, fährt uns ein Nachbar zurück in die Marina. Auf jeden Fall war das eine prima Feier !

     

 

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Dann ist es soweit. Morua hebt mit seinem Travellift die ATAIR ins Wasser. Der dicke George paßt in einem Böötchen auf und geleitet uns zur Liegestelle gleich neben dem Eingang zur Marina und in der Nähe des Büros. Der Motor sprang auf Anhieb an ! Ein Wunder !

Das Anlegen ist kein Problem. Es ist überhaupt kein Wind. Nur die Leinen sind achtern wieder zu kurz, sodaß George nach "rope" schreit. Alles läuft ohne Schäden ab. Neben uns liegt nun ein großer Catamaran, eine Lagoon. Darauf werkelt und mißt ein fremder Typ die Leinen aus. Ständig schaut er unsere Fock an - die neue von Ross aus NZ. Schließlich rückt er damit heraus, daß er der Bruder von Ross ist - und die Fock wäre falsch aufgewickelt. Der UV-Schutz gehöre nach außen. Wir stellen fest, daß das richtig ist. Am Abend treffen wir uns in der Bar beim Bier wieder. Ein kurzer Talk, schöne Grüße an Ross und dann widmet er sich wieder dem fastfood und der beleibten Dame neben ihm. Wir sind gespannt, wann Ross hier ankommt. Er will Ende Mai ein Segelboot von NZ nach Fiji überführen. Da werden einige Bier fällig.

Nun aber zum Törn. Nach dem Einkaufen per Bus auf dem Markt und Supermärkten in Latuoka, die die "sugar city" genannt wird, sind wir schwer beladen und nehmen 3 Sitzbänke mit unserem Gepäck ein. Die Schulkinder tragen es mit Fassung. Wir lernen wieder neue Gegenden von Viti Levu kennen, da ja jedes Kind ganz nah an sein Haus gebracht wird.

"sugarcity" deshalb, weil in Lautoka eine große Zuckerfabrik steht. Hier wird der braune Zucker hergestellt. Der Fijianer kennt nur den braunen Zucker. Damit der Zucker weiß wird, muß er nach Australien geschippert werden und kommt erbleicht wieder zurück. Die wirtschaftlichen Wege der Wirtschaft sind abgrundtief. Das erinnert uns an die Nordseekrabben, die zum Puhlen nach Marokko geschickt wurden und dann wieder zurück nach Deutschland. Ein findiger Ostfriese erfand daraufhin eine Krabbenpuhlmaschine und die Puhlarbeit wanderte wieder nach Norddeutschland. Aber nicht lange, denn dann wurden die Krabbenpuhlmaschinen nach Marokko gekarrt und es war wieder alles wie früher. Esst mehr Krabben ! Das Ozonloch braucht eine Erweiterung. Wir essen jetzt jedenfalls nur braunen Zucker - schmeckt auch besser.

Nun aber zum Törn.

Die drückende Hitze in Vudapoint geht uns langsam doch auf die Nerven. Für einen Hurrikan ist es wirklich gut geschützt, aber in normalen Zeiten ist es doch etwas warm. Um 13:10 Uhr fahren wir durch den schmalen Marinakanal und sind wieder im freien Meer. Nicht ganz ! Das Außenriff ist noch weit weg und bis Malololailai bleiben wir im Riff. Wir können uns schon mal an die vielen Riffs gewöhnen. Der Wind steht auch gut und so können wir die neue Fock erstmals ausprobieren. Sie steht ganz gut am Wind. Wir sehen das Curacaoreef und ein paar überspülte Sandbänke. Die verwinkelte Einfahrt nach Malololailai schaffen wir auch noch und so liegen wir um 16:20 Uhr an einer Mooringboje fest. Der erste kleine Törn nach einem halben Jahr Pause ist geglückt.

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Wolfram

Immer wieder haben Amerikaner und Briten Schwierigkeiten "Wolfram" auszusprechen. In der Bar des Musket Cove Yacht Club treffen wir auf Brittany, eine Amerikanerin aus San Diego, die das Talent hat ganze Menschenmengen zu unterhalten. Sie ist mit ihren zwei kleinen Kindern und dem Lebensgefährten aus England auf einem Boot unterwegs.

"Was ist das für ein Name ? Oh. ich weiß schon, wie ich mir das merken kann: Wolf drinking rum !"

Das geht ins Logbuch ein !

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11. Mai 2012

Törn: Malololailai - Denarau

Strecke: 14,5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Denarau ist eine Insel, die vor den Toren der Stadt Nadi und in der Nähe des internationalen Flughafens liegt. Ein riesiges Areal beherbergt Hotels der Spitzenklasse (Sheraton, Radisson, Hilton), einen Golfplatz und einen geräumigen Hafen. Der Hafen ist Touristenumschlagsplatz. Hier werden die Touris auf Schiffe gepackt und zu den Resorts auf den vorgelagerten, westlichen Inseln gebracht. Man glaubt auf einem Flughafen zu sein. Bis zu eintausend Touristen werden da täglich eingeschifft - hauptsächlich Neuseeländer, Australier und Amerikaner. Eigentlich liegt uns das nicht so. Aber das Jazzfestival hat uns hierher gelockt. Und da werden wir auch im Hafen nicht enttäuscht. Zum Teil erstklassige Bands, die sich im zweistündigen Rythmus ablösen, lassen die Hafenmolen bis weit in die Nacht beben. Wenn wir auf der ATAIR sind, wir liegen an einer Mooringboje, können wir weiter genießen, sofern sich die Bands nicht lautstärkemäßig überschneiden.

Es ist schon einigermaßen überraschend, daß das alles gar nichts kostet, denn sonst sind die Preise in den Gaststätten und Bars des Hafens auf deutschem Niveau. Vom 11. - 13. Mai hat die Sause gedauert. Dann war das Finale vorm Sheraton Hotel. Wir waren glücklicherweise nicht dort, denn pünktlich um 20 Uhr ging ein zweistündiger Platzregen hernieder. Wie wir hörten, konnten die Instrumente und die Elektronik gerettet werden. Die Zuschauer saßen jedoch auf einer Wiese, die sich in kürzester Zeit in einen See verwandelte. Wir hattens besser. Wir saßen im Hafen im Trockenen und konnten das Bier vom Faß in Ruhe schlürfen. Dabei trafen wir Garth, der uns von Turtle Island erzählte. Zusammen mit dem Gesprächserlebnis mit dem deutschen Manager von Turtle Island, ergibt sich für uns ein schier unglaubliches Bild des Besitzers der Insel - Richard.

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Turtle Island

Der Manager von Turtle Island fiel uns bei einer Geburtstagsfeier in der Bar von Vudapoint auf. Adrett gekleidet mit ins Haar geschobener Sonnenbrille (auch nachts) saß er da, und irgendwann teilte er uns mit, daß er aus Hamburg sei. Nun aber auf Turtle Island Manager. "Au fein. Das liegt ja in der Yasawa Gruppe. Da kommen wir vorbei und ankern mal", so Wolfram. Niemand darf dort ankern. Das ist privat. Wir haben nur Gäste, die nicht gesehen werden wollen. "Ja, sind die denn so häßlich?" Das hat er gar nicht verstanden. Immerhin sei ja Al Gore (Vizepräsident bei Bill Clinton) öfter Gast. Der Preis pro Person pro Tag beträgt normalerweise 5000 Fiji$ ( : 2,25 = Euro). Für die honeymoon suite sogar 6000 Fiji$. Uns wurde leicht übel, wenn man bedenkt, daß der durchschnittliche Stundenlohn auf Fiji 5,00 Fiji$ beträgt. Nachtwächter bekommen nur 2,50 Fiji$. Der Manager betonte nochmals, daß es keinen Zweck habe da aufzutauchen. Seine Jungs würden uns schon höflich verscheuchen.

Garth, der auf einer Nachbarinsel bis vor kurzer Zeit selbst ein Hotel besessen hat, bestätigte uns in Denarau die Aussagen des Managers. Der Besitzer Richard sei Amerikaner und ihm gehöre die Insel, was eigentlich nach Landesrecht gar nicht möglich ist. Richard ist 80 und ständig scharf auf Fijimädchen. Nun hätte sein Geschmack aber gewechselt und er wäre mehr den indischen Mädchen zugetan. In seinem Resort dürfen dagegen nur bisexuelle Paare absteigen. Soloreisende sind unerwünscht. So wurde auch Robert Redford, der allein kommen wollte, abgewiesen. Redford kam dann bei SavuSavu unter. Außerdem nicht zugelassen sind homosexuelle Paare, Homosexuelle überhaupt, keine Schwarzen und vor allem, ganz wichtig, keine Japaner. Während Garth das alles erzählt, murmelt er immer wieder: "Wie der damit durchkommt ist mir ein Rätsel". Uns auch, vor allem muß man sich doch fragen, warum Al Gore und Konsorten, das mitmachen.

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15. Mai 2012

Törn: Denerau - Vudapoint

Strecke: 6 sm

Crew: Mia und Wolfram

Das Jazzfestival ist vorüber und nun wird es in Denarau langweilig. Wir machen noch einen Einkauf auf dem Markt und im Supermarkt. Die Mittagspause verbringen wir unter schattigen Bäumen im Farmers Club. Hier stand vor ein paar Wochen, bei der großen Flut, alles unter Wasser, weil die Gaststätte direkt am Fluß liegt. Deshalb gibt es auch nicht alles, was auf der Speisekarte steht, weil die Küche noch nicht voll funktionsfähig ist. Gegen 11 Uhr machen wir uns dann auf zu dem Minitörn nach Vudapoint. Dort steht Morua bereit, um uns an einen Liegeplatz zu geleiten. Alles läuft gut und wir freuen uns, alte Bekannte wiederzusehen, wie z.B. Nick von der "Val" und Milika die treue Seele aus dem Büro. Dann bekommen wir auch noch Post aus Deutschland von Nadja, die uns einen neuen Bootsschein zugeschickt hat. Der alte ist unauffindbar.......

Tagsüber werkeln wir etwas am Boot, dann swimmingpool oder einkaufen und abends ein sundowner in der Bar an der See. Dann werden auch Pläne geschmiedet, Seekarten besorgt - es soll dann nächste Woche in die Mamanuca- und Yasawa-Gruppe gehen, die westlich von hier liegen. Das geht wegen der vielen Riffe nur am Tage und am besten frühmorgens. Es sind jeweils nur kleine Strecken möglich bzw. notwendig, um an den nächsten schönen Ankerplatz zu kommen.

                                                                                           

 

Die Yasawas

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22. Mai 2012

Törn: Vudapoint - Waya, Yalombi Bay

Strecke: 28 sm

Crew: Mia und Wolfram

Endlich sind wir wieder auf See, wenn es auch innerhalb des Außenriffs ist. Die Insel Waya sehen wir schon vor uns, weil sie hoch aufschiessende Bergspitzen hat. Waya ist die südlichste Insel der Yasawas. Die Inseln sind alle vulkanischen Ursprungs, die sich mit Korallenriffs umgeben haben. Waya ist noch leicht anzufahren. Der Wind kommt aus Nordost und die Yalombi Bay ist nach Süden offen. Wir freuen uns auf eine ruhige Nacht. Da haben wir uns aber getäuscht. Kaum sind wir vor einem Dorf vor Anker gegangen, baut sich ein ordentlicher Schwell von Süden auf und auch der Wind hat auf Süd gedreht. Es wird eine unruhige Nacht und in solchen Fällen bleibe ich immer im Cockpit. Zum Glück ist der Ankergrund gut und der Anker hält. Wir können nicht an Land gehen. Dafür sind die Wellen einfach zu hoch.

 

23. Mai 2012

Törn: Waya, Yalombi Bay - Waya, Nalauwaki Bay

Strecke: 12 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die Situation ist auch am nächsten Morgen nicht besser, sodaß wir schon um 8 Uhr aufbrechen in die Nordbucht von Waya, die Nalauwaki Bay, verlegen. Das sind nur 12 sm. Aber auch hier haben wir keine ruhige Nacht. Wegen starker Böen und felsigem Ankergrund beginnt mitten in der Nacht die ATAIR zu driften. Wir verlegen den Anker neu und orientieren uns dazu an 3 weiteren Booten, die hier liegen. Auch hier gibt es ein Dorf. Diesesmal wird ein Besuch dadurch verhindert, weil bei Ebbe vor dem Strand ein 100 m breites Riff erscheint. Selbst die Dorfbewohner können nur bei Hochwasser ihr Dorf per Boot verlassen. Das werden wir noch öfter hier erleben. Da sind sogar fast alle Resorts betroffen. Die Touristen schauen ganz schön dumm aus der Wäsche. Davon stand in den Hochglanzprospekten nichts. Höchstens " coral view".

24. Mai 2012

Törn: Nalauwaki Bay - Drawaqa (Barefoot Island)

Strecke: 9 sm

Crew: Mia und Wolfram

Nun wollen wir endlich mal an Land und verlegen deswegen zu der Insel Drawaqa. In einem Pass soll es hier Mantas geben. Zunächst läuft alles gut. Der Ankerplatz ist ruhig, auch wenn sich die ATAIR wegen der Strömungen nach allen Richtungen dreht. Unsere Nachbarn sind aus Neuseeland. Das Boot heißt "Samore" und es sind 5 kleine Kinder und zwei Elternpaare an Bord. Da ist was los. Die Kleinen wollen beschäftigt werden. Schon um sieben Uhr morgens werden sie an Land gebracht, um sich auszutoben. Sie werden aber einfach nicht müde. Bis zum Abend sind sie putzmunter, sodaß sich die Erwachsenen in der Betreuung abwechseln müssen.

Abends erleben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang und danach wölbt sich der südliche Sternenhimmel majestätisch über uns. Ab und zu fällt eine Sternschnuppe. Die Idylle wird durch starke Böen, nun aus Nord, gestört. Ab Mitternacht ist dann aber Ruhe.

Am nächsten Tag gehen wir an Land. An der Nordspitze von Drawaqa liegt das Barefoot Resort, daß sich auf Backpacker spezialisiert hat und Tauchgänge zu den Mantas anbietet. Vor 14 Tagen waren auch mal welche da. Nun sind sie wieder fort. Schade !

Die Leute vom Resort sind sehr freundlich. Der Besitzer ist aus Neuseeland und die Dame für Alles aus Südafrika. Die Backpacker sind aus aller Herren Länder. Beim Lunch sitzt eine Schweizerin neben uns und gegenüber eine Kanadierin. Die meisten reisen mit einem worldticket. Zum Lunch gibt es einen hamsalad. Eßbar ! Die Managerin stellt uns gegen einen kleinen Betrag ihr Laptop zur Verfügung, und wir können wieder in unsere emails schauen. Die meisten backpacker sitzen sowieso im großen Aufenthaltsraum und spielen mit ihren Computern, obwohl die Sonne draußen scheint.

Die Lage vor Anker wird immer ungemütlicher, sodaß wir am 26. Mai in die Blue Lagoon aufbrechen.

 

26. Mai 2012

Törn: Drawaqa - Naviti über Kubo Pass

Strecke: 23 sm

Crew: Mia und Wolfram

Zunächst müssen wir zwischen Drawaqa und Naviti durch einen engen Paß, der auch noch falsch in der Seekarte verzeichnet ist. Der Tiefenmesser zeigt schon 1,20 m an. Bei 1,35 m sitzen wir eigentlich schon auf. Die Reflektion des Sonnenlichts auf dem Wasser läßt uns nichts mehr sehen. Zum Glück passiert ein lokales Boot, daß einen dauerbrechenden Touristen an Bord hat. Hohe Wellen gibts ja auch noch. Wir bekommen Zeichen, daß wir uns mehr Steuerbord halten müssen. Und das bringt wieder mehr Wasser zwischen Kiel und Grund. Das war knapp !

Nun wollen wir aber gleich bis zur Blue Lagoon durchfahren. Alles läuft gut, bis wir durch den Riffpaß ins offene Wasser kommen. Plötzlich weht der Wind mit Mehr als 20 kn aus Nordost, also uns auf die Nase. Bis zum Kubopaß, durch den es zur Blue Lagoon geht, kommen wir. Das Sonnenlicht blendet wieder und die Wellen sind 2 m hoch. Letztendlich finden wir in dem schäumenden Wasser die Einfahrtboje, aber sonst sehen wir nichts. Also brechen wir ab und kehren zurück nach Naviti in die Somosomo Bay. Und hier erreichen wir eine der best geschützten Ankerplätze in den Yasawas. Das Wasser ist bretteben. Unsere neuseeländischen Kinder sind schon da. Natürlich gibt es auch hier einen Wehrmutstropfen: die Einheimischen sind auf die Idee gekommen zu Pfingsten das Gras auf den Hügeln abzubrennen. Das hält tagelang an. Nachts gibt es ein wenig Orientierung, wenn die ATAIR sich wieder dreht. Alles in allem ein idyllischer Platz und sehr zu empfehlen. Strand gibts auch - mehrere hundert Meter lang.

 

28. Mai 2012

Törn: Naviti - Blue Lagoon

Strecke: 16 sm

Crew: Mia und Wolfram

Nach einem Tag Pause in Naviti, gehts nun heute an der Westseite der Blue Lagoon durch viele Riffe in die gut geschützte Ankerbucht vor dem Resort Blue Lagoon. Die Einfahrt ist natürlich auch gespickt mit Riffen. Einmal komme ich zu weit Steuerbord und die Wassertiefe beträgt nur noch 2,60 m. Man muß eben höllisch aufpassen und auf die Seekarten ist kein Verlaß. Sie sind vom Flugzeug aus vermessen worden.

In dieser Gegend ist Captain Bligh (Meuterei auf der Bounty) nur knapp dem Kochtopf entronnen. Schon hatten die Einheimischen Kurs auf sein Boot genommen. Nur ein plötzlich aufkommender Wind hat ihn und seine Crew gerettet. Wir können inzwischen auch die plötzlich aufkommenden Winde bestätigen. Innerhalb kürzester Zeit dreht der Wind  von Null auf 30 kn auf.

Wir selbst werden in der Blue Lagoon von den neuseeländischen Kindern empfangen. Jetzt sind aber nur noch zwei mit ihren Eltern an Bord. Die anderen sind von einer Fähre, die regelmäßig Touristen an den Strand bringt, mitgenommen worden. Wir sind von der Ruhe vor Ort überrascht, hat man uns doch in wildesten Farben geschildert wie überlaufen die Bucht ist. Nichts dergleichen. Es sind sehr wenig Touristen da und auch nur wir beiden Segelboote.

Unser Dinghi bringt uns an Land. Die Leute im Resort sind auch hier sehr freundlich. Abends sitzen die Einheimischen in einer Ecke am Boden, trinken Kawa und singen dazu. Wir treffen Melanie und Stephanie aus Wilhelmshaven, die hier etwas Urlaub machen. Leider müssen sie dann zum Dinner. Dort ist es so dunkel, daß man kaum erkennen kann, was serviert wird. Deshalb fahren wir lieber zurück zur ATAIR.

Seit mehreren Tagen sind Arbeiter dabei auf dem "Haupthaus" ein neues Schilfdach zu verlegen. Das sieht aus wie ein Reetdach in Ostfriesland, vielleicht nicht ganz so dicht. Es muß ja auch keine Schneelasten aushalten. Sie freuen sich sehr, daß wir uns für ihre Arbeit interessieren und sie entsprechend loben.

         

 

 

                                                                 

Am Mittwoch, 30.5., fahren wir mit dem Dinghi eine weite Strecke zum Coral View Resort auf der nördlich gelegenen Insel. Dort gibt es einen Supermarkt für die Umgebung. Wir werden wieder freundlich empfangen und können miterleben, wie hier die Gäste verabschiedet und begrüßt werden. Bei der Verabschiedung werden von Männern Fijitänze vorgeführt und dann folgt das ergreifende Abschiedslied der Fijianer " Isa Lei ", daß man auch als Nationalhymne Fijis bezeichnen könnte. Die Sängerinnen und Sänger sind selbst so gerührt, daß einige mächtig schlucken müssen, um die Tränen zurückzuhalten. Dann wird jeder Gast am Strand umarmt, erhält noch einen Blumenkranz umgehängt und  wird zum Boot geleitet.

Mächtig Spaß macht der Resortmannschaft das Fotografieren für einen Werbeprospekt. Das gibt wieder Gelegenheit zum herzhaften Lachen. So wird die Zeit bis zur Ankunft der neuen Gäste überbrückt, die dann mit Trommeln und einem frischen Lied begrüßt werden.

Wir selbst erstehen im Supermarkt noch ein Huhn. Die Mindestmenge an Fleisch ist sonst 2 kg, ein bißchen viel für uns. Ich werfe kurzerhand die Kartoffelwaage auf den Boden, die aber vorher schon kaputt war. Nichts wird tragisch genommen und man hilft uns beim Ablegen.

Nun wollen wir noch auf die andere Insel zu dem einzigen Farmer in der Gegend, bei dem man frisches Gemüse erstehen kann. Vera und Ernesto mit ihrem Boot "Libertee" sollen auch da sein. Wir finden jedoch die Einfahrt nicht und sehen weder eine "Libertee" noch ein Haus am Hügel.

Zurück in der Blue Lagoon fragen wir nochmal genau nach dem Weg: Bis ans Ende der Bucht fahren und dort in den Mangroven in einen Kanal fahren bis zum Ende. Dort dann nach Miri rufen. Sie würde sofort kommen.

Am 31.5. probieren wir es wieder und finden auch den schmalen Kanal durch die Mangroven. Nach dem wir ein quergespanntes Fischernetz überwunden haben, kommen wir ans Ende des Kanals. Dort liegt ein hübsches, kleines, hölzernes Segelboot. Wir rufen nach Miri, aber bevor sie da ist, haben wir uns schon den Hügel hinaufgekämpft und stehen vor dem kleinen Häuschen mit herrlichem Ausblick auf die Lagune. Ein frischer Wind bläst und vertreibt die Moskitos. Dann kommt auch Toki, ihr Mann, herbei und mit den beiden Kindern Jo (5) und Millie (2) ist die Familie komplett. Millie wird auf den Tisch gesetzt und bekommt eine Banane. Während Jo versucht Mia mit Augenaufschlägen zu becircen, bekomme ich eine halbe Banane von Millie. Dann legt sie ihre Hand auf meinen Unterarm, so als ob sie mich trösten wollte. Ich muß doch einen sehr bedürftigen Eindruck auf sie gemacht haben. Toki und Miri erzählen aus ihrem Leben. Die kleine Landwirtschaft haben sie sich eigenhändig aufgebaut. Das Gemüse geht an Segler und auch an die Resorts im Umkreis. Wasser haben sie genug und haben auch noch Tanks zur Bewässerung angelegt. Später können wir uns davon überzeugen, wie sauber alles angelegt ist. Da wachsen Stringbohnen, Tomaten, Kohl, Taro, Gurken, Paprika, Spinat, Auberginen, Koriander, Knoblauch, Papaya, Ananas uvm. Wir sehen auch eine Kuh.

Eine kleine Idylle tut sich vor uns auf mit offensichtlich glücklichen Leuten. Sie besitzen nicht viel, haben nichteinmal elektrischen Strom - aber sind glücklich. Dabei fällt uns ein, daß bei einer Erhebung in mehr als 160 Ländern dieser Erde die glücklichsten Menschen in Vanuatu leben. Deutschland liegt im hinteren Drittel. Toki und Miri gehören sicher zu den glücklichen Menschen und könnten auch in Vanuatu leben. Das kleine Segelboot ist Tokis ganzer Stolz. Er hat es selbst gebaut und repariert gerade die abgebrochene Pinne aus Mahagoniholz. Am nächsten Tag wird er bei uns vorbeisegeln und sein Gemüse und Obst zu einem Resort bringen.

                                                                                                                                                                                                                                       Millie

    

v.l.n.r. Toki, Jo, Millie, Miri                                                           Vorbildliche Ökolandwirtschaft in den Tropen                                                                      Aussicht von dem Farmerhaus

Vera und Ernesto sind nach Lautoka gesegelt und werden am Wochenende mit lebendigen Hühnern zurück erwartet. Wir werden sie nur kurz per Funk hören.

Am 01.06. wandern wir über die Insel auf die Ostseite. Der Weg ist frisch gemäht. Nach einer halben Stunde gehen wir in hüfthohem Gras unter Palmen und Lorbeerbäumen mit vielfältigen Ausblicken aufs Meer weiter. Dann geht es bergab und die erste Hütte, die wir passieren beherbergt Grandma, die für ihren selbstgemachten Schmuck bekannt ist. Wir erstehen eine Muschelcollier und ein Muschelfußkettchen für Mia. Am Strand finden wir ein Teahouse. Dort gibt es von Lu gebackenen Schokoladen- und Cocoskuchen. Lu selbst wandert gerade mit einer Angelleine übers Riff und sorgt für ihr Lunch. Sie lädt uns zu den in einer Schürze gesammelten Fischchen ein. No problem. Wir wollen aber noch das Resort besuchen. Es ist eins der einfachen Art. Wir treffen auf Reinhard, ein Controller, aus Siegen, der hier, ganz allein, seinen Urlaub verbringt. Es sind nur noch weitere 4 Gäste da, 2 Mädchen aus England, 1 junger Mann aus London und seine Freundin aus Perth. Die beiden haben gerade ihr Studium abgeschlossen und wollen als Angestellter im öffentlichen Dienst bzw. Rechtsanwältin arbeiten. Das Lunch besteht aus einem Reisgericht und kostet 2 € p.P.

Nicht weit von diesem Resort gibt es ein weiteres, wo sogenannte volunteers untergebracht sind. Das sind junge Leute aus aller Herren Länder, die in den Dörfern helfen, die Wasserversorgung aufzubauen. Leider sind nur wenige Leute da. So machen wir uns wieder auf den Rückweg - und wie immer erscheint er kürzer als der Hinweg.

Abends stiften wir etwas GROG (das ist Kawa) für die Gesangesrunde im Blue Lagoon Resort, was uns einen Haufen Pluspunkte einbringt.

 

        

Am 02.06. versuchen wir noch einmal zum Coralview Resort zu kommen. Wir hatten versprochen das von uns aufgenommene Video zu brennen und der Mannschaft zu übergeben. Die Wellen sind jedoch zu hoch. Trotzdem kämpfen wir uns bis dorthin vor. An ein Anlandgehen ist nicht zu denken, da die Ebbe das ganze Riff vor dem Strand freigelegt hat. Deshalb wohl auch der Name Coralview. Wir kämpfen uns wieder zurück - nur das überkommende Wasser ist warm, durch den recht kühlen Wind beginnt Mia zu frieren. Die Finger werden ganz weiß. Schließlich ist es dann doch geschafft. Auf weitere Ausflüge verzichten wir, und so können wir auch die Farmerfamilie nicht wieder besuchen. Beim gegenüberliegenden Dorf sehen wir "Libertee", aber über ein Hallo per Funk geht´s nicht hinaus. Die Beiden sind sooo busy.

 

03. Juni 2012

Törn: Blue Lagoon - Waya

Strecke: 30 sm

Crew: Mia und Wolfram

Heute sind wir bis in die Nordbucht von Waya zurückgefahren. Mutig haben wir nach 15 sm die sichere Somosomo Bay links liegen lassen. Nachdem wir auf die Ostseite Navitis gewechselt waren, nahm der Wind zu. Er blies mit 15-20 kn aus Ost. Geht ja noch, dachten wir. Je näher wir der Nordbucht von Waya kamen drehte der Wind auf NO und der Schwell stand immer mehr in die Bucht hinein. Vor dem Dorf angekommen, gab es kein ruhiges Fleckchen mehr. Diesesmal blieben wir mehr auf der Ostseite der Bucht und weiter weg vom Dorf. Hier war die Tiefe nur 9 m. Wir hatten Glück: von Anfang an saß der Anker sehr fest. Das war auch notwendig, denn in der Nacht drehte der Wind auf Nord und der Schwell nahm zu. Von Null Uhr bis 2 Uhr wurde es wegen der Ebbe etwas ruhiger, dann ging es aber weiter bis zum Morgen mit starkem Wind (25 kn), Regen und 1-2 m Schwell. Wir dachten, wären wir doch nur weiter in die Südbucht gefahren. Wie wir von einem anderen Segler erfuhren, der in derselben Nacht dort war, wäre das aber ganz falsch gewesen. Dort hatten sie lange Böen mit 40 kn und auch Schwell.

Als die Nacht überstanden war, legte sich der Wind und wir konnten mühelos den Anker hochziehen.

 

04. Juni 2012

Törn: Waya - Vudapoint

Strecke: 32 sm

Crew: Mia und Wolfram

Um 8 Uhr sind wir schon gestartet und nahmen Kurs auf den White Rock, einen Felsen, der von Vogelschiet ganz weiß ist. Dann wurde Kurs auf Vomo Island abgesetzt. Wir konnten gemütlich mit der Genua segeln und die Welle war gering. Ab Vomo schlief dann der Wind ein und wir motorten bis Vudapoint parallel fahrend mit Ben und Jonathan aus Neuseeland, die auch in der Vuda Marina neben uns lagen. Um 14:30 Uhr lagen wir fest an der Kurzpier in Vuda Marina.

Jonathan hat mir sehr geholfen, indem er endlich die elektronischen Karten zusammen mit der GPS-Maus zum Laufen gebracht hat. Allerdings mußte er dazu neue Karten aufspielen. Im Gegenzug erhielt er einige Seekarten von Fiji, die wir nun nicht mehr brauchen. Die Atair wird nun auf den elektronischen Karten angezeigt, allerdings 300 m weiter auf Land. Jonathan: Jaaaaa, die Karten sind für Fiji nicht so genau. Also zurück zur guten alten Papierkarte.

Ein Blick auf die Wettervorhersagen läßt uns noch reichlich Zeit hier in Fiji. Da kommen fortlaufend Tiefs von Vanuatu entgegen und die Winde wären bis zumindest 14.06. gegen uns. So bleiben wir noch hier und können uns neue Batterien besorgen. Am 13.06. sollen sie eintreffen. Na, mal sehen.

                                                                                  

06. Juni 2012

Venus vor der Sonne

Ab etwa 10 Uhr sehen wir durch unsere Schutzbrille, die wir noch von der totalen Sonnenfinsternis in Deutschland haben, einen kleinen schwarzen Punkt sich vor die Sonne schieben. Es ist die Venus, die heute gut sichtbar über die Sonnenscheibe wandert. Das Wetter ist ideal: kein Wölkchen am Himmel. Bis etwa 16:30 Uhr können wir jedes Stadium der Passage beobachten. Von der Mannschaft der Marina und andere Segler finden sich an der ATAIR ein und wollen auch durch die Brille sehen. Alle sind sehr beeindruckt, besonders als ich erkläre, daß das nächstemal erst in 105 Jahren sein wird. Auch Captain Cook findet Erwähnung, ist er doch eigens mit Wissenschaftlern 1769 nach Tahiti gesegelt, um dort den Venustransit beobachten zu können. Was sollen wir weiter reden: schaut Euch das Foto an, das wir geschossen haben.

                                                                                                             

 

13. Juni 2012

Die Batterien sind eingetroffen und zu unserer Überraschung sind es Gelbatterien. Sie sind auch noch billiger als die Säurebatterien. Schnell sind die schweren Dinger an Bord gebracht und Ili wird für morgen bestellt. Einen ganzen Tag haben Ili und ich daran gearbeitet die neuen Batterien einzubauen. Sie waren wenige Millimeter zu hoch und passten nicht in die vorgegebenen Räume. Mit List und Tücke haben wir es dann doch geschafft, wobei Ili zwischenzeitlich noch schönes Mahagoniholz beigeschafft hat, damit die Abstände richtig fixiert wurden. Dann fehlten wieder Spannriemen, um die Batterien festzuhalten. Die letzten drei Stück konnten wir dann in Lautoka bekommen.

Die Tage gehen dahin und das Wetter wird nicht besser für die Überfahrt. Immer wieder kommen aus der südpazifischen Konvergenzzone kleine heftige Fronten nach Süden und legen sich in den Weg nach Vanuatu. Wir haben noch genug zu tun, um uns auf den Törn vorzubereiten. Dazu gehört auch der Provianteinkauf. Dabei entdecken wir in der Nähe der Post am Rande des Zentrums von Lautoka ein Lokal, in dem es hervorragendes chinesisches und thailändisches Essen gibt. Für sage und schreibe 3 € gibt es einen so überhäuften Teller, z.B. mit Chop sue, sodaß wir beide satt werden.

Schließlich ist es soweit, daß wir dem Wetterfenster glauben, aber nun ist es Freitag und ein Ausklarieren nicht mehr möglich. Samstag und Sonntag ist Customs geschlossen und nur gegen eine overtime - Gebühr von 100 € wäre man bereit uns auszuklarieren. Dazu müssen wir auch noch 15 sm nach Lautoka fahren, da das Schiff präsent sein muß. Also fahren wir am Sonntag nach Lautoka und haben eine ruhige Nacht vor Anker. Am Montagmorgen stehen wir beim Zoll um 8 Uhr auf der Matte. Vor uns sind noch Leidensgefährten aus Neuseeland. So geraten wir unglücklicherweise an den Chef des Zolls. Der hat, wie kann es anders sein, von nichts eine Ahnung und die Abfertigung dauert gut eine Stunde. Schließlich ist es geschafft, und wir brausen mit unserem Dinghi zurück zur ATAIR. Dabei kommen wir an dem deutschen Boot "Jaqueline" vorbei. Sie haben von Detlev (Kira von Celle) noch die neuesten Wetternachrichten per Kurzwelle bekommen und rufen sie uns zu. Alles sieht gut aus.

So hebt sich der Anker aus dem schlammigen Ankergrund vor Lautoka und wir sind auf dem Weg zum Außenriff. 10:10 h am 25.06.2012 sind wir gestartet.  

                                                                      

25. Juni 2012 - 28. Juni 2012

Törn: Vudapoint/ Fiji - Port Vila/ Vanuatu ( 73. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 540 sm

Crew: Mia und Wolfram

Um 14:00 Uhr sind wir am Außenriff und in der Malolopassage. Sie ist breiter, als man glaubt und es sind zunächst auch keine hohen Wellen zu sehen. Wir legen unseren Kurs 270° an. Der Wind kommt frisch mit 20 kn aus Südost. Wir sind mutig und setzen die Genua. Gegen Abend wird der Wind immer stärker und geht schon auf über 25 kn, sodaß wir die Genua unter großen Mühen reffen müssen. Mal wieder zu spät. Dann verstärkt sich die Welle auf 3-4 m und dabei sind auch recht große Querläufer aus Süd. Das kracht enorm in die Seite der ATAIR. Wir beide erleben zum ersten Mal, daß uns beiden schwummrig wird. An einen Aufenthalt im Inneren der ATAIR ist nicht zu denken. Sofort wird uns schlecht. So bleiben wir im Cockpit und finden keinen Schlaf.

Mia geht dann doch in die Koje und schläft sofort ein. Ich selbst verbleibe im Cockpit und versuche mich irgendwo festzuhalten. Angeschnallt bin ich natürlich auch. Plötzlich kommt wieder ein mächtiger Querläufer aus Süd und wirft das Schiff auf die Seite. Fast kommt es zu einem touch down (Mast und Segel schlagen aufs Wasser). Als das Ding mit seinen beiden nachfolgenden Brüdern vorbei ist, höre ich ein Wimmern. Mia ist gegen den Mastfuß geschleudert worden und hält sich die Rippen. Hoffentlich sind sie nicht gebrochen. Sie meint nein, da sie schon Erfahrung damit hat. Aber es tut höllisch weh. Irgendwie überstehen wir die Nacht und sind froh, als die Sonne aufgeht. Mia klagt über starke Schmerzen, möchte aber weiterhin keinen Verband.

Die Wellen werden auch am zweiten Tag nicht besser. Sie sind einfach richtig bissig. Den einzigen Vorteil, den wir haben ist der, daß wir zügig vorankommen. Etmale zwischen 130 und 140 sm sind für die ATAIR recht ordentlich. Mit der gerefften Genua können wir den Kurs nicht mehr halten. Deswegen wechseln wir auf die Fock. Der Wind hat mehr nach Ost gedreht, sodaß das Groß keinen Vorteil bringt. Mit der Fock können wir besser den Kurs in den nach wie vor hohen Wellen halten.

Dazu nehmen wir ab und zu den Motor. Drei bis viermal wird die ATAIR so auf die Seite geworfen, daß der Kühlwasseransaugstutzen freiliegt und Luft eingezogen wird. Da hilft nur den Motor abzustellen und stundenlang zu warten, bis das Kühlwasser die Luft verdrängt hat. Das kann 2-3 Stunden dauern.

In der zweiten Nacht sehen wir das Positionslicht unserer neuseeländischen Freunde, die mit uns gestartet sind. Das gibt ein wenig Orientierung. Obwohl auch noch der wunderschöne Sternenhimmel da ist.

Nach dem zweiten Tag und der zweiten Nacht gelingt es uns auch mal wieder ins Bootsinnere zu gehen. Ich selbst bin so übermüdet, daß ich schließlich doch in die Koje falle und ein paar Stunden tief schlafe.

Um 9:00 Uhr und um 18:30 Uhr haben wir die Funkrunde auf Frequenz 8230 kHz bzw. 6233 kHz mit Detlev (Kira von Celle), Helmut (Lop To) und anderen Seglern. Sie versorgen uns mit aktuellen Wetternachrichten. Wir selbst konnten die Gribfiles von Wetterwelt  wegen des Wellengangs nicht abrufen. Es sieht alles gut aus und das Tief, daß sich im Norden von Vanuatu aufbaut, zieht wohl nach Neukaledonien.

Mittwochmorgen passiert ein chinesischer Fischer an Steuerbord in 3 sm Entfernung vorbei. Auch nachts hatten wir schon helle Lichtscheine am Horizont gesehen. Mias Rippenschmerzen klingen langsam ab.

Vor Sonnenaufgang sehen wir 3 Planeten (Venus, Mars und wahrscheinlich Saturn) eng beieinander in einer Reihe. In derselben Reihe sind dann noch die Pleijaden zu sehen. Ein sicher seltenes Bild. Außerdem sieht man im Norden auch schon den großen Wagen. Und natürlich ist das Kreuz des Südens immer präsent, wenn man weiß, wo man es suchen muß und keine Wolken da sind.

Die Wolken stellen sich in den nächsten Tagen ein. Wir haben viel Glück, daß wir von den Squalls nicht getroffen werden. Mia meint, daß die Wellen angenehmer werden. Natürlich hat sie recht, man darf sowas aber nie sagen und auch nicht denken. Der Gegenbeweis folgt auf dem Fuß. Eine riesige Welle schwappt ins Cockpit, richtet aber keinen Schaden an. Nur wir sind mal wieder durchnäßt.

Am Donnerstag, 27.06. geht der Wind auf unter 10 kn zurück, jedoch bleibt die Welle so stark wie bisher. An ein Segeln ist nicht mehr zu denken. Wir können auch die Fock als Stützsegel nicht mehr stehen lassen, da sie wild umeinanderknallt und die Gefahr besteht, daß sie reißt. Also werfen wir den Motor an, was das Schiff nicht so harmonisch in den Wellen liegen läßt. Leider geht es nicht anders. Es kommen immer mehr Schauer vorbei, die nicht so heftig ausfallen.

Irgendwo auf der Strecke haben wir ganz übersehen, daß Mia und ich die 20 000 sm gemeinsamen Segelns überschritten haben. Eigentlich ein Grund zum Feiern. Wir lassen es erstmal ausfallen, da uns dann sicher gleich wieder schlecht wird.

Der Freitag 28.6. bringt etwas niedrigere Wellen und wir sehen im Morgengrauen die Insel Efate auftauchen. Unspektakuär flach und wolkenverhangen. Trotzdem sind wir erleichtert. Irgendwie sind wir aber noch nicht auf dem Damm, denn wir übersehen zwei Taucher mit Begleitboot, die in der Nähe der Küste nach ihren Lobsterkörben suchen. Sie haben uns schon gesehen und ein freundliches Winken zeigt uns, daß uns verziehen ist.

Um 13:30 Uhr sind wir an der gelben Quarantäneboje im Hafen von Port Vila angekommen. Wir werfen den Anker und stellen den Motor ab. Über Funk versuchen wir den Zoll und Immigration zu erreichen. Es meldet sich niemand. Schließlich erbarmt sich ein anderer Skipper und teilt uns mit, daß in Vanuatu erst 12:30 Uhr ist und deshalb lunchtime. So ist es. Nach 13 Uhr Ortszeit erreichen wir die Behörden. Der Quarantäneoffizier will gleich vorbeikommen. Zoll und Immigration sollen wir an Land aufsuchen. Wir verhandeln. Schließlich dürfen wir am Pier anlegen und den Besuch von Zoll und Immigration am Montag machen. Der Quarantäneoffizier ist außerordentlich nett und bringt auch gleich zwei Burschen mit, die uns beim Anlegen helfen. Kein Wunder, daß uns Vanuatu auf Anhieb gefällt. Bevor wir aber in weitere Lobeshymnen ausbrechen können, übermannt uns nach dem Anlegen ein langer, langer Schlaf.

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Peter, Paul und ............. Steve

Wie das so ist, treffen sich die Segler, wenn immer möglich, bei der happy hour in einer Bar. Manchmal ist es langweilig und alle starren auf den ständig laufenden Fernseher, wo rund um die Uhr Rugby-Spiele gezeigt werden. Manchmal aber trifft man auf interessante Leute aus allen Ländern der Welt und die wildesten Geschichten und Lebensläufe machen die Runde. So treffen wir in der Hafenbar von Yachting World, die uns unseren Liegeplatz gegeben haben, auf Peter (Neuseeland), Paul (Kanada) und Steve(Australien). Peter hat sich in Vanuatu mehr oder weniger niedergelassen und repariert Motor- und Segelboote. Deswegen kommt er hier mt Paul und Steve zusammen, weil beide an ihren Booten Reparaturbedarf haben. Paul braucht neue Anoden und einen Antifoulinganstrich und Steve hat das Ruder defekt und die Segel zerfetzt. Zunächst kommt die Geschichte von dem weltgrößten Krokodil auf den Tisch, das gerade auf den Philippinen gefangen wurde. Es mißt um die 20 m und hat schon einige Menschen gefressen. Steve meint, daß es so große Krokodile in Australien nicht gibt.  Peter:" Das liegt daran, daß die Australier nicht bis 10 zählen können." Steve lacht und läßt sich mit einem weiteren happy hour Bier besänftigen.

Paul wollte mit seinem Neffen (26) die Welt umsegeln. Da starb der Neffe an COP. Auf dem Sterbebett nahm er Paul das Versprechen ab, die Weltumsegelung allein durchführen und ein Buch darüber zu schreiben. Das wäre sein letzter Wille. Und so ist Paul nun unterwegs. Er startete von der Atlantikseite Kanadas mit seinem 9m-Boot und hatte vom Segeln keine Ahnung. Das brachte er sich unterwegs bei. Und wie hältst Du es mit den Wachen?  " Eigentlich sollte ich alle 20 Minuten Umschau halten, aber ich schlafe dann doch ein oder schaue mir Videos an. Einmal wurde ich von einem lauten Schiffshorn geweckt. Ich riß das Steuer noch herum, da ein Riesenfrachter genau auf mich zuhielt. Es fehlten nur ca. 150 yards bis zur Kollision. Dann wurde ich durch die Bugwelle umhergeworfen. Über VHF habe ich den Kapitän gefragt, wie er mich denn entdeckt hätte, sicher durch Radar. Nein, ich habe Dich im reflektierenden Mondlicht gesehen." Glück muß man haben. Die nächste story ist vom Panamakanal. Dort wurde sein Boot fast an der Schleusenwand zerdrückt. Ein deutscher Catamaran rettete ihn durch kräftiges Gegensteuern. Dann war er durch den Panamakanal durch und geriet zwischen zwei Kreuzfahrtschiffe. Auch das ging gut aus.

Schließlich begab er sich direkt von Panama zur Osterinsel. 53 Tage war er mutterseelenallein auf dem Pazifik. Und er hat keine Kurzwelle, um sich mal zu melden. In seinem Heimatort in Kanada hatten sie ihn schon für tot gehalten, und die Mutter litt Qualen. Kurz vor der Osterinsel, traf Paul auf einen Frachter und bat ihn über VHF eine mail an seinen Bruder zu senden, daß alles ok sei. Der Kapitän des Frachters kam gleich mit der Antwort, daß sein Bruder das mail empfangen habe und alle froh seien, daß er am Leben sei.

Paul liebt offensichtlich die weiten Strecken. Von hier aus will er nach Port Moresby (PNG) und dann gleich nach Cocos Keeling, mitten im Indischen Ozean, und dann Mauritius. Das sind Strecken! 

Steve ist 60 Jahre alt und sozusagen von Beruf Buschpilot. Alles, was er in der Südsee absegelt, kennt er aus der Luft. Alle kleinen Landepisten in Vanuatu kennt er. Auch Fiji, Tonga und Neuseeland. So kam es, daß er überall eine Braut hatte und inzwischen sieben Kinder. Zweimal war er in Australien verheiratet. Die anderen fünf Frauen, er zählt sie alle mit den Fingern auf, leben irgendwo auf den Pazifikinseln. Eine Landepiste gibt es dort sicherlich. Das jüngste Kind ist vier Jahre alt und in Tonga geboren. Als er es zu Gesicht bekam, meinte er zu der Mutter, daß es doch ziemlich wie ein Tongababy aussähe. Die Mutter lächelte, Steve lächelte und alles war klar. Man kann es ja mal versuchen.

Steve hatte bei seiner Überfahrt von Fiji nach Port Vila ziemliches Pech. Die Automatiksteuerung hielt das Boot nicht mehr auf Kurs und auch per Hand mußte er bis zum Anschlag drehen, bis ein kleiner Ruderausschlag zustande kam. Wahrscheinlich sind in dem GFK-Ruder die Halteschrauben des Ruderschaftes gebrochen. Damit nicht genug traf das Boot eine heftige Böe und zerriss sowohl das Groß als auch die Genua. Zwei Tage lang mußte Steve motoren und per Hand steuern. Völlig erschöpft kam er einen Tag nach uns in Port Vila an. Steve ist ein kräftiger Bursche und kann sowas durchstehen, weil er auch ein optimistisches Wesen hat.

Als wir von unserem Plan erzählen zu der Insel Espiritu Santo zu segeln, warnt er uns vor der Malaria. In einem Dezember (Regenzeit) war er wieder einmal dort gelandet und hatte nichts besseres vor, als sich dem Kawatrinken hinzugeben. Er schlief dann irgendwo im Busch ein. Ein paar Monate später hatte er während eines Fluges den ersten Fieberanfall und konnte die Maschine gerade noch zu Boden bringen. Dann brach er schweißüberströmt zusammen. Natürlich erkundigen wir uns gleich am nächsten Tag nach einer Malariaprophylaxe. Der einhellige Ratschlag ist, daß wir das in der Trockenzeit nicht brauchen, da die entsprechenden Moskitos nicht unterwegs sind. Naja, wir wollens mal glauben. Auf den Ankerplätzen herrscht immer ein kräftiger Wind und bisher sind wir von Moskitos verschont geblieben.

Wie es nun bei Steve weitergeht, weiß er selbst nicht. Er muß sich Segel aus Australien besorgen und mit Peter zusammen das Boot aufs Land bringen, um das Ruder zu reparieren. Wir schätzen, daß wir ihn noch antreffen, wenn wir von unserem "Ausflug" zu den Nordinseln Vanuatus Ende August zurückkehren. Möglicherweise hat er dann schon wieder eine neue Braut und will gar nicht mehr weg.  

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 05. Juli 2012

Inselrundfahrt Efate

Inzwischen haben wir uns schon ganz gut in Port Vila eingelebt. Der Gang zum pitoresken Markt und in das französisch angehauchte Cafe in seiner Nähe, sowie der Gang zum Bon Marché gehören schon zur Routine. Was liegt da näher, auch die Umgebung zu erkunden. Man kann auf einer Rundstraße die Insel Efate umrunden und viele schöne Stellen besuchen. Die preiswerteste Variante ist sich ein Auto zu mieten.

Als erstes machen wir bei einer Cafebar gegenüber von Hideaway Island Halt. Die Bucht sieht schön ruhig aus und ist nur 5 sm von Port Vila entfernt. Hier gibt es auch den einzigen Unterwasserbriefkasten der Welt. Was liegt da näher, als an die Lieben zu Hause zu schreiben. Wir sehen niemanden, der zum Briefkasten taucht und so verschieben wir die Ansichtskarten auf später. Zumindest beschließen wir, von Port Vila hierher zu fahren und zu ankern.

Nächster Halt ist ein paar Kilometer weiter bei dem Mele Wasserfall. Der soll 20 m hoch sein. Da gerade ein Kreuzfahrtschiff in Port Vila liegt, ist der Parkplatz überfüllt, und wir verzichten auf den Wasserfall und auf die fälligen Eintrittsgebühren von 9 € p.P.

Immer wieder biegen wir von der Ringstraße ab, um besondere Ausblicke zu genießen oder auch, um die Einheimischen in den verstreut liegenden Dörfern kennenzulernen. So biegen wir zu dem Dorf Mangaliliu ab. Dort haben wir einen schönen Blick auf Hat Island - und wirklich sieht die Insel wie ein Hut aus. Die Insel ist heilig, weil dort der Chief Roi Mata begraben liegt. Er war ein berühmter Chief vergangener Zeiten.

Zum ersten Mal sehen wir auch die aus geflochtenen Matten gebauten Dorfhäuser, die ein Schilfdach haben. Alles ist aus Materialien gebaut, die der umliegende Urwald liefert. Immer werden wir von den Dorfbewohnern freundlich und herzlich begrüßt. Alle sind erstaunt. wie weit wir schon gesegelt sind. Von Germany bis hier........ Oh !

Zur Mittagszeit entdecken wir die Wahoobar, die am Meer in der Nähe von Port Havannah liegt. Ein gepflegtes Restaurant empfängt uns und wir lassen uns zu einem gebratenen Wahoofilet überreden. Es schmeckt ausgezeichnet. Während wir auf den Hilliard Kanal hinausschauen, werden weitere Fische angeliefert. Es sind Red Snapper und kosten das Kilo 6,50 €. Wir müssen uns regelrecht losreißen. Das wird uns dann doch leicht gemacht, da eine lärmende Truppe vom Kreuzfahrtschiff einfällt.

Es schließt sich eine längere Fahrstrecke an, die uns Blicke auf die Undine Bay bietet. In der Ferne können wir die Insel Nguna erkennen. Die Undine Bay wird nicht zum Ankern empfohlen, da der Boden mit Material aus dem 2. Weltkrieg übersät ist. Die Amerikaner, die hier einen Stützpunkt hatten, haben alles Kriegsmaterial einfach in der Bucht versenkt, nachdem der Krieg zuende war. Heute ist es ein Eldorado für Taucher. Schließlich kommen wir an die Nordostecke von Efate. Hier gibt es heiße Quellen. Man kann im heißen Schlamm baden oder in einem überwarmen swimmingpool direkt in einer Gaststätte sich aufheizen. Wir entscheiden uns für den swimmingpool, weil es dort einen Kaffee gibt und das naive Wandgemälde über dem pool näher betrachtet werden muß. Der Kaffee ist zwar heiß, aber eine Kaffeebohne hat er nur von weitem gesehen. Schön ist aber, daß eine lokale Band vanuatische Lieder spielt. Über die Wasserstraße können wir die Inseln Emao, Pele und Nguna sehen und uns wieder wohl fühlen.

Nun geht es an der Ostküste entlang. Wir sehen im Dschungel Reste einer Manganmine, die wahrscheinlich demnächst wieder eröffnet wird. Immer wieder kommen uns Einheimische auf der Straße entgegen. Die Männer haben stets ihr Buschmesser dabei, vielleicht weil sie von ihren Gärten kommen, wie die Felder hier heißen. Die Frauen schleppen sich mit den Babys ab oder halten die Kinder, die schon laufen können, davon ab vor unser Auto zu laufen. Alle grüßen uns freundlich und wir können die Hand mit den gespreizten Fingern oder den nach oben gestreckten Daumen gleich draußen lassen.

Nächster Zielpunkt ist die Blue Lagoon. Eigentlich gibt es auf Vanuatu keine Insel ohne Blue Lagoon. Diese hier ist besonders schön und liegt mitten im Wald. Ich werfe mich in die blauen Fluten. Es ist doch recht kühl. Von einem hohen Baum schwingen sich Jugendliche übers Wasser und lassen sich dann fallen. Ein wunderbarer Spaß. Wir lernen George kennen, einen Busfahrer. Er bietet mir an, auch das Seil zu benutzen. Ich weise ihn darauf hin , daß der Baum wohl kaum mein Gewicht aushält. Das Gelächter ist groß.

                                                                                 

Gegen Abend erreichen wir wieder Port Vila und kommen gerade noch rechtzeitig, um von der ATAIR aus einen Feuertanz auf der gegenüber liegenden Insel Iririki mitzuerleben. Über eine halbe Stunde lang wird da Feuer gespien und Feuerräder in irrsinniger Geschwindigkeit gedreht. Auf Samoa hatten wir schon einmal einen Feuertanz erlebt. Hier ist er um ein Vielfaches wilder und spektakulärer. (s.unten)

 

07. Juli 2012

Törn: Port Vila - Insel Hideaway/ Vanuatu

Strecke: 5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Am Freitag, 06.07., haben wir unser Visum für vier Monate bekommen. Darunter gibt es nicht. Das kostet p.P. ca. 50 €. Anschließend müssen wir noch zum Zoll, um ein Cruising permit für die Nordinseln zu bekommen. Das kostet nichts. Wir bekommen einen gelben Umschlag, den wir dann in Luganville auf Espiritu Santo abgeben müssen. Wir können alle Nordinseln schon vorher besuchen. Für die Südinseln brauchen wir dann wieder ein neues Cruising permit. Ein letzter Einkauf auf dem Markt ( grüne Bohnen, Avocados, Papayas, Salat), ein letzter Capuccino im Café und dann gehts um 11:30 Uhr los. Die Jungs von der Marina kommen und helfen uns beim Ablegen. Die fünf Seemeilen bis zum Hideaway Island sind schnell geschafft. Leider ist es regnerisch geworden. Natürlich muß man auch bei einer so kurzen Strecke Sorgfalt walten lassen. Wie schnell sitzt man auf dem Riff südlich von Hideaway Island. Den Unterwasserbriefkasten wollen wir ja auch nicht beschädigen.

Ich mache noch schnell eine Rundfahrt über die Cafebar, wo es abends auch Bier gibt (happy hour ab 17 Uhr) und Hideaway Island. Dort gibt es ein Resort, das einen einsamen Eindruck macht. Dagegen ist in der Cafebar jede Menge los. Carlo der Kellner bietet mir an, uns am Montag sein Dorf zu zeigen. Ob wir dann noch da sind?

Nein. Der 08.07. ist ein Sonntag und wird sowohl auf Fiji, wie auch hier, geheiligt. Kirchgang ist angesagt und gearbeitet wird nicht. Das Wetter ist an diesem Sonntag außerdem noch schlecht. Regenschauer ziehen über uns hinweg. Deshalb planen wir die Abreise für Montagnachmittag. Es sind ja "nur" 70 sm. Also steht eine Nachtfahrt an.

 

09. Juli 2012 - 10. Juli 2012

Törn: Hideaway - Baie Revolieu/ Epi Island Vanuatu

Strecke: 70 sm

Crew: Mia und Wolfram

Da der Wind wieder an Stärke zunimmt, machen wir uns am Montag, 07.07., auf den Weg nach Epi Island. Ziel ist die Revolieu Bay. Vor Sonnenuntergang haben wir das Teufelskap passiert und können, Hat Island querab, den Zielkurs anlegen. Langsam versinkt Efate in der Dämmerung. Als wir hinter dem Windschatten der Insel hervorkommen, wird es ruppiger. Da nur noch 54 sm zurückzulegen sind, müssen wir langsam machen, damit wir erst morgens ankommen. Mit gereffter Fock geht es so einigermaßen mit 3-4 kn dahin. Die Welle spielt wieder nicht mit und macht uns das Leben schwer. Gegen 01 Uhr schläft der Wind plötzlich nahezu ganz ein, um dann  gegen Morgen rechtzeitig zum Einlaufen in die Bucht wieder auf mehr als 25 kn aufzudrehen. Gegen 10 Uhr stehen wir vor der Bucht und suchen den "conspicious black rock", der uns als Ansteuerungshilfe in der Literatur genannt ist. Zunächst ist nichts zu finden. Man muß wissen, daß es für Vanuatu keine genauen Seekarten gibt. Die Inseln können in der Lage bis zu 3 Meilen weiter westlich liegen. Auch die elektronischen Karten sind nicht besser. Danach sehen wir die ATAIR am Ankerplatz öfter mal an Land. Also kommt es auf die sogenannte "eyeball navigation" an.

Endlich entdecke ich den "black rock" und wir laufen in die Bucht ein, obwohl es schon komisch ist, daß das hakenförmige Riff fehlt. Den Anker lassen wir bei 14 m fallen. Er hält sehr gut.

Es ist so windig, daß wir uns nicht trauen, an Land zu gehen. In der kommenden Nacht kommt ein flacher Kleinfrachter an uns vorbei und läuft weiter nördlich in die anschließende Bucht ein. Er fährt bis ans Ufer und eine Menge Leute haben sich dort versammelt, um ihre Waren nach Port Vila zu senden. Langsam kommt mir der Verdacht, daß wir in der falschen Bucht liegen. Jetzt bleiben wir aber da, weil der Anker so gut sitzt. Dafür müssen wir den Schwell in Kauf nehmen.

Am 11. Juli, Mittwoch, können wir an Land gehen. Wir sitzen schon im Dinghi, als mir einfällt, daß die Luftpumpe noch fehlt. Mia klettert wieder achtern an Bord und, aus unerfindlichen Gründen mit einem totalen blackout - ich auch. Dabei übersehe ich, daß das Dinghi ja schon von der ATAIR losgebunden ist. Als ich zurückblicke, nun schon an Deck, ist das Dinghi bereits gute 50 m abgetrieben. In einer halben Meile Entfernung winkt ein Riff. Immerhin bin ich soweit wieder bei mir, daß ich nun erst die Kleidung mit dem Geld und die Uhr ablege. Dann springe ich ins Wasser und schwimme dem Dinghi hinterher. Es ist nun schon ca. 200 m entfernt. Das Dinghi habe ich schnell erreicht. Ich versuche gar nicht an Bord zu kommen, da ich ja dann immer weiter abtreibe. Ich nehme die Leine und beginne zur ATAIR zurückzuschwimmen - gegen Strom, Wind und Welle. Zweimal schlucke ich kräftig Seewasser. Das soll gesund sein. Andere geben für eine Seewasserkur viel Geld aus. Hier habe ich es gratis. Dann habe ich meinen Rythmus gefunden. Mia auf der Badeplattform ist schon recht klein geworden. Langsam, sehr langsam komme ich näher. Aus meiner Jugend kommt mir das Training zum Rettungsschwimmen noch einmal zugute. Nach etwa einer halben Stunde ist es geschafft und erstaunlicherweise bin ich noch recht fit. Ich warte auf der Badetreppe noch auf den Schwächeschock nach Überanstrengung, er bleibt jedoch aus. Noch etwas Süßwasser trinken und dann gehts doch los, natürlich mit trockener Kleidung, die Mia schon rausgesucht hatte.

 Wir treffen Jack auf einem Fahrweg. Wir kommen schnell ins Gespräch. Jack führt uns durch seine "Gärten". Dabei kommen wir zum kristallklaren Fluß, der auch als Waschstelle dient. Jack baut Kawa, Papaya, Taro und Erdnüsse an. Auf einem Feld liegen in einer Ecke eine Menge großer Schneckenhäuser. Jack erklärt, daß das die afrikanische Schnecke sei, die irgendwann eingewandert und nun eine echte Landplage sei. Er müsse sie immer von den Feldfrüchten absammeln und dann verbrennen. Dann erreichen wir das Gehöft. Es gibt ein Küchenhaus, ein Schlafhaus, eine Kochstelle und ein Vorratshaus. Auf einer Bank sitzt der Vater, ein alter Mann. Wir fragen nach seinem Alter. Alle rechnen, auch der inzwischen hinzugekommene Sohn von Jack. Schließlich sagen sie, daß er in einer Zeit geboren ist, in der niemand lesen und schreiben konnte und niemand sich gemerkt hat, wann ein Kind geboren wurde. " Das war vor der Unabhängigkeit". Vanuatu wurde erst 1980 unabhängig. Der alte Mann kann selbst nicht antworten - es scheint uns, als ob er Alzheimer hätte. Heute ist das Bildungswesen recht gut ausgebaut. Überall auf den Inseln finden wir Schulen. Jack und Marie, seine Frau, haben 5 Kinder. Der älteste Sohn geht schon zur Universität auf der Insel Malekoula. Er will Rechtsanwalt werden. Für alle Kinder zusammen, auch für den Kindergarten, müssen Marie und Jack 114 000 Vatu ( rund 1000 €) pro Jahr Schulgeld bezahlen. Das ist eine Mange Geld für einen so kleinen Farmer.

 Jack holt für uns Papayas, Trinkkokosnüsse, Kochbananen und eine kleine Wildschweinkeule. Wir lassen ein paar Geschenke und eine Spende für das Schulgeld da. Der "Rechtsanwalt" erzählt uns von der Wildschweinjagd im Urwald. Mit einer kleinen Hundemeute werden die Schweine eingekreist. Die Ferkel fängt man mit der Hand und soll es mal ein großes Schwein sein, so wird es gespeert. Noch leben auf den Inseln Vanuatus nicht so viel Leute, sodaß man sich aus dem Wald, dem Meer und von dem angebauten Gemüse und Obst gut ernähren kann.

Auf dem Rückweg zur ATAIR treffen wir noch auf Pierre, der Jack´s Nachbar ist . Er holt gerade etwas Wasser aus dem Fluß. Er hat zwei Kinder, 3 Jahre und 1 Monat alt. Pierre lädt uns gleich zu sich nach Hause ein. Das müssen wir auf ein andermal verschieben, denn morgen brechen wir wieder auf - zur nächsten Bucht.

 

 

 

 

 

Ruine eines alten Coprahauses

 

 

13. Juli 2012

Törn: Baie Revolieu - Laman Bay/ Epi Island Vanuatu

Strecke: 10 sm

Crew: Mia und Wolfram

Als wir aufbrechen und die Nachbarbucht besser sehen können, finden wir bestätigt, daß wir in der "falschen" Bucht geankert haben. Was soll´s, sonst hätten wir Jack und Pierre nicht getroffen. Die 10 sm bis zur Lamanbay sind rasch geschafft, auch wenn der SE-Wind während der Fahrt ordentlich zunimmt. Von der Lamanbay haben wir zwar eine Beschreibung, aber sämtliche Ansteuerungsbojen fehlen. Bei den vielen Cyclonen auf Vanuatu gehen sie regelmäßig verloren. So schleichen wir uns in die Bucht, bis über Kanal 16 ein australischer Segler davor warnt so weiter zu fahren, da dort ein "rock" unter Wasser wäre. Schnell drehen wir ab und bedanken uns. Als der Anker fällt, werden wir von einer großen Schildkröte begrüßt. Unsere Begrüßungsschildi.

Am Abend kommen noch zwei Segler rein. Die "Ovation" aus Neuseeland und die "Columbus" (Australien), die wir schon von Vudapoint kennen. In der Bucht herrscht ein reger Bootsverkehr und an Land werden verschiedene Waren zusammengetragen. Wir fahren ebenfalls an Land und befragen die Leute, worauf sie mit den ganzen Waren warten. Natürlich warten sie auf ein Boot, daß die ganzen Waren nach Port Vila bringen soll. Wir sehen Säcke mit Kawa, verschiedenem Gemüse in palmgeflochtenen Körben, leere Benzinfässer, Copra usw. Alle Behältnisse sind sauber mit der Adresse des Empfängers beschriftet.

 Für 1 to Copra bekommt man 35 000 Vatu, das sind ca. 30 Eurocent pro Kilo. Das ist nicht gerade viel. Wir erinnern uns, daß in französisch Polynesien, Frankreich das Kilo Copra mit 1 € subventioniert hat. Hier gibt es niemanden, der subventioniert. Kawa bringt mehr Ertrag. Das Kilo ist für ca. 12 € zu haben. Das "betscht" dann auch richtig, da das Kawa aus Vanuatu viel stärker ist, als auf Fiji. Eine Tasse soll den Europäer schon umhauen. Ab 2 Tassen ist man paralysiert. Die jungen Leute hier können bis zu zehn Tassen trinken, bis die volle Wirkung einsetzt. In Fiji braucht man dazu schon 3 bis 4 Liter.

Außerdem wird noch eine riesige Sau in einem aus Stangenholz zusammengezimmerten Käfig transportiert. Das Boot läßt auf sich warten, sodaß wir den Markt und einen shop besuchen können. Hier erstehen wir ein paar Gurken und dort gibt es tatsächlich frisches Brot aus einem Holzofen, herübergebracht von der Insel Laman. Das gibt es nur Samstags, an den Wochentagen hat man einen Bäcker ca. 1 km entfernt aufzusuchen. Wir schlendern weiter zu einem Resort, das verlassen da liegt. Alles sieht ziemlich runtergekommen aus. Eine neuseeländische Familie, die plötzlich erscheint, bestätigt uns, daß das Resort in Betrieb ist - sie haben nämlich hier übernachtet. Das Frühstück sei gut! Jetzt warten sie auf einen Transport zu einem anderen Teil der Insel. Wir kehren zu dem großen Banyan Baum zurück, wo die Leute auf das Schiff warten, das noch nicht erschienen ist. So können wir noch zur anderen Buchtseite laufen. Da geht es durch ein Dorf, in dem ein zerfallener Backofen steht und auch die Copra-Trocknungsanlage sieht nicht besser aus. Die Häuser sind alle aus Materialien gebaut, die man im Urwald finden kann. Das sieht zwar hübsch und romantisch aus, aber darin zu wohnen ist aus unserer Sicht nicht wünschenswert. Manche Häuser stehen auf Pfählen. Andere bieten nur den blanken Erdboden zum Schlafen an. Das Kochen findet in einer offenen Küchenhütte im Freien auf offenem Feuer statt. Wenn wir morgens über unsere Ankerbuchten schauen, können wir an den Rauchsäulen genau sehen, wo gefrühstückt wird. Der Rauch vertreibt auch die Moskitos ein wenig, die trotz "Trockenzeit" hauptsächlich in den Dämmerungszeiten unterwegs sind. Elektrischen Strom gibt es meistens nicht, es sei denn, irgendjemand hat mal einen Generator gestiftet. Wenn der nicht mehr läuft, gibt es niemanden, der ihn reparieren könnte, und die "locals" finden sich in den alten Zeiten wieder. Manche haben jedoch kleine Solarlampen von Yachties geschenkt bekommen, so wie man sie in deutschen Gärten findet.

Aber eins gibt es überall: Handys. Überall auf den Inseln sind Mobilfunkmasten installiert und auch fast jeder erwachsene Vanuater hat so ein Ding. Alle wundern sich immer wieder, daß wir kein handy haben. Früher hat man sich auf den Inseln mit Holztrommeln verständigt. Diese werden heute in stilisierter Form  für Touristen hergestellt. Man findet sie auch vor Gebäuden in Port Vila und ab und zu eine alte Trommel in einem abgelegenen Dorf. Sie sind aus Hartholz gefertigt und können schon einige Zeit überstehen. Nun, heute sind die Trommeln durch handys ersetzt, die in ebenfalls überall zu findenden Aufladestationen aufgeladen und mit neuem Kredit versehen werden können. Das Aufladen geschieht über Bleibatterien, die mit einem Solarpanel verbunden sind.

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Geist aus Palmwurzelwerk

        

Terminal und Piste des Flughafens                                                      Typisches Dorf auf Vanuatu                                                               Einschiffung der Passagiere

 

Nach Durchquerung des Dorfe, erreichen wir den Flugplatz. Ein Windsack steht prall in dem Südost. Das "Terminal" liegt verlassen da. Jede Insel hat mindestens einen "airstrip" und wird auch regelmäßig angeflogen. Wir lassen uns am Ufer nieder und blicken auf die ATAIR. Auch mal eine schöne Perspektive. Als wir sehen, daß der kleine Frachter angekommen ist, gehen wir zum Banyan Baum zurück, um dem geschäftigen Beladen des Frachters zuzusehen. Es ist mal wieder die "Big Sista", die wir schon von anderen Inseln kennen. Sie transportiert Waren und Passagiere. Alles wird mit einem Beiboot zum Schiff hinausgebracht, da es hier nicht direkt anlegen kann. Da sind wir doch ziemlich erstaunt, denn gleich beim Dorf gibt es einen perfekten Anlegepier aus Beton. Allerdings ist das Wasser dort auch sehr flach. Wieder ein Entwicklungsprojekt, das in den Sand bzw. in das Wasser gesetzt wurde ? Dafür dürfen dann aber von uns finanzierte Bundestagsabgeordnete nach Vanuatu fliegen, um solche Projekte einzuweihen, so wie kürzlich Frau Kopp. 

Zuletzt wird das Schwein verladen. Die "locals" gehen wieder zu ihren Hütten in den Bergen und die Szenerie ist vorrüber, die so stark an vergangene Zeiten erinnert hat. Auch die Passagiere sind an Bord der "Big Sista" und haben ihren Angehörigen an Land zugewinkt, als wenn es für immer wäre. Leider ist das immer mal wieder der Fall, wie erst kürzlich in Tonga, daß die Schiffe ihr Ziel nicht erreichen. Wenn man erst mal erlebt hat, wie die Leute an Bord eines solchen Schiffes beim Einlaufen in Port Vila feiern und singen, weiß welche Ängste sie durchgestanden haben.

           

                                                                                                     

                                                                                                                                       Mia und Mere mit antiker Signaltrommel 

 

 

 

 

16. Juli 2012

Törn: Laman Bay - Insel Paama

Strecke: 10 sm

Crew: Mia und Wolfram

Der erste Einheimische, den wir kennenlernen, ist Frank. Er kommt mit seinem Auslegerkanu zur ATAIR und fragt, ob wir Gemüse und Früchte brauchen. Später bringt er sie vorbei: Bananen, Grapefruit (riesig) und Avocados. Am kommenden Tag führt er uns mit ein paar Kumpels durchs Dorf und den Berg hinauf zum nächsten Dorf. Als wir mit dem Dinghi anlanden, sind alle Schüler der Grundschule da und beobachten, ob wir naß werden. Natürlich kommt genau in dem Moment unseres Aussteigens eine größere Welle und wir sind bis zur Hüfte eingetaucht. Das Kichern ist unüberhörbar. Schließlich haben wir das Boot in einen sicheren Abstand zum Meer gezerrt und angebunden. Zuerst führt unser Weg an der Presbyter-Kirche vorbei zur Schule. Wir begrüßen die zwei Lehrer. Es gibt zwei Klassen, in denen alle Jungen und Mädchen zusammengefaßt sind. Es sind auffallend wenige Mädchen da. Die anderen wären in Port Vila und gingen dort zur Schule. Später erklärt uns Frank, daß es wenig Mädchen in der Gegend gibt. Die Jungs sind alle um die 18 Jahre alt und alle haben keine Freundin. Der älteste ist 21, heißt Andrew und ist der Sohn des Dorfchiefs, der zugleich Reverend in der Presbyterkirche ist. Andrews Großvater ist Deutscher gewesen. Er hat ihn nie kennengelernt. Vor zwei Generationen kamen immer noch die "black birds", weiße Piraten auf größeren Schiffen, aus Australien herüber, haben die Leute gekidnappt und als Sklaven für die Zuckerrohrfelder in Australien verkauft. Darunter war auch die Großmutter von Andrew. Die meisten kamen nicht zurück. Andrews Großmutter aber kam mit einem von dem Deutschen gezeugten Kind zurück. Das ist heute der Dorfchief. Andrew fragt bei Mia immer wieder deutsche Wörter ab, um etwas Deutsch zu lernen.

   

Frank                                                                                                           Peter                                                                                                                   Mac

 

John                                                                                                             Haman

Wir wissen nicht, ob wir die Jungs im Vergleich zu unseren Jugendlichen in Deutschland beneiden oder bedauern sollen. Hier wie dort gibt es eine hohe Arbeitslosigkeit bzw. nur temporäre Jobs bei schlechter Bezahlung. Trotzdem machen die Jugendlichen hier keinen unzufriedenen Eindruck. Mit Stolz zeigen sie uns ihre bescheidenen Wohnhäuser und geleiten uns durch das Dorf. Über Fußball sind sie bestens informiert und wissen auch, daß Deutschland gegen Italien bei der Europameisterschaft verloren hat. Sie haben das Spiel in dem einzigen Fernseher auf Paama gesehen. Das Dorf des Fernsehers liegt 2 Fußwegstunden entfernt. Allerdings wohnen dort auch einige Mädchen, sodaß ihre Motivation groß ist, den langen Weg auf sich zu nehmen.

Am Nachmittag sitzen wir unter einem großen Baum und werden von den gesamten Schulkindern beäugt. Wir erzählen etwas über Deutschland und Frank und die anderen erzählen aus ihrem Leben, das momentan nicht so viele Höhepunkte hat. Man kann aber nicht übersehen, daß alle eine Grundfröhlichkeit und souveräne Ruhe ausstrahlen. Offensichtlich sind sie glücklich - auch wenn der Mangel an gleichaltrigen Mädchen ihnen zu schaffen macht. Liegt der Unterschied zu den deutschen Jugendlichen vielleicht daran, daß Frank und seine Kumpels keine oder nur wenige materielle Wünsche und Ansprüche haben und daher auch keinem Erfolgsdruck ausgesetzt sind ?

 

18. Juli 2012

Törn: Insel Paama - Rannon/ Insel Ambrym

Strecke: 36,5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die Insel Paama hat uns sehr gut gefallen. Leider müssen wir Abschied nehmen, da die Wetterwelt (Wettergribfiles) ein Schlechtwettergebiet in den nächsten Tagen meldet, und deshalb möchten wir in einer sichereren Bucht ankern. Zunächst geht es nach Ambrym, die Insel der glühenden Vulkane und bekannt für seine Schnitzereien. Mögliche Ankerbuchten sind an der Südwestseite auch Port Vatu und Craig Cove. Von einiger Entfernung sehen wir, daß dort ein ziemlicher Schwell hineinsteht. Deshalb fahren wir weiter und so wird aus dem 10 sm-Törn ein über 30 sm-Törn. Zum Glück sind wir früh aufgebrochen und kommen in der Rannon Bay um 17 Uhr an. Zu schnell wird der Anker ausgebracht, und wir haben zu wenig Kette rausgelassen. In der Dunkelheit merken wir, daß wir abtreiben - Richtung Meer. In Hektik wird der frei hängende Anker wieder eingeholt. Anhand der Beleuchtungen an Land nähern wir uns wieder an die Insel an. Diesesmal ankern wir auf 7 m nicht 14 m und lassen 50 m Kette raus. Das sollte halten. Trotzdem macht Mia aufopferungsvoll bis 0030 Ankerwache, dann flaut der Wind ab. Im Cockpit habe ich tief geschlafen, nun können wir uns aber in die Koje zurückziehen. 

Am nächsten Morgen steht schon frühzeitig ein Einheimischer mit seinem Auslegerkanu auf der Matte und bietet seine Dienste an. Wir "bestellen" Gemüse und Obst. Auch einen Dorfrundgang wollen wir mit ihm machen. Das Obst ( Papayas, Bananen) wird bald gebracht, das Gemüse werden wir erst beim Landgang erhalten können, wenn wir an Beispielen gezeigt haben, was wir eigentlich wollen. "Spinat" versteht unser Führer nicht. Also gehen wir gleich an Land und werden durchs Dorf geleitet, von einem Freund zum anderen, die alle Schnitzer sind und ihre Werke für 3 - 5000 Vatu (25-40 €) anbieten. Zwischendrin werden wir zu einem Tabuplatz gebracht. Die Stelle ist mit Palmblätterwänden vor Einsicht geschützt. John erklärt uns, daß dort Masken gelagert seien, die vor ein paar Tagen bei einem Maskentanz (Customdance) getragen wurden.

Douglas, ein Resortbesitzer (s.u.) erklärt uns, was es mit den Masken auf sich hat. Grundsätzlich gilt, so ähnlich wie in Fiji, daß innerhalb einer Familie allen alles gehört. So kann z.B. ein Verwandter zu Dir kommen und Dein T-shirt schön finden. Dann mußt Du es ihm "ausleihen". Das gilt für alles Materielle. Nur die Masken sind ein Tabu. Eine Gruppe früherer Maskeninhaber bestimmt, wer zum nächsten Customdance das Recht für eine Maske erwerben darf. Das kostet 15000 Vatu aufwärts, je nach Rang der Maske. Dieses Recht wird für nur einen Maskentanz erworben und gehört persönlich dem Erwerber. Die Masken dürfen nicht verschenkt, vererbt oder verkauft werden - sie sind Tabu. Die Maske wird vor dem Tanz dem Berechtigten übergeben. Nach dem Tanz werden die Masken an einem Tabu - Platz im Dorf gelagert. Der Tabu - Platz wird für Touristen mit Hinweisschildern versehen, für den Einheimischen reicht aber die Pflanzung einer bestimmten Baumart am Eingang als Hinweis aus. Der Platz darf nicht betreten werden, es dürfen keine Fotos oder Filmaufnahmen gemacht werden und auf keinen Fall darf eine Maske entwendet werden. Zu einem späteren Zeitpunkt in ein paar Tagen oder Wochen werden die Masken in einer weiteren Zeremonie verbrannt.  Douglas erzählt uns stolz, daß er schon dreimal ein Maskenrecht erworben habe. Nun, 15000 Vatu sind ungefähr 140 Euro, und das ist eine Menge Geld für den Vanuater. Der Landarbeiter erhält pro Tag ca. 10 € am Tag, die Angestellten in einem Resort bis zu 16 € am Tag.

John lotst uns an dem Tabu - Platz vorbei, und wir kommen zu einer Familie, die Herr über einen kaputten Brotbackofen ist und in trauter Runde dasitzt und Matten aus Palmblättern webt. Der Älteste hat Blätter einer Pandanußpalme in Arbeit. Die Mittelrispe wird herausgetrennt. Daraus werden dann Handbesen gefertigt. Die Blätter selbst werden dann zum Decken des Hauses verwendet, kunstvoll verflochten versteht sich. Aus den Blättern der Kokosnußpalme werden Körbe geflochten, die man überall auf den Märkten sieht. Darin sind Gemüse und Obst aufbewahrt. Wir erstehen für ein paar Vatu islandcabbage. Das ist eine Art Spinat, schmeckt aber besser. Der islandcabbage wird in Bananenblätter gewickelt und uns dann überreicht. Wir verweilen noch ein wenig bei der Familie auf niedrigen Palmbrettern hockend. Uns fällt ein, daß der Älteste gar nicht in ein Pflegeheim muß, sondern innerhalb der Familie aufgehoben ist und noch eine durchaus sinnvolle Tätigkeit hat, die zu seinem und der Familie Unterhalt beiträgt. Übrigens für Interessierte: In Vanuatu gibt es eine Pensionsaufenthaltsberechtigung (Auskunft von Frieda und Bruno, SY Amroy X), die 12000 Vatu im Jahr kostet! Umrechnungskurs: 1 € = 110 Vatu . Ob man allerdings ein Maskenrecht erwerben darf, wissen wir nicht. Und viele Besitztümer darf man nicht mitbringen, denn die können ja "ausgeliehen" werden. Auch Gelände, Häuser oder Wohnungen darf man nicht so ohne weiteres leer stehen lassen. Die finden binnen Kurzem Bewohner. Aber wo gibt es schon Rosen ohne Dornen.

 

                                                                                                                                                                                                                        Alter Backofen

Nächster Anlaufpunkt ist wieder ein Haus, in dem Schnitzwerk verkauft wird. Hier sehen wir zum ersten Mal auch kleine Skulpturen aus Vulkanstein - sehr hübsch. Schließlich lädt uns John noch in sein Haus ein, um uns weitere Skulpturen zu zeigen. Wir können uns nicht zu einem Kauf entschließen und machen uns auf den Weg zu einem in der Nähe liegenden Resort. John soll uns dann noch ein Huhn besorgen. Es soll jung sein, so geben wir auf Anfrage an. Später bringt John das Huhn, bratfertig. Irgendwie muß er was falsch verstanden haben. Das Huhn ist, so zeigt sich beim abendlichen Verzehr an Bord, äußerst zäh, also alt, und war offensichtlich an Schwindsucht erkrankt: soooooo klein ! Dafür waren die 400 Vatu doch etwas viel.

                 

Die Schnitzer von Ambrym sind weltberühmt. Meist werden Nachbildungen der antiken Signaltrommeln hergestellt, zu erkennen am Schlitz.

Der Weg zum Resort ist schön und am Schluß beschwerlich. Zunächst geht es unter hohen Bäumen am Strand entlang. Schulkinder überholen uns und bieten Mia und mir an, unsere Rucksäcke zu tragen. Wie fast alle Leute hier, sind sie sehr an Deutschland interessiert und finden immer einen Grund zu Lachen. Nur zur Schule gehen sie alle nicht gern, wie bei uns daheim. Diese Schüler, etwa 12 Jahre alt, müssen morgens um 7:30 h in der Schule sein. Da haben sie schon 2 Stunden Schulweg zu Fuß hinter sich. Und jetzt um 15:00 h liegen wieder 2 Stunden Fußweg vor Ihnen - über Berg und Tal. Es begegnen uns auch schwer bepackte Frauen, die auch diesen weiten Weg vor sich haben. Trotzdem sind sie fröhlich,lachen, singen und finden Zeit für ein Schwätzchen mit uns. Dann treffen wir noch ein französisches Pärchen aus Paris, das mit 2 Buschführern unterwegs ist. Sie haben einen der Vulkane bestiegen - immerhin 7 Stunden hin und zurück. Mit Blick auf mich, meinen die Führer, für uns wäre das nicht ohne Übernachtung zwischendurch zu machen. "Aurevoir" und weg sind sie - "bushwalker" heißen sie hier.

Der Anstieg zum Resort ist sehr steil. Vielstimmiger Vogelgesang umgibt uns. Dann tauchen die aus natürlichen Materialien gebauten Hütten auf. Es ist niemand da. Dann kommt aber doch eine Frau und zeigt uns den Weg in eine Art Restauranthütte. Wir haben dort einen herrlichen Ausblick aufs Meer und auf die ATAIR. Die Frau teilt uns mit, daß keine Gäste da seien, es kein Bier und auch sonst keine Getränke gäbe. Letztenendes kommt Douglas, der Besitzer. Aus einer "Kühl"truhe kramt er zwei warme Bier heraus und Mia bekommt zusätzlich eine warme CocaCola. Der Generator ist kaputt und so kann nicht gekühlt werden. Douglas erklärt, daß gerade noch ein Gast dagewesen wäre, der auch die "Bungalows" am Strand genutzt hätte. Douglas erzählt uns die Geschichte von den Masken und wie er alles aufgebaut hat. Wir können gar nicht glauben, daß sich dieses Resort wirtschaftlich trägt. Douglas zeigt uns die Hütten, die von außen ordentlich aussehen, innen jedoch sehr "basic" und ungepflegt sind. In das Bad schauen wir erst gar nicht hinein. Wir wollen uns nicht den Appetit auf das Schwindsuchthuhn verderben lassen.

Wieder im Dorf angekommen, besuchen wir noch den einzigen Laden. Ein junger Mann ist Herr des Hauses und zeigt uns freundlich, was er alles anbietet. Die Ausstattung ist, wie überall hier in den kleinen Lädchen. Vom Reis, über Putzmittel bis zu Macheten aus Brasilien gibt es alles Notwendige für den einfachen Haushalt. Bier oder sogar Wein gibt es nicht. Alkoholika sind auf Vanuatu sehr teuer.

Leider kommt es nicht mehr zu einem weiteren Besuch im Dorf, da in die Bucht ein zunehmender SW-Schwell hineinsteht. So entschließen wir uns zur Insel Pentecote aufzubrechen. Zu unserer Überraschung wird es endlich einmal ein gemütlicher Segeltag.

 

 

Douglas in der Resortbar mit "Kühl"truhe                                                        ATAIR vor Anker vor der Insel Ambrym/ Rannon Bay  

                                                                                      

20. Juli 2012

Törn: Rannon/ Ambrym - Homobay/ Insel Pentecote

Strecke: 11 sm

Crew: Mia und Wolfram

Sogar in der Passage zwischen den Inseln Ambrym und Pentecote herrscht Ruhe und die 11 sm sind unter Fock schnell geschafft. Es weht ein SE mit 15 kn. Der Blick zurück zeigt nochmal die beiden aktiven Vulkane Marum und Benbow, die wir so oft nachts glühen sahen. Der Blick voraus läßt Pentecote ( auch Pentecoste) am Horizont auftauchen. Wir lassen den Anker in der Homobay fallen.

 Diese Stelle ist berühmt durch ihre "landdivers" geworden, junge Männer, die sich von hohen Holztürmen herabstürzen, nur durch eine Liane am Fuß gesichert. Durch die mutige Tat soll eine gute Ernte gesichert werden. Ein Neuseeländer hat daraus das bunjee jumping entwickelt.

Simon, der Pastor (assembly of god) des Dorfes erzählt uns, daß wegen der Touristen ein weiterer Turm in der Nähe des Flughafens gebaut wurde. Dort würden sie sich aber aus sitzender Haltung  runterfallen lassen. Hier im Dorf spränge man stehend ! Und zwar nach vorne geradeaus. Abfällig lächelt er über die feigen Hunde vom Flughafen. Er hat seine Kirche gleich neben dem Areal des Sprungturmes gebaut. "Damit die Leute, wenns regnet, zu ihm in die Kirche kommen und seiner Predigt zuhören.

Die nächsten Tage gestalten sich schwierig mit dem Landgang, da ein hoher Schwell aus Süd in die Bucht steht. Außerdem regnet es mal wieder. Am Sonntag haben wir etwas Glück und kommen mit der Hilfe einiger Einheimischer unbeschadet an Land. Im Dorf gibt es drei kleine Läden, wo es das Notwendigste gibt. Dazu gehören auch wieder Macheten aus Brasilien zu 15 € das Stück und Zimmermannshammer zu 26 €. Bei der Hütte am Strand erkundigen wir uns nach dem Mittagessen. Es gibt Fisch mit Reis zu 2,50 €. Den Fisch haben wir schon gesehen. Es ist ein ca. 1,50 m langer Wahoo. Zum Essen ist es aber noch zu früh - es ist ja erst 10 Uhr.

                                                                                                                                                                                                                                                        Sprungturm in Homobay/ Pentecoste

Von der Ferne hören wir Gesang. Wir gehen ihm nach und landen in der Kirche der Assembly of God. Um die Ecke können wir den Sprungturm sehen. Ein paar Gemeindemitglieder holen eine Sitzbank herbei und fordern uns auf, uns zu setzen. Die Predigt hat gerade begonnen. Es ist eine Predigerin aus dem Ort. Wir verstehen kein Wort, aber die Gemeinde geht engagiert mit und wird ganz modern mit Frage und Antwort in die Predigt eingebunden. Ab und zu wird auch gelacht. Die Kirche ist voll. Das Abschlußlied wird stehend gesungen und ist ergreifend. Auch hier können wir wieder die Gesangeskunst der Polynesier bewundern. Ohne Schwierigkeiten wird mit schönen Stimmen mehrstimmig gesungen. Nach dem Gottesdienst gehen wir zum Sprungturm. Es ist ein riesiges Ding, ca. 15 m hoch und aus Holzstämmen aufgebaut, die mit Lianen verbunden sind. Die Sprünge finden im Mai und Juni statt und sollen eine gute Ernte erbitten. Die jungen, gut durchtrainierten Männer springen stehend vom obersten Podest des Turmes geradeaus. Sie werden durch eine Liane gebremst, die an einem Fußgelenk befestigt ist. Sie schwingen dann ein Kreissegment beschreibend zum Turm zurück und werden von unten stehenden Männern aufgefangen, damit sie nicht gegen den Turm knallen. Ein Neuseeländer hat das gesehen und daraus das "bunjee jumping" entwickelt.

Queen Elizabeth II. war auch hier. Zurück blieb ein Anlegepier aus Beton und ein Toter. Auf Wunsch und zu Ehren der Königin sprangen die jungen Männer außer der Reihe und nicht im Mai/Juni. Dabei riß eine der Lianen und der junge Mann kam ums Leben. Der Sprung im Mai/Juni hat durchaus einen Grund, denn dann sind die Lianen am saftigsten und stabilsten. Später oder früher sind sie trockener und können reißen. Die bemalten Tücher für den Besuch der Königin sind noch erhalten. Darauf steht:"Queen Elizabeth, bitte helfen Sie uns". Uns ist nicht bekannt, daß das erfolgt wäre.

Inzwischen hat der Regen wieder eingesetzt. Das hält uns nicht davon ab, zu dem Festgelände (Unabhängigkeitstag !) vorzudringen. Dabei sind zwei Flüsse zu durchqueren. Bis zur Hüfte gehts durch klares Wasser. Fiona, eine junge Studentin, gesellt sich zu uns und erklärt uns ein bißchen das Dorf und seine Leute. Unterwegs kommen wir an mehreren Kawahüttchen vorbei, wo die Ersten schon auf die erste Schale warten. Schließlich erreichen wir den Sportplatz. Ein Transparent mit dem Stadiumnamen hängt da. Fiona erklärt uns, daß der Platz nach dem Dorfchief benannt ist. Er hat auch die ganzen Feiern finanziert. "Deshalb wurde er auch gewählt", meint Fiona. Wieso soll es hier mit Wahlgeschenken anders sein, als bei uns ?

Auf unsere Frage, warum wir so wenig alte Leute in Vanuatu sehen, meint Fiona, daß die durchschnittliche Lebenserwartung auf Vanuatu ca. 50 Jahre beträgt. Ja, warum denn das ? Die hauptsächlichen Krankheiten seinen Zucker und hoher Blutdruck. Die Leute gäben nicht genug acht darauf, was sie essen. Ähnlich hatten wir es schon auf Fiji und Tonga gehört. Zuckerkrankheit ist die Volkskrankheit Nr.1.

Bevor Fiona sich verabschiedet, kommen wir noch bei ihrer Mutter vorbei, die eine kleine Garküche während der Feiertage betreibt. Die ganze Woche wird Unabhängigkeit gefeiert, die 1980 von Frankreich und England erteilt wurde. Bis dahin hatten die beiden Staaten das Land gemeinsam "verwaltet". Angeblich wollten die beiden Staaten Anfang des 20. Jhdt. den wachsenden Einfluß Deutschlands in der Südsee beschränken. Vanuatu ist heute eine parlamentarische Demokratie. Es ist sicher nicht einfach die vielen Inseln und Lebensstandarts zusammenzuhalten, die von der Moderne bis einige hundert Jahre zurückreichen.

Unter Regen kehren wir zu dem Wahoo zurück. Er ist super gekocht. Der Pastor setzt sich neben Mia und erbittet ihre Adresse, damit er ihr schreiben kann. Wir sind gespannt, ob das eines Tages klappt. Mia ersteht noch ein paar Kleinigkeiten in einem Laden, und dann gehts zurück aufs Schiff. Der Schwell nimmt wieder zu und die Wetterprognosen sind nicht gut. So entschließen wir uns, nicht weiter nördlich zu fahren, sondern von hier direkt nach Espiritu Santo.

 

      

Die Insel Pentecote voraus                                                                   Die aktiven Vulkane auf Ambrym: Marum und Benbow, ca. 1000 m hoch

 

24. Juli 2012

Törn: Homobay/ Pentecote - Espiritu Santo, Oyster Island

Strecke: 67 sm

Crew: Mia und Wolfram

Im letzten Tageslicht des 24.7. ziehen wir den Anker in der Homobay hoch und setzen Kurs 301° auf Espiritu Santo/ Oyster Island ab. Wir haben 15 - 2o kn Wind aus S und segeln die ganze Strecke mit der Fock. Wir dürfen nicht zu früh ankommen, denn die Südpassage bei Oyster Island ist nur bei Hochwasser zu passieren. Zwei Stunden nach dem Start in der Homo Bay ist die Welle nicht mehr zu hören. Sie läuft normalerweise immer mit, wie es bei so einem PRM Getriebe nun mal ist. Was ist passiert ? Drei Möglichkeiten: Getriebe ist defekt und blockiert, Schraube ist abgefallen und wir haben etwas in der Schraube. Schnell ist überprüft, ob alle Leinen an Bord sind und sich nicht in der Schraube verfangen haben. Alle Leinen sind da! Dann Test: Motor an und Gang einlegen. Getriebe funktioniert normal und Welle dreht sich. Auch gibt es Vorschub. Also die Schraube ist auch noch da. Irgendetwas müssen wir in die Schraube bekommen haben, vielleicht Seetang oder ähnliches. Wir sind erleichtert!

Nachts hören wir auch lautes Zwitschern. Wir können nichts ausmachen. Waren es Vögel, Wale oder Delphine ? Wir werden es nie erfahren......

Um 09:15 Uhr stehen wir vor dem Südeingang zu Oyster Island. Jedoch die Wegepunkte und/oder die Karten sind falsch. Wir sehen keinen Eingang und fahren auf ein Mangrovengestrüpp zu. Etwa 1/4 sm weiter nördlich sehen wir eine rote und eine grüne Stange. Wir haben Glück. Gerade fährt dort ein neuseeländisches Boot hinein (SY Auspice mit Kim und Jim). Wir verfolgen den Weg, den es nimmt und schließen uns an. Die Passage ist gut durch zwei weitere Bojenpaare gekennzeichnet, wenn man davon absieht, daß bei dem zweiten Bojenpaar rot und grün vertauscht sind. Wir sind im Zweifel, ob wir dort durchfahren sollen. Ein Boot mit Einheimischen hilft uns weiter. So viel Glück auf einmal. Die flachste Stelle ist bei dem letzten Bojenpaar von See aus gesehen. Wir messen 2,50 m bei einer Tide von 0,7 m. Bei Ebbe würden wir da auflaufen. In der Bucht finden wir ein deutsches und ein Schweizer Boot vor und natürlich den Amerikaner mit Kim und Jim an Bord.

Bei dem späteren Ausmessen der Bojenpaare stellt sich heraus, daß weder unsere Wegepunkte noch unsere Karten gestimmt haben. Die amerikanischen Karten, die auf British Admiralty- und französischen Karten beruhen ( die jüngsten Messungen sind von 1993 ), sind um 0,2 sm nach Westen und 0,1 sm nach Süden verschoben. Diese Erkenntnis haben wir an "Kira von Celle" (Beate und Detlev) zur Information der Funkrunde weitergegeben.

Am 27.07. verlegen wir die ATAIR in die innere Bay und passieren dabei das Oyster Island Resort durch eine weitere Enge. Die Wassertiefe beträgt 4m bei HW. Man muß sich in der Mitte halten, da SB und BB Korallenriffe drohen. Der Ankerplatz in der inneren Bucht liegt vor der Mündung eines Flusses und ist der am besten geschützte Ankerplatz, den wir in Vanuatu kennen. Es ist ein "Hurrican hole". Kein Schwell und rundrum windgeschützt.

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Sophia

In dem Supermarkt LCM in Luganville lernen wir Sophia kennen. Sie steht an der Kasse und ist uns sehr behilflich beim Finden der Dinge, die auf der Einkaufsliste stehen. Sie ist ausgesprochen nett und verwickelt uns in ein Gespräch. Die Fragen nach Herkunftsland und Kinderzahl, wie sie in Vanautu üblich sind, haben wir schnell beantwortet. Und was macht Sophia ? Sie ist Studentin und zwar studiert sie deutsche Geschichte. Wir sind platt! Ja, gibts das denn ? In Vanuatu das Studienfach "Deutsche Geschichte". Es drängt sich die Frage auf, was sie später damit anfangen kann. Die Antwort verläuft sich im Nebulösen. Lehrerin will sie auf keinen Fall werden. Vielleicht diplomatischer Dienst ? Bei weiteren Einkäufen in den nächsten Tagen ist uns Sophia richtig ans Herz gewachsen. Wir tauschen Adressen aus und laden sie zu uns ein, falls sie nach Deutschland kommt. Nach dem letzten Einkauf vor unserer Abreise nach Malekula, ist der Abschied im Bereich der unterdrückten Tränen. Wir sind schon auf der Straße - da kommt sie uns nachgelaufen und schenkt uns ein DIN A4 Foto von sich und ihrer Mutter. Wir werden sie nicht vergessen.

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Der Weg von Oyster Island in die Stadt Luganville ist beschwerlich. Zunächst müssen wir mit dem Dinghi ans Festland fahren und dann ca. 500 m bis zur Hauptstraße laufen. Dort gilt es ein Fahrzeug anzuhalten, daß einen mitnimmt. Am besten sind die Chancen morgens bis 9 Uhr und ab 15 Uhr zurück. Das erste Mal sind wir etwas spät und der Verkehr mehr als dünn. In 10 Minuten kommen zwei Autos vorbei, die uns aber nicht mitnehmen können, weil sie überladen sind. Ein Fahrer von Digicel hält zweimal an, um uns zu beteuern, daß er uns gerne mitnehmen würde, aber ins nächste Dorf rechts ab müßte. Dann sind wir wieder allein. Schließlich hält ein mit Coprasäcken beladener Pickup an. Wir passen gerade noch obenauf. Das ist sehr abenteuerlich, weil man sich in den Kurven nirgends festhalten kann. Mit uns sind noch vier weitere Personen auf den Säcken. Verkrampft und mit guten Ratschlägen der Mitreisenden versehen, wie man sich sicher hinsetzt, erreichen wir nach 30 km Luganville. Das Ganze kostete nur 200 Vatu (1,80 €) p.P. Für den Rückweg nahmen wir, wegen der vielen Einkäufe und wegen des notwendigen Besuches beim Zoll im Hafen, einTaxi - da waren dann 1500 Vatu fällig.

Nach der wilden Pickupfahrt kehren wir in ein Cafe ein. Es heißt Natangora und ist japanisch. Für nur 900 Vatu kann man da ein erstklassiges Steak mit Pommes frites vertilgen. Das Cafe liegt etwa in der Mitte von Luganville und ein Treffpunkt für die Segler, wie wir später erfahren. Wir treffen aber keine Segler, weil keine da sind. Man sitzt schön im Grünen mit Blick auf den Second Channel. Luganville ist ein Straßendorf, und es ist etwas mühsam von einem Ende (Zoll) bis zum anderen Ende (Markt) zu kommen. Dafür gibt es eine Menge Taxis, die uns für 200 Vatu p.P. an die Enden bringen. Der Markt ist sehr preiswert und gut sortiert. Wir erstehen Avocados, Papaya, Ingwer, Süßkartoffeln, Islandcabbage, Radi und Gurken. Man könnte auch Tabak, Vanille oder Kawa haben. Alles zu sehr attraktiven Preisen um die 100 Vatu.

Im Vergleich zu Port Vila ist Luganville ein schreckliches Nest. Es hängt eine negative Stimmung über der "Stadt". Manche lungern auf der Straße und vor den Läden herum. Und es ist dreckig. Das haben wir bisher in keinem Dorf noch sonstwo in Vanuatu gesehen, daß ein Ort so runtergekommen ist. Die meisten Leute sind zwar sehr freundlich, aber hier und dort fängt man sich schon mal ein unfreundliches Wort oder einen bösen Blick ein. Es ist nicht von ungefähr, daß ein deutscher Rucksackreisender hier mit einem Stein beworfen wurde und sich an den Rippen schwer verletzte, sodaß er ins Krankenhaus mußte.

 

Am nächsten Tag düsen wir zusammen mit Harald in den Fluß zur "Blue Lagoon". Harald hat ein schnelles Dinghi und kennt die Strecke. Wir müssen ab und zu die Köpfe wegen der tiefhängenden Zweige einziehen und haben leider keine Zeit zum Filmen. Wir müssen eben nochmal alleine hier hineinfahren. Die "Blue Lagoon" ist spektakulär. Eine Quelle, die hier zutage tritt, hat ein kreisrundes Becken von 15 m Tiefe ausgewaschen. Das Wasser ist glasklar und blau. Wir nehmen ein erfrischendes Bad, bis Harald wieder zum Aufbruch bläst.

Am Tag darauf sind wir wieder hier und können uns im Fluß treiben lassen. Schwimmende Wiesen säumen das Ufer und vielstimmiger Vogelgesang läßt uns die Zeit vergessen. Allerdings ist die "Blue Lagoon" heute mit Touristen von einem Kreuzfahrtschiff überfüllt, sodaß wir schnell Reißaus nehmen.

Im Südteil der Peterson Bay gibt es noch einen Fluß mit blauer Lagune. Der Fluß ist romantischer als der andere, da er schmaler ist und die Bäume über ihn ragen. Die blaue Lagune ist noch blauer. Vom Ufer aus fordern uns 2 Frauen auf 1000 Vatu für die Nutzung der Lagune zu zahlen. Sie wären von dem Dorf beauftragt die Gelder einzutreiben, dem diese Lagune gehört. Wir beteuern, daß wir gar nicht baden wollen und deshalb auch nicht zahlen. Schließlich geben sie sich zufrieden, nachdem wir erklärt haben in ihrem Dorf vorbeizuschauen. Wir lassen uns auch hier den Fluß hinuntertreiben und können dabei Eisvögel beim Fischen beobachten.

Das Resort Oyster Island bietet für uns einige Vorteile. So können wir "kostenlos" ins internet, wenn wir einen Drink nehmen. Wir können auch umsonst ankern und müssen in dem Blue Hole nichts bezahlen. Leider dürfen wir den Bootsshuttle nicht benutzen und für ein Beutelchen Abfall sollen wir 500 Vatu bezahlen. Das Resort wird von einem neuseeländischen Verwalterehepaar geleitet. Sie (Ollie) ist zuweilen recht unfreundlich, während er (David) mehr so ein stiller Zeitgenosse ist. Veranstaltungen finden nicht statt, bis auf Sonntag. Am Sonntag ist Grillabend. Wir nehmen die Warnung von Bruno und Frieda von dem Schweizer Boot ernst und nehmen nichts. Auf dem Grill entdecken wir ein paar Buletten. Auch sonst gibts nicht viel. Das Frühstück ist ebenfalls sehr "continental". Kein Wunder, daß sich die Gästezahl in Grenzen hält. Die Preise sind allerdings ordentlich hoch.

       

                                                                                                                Schwimmende Wiesen am Blue Hole

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Bruno und Frieda 

Bruno ist Schweizer und war im aktiven Berufsleben ein Bauingenieur. Er lernte Frieda in Frankfurt kennen. Zusammen bauten sie sieben Jahre lang das Boot SY Amroy X. Das Boot ist ein Unikum, da es vollständig aus Baumaterialien konstruiert ist. Der Rumpf ist aus Ferrocement und die beiden Masten aus verstrebten Stahlträgern. Auch die Winschen sehen sehr nach Flaschenzügen vom Bau aus. Immerhin bis hierher ist das Boot gesegelt. Die beiden liegen schon seit Jahren hier und fahren immer wieder nach Europa und kommen dann zu ihrer Amroy X zurück. Der Liegeplatz ist außerhalb des Einflußbereiches des Oyster Resort. Mit dem Besitzer der kleinen Insel haben sie ein Abkommen. Auch haben sie so eine Art Rentnerresidenzberechtigung, die 1200 € pro Jahr p.P. kostet. Sie leben sehr zurückgezogen auf ihrem Boot, und eigentlich haben wir sie nur zu Gesicht bekommen, als wir zu ihnen gefahren sind.

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Die Kette der skurillen Persönlichkeiten in der Bucht nimmt kein Ende. Da gibt es z.B. den Texaner José. Er lebt auf einem ziemlich vergammelten Zweimaster - eigentlich ein herrliches Holzschiff. Aber wie das so ist, kam er eines Tages nicht aus USA zurück und die Vanuatu - Behörden wollten das Schiff versenken. Vorher wurde jedoch alles ausgeräumt. Dann kam José aber doch zurück und das Schiff wurde nicht versenkt. Segelbereit ist es wohl nicht mehr. Er lebt darauf und fährt ab und zu Touristen zum Tauchen und/oder Wellenreiten hinaus.

An einem anderen Tag stehen wir schon gegen neun Uhr an der Straße und finden sofort einen Transport in die Stadt. Auch die Sitzgelegenheit auf der Ladefläche ist wesentlich sicherer, als beim ersten Mal. Ein Mitfahrer zieht uns ins Gespräch. Er kommt aus einem Dorf weiter nördlich und die Frage nach Deutschland und Anzahl der Kinder ist obligatorisch. Er betont, daß er sehr religiös sei und eine Farm mit Rindern betreibe. Vor "Western Union" springen wir mit ihm vom Wagen, weil wir Geld tauschen wollen. Natürlich geht das bei Western Union gar nicht, sondern auf der gegenüber liegenden Bank. Da durchfährt uns ein Schreck, wie ein elektrischer Schlag: Mias Rucksack ist mit ihren Kreditkarten und dem Geld weg. Den haben wir auf dem pickup liegen lassen. Wir halten sofort ein Taxi an. Der Klerikale hilft uns und steigt mit ein. Er fragt unterwegs und wir lernen die Außenbezirke von Luganville kennen. Glücklicherweise weiß er wo die Leute wohnen - sie sind nicht da. Wir fahren weiter und plötzlich kommen sie an einer Kreuzung uns entgegen. Die Frau hat den Rucksack vorne im Fahrerhaus. Wir bedanken uns überschwenglich für so viel Ehrlichkeit. Der Klerikale wird von uns zum Essen bei Natangora eingeladen. Er wird zusehends nervöser. Schaut immer wieder zum Eingang und telefoniert sehr lange mit seinem Handy während des Essens. Irgendwie geht es um Geld. Er scheint sehr froh zu sein, als wir das Restaurant verlassen und ist sofort verschwunden. Später haben wir erfahren, daß es auf der einen Seite wohl Geldschwierigkeiten gewesen sind, die ihn so nervös gemacht haben - andererseits ist es in Luganville ungewöhnlich von Weißen zum Essen eingeladen zu werden. Angeblich muß er durch seine locals mit einer intensiven Befragung rechnen, wenn er von Bekannten entdeckt wird. Da muß doch irgendwas nicht stimmen, wenn man von Weißen eingeladen wird - so meinen sie.

 

 

  

Wohnhaus im Dschungel                                                                  Früchte des Pandanußbaumes

 

05. August 2012

Törn: Oyster Island - Aore Island

Strecke: 15 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die vielen Regentage bei Oyster Island brauchen wir nicht zu erwähnen. Es soll die verregnetste "Trockenzeit" seit Menschengedenken sein. Wir glauben es gerne. Das Positive ist, daß wir unsere Wassertanks voll haben. Es fällt uns daher nicht schwer Richtung Aore Island zu starten, das genau gegenüber von Luganville liegt. Es sind nur 15 sm und gekennzeichnet durch starke Strömungen und schäumender See. Auf dem Riff, das die Diamond Passage begrenzt (gegenüber von Palikulo Bay) liegt ein großes Wrack und kennzeichnet die Gefährlichkeit dieser Passagen. Wenn da der Motor aussetzt .......

Als wir um die Ecke von Espiritu Santo Richtung Westen in den Second Channel einbiegen sehen wir zwei Dinge: 1. Ein Leuchtturm, der nicht funktioniert und 2. Eine große weiße Marke auf einem Stein an Land. Hier liegt die "Coolidge", ein amerikanischer Luxusdampfer, der im 2. Weltkrieg zum Truppentransporter umgebaut wurde und an dieser Stelle durch eine "friendly mine" 1942 gesunken ist. Die Amerikaner hatten hier eine ihrer größten Nachschubbasen für den Pazifik. Manche Ruinen an Land kann man noch sehen. Die Japaner kamen kaum bis hierher. Es fiel nur eine japanische Bombe, und die soll eine Kuh getötet haben. Heute ist die Coolidge immer noch ein beliebtes Tauchziel, obwohl sie weitgehend zusammengebrochen sein soll.

Vor dem Aore Resort finden wir schnell eine Mooring Boje. Die Atair richtet sich gemütlich je nach Tide entweder nach Osten oder Westen aus. Die Leute im Resort sind sehr freundlich und hilfsbereit. Die Mooringboje kostet 1500 Vatu pro Tag und das internet pauschal 1000 Vatu. Dafür dürfen wir im Souvenirshop sitzen.

Vielleicht wundert sich mancher Leser, daß ich immer wieder die Preise nenne. Ich möchte damit allen Lesern in etwa einen Einblick in die Lebenshaltungskosten geben, und ich weiß, daß die Segler unter den Lesern sehr interessiert an solchen Informationen sind. Ich bitte also um Nachsicht.

Das Aore Resort hat uns sehr mit seiner lockeren Atmosphäre gefallen. Der Bootsshuttle in die Stadt ist mit 250 Vatu, hin und zurück, nicht teuer.

Schließlich erleben wir einen vergnüglichen Abend mit lokaler Musikband und Customdance. Es wurden der welcome-,warrior-, kawa- und birdtanz gezeigt. Leider war es etwas dunkel, sodaß wir keine guten Aufnahmen machen konnten. Nichtsdestotrotz war es für uns ein beeindruckendes Erlebnis. Es taucht eine Kultur auf, die über Jahrhunderte auf diesen Inseln lebendig war, bis die Missionare alles beseitigt und verboten haben, nachdem sie nicht mehr gegessen wurden. Man darf den Tourismus schon lobend erwähnen. Denn durch ihn werden die alten Gebräuche wiederbelebt und weitergegeben. 

 

10. August 2012

Törn: Aore Island - Malua Bay/ Malekula Island

Strecke: 31 sm

Crew: Mia und Wolfram

Beim Start in dem Second Channel zwischen Aore und Luganville ist sehr auf die Tiden zu achten. Während der Ebbe setzt der Strom mit vier Knoten nach Ost, bei auflaufendem Wasser mit 2 Knoten nach West - in die Richtung in die wir wollen. So brechen wir um 07:40 Uhr auf und bewegen uns entlang der Wegepunkte aus dem Kanal heraus. Der Schwell außerhalb des Kanals ist mäßig. Wir können uns aber vorstellen, wie es hier bei starkem Passat und ablaufendem Wasser aussieht. Nicht gemütlich ! Wir haben keinen Wind und erreichen unter Motor um 13:25 Uhr die Malua Bay auf Malekula.

Bevor wir den Anker werfen können, sind schon die ersten Kanus da, und wir haben Mühe nicht eines zu treffen. Alle bieten uns Früchte und Gemüse an. Unter anderem ist da Stephanie mit ihrem kleinen Sohn sowie der Sohn des Chiefs. Wir tauschen ein T-shirt und eine Leine gegen das Dargebotene ein. Die Leine benötigt Stephanie für eine Kuh. Vor weiteren Tauschgeschäften rettet uns die einbrechende Nacht. Leider kommt in der Nacht ein SW-Schwell auf und Detlevs Funkrunde spricht von einem Starkwindgebiet, das bald zu uns kommen soll. Also nichts wie weiter in die besser geschützte South West Bay.

 

11. August 2012

Törn: Malua Bay - Southwest Bay/ Malekula Island

Strecke: 37 sm

Crew: Mia und Wolfram

Ohne in der Malua Bay an Land gegangen zu sein, brechen wir wieder auf. In Erwartung eines Schlechtwettergebietes mit Starkwind, wollen wir in die besser geschützte Southwest Bay. Diesesmal brechen wir um 07:15 Uhr auf und erreichen die SW-Bay um 14:00 Uhr. Der erste Ankerversuch schlägt fehl, da wir felsigen Untergrund vor dem Dorf Wintua getroffen haben. Weiter südlich hält er dann. Wir merken während der Nacht, daß der beginnende Starkwind an unserem aktuellen Ankerplatz einigen Schwell mitbringt. Wir erkunden deshalb am Sonntag, 12.08., die Lage in der SW-Ecke der Bucht. Hier liegt der Katameran "Koncerto" mit Anna und Kim aus Neuseeland vor dem Dorf Lembinwen. Dort ist es wesentlich ruhiger. Da wir schon mal da sind, fahren wir auch gleich in die naheliegende Lagune hinein bzw. versuchen es. Es ist einfach zu flach und wir fahren uns in dem Schlamm vor den Mangroven fest. Trotzdem haben wir die 5 Pelikane entdeckt, die sich auf einer Schlammbank trocknen. Pelikane in der Südsee? Das ist was Neues. Sie sind erst seit Kurzem da, und niemand weiß, woher sie gekommen sind. Sie sind weiß/schwarz gefiedert. Wieder vom Schlammbad befreit lernen wir noch James den Dorfchief kennen, der mit seiner Familie gerade Copra trocknet. Als 7th day Adventist hatte er schon gestern seinen Kirchenbesuch und darf heute Copra trocknen. Allein in diesem 100-Seelen-Dorf gibt es vier verschiedene Kirchen, sprich Glaubensrichtungen.

Wir lernen durch Anna und Kim, Ayleen kennen. Sie ist gerade dabei ein Haus zu bauen, das ihre Schwester finanziert. Dort sollen die Eltern (der Vater verkündet stolz, daß er 87 Jahre alt ist und auch die Mutter dürfte in diesem Alter sein), die Schwester und Ayleen mit ihrem behinderten Sohn wohnen. Der Sohn ist schwerst behindert. Ayleen steht zu ihm, obwohl manche Dorfbewohner sie deswegen als Hexe bezeichnen und ihr raten den Jungen im Urwald auszusetzen, damit er stirbt. Tja, da nützen die vielen Kirchen nichts. Die Urteile sind unüberwindbar. Nur gut, daß Ayleen ihren Bruder Cylon als Schutz hat. Cylon ist ein Farmer und besitzt einen kleinen Bauernhof. An Gemüse und Obst findet man alles hier. Auch zwei Schildkröten sind in einem Wasserloch da. Diese werden gemästet und bei richtiger Größe geschlachtet und gegessen. Mcleen und Cylon haben 2 eigene Kinder und ein adoptiertes. Die Kinder müssen jeden Morgen (Aufbruch 6 Uhr) und nachmittags je 2 Stunden zur Schule im nächsten Dorf hin- und zurücklaufen. Bei jedem Wetter ! Erkältungskrankheiten bleiben bei diesem Regenwetter nicht aus. Wir fragen uns, warum das Dorf nicht eines der Boote zum Schülertransporte organisiert.

Ayleen lädt uns zusammen mit Anna und Kim zum Tee ein. Sie ist vielfältig aktiv. Z.B. färbt sie Umhängetücher ein, näht mit einer kleinen Nähmaschine neue Kleider und hält Kontakt zu den Yachties. Wir bekommen vom Bruder eine Menge Gemüse und Obst, sodaß wir den Skorbut nicht zu befürchten brauchen.

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Ayleens Bananenkuchen

Zutaten:

2 Eßlöffel Butter

1 Teelöffel Backpulver

1 Teelöffel Backsoda

2 Eßlöffel Milch

1 Ei

1 Tasse Zucker (2-3 Eßlöffel)

3 zerdrückte Bananen

1 1/2 Tassen Mehl

Backanleitung: Butter und Zucker cremig rühren, geschlagenes Ei und den Bananenbrei hinzufügen (Eins nach dem Anderen). Dann die trockenen Zutaten zugeben und die Milch am Schluß. Alles gut vermischen. Alles in eine flache, gut gefettete Backform geben und 35 - 45 Minuten bei mittlerer Hitze im Backofen backen.

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Eines Tages sind wir in dem Dorf Lawa eingeladen, das ca. 1/2 Stunde Dinghifahrt von unserem Ankerplatz entfernt ist. Es soll ein Festival mit customdances und verschiedenen Aktivitäten stattfinden. Wir werden von Werner, einem der Einheimischen begrüßt, und in das Programm eingeführt. Mit uns sind noch zwei Franzosen, eine Niederländerin und drei Italiener zugegen. Auf einem großen Platz werden die Tänze um eine Tam Tam - Gruppe herum aufgeführt. Die Tänzer sind farbenfroh geschmückt und geschminkt. Sie kommen am Strand entlang, tanzen auf dem Platz und lösen sich dann im Urwald auf.

Als erstes wird ein Totentanz aufgeführt. Dieser Tanz wird ein Jahr nach dem Tod des Stammesmitgliedes getanzt. Dazu wird der Tote ausgegraben und der Tanz soll ihn und alle Stammesangehörigen reinigen. Dabei wird ein Gingerpflanze, die auch als Arzneipflanze verwendet wird, vorangetragen. Der Schlußtänzer fegt den Boden mit einem Gingerzweig sauber. Der Tote selbst ist zwischen Gingerblüten aufgebahrt. Die Zeremonie erinnert uns etwas an Madagaskar. Dort werden die Toten nach einem Jahr ausgegraben und die Lebenden erzählen ihnen alles, was inzwischen passiert ist. Dann werden sie in neue weiße Tücher gewickelt und wieder beerdigt.

Als nächstes folgt der Fischtanz. Riesige Bambuszweige, an denen große bunte Fische hängen, werden über den Platz getanzt. Dazu ertönt immer das Tam Tam in verschiedenen Rythmen. Die Bewegungen der Fische werden realistisch nachvollzogen.

Von besonderer Bedeutung ist der Tanz der wilden Yamwurzel. Die ist größer als die normale Yamwurzel und wir werden sie später beim Mittagessen kennenlernen. Die Sage erzählt, daß der "Vater" eine Yamwurzel aufgebrochen hat. Aus der Yamwurzel kam ein Mann heraus und der erste Mensch war geboren bzw. die Schöpfung des Menschen hatte stattgefunden. Allerdings wird die Sage dann etwas dubios. Der junge Mann streifte nämlich auf anderen Inseln durch den Urwald und traf dort ein Mädchen (!!!???) Selbst der "Vater" war dann sehr überrascht, als der junge Mann das Mädchen vorstellte. Egal, die beiden waren geboren und hatten viele Kinder. Bei diesem Tanz werden verschiedene Masken getragen. Es sind dies keine Tabu-Masken, sondern sie dürfen sogar verkauft werden.

Der Tanz der normalen Yamwurzel folgte anschließend. Die Tänzer tragen lange spitze Hüte und stoßen immer wieder Schreie aus. Der Tanz bedeutet, das alle Stämme aus der normalen Yamwurzel entstanden sind. An den Füßen tragen die Tänzer Nußschalen, die wie Schellen klingen, wenn sie aneinander stoßen.

     

Tam Tam Gruppe                                                                                                            Die Tänzer kommen zum Totentanz                                                               Tänzer beim Fischtanz

     

Tanz der wilden Yamwurzel                                                                                                        

     

Tanz der normalen Yamwurzel                                                                            Nußschellen                                                                                                    Zwei Kommunikationsmittel prallen aufeinander: Handy und Tam Tam

Nach dem Abschluß der Tänze erklärt uns Werner, daß jeder Einheimische ein persönliches Trommelkennzeichen auf dem großen Tam Tam hat. Er führt uns seines vor. Jeder in der Hörweite des TamTam weiß, daß Werner am Rohr ist und kann sich mit ihm unterhalten. So wie die Pfeifsprache auf Gomera über mehrere Täler reicht, so können auch hier Gespräche über größere Entfernungen gehalten werden. Wenns nicht reicht, braucht man eben ein relay. Ein wenig bedauernd meint Werner, daß durch die handys die traditionelle Mitteilungsmethode etwas leidet. Sie gerät aber nicht in Vergessenheit. In den Bergen gibt es Dörfer der "small nambas", bei denen wir uns nämlich gerade befinden, die völlig traditionell und abgeschottet von der Neuzeit leben. Dorthin werden die Jugendlichen gesandt und lernen dort sowohl die Tam Tam - Sprache sowie die alten Riten und Tänze.

Auf Malekula gibt es noch die "big nambas". Früher haben die smalls und die bigs sich bekriegt und vor allem um Land gestritten. Heute ist das aber Vergangenheit und es kann ein small namba sogar einen/eine big namba heiraten.

Zwanglos werden wir nun zu verschiedenen Handwerken des Dorfes geführt. Da sitzen die Frauen und weben wunderbare Matten aus Pandanußblättern. Man kann die Blätter nicht einfach so verwenden. Sie müssen erst gekocht, dann getrocknet und sogar noch mit Salzwasser behandelt werden. Die Matten sind sehr dauerhaft und finden sich in allen Hütten. Für uns hat man kleine Umhängetaschen gewebt. Das sieht hübsch aus.

     

Mattenwebkunst                                                                                                    Töpferei                                                                                                                Hausbau ohne Niet und Nagel

Weiter Richtung Dorf kommen wir zu einem Töpfer. Neben Gerauchsgegenständen formt er auch Nachbildungen der Tam Tams. Sie geben einen schönen KLang. Gebrannt wird in zwei 200 l-Fässern auf offenem Feuer. Der rote Lehm wird aus dem Urwald geholt, wie überhaupt alle Materialien zum Hausbau und zum täglichen Leben aus dem Urwald stammen. Wir staunen nicht schlecht, als wir die Hütten ohne Schraube oder Nagel zusammengefügt sehen. Und das hält !

Ein junger Mann zeigt uns, wie man Feuer macht. In der Furche eines weichen Holzes wird eine Hartholzspitze gerieben. In weniger als zwei Minuten fängt das Weichholz an zu glimmen. Ein stückchen Glut wird in die Faserwolle einer Kokosnuß gehalten und schon brennt das Feuer. Als Pfadfinder haben wir dafür in Deutschland bestimmt 10 Minuten gebraucht. Beeindruckend, wie schnell es die "small nambas" schaffen. Mit dem Feuer können die Frauen nun kochen.

Schließlich stammt auch das Essen aus dem Urwald. Wir sehen den Frauen bei der Zubereitung unseres Mittagessens zu. Da wird Maniok auf einer Hartholzreibe kleingerieben, wilder Yam wird mit einer Muschel abgeschabt. Der Brei wird zusammen mit Maniok und Islandcabbage (ähnlich Mangold) in Cabbageblätter gewickelt und in Bambusrohre gesteckt, die dann auf offenem Feuer gegart werden. Wir sehen auch Kochbananen, normale Yam und größere Shrimps aus dem Meer. Alles wird uns zu einem wirklich köstlichen Mittagessen zubereitet. Es kommt nichts weg. Nachdem man uns hat essen lassen, kommt die Dorfbevölkerung dran. So ähnlich haben wir es auch in den Marquesas auf Fatu Hiva erlebt.

         

Rollen aus Islandcabbage werden geformt                                        in die Bambusröhren gesteckt                                             und schließlich auf offenem Feuer gesotten                                    Kochbananen, sooooo süß

 

Anschließend ans Essen wird ein Verdauungsspaziergang zum Wasserfall gemacht. Dort sind mehrere Fischbecken angelegt, die von dem Wasserfall mit Frischwasser versorgt werden. Bambusrohre werden als Wasserleitungen verwendet. Diese sind, wie beim Kochen, aus einem dünnwandigen, innen hohlen Bambus. Eine andere Art wird zum Häuserbau verwendet. Er ist dickwandig und innen mit holziger Masse gefüllt und daher stabiler. Der Wasserfall kommt natürlich mit Iguacu in Brasilien nicht mit. Hübsch ist er dennoch.

Anschließend führt man uns ins Dorf. Es ist ein richtiges Bergdorf und in letzter Zeit haben sich wieder mehr Einwohner angesiedelt. Nur die Kirche, der Laden und das Versammlungshaus sind teilweise aus Beton gebaut. Alle anderen Häuser sind traditionell aus Bambus und Pandanußmatten gebaut. Die Kirche ist eigentlich ein Kirchlein. Als Musikinstrument liegt eine Gitarre auf der Bank. Man hat von den Sitzbänken einen schönen Blick aufs Meer, falls jemandem einmal bei der Predigt langweilig werden sollte, kann er draußen mit den Augen umherwandern. Vor der Kirche hängen ein TamTam und eine abgesägte Gasflasche als Kirchenglocken. Die Gasflaschen findet man überall in der Südsee, und sie sind weit zu hören !

Oberhalb des Dorfes ist ein kleiner Platz unter einem Mangobaum. Von hier aus ruft der Chief seine Mitbürger zusammen oder teilt ihnen mit lauter Stimme die Neuigkeiten mit. Wir haben einen überwältigenden Ausblick auf die Küstenregion um Southwest Bay.

Wir verabschieden uns von Werner und den drei Italienern, die noch eine Nacht in einer Unterkunft im Dorf bleiben. Das französische Geschwisterpaar und die Niederländerin wollen auf ihr Boot, jedoch versagt der Dinghimotor. Die 300 m schleppen wir sie bis zum Boot und haben dabei viel gutes Karma gesammelt. Der Rückweg zur ATAIR wird etwas naß, da der Passat aufgefrischt hat. Was nimmt man nicht alles auf sich, um einen so schönen Tag zu erleben ! 

 

              

Presbyterkirche                                                                                                                       Für die Kinder ist alles interessant !

 

27. August / 28. August 2012

Törn: Southwest Bay Malekula - Efate/ Port Vila

Strecke: 105 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die Meinungen der Wettergurus gehen auseinander. Manche meinen, wir sollten noch einen Tag warten, dann würde ein Nordost kommen. Die anderen sind mehr der Auffassung, daß es auf dem Weg nach Port Vila nicht über einen ESE hinausgeht. Schließlich geben die gribfiles von "Wetterwelt" den Ausschlag, und wir starten morgens um 08:30 Uhr. Schnell sind wir aus der Southwest Bay. Innerhalb der nächsten zwei Stunden kommen wir dann aus der Landabdeckung Malekulas hervor. Der Wind ist tatsächlich ESE, jedoch bläst er mit 25 kn. Die Welle kommt mit 2,50 m aus SE und da wollen wir ja hin. Wir finden einen segelbaren Kurs bei 160° (Soll 150°). Über den Tag nimmt der Wind auf 20 kn ab. Die Wellen sind nicht so agressiv wie auf dem Törn Fiji-Vanuatu. Nur ab und zu spritzt eine ins Cockpit. Uns gefällt, daß endlich mal die Sonne scheint. Über die Nacht dreht der Wind immer weiter nach SE und nimmt auf 15 kn ab. Unsere Kursabweichung beträgt zeitweilig 10 sm nach West. Wir setzen unsere Hoffnung auf die Landabdeckung von Efate. Am frühen Morgen des 28.08. haben wir sie erreicht. und wir können die Kursabweichung wieder wettmachen, sodaß wir bei Hat Island wieder auf Idealkurs sind. Der Devil Point ist heute ruhig. Es ist 06:30 Uhr und Port Vila liegt vor uns. Wie bei der Ankunft aus Fiji hätten wir wieder fast einen Lobsterfischer überfahren. Die sind aber auch schwer zu erkennen.

Im Hafen von Port Vila werden wir von dem italienischen Viermaster "Phocea" empfangen, der von den Behörden beschlagnahmt wurde - wegen Waffenschmuggel, Menschenhandel und Paßfälschungen. Der Kapitän und andere Crewmitglieder wurden verhaftet. Außerdem werden wir von einem Boot der Marina Yachting World empfangen und zu unserem Platz an der Waterfront geleitet. ,

Bei unserem ersten Einkauf erscheint uns Port Vila als Schlaraffenland. Der Besuch in der französischen Patisserie darf auch nicht fehlen. Wir haben die sieben Wochen Steinzeit und 19. Jahrhundert überstanden. So interessant sie auch waren, sehen wir doch nach den längeren Aufenthalten in den Dörfern, daß wir eine Reihe von positiven Vorurteilen neu einordnen müssen.

Ein paar Geschichten und Erlebnisse sollen das erklären.

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Vanuatu - das glücklichste Land auf dieser Erde ?

Irgendeine amerikanische Universität, hat die Bevölkerung dieser Welt auf ihre Glücklichkeit untersucht und Vanuatu ist danach das glücklichste Land. Deutschland landet im hinteren Drittel. Möglicherweise haben diese "Wissenschaftler" ihre Untersuchung vom Kreuzfahrtschiff aus gemacht. Anders kann man sich diese Fehleinschätzung nicht erklären. Oder floß mal wieder Geld ?

Auf den ersten Blick scheinen die Vanuater wirklich glücklich. Sie sind freundlich und hilfsbereit. Doch hinter den Kulissen brodelt es.

Im Dorf Lembinwen auf Malekula lebt Ayleen. Sie ist etwa Mitte vierzig und lädt uns zum Tee ein. Mit ihren geringen Möglichkeiten hat sie uns und Anna und Jeff von der "Koncerto" einen schönen Nachmittag bereitet. Ayleen hat einen Sohn, der zwanzig Jahre alt und schwer behindert ist. Er kann nicht sehen, nicht sprechen und nicht laufen. Durch Anna, die jedes Jahr hierher kommt, erfahren wir, daß Teile der Dorfbevölkerung Ayleen als Hexe bezeichnen, da sie ein behindertes Kind zur Welt gebracht hat (der Vater hat sich natürlich auch gleich aus dem Staub gemacht). Andere empfehlen ihr lauthals, den Sohn im Urwald auszusetzen. Dann würde er schnell sterben und sie und das Dorf hätten ihn los. Ayleen selbst hat einen gewissen Schutz vor Angriffen, da ihre Eltern zusammen mit ihr leben und ihr Bruder eine Farm am Dorfende betreibt. Übrigens in Lembinwen gibt es bei 200 Einwohnern sieben verschiedene Kirchen - alle christlich!

( 24.10.2012, neue Nachrichten aus Lembinwen: Ayleen ist wieder schwanger. Wir hoffen, daß alles gut geht und wünschen ihr alles Gute. In Anbetracht, daß sie noch ein zweites Kind hatte, das gestorben ist, finden wir es sehr mutig von ihr, wieder schwanger zu werden. Viel Glück Ayleen ! )

Das Aussetzen im Dschungel scheint eine beliebte Methode zu sein.

Vor ein paar Jahren verliebte sich ein Europäer auf Efate in eine Einheimische. Sie heirateten und sie brachte ein Baby mit in die Ehe. Er baute ein Geschäft auf, und am Anfang lief alles gut. Dann merkte er aber, daß die Frau wieder mit dem Vater des Babys unterwegs gewesen war. Sie trennten sich. Die Frau wollte aber das Kind nicht mehr haben, und es wurde bei ihren Eltern abgegeben. Der Vater ist Pastor einer christlichen Gemeinde. Nach einigem Hin und Her entschied er als Oberhaupt der Familie, daß das Kind (nun 3 Jahre alt) im Urwald ausgesetzt werden soll. Er wollte das Kind nicht haben, da der Vater aus einer feindlichen Familie sei. Außerdem sei seine "Tochter" auch nicht von ihm, sondern seine Frau hätte ihn mit einem anderen betrogen. Er sehe also keine Veranlassung das Kind weiter durchzufüttern. Das Kind wurde ausgesetzt und ernährte sich von Würmern, Schnecken und Meeresgetier. Schließlich wurde der Europäer, der sich auf einer anderen Insel befand, heimlich von der Schwester der Frau informiert, daß der Junge am Sterben sei. Stehenden Fußes reiste der Europäer nach Efate und rettete so dem Jungen das Leben. Mit dem Großvater wurde vereinbart, daß er Geld vom Europäer zur Betreuung des Jungen erhält. Der Junge muß aber weiter hungern und erfährt keine Zuneigung. Der Großvater (Pastor!) trägt das Geld, wie auch die 10% des Einkommens seiner Gemeindemitglieder (selbst erfundene Kirchensteuer), zur Bank, um später seinen Lebensabend zu finanzieren. Bei der Bank zählt er zu den wohlhabenden Kunden.

Aktuelle Entwicklung

Man muß wissen, daß ledige Töchter in Vanuatu eine Geldquelle für den Vater sind. Sie werden nämlich an den zukünftigen Ehemann verkauft (meistbietend?). So hatte auch unser Europäer seine untreue Ehefrau erworben. Nun hat der Chief des Dorfes entschieden, daß der Pastor das Geld zurückgeben müsse, da die Ehefrau ihre Eheverpflichtungen nicht eingehalten habe. Wie wir wissen, liebt der Pastor sein Geld über alles und will der Entscheidung des Chiefs nicht nachkommen. Aufs neue hat der Dorfchief entschieden, daß dem Europäer nun die Schwester (17 Jahre) der Ehefrau als Ersatzehefrau zusteht. Dem Pastor entgehen durch diesen Beschluß potentielle Einnahmen durch den Verkauf der Schwester. Die 17-jährige ist nun sehr froh, nicht irgendjemand heiraten zu müssen. Der Europäer geht in Kürze wieder auf Reisen, und sie kann sich in Ruhe in einen jungen Mann verlieben.

Übrigens: Nur die Ehefrau darf in Vanuatu als einziges weibliches Wesen das Schlafzimmer ihres Mannes betreten. Wie wir hören fand die 17-jährige es überaus lustig, das Bett unseres Europäers machen zu dürfen. Wir sind gespannt, wie sich die Sache weiterentwickelt. 

Wer ist in dieser Geschichte der oder die Glückliche ?

Wir sehen immer wieder Vanuater mit hellen Flecken auf der Haut. Das ist eine Pilzkrankheit, die sich am feuchten Körper entwickelt, wenn man z.B. nach dem Baden oder nach einem Regen die Kleidung nicht wechselt bzw. trocken hält. Trotzdem predigen die diversen christlichen Kirchen, daß es unsittlich sei mit einem Badeanzug oder nackt ins Wasser zu gehen. So bleibt die nasse Kleidung am Körper und die Pilze haben einen wunderbaren Nährboden.  Die Vanuater sind unglücklich über diese hellen Flecken. Dabei sind sie ganz einfach sie zu beseitigen. Der Körper muß sauer (z.B. Essig) über mehrere Tage abgewaschen werden, und die Kleidung muß mit einem Bleichmittel gewaschen und gut getrocknet werden.

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Drama vor Malekula

 

Im Jahr 2011 ankerte in der Southwest Bay der Insel Malekula ein amerikanisches Segelboot mit einem Amerikaner und seiner neuen australischen Freundin an Bord. Er war über 60 Jahre alt und sie "not so old", wie man hier sagt. Eines Tages lief das Boot aus und schleppte das Dinghi hinter sich her. Nach ein paar Stunden kam das Segelboot zurück - ohne den Amerikaner und ohne Dinghi. Großalarm wurde ausgelöst, jedoch blieb die Suche nach dem Skipper erfolglos. Die Frau gab zu Protokoll:

Draußen habe es heftigen Seegang gegeben und das Dinghi sei immer wieder unter das Boot geraten. Der Amerikaner habe versucht von der Badeplattform aus, das Dinghi an Bord zu ziehen. Dabei habe er sich in der Schleppleine verfangen und wäre stranguliert worden. Er habe dann die Leine durchgeschnitten und sei dabei über Bord gegangen. Sie selbst sei völlig unerfahren in der Handhabung des Bootes und habe ihn nicht retten können. Auch funken habe sie nicht gekonnt.

Die Polizei von Luganville hakte das Ganze als tragischen Unglücksfall ab.

Nicht so die Bevölkerung des Dorfes Lembinwen. Der Chief James erklärte uns die andere Sicht der Dinge:

Verschiedenes sei doch so merkwürdig, daß das Dorf glaube, der Amerikaner sei ermordet worden.

So sei das Boot einen Tag vor dem Unglück schon einmal ausgelaufen und dann zurückgekehrt. Man habe den Amerikaner seit dem ersten Auslaufen nicht mehr gesehen. Seltsam sei auch, daß die Frau das Boot nicht manövrieren konnte, jedoch in die Bay zurückgekehrt sei, was wegen des vorgelagerten Riffs navigatorisch nicht ganz einfach sei. Außerdem sei die Frau nicht mit der Polizei nach Luganville gefahren, sondern habe mit dem ebenfalls in der Bay ankernden australischen Boot mit dem ebenfalls "not so old" australischen Skipper das Land, nach der Befragung durch die Polizei, sofort segelnd verlassen.  -

Da soll noch jemand sagen, in Vanuatu wäre es langweilig

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Stammtisch

In den letzten Tagen findet sich regelmäßig ein "Stammtisch" zur "Happy Hour" im Waterfront Restaurant zusammen. Dabei sind:

Steve - australischer Pilot und Segler auf dem Weg nach Australien (s.o.) (58 J)

Kylee - australische Urlauberin aus Sydney. Diätassistentin. (28 J.)

Tristan - polnischer Skipper mit dem Katamaran "Vite Vite" (45 J)

Shuk Yee -  Chinesin aus Hongkong (Bankerin, 28 J) Crew auf "Vite Vite"

Sandra - Brasilianerin (Meeresbiologin) aus Espiritu Santu (Brasilien) Crew auf "Vite Vite"

George - Schweizer und mit dem Boot Miami unterwegs (62 J)

Ute  -  mit George unterwegs und aus Nürnberg (52 J)

Inge und Ernst - mit ihrer Yacht "Atlantis" auf dem Weg nach Neukaledonien

Jep und Jedrenka - aus Dänemark und Lettland, aber schon seit einer Generation Australier, Segelziel ?

Martin - Urlauber aus Deutschland, der in einem Dorf Vanuatus wohnt

Paul - Franzose aus Tahiti, der mit seinem Katamaran Richtung Tahiti unterwegs ist (voll gegenan !!)

Stephan und Christine - aus Wiesbaden mit ihrem Katamaran "12moons" unterwegs nach Neukaledonien und dann Neuseeland

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09. -11. September 2012

Besuch der Insel Tanna

Da es wegen des ständigen SE-Winds nur unter großen Mühen möglich ist von Efate nach Tanna zu segeln, habe ich mich entschlossen die Insel per Flugzeug zu erreichen und den dortigen Vulkan Mt. Yasur zu erklimmen. Mia hütete die Tage dankenswerterweise die ATAIR. Am 9.9. sollte es um 14 Uhr losgehen. Ab 12 Uhr bin ich schon am Flughafen. Es rührt sich nichts. Mit zwei Stunden Verspätung dann der Aufruf einzuchecken. Hier wird nicht nur das Gepäck, sondern auch der Passagier gewogen! Klaglos trägt der Schalterangestellte das Gewicht in eine Liste ein. Dann heißt es wieder warten. Einige andere Flüge sind vor Tanna dran, wie z.B. Espiritu Santo. Auffallend ist, daß sich bei Aufruf des Fluges nur die Ausländer am Gate einfinden. Die Leute von Vanuatu lassen es geruhsam angehen. Zunächst muß der Familientroß verabschiedet werden.Da sind pro Passagier im Durchschnitt 5 Familienmitglieder erschienen, um den Reisenden gebührend zu drücken und manchmal auch ein Tränchen zu vergießen.

Schließlich ist es dann soweit. Ich laufe übers Rollfeld und besteige das 30sitzige Flugzeug über eine dreistufige Holztreppe. Ich freue mich schon über den Fensterplatz, da quetscht sich ein riesiger Amerikaner neben mich - ca. 2 m groß und nicht unter 120 kg schwer. Ich werde förmlich zusammengequetscht. Ich beschwere mich und schlage vor, daß er die leere Sitzreihe hinter uns nimmt oder den Einzelsitz an Backbord, wo er seine voluminöse Kameraausrüstung abgelagert hat. Wenn er das nicht möchte, würde ich umziehen. Sagt der Mann doch, daß wir diese Sitze zugewiesen bekommen hätten und wir nicht umziehen könnten. Der Streit wird durch einen scharfen Blick des Kapitäns beendet, der nur eine Armlänge von uns vor seinem Steuer sitzt. Der Amerikaner bequemt sich eine andere Reihe zu nehmen, und ich kann wieder ausatmen. Nur kurz-plötzlich erscheint das aufgedunsene Burgergesicht (mit Zahnstocher) wieder vor mir: Ob es da irgendetwas Lächerliches gäbe (Drohgebärde)  Dabei hatte ich dem Kapitän nur dankend zugelächelt.

Der Rest des Fluges verläuft ohne Zwischenfälle. Erst fliegen wir an Erromango vorbei und dann erscheint schon nach einer Stunde Flugzeit Tanna.

Am Flughafen steht nur ein Pickup. Freundlicherweise nimmt mich der Fahrer mit zum "Evergreen Resort". Das hatte ich mir anders vorgestellt, denn ich wollte eigentlich in das Resort mit den Baumhäusern in der Nähe des Vulkans. Aber so ist es auch gut, denn so sind nur wenige Minuten auf der holprigen Straße zurückzulegen. Es findet sich auch eine Hütte für mich, allerdings ohne Meerblick (es ist ja sowieso dunkel). Das Resort hat sich in den letzten 16 Jahren aus einer backpacker-Unterkunft zu einem noch immer preiswerten Resort entwickelt. Mein Zimmer kostet 37 € inkl. Frühstück (continental, mal mit - mal ohne Früchteplatte). Ein italienisch (sie)/französisches(er) Paar sind die "Manager". Die Besitzer sind auch da. Es sind Einheimische, die das Resort sehr ordentlich in Schuß halten. Sie sind so freundlich, mich am nächsten Morgen in das Krankenhaus von Lenaka (10 km) zu fahren und mir einen sofortigen Termin beim Arzt zu verschaffen. Ich hatte Mia versprochen, die entzündete Wunde am rechten Fuß untersuchen zu lassen. Diese Wunden, die zunächst aus kleinen Kratzern entstehen, entwickeln sich hier oft zu tropischen Geschwüren. Ohne Behandlung kann das zu Blutvergiftungen und Schlimmerem führen.

Der Arzt und seine Krankenschwester sind aus Kanada und von der Organisation Viva für ein halbes Jahr hierher entsandt. Alle halbe Jahr kommt ein anderer Arzt, um die medizinische Versorgung für die Einheimischen aufrecht zu erhalten. Die Organisation bezahlt auch sämtliche anderen Kosten des Krankenhauses und tätigt Investitionen. Alles in allem vorbildlich, auch wenn mich ein wenig stört, daß die Vanuatu-Regierung gar nichts beisteuert, die Minister aber mit Hummer - Luxusausführungen in Port Vila herumfahren.

Der Arzt reinigt die Wunde und gibt mir noch Hinweise zur weiteren Behandlung. Auf jeden Fall findet das von mir eingenommene Antibiotikum seine Zustimmung. So verlasse ich erleichtert das Krankenhaus, nicht ohne dabei einige Fragen der auf den Gängen wartenden Patienten nach Woher und Wohin und natürlich nach der Kinderzahl zu beantworten. Das Krankenhaus hat auf mich einen zwar einfachen, aber gut organisierten, gut ausgerüsteten und sauberen Eindruck gemacht.

Draußen geht dann das Warten auf einen Transport los. Immer wieder kommt man dabei zu Gesprächen mit den ebenfalls wartenden Einheimischen. So erfahre ich z.B. daß das größte Fest auf Tanna, das Fest der Beschneidung der 12 jährigen Jungs ist. Dieser Brauch ist nicht importiert, sondern schon seit der Zeit vor der Ankunft der Weißen üblich. Die Beschneidung wird mit scharfen Bambus"messern" vorgenommen. Zur antiseptischen und blutstillenden Behandlung der Wunde werden heimische Kräuter verwendet. Das Fest dauert drei Tage. Danach geht der nun unter den Erwachsenen aufgenommene junge "Mann" mit dem Großvater (väterlicherseits) für 2 Monate an einen geheimgehaltenen Ort und lernt dort die alten Riten, aber auch wie man ein Haus baut, Schweine jagt etc. Frauen sind kein Thema. "Das hat ja Zeit, bis man 19/20 Jahre alt ist", sagt man mir. Nun ja.......

Über den piktoresken Markt am Hafen, komme ich dann doch noch rechtzeitig zurück zum Resort, um in den Geländewagen zum Vulkan einzusteigen. Der Hafen in Lenaka ist sehr klein und schwellig. Wir können froh sein, nicht mit der ATAIR hierher gefahren zu sein.

Zunächst geht es über eine recht ebene Straße, die über Korallenblöcke führt, flott voran. Der Fahrer heißt Jack und hat sich zum Ziel gesetzt, uns noch Sehenswürdigkeiten auf dem Weg zum Vulkan zu zeigen. Wir, das ist außer mir noch ein französisches Paar, das aus Neukaledonien kommt. Er ist Chemiker und war zeitlebens in der Wasserwirtschaft in der Überwachung tätig. Sie ist Lehrerin und unterrichtet ihre Schüler in der Kanakensprache Neukaledoniens in Biologie und Geographie. Sie hat auch eine entsprechend laute Stimme, die ein wenig bei den Filmaufnahmen stört.

Jack zeigt uns zunächst das sogenannte "white grass". Das sind große Flächen mit niedrigen Büschen, die weiß blühen. Diese wurden im 2. Weltkrieg von einem Amerikaner angepflanzt. Man kann daraus eine blutstillende Substanz gewinnen. Offensichtlich wurde sie bei der Army eingesetzt.

Das nächste ist eine große Kaffeeplantage. Hier wird der durchaus köstliche Tanna-Kaffee geerntet. Die Rösterei hatte ich schon auf dem Weg nach Lenakel gesehen. Wir trinken nur noch Tanna-Kaffee. Wegen der Insellage, gibt es keine der üblichen Krankheiten der Kaffeebäume und auch keine schädlichen Insekten, sodaß man auf Pflanzenschutzmittel verzichten kann. Und die Düngung hat man ja ständig vom Vulkan.

Unterwegs sehen wir Einheimische mit langen Bambusstäben in Richtung eines Dorfes laufen. Wozu das ? Jack erklärt uns, das dort morgen das größte Fest des Jahres beginnt: das Beschneidungsfest. (siehe oben)

Die Straße wird schlechter, sehr schlecht, furchtbar schlecht. Wir halten auf einem kleinen Paß und können zum ersten Mal den Vulkan in voller Größe bewundern. Er sieht aus wie ein Berg in der Sahara, nur grau. Er qualmt auch mächtig. Der Blick in Richtung Norden fällt auf einen lieblichen Küstenstreifen mit schönen Stränden. In diesem Gebiet wohnen die Anhänger des John Frum Kultes. Dieser Kult spielte eine gewisse Rolle in der Geschichte Tannas und bei den Unabhängigkeitskämpfen gegen die Kolonialmächte England und Frankreich.

Nächster Halt ist an einer Kawa-Kneipe. Diese sieht recht ordentlich aus, und es hängt ein schönes Schild am Eingang. Jack übersetzt das einheimische Pidging-Englisch: " Wenn Du zum Kawatrinken kommst, vergiß nicht Dein Geld mitzubringen". Glücklicherweise müssen wir keinen Schluck probieren. Europäer soll schon eine Schale Kawa des stärksten Kawas der Welt umhauen. Unbestritten wird in Vanuatu schon ein viel stärkeres Kawa produziert als anderswo, und unbestritten ist auch, daß auf Tanna der stärkste Kawa Vanuatus angebaut wird. Jack erzählt uns, daß auch bald wieder Kawa nach Deutschland exportiert werden soll. Na, dankeschön, dann kann ich auch gleich Diesel trinken.

Jack hat es geschickt geschafft, uns bei einbrechender Dunkelheit an den Fuß des Vulkans zu bringen. Er fährt uns durch Canons aus Asche und fegt mit dem Allradantrieb unserem Ziel entgegen. So können wir gerade noch die Baumhäuser erspähen, als auch schon ganze Dampfschwaden aus der Felswand treten. Dann haben wir den Parkplatz erreicht. Alles stürzt sich auf den kleinen Pfad, der sich zum Kraterrand hinaufschlängelt. Man hört es schon mächtig fauchen und zischen. Oben angekommen, geht gerade die Sonne unter und bescheint mit ihren letzten Strahlen ein gigantisches Inferno. 200 m hohe Rauchsäulen schießen aus dem Boden, immer wieder gefolgt von noch höherem Lawaregen. Ein wahres Feuerwerk spielt sich vor unseren Augen ab. Die Lawa schießt unter gewaltigem Fauchen aus dem Schlund und erhellt die nun schon hereingebrochene Nacht. Die weißglühenden Lawabrocken gehen keine hundert Meter von uns entfernt laut klatschend zu Boden.

Natürlich hat es auch schon Unfälle mit Verletzten und Toten gegeben, denn die Gewalt des Vulkans ist nicht berechenbar. Wenn man von einem solchen Lawabrocken getroffen wird, hat man keine Chance. So verwegen wie fünf japanische Vulkanologen sind wir ja nicht. Vor ein paar Jahren sind sie mit voller Bergsteigerausrüstung und Gasmasken in den Schlund gestiegen, um dort Messungen vorzunehmen. Man hat nie wieder etwas von ihnen gehört.

Plötzlich ertönt ein Ruf "Wolfram bist Du das?". Ich drehe mich um, und vor mir stehen Manuela und Georg von der SY "Sternchen". Die Überraschung ist riesig, denn wir waren in Panama zusammen bei den Kuna-Indianern. Der Spruch - die Welt ist klein - fiel sofort. Gemeinsam genießen wir das Feuerwerk und wollen uns gar nicht trennen, als Jack zur Rückkehr mahnt. Mt. Yasur macht uns noch die Freude mit einem besonders starken Feuerregen. Dieses Naturereignis werden wir nie vergessen, da brauchts auch nicht die paar noch warmen Lawabrocken, die ich noch schnell einstecke. Mit dem Bewußtsein wenigstens einmal mehr erlebt zu haben als Captain Cook, werden wir heimgefahren. Cook wollte nämlich den Mt. Yasur besteigen. Der lokale Chief untersagte ihm das. Das wäre eine heilige Zone, und niemand dürfe den Vulkan besteigen, denn dort würden die Götter wohnen.

 

11. Oktober 2012 - 14. Oktober 2012

Törn: Port Vila - Anse du Pilot/ Neukaledonien ( 74. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

          Anse du Pilot - Noumea

Strecke: 340 sm

Crew: Mia und Wolfram

Am 7. Oktober ist das Wetterfenster da, um nach Neukaledonien zu kommen. Es ist ein Sonntag. Man kann aber nur am Freitag vorher ausklarieren. Eigentlich kein Problem, jedoch Mia hat einen fiebrigen Infekt. Der muß erstmal auskuriert werden. "Atlantis" geht schon los. Wir peilen den Donnerstag an. Der Wind soll dann noch besser sein. Letzte Einkäufe werden erledigt und Abschied von dem Städtchen Port Vila genommen.

Uns ist klar, daß wir jetzt die Südsee verlassen, und das fällt uns schwer. Vom Wetter wollen wir nicht reden. Die überaus freundlichen und hilfsbereiten Menschen werden wir vermissen. Obwohl die Leute es nicht einfach haben, haben wir von Galapagos bis hierher nicht eine kriminelle Attacke oder nur ein unfreundliches Wort erlebt. Wir haben nur einen kleinen Zipfel der Südsee erlebt, doch der war für uns überwältigend schön. Auch wenn ich weiter oben gezeigt habe, daß es auch hier kein Paradies gibt, so haben uns die schönen Landschaften und die darin wohnenden Menschen von dem überwiegend Positiven in dieser Gegend der Welt überzeugt. Für die Einheimischen ist es ganz schwierig den Spagat zwischen alten Gebräuchen, ihrer Religion und der Neuzeit mit Computern und Handys zu schaffen. Um so bewundernswerter ist es, wie gelassen und fröhlich sie sind und wie sie optimistisch in die Zukunft schauen. Sich in der modernen Zeit die eigene Identität zu bewahren, das ist die Lebenskunst der Südseeeinwohner. 

Noch einmal hören wir eine Stringband von Land und auch die einpeitschende Rhetorik eines Predigers fehlt nicht. Schnell sind 200 l Diesel zollfrei in der Waterfront Marina getankt. Es ist der 10. Oktober und wir fahren gleich zur Insel Hideaway, um dort einen guten Startpunkt für den Törn nach Neukaledonien zu haben. Der Sternenhimmel wölbt sich über uns, und wir sind traurig, daß wir die Südsee und Vanuatu nun verlassen.

Noch einmal erleben wir den Feuertanz vor der Cafebar gegenüber der Insel Hideaway. Gebannt schauen wir auf die Künstler, wie sie mit dem Feuer jonglieren und Feuer speien. Sogar eine Tänzerin nach Tahitiart ist dabei und schwingt ihre attraktiven Hüften. Sowas sieht man sonst nicht auf Vanuatu, wo man sogar im Vollzeug badet. Da ist auch ein Seiltänzer unterwegs und in dem grandiosen Finale treten alle Feuerartisten gemeinsam auf. Die ständig fettige Pizza verschlingenden Australier vergißt man dann ganz.

   

 

   

Am 11. Oktober starten wir mit einem 15 kn - Wind aus 110° und können den gewünschten Kurs mit 197° gut anlegen. Wir werden übermütig und setzen neben dem Groß auch die Genua. Der Wind wird immer stärker und erreicht schon 20 kn, sodaß wir die Genua reffen wollen. Das gelingt uns nicht. Wir können die Genua nur immer einige cm einrollen, dann klemmt die Rollanlage. Gleichzeitig fällt der Autopilot aus und läßt sich auch nicht wieder in Betrieb nehmen. Wir gehen vor den Wind, damit alles leichter wird. Mia übernimmt das Steuer, und ich versuche am Bug die Genua einzurollen. Stück für Stück gelingt das auch. Nach zwei Stunden, haben wir sie endlich drin. Der Autopilot geht immer noch nicht. Uns schwant Böses und Mia spricht von Umkehren. Ich will davon nichts wissen. Schließlich fällt mir ein, daß man manche Elekronik einfach abschalten und dann neu starten muß. Gedacht, getan. Das war die Lösung ! Wir sind heilfroh, daß der Autopilot wieder geht. Sonst wären solche Törns mit 2 Personen nicht machbar. Man müßte dann rund um die Uhr per Hand steuern. Vor Übermüdung würde man einfach umkippen.

Da wir die Genua nicht mehr nutzen können, geht es auch mit der Fock ganz gut. Wir segeln bei 10 bis 15 kn ESE dahin. Wenn mal eine Flauteperiode nachts kommt, nehmen wir auch den Motor zu Hilfe. Am 13. 10., ein Samstag kommen wir zwischen den Inseln Lifou und Mare, den sogenannten Loyalties, durch. Die Loyalties sind Neukaledonien vorgelagert. Die See ist nahezu glatt. Dann sind es nur noch 50 Meilen bis zur Havannahpassage, die uns hinter das Riff vor Neukaledonien bringt. Wir schalten den Motor aus und nehmen ein Duschbad auf hoher See. Die Sonne brennt vom Himmel. Als wir nach einer Stunde frisch geduscht zum westlichen Himmel schauen, zeigt sich dort eine nicht gut aussehende Wolkenbank. Wir zurren nochmal die Segel fest und machen uns auf das Schlimmste gefaßt. Um 16 Uhr fällt eine Front mit 30 kn aus Süd über uns her. Binnen kurzem verwandelt sich die See in ein kochendes Durcheinander von 2-3 m hohen Wellen. Sowas kennen wir nur aus der Nordsee. Die Wellen sind kurz und kreuz. Die ATAIR kracht von einem Wellenkamm in die nächste Welle. Der Bug verschwindet völlig im schäumenden Meer. Wir machen gerade noch 1 kn Fahrt. Nach ca. 6 Stunden wird es langsam besser und wir erreichen um 5 Uhr morgens die Havannahpassage. Dort wartet schon ein Kreuzfahrtschiff, um bei auflaufendem Wasser durch die Passage zu kommen. Wir schließen uns an. Mit einem Strom von 3 kn werden wir hinter das Riff geschoben. Alles ist vorbildlich betonnt und mit Leitfeuern versehen. Die Sicht ist nicht die beste. Aber das Wrack auf einem Riff können wir noch sehen und ist uns eindringliche Warnung. Der Wind hat auf 10 kn nachgelassen. Um 8 Uhr haben wir Funkkontakt mit "Atlantis", die einen Tag vor uns gestartet waren und nun in der Anse du Pilot am Woodin Kanal liegen. Wir gesellen uns dazu und sind froh eine so ruhige Bucht gefunden zu haben. Bei der Inspektion des Schiffes, finden wir die Trittbretter am Bug nicht mehr. Nur noch ein paar Splitter sind vorhanden und sämtliche Schrauben. Die See hat die Bretter zerschmettert und weggespült, immerhin Teakholz in 30 mm Stärke. Als die Inspektion keine weiteren Schäden zum Vorschein bringt, beginnt ein Dauerregen. Auf der Funke wird schon gelästert, daß wir uns als Regenmacher einstellen lassen können. Überall wo wir hinkommen, beginnt es zu regnen.

Es regnet ununterbrochen zwei Tage lang. "Atlantis" ist inzwischen nach Noumea gefahren. Sie hatten einen Schaden an den Einspritzdüsen ihres Motors. Der clevere Ernst hat selbstredend die Ersatz-Kupferringe an Bord und kann auch alles selbst reparieren. Wir raffen uns am 16.10. morgens auf, um die letzten 25 sm zurückzulegen. Dann fällt der Anker vor der Marina von Noumea. Wir atmen gerade durch, als schon ein Boot der Hafenpolizei vorbeikommt. Wir werden höflich gebeten nur innerhalb der gelben Bojen zu ankern. Das ist die Begrenzung des Ankerfeldes, die wir gar nicht gesehen haben. Im Ankerfeld ist alles brechend voll. Wir mogeln uns etwas näher an den Rand und man läßt uns dann in Ruhe. (s. aber den 18.10.)

Noch am Nachmittag besuchen wir Inge und Ernst ("Atlantis"), die in der Marina liegen. Wie immer dauert es etwas länger. Es gibt jede Menge zu erzählen. Als wir zu unserem Dinghi zurückkommen,  liegt es mit einem Stahlseil und Schloß angekettet an anderer Stelle. Wir sind ratlos. Haben wir was falsch gemacht? Schließlich kommt ein Wärter herbei und beschimpft uns unflätig. Unser "fucking Dinghi" würde er nicht mehr hergeben, und wir könnten sehen wo wir bleiben. Hier sei ein Privatsteg und das Anlegen verboten. Wir tun sehr zerknirscht, was aber nichts nützt. Erst als er sich selbst eine Flasche Wein von uns verspricht, die wir am nächsten Morgen ihm bringen sollen, bindet er uns los.  Jetzt ist es überdeutlich: Wir sind nicht mehr in der Südsee !

18. Oktober 2012

Törn: Noumea - Ile de Maitre

Strecke: 4 sm

Crew: Mia und Wolfram

Noumea hat ein modernes Stadtbild. Nur ganz selten sieht man noch hier und da ein Haus im Kolonialstil. Es gibt Straßenbeleuchtung und öffentlichen Busverkehr. Das weitaus Bedeutendste sind aber die Supermärkte. Einer heißt "Casino" und läßt keine Wünsche offen. Allein die Käseabteilung hat die Größe eines Tennisplatzes. Auch die Weine sind in unüberschaubarer Vielfalt im Angebot. Natürlich fehlt auch nicht die Gänseleberpastete oder die Wachteln in dem Geflügelareal. Baguette gibt es in 7 verschiedenen Ausführungen usw. usw. Wir hatten uns schon in Port Vila im Paradies gewähnt - das hier aber übertrifft alle Erwartungen. In dieser Stadt muß schon einiges Geld unterwegs sein. Die Marina, der Yachtclub und die Ankerplätze sind mit hunderten von einheimischen Booten belegt.

Sobald man kann, fährt der Einheimische auf die nahe gelegenen Inseln. So machen wir es auch und fahren die paar Meilen zur Ile de Maitre hinüber. Die Abfahrt wird um 05:15 Uhr durch ein Klopfen am Boot katalysiert. Der Hafenkapitän persönlich gibt sich die Ehre, uns von dem Ankerplatz zu vertreiben. Ein Kreuzfahrtschiff werde in einer Stunde erwartet und bräuchte genau unseren Platz - aus Sicherheitsgründen. So kommt es, daß wir schon um 8 Uhr an einer Mooringboje vor der Insel Maitre liegen. Völlig verschlafen, wie wir sind, mißlingt das erste Mooringauffischmanöver. Ein freundlicher Nachbar hilft uns unseren Bootshaken wieder zu bekommen und auch den Festmacher durch die Bojenöse einzufädeln.

Auf der Ile de Maitre gibt es ein vornehmes Resort mit ebenso vornehmen Preisen. Wie oft in solchen Fällen ist das Essen mäßig, mit großem Teller und nix druff. Trotzdem ist es sehr schön, sicher vor der Insel zu liegen. Internet ist frei und abends trifft man sich auf dem Grillplatz. Die Giftschlangen (Ladauka) sind friedlich, wenn man nicht genau drauftritt. Es sind Seeschlangen, die abends ihren Landspaziergang machen. Sie sind schwarz/weißgelb gestreift, ca. 1m lang und gut zu erkennen. Sie sollen giftiger als Kobras sein. Der Grillplatz ist ordentlich eingerichtet, sogar Holz steht kleingehackt zur Verfügung. So treffen wir uns allabendlich und der typische Seglerschnack macht die Runde. Dabei waren "Miami" (Ute und George), "Endless" (Peter und Sohn mit Freundin), "Nicone" (Peter und Lena), "Sofier" (Martin aus NZ und Bernd aus Mannheim), "Dreamtime" (Christine und Jörg), "Sternchen" (Manuela und Georg).

Schade, daß "Atlantis" (Inge und Ernst) nicht dabei war. Ernst liegt leider mit einer schweren Grippe zu Bett, und deshalb konnten sie Noumea nicht verlassen.

Aber wie es oft so ist: wenn man sich wohl fühlt, spielt das Wetter nicht mit. Deswegen verziehen wir uns hinter die Insel Uere, die gegen westliche Winde geschützt ist.

 

22. Oktober 2012

Törn: Ile de Maitre - Ile Uere

Strecke: 5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Heute haben wir uns in die von Westen über Süd bis Osten geschützte Bucht der Ile Uere verzogen. In den nächsten Tagen soll ein Tief mit stärkerem SW vorrüberziehen. Da empfiehlt es sich die Liegeplätze zu verlassen, die nach Westen offen sind. Die Bucht ist von einem weißen Sandstrand umsäumt und sehr ruhig. Zunächst sind wir ganz allein. Später kam ein Katamaran hinzu.

Am 23.10. sind wir schon zehn Boote. Darunter "Sternchen", "Nicone" und "Heihei". Gegen Abend wächst die Zahl der Boote auf zwölf. In der Nacht kommt der Windwechsel von SE auf WNW mit 20 kn. Um 3 Uhr morgens gehe ich mal nach dem Anker gucken und schreibe unsere Position auf. Wir liegen nun um 180° verschoben mit dem Bug in Richtung des Windes. Da wir 40 m Kette bei 6m Tiefe draußen haben, sind das schon mal 100 m Distanz zur früheren Ankerposition. Der Katamaran aus Neuseeland ist jetzt noch 30 m entfernt. Im Augenwinkel sehe ich ein Boot in Richtung Katamaran driften. Vor ein paar Stunden hatten sie noch feuchtfröhlich an Bord gefeiert. Ich kann nicht warnen, da ich am Bug bin. Noch einige Sekunden und dann krachts. Wieviel Kleinholz es gibt, kann ich nicht sehen. Die Crews stürzen an Deck. Die Aufregung und Schreierei ist groß. Ich mache unsere Decksbeleuchtung an und wecke Mia, damit wir rechtzeitig reagieren können, falls das Boot doch noch zu uns kommt. Trotz starken Winddrucks, kommt das Boot frei und fährt dicht an uns und "Sternchen" vorbei durch das Ankerfeld. Die Szene beruhigt sich wieder und die Lichter gehen wieder aus. Aber überall in den Cockpits sitzen die Ankerwachen und schlagen sich die Nacht um die Ohren.

Um viertel nach fünf am Morgen, zieht die Crew des beschädigten Katamarans den Anker hoch und fährt Richtung Noumea. Wir können nur hoffen, daß sie das Boot finden und den Schaden ersetzt bekommen. Bevor der Wind am Tag nochmal auf 20 kn auffrischt, regnet es und wir können etwas Wasser zum Spülen auffangen. Alles in allem liegen wir bis jetzt recht gut hier und sind von hohen Wellen verschont.

Die Überfahrt nach Australien ist Gespräch während der Funkrunden um 0700, 0800 und 1730. Das Sturmtief auf der Höhe von Brisbane, zieht nach Neuseeland und hinterläßt in unserer Breite am Wochenende eine Calmzone. Das ist kein gutes Fenster zum Starten. Möglicherweise wird es am Dienstag nächster Woche was, wenn ein neues Hoch von Australien zu uns zieht. An der Nordseite sollten dann segelbare Winde aus östlichen Richtungen wehen und die 6 - 8 m hohen Wellen des Sturmtiefs dürften auch abgeklungen sein.

 

26. Oktober 2012

Törn: Ile Uere - Noumea/ Orphelinat

Strecke: 5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Um uns schon mal in Stellung zur Abfahrt nach Australien zu bringen, ankern wir in der Bucht Orphelinat vor Noumea. In der Nähe sehen wir Harald ("Carl") und das neuseeländische Boot "Sofier" mit Martin und Bernd an Bord. Sie suchen für ihren "Panzer" noch Crew, um nach Neuseeland zurückzusegeln. Martin hat sich bei einer "Weltumsegelung" in Neuseeland niedergelassen und Bernd kommt aus Mannheim-Feudenheim. Beim Gespräch stellt sich heraus, daß er dieselbe Hautärztin in Grünstadt hat, wie ich. Zufälle gibts!

Bei den beiden an Bord befindet sich ein Motorrad und das älteste Klavier Neuseelands, so wenigstens die Aussage von Martin. Es klingt noch ganz gut. Das Boot wurde von ei- nem Neuseeländer gebaut und ist noch nicht ganz fertiggestellt. Er selbst kam in der Bay of Islands,NZ ums Leben. Man fand sein Dinghi, er selbst blieb bis heute verschollen. Martin kennt die Kinder, und die wollten das Boot mal bewegt haben, damit es nicht vergammelt. Sie selbst können nicht segeln. Und so schippert Martin mit Bernd ein wenig durch die Südsee.

In den nächsten Tagen verlegen wir in die Marina, um auszuklarieren, Wasser aufzunehmen und letzte Angstkäufe zu tätigen. Man könnte ja verhungern oder verdursten! 

Am Wochenende kommen wir in den Genuß des tahitianischen Festivals. Musik und Tanz werden auf einem großen Platz rund um die Uhr von Künstlern aus Tahiti aufgeführt. Es kommt tatsächlich der Charme Tahitis rüber und man möchte am liebsten gleich wieder dorthin zurücksegeln.

Am Montag, den 29.10.12, gehen wir auf die weite Wanderschaft zu den Behörden, um auszuklarieren. Es sind schon einige Kilometer zur Immigration und zum Zoll. Die Strecke zum Hafenkapitän ist die längste und führt an einer vielbefahrenen Schnellstraße entlang. Taxis haben wir in Noumea nicht gesehen und die Busse laufen das Hafenbüro nicht an. Überall waren die Beamten sehr freundlich und die Abfertigung ging sehr schnell. Auf dem Rückweg kehren wir nochmal bei dem spanischen Restaurant ein, wo es so tolle Sachen wie Paella, Pan con tomate etc. gibt. Natürlich wird auch nochmal im "Casino" eingekauft - liegt ja alles auf dem Weg. Auch der zollfreie Einkauf von Zigaretten (nur für Mia) und Alkohol (in Form von Gin) ist nun möglich. Die Verkäuferinnen sind so nett, daß sie Wolfram außer der Reihe mit den schweren Paketen in die Marina fahren. Oder wollten sie ihn nur näher kennenlernen?

Nachdem wir auch noch zollfrei getankt haben, fahren wir rüber zur Insel Maitre, um einen guten Startpunkt für das Riff Richtung Australien zu haben.

 

31. Oktober 2012 - 07. November 2012

Törn: Noumea - Bundaberg/ Australien ( 75. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 796 sm

Crew: Mia und Wolfram

Um 0850 h sind wir von der Mooring los und fahren unter Motor, es ist mal wieder kein Wind, Richtung                       . Bei der Annäherung an den Pass sehen wir riesige Brandungswellen am Außenriff. Sie sind so hoch, daß wir manchmal durch das türkisfarbige Wasser am oberen Rand hindurchsehen können. Auf dem Riff stehen wagemutige Wellensurfer, die auf eine besonders große Welle warten. Es hat etwas von Hawaii.

Kaum durch den Pass hindurch wird natürlich auch für uns die See bewegter. Jedoch haben wir einen angenehmen Schwell, langgezogen und 2 m hoch. Am Nachmittag können wir sogar etwas mit der Fock segeln. Wir sind ja immer sehr vorsichtig mit dem Segelsetzen, denn die Wetterlagen sind im Pazifik nicht so pazifisch wie es der Name verspricht. Innerhalb von wenigen Minuten steigt die Windstärke rasant an. Das haben wir oft erlebt. Zum letzten Mal vor Port Vila, als wir die Genua nicht reffen konnten. Außerdem haben wir ja Zeit und bei dem schönen Sonnenschein lassen wir es auch mal langsamer angehen. So ist unser 1. Etmal auch nur 95 sm. Damit hat Mia unser Wettspiel heute gewonnen. Am Beginn jeden Tages wetten wir, wieviel Seemeilen wir in 24 h schaffen. Wer näher dranliegt, hat gewonnen. Nach der Reise wird zusammengezählt und der Verlierer muß einen ausgeben.

Morgens gibt es immer viel zu tun. Wir beteiligen uns an den Funkrunden von Kira von Celle, Annamaria und Port2port Rallye, an der wir teilnehmen. Man startet irgendwann nach dem 15.10. von einem Ort der Südsee und muß bis 18.11. in Bundaberg/Australien sein. Wegen der Teilnahme bekommen wir unser Biosecuritiy-Geld von 330 AUD$ (ca. 300 €) cash zurück. Die Rallye kostet aber nur 220 AUD$. Außerdem haben wir kräftige Unterstützung bei der Einhaltung der verschiedenen Termine bzgl. Zoll und Immigration Australiens. Teilweise nimmt uns die Rallyeleitung die entsprechenden Meldungen ab.  Es gibt außerdem sehr informative Newsletters per email und das Programm in Bundaberg ist auch nicht schlecht. Die happy hour am Freitag und der Grillabend am Sonntag seien vorab schon erwähnt.

Aber zunächst sind wir noch auf dem Pazifik. Er zeigt sich von seiner besten Seite - nur leider wenig Wind. Wir haben herrliche Sonnentage und noch schönere Mondnächte.                         

                                                     

Nochmal zurück zu den Funkrunden, die so wichtig für uns sind. Das geht um 0800 h los mit der Annamaria-Runde, welche von Walter (Cindarella) betreut wird, weil Ute und Winfried in Deutschland sind. Dann kommt um 0900 h (alles Ortszeit) die Drifterrunde, die von Beate und Detlev professionell durchgeführt wird. Manchmal unterstützt Helmut von der "Lop to". Die Gesamtwetterlage und die Wetterlage für jedes einzelne Boot auf See wird im Dialog durchgegeben.

Um 1700 h kommt dann Fred von der Port2port Rallye. Auch hier müssen wir unsere Position durchgeben und wie die Lage an Bord ist. Das ist alles wichtig für den Fall einer Havarie. Fred gibt uns auch Vorhersagen für das Wetter an der australischen Küste. Diese Vorhersagen sind enorm wichtig, da es an er Küste zu heftigen Winden aus Süd kommen kann, die dann eine Annäherung gefährlich machen.

Zwischendrin geben wir jeden Tag unsere Position an Hartwig in Deutschland durch. Hartwig ist ein früherer BASF-Kollege von mir und da er selbst Segler und dem Maritimen sehr verbunden ist, hat er sich bereit erklärt unsere Positionen aufzunehmen und uns mit Wettervorhersagen zu versorgen. Dazu gehören neben Wind auch Wellenhöhe, -richtung und -frequenz, welches bei den Funkrunden noch nicht so üblich ist.

Wir möchten Hartwig ganz herzlich für seine Hilfe danken !!!!! Er hat uns sehr geholfen!!!

Über sogenannte gribfiles bekommen wir dann noch die Vorausschau für das Wetter von Wetterwelt, das von Dr. Meeno Schrader geleitet wird.

Alles zusammen gibt uns dann ein ganz gutes Bild von der Wettersituation und was da auf uns zukommt.

Mia führt schon mit 2:0 im etmal-Wettspiel. Ich bin geknickt und setze meine Hoffnung auf die nächsten Tage. Am 3.11. setzen wir eine email an Customs Australia ab, die unser Eintreffen ankündigt. Wir müssen das genau einhalten, 96 h vor Eintreffen bei Customs melden, sonst hagelt es eine empfindliche Geldstrafe.

Am 6.11. schaffen wir ein etmal von 148 sm. Da muß wohl ein kräftiger Strom mitgeholfen haben. Jetzt 9 Uhr morgens sind wir noch 82 sm von der Mündung des Burnett Rivers entfernt und biegen in die Hervey Bay ein. In dem Fluß liegt die Bundaberg Port Marina, wo wir auch einklarieren können. Vor Einbruch der Dunkelheit schaffen wir das nicht mehr, zumal der Wind mit zunehmender Stärke aus Süd kommt. Also gehts mal wieder gegenan. Die Fock läßt sich nicht einholen und ich muß nach vorne, um die Ursache zu suchen. Die Wellen sind kurz und ca. 1,5 m hoch. Wir gehen vor den Wind, um etwas mehr Ruhe zu haben. Diesmal ist die Ursache leicht zu beheben: eine Schot hat sich in dem Schutzblech der Rollanlage verfangen.

Die Idee, ortsunkundig wie wir sind, in der Hervey Bay zu ankern, lassen wir gleich wieder sausen. Die Bay ist keine geschützte Bucht, sondern hat auch noch ihr eigenes Wetter. In unserer Nähe sind einige Fischer unterwegs, die ständig ihren Kurs wechseln. Nach Einbruch der Dunkelheit ist noch schwerer auszumachen wohin sie zu fahren gedenken. Unser Radar leistet bei der Ortung beste Hilfe. Bisher haben wir Australien noch nicht zu Gesicht bekommen, und uns wird klar, warum die alten Entdecker, diesen Kontinent lange Zeit nicht gefunden haben. Erst auf eine Entfernung von 3-4 sm sieht man das flache Land. Nachts natürlich auch nicht. So haben wir unseren ersten Sichtkontakt mit Australien auf dem Radar. Dazu sehen wir die wie ein Christbaum beleuchtete Einfahrt in den Burnettriver. Grüne, rote, gelbe und weiße Lichter sollen uns den Weg zeigen. Nur wenn man sich exakt an seine Karte hält, kann man damit klar kommen. Der über alles strahlende Leuchtturm von Burnett Heads darf gar nicht beachtet werden. So finden wir die Einfahrtstonnen zum Fluß - eine rote und eine weiß blinkende Gefahrentonne. Nun sehen die vielfältigen Lichter aus, wie eine Landebahn auf dem Frankfurter Flughafen. Wenn man sich aber nur auf das nächste Bojenpaar konzentriert, geht alles wunderbar vonstatten, und wir kommen zu dem Ergebnis: Ein vorzüglich betonnter Fluß!  Gegen 0000 Uhr sind wir in der Nähe der gelben Quarantänebboje, aber nur theoretisch, denn wir sehen sie nicht. Wir lassen den Anker in der Nähe von zwei anderen Seglern am Rand des Flusses fallen. Wir haben Glück: die Nacht ist hier plötzlich ganz ruhig. Wir sinken erschöpft aber glücklich in die Koje. Wir haben Australien erreicht !

Was die Quarantäneboje betrifft, so liegt sie noch näher zur Marina hin. Die Farbe ist auch nicht mehr gelb, sondern sie ist von Bewuchs überzogen.

7. November 2012 - 21. November 2012

Erste Tage in Australien und Bundaberg

Port2Port Rallye

Nach unserer Meldung bei der Bundaberg Port Marina, werden wir an den Quaratänesteg beordert. Zu unserer Überraschung und Freude stehen da Rita und Frank von der "Laika" und helfen beim Anlegen. Die Wiedersehensfreude ist groß. Das Umarmen wird auf später verschoben, da wir ja an dem Quarantänesteg liegen. Zunächst kommt der Zoll mit zwei Beamten. Sie sind sehr freundlich und so sind die Themen Zoll und Immigration schnell erledigt. Dann kommt die Biosecurity. Auch diese beiden sind freundlich, aber sehr genau. Auf der Suche nach Termiten, schauen sie in nahezu jeden Winkel. Wir kommen aus sogenannten "high risk" Ländern, Fiji, Vanuatu, Samoa, Tonga etc. Bei der Gelegenheit erfahren wir, daß USA auch ein "high risk" Land ist. Wir können dem nur zustimmen.

Die beiden Biosecuritymänner finden keine Termite und gehen sogar soweit unsere Staubsauger auszuleeren (die Reste) und penibel zu reinigen. Alles wird in spezielle Entsorgungstüten abgefüllt. Unsere Frage, wie wir uns denn gegen die Termiten Australiens wehren können, führt zur Übergabe eines Informationsblattes. Jetzt wissen wir, daß es verschiedene Arten von Termiten gibt, von denen die mit dem Alienaussehen die gefährlichsten sind. Sie können 7 Jahre ohne Wasser überleben und ernähren sich nur vom Wasser im Holz. Wenn im Holz der richtige Wassergehalt ist, wachen sie auf und fressen alles kurz und klein. 6-7 Termiten reichen aus, um binnen kurzem einen neuen Termitenstaat zu gründen. Auf dem Informationsblatt steht auch eine Telefonnummer. Dort sollen wir anrufen, wenn wir die Viecher bzw. die Fraßlöcher von ihnen entdecken. Dann wirds teuer. Das Boot muß mehrere Wochen in Quarantäne bleiben und wird unter Gas gesetzt.

Nachdem alles gut überstanden ist, werden wir an einen vorläufigen Liegeplatz beordert. So können wir dann auch schnell uns bei den Organisatoren der Port2Port Rallye vorstellen und unsere Quarantänegebühr von 300 AUD zurückbekommen. Die Geschäftsleute von Bundaberg sponsern die Rallye, damit nach der großen Flut 2011 wieder Segler nach Bundaberg kommen. Die Flut hat hunderte von Booten in Queensland zerstört und ganze Marinas weggespült. In Brisbane werden wir noch mehr davon erfahren.

Wir lernen Lesley kennen, die die Mannschaft des kleinen Segelclubs Bundaberg anführt. Eine wirklich gute Organisatorin. Ihr Mann Fred ist holländischer Abstimmung und der Mann, der die Funkrunde betreut hat. Seine Stimme kennen wir also schon. Beide sind außerordentlich freundliche Leute. Wir werden auf die nächsten Veranstaltungen hingewiesen. Am Freitag ist "happy hour" und am Sonntag Barbeque (diesmal soll es Känguru sein, welches wir umsonst bekommen). Vormittags gibt es kleine Seminare über die Segel- und Ankermöglichkeiten nördlich und südlich von Bundaberg. Jeden Tag kann man mit dem Bus umsonst in die Stadt fahren. Der Rückweg ist mit öffentlichem Bus, der 3,50 AUD kostet. Die Hauptattraktion ist aber am Mittwoch die Fahrt zum ALDI. Ja, zum ALDI. Die Australier sind begeistert von Aldi. Der Laden liegt im offenen Land an einer Straßenkreuzung und in der Tat kann man dort sehr preiswert einkaufen. Es gibt auch deutsche Spezialitäten z.B. Schwarzwälder Schinken, Deutsche Bratwürste, Königsberger Klopse, Bismarckhering, geräucherte Forelle usw.

Am Samstagmorgen muß man zum Shalom Market, natürlich wieder mit Shuttle umsonst. Der Markt ist ein Gemüsemarkt mit angeschlossenem Kunsthandwerker- und Flohmarkt. Ein absolutes Muß.

Wenn man in der Morgen- oder Abenddämmerung auf die Wiese vor der Marina tritt, kann man Kängurus in freier Wildbahn beim Grasen beobachten. Unsere ersten frei lebenden Kängurus. Eines hat ein Baby. Kängurudamen können bei einer Befruchtung zwei Eier befruchten, von denen das eine ausgetragen wird und das andere sozusagen auf Seite gelegt wird. Wenn das erste Baby groß genug ist, wird das zweite hervorgeholt und ausgetragen, wenn die Umweltbedingungen gut sind. Sonst kann man auch noch etwas warten. Die Kängurus sind sehr wachsam und lassen uns maximal 50 m an sich heran. Dann hüpfen sie wieder davon. Sie können sich aber auch durch Boxen wehren, was sehr schmerzhaft sein soll.

Mit uns in der Marina oder vor Anker sind: Nicone (Peter und Leena), Boreé (Ingi und Bert), Laika (Rita und Frank), Lucie (Annick und Michael) und Atlantis (Inge und Ernst) Eine gute Mannschaft um das Abschiedsfest der Port2Port Rallye am 18. 11. zu begehen. Ungefähr 50 Boote haben teilgenommen - ein buntes Nationalitätengemisch. Zu uns ist Christiane (eine frühere Urlaubsvertretung von Mia) gestoßen, die gerade ihren Vater in Gingin besucht. So steht einem zünftigen Fest nichts im Wege. Die Stimmung ist bei Sekt und Tapas hervorragend und wird bei dem vorzüglichen Dinner fortgesetzt. Es gibt auch einen Preis. Diesesmal wird er an eine brasilianische Familie verliehen, die mit drei Kindern Mastbruch auf hoher See hatten und nur mit dem eisernen Willen der Frau und Freds Funkbetreuung, den Katamaran bis Bundaberg gebracht haben. Wir alle sind schwer beeindruckt.

 

       

    v.l.n.r. Christiane, Ilona, Mia, Inge, Ernst                                Port2Port Gemeinde, im roten Kleid Leena (Nicone)

 

22. November 2012

Törn: Bundaberg - Kingfisher Resort/ Fraser Island (76. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 57 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir sind früh auf den Beinen. Um 04:45 Uhr macht Mia die Leinen los. Wir wollen das ablaufende Wasser im Fluß nutzen, um schnell die Flußmündung zu erreichen. Es geht flott voran und eine Stunde später verlassen wir den Bojenkanal. Bevor wir in die von Untiefen übersäte Sandy Strait einfahren, passieren wir die wichtige Ansteuerungstonne "Fairway". Der SE weht mit 1-2 kn und die See ist glatt. Wir passieren Big und Little Woody Island und erreichen den Ankerplatz vor dem Kingfisher Resort/ Frazer Island um 14:30 Uhr. Der Ankerplatz ist ziemlich belegt und der Ankerstreifen relativ schmal. Außerdem muß man die Tidenströme berücksichtigen und einen großen Schwojenkreis einrechnen. Schließlich fällt der Anker und wir holen den verlorenen Schlaf nach.

Erst am nächsten Tag gehen wir an Land. Da Frazerisland die größte Sandinsel der Welt ist, ist auch der sandige Strand schön breit. An der Fährenanlegestelle, könnte man zwar auch anlegen, aber dort ist schon mal ein Dinghi unter dem Steg eingeklemmt worden und ging bei steigendem Wasser unter.

Die Insel ist bewachsen mit Kiefern und anderen Nadelbäumen. Das erste, was wir vom Resort sehen ist eine Tagesbar und ein swimmingpool. Nichts wie rein. Wir genießen nach langer Zeit wieder ein salzfreies, kühles Bad im Schatten der Bäume. Das letzte hatten wir auf Fiji. Nur drei weitere Leute sind da.

Dann pilgern wir weiter und stoßen auf "Sternchen" und "Nicone". Sie führen uns zum "richtigen" swimmingpool. Ein Schwimmbad mit Freßständen an der einen Seite. Die Anlage ist überfüllt und es wird kräftig gelärmt. "Laika" kommt auch noch hinzu und erzählt, daß das Automieten 420 AUD/ Tag kostet (360 €). Will man den berühmten Süßwassersee in der Mitte der Insel in 20 km Entfernung auf andere Weise erreichen, so stehen Busse für einen Tagesausflug zur Verfügung, der auch noch andere Ziele anfährt. Das kostet 160 AUD pro Person. Die Fahrt sei abenteuerlich, da die Sandwege trotz Vierradantrieb schwer passierbar sind. Wir widmen uns dann doch lieber unseren kühlen Getränken und kehren auf die ATAIR zurück.

Den ganzen Tag kommen Fähren vom Festland herrüber und bringen australische Touristen. Wegen der hohen Kosten bringen sie Zelte mit und übernachten irgenwo am Strand. Einen Grill und Angelzeug haben sie auch immer dabei und natürlich genügend Bier. Auf Frazerisland soll man auf die Dinghos aufpassen. Das sind agressive Wildhunde, die besonders für Kinder gefährlich sind. Sie werden durch die Grillreste angelockt.

 

24. November 2012

Törn: Kingfisher Resort - Tin Can Bay (77. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 37 sm

Crew: Mia und Wolfram

Am 24.11. ist die Tide günstig, um über die Flachstellen, die "sheridan flats", zu kommen. Die "sheridan flats" sind auch eine Tidenscheide, d.h. nördlich davon steht der Strom nach Norden und südlich davon steht der Strom nach Süden. Also gilt es genau bei Hochwasser bei den Flats zu sein. So kann man die Tidenströme wunderbar zu seinen Gunsten ausnutzen und man kommt unbeschadet über die Flats - wenn man sich an die ausgezeichnet betonnte Fahrrinne hält. Im Klartext heißt das, daß wir am 24.11. wieder früh starten müssen. Um 04:50 Uhr geht der Anker hoch, und wir fahren in die Morgendämmerung hinein. Insgesamt 15 Wegepunkte haben wir auf der kurzen Strecke zu absolvieren. Alles läuft glatt. Die Flats werden ohne Probleme passiert, und wir haben um die 7 kn Fahrt dank des Tidenstroms. Als wir schon entspannen wollen, kommen wir plötzlich bei der grünen Tonne 33 in sehr flaches Wasser. Das war nicht vorgesehen. Wir setzen nicht auf, aber der Tiefenmesser zeigt nur 2 m an. Offensichtlich sitzt die Boje falsch oder es hat eine neue Versandung gegeben. Wir werden das den anderen Booten und der Coast Guard melden.

Gegen 09:30 Uhr biegen wir in die Tin Can Bay ein und werden von, sogar am Tag sichtbaren, Richtfeuern empfangen. Also alles easy den Weg zu finden. Um 11:15 Uhr fällt der Anker vor dem Dorf Tin Can Bay am Eingang zum Snapper Creek. Ein herrlicher Ankerplatz mit viel Raum und nur 9 m Wassertiefe. "Lucie" und "Boreé" sind schon da. An Land gehen wir heute noch nicht - der Schlaf übermannt uns.

Der nächste Tag sieht uns an Land. Gleich neben dem Anlegesteg ist das Gebäude der Coastguard. Sie ist in etwa zu vergleichen mit unserer DGzRS. Von 0600 bis 1800 h halten freiwillige Männer und Frauen Wache, geben Wetternachrichten, sind über VHF zu erreichen und hören Kanal 16 ab. Im Seenotfall fahren sie mit ihrem knallgelben Schnellboot hinaus, um die Schiffbrüchigen zu retten. In unserem Fall geben sie uns die Wegepunkte für die Ausfahrt durch die Wide Bay Bar aufs offene Meer. Die Wide Bay Bar besteht aus sich ständig verändernden Sandbänken. Die Tidenströme sind enorm, sodaß nur bei Tidenwechsel und am Tag die Ausfahrt gewagt werden sollte.

Draußen warten schon Ingi, Annick, Bert und Michael, um uns zu einem Spaziergang zur einzigen Kneipe des Ortes zu überreden. Der "Blumenweg" entpuppt sich als 5 km lang und ohne Blumen. Ein Gang durch die Mittagshitze läßt uns ausgedörrt die Kneipe erreichen. Es ist eine typische australische Kneipe. Neben verschiedenen Biersorten vom Faß wird ein "Pubmeal" angeboten, daß gut schmeckt, reichlich  und sehr preiswert ist (nicht mehr als 10 AUD). Wenn Ihr mal nach Australien kommt - PUBMEAL ! Trinkwasser gibt´s umsonst. Da Samstag ist, wird den Gästen noch mehr geboten. Es werden Lose verkauft und mit einem Riesenglücksrad der Gewinner von einem Schinken,einer Flasche Rum oder Weihnachtsgebäck ermittelt. Eine junge Frau singt zur Gitarre und daneben laufen ununterbrochen mehrere Fernseher mit den unvermeidlichen Hunderennen, Trab- und Galopprennen und dem Nationalspiel Australiens Kricket . Ein Poolbillardtisch rundet das Ganze ab. Die Stimmung ist blendend, und so finden wir nur schwer den Weg zurück. Diesesmal die kürzere Variante, die nur 1 km lang ist. Die Freizeitanlagen dieses kleinen Ortes sind hervorragend. Ein großes Schwimmbad mit 50 m Becken und ein Park mit elektrischen Grills, sind die Höhepunkte. Die Grills sind sehr sauber und stehen jedem zur Verfügung. Man stelle sich so etwas in Deutschland vor !

An der Anlegestelle gibt es jeden Morgen das Spektakel der Delphinfütterung. Eines Tages brachte ein Fischer einen verletzten Delphin mit nach Hause. Er pflegte ihn, bis er wieder frei schwimmen konnte. Seither kommt der Delphin jeden Tag zu dem Fischer, um seine Häppchen zu empfangen. Inzwischen bringt er auch seine ganze Familie mit - der Delphin.

Auf dem Rückweg zur ATAIR geraten wir in eine Unmenge von blaßblauen, kopfgroßen Quallen. Die sind zwar ungefährlich, aber es ist doch unangenehm durch so eine Art Gelee das Dinghi zu steuern.

Daheim begießen wir dann noch Mias Geburtstag ganz privat. In der Dämmerung zieht ab und zu ein Flughund vor dem aufgehenden Vollmond vorbei. Eine leichte Brise weht von See herüber und macht den Romantikabend perfekt. 

 

27. November 2012 - 28. November 2012

Törn: Tin Can Bay - Brisbane (78. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 137 sm

Crew: Mia und Wolfram 

Wir entscheiden uns zusammen mit Boreé am 27.11. um 1130 h aufzubrechen. Dann können wir die Wide Bay Bar bei Niedrigwasser passieren. Wir wollen in einer Nachtfahrt bis Brisbane kommen. Dort gilt es mit auflaufendem Wasser in den Brisbane River zu kommen. Es sind von der Mündung des Flusses ca. 15 sm bis zu unserer Mooring. 

Parallel mit Boreé gehen wir durch die Wide Bay Bar, auch "mad mile" genannt. Mit >Hilfe der drei Wegepunkte der Coast Guard kommen wir sicher durch die sich ständig ändernden Sandbänke. Obwohl Niedrigwasser ist, haben wir als geringste Wassertiefe 4 m gemessen. Die Wassertiefe ist also kein Problem, wenn man sich an die Wegepunkte hält. Obwohl Tidenwechsel und ruhiges Wetter ist, sind die Wellen recht ruppig. Wir sehen Boreé, die sich auf halber Schiffslänge aus dem Wasser hebt und dann zurückkracht. Uns geht es ähnlich. Hier möchte man bei höherem Wellengang nicht ausfahren. Nach einer Stunde ist alles überstanden, und wir sind im freien Meer. Der Wind kommt mit 15 kn aus NE. Wir segeln gemütlich mit der Fock dahin, da wir nicht zu früh am Brisbane River ankommen wollen, um das auflaufende Wasser für die Einfahrt zu nutzen. Boreé verlieren wir aus den Augen, weil sie näher an Land fahren und auch schneller sind als wir. Sie wollen nicht in den Fluß, sondern nach Manly.

Noch im Dämmerlicht geht es an dem Wolf Rock und Double Island Point vorbei und dann mit Kurs 178° Richtung Moreton Bay. Außer ein paar Fischern sehen wir nichts während der Nacht. Noch bei Dunkelheit kommen wir vor Caloundra an, wo sich die Einfahrt zur Moreton Bay befindet. Hier liegen große Tanker und Frachtschiffe, die mit langsamer Fahrt im Kreis fahren und auf den Morgen und den Lotsen warten. Manche haben keine Positionslichter gesetzt, sodaß es schwer auszumachen ist, wohin sie fahren. Nach einigem Hin und Her haben wir uns durch die "Großen" hindurchgeschlängelt und laufen bei dem ersten Dämmerlicht in die Moretonbay ein. Schon taucht ein Riesentanker hinter uns in der Fahrrinne auf und bittet uns höflich über Kanal 16, ein wenig Platz zu machen. Wir tun das gerne.

Wie überall sind auch die verschiedenen Fahrrinnen in der Moreton Bay vorbildlich betonnt, und so ist es ein Leichtes um 0930 Uhr in den Brisbane River einzulaufen. Die steigende Flut trägt uns mit 7 kn flußaufwärts. Zunächst kommen die Hafenanlagen für die großen Schiffe, dann wird es enger und die erste hohe Brücke kommt. Wir schauen informationshalber nach Ankermöglichkeiten, aber die ersten 8 sm gibt es keine Möglichkeit. Nach der Brücke kommt eine Marina und dann ein Ankerfeld. Das ist doch "Carl". Wir stoppen und tatsächlich erscheint Harald an Deck und freut sich, so wie wir, über das Wiedersehen.

Nachdem wir die Story Bridge passiert haben sind wir um 1330 Uhr an unserer Mooring am Känguru Point, genau gegenüber der skyline von Brisbane. Ein herrlicher Liegeplatz. Obwohl wir verschlafen sind und eine starke Strömung herrscht, gelingt uns das Mooringmanöver recht ordentlich. Es ist der 28. 11. 2012.

    

  Story Bridge, Brisbane                                                                                                 Skyline Brisbanes bei Nacht

 

 

 

    Skyline Brisbanes am Tag

 

CHRISTMAS  PARADE IN BRISBANE

Am 4.12. startet Mia nach Deutschland, um den 90sten Geburtstag  ihres Vaters mitzufeiern. Die Zeit danach ist für mich mit dem Kennenlernen der Stadt ausgefüllt. Ich lerne David kennen, der auf seinem Boot zwischen den "Piles" gegenüber am Botanischen Garten wohnt. Er ist früher Fallschirmspringer gewesen und hat beide Knie und ein Fußgelenk kaputt. Er kann mit Stock nur ungefähr 100 m weit laufen, dann ist eine Ruhepause angesagt. Er schwört auf seinen Mercedes 190 D, mit dem er im Outback manches Abenteuer erlebt hat. Vorne auf dem Kuhfänger sind drei Antennen angebracht, um im Outback über VHF und SSB kommunizieren zu können. Als unser Dinghi den Geist aufgibt, hat er einen Ersatz parat - diesesmal mit Aluminiumboden. Er fährt mich auch an die Gold Coast, um mir die Ankerstellen und die Einkaufsmöglichkeiten zu zeigen. Auch ALDI und DanMurphy (Bier etc.) stehen auf dem Programm.

So vergeht die Zeit bis zur Christmas Parade, die vom 14.12. bis 23.12. durch die Fußgängerzone Brisbanes führt. Es ist alles aufgeboten, was die Australier zu Weihnachten zugehörend empfinden. Da reiten die heiligen drei Könige auf echten Kamelen vorbei, Maria und Josef mühen sich mit einem Esel herum ( er läuft erst weiter, als Maria endlich absteigt und zu Fuß weitergeht), Luftakrobaten wirbeln durch den Nachthimmel, der Weihnachtsmann fährt in einem Schlitten von echten Rentieren gezogen, ein kleines Mädchen fährt stolz mit einem Elektroauto auch mit.......... und schließlich sind noch eine Gruppe Balettmädchen dabei. Dazwischen in dem Zug immer wieder Chöre, die sich verzweifelt versuchen Gehör zu verschaffen - bei dem Trubel.

 

 

    

 

    

 

Am Heiligabend fahre ich mit Annick und Michael (SY Lucie) per Zug nach Manly. Dort liegen Ingi und Bert (SY Boreé) in einer Marina. Der Weg vom Bahnhof zur Marina ist etwas lang, sodaß wir unbedingt in einem Pub einkehren müssen, der zufällig an der Straße liegt. Frisch gestärkt bewältigen wir den Rest der Strecke. Es wird ein vergnüglicher Abend, der mit einem Essen beim Chinesen endet. Das Essen ist vorzüglich und man kann auch seine eigenen Getränke mitbringen. Es sind nur 5 AUD Korkgeld zu bezahlen.

In Australien gibt es nur einen Weihnachtsfeiertag. Der 26.12. ist Umtausch- und Rabatttag. Wie in Kriegszeiten bilden sich schon früh morgens lange Schlangen vor den Gecshäften, um die unliebsamen Weihnachtsgeschenke wieder loszuwerden. Außerdem haben die Kosmetikläden Hochkonjunktur, da es auf alle Produkte 40% Rabatt gibt. Insbesondere asiatische Mädels habe ich da in den Schlangen gesehen.

Die übrige Zeit bin ich damit beschäftigt, die Holzteile der ATAIR innen und außen zu lackieren. Auch andere Wartungsarbeiten stehen an. Es gibt halt ständig was....

     

Silvester treffen sich Ingi, Bert plus zwei Freunde, Annick , Michael und ich auf dem Grillplatz direkt hier am Brisbane River. Wie überall auf den Grillplätzen, so gibt es auch hier Elektrogrills. Wir treffen uns gegen 18 Uhr, in der Hoffnung bis zum zweitgrößten Feuerwerk Australiens durchzuhalten. Aufopferungsvoll hat Michael den Tisch schon um 16 Uhr besetzt. Ich halte bis halb elf durch, dann übermannt mich die Müdigkeit,  und ich fahre mit dem Dinghi zurück zur ATAIR. Ich muß ja auch morgen früh raus, da Mia aus Deutschland zurückkommt. Schnell werfe ich mich in die Koje. Um 00:00 Uhr schrecke ich hoch. Lautes Geknalle ganz in meiner Nähe. Direkt, keine 100 m entfernt, vor der ATAIR ist eines der spektakulärsten Feuerwerke gestartet, die ich je gesehen habe. Doch gut, daß ich den weiten Weg zu dem anderen Feuerwerk mir nicht angetan habe.

Später erfahre ich, daß auch Ingi und die Freunde es nicht bis Mitternacht geschafft haben und frühzeitig im Wohnmobil den Schlaf gesucht haben. Nur Bert, Annick und Michael haben den weiten Weg zu dem anderen Feuerwerk gemacht, daß aus ihrer Sicht natürlich das spektakulärste war. Immerhin hatten sie noch eine Laserschau dabei und den langen Rückweg.

 

 

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