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25. Januar 2013 bis 31. Januar 2013

"Oswald" und FLOOD

Wir sehen es kommen. In den nordlichen Breiten der Ostküste Australiens hat sich der Hurrikan "Oswald" an Land begeben und zieht zusammen mit einem Mosuntrog aus dem NW Australiens südwärts. Beide wechseln sich in Zugrichtung und -geschwindigkeit ab. Im Verlauf wird es Bundaberg, wo unsere Freunde Inge und Ernst ("Atlantis") in der Midtown Marina liegen, besonders treffen. Das Teuflische ist, daß sowohl an Land als auch auf See starke Winde und starker Regen herrschen. Dann macht es auch keinen Sinn, den Fluß zu verlassen und in einer Küstenbucht vor Anker zu gehen. Wir entscheiden uns an unserer Mooringboje zu bleiben. Wir bleiben ab 25.2. an Bord. Wie lange wir ausharren müssen, wissen wir nicht. "Oswald" und sein Begleiter bleiben bei Bundaberg stehen und regnen sich ab. Dazu kommen 3 Tornados, die zusätzlich einige Häuser mitnehmen. Wir hören von Inge und Ernst, daß der Burnett River rapide ansteigt. Die ersten Mooringlieger gehen auf Drift und verschwinden flußabwärts. Bei Inge und Ernst klopfen nachts die Fischer ans Boot: sie müßten jetzt zusammen mit ihnen ablegen und weiter flußabwärts ankern. Es bestehe die Gefahr, daß die ganze Marina weggerissen wird.

Hier ist der link mit dem Bericht von Inge und Ernst: http://atlantis-sail.de/P17.htm    Sie können es besser beschreiben als ich, der nicht dabei gewesen ist.

Am Sonntag 27.1. beginnt es auch bei uns aus Kübeln zu regnen. Der Wind ist erträglich und erreicht nur in einer Böe 40 kn. Sonst liegt die Windgeschwindigkeit bei 25-30 kn. Das ist aber nur bei uns so, weil wir geschützt im Fluß liegen. Z.B. in Manly (Ingi und Bert) werden 40-45 kn gemessen. Dort gibt es entsprechende Schäden mit 2 gesunkenen Booten und zerrissenen Segeln.

Der Brisbane River schwillt an und hat 2,5 m über normal. Das ist nach Defintion der Australier eine "minor flood" . Die reicht von 1,7 m bis 2,6 m . Dann kommt die "moderate flood". Soweit so gut. Nun beginnt das Treibgut den Fluß herunterzukommen. Unmengen von Müll, Baumstämmen, Pontons etc. schwimmen an der ATAIR vorbei. Zunächst! Dann kommen die Teile auch auf uns zu. Sie verfangen sich in der Mooringleine, und wir bemühen uns sie zurück in den Strom zu stoßen, der mittlerweile ca. 10 kn Geschwindigkeit hat. Unser Propeller dreht sich inzwischen mit. Am Montagabend (28.1.) verfängt sich ein riesiger Baumstamm in der Mooringleine. Sofort sammelt sich auch anderer Müll an dem Hindernis. Der Druck auf die Mooring nimmt zu. Wir kämpfen bei anhaltendem Regen 2 Stunden lang - erfolglos. Das Ding bewegt sich nicht, obwohl wir ein ganzes Stück absägen können. Ein Zweig des Baumstammes drückt stark auf ein Fenster, sodaß wir zittern, daß das Fenster bricht.

Inzwischen sind drei von unseren Nachbarn mit ihrer Mooring auf Drift gegangen und unter der Story Bridge verschwunden. Alle haben ohne größere Schäden überlebt und sind Tage später zurückgekommen. Nachdem unser Nachbar vor uns, ein Kanadier, aufgegeben hat und auf der anderen Flußseite vor Anker gegangen ist, wird die Situation für uns noch brenzliger. So entschließen wir uns die Mooring zu verlassen und ebenfalls auf die andere Seite des Flusses zu gehen. Dort ist die Strömung nicht so stark, und es gibt auch weniger Müll. Die Leinen sind schnell losgeworfen. Wir geben sie verloren, weil wir keine Zeit haben, sie einzuholen (Tage später gelingt es uns dann die Leinen zu retten, da sie noch im Mooringauge festsaßen). Das Manöver gelingt uns gut, und wir kommen von dem Baumstamm frei. Auch das Ankern gelingt in der Dämmerung und bei dem starken Strom ausgezeichnet.

Am Dienstag, 29.1., sehen wir wachsende Mengen Bäume und Müll, ja sogar ganze Pflanzeninseln, den Fluß abwärts treiben. Der Regen hat inzwischen aufgehört. Regelmäßig wird bei Hochwasser die Strandpromenade überspült. "Oswald" und sein Kompagnon ziehen nun mit schneller Geschwindigkeit auf Sydney zu, um dann aufs offene Meer abzudrehen.

Am Mittwoch,30.1., sehen wir zum ersten Mal wieder ein Boot den Fluß heraufkommen. Es ist ein Polizeiboot. Verzweifelte Segler, die immer noch mit dem Müll kämpfen, dürfen keine Hilfe erwarten. Das Boot fährt ohne Reaktion weiter. Über uns kreist stundenlang ein Hubschrauber. Am Ufer finden sich Schaulustige und die Stadtverwaltung ein. Hilfe wird aber nicht geleistet. Es kommt sogar ein Ponton mit Kran den Fluß hoch. Auf die Rufe der Segler wird nur mit Achselzucken reagiert. Wir schrecken richtig zusammen, als plötzlich über Kanal 16 wieder die Coast Guard mit einem Wetterbericht zu hören ist. Seit Freitag gab es keine Meldungen oder Warnungen mehr. Auch Anrufe von Seglern oder anderen Booten über Kanal 16 wurden nicht beantwortet. In lockerer Folge kommen in den nächsten Stunden Rettungsboote mit professionell gekleideter Crew, Kranboote und die Polizei den Fluß hoch und runter. Eine Hilfe für Segler gibt es nicht - nicht einmal eine Nachfrage.

Wir entschließen uns am Nachmittag des 30.1. von Bord zu gehen, um Trinkwasser und etwas zum Essen zu besorgen. Wir blicken von Land aus stolz auf die ATAIR, die alles unbeschadet überstanden hat.

Als Gast in Australien steht es uns nicht an, Kritik zu üben. Aber einige Beobachtungen wollen wir hier doch niederschreiben.

Bei uns war die Hilfe der Behörden nicht existent. Anders in dem schwer getroffenen Bundaberg. Dort brachte die Polizei Trinkwasser und Essen auf die noch schwimmenden Boote.

Die Notrufkanäle waren sämtlich tot.

Das Bauen von Häusern in potentiellen Überschwemmungsgebieten wurde nicht unterbunden. Deshalb sind auch immer wieder jede Menge Häuser überflutet. Gibt es überhaupt Bebauungspläne?

Nach der Überschwemmungskatastrophe vor 2 Jahren, hat man nichts unternommen, um die Überschwemmungsgebiete und Flußränder von Treibgut frei zu halten. Alles Holz, was uns entgegenkam, war nicht frisch, sondern hatte schon lange auf dem Land gelegen.

Inge und Ernst sind gut davon gekommen, weil sie ein sicheres Schiff haben und über gute Seemannschaft verfügen. Leider sind bei der Flut in Bundaberg auch Menschen umgekommen. Darunter ein Segler vor Fraser Island, der mit seinem Katamaran gekentert war. Das zeigt, daß in dieser Situation auch ein Rausfahren nicht sinnvoll gewesen wäre. In den Buchten Hervey Bay und Moreton Bay waren 7 m hohe Wellen!

 

31. Januar 2013

Lone Pine Sanctuary/ Brisbane

Eine der schönsten Sachen, die man in Brisbane machen kann, ist der Besuch des Lone Pine Sanctuary. Es ist die erste und größte Aufzuchtstation für Koalabären. Es werden aber auch andere seltene Tiere gezeigt und vor dem Aussterben bewahrt.

Wir fahren mit dem Bus 445 von der Adelaidestreet im Citycentrum Brisbanes in 45 Minuten zu Lone Pine. Dort erlangen wir als Seniors eine ermäßigte Eintrittskarte, wie sie auch australischen Pensionären zusteht. Vorbei an den Kakadus streben wir dem Schnabeltierhaus zu. Doch zunächst gibt es einen schwarzen Kakadu zu bewundern. Er kann bis zu 100 Jahre alt werden. Ein "normaler" weißer Kakadu verabschiedet uns mit "bye, bye". Leider ist das Schnabeltier nicht zu sehen, sodaß wir vorbei an einigen schläfrigen Koalas, uns dem tasmanischen Teufel widmen. Das ist wirklich kein hübsches Tier. Eigentlich kommt er nur in Tasmanien vor. Da er aber durch eine übertragbare Krankheit dort kurz vor dem Aussterben steht, hat man gesunde Tiere an verschiedenen Orten in Pflege, um die Art zu retten. Wegen seiner Bissigkeit, auch während des Liebesspiels, überträgt sich die Krankheit sehr schnell unter den Tieren selbst.

Überall sehen wir in abgeschnittenen Eukalyptuszweigen die Koalas hocken. Sie sind nicht gerade bewegungsfreudig und können deswegen ohne Zaun auskommen. Zudem sind sie sehr gemütlich, und man kann sie auf den Arm nehmen. Wir lesen, daß die Koalas in ihrer "aktiven" Zeit zwischen September und März 19 Stunden am Tag ruhen und schlafen. Wow!!!!   Grund dafür ist wohl die Nahrung. Koalas fressen ausschließlich Eukalyptusblätter, die schwer verdaulich sind. Deswegen verbrauchen sie viel Energie zur Verdauung dieser einseitigen Kost. Da bleibt wenig Energie übrig, um sich zu bewegen. Der Koala wird ca. 16 Jahre alt. Es gibt jedoch Ausnahmen. Der älteste Koala hier im Park ist 23 ! Er lebt allein auf einem großen Eukalyptusbaum. Ein kleiner Vortrag zeigt uns, daß Koalas über ganz Australien verbreitet waren. Stark dezimiert wurden sie durch die weißen Siedler, die sie von den Bäumen schossen. Die Felle wurden an die Modeindustrie verkauft. Da Koalas so leicht zu erlegen sind, kam pro Tag ungefähr ein Lastwagen voll mit Fellen zusammen, wenn zwei "Jäger" unterwegs waren. Heute sind die größten Gefahren für sie Hunde und der Autoverkehr.  

 

 

Tasmanischer Teufel

 

      

  Koalabären                                                                                                                                           Schwarzer Kakadu                                               Seeadler

Bis wir wieder zum Schnabeltier zurückkehren, vertreiben wir uns die Zeit bei den Dingos, den Schlangen und Schildkröten. Auch eine eindrucksvolle Flugschau von Raubvögeln ist dabei. Von Eulen bis zum Seeadler wird Einiges von den jungen Falknerinnen geboten.

Letztendlich ist das Schnabeltier aufgewacht und kurvt durch sein Aquarium. Noch nie haben wir ein solches Tier gesehen. Es ist das einzige Säugetier, das Eier legt. Zum Luftholen muß es immer wieder an die Wasseroberfläche. Während des Tauchvorgangs stößt es die Luft in kleinen Schüben wieder aus. Das ist auf dem linken von den beiden Fotos zu sehen.

Beeindruckt von der Wunderwelt der Tiere Australiens klettern wir wieder in unseren Bus 445 und kehren in die quirlige Innenstadt Brisbanes zurück.

 

 

  Eule         

                                                                                                                                                                                                                        Schnabeltier

 

07. Februar 2013

Törn: Brisbane/ Känguru Point - Peel Island

Strecke: 30 sm

Crew: Mia und Wolfram

Endlich können wir den Brisbane River verlassen. Bei Tidenwechsel machen wir uns flußabwärts auf den Weg. Noch immer schwimmen mächtige Baumstämme und Inseln aus Zweigen und Müll auf dem Fluß. Man muß schon sehr aufpassen und Slalom fahren. In der Rivergate Marina, die in der Nähe der großen Brücke liegt, tanken wir Diesel und Wasser auf. Wir wissen ja nicht wie lange wir ohne Versorgung sind.

Erstes Ziel ist Peel Island. Auf diese Insel wurden früher Leprakranke deportiert und soweit es ging ärztlich versorgt. Bei dem "Coffeepot East" verlassen wir die Fahrrinne Richtung Süden. "Coffeepot" sind zwei Bojen (SB und BB), die wie ein altertümliche Kaffeekannen aussehen sollen. Naja, in England sieht ja alles anders aus.

Nach 15 sm in der Moreton Bay erreichen wir unser Ziel und finden an der Nordseite von Peel Island einen schönen Ankerplatz. Nach der Südsee müssen wir uns erst an die niedrigen Wassertiefen zum Ankern gewöhnen. Hier haben wir nur 4m. Der Ankerplatz ist sehr ruhig. Nur am Wochenende kommen einige Boote, um zu angeln. Auch unser Mieter auf der Bugreling ist auf Fische aus - gibt aber nichts ab.

In den nächsten Tagen stellen wir fest, daß wir gar nicht an Land gehen können. Ein breites Riff, welches bei Ebbe völlig trocken fällt, verhindert den Landgang. Über das verschlammte Riff, das sehr rutschig ist, wollen wir uns auch nicht wagen.

So brechen wir eines Morgens zur nächsten Insel auf.                                                                                          

                                                                                                                                                                                                                                                       

                                                                                                                                                                                                                             Kormoran, im Hintergrund Peel Island

 

10. Februar 2013

Törn: Peel Island - Dunwich

Strecke: 4 sm

Crew: Mia und Wolfram

Nach Dunwich ist es nicht weit - nur eine Stunde. Der einzige Ankerplatz in der schmalen Einfahrt ist durch drei Boote schon ziemlich belegt. Wir quetschen uns noch dazwischen. Es ist sehr flach. Bei der ersten Ebbe sitzen wir dann auch auf. Die ATAIR neigt sich ein paar Grad auf die Seite. Wir sitzen etwa 10 cm im Schlamm. Gegenüber hatte ein anderer Segler wohl nicht so viel Glück. Er liegt auf einer der Sandbänke und ist schon völlig ausgeschlachtet. Trotz dieses mäßigen Empfangs gehen wir an Land und werden in einem kleinen Segelclub freundlich empfangen. Nachdem wir uns eingetragen haben, bekommen wir einen Clubausweis und werden Mitglied dieses Clubs.

Nachdem wir uns nach Geschäften erkundigt haben, machen wir uns auf den Weg. Es geht über den Friedhof zur Hauptstraße. Der Friedhof erinnert uns daran, daß Dunwich die erste Siedlung in Queensland war und als Gefängnis diente. Hier auf dem Friedhof treffen wir auf Massengräber, die die Namenlosen aufgenommen haben. Heute hat man wenigstens einen Gedenkstein errichtet.

Nach einem ordentlichen Fußmarsch erreichen wir so etwas wie ein Zentrum. Hier gibt es eine Bäckerei, Thai-Massage, eine Tankstelle, einen Fastfood Kiosk und einen Grog outlet, wie die Alkoholläden hier heißen. Wir lassen uns bei der Bäckerei nieder und würgen den Cappuchino runter, der die eine Kaffeebohne am Horizont wohl nicht gesehen hat. Der Rückweg fällt uns leicht, und wir fragen uns, was die australischen Touristen hier machen. Der eine läuft mit einem leeren Ölbehälter herum und versucht ein wenig Benzin zu bekommen. Die Tankstelle ist geschlossen - es ist ja Sonntag.

Wieder zurück auf der ATAIR, beschließen wir nach Russell Island weiter zu fahren, obwohl der Club nicht schlecht ist. Das dauernde Aufsitzen bei Ebbe und die nächtlichen Mückenschwärme nerven uns ein wenig. Außerdem soll man bei Russell Island rundum geschützt sein.

 

11. Februar 2013

Törn: Dunwich - Russell Island

Strecke: 12 sm

Crew: Mia und Wolfram

Auch der Weg nach Russell Island ist nicht weit. Wir müssen aber sehr genau auf die Fahrrinne achten, denn BB und SB sind überall Untiefen. Einmal finde ich die nächste Boje nicht und schon sind wir fast im Schlamm stecken geblieben. Vor Russell Island in der Nähe der Fährenanlegestelle, soll der Ankerplatz sein. Auch hier ist es sehr flach, sodaß wir lange suchen müssen. Schließlich finden wir doch noch ein Eckchen.

In der Abenddämmerung ziehen Riesenschwärme von Flughunden über uns hinweg in Richtung ihrer Futterplätze. Wir schätzen, daß es ca. 20 000 Tiere sind. Einige Flughunde sind offensichtlich als "Hirtenhunde" eingesetzt. Sie fliegen immer wieder zurück und halten vom Rand her die Kolonne in der richtigen Richtung. Ein Teil der Kolonne hatte kurzzeitig keine Aufpasser und sich schon etwas entfernt in eine andere Richtung fliegend. Schon hetzten die "Hirtenhunde" hinterher und brachten ihre Kameraden wieder auf den Kurs zu den Futterplätzen.

Im Morgengrauen kamen sie dann ebenso eindrucksvoll zurück. Natürlich haben wir im Internet etwas über Flughunde gelesen. Unsere 20 000 sind gar nichts. Es gibt Kolonien mit bis zu 500 000 Tieren. Sehr bemerkenswert ist auch, daß die Flughunde alles hängend erledigen - auch den GV. Über die sanitären Gegebenheiten haben wir nichts gefunden. Vielleicht wird dazu der Flug benutzt.

 

  Flughunde                                                                                                                

                                                                              

14. Februar 2013 - 17. Februar 2013

Besuch von Svenja und Steffi

Unser Freund Heinz hat den Besuch seiner Tochter Svenja mit ihrer Freundin Steffi organisiert. Eines Tages erhalten wir eine mail von den Beiden und schon sind sie an Bord. Seit Dezember sind sie bereits unterwegs. Zuerst Thailand und dann Australien mit Outback und allem Drum und Dran. Jetzt sind ein paar Erholungstage angesagt, aber leider ist das Wetter ziemlich schaurig. Trotzdem gelingt es uns an Land zu kommen und einen Spaziergang zu einer der beiden Kneipen auf Russell Island zu machen. Es ist der RSL Club. Wir tragen uns ein und genießen die preiswerteren Preise bei Bier und Essen. Allerdings nur ich, da die Mädels sich nur zu einem Tap-Wasser (Wasser aus dem Hahn) durchringen.

Auf dem Rückweg kommen wir am Schwimmbad vorbei. Wir bekommen gestattet uns zu duschen. Allerdings nur die Mädels, weil ich lieber draußen im Regen sitze und dem Familienbadetag zusehe. Quengelnden Gören wird durch überaus geduldige Väter das Schwimmen beigebracht - zumindest versucht. In den Bäumen hängen ein paar Flughunde rum und bereiten sich auf den abendlichen Flug vor. Nach der Dusche gehts wieder auf die ATAIR. Inzwischen hat die Ebbe eingesetzt und nur durch ein Schlammbad ist das offene Wasser mit dem Dinghi wieder zu erreichen. Steffi bleibt richtig stecken und muß herausgezogen werden. Zumindest ein Teil der Dusche ist wieder hin.

Zurück an Bord, werden wahre Spieleschlachten geschlagen: Mau Mau, Canasta, Kniffel, Uno.... Doppelkopf bringen wir nicht zusammen, da Mia sich schon in die Koje verabschiedet hat.

Der Regen nimmt weiter zu. So bleiben nur die erholsamen Stunden auf der ATAIR. Lesen ist angesagt. Am Sonntag fahren Svenja und Steffi nach Brisbane. Das Wetter wird sicher noch schlechter werden. Wir geben noch ein paar Brisbanetips mit auf die Reise und ein herzliches TSCHÜS !

 

            

 

18. Februar 2013

Törn: Russell Island - Raby Bay/ Cleveland

Strecke: 12 sm

Crew: Mia und Wolfram 

Das Wetter, welches sich von Norden nähert, gibt zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß. Die Coast Guard gibt gale warnings heraus. Deshalb lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf Raby Bay Marina. Dort können wir uns hoffentlich gut verstecken. Wie sich in den nächsten Tagen zeigt, war unsere Entscheidung richtig. Es regnet mal wieder in Strömen bei Wind mit bis zu 50 kn - da draußen. In der Moretonbay türmen sich die Wellen auf 2 m. Das ist viel, wenn die Wassertiefe nur 3-4 m beträgt. Auf See wird von Wellen bis 6 m Höhe berichtet.

Die Raby Bay Marina gehört zum Ort Cleveland. Dort waren wir schon mit der Bahn und dem Auto. Hier ist ein Zug, einige Tage nachdem wir hier waren, in den Kopfbahnhof gedonnert. Inzwischen ist alles aufgeräumt und mit Spanholzplatten verschalt.

Wir vertreiben uns die Zeit damit, die Einkaufsmöglichkeiten zu erkunden. Bei dem strömenden Regen geben wir bald auf und widmen uns unseren Lesebüchern. Auch die CD´s von Jürgen von der Lippe und Hans Dieter Hüsch muntern uns immer wieder auf.

Die Australier sind immer sehr hilfsbereit und erzählen gern aus ihrem Leben. Kaum stehst Du an einer Bushaltestelle und studierst den Fahrplan, schon steht einer neben Dir und fragt, wohin Du möchtest. Kaum hast Du geantwortet, wird Dir eine perfekte Auskunft gegeben. Manchmal fährt der Australier auch mit, damit Du richtig aussteigst. Nachdem Du über woher und wohin ausgefragt worden bist, wird häufig die ganze Ahnengalerie des Australiers ausgebreitet. Nicht selten sind die Vorfahren um 1870 herum aus Deutschland eingewandert. So auch bei der zahnlosen Dame auf Russell Island, der Mia nur mit Mühe entkommen konnte. Die Einladung zu ihr nach Hause ist noch pending.

Nachdem wir uns wieder für einen längeren Aufenthalt vor Anker versorgt haben, kommt ein wunderschöner Sonnentag daher: Samstag, der 23.2.2013.

 

23. Februar 2013

Törn: Raby Bay - Woongoolba

Strecke: 20 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir sind früh auf den Beinen und haben die ATAIR schnell startklar. Ein letzter Gang zum Büro, um die Kaution zurückzubekommen. Der Marinachef warnt uns noch vor dem aufziehenden Sturm. Wir wissen nur von Starkwind und den hoffen wir vor Anker an einem geschützten Platz zu überstehen. Viel schlimmer ist, daß es wieder tagelang regnen soll. Vorbei an den Häusern mit Anlegesteg und Boot der Reichen und Schönen, haben wir zügig die Moreton Bay erreicht und hangeln uns an den Bojen Richtung Süden. Wir können sogar eine Strecke segeln. Später wird die Fahrrinne dann wieder eng und es kommt auf wenige Meter an. Querab von Russell Island sammeln wir eine Menge gutes Karma. An einer besonders engen Stelle kommen uns zwei Autofähren und eine Personenfähre entgegen. Wir fahren, wie wir es gelernt haben, auf dem Bojenstrich,  um die Großen möglichst wenig zu behindern. Die Kapitäne kommen aus ihrem Steuerhaus und zeigen uns ihren nach oben gestreckten Daumen - höchstes Lob auf den Seewegen in Australien.

Um 14 Uhr fällt der Anker gegenüber der Einfahrt der "Meridien Marina Horizon Shores". Die Gegend ist voll mit Mooringliegern. Besonders Hausboote sind hier gut vertreten. So bleibt uns nur der Ankerplatz in der Nähe eines versunkenen Seglers. So ein Anblick gibt uns immer einen Stich ins Herz.                                                                                       

In der Nacht kommt der Überfall der Moskitos. Wir können uns ihnen nicht erwehren, obwohl wir mit Sprays unser Möglichstes versuchen. Binnen Kurzem sind wir völlig verstochen. Die Nachwirkungen werden wir noch Tage zu spüren haben. Obwohl wir am nächsten Tag in die Horizon Shore Marina fahren, um zu sehen, was da los ist, steht unser Entschluß zur Abreise fest. In der Marina, die auf die grüne Wiese ohne Anbindung irgendwohin gebaut ist, ist nichts los. Überall hier scheint nur in der Hauptsaison von Mitte Dezember bis Ende Januar Betrieb zu sein. Wir besichtigen noch den benachbarten Campingplatz vom Wasser aus. Von weitem sieht es nicht sehr einladend aus.

Am Abend sind sie wieder da – die Moskitos. Obwohl der Wind auf 25 kn zunimmt und es stark regnet, schaffen es die Moskitos doch irgendwie zu uns zu kommen. Unsere Sprays gehen zur Neige. Aber wir haben jetzt die Moskitonetze aufgespannt und können wenigstens „ruhig“ schlafen. Vor den Netzen sirrt es unablässig und die Blutsauger sitzen lüstern am Netz. Um 19 Uhr sind wir schon unter dem Schutz der Netze und dort gefangen, denn ohne Netz ist kein Aufenthalt möglich. Wir haben ja auch mit den Altstichen zu tun. Das juckt bestialisch. Aus Panama haben wir noch ein Kühlmittel auf Alkoholbasis mit Menthol. Das hilft etwas.

26. Februar 2013

Törn: Woongoolba - The Spit/ Southport

Strecke: 23 sm

Crew: Mia und Wolfram

Um 09:30 h geht der Anker auf. Wir haben noch etwas gewartet, um mit dem ablaufenden Wasser Richtung Southport zu fahren. Wegen der heftigen Schauer ist die Sicht schlecht. Wir kommen mit 7 kn gut voran. Schon nach 3 sm sind wir orientierungslos. Es fehlen ein paar Bojen und eine neue Marina mit Luxushäusern, hat riesige Bojen zur Kennzeichnung ihrer Einfahrt installiert. Außerdem haben sie die Seiten rot/grün vertauscht, wie es für eine Einfahrt eigentlich richtig ist. Aber, da wir nicht wissen, dass es eine Einfahrt ist und annehmen, dass es die Fahrrinne ist, falle ich darauf herein und wir sitzen fest. Sofort läuft der Film von Edam in Holland ab. Dort hatten wir uns auch vor dem Hafen festgefahren. Nicht rückwärts fahren, Ruder gerade stellen, Vollgas voraus in Richtung des tieferen Wassers. Es funktioniert auch diesmal. Langsam kommen wir aus dem Schlick frei. Bald haben wir dann die Hauptfahrrinne erreicht. Großes Aufatmen.

Unsere Fahrt wird immer schneller. In dem Gold Coast Seaway, eine Zufahrt zum offenen Meer, erreichen wir 8 kn. Ein weiteres Hindernis, einen Bagger, bewältigen wir auch noch und endlich lassen wir den Anker vor „The Spit“ fallen. Wenig Welle, keine Moskitos. Dafür wieder der Stadtlärm: Hubschrauber, Kleinflugzeuge, Touristenboote – auch ein Amphibienbus ist dabei – und der Blick auf die Sea World, eine Art Disneyland.

Southport soll nur 25 000 Einwohner haben. Es gibt aber jede Menge Hochhäuser, Resorts und Hotels. Dazu riesige Einkaufszentren. Wir glauben, dass diese Stadt hauptsächlich aus Ferienwohnungen o.ä. besteht. Der Pazifikstrand liegt vor der Tür und nördlich erstreckt sich die Flußdeltalandschaft hinter Stradbroke und Moreton Island. Wenn nicht gerade die Moskitos da sind, kann der Australier dort seinen Lieblingssportarten Angeln und Wellensurfen nachgehen, wenn man von Kricket einmal absieht.

Uns erscheint die Stadt ziemlich langweilig. Uns liegen auch die sogenannten Malls nicht so sehr. Das sind große Konsumtempel, die vor allem aus Klamottenläden und Beauty/Nail – studios bestehen. Ach ja, genug zu essen gibt es auch noch. Der Rest der Stadt ist den Autos überlassen. Nichts für uns als einfache Fußgänger.

So fuhren  wir  am 1.3. mit dem Dinghi in die „Australian Fair“. Es gibt noch drei andere ähnliche Zentren. Dort gab es einen Klamottenladen, der jedes Kleidungsstück für 2 AUD (zwei!!) anbot. Dabei waren Jeansjacken und alles was man so „braucht“. Natürlich aus China.

Mit Sorge blicken wir auf die Wettervorhersagen, denn im Nordosten braut sich wieder ein Hurrikan zusammen. Nordwestlich von Neukaledonien bleibt er stehen und lädt sich auf. Er ist eigentlich eine sie mit Namen "Sandra". Manche Vorhersagen gehen davon aus, daß sie in Australien an Land geht und zwar in unserer Gegend. Jedenfalls haben wir schon mal Regen und Wind bis 30 kn. Soooo geschützt ist der Ankerplatz auch nicht, wie es unser Törnführer angibt. Das ist das Standardwerk von Alan Lucas " Cruising the Coral Coast", der die ganze Küste Queenslands beschreibt.

Um 01:30 Uhr wache ich auf und wundere mich über irgendwie andere Schiffsbewegungen. Es schüttet in Strömen und die ATAIR schwojt hin und her oder auch nicht. Die Lage ist unübersichtlich. Ich stürze in Schlafanzughose nach draußen. Die sonst 100 m entfernte Backbordtonne der Fahrrinne ist sehr, sehr nah. Ich laufe zum Bug der Anker ist noch da, zieht aber nicht mehr. Wieder zurück sehe ich den Tiefenmesser auf mehr als 6 m. Wir sind also schon in der Fahrrinne. Die anderen Boote sind auch nicht dort, wo sie sein sollten. Also, wir driften bei starkem Ebbestrom. Ich starte den Motor und halte die ATAIR im Wind und so, daß sie nicht weiter driftet. Ich rufe nach Mia, die auch sofort verschlafen im Niedergang auftaucht. Kurze Einweisung. Wir müssen den Anker hochholen. Zunächst muß ich die Ankerleinensicherung beseitigen ( bei uns ist das die sogenannte "Tigerleine", weil sie so gestreift ist). Mia übernimmt derweil das Steuer. Sie hat mir inzwischen auch eine Badehose und eine Windjacke gebracht. Ich fühle mich etwas trockener. Der strömende Regen läßt nicht nach. Mia geht in den Ankerkettenraum und ich betätige außen die Ankerwinsch. Der Anker geht leicht hoch. Dann zurück ans Steuer und wieder zu unserem Ankerplatz. Bei 4 m läßt Mia den Anker fallen. Wir stecken 30 m Kette. Das muß doch reichen. Bisher hatten wir 20 m Kette rausgelassen. Das war offensichtlich zu wenig. Die Lage beruhigt sich - der Regen nicht. Die übrige Nacht verbringen wir im Wechsel mit Ankerwachen. Der Anker hält.

Am nächsten Morgen ist uns immer noch nicht klar, was passiert ist. Vielleicht sind einige Dinge zusammengekommen: Der starke Wind mit 30 kn, der starke Ebbestrom und ein vorbeifahrender Fischer, der hohe Wellen verursacht hat. Davon bin ich wahrscheinlich aufgewacht, und die ATAIR geriet ins Driften.

In den nächsten Tagen machen wir einen kleinen Ausflug zum Pazifik. An dem endlosen Strand brechen sich die Wellen in einem tosenden Gewühl. Anschließend statten wir der freiwilligen Coast Guard, die hier überall an der Küste Stationen hat, einen Besuch ab, bedanken uns für den nimmermüden Service mit Wetternachrichten und  nautischen Warnungen. Der Diensthabende ist ein pensionierter Betriebswirt und gibt uns freundlich Auskunft über die Durchfahrtsmöglichkeiten der Tippler- und der Canaipa - Passage. Er holt sogar noch den Kapitän des Rettungsbootes herbei. Bei unserem Tiefgang von 1,90 m wiegen sie bedächtig den Kopf. Dort können wir wohl nicht durch.

                                

Pazifik und Southport                                                                                                              Dünen auf Stradbroke Island South

Dann erkunden wir ein Resort, daß eine einfallsreiche Badelandschaft für Kinder hat. Der Cappuchino kostet hier schon 4,80 AUD und eine Pizza ist nicht unter 25 AUD zu haben. Draußen müssen wir uns an einem stretched car vorbeizwängen, nachdem wir erfahren haben, daß der swimmingpool nur für Resortgäste zugänglich ist.

Da unsere Gasflasche leer ist, fahren wir mit dem Dinghi in eine entfernte Marina. Dort wird sie problemlos aufgefüllt. Da uns auch die Getränke knapp geworden sind, suchen wir uns ein BWS (Beer, Wine and Spirits). Der Laden liegt hübsch in einem kleinen Zentrum zwischen Wohnhäusern. Es gibt mehrere Cafe´s und Restaurants (indisch, deutsch mit Blasmusik, thailändisch, italienisch, französisch), Bäckerei, Supermarkt und Metzger. Natürlich fehlt auch hier die Thaimassage und das Nägelstudio nicht. Wir sind überrascht, daß es doch ein recht gemütliches Fleckchen in dieser Stadt gibt.

Schließlich tun wir uns noch mal die "Australian Fair" an, um letzte Vorräte für unseren Törn zurück (nordwärts) einzukaufen. Der nächste Tag hat die richtige Tide für uns.

07. März 2013

Törn: The Spit/ Southport – Tipplers Passage/ Jacobs Well

Strecke: 22 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir starten um 11 Uhr unter Schauern. Wir haben Tidenwechsel und den sollte man nutzen, denn ansonsten herrscht in dem Coastal Sea Way eine heftige Strömung. Der Bagger, der uns vor ein paar Tagen noch behindert hatte, ist nicht mehr da. Wegen des Regens steht trotz auflaufendem Wasser der Strom nach draußen aufs Meer. Mit unserem starken Motor schaffen wir das und befinden uns bald zwischen den Bojen des Broad Waters. Breites Wasser ist zwar richtig, jedoch die Fahrrinne ist teilweise recht schmal. Man darf also nicht schlafen. Die Reise verläuft ohne besondere Ereignisse und um 13:30 Uhr fällt der Anker am Anfang der Tipplers Passage vor einigen Anlegestegen und auf 3 m Wassertiefe. Wir lassen 30 m Kette raus !!!!!

Nach wie vor ist das Wetter sehr gemischt. Ab und zu gibt es starke Böen und Schauer dazu. Wir erkunden die Insel, auf der recht wenig los ist. Eine kleine Wanderung bringt uns zu dem endlosen Pazifikstrand. Die Wellen rollen unermüdlich gegen South Stradbroke Island an. Die Insel ist in weiten Teilen ein Naturschutzgebiet. Es dauert nicht lange und wir sehen die goldenen Wallabies, die es weltweit nur hier gibt. Leider werden sie immer wieder von streunenden Hunden getötet. So lernen wir Fred kennen, ein kleiner Wallaby, der im einzigen Laden der Insel mit der Flasche großgezogen wird. Seine Mutter wurde durch einen Hund getötet.

                    

Fred, vier Monate alt                                                         Szene bei Tipplers Passage

An den Wochenenden kommen vermehrt Boote aus der Umgebung hierher, und dann hat auch das einzige Kaffee geöffnet. Der Cappuchino kostet hier immerhin schon 4,80 AUD. Neben dran ist ein Resort, das außerhalb der Saison hauptsächlich von Hochzeiten lebt. So um 22 Uhr sind die Tagesgäste wieder weg und der schweigende Sternenhimmel wölbt sich über der ATAIR. Ab und zu hört man aus dem Wald ungewohnte Vogelstimmen und das Rauschen der Meeresbrandung von der anderen Seite der Insel.

Hier sollte man nicht einfach in der Lagune baden, denn vor Jellyfish und ähnlichem gefährlichen Getier wird gewarnt. Am Strand ist aus diesem Grund eine Badezone mit Netzen geschützt. Da „Sandra“ weiterhin auf dem Meer bleibt, wird das Wetter immer besser. Man könnte sich sogar manchmal ein wenig sonnen, wenn nicht immer wieder überraschende Schauer die Idylle trüben würden. Dann sind auch die Schwalben schnell weg, die sich auf dem Vordeck der ATAIR einen Treffpunkt organisiert haben. Und dann ist da noch eine Art Pferdebremse, die sich unbemerkt auf die Haut setzt und  mit Blut vollsaugt.

                

Dünenwald bei Tipplers (Pazifikseite)                                                                       Frei lebendes Wallaby im Wald bei Tipplers

18. März 2013

Törn: Tipplers Passage – Russell Island

Strecke: 18 sm

Crew: Mia und Wolfram

Eigentlich sind die 18 sm bis Russell Island keine große Sache. Aber wieder verneigt sich die ATAIR vor Jacobs Well und bleibt fast im Sand und Schlamm stecken. Es ist fast dieselbe Stelle wie bei der Hinfahrt. Dabei sind wir nur wenige Meter vom Pfad der Tugend abgekommen, sprich: der Bojenlinie. Auch dieses mal geht es gut aus, und wir erreichen den Ankerplatz bei dem Fähranleger ohne weitere Probleme.

Da wir über Ostern um die Ecke zu Canaipa Point fahren wollen, müssen wir etwas Proviant einkaufen, denn dort gibt es nichts. Zunächst wollen wir aber den „Bowls Club“ kennenlernen. Gut 3 km ist es bis dorthin. Die Papageien am Straßenrand verkürzen uns das langweilige Laufen. Da sind die etwa entengroßen, grauen mit dem roten Kopf und die kleineren, die grün – blau - rot gefärbt sind. An der Feuerwehr und einem kleinen Museum vorbei gelangen wir zum Club. Als erstes sehen wir eine topfebene Fläche in der Größe eines Fußballfeldes, die mit grünem Teppichboden ausgelegt ist. Darauf bewegen sich, sehr langsam, einige ältere Damen und Herren in weißen langen Hosen und Polohemden. Sie rollen, sehr langsam, so etwas wie Kegelkugeln über den Rasen und versuchen diese möglichst nahe an einer kleinen weißen Kugel zu platzieren. Das Spiel liegt in der Art zwischen Boule und Kegeln. Die Bahnen  sind ungefähr 30 m lang. Die Kugeln werden sehr langsam gerollt. Ein Spiel für Pensionäre. Bücken muß man sich auch nicht, um die Kugeln aufzuheben. Dafür gibt es ein Gestell, mit dem man die Kugeln anheben kann.

Wir tragen uns als Gäste in dem Clubbuch ein und schon können wir die ökonomischen Preise für Bier und Wein genießen. Ein Chinese betreibt die Küche. Sie soll gut sein. Ab 17:30 Uhr stellt der Club einen Shuttlebus zur Verfügung, der Gäste kostenlos abholt und nach Hause bringt. Toll, das sollte es in Deutschland auch geben. Dann fährt niemand mehr betrunken durch die Gegend. So kommen wir bequem zurück zu unserem Dinghi. Leider ist es schon dunkel, sodaß der Einkauf auf den nächsten Tag verschoben werden muß.

Der nächste Tag beginnt mit einem Arztbesuch, da wir Nachschub unserer Standardmedizin brauchen. Der Arzt ist ein Chinese aus Kanton. Für 45 AUD ist alles schnell und freundlich erledigt.

Das „Aunty Alice´s Cafe“ ist gleich in der Nähe. Dort gibt es einen schönen Cappuchino und solche Spezialitäten wie „German Bratwurst“. Hier ist der einzige Ort, wo sich die Leute tagsüber treffen können, um ein wenig zu plauschen. Ansonsten scheinen alle in ihren Häusern zu hocken, die mindestens 100 m auseinander liegen, wie sich es für eine zersiedelte Landschaft gehört. Nach „Aunty Alice“ fallen wir im „Thirsty Camel“ ein. So heißt hier der „Liquor outlet“. Wegen der Insellage sind die Preise noch höher, als auf dem Festland. Die Flasche Bundabergrum gibt es im Sonderangebot für 35,99 AUD ( 0,7 l/ 37 %). Üblicherweise ist der Preis 45 AUD. Der 4 l Karton Wein = 16,99 AUD (Festland 12 AUD).

Bevor wir uns im Supermarkt volladen, gönnen wir uns eine Dusche (kalt) im Schwimmbad. Für 1,10 AUD sind wir dabei. Hügel aufwärts gibt es dann noch die Post, eine Tankstelle und einen Hardware-Laden, wo wir unsere Gasflasche auffüllen lassen können.

Neben dem Supermarkt gibt es noch einen Metzger, einen Bäcker und eine Drogerie, wo wir unsere Medizin bekommen, die hier wesentlich billiger ist, als in Deutschland. Kunststück!

Zurück am Fähranleger füllen wir noch an einem Wasserhahn ein paar Wasserkanister auf. Da wir keinen Schlüssel für den Wasserhahn haben, öffnet uns unsere Spitzzange den Zugang zum köstlichen Nass.

Nach unserem Gang durch die Gemeinde müssen wir wieder feststellen, dass wir die meiste Zeit an Land mit der Versorgung verbringen. Weite Wege sind keine Seltenheit und besonders Wasser und Gas sind nicht überall zu haben.

So, jetzt sind wir für Canaipa Point und die Osterfeiertage gerüstet. „Good Friday“ (Karfreitag) ist alles geschlossen!

 

 

27. März 2013

Törn: Russell Island – Canaipa Point

Strecke: 3 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die 3 sm sind keine große Sache, auch wenn wir wieder unter einem Starkstromkabel von 20 m Höhe hindurchfahren müssen. Uns fällt auf, daß wir die Distanz zwischen Mastspitze und Kabel nicht abschätzen können. Es sieht immer so aus, als ob wir das Kabel berühren. Das wäre eine ziemliche Katastrophe. Auch bei der Story Bridge in Brisbane hatten wir schon Ängste ausgestanden. Dabei sind immer ein paar Meter Luft. Vor dem Canaipa Point sind wir heute die einzigen Ankerlieger. Es ist zunächst ein ruhiger Ankerplatz, an dem wir Seeadler und blaue Krebse beobachten können. Nachts hören wir einen Kuckuck rufen. Im Gegensatz zu unserem Kuckuck, legt der australische seine Eier nicht in fremde Nester! Am Canaipa Point ist ein Segelclub. Leider sind Gäste dort nicht willkommen. Es ist ein sehr exklusiver Club mit reichlich Moskitos. Recht so!  Immerhin dürfen wir unsere Kanister mit Wasser füllen. In der Nähe unseres Ankerplatzes, kann man auch nur bei Hochwasser an Land. Bei Ebbe gibt es knietiefen Schlamm zu bewältigen.

Als am Karfreitag auch noch eine Unmenge von Booten einfällt und weitere mit vollem Speed in die Canaipa Passage brausen, ist es mit der Ruhe vorbei. So beschließen wir am nächsten Tag zurück an unseren Ankerplatz vor Russell Island zu verlegen.

 

 

30. März 2013

Törn: Canaipa Point – Russell Island

Strecke: 3 sm

Crew: Mia und Wolfram

Im Cafe lernen wir Joan kennen, die uns zu sich am Ostersonntag einlädt. Die Einladung mußte dann auf Ostermontag verschoben werden, weil eine Gewitterfront durchzog. Natürlich können wir dann das Boot nicht alleine lassen.

Bei Antipasti, Bier und Wein ließ es sich am Ostermontag bei Joan und Gordon bestens aushalten. Wolfram mußte dann allerdings beim Poolbillard (Gordon hat einen schönen Billardtisch) heftige Niederlagen einstecken. Macht nichts - es war ein vergnüglicher Nachmittag, der zwei Tage später auf der ATAIR fortgesetzt wurde. Der gegrillte Putenschlegel kam gut an. Joan brachte Salate mit und Gordon war positiv von dem Becks Bier im Halbliterkrug überrascht. Am Ende war es schon dunkel, als wir die beiden zum Fähranleger zurückbrachten.

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Joan und Gordon

Joan und Gordon sind zwei waschechte Australier, wenn auch die Wurzeln der Familie in Europa liegen. Ein Vorfahr von Joan kam aus Stettin und wanderte zur Isle of Man aus. Von dort kam im 19. Jhdt. ihre Familie nach Australien. Beide sind sozial engagiert. Gordon fährt mit seinen 74 Jahren 3 mal in der Woche einen Schulbus für behinderte Kinder. Vom Beruf her ist er Mechaniker und hatte mit richtig großen Maschinen zu tun. Noch immer restauriert und repariert er Motoren. Joan ist in einem Verband tätig, der sich um den kulturellen Austausch zwischen Jugendlichen aus verschiedenen Teilen der Welt bemüht. Im Gegensatz zu Gordon reist Joan gerne und war schon in Österreich und Norwegen. Deutschland hat sie in München und Passau besucht.

Joan und Gordon haben hier auf Russell Island ein schönes Haus, das sozusagen ihr Ferienhaus ist. Vor 23 Jahren haben sie es gebaut, als sie von dort noch freien Meerblick hatten. Heute ist rundherum ein Wald gewachsen, der eine Menge Vögel beherbergt (Seeadler, Kuckuck, der größte Eisvogel der Welt, Ibis, Papageien etc.). Ihr Hauptwohnsitz ist in Ipswich. Dort trägt die Straße Joans Familiennamen, weil der erste Siedler dort ihr Großvater war.

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Zum Abschied treffen wir uns nochmal am 4.4., Donnerstag zum Kaffee, der dann in ein Dinner mündet. Natürlich sind weitere Poolbillardspiele angesagt, diesesmal zusammen mit Jack, einem Nachbarn. Wir versprechen uns nach unserer Rückkehr wieder zu treffen und Joan lädt uns zu Weihnachten ein. Wolfram verspricht viel Poolbillard zu üben, damit er auch mal gegen Gordon und Jack gewinnen kann.

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Frikadellen a la Pedro

  • 1 Eßlöffel Senf scharf
  • 2 Eßlöffel Sambal Olek
  • Braten- und Grillgewürz (z.B. v. Wertkauf)
  • 1 Ei/ kg Hackfleisch
  • Hackfleisch halb und halb
  • Semmelbrösel
  • Speckwürfel oder Öl
  • Gehackte Zwiebel
  • Petersilie

Die Speckwürfel in der Pfanne auslassen und dazu die Zwiebel glasig braten. Die Petersilie fein hacken. Speck, Zwiebel, Petersilie zusammen mit den anderen Zutaten in das Hackfleisch einarbeiten. Mit dem Braten- und Grillgewürz deftig abschmecken. Auch die anderen Zutaten nach eigenem Geschmack dosieren. In der Pfanne oder auf dem Grill durchbraten.

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  15. November 2013 – 18. Dezember 2013

  Am Freitag, den 15. November sind die sieben Monate Deutschlandaufenthalt vorbei. Es war eine schöne Zeit mit vielen Erlebnissen und Ereignissen. Am Tag der Ankunft in Mannheim, ist Wolfram nicht zu müde zu dem traditionellen Kegelabend zu eilen. Das "Hallo" ist groß und die Runde Begrüßungsuso lässt nicht lange auf sich warten. Auch die nächsten Tage sind mit Tradition angefüllt: endlich wieder weißen Spargel essen(!), Nadjas Geburtstag, „Venezolanertreff“ im Maffenbeier, Künstlertreff „Rondo“ …… nicht zuletzt werden die medizinischen Vorsorgeuntersuchungen angegangen. So gehen die ersten Wochen im Flug dahin, und wir geniessen den Komfort des Lebens in Deutschland, wie z.B. die Neuigkeit ein Theaterstück zu erleben, dass in einer Privatwohnung aufgeführt wird. Auch ein Konzert steht auf dem Programm, das im Mannheimer Schloß von jungen Künstlern bestritten wird, in demselben Saal, in dem einmal Mozart Konzerte gegeben hat.

Nebenbei beginnt die Besorgung von Ersatzteilen für die ATAIR. Schnell treffen die ersten Dinge für den Wind-/Wassergenerator, die Toiletten, die Ankerwinsch, den Motor etc. ein. Das geht alles in Windeseile, ebenso schnell wie der Geldbeutel leer wird.

Weitere highlights sind Lucias und Kevins Hochzeit in Irland, das Wiedersehen mit Enkel Felix, der Besuch bei Wolfgang in Polen und dann im September unser Hausbooturlaub auf dem Müritzsee und Umgebung. Ohne Wasser geht es eben nicht. ( Ein separater Bericht wird an dieser Stelle folgen)

Bevor wir Deutschland wieder verlassen, haben wir noch den 6.12. und ein traditionelles Gansessen beim „Kurfürst“ auf dem Programm. So können wir unseren Aufenthalt wunderbar abrunden.

Völlig durchgecheckt und mit vollen Koffern ( ein Postpaket mit 10 kg war schon unterwegs nach Australien), betreten wir am 15. November die Abflughalle im Franfurter Flughafen. Der erste Schock kommt beim Einchecken. Unsere Visa seien nicht mehr gültig, erklärt uns die Dame von Emirates. Wir weisen unsere gültigen Visa vor, doch es ist nichts zu machen. Wir müssen für 50 € p.P. ein Dreimonatevisum erwerben. Seltsamerweise ohne eine Ausreise aus Australien nachzuweisen, wie das früher der Fall war. Nach Ankunft in Australien stellt sich heraus, dass es unser e676 Visum nicht mehr gibt. Es wurde einfach gestrichen und durch ein neues Visum e600 ersetzt. Das kostet über 300 AUD p.P., hat aber den Vorteil im Lande beantragt werden zu können. Eine Ausreise ist vorher nicht notwendig. Na, für das Geld hätten wir auch nach Neuseeland fliegen können.

Nach der Shopping-Meile Dubais, dürfen wir zum ersten Mal in den großen zweistöckigen Airbus einsteigen. Man hat auch in der Holzklasse mehr Platz und das Essen ist bei Emirates nach wie vor gut. Allerdings wird man von den Stewardessen mit dem Schleier an der Seite streng angesehen, wenn man die zweite Flasche Rotwein bestellt. Was sage ich, Flasche? Die werden immer kleiner. Liegen jetzt etwa bei gefühlten 100 ml Volumen.

Der Flug von Dubai nach Brisbane dauert 14 h. So lange in der Luft waren wir auch noch nie. Um 06:00 h stehen wir in der langen Schlange vor der Passkontrolle in Brisbane. Irgendwie hat man die örtlichen Kontrollkapazitäten nicht an die wachsende Größe der Flugzeuge angepasst. So dauert es eine Stunde, bis wir durch sind. Das Gepäck ist schon da und auch die separat gelagerten Duty free – Einkäufe aus Dubai, die wir vor dem Betreten des Flugzeugs abgeben mussten. Man könnte sich ja sonst unterwegs besaufen oder das Flugzeug in die Luft sprengen, wenn man den Inhalt der Flasche auf der Flughafentoilette austauscht. Wenn man Hochprozentiges hat, geht’s auch so. – Damit ich nicht noch weiter in die Fänge der NSA gerate, höre ich besser auf mit diesen Tipps.

Vor dem Flughafen in Brisbane steht der treue Hans mit seinem Landrover. Es ist die reine Wohltat, nach der langen Reise abgeholt zu werden. Schnell sind wir in der Marina und klettern auf die ATAIR, die in einem erstaunlich guten Zustand ist. Wir machen die Kojen frei und dann ist einlanger Schlaf fällig. Wie immer in solchen Fällen wachen wir mitten in der Nacht auf und sind putzmunter. Also machen wir mit der Auf- und Einräumerei weiter, bis wir wieder müde sind.

So geht das etwa eine Woche. Reparaturen und Instandhaltung werden in Angriff genommen: Dieselförderpumpe austauschen, Toilettenpumpe austauschen, Segel zum Segelmacher bringen, Windgenerator Lager austauschen, neues VHF montieren….. die Liste ist lang. Zwischendurch nimmt uns Hans immer wieder mit zum Einkaufen, zeigt uns den Markt am Sonntag in Redcliffe und verschiedene Clubs in der Nähe. So auch den Marinaclub in Scarborough, wo wir am 25.11. Mias Geburtstag feiern. Mit dabei auch Betty, die Lebensgefährtin von Hans.

An den Veteranenclub muß man sich erst gewöhnen. Überall in diesen Clubs gibt es größere Räumlichkeiten für Glücksspiel. Unglaublich wie viel Apparate da stehen. Hier im VC ist das nicht anders. Das Durchschnittsalter der Besucher liegt bei geschätzten 75 Jahren. Essen kann man zu um die 15 AUD an der Buffet-Theke abholen. Wo man diese Kantinenessen einnehmen darf ist genau festgelegt. Wir mit unserer Pizza, die es auf der anderen Seite des großen Raumes gibt, dürfen dort nicht sitzen, sondern müssen auf anderen Stühlen Platz nehmen. Die Essensmenge ist enorm. Wahre Berge türmen sich auf den Tellern. Manchen Australiern sieht man diese Mengenernährung an. Oberarme mit Durchmessern wie Mias  zwei Oberschenkel zusammen sind keine Seltenheit.

Hans vermisst, dass um 18 Uhr ein Hornsignal ertönt und alle aufstehen, um der Toten der beiden Weltkriege zu gedenken. Eigentlich eine anerkennenswerte Idee, aber leider vielleicht einem streamlining der Betriebsabläufe zum Opfer gefallen.

Auch die angesagte Livemusik entfällt, sodaß wir ganz und gar auf unsere Pizza zurückgeworfen werden, die unter dem vielen Käse kaum zu finden ist – aber geschmacklich gut, wenn auch der Teig eher an einen Hefekuchen erinnert. Nach dem schönen Abend mit Hans lassen wir uns die Rolltreppe hinuntergleiten und sind auf der weihnachtsbeleuchteten Straße. Hans fährt uns zu einem 10 stöckigen Haus, das über und über mit Weihnachtsbeleuchtung in allen erdenklichen Farben geschmückt ist. Das sieht wahnsinnig und toll aus. Es ist so kitschig, dass es schon wieder schön ist. In Scarborough fallen Lichttropfen von den Bäumen. Es sieht so aus, als ob es schneit. Das ist tatsächlich romantisch und wäre auch was für Deutschland, wenn mal wieder der Schnee zu Weihnachten ausfällt.

 

 

  19. Dezember 2013

  Törn: Newport – Russell Island

  Strecke: 35 sm

  Crew: Mia und Wolfram

Um 8 Uhr werfen wir mit tatkräftiger Hilfe von Hans die Leinen los und fahren durch den inzwischen tief ausgebaggerten Kanal in die Moreton Bay. Es sind nur 2 sm bis in die Scarborough Marina. Dort können wir Diesel tanken. Hans steht schon am Steg (Er ist schnell herübergefahren), um uns zu helfen. Ein wirklich guter Segelkamerad! Die fast 500 l Diesel plätschern in den Tank, natürlich vorher versetzt mit Biozid, damit uns die Bakterien nicht wieder die Filter verstopfen wie seinerzeit in Curacao. Der Diesel ist in den Marinas um ca. 0,5 AUD teurer als an den Straßentankstellen, sodaß wir fast 2 AUD p. Liter ausgeben müssen.

Um 09:30 sind wir fertig und treffen draußen auf einen aufgefrischten Ostwind. Bis zur ersten Boje kommen wir unter Motor nur mit 2-3 kn vorwärts. Ein übles Geholze bis wir die Boje, die nur 3 sm entfernt ist, erreicht haben und nach Süden abdrehen können. Hier in der Moreton Bay gibt es ausgeprägte Flachs, denen man nicht zu nahe kommen sollte. In Australien ist die Betonnung ausgezeichnet, sodaß man eigentlich sicher navigieren kann.

Um 18:40 Uhr erreichen wir Russell Island und ankern wieder an unserem „Stammplatz“. Die Nacht bleibt ruhig und wir können schön ausschlafen.

 

 

  20. Dezember 2013 – 22. Dezember 2013

  Törn: Russell Island – Port Stephens

  Strecke: 353 sm

  Crew: Mia und Wolfram

Am 20.12. geht es dann um 10 Uhr los Richtung Southport. In den Gewässern der Gold Coast muß man sehr auf die Gezeiten achten. So starten wir erst um 10 Uhr, damit wir die Flut nutzen können, um über die vielen Flachstellen zu kommen und außerdem sollte man an der Ausfahrt aufs offene Meer in der Nähe von Southport zum Gezeitenwechsel sein, um ohne Steilwellen und Eddies ausfahren zu können.  Jacobs Well ( dort haben wir beim letzten Mal 2 mal aufgesessen) passieren wir gekonnt und profimäßig. Eine halbe Stunde später, kurz vor Tipplers Passage hat es uns dann doch wieder erwischt. Wolfram hatte die falsche Boje angesteuert und schwups waren wir wieder im Schlamm. Dann läuft im Kopf das Programm ab: Nicht rückwärts fahren, Ruder gerade stellen und dann leicht in Richtung der tieferen Fahrrinne einschlagen, ¾ Vollgas geben. Es klappt auch dieses mal. Die Konsequenzen wären nicht auszudenken, wenn man erstmal richtig feststeckt. Allein schafft man das dann nicht mehr.

Wir sind für den Goald Coast seaway zu früh, d.h. wir sind 2 Stunden vor dem Tidenwechsel dort. Das gibt uns Gelegenheit vor einem wunderschönen Strand zu ankern und es uns gut gehen zu lassen.

Um 16:35 Uhr sind wir in der Passage. Eine halbe Stunde nach Niedrigwasser. Die Ausfahrt gestaltet sich als äußerst komfortabel. Ein Windsurfer probiert seine Künste in dem auflaufenden Wasser. Vor uns ist ein Fischerboot. Dadurch sind wir beruhigt und wissen, dass wir das richtige „timing“ haben.

Noch vor der Dämmerung umfahren wir Point Danger und erwischen hier schon den ostaustralischen Strom, der mit manchmal bis zu 5 kn Richtung Süden steht. Wir machen 7-9 kn Fahrt über Grund. Mia und ich schließen, wie immer bei Überfahrten, Wetten über das etmal ab. Mia tippt 160 sm und ich 150 sm. Es sei vorweg genommen: Mia gewinnt heute. Das etmal beträgt 166,1 sm! Ein neuer Rekord für die ATAIR!

Die Wellen sind unangenehm. Der Schwell kommt mit 1-2 m aus SE und die Windwelle von Nord mit 1 m. Das gibt in Summe ein arges Schaukeln. Waschmaschine !

Der Wind kommt konstant mit 15 kn aus Nord, hilft also auch noch ein bisschen mit.

Am 22.12. ist die zweite Wette für Wolfram gewonnen. Er hatte 155 sm getippt und Mia 150 sm. Heraus kamen 161,7 sm. In der Abenddämmerung landete ein Sturmvogel auf dem Achterdeck und wollte es sich gemütlich machen. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, bei dem Geschaukel. Später verkroch er sich auf dem Vordeck hinter dem Dinghi am Mast. Am frühen Morgen konnte Wolfram ihn noch lebend sehen. Gegen Mittag fanden wir ihn dann tot an Deck. Todesursache unbekannt. Ein ordentliches Seebegräbnis war Ehrensache. Wir bleiben traurig zurück. Erst als vor Port Stephens Delfine uns begleiten, hebt sich unsere Stimmung wieder.

Die Einfahrt nach Port Stephens in der Abenddämmerung des 22.12., gestaltet sich als schwierig. Wir suchen nach dem auf den Seekarten und in den Beschreibungen versprochenen Richtfeuer. Nichts zu sehen. Die Welle ist aus Nordost und 2-3 m hoch. Über den Wegepunkt sind wir schon hinausgeschossen. Auch die Küstensilhouette ist wenig aufschlussreich. Die vorgelagerten Inseln lassen uns vermuten, dass wir noch nicht an der Einfahrt zum Port Stephens sind. Schnell wird eine Standortbestimmung gemacht. Wir sind richtig, aber 0,5 sm zu weit nach Süden geraten. In der Einfahrt gibt es an Backbord ein ausgedehntes Flach und an Steuerbord ist eine Steilwand. Wir motoren eine halbe Meile zurück. Dabei kracht die ATAIR mehrfach in die steilen Wellen, sodaß sie in den Grundfesten erzittert. Wir entschließen uns nach der Seetiefe zu fahren. Langsam nimmt der Wellengang Richtung Passage ab. Wir halten uns mehr an die Steilwand und kommen gut durch. Danach biegen wir nach Steuerbord ab und ankern vor einem schönen und verlassenen Strand. Das wäre geschafft.

Am 23.12. verholen wir in die Salamander Bay und finden einen schön ruhigen Ankerplatz mit hervorragendem Halt für den Anker.

Angeregt von einer Beschreibung in unserem „Cruising Guide“ (ALAN LUKAS), machen wir am 24.12. das Dinghi klar und schippern an Land. Mühsam ziehen wir das Dinghi auf eine Grasnabe und binden es an einem Baum fest. Nun steht der „easy walk“ aus dem „Cruising Guide“ zu dem nächsten Einkaufszentrum an. Nach einer halben Stunde zügigen Gehens in der herunterbrennenden Sonne, nimmt die Straße immer noch kein Ende. Das „easy“ bezog sich wohl darauf, dass es keine Steigungen gibt. Rechts und links der Straße gibt es hübsche Häuschen, aber außer ein wenig Straßenverkehr, nichts los. Wir sehen einen Pick up mit der Aufschrift „Holz aus Österreich“ und sprechen den Fahrer an. Er ist ein australischer Vertreter für österreichisches Holz, spricht jedoch kein Deutsch. Er ist sehr freundlich und erklärt uns den Weg. Noch ca. ½ Stunde. Wir trotten weiter. Nach etwa 5 Minuten hält der Holzvertreter neben uns und bietet uns an, uns zu dem Einkaufszentrum zu fahren. Wir sind erleichtert und dankbar.

Wie oft in Australien, findet das gesellschaftliche Leben in den Einkaufszentren statt. Es ist eisgekühlt und proppenvoll. Neben Coles und Woolworth finden wir Aldi. Einem erfolgreichen Einkauf steht nichts mehr im Wege. Da Mittagszeit ist, halten wir nach etwas Essbarem Ausschau. Außer Subway, McDonalds, Kentucky Fried Chicken und einem Kebab finden wir nichts. Sollen wir schon zurücklaufen? Da entdecken wir eine Bushaltestelle und siehe, der Bus hält an unserem Strand. Es ist ein Glückstag.

Auf den paar Metern zu unserem Dinghi ist inzwischen die Weihnachtsparty ausgebrochen. Eine Jugendliche kommt uns fröhlich mit einem Elch auf dem Kopf entgegen. Die Mutter schlendert mit einem vollen Glas Sekt aus dem Haus und erklärt uns, dass Weihnachten sei. Aha! Die Großmutter kommt die Straße hoch von mehreren Kindern umgeben und …… einem Glas in der Hand. Eine weitere Jugendliche kommt mit zwei kleinen Hunden vorbei, denen man ein Weihnachtsmannkostüm angezogen hat. Die Großmutter erklärt, dass es hier langweilig sei und sie deshalb morgen mit einem Partyboot auf eine Insel fährt. Dann würde die Post erst richtig abgehen. Die Stimmung ist allerdings auch hier auf der Straße schon gehoben. Leider bleibt die Einladung zu einem Gläschen aus, wenn auch der Vater des Elchmädchens schon einladende Bewegungen gemacht hatte. Der hat aber nichts zu sagen. Er muß grillen!

Neben Kricket und Angeln ist Grillen der Lieblingssport der Australier. So treffen wir eine Gruppe in der Nähe unseres Dinghis an dem öffentlichen Elektrogrill. Diese Elektrogrills für Jedermann gibt es in vorbildlicher Form an allen Ecken und Enden im Land. Man drückt auf einen Knopf und die Grillplatte wird heiß. Alles umsonst! Bemerkenswert ist, dass die Australier, die Grills penibel sauber halten.

Wir bewundern noch die einfallsreiche, weihnachtlich Vorgartenbeleuchtung der Häuser am Strand, bevor wir unser Dinghi über den Ebbestrand zerren und Kurs auf die ATAIR nehmen. Weihnachtslieder des Dresdner Kreuzchores versetzen uns in die angemessene Weihnachtsstimmung, und wir denken an zu Hause und an Schnee.

Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag (hier der „boxing day“) lassen wir es geruhsam angehen. Wir beobachten die schwarzen Schwäne, die nicht weit von uns ihre Weidegründe haben. Wenn sie fliegen, sieht man die weiße Unterseite des Flügel. Ein apartes Bild. Dann bereiten wir uns auf die Überfahrt nach Sydney vor. Wir entschließen uns, wieder eine Nachtfahrt zu machen.

27. Dezember 2013 – 28. Dezember 2013

Törn: Port Stephens – Sydney

Strecke: 101 sm

Crew: Mia und Wolfram

Am 27.12.1013 sind wir um 16 Uhr an der Ausfahrt Port Stephens. Die See hat 1m Schwell und der Wind kommt aus NE mit 3-4 Bft. Das sind ganz gute Bedingungen, und wir holen die Fock heraus. Während der Nacht dreht der Wind immer weiter nach Nord, sodaß die Fock nicht mehr stehen bleiben kann. Die Windstärke geht auf 1 Bft herunter. Dafür haben wir damit zu tun, die großen Tanker und Frachter (Kohle!) unbeschädigt zurückzulassen, die vor dem Hafen Newcastle auf Reede sind. Alle sind beleuchtet wie die Christbäume, und daher leicht auszumachen. Sicherheitshalber lassen wir das Radar mitlaufen. Die Großschiffe ankern teilweise oder treiben nur so herum. Andere wieder fahren mit niedriger Geschwindigkeit im Kreis. Irgendwann werden sie dann aufgerufen in den Hafen einzulaufen und Fracht aufzunehmen bzw. zu entladen. Fast alle Kohleschiffe fahren unter chinesischer Flagge. Ist das ein Zeichen des Energiehungers Chinas?

Als wir bei Sonnenaufgang die Einfahrt zum Hafen Sydney sehen, haben sich zwei Kreuzfahrtschiffe zu uns gesellt. Die habens eilig! Wir bleiben etwas zurück und haben dann die Einfahrt für uns, die uns wie ein Scheunentor aufnimmt. Die Steilküste wird von der aufgehenden Sonne spektakulär beleuchtet. Ein schönes Bild. Im Hafen gilt es, auf die Fähren achtzugeben, denn die haben immer Vorfahrt. Nach zwei 90° Schwenks haben wir das berühmte Panorama Sydneys vor uns – die Oper und die Hafenbrücke. Daneben die Hochhaussilhouette mit dem Spargelturm. An Steuerbord passieren wir ein Denkmal, das zu Ehren des Kriegsschiffes Sydney errichtet wurde. Sydney versenkte das deutsche Kriegsschiff Emden im 1. Weltkrieg.

Schließlich haben wir das Opernhaus querab und fragen uns mal wieder, ob wir unter der Brücke durchpassen. Es hat gereicht!

 

                                                                                           

Das Opernhaus hat eine Geschichte, die den Großprojekten in Deutschland gleicht, wie Stuttgarter Bahnhof, Flughafen Berlin und Philharmonie Hamburg.  

Schließlich finden wir unseren Ankerplatz in der Rozelle Bay. Annick und Michael (SY Lucie) sind schon da und begrüßen uns mit lautem Hallo. Das ist eine Freude, sich nach so vielen Monaten wieder zu sehen! Die Rozelle Bay liegt sehr günstig zum Fischmarkt und zur Innenstadt. Mit dem Bus können wir alles leicht erreichen. Für Rentner kostet die Busfahrt mit der Zehnerkarte die Hälfte, d.h. 0,63 €. Das ist doch erträglich. Dazu gibt es noch den U-Bus (Umsonstbus) mit der Busnummer 555, der entlang der Georgestreet von den Fähren bis zum Hauptbahnhof fährt. Sowas fällt den Verkehrsstrategen in Deutschland wohl nicht ein.

Kurzum: wir sind schon am ersten Sydneytag auf dem Fischmarkt und staunen, welche Mengen Seafood Chinesen in kürzester Zeit verspeisen können. Die Tische gleichen hinterher einem Trümmerfeld. Trotzdem schmecken uns der Hummer und die Königsgarnelen.

  

 

                                                                                   

 

 

 

 

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