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Reiseberichte 2007
18. Dezember 2006 - 13. Januar 2007
Törn: San Sebastian/La Gomera - Le Marin/Martinique, 23. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR
Strecke: 2910 sm
Crew: Gerlinde, Mia, Sylta, Thomas, Wolfram
Tagebuch einer Atlantiküberquerung mit der SY ATAIR
von SYLTA SCHEPPLER
16.12. - Samstag
Am Samstagmittag gegen 14 Uhr war es soweit: unsere Atlantik-Crew wurde durch die Ankunft von Thomas und Sylta vervollständigt. Beide zusammen brachten über 84 kg Gepäck mit, daß Dank einer Schubkarre, unfallfrei und ohne Zusammenbrüche auf die ATAIR bugsiert werden konnte.
Während wir zu einem Begrüßungstrunk
im Cockpit saßen, kamen schon die ersten Neugierigen vorbei, wie z.B. Andy mit
Handy. Später sollte er dann Andy ohne Handy sein, weil er es bei uns liegen
ließ. Auch Segelmacher-Thomas schaute herein, um den Rest der Atair-Atlantikcrew
zu begutachten.
Unsere Henkersmahlzeit nahmen wir im "La Tasca" ein. Peter
und Monika begleiteten uns. Auch Peter wollte mit seiner "Jonga" über den
Atlantik segeln.
Zurück auf dem Schiff, genehmigten wir uns noch einen Absacker, und dann fielen wir in die Kojen. Zumindest Thomas und Sylta, denn die waren schon seit 2 Uhr auf.
17.12. - Sonntag
Pos. 1700 UTC : 28°04,2´N, 17°07,0´W
Wir frühstückten noch ein letztes Mal in aller Ruhe, wie wir dachten, und machten uns an die letzten Vorbereitungen. Wolfram und Thomas wollten den Wassertank nochmal auffüllen, und den Tankvorgang wollte Wolfram selbst übernehmen, obwohl sich Thomas angeboten hatte, ihm das abzunehmen. Man muß sehr achtsam sein, denn die Einfüllstutzen für den Diesel- und den Wassertank liegen direkt nebeneinander.
In aller Sorgfalt ließ Wolfram prompt das Wasser in den Dieseltank laufen, der aber - im nachhinein zum Glück - schon voll war. Deshalb ging nicht mehr viel rein. Das Wasser lief durch den Überlauf und setzte die Bilge unter Wasser, was wieder die Lenzpumpe veranlaßte anzuspringen. Mia hatte sofort gerufen, daß die Pumpe liefe, und etwas nicht in Ordnung sei. Wolfram schoß in den Salon und riss die Bodenplatte auf, wo es munter plätscherte.
Kurz darauf kam dann doch mal die vorsichtige Frage, ob das Wasser in den richtigen Tank liefe und dementsprechend kam der Befehl: "Wasser stop !". Den Überlauf hatte Wolfram inzwischen mit einem Leckstopfen dicht gemacht.
Tatsächlich !!! Der Skipper selbst hatte den Wasserschlauch in den Dieseltank gehängt! Wie peinlich !!!
Was nun ? Damit war der Plan geplatzt, am Sonntag auszulaufen.
Andy war bald zur Stelle und brachte erst mal etwas Ruhe in die Aufregung. Er meinte, man bräuchte den Tank nicht leer zu pumpen, sondern könnte das Wasser über Nacht durchsacken lassen, und am nächsten Tag von unten weg abpumpen. Dann müßte man den Motor mal eine Stunde laufen lassen, Dieselfilter entwässern, 2 Stunden laufen lassen, wieder entwässern etc.
Tja, nun hatten wir also Zeit, andere Arbeiten zu erledigen. Als Wolfram sich langsam wieder fing, lud er uns zur Entschädigung für diesen Abend zum Essen ein. Zu unserem (hoffentlich) wirklich letzten Abendessen an Land in Europa, ging auch "Jonga"-Peter wieder mit. Zurück an Bord gingen wir ziemlich bald alle schlafen, denn am nächsten Tag wollten wir ja wirklich los.
18.12. - Montag
Pos. 1700 UTC : 28°04,2´N, 17°07,0´W
Vormittags gingen Thomas, Gerlinde und Sylta noch ein letztes Mal einkaufen, um noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen, die Thomas auf dem Fahrrad zur ATAIR transportierte. An Bord hieß es mal wieder: STAUEN !
Während wir unsere Spaghetti aßen, erschien Andy mit Sack und Pack und verschwand direkt im Loch, um das Wasser aus dem Dieseltank abzupumpen. Die Aktion ging recht zügig und unfallfrei vonstatten, und Andy bekam 2 Bier und keine Spaghetti. Die mag er nicht.
Der Motor lief etwa eine Stunde einwandfrei, und dann ging es wirklich an die letzten Vorbereitungen, wie z.B. Luken schließen, Gardinen öffnen für den freien Blick auf See, letzte Aufräumaktionen, damit nichts rumbollern kann. Und immer wieder kamen Leute, um sich zu verabschieden. Vor dem Auslaufen mußten wir nochmal zur Tankstelle, den Dieseltank auffüllen - das Wasserbunkern hatte Thomas heute übernommen.
17:05 MEZ: Ablegen von der Tankstelle. Für Mia und Gerlinde war es ein tränenreicher Abschied, denn es gab richtig Lärm im Hafen mit Tuten, Presslufthorn und einer Muschel. Dann ging es unter Motor raus aus dem Hafen.
Gegen halb sieben hieß es: "Klar zum Segel setzen !" Gr0ßsegel und Fock. Danach wurde der Motor abgestellt, und es waren nur noch die Segelgeräusche da: Wasser, Wind und Funk. Jetzt wurde es ernst. Und dunkel. Die Lichter von La Gomera und El Hierro gingen an, die ersten Sterne tauchten auf. Wir hatten einen Wach- und Schlafplan (von 22-7 Uhr). Bei den 4 Kojen für 5 Leute war Kojenhopping angesagt.
19.12. - Dienstag
Pos. 1700 UTC: 27°48,8´N, 17°21,3´W
Tagesetappe: 84 sm
Mittagessen: Gulasch
Schon in der ersten Nacht hatte schon der Motor angelassen werden müssen, weil uns der Wind im Stich ließ : 1 - 2 Bft. Heute sollte gleich mal der Parasailor gesetzt werden. Die Fock wurde eingeholt, und Thomas und Wolfram versuchten der 145 qm Herr zu werden. Es gelang selbstverständlich und schon bald blähte sich das große rot-weiße Segel auf. Jetzt hieß es, den Umgang mit dem Segel auszuprobieren:
- welche Windrichtung ist optimal ?
- wie läßt sich das Schiff jetzt steuern ?
- was bringt der Parasailor an Geschwindigkeit ?
- mit oder ohne Großsegel ?
- dichtholen oder fieren ?
Letztendlich wurde das Groß eingeholt, und wir fuhren nur mit dem Parasailor ohne Motor weiter.
Der Wind ließ weiter zu wünschen übrig, sowohl was Stärke als auch Richtung anging, und gegen 17 Uhr MEZ hatten wir 84 Seemeilen statt der durchschnittlich geplanten 120 sm geschafft.
Die Nacht verlief friedlich und ereignislos.
20.12. - Mittwoch
Pos. 1700 UTC: 27°08,7´N, 18°19,1´W
Tagesetappe: 85 sm
Mittagessen: Gulasch mit Nudeln und frischen grünen Bohnen
Als Sylta morgens um acht Uhr an Deck kam, kämpften Thomas und Wolfram auf dem Vordeck mit dem Parasailor. (???)
Thomas erzählte, daß sich pünktlich mit Sonnenaufgang das Spinnakerfall mit einem sanften Plopp verabschiedet hatte. Jetzt mußte also das nasse Segel erstmal wieder an Bord geholt, in seinem Verhüterli versteckt und in der vordersten Kajüte verstaut werden.
So weit, so gut. Wir, d.h. eigentlich Thomas und Wolfram, mußten uns nun eine neue Besegelung einfallen lassen. Erstmal Groß raus.
Und so segelten wir in die zweite Nacht.
21.12. - Donnerstag
Pos. 1700 UTC: 26°46,7´N, 19°48,6´W
Tagesetappe: 80 sm
Mittagessen: Steak mit Zucchini-Karotten-Gemüse
Die Nacht war recht windig, was nicht alle gut schlafen ließ. Mit jetzt gesetzter Genua, ohne Groß, machten wir bei 4,5-6 Bft gute Fahrt über Grund. Frühstück gab es ohne Geschirr nur aus der Hand, alles andere wäre riskant gewesen.
Wir hatten schönes Wetter mit relativ beständigem Wind, der uns allerdings eher nach Westen als in Richtung Passatzone brachte.
Mittags wurde zusätzlich das Groß gesetzt und der Kurs etwas geändert, und das Schiff lief etwas ruhiger, sodaß man sogar schlafen konnte, vorausgesetzt man hatte sich irgendwo verkeilt.
Heute wurde unser Wachplan erweitert, weil mit einsetzender Dämmerung niemand freiwillig an Deck blieb, und so gab es eine Vorwache von 20-22 Uhr und eine Nachwache von 7-8/9 Uhr, je nach Bedarf.
Zum Abendessen gab es ab jetzt überwiegend "fingerfood", d.h. trockenes Brot und eine Schüssel voll mit leckeren Dingen wie Tomatenstücke, Eier, Salamischeiben, Schinken und spanischen Hartkäse.
Das Nachtwetter war ok: sternenklar mit ein paar Wolken und stabilem Wind mit 4,5-5,5 Bft.
22.12. - Freitag
Pos. 1700 UTC: 26°13,9´N, 21°38,8´W
Tagesetappe: 130 sm
Mittagessen: Gemüse von gestern und die letzten Bohnen
Vormittags sichtete Mia als erste einen Frachter, der ca. 15 sm an uns vorbei fuhr. Es gibt also doch noch Leben da draußen.
Gegen halb eins kam das erste Mal die Windsteueranlage ins Spiel, denn elektrische Autopilot hatte immer öfter Aussetzer. Und so lag Wolfram kurz darauf platt auf dem Achterdeck und richtete die Windsteueranlage aus. Nach einigem Suchen fand sich auch das Blatt, das den Wind einfangen und auf das Ruder übertragen sollte. Es waren einige Tests und mehrfaches Fieren des Großsegels nötig, um gute Fahrt zu erreichen.
So klein wie das Schiff ist: zu tun gab es laufend was, wie z.B. Müll häckseln!
Thomas und Gerlinde im Ungleichklang..... Ständig stellte Thomas "dumme" Fragen, wie: "wie krieg isch das dann do rein ?" oder "wieso müsse de Schnipsel so klee sin?" oder " warum sin die so unnerschiedlich ?" Gerlindes Kommentar: " Mit Sylta ist das einfacher."
Um aber diese Häckselaktionen durchführen zu können, mußten wir erstmal eine 5l-Flasche in mehrere 1,5 l-Flaschen umfüllen. Gar nicht so einfach auf hoher See. Auch nicht mit Trichter.
Der restliche Tag verlief friedlich.
23.12. - Samstag
Pos. 1700 UTC: 23°37,2´N, 28°52,4´W
Tagesetappe: 105 sm
Mittagessen: keine Notiz, weiß ich nicht mehr
Die Nachtwache war relativ unspektakulär, bis auf die Patenthalse, aber das hat keiner gemerkt. Die schliefen alle seelenruhig.
Da sich der Wind nicht an unsere Wünsche hielt, mußte heute das Groß eingeholt werden. Später holten wir auch die Fock rein und ließen die Genua raus. Der weitere Tag verlief ereignislos bis gegen 14:45 Uhr echte Ortszeit das Fall der Genua riß. Jetzt lag die Genua mit 65 qm im Wasser. Nach knapp eineinhalb Stunden hatten Thomas und Wolfram das Segel geborgen und im Segelsack verstaut, was wirklich nicht einfach auf dem kleinen Vordeck ist.Zur Belohnung gab es kaltes Bier. Thomas sagte nur: " So viel Segel wie in dieser Woche habe ich noch nie geborgen." Immerhin waren es über 200 qm. Watt nu ? Wir hatten immer noch 4,5-6 Bft. Für die Nacht wurde erstmal die Fock gesetzt. An Schlafen war in dieser Nacht kaum zu denken. Wir hatten ein Gebiet mit Schwappwasser erreicht, daß es uns unten nur so beutelte. Eine kleine Kurskorrektur brachte ein wenig Besserung, aber mehr nicht.
24.12. - Sonntag, Heiligabend
Pos. 1700 UTC: 22°40,7´N, 24°56,3´W
Tagesetappe: 75 sm
Mittagessen: Weihnachtsmenü
Morgens: Überquerung des Wendekreises des Krebses
Gegen elf Uhr riefen wir alle zu Hause an, weil später sicher die Leitungen des Satelliten überlastet sein würden. Nachdem Sylta sich im Zuge der weihnachtlichen Vorbereitungen die Haare gewaschen hatte, wurde schnell das Groß mit einem Reff gesetzt und kurz darauf die Windsteueranlage in Betrieb genommen. Allerdings wurde sie recht bald durch den elektrischen Autopiloten ersetzt.
Gerlinde und Mia fingen an das 7-Gänge-Menü vorzubereiten, daß sie gestern entworfen hatten. Nachdem sich auch Thomas weihnachtsfein gemacht und seine Herzchenhose angezogen hatte, Wolfram den kleinen beleuchteten Weihnachtsbaum aufgestellt und alle ihre Geschenke "abgeliefert" hatten, fingen wir gegen halb zwei mit dem Essen an. Auch auf weihnachtliche Musik mußten wir nicht verzichten, denn Wolfram beschallte uns mit dem Dresdner Kreuzchor.
Das Menü hatte leider etwas geändert werden müssen, weil sich die Datteln nicht finden lassen wollten:
- Schinken-Käse-Oliven-Gurkenspießchen
- Schwarze Avocadocreme mit Knoblauch und Zitrone
- Spanische Filetspitzen an deutschem Sauerkraut mit Rahmtupferl
- Abwasch
- Bescherung
- Wiener Konfekt
- Cappuccino
- Stollen ( auch das geplante Kletzenbrot wollte sich nicht finden lassen )
Gerlinde war schon den ganzen Tag zappelig, weil sie bei sich zu Hause immer den Tagesablauf bestimmt hatte ( und hier nicht, zumindest nicht allein ) und sie hatte auch immer die Geschenke verteilt, was sie hier dann schließlich auch durfte.
Es war ein wunderschöner Tag: das Wetter war gut, der Wind hatte ein wenig nachgelassen und die See hatte sich beruhigt und schaukelte uns gleichmäßig dahin.
25.12. - Montag, 1. Weihnachtsfeiertag
Pos. 1815 UTC: 21°20,0´N, 25°18,9´W
Tagesetappe: 90 sm
Mittagessen: Spanische Filetspitzen an deutschem Sauerkraut mit gebratenen Semmelknödeln
Heute, am ersten Weihnachtsfeiertag, ergab es sich, daß alle zusammen frühstückten. Danach machten sich Wolfram und Thomas gemächlich daran, den Parasailor wieder zu setzen. Die Trimmphase des Parasailors zog sich bestimmt ein bis eineinhalb Stunden hin und schon war es wieder Zeit zum Mittagessen. Anschließend gab es die erste größere Sicherheitseinweisung zu allem, was achtern an der Reling befestigt ist: GPS, Rettungsboje, EPIRB, Rettungskragen, Rettungsinsel.
Das Wetter war gut und endlich sah es mal nach einem Touch-down der Sonne aus. Ein Campari-Orange wäre ein adäquater sundowner gewesen, aber wieder einmal widersetzte sich etwas an Bord dem Gefundenwerden.
Der heutige Abendhimmel mit dem zunehmenden Mond, der ab und zu durch die Öffnung des Parasailors lugte, war wirklich sehenswert.
Thomas und Sylta legten sich bald hin - sie hatten, wie fast immer, die Hundewache - aber schon bald wurde Thomas aus der Koje geholt, um den Kurs und den stabilen Stand des Parasailors zu retten. Danach blieb es einigermaßen ruhig. Unter Deck hatte man den Eindruck, wie die "Schwalbe über den Eriesee" zu fliegen. Man hörte das Wasser vorbeiströmen und die Motorwelle summen.
26.12. - Dienstag, 2. Weihnachtsfeiertag
Pos. 1700 UTC: 20°52,7´N, 26°40,2´W
Tagesetappe: 110 sm
Mittagessen: Tiroler G´röstl
Während Thomas vormittags das Ruder und den Parasailor bewachte, mußte Sylta zweimal nach vorn, wohl gesichert und mit Schuhen(!), um einen Niederholer zu befreien, der sich an einer Rollvorrichtung und am Anker verfangen hatte. Das war ihr Abenteuer des Tages. Dachte sie. Während des Mittagessens entstand die Idee, daß man bei diesen Wetterverhältnissen ( 3 Bft, Sonne ) wenigstens von der Badeplattform aus mal direkten Kontakt mit dem Atlantik aufnehmen könnte. Aber erst als Thomas anbot, den Lifebelt aus seiner Öljacke raus zu knüpfen und für die Badesicherung zu verwenden, konnten wir Wolframs widerwillige Genehmigung bekommen. Jetzt gab es kein Halten mehr: Meerwassershampoo, Halsband mit Karabiner zur Shampoosicherung und Handtuch waren Nullkommablitz bereit, und Sylta machte das Versuchskaninchen, währendThomas den Bademeister gab. Wolfram hatte vorher nach der Wassertemperatur gesehen: 23°. Es war einfach herrlich. Ganzkörperwäsche, Haare waschen, nachspülen mit einem Litermaß, das auch mit einer Schnur gesichert wurde - alles kein Problem: genügend Platz und jede Menge klares Wasser. Danach war Gerlinde an der Reihe. Sie quietschte und lachte wie ein kleines Kind. Als letzter nutzte Thomas die Gelegenheit. Allerdings dauerte dieser Akt bei ihm etwas länger, und das nicht nur, weil er mehr zu waschen hatte, sondern auch, weil er längere Extremitäten hat und nicht so gelenkig ist. Mia und Wolfram entschieden sich für: " May be later "
Wolfram und Mia machten sich daran, den Generator klar zu machen, denn er sollte 2-3 Stunden laufen, um die Batterie zu laden. Und dann machten wir "Urlaub" mit Sonnenbaden, Lesen, Musik hören, Capuccino schlürfen.
Während der Wache ( 4-7 Uhr ) mit Wolfram, mußte Sylta einmal aufs Vordeck und entdeckte auf dem Weg dorthin einen toten, ehemals fliegenden Fisch. Verflogen !
(noch 2000 sm bis Martinique ! Anm. d. Red.)
27.12. - Mittwoch
Pos. 1700 UTC: 20°47,4´N, 28°43,2´W
Tagesetappe: 110 sm
Mittagessen: die letzten Steaks mit Nudeln
Dieser Tag sollte ein echter Urlaubstag werden: sonnenbaden und lesen. Nach dem Frühstück wurde der Fund des ehemalig fliegenden Fisches großartig für die Kamera inszeniert: Wolfram fand und Sylta drehte. Zu Mittag gab es wirklich die letzten Steaks, denn die restlichen wurden den Fischen zum Fraß vorgeworfen. Das eine oder andere war nicht mehr genießbar.Die Marinade hatte nicht das gehalten, was sie versprochen hatte. Na schön. Machen wir eben wieder Urlaub.
Der Parasailor stand wie eine Eins, und wir konnten uns auf eine ruhige Nacht einstellen, aber vorher gab es Touchdown Nr. 2. Immer noch ohne Campari !
28.12. - Donnerstag
Pos. 1700 UTC: 20°10,0´N, 31°05,0´W
Tagesetappe: 120 sm
Mittagessen: Feijoada ( schwarze Bohnen )
Die Nacht war tatsächlich ruhig verlaufen und es sah nach einem weiteren Urlaubstag aus. Zum Frühstück gab es "Perico", das Wolfram aus Mais, Speck und Tomaten zubereitete.
Gerlinde und Sylta spielten heute schon wieder "Freibad".
Und an diesem Tag fanden wir endlich den Campari, und Sylta bekam ihren Wunsch-Sundowner. Diese Nacht wollten wir noch einmal - wie schon letzte Nacht - den "Parasailor-Wachplan" in Aktion treten lassen. Dieser sah vor, daß immer einer der Männer mit an Deck war:
Männer: 4h 3h 3h 4h
19-23 Uhr 23-2 Uhr 2-5 Uhr 5-9 Uhr
Die Mädels wurden der Reihe nach eingeteilt, sodaß immer eine 2 mal 5 Stunden Wache hatte, dazwischen aber 6 Stunden schlafen konnte. In der ersten Wache dauerte es nicht lange, bis eine Böe kam, die uns veranlaßte, den Parasailor einzuholen. Wolfram kämpfte zusammen mit Mia auf dem Vordeck gegen die Leinen und die Naturgewalten. Der Wind bis zu 6 Bft zerrte ziemlich heftig an allem. Schließlich schaffte er es mit Thomas am Ruder und Gerlinde unter Deck, den Parasailor samt "Klobrille" zu verstauen. Ohne Parasailor schaukelte das Schiff ganz schön heftig und auch die Fock half nicht viel. Es würde also eine von den unruhigen Nächten werden.
29.12. - Freitag
Pos. 1700 UTC: 20°10,0´N, 31° 05,0´W
Tagesetappe: 120 sm
Mittagessen: Feijoada mit Reis
Die Nacht war wirklich nicht lustig und wenig zum Schlafen geeignet, aber auch sie ging rum. Nach dem Frühstück beschloß Wolfram, daß wir tagsüber doch wieder den Parasailor raushängen wollten. Nachdem die Fock eingeholt war, ging er aufs Vorschiff und bereitete alles vor, was auch, dank gewisser Erfahrungen, zügig ablief. Prompt lief der Kahn wieder zwischen 6 und 8 Knoten. Zeit für Urlaub.
Nachmittags wurde Sylta, kaum daß sie eingeschlafen war, von Thomas förmlich wach getreten. Rettungsweste anziehen, mit aufs Vorschiff. Für die Nacht sollte der Parasailor wieder runter. Als alles verstaut war, konnte die Fock wieder gesetzt werden, diesmal auf dem Backbordbug. Thomas Kommentar war:"Ganz schön viel Uffwand für die Fock umzuhänge."
Kurz darauf mußte auch er mit ran, denn die Fock sollte ausgebaumt werden. Das sah recht abenteuerlich aus, bis alles fest war.
Aber nachdem der Fockbaum zwei- oder dreimal gegen den Genuabaum geschlagen war, der ja immer noch schräg am Mast befestigt war, gingen Wolfram und Sylta noch einmal vor, um den Genuabaum abzumontieren und auf dem Deck festzulaschen. Nicht ganz einfach, denn der Baum ist fast so schwer wie ein ganzer Mast. Naja, jedenfalls ungefähr.
Immerhin - die Nachtbesegelung stand, und es bestand keine Gefahr, daß etwas geändert werden müßte. Also kehrten wir zum alten Wachplan zurück.
30.12. - Samstag
Pos. 1700 UTC: 19°03,0´N, 34°31,0´W
Tagesetappe: 100 sm
Mittagessen: Kartoffelpüree mit Speck
Die Nacht war recht.
Während des Frühstücks wurde beschlossen, die Genua wieder zu setzen, damit wir "Butterfly" vorm Wind fahren könnten. Das Problem dabei war, daß die Genua immer noch fest verzurrt auf dem Vordeck lag und nicht einfach über die Rollanlage ausgerollte werden konnte.
Es waren also in erster Linie wieder Männer gefordert. Sie mußten die Genua auspacken. Schließlich brauchten sie doch noch jemanden vorne. Mia stand am Ruder und Gerlinde - ja, Gerlinde lag seekrank in der Koje. Also ging Sylta mit nach vorne. Sie sollte die Genua in die Rollanlage einfädeln. Dazu mußte sie sich ganz nach vorne auf den Bugkorb setzen und das Segel in die Nut einführen, während Wolfram die Genua hochzog und Thomas sie entfaltete. Da Mia dafür in den Wind steuern mußte, fuhren wir gegen die Welle, und Sylta wurde ein paar Mal bis zur Hüfte eingetaucht. Egal, es war ja Dezember und warm. Und es klappte einwandfrei.
Zurück im Cockpit gönnten wir uns erstmal ein Bier, bevor wir das nächste Teilprojekt angingen - die Genua ausbaumen. Thomas und Wolfram kämpften mit dem ziemlich schweren Baum, der erstmal vom Boden losgemacht und dann zwischen Wanten, Leinen und Mast hindurch Richtung Genua manövriert werden mußte. Zeitweise hing er zu einem Drittel über die Reling hinaus und sogar im Wasser. Das eine Ende bugsierte Wolfram erfolgreich ins Schothorn - das andere Ende konnten Thomas und Sylta unter Aufbietung vieler Kräfte und ohne Fingerverlust in die Glocke am Mast schieben.
Der Rest des Tages verlief ziemlich ruhig, bis auf eine Regenwolke, die quer über uns hinwegsegelte. Sylta war die einzige, die schnell genug reagierte und die klebrige Schicht auf der Haut mit Süßwasser runterwaschen konnte. Der Regen hörte schnell auf und nach einer Weile kam die Sonne wieder raus.
Kaum ging es auf die Nacht zu, kamen wieder Querwellen, sodaß das Liegen in der Koje wieder einmal recht anstrengend war.
31.12. - Sonntag, Sylvester
Pos. 1700 UTC: 18°56,0´N, 36°16,0´W
Tagesetappe: 105 sm
Mittagessen u. Abendessen: Spaghetti mit Ölsardinen
Dieser Tag war eigentlich recht unspektakulär. Die highlights waren: Strom machen und Baden - gründlich reinigen für das Neue Jahr. Selbst Mia und Wolfram (!) begaben sich auf die Badeplattform.
(und wir feierten Bergfest ! 1412,5 sm lagen hinter uns, also die Hälfte der Strecke nach Martinique. Anm. d. Red.)
Das Sylvestermenü bestand aus einem Gang, den Gerlinde und Thomas als Gemeinschaftsprojekt kochten. Viele Köche verderben den Brei. Der "Brei" war lecker, aber eine der unkaputtbaren Schüsseln mußte dran glauben und zersprang in etliche Teile.
Vor dem Essen hatten wir jeder einen sundowner zu uns genommen, zum Essen gab es Red Wine, und dann wurde überlegt, wann wir denn eigentlich anstoßen sollten. nach UTC ?, nach mitteleuropäischer Winterzeit ?, nach echter Ortszeit ?. Wir waren ja inzwischen mit der lokalen Zeit eine Stunde nach UTC. Sylta war für die Ortszeit; Gerlinde sagte, sie würde sich immer noch der Wiener Zeit zugehörig fühlen, und damit war die Sache entschieden. Es hatte auch ganz bestimmt nichts damit zu tun, daß die, die keine Wache hatten, möglichst bald in die Koje wollten, neeeeinn ! Ganz sicher nicht ! Nööööö !
Also stießen wir um 24 Uhr MEZ, 23 Uhr UTC und 22 Uhr Ortszeit an. Wolfram spendierte drei Schüsse aus seiner Signalpistole - zweimal Knall und eine weiße Leuchtkugel. Irgendjemand sprach dann vom Glockengeläut, und auch das bekamen wir. Wolfram suchte nochmal die Weihnachts-CD heraus, auf der ja Glockengeläut drauf war. Und so segelten wir mit allem, was man so zu Sylvester braucht, ins Neue Jahr.
Kurz darauf setzte die Decksflucht ein, und Thomas und Sylta absolvierten die erste Wache im Neuen Jahr
01.01.07, Montag, Neujahr
Pos. 1700 UTC: 18°51´N, 39°51´W
Tagesetappe: 105 sm
Mittagessen: Linseneintopf
Wie zu erwarten war, standen alle außer der Wache etwas später auf. Trotzdem kamen wir zum Frühstück zusammen. Wie schon zu Weihnachten wurden auch jetzt die jeweils üblichen Feiertagsbräuche ausgetauscht. Auch der Ablauf des Neujahrskonzertes, den Gerlinde als Wienerin genauestens kannte. Gerlinde standen die Tränen in den Augen, als plötzlich "ihr" Radetzkymarsch über Deck schallte. Mia, Gerlinde und Sylta klatschten mit, bis ihnen die Hände wehtaten. Wolfram hatte unauffällig eine CD mit dem Neujahrskonzert 1993 eingelegt. Selbstverständlich wollten wir sie noch einmal komplett hören - einschließlich Donauwalzer.
Ein Neujahrstag wie jeder andere. Nur der Spaziergang mußte ausfallen. Der Nachmittag verlief ruhig mit kleineren Arbeiten. Nur Wolfram wollte an die Antriebswelle und hat bei der Gelegenheitn sämtliche Körbe im Vorratsschrank gefilzt. Kein Kletzenbrot ! Dafür roch es unter der Vorderkoje etwas streng. Zerbrochene Eier !
02.01. - Dienstag
Pos. 1700 UTC: 18°33´N, 40°42´W
Tagesetappe: 100 sm
Mittagessen: Reste vom Linseneintopf, Tortellini mit gebratenem Schinken
Nach gut zwei Wochen wurde die Gegend durch die wir fuhren doch etwas eintönig. Das war einer der Tage, an denen eigentlich nichts passierte, außer daß wir Strom machten, um die Batterien zu laden. Es gab mal einen kurzen Regenschauer, und der Autopilot fiel so gründlich aus, daß er sich nicht wieder einschalten ließ, bis Mia und Wolfram unter Konsultation der Fehlerkarte im Steuerungskasten verschwanden. Es war keine durchgebrannte Sicherung sondern nur korrodierte Kontakte derselben. Dann funktionierte alles wieder planmäßig.
Für den Rest des Tages verlief alles ruhig.
03.01. - Mittwoch
Pos. 1700 UTC: 18°04´N, 41°53´W
Tagesetappe: 130 sm
Mittagessen: Palatschinken deftig und süß
Morgens gab es einen heftigen Regenschauer. Aber die Wolke verzog sich schnell. Die Bänke trockneten und alles war wieder beim Alten, mit heftigen Wellen. Der Strom wurde heute nicht mit dem Generator gemacht, denn der zickte wegen der Wellen immer schlimmer und ging dauernd aus. Stattdessen ließen wir den Motor laufen.
Noch immer war keine stabile Passatwetterlage in Sicht. Die wenigen Passatwolken, die wir vor Weihnachten gesehen hatten, waren bisher die einzigen geblieben. Einen Ausflug auf die Badeplattform wollte heute nicht einmal Sylta riskieren. Das Abendessen schien erst mal auszufallen, aber unsere gute Mia stellte dann doch noch ein paar Kleinigkeiten auf den Tisch. Es gab sogar eine Tasse heiße Suppe.
(nur noch 1000 sm bis Martinique ! Anm. d. Red.)
04.01. - Donnerstag
Pos. 1700 UTC: 17°33´N, 44°09´W
Tagesetappe: 130 sm
Mittagessen: Wiener Kartoffelsuppe
Tagesbericht folgt später.
05.01. - Freitag
Pos. 1700 UTC: 17°13´N, 46°18´W
Tagesetappe: 127 sm
Mittagessen: Gulasch mit Klößen und Rotkohl
Es war wirklich ein Tag ohne Besonderheiten und so gesehen doch wieder ein besonderer Tag. Morgens gab es einen Schauer, der gerade ausreichte, um die Bänke nass zu machen. Wolfram kämpfte nachmittags mal wieder seinen Kampf mit dem Generator, der immer öfter ausging. Ansonsten standen sonnen, lesen, essen und schlafen auf dem Programm. Highlight des Tages:wer schon mal an Bord war, kennt ja den Spruch: "Der Tisch ist nicht zum Festhalten da." Der Skipper hatte es trotzdem getan (angeblich unfreiwillig) und dabei eine Bodenverankerung gesprengt. Jetzt kann man sich wirklich nicht mehr daran festhalten, denn er wackelt wie ein Kuhschwanz.
06.01. - Samstag
Pos. 1700 UTC: 16°44´N, 48°24´W
Tagesetappe: 128 sm
Mittagessen: Kartoffelpüree mit Senf-Eiern in Kapernsauce
Heute sprang die Lenzpumpe öfter mal an, aber es war kein Wasser in der Bilge. Entweder langweilte sie sich, oder ihr wurde auch langsam schlecht von dem Geschaukel und sie wollte sich ablenken. Laut Wetterbericht war keine Änderung in Sicht, wie schon seit Tagen nicht.Vormittags rauschte eine dunkle Wolke heran und Sylta sagte noch zu Mia: "Das gibt Wind." Kurz darauf war deutlich zu erkennen, dass es auch Regen geben würde. Wir hatten gerade noch Zeit, die Polster in den Salon zu werfen, das Steckschott einzuschieben und dafür zu sorgen, dass die Luken dicht gemacht wurden. Es war ein sehr heftiger Schauer und der Anblick des Meeres war fantastisch. Der starke Regen bügelte die Wasseroberfläche förmlich und versah sie mit einem Schleier von Spritzwasser. Für Sylta, die an Deck geblieben war, war es eine schöne Süßwasserdusche. Nach dem Abendessen stellte Sylta die Frage, ob wir ab sofort mit Kakerlaken leben müssten, oder ob man etwas dagegen machen könnte. Mia hatte nachmittags auch schon eine umgebracht. - Nachts hatten Thomas und Sylta gerade die Hundewache angetreten, als sich eine Wolke näherte, die sogar in der Nacht schwarz aussah. Luken schließen, die Kissen runterwerfen, Steckschott einsetzen, den Deckel schließen. Dann ging es auch schon los - das Schiff legte sich auf die Seite. Bei Böen bis 8 Bft fegten wir mit bis zu 9,5 Knoten über den Atlantik. Der Autopilot fiel sofort aus und Thomas kämpfte im Schlafanzug mit Stirnlampe am Ruder. Da der Wind aus Südwest kam, konnten wir den Kurs kaum halten und Thomas tat das einzig Richtige, er fuhr dem Wind hinterher allerdings in Richtung New York anstatt nach Martinique. In Nullkommanichts waren Wolfram und Mia an Deck, und Mia und Sylta versuchten mit Wolfram die Segel zu reffen - es waren ja die Fock und die Genua gesetzt. zu dritt schafften wir es, die Genua zu reffen. Bei der Fock hatte sich, wie sich später herausstellte, die Schot in der Trommel verfangen, und sie bewegte sich keinen Zentimeter. Unser Kampf dauerte etwa eineinhalb Stunden bis sich der Wind einigermaßen beruhigt und stabilisiert hatte und wir wieder auf Kurs gehen konnten.
07.01. - Sonntag
Pos. 1700 UTC: 16°59´N, 49°30´W
Tagesetappe: 115 sm
Mittagessen: Couscous mit Eisbeinfleisch
Morgens gab es ein bißchen Segelarbeit. Es gab wirklich nicht viel zu tun - ein paar Schoten fieren, andere dichtholen. Die Fock wurde von dem Schotgewurschtel der vergangenen Nacht befreit und eingeholt.Während der ganzen Zeit begleiteten uns heute zum ersten Mal Delfine. Sie sprangen und schwammen noch etwa zwei weitere Stunden um uns herum. Das Wetter war recht diesig, und die Sonne konnte sich nur mühsam durchkämpfen. Nach der aufregenden Nacht dümpelten wir ziemlich lasch über das Weltmeer. Auch der Schwell war so lange zu vernachlässigen, bis Wolfram den Generator anwarf, der das auch prompt übel nahm. Die relativ ruhige See bedeutete aber auch, dass heute mal wieder Badetag war. Der Rest des Tages verlief unspektakulär. Selbst die Nachtwachen brachten nichts aufregenderes als einen Frachter,der uns während der ersten Wache überholte.
08.01.- Montag
Pos.1700 UTC: 16°32´N, 51°39´W
Tagesetappe: 95 sm
Mittagessen: Kartoffelklöße mit Gulasch und Rotkraut
Dieser Tag verlief ohne besondere Ereignisse. Langsam wird das doch zur Normalität.Thomas schabte sich seine 3-Wochenmatte aus dem Gesicht. Und das dauerte eine ganze Weile und bot uns dann einen interessanten Anblick.
Das einzige besondere war, daß die Sonne nicht richtig durchkam. Es regnete zwar nicht, aber die Wolkenschleier verzogen sich auch nicht. Dadurch wurde es heute nicht so warm, was auch mal ganz angenehm war.
09.01. - Dienstag
Pos 1700 UTC: 16°15´N, 53°17´W
Tagesetappe: 100 sm
Mittagessen: Nudeln mit Kochschinken und Ketchup
Zum Frühstück erschien ein Fregattvogel, der uns eine Weile begleitete. Dachten wir. In Wirklichkeit verfolgte er offenbar ein Ölfaß, das in etwa 15-20 m Entfernung an uns vorbeitrieb. Keiner hatte es gesehen, bis es querab war. Das hätte einen schönen Gong gegeben, wenn das Faß die Schiffswand getroffen hätte. Da hätten wir Wolfram lieber nicht erleben mögen. Das brachte aber auch die Erkenntnis, daß unsere Aufmerksamkeit sträflich nachgelassen hatte.
Am späten Vormittag war es dann endlich soweit: die Angel wurde rausgeholt und ausgeworfen. Der erste Biß brachte nicht viel, außer einem geklauten Köder und einem abgebissenen Stahlvorfach. Dann mußte eben ein anderer Köder her, und der brachte den Erfolg. Ein etwa 50 cm langer Papageifisch biß an. Grünblauer Rumpf und gelbe Schwanzflosse. Leider konnte er sich kurz vor dem endgültigen Einholen losmachen. Wenigstens der Köder war noch dran.
Nachmittags kamen uns größere Inseln aus gelbem Tang entgegen. Laut Wolfram, nach dem Fregattvogel, ein weiteres Zeichen, daß wir uns Land näherten.
Der weitere Tag verlief normal, heute wieder mit Sonnenschein. Es tauchten sogar ein paar verschmutzte Passatwolken auf, vermischt mit anderen Wolkengebilden. Gegen Abend frischte der Wind auf, und endlich kam die ATAIR mit 4,5-6 kn wieder in Fahrt.
(noch 500 sm bis Martinique ! Anm. d. Red.)
10.01. - Mittwoch
Pos. 1700 UTC: 15°46´N, 55°28´W
Tagesetappe: 130 sm
Mittagessen: Spaghetti mit Tomatensoße
Während der ersten Wache zog ein ziemlich großer Frachter vorbei, dessen Toplicht und Vorderlicht sich immer weiter auseinander zogen. Ansonsten eine Nacht, die völlig ereignislos verlief. Morgens begegnete uns wieder ein Vogel einer Art, die wir bisher noch nicht gesehen hatten: ein Tölpel. Das Land kommt näher.
11.01. - Donnerstag
Pos. 1700 UTC: 15°07´N, 57°08´W
Tagesetappe: 105 sm
Mittagessen: Tortellini mit Tomatensoße von gestern
Abgesehen von 2-3 kleinen bis kleinsten Schauern, war es heute trocken und warm. Aktion des Tages: Getriebeöl mußte nachgefüllt werden.
12.01. - Freitag
Pos. 1700 UTC: 14°20´N, 59°12,5´W
Tagesetappe: 140 sm (Rekord !!!)
Mittagessen: Gulasch mit Kartoffelpürre
Die Restmeilenanzeige ging unter 100 sm. Wieder ein Übergang, der von uns sehr genau registriert und freudig begrüßt wurde. Langsam wurde es Zeit die Fender wieder aufzupumpen. Dank Wolframs elektrischem Kompressor, ging das schneller und leichter als erwartet vonstatten. Außerdem wurden der Genua- und der Fockbaum abgebaut, denn wir rechneten mit einer Ankunft in den Morgenstunden. Diese Aktion nachts auszuführen war nicht unbedingt erstrebenswert. Wir sahen, trotz Landnähe, keine anderen Schiffe, wie eigentlich erwartet. Die Enttäuschung darüber konnte mit unserer freudigen Erwartung nicht Schritt halten. Wir traten alle unseren letzten Wachen an. Jetzt konnten wir wirklich davon ausgehen, daß es die letzten sein würden.
Während der ersten beiden Wachen kamen die ersten Lichter in Sicht. In der letzten Wache von Sylta und Wolfram, konnten sie das erste Leuchtfeuer ausmachen, dessen Kennung allerdings nicht zu dem in der Seekarte paßte. Nachdem sie kurz unter Deck waren, mußten sie feststellen, daß das "Leuchtfeuer" plötzlich querab war und ganz schön schnell vorbeizog. Was war das denn ? Blinkt weiß, keine Positionsleuchten, kein Hecklicht ! Sylta tippte, aufgrund der Schnelligkeit, auf Küstenwache. Später beschlossen wir, weil Wolfram so etwas schon im Englischen Kanal gesehen hatte, daß es ein U-Boot gewesen sein muß.
13.01. - Samstag
Pos. 1700 UTC: 14°28,0´N, 60°52,0´W
Tagesetappe: 120 sm
Mittagessen ?????
An diesem, unserem letzten Tag der Atlantiküberquerung, waren natürlich alle zeitig an Deck. Bei Sonnenaufgang war Martinique schon deutlcih zu sehen. Die Gipfel steckten in Wolken, und auch bei uns auf dem Meer gab es Schauer, die uns aber zum gößten Teil verfehlten. Zeitig genug vor der Einfahrt bei Le Marin, wurden die Segel eingeholt und der Motor angelassen.
Es war ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, daß wir in absehbarer Zeit wieder festen Boden unter den Füßen haben würden. Wobei uns allen klar war, daß "fest" zunächst mal ein relativer Begriff sein würde.
Wir waren fast vier Wochen von allem abgeschnitten, was sonst noch in der Welt vor sich ging: kein Radio, kein Fernsehen, kein internet. In diesem Punkt war es eine wunderbar sorglose Zeit, in der man sich nur um die eigenen Probleme kümmern mußte. Jetzt sollten wir bald wieder in die "reale" Welt zurückkehren, wo uns Menschen, Autos, feste Häuser, Zeitungen, all der Lärm und Gestank erwarteten.
Gegen 9:40 Uhr Ortszeit machten wir an einer Boje in Le Marin fest. Damit war unsere Atlantiküberquerung zu Ende.
19. Januar 2007 - 14. Februar 2007
Törn: Le Marin/ Martinique - Rodney Bay/ St. Lucia - Vieux Fort/ St. Lucia - Port Elizabeth/ Bequia -
Petit Nevis - Mustique - Tobago Cays - Union - Georgetown/ Grenada - Store Bay/ Tobago
24. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR
Strecke: 296,5 sm
Crew: Walburga, Horst, Mia
Ein Versprechen wird eingelöst - Vor nun fast 25 Jahren hatte Horst Susanne (Walburga) versprochen, einmal mit ihr in die Karibik zu fahren. Nun ist es soweit. Und wir, die Leute von der ATAIR, dürfen dabei sein!
Martinique
Am Freitag, 19.1. landen Hosu (Horst und Susanne) auf Martinique. Über Deutschland war gerade der Hurrikan Kyril hinweggezogen. Die gesamte Bahn stand still und auch viele Flüge wurden gestrichen. Aber Hosu hatten alles gemeistert und sich für die richtigen Transportmittel entschieden. So klappte alles bestens, und wir konnten sie gegen 17 Uhr in die Arme schließen. Abends gings gleich nach St. Anne, das uns diesesmal auf Martinique am besten gefiel, zum Abendessen am Meer und mit Livemusik. Da tat auch die riesige Cucaracha, die am Nebentisch für einige spitze Schreie sorgte, keinen Abbruch. Durch die Straßen schlendernd kamen wir noch an einer Kneipe vorbei. Dort spielte eine spontan zusammengekommene Band herrliche Karibikmusik.
Am nächsten Morgen waren wir schon wieder in St. Anne - auf dem Markt. Er ist zwar klein, bietet aber eine Menge - vom Fischstand über unzählige Gewürze (besonders gut Colombo !), verschiedene Rumpunch, bunte Tücher, Obst und Gemüse bis hin zur Garküche mit dem siedenden Öl. Besonders empfehlenswert die Mourne crevettes ! Das sind in einem leichten Teig gebackene Crevetten. Wir konnten uns gar nicht losreißen, so köstlich waren sie. Auf diese Weise gestärkt, fuhren wir dann zum Strand Les Salines im Südwesten der Insel. Ein Strand, wie man ihn sich in der Karibik vorstellt: sich im Wind wiegende gebogene Palmen, türkisfarbenes Wasser und viel Sonne. So ließen wir es uns gut gehen. Der Abstecher auf die Atlantikseite und zum Teufelstisch, eine Klippe im Meer, brachte nichts weiter Bewegendes. Da wir am Steg 2 in der Marina Le Marin lagen, war der Weg in die Mangobar nicht weit. Die Pizza ist eßbar und Bier gibt es in 1/2 Pint oder 1 Pint-Gläsern vom Faß. Die Marke heißt Lorraine, ist jedoch nicht aus Lothringen, sondern wird schon seit langer Zeit auf Martinique gebraut.
Am 21.1. ein weiterer Landausflug - nun über die ganze Insel. Zuerst machten wir in Le Corbet halt. Dort war vor geraumer Zeit Columbus zum ersten Mal auf Martinique gelandet. Das war einen Drink in einer verschlafenen Bar wert. Weiter gings nach St. Pierre, die ehemalige Hauptstadt von Martinique, bis sie am 8. Mai 1902 durch einen Vulkanausbruch des Mount Pele völlig zerstört wurde. Natürlich muß man das Gefängnis gesehen haben, in dem der einzige Überlebende der Katastrophe, Siparis, gefunden wurde. Über 30000 Menschen kamen innerhalb von wenigen Minuten ums Leben. Auf Reede liegende Schiffe verbrannten. Viel kann man von den Überresten der Stadt nicht mehr sehen, da sie durch ärmliche Bauten überwuchert sind. Lediglich das einst vornehme Theater ist an der feudalen Treppe und den Grundmauern noch zu erkennen. - Wir fahren am Mt. Pele vorbei nach Norden zur Plantage Leyritz, die heute ein Hotel beherbergt. Hier kann man noch Sklavenbehausungen, Herrenhaus, Stallungen usw. besichtigen. Mia und Wolfram drängen darauf noch die frühere Plantage LaGrange anzufahren. Der Weg ist nicht leicht zu finden, da das Hinweisschild an der Straße verblichen ist. Durch ein kurzes Stück Regenwald kommen wir zum Herrenhaus. Mia und Wolfram waren hier 1999 schon einmal und verbrachten einen schönen Tag und Abend hier. Inzwischen ist das Haus, andere Nebenhäuser und die Brücke über das nahegelegene Flüßchen arg vom Zahn der Zeit angenagt bzw. völlig verfallen. Schade, es war ein so romantischer Ort. Da hilfts nun auch nicht gerade, wenn man für ein 0,275 l Bier 5 € bezahlen muß. Durch Regen, der gerade eingesetzt hat, kämpfen wir uns bei einbrechender Nacht durch den Urwald, die Versprengten eines Radrennens und über glatte Straßen zurück nach Le Marin.
Aber, wir haben noch nicht genug. Wir besuchen Fort de France. Ein Zentrum voller Klamottenläden. Ein Markt, der nur noch für Touristen da ist. Dreckig und laut überall. Im Park eine Statue der Marie-Josephine mit abgeschlagenem Kopf und offensichtlich Straßenkriminalität. Als alle in einem Schuhladen vor Anker gehen, bleibt Wolfram draußen. Er hat die Videokamera in der Hand, als zwei Jugendliche in Schuluniform zweimal versuchen ihm diese zu entreißen. Zum Glück gelingt das nicht. Das wäre auch fatal, weil es ja die Kamera vom Gerhard ist, der sich einen schönen Film über unseren Törn gewünscht hatte. Nun hat Wolfram die Nase voll. Nicht ohne sich zu verfahren, nehmen wir Kurs auf Pointe du Bout. Dort sind von Fati und Thomas (unsere Freunde in Gomera, die hier gelebt haben) 2 Ansichtskarten an der Tankstelle abzugeben. Horst und Wolfram, die noch mit Einparken beschäftigt waren, bekommen zu ihrem Bedauern die Adressatin gar nicht zu Gesicht, weil sie sich in ihrem Holzhäuschen auf dem Pier gleich wieder verbarrikadiert hat. Susanne und Mia nehmens gelassen. Irgendwie ist das nicht unser Tag. Auch an dem eigentlich schönen Strand gegenüber von Le Diamant, bekommen wir nicht einmal was zu Essen oder zu trinken - so wenig ist los.
So legen wir am 23.1. in Richtung St. Lucia ab mit Ziel Rodney Bay. Das Logbuch verzeichnet schönes Segeln bei 4 Bft und wenig Welle. Passatbewölkung stellt sich ein und als Sahnehäubchen kommt auch noch eine große Gruppe Pilotwale vorbei. Beschwingt laufen wir um 17:15 Uhr in Rodney Marina ein, nachdem wir einem Riesentanker noch entkommen sind, der uns aufs Korn genommen hatte. Nach Meisterung des engen Zufahrtskanals der Marina, bekommen wir auch noch einen anständigen Liegeplatz - natürlich wieder ein Steg D. Beim Einlaufen ist uns nicht entgangen, daß an dem Kanal eine "Happy Day" Bar liegt. Was liegt näher als zum sundowner mal vorbeizuschauen. Hier gibt es den ganzen Tag das System " trink 2, zahle 1 ". Nicht übel.
Beim Einklarieren am nächsten Tag, sind wir wieder auf dem harten Boden der Realität angekommen. Zwar sitzen Immigration und Zoll in einem Raum, was zur relativ zügigen Abfertigung führt. Der Typ vom Zoll ist jedoch unübertroffen in seiner Arroganz und Unfreundlichkeit. Er läßt nichts aus, um seine Abneigung gegen Arbeit und gegen Yachties deutlich zu zeigen. Wir sind froh, als wir wieder draußen sind. Mit dem Dinghi fahren wir zum Pigeon Island. Das kostet zwar etwas Eintritt, da es sich um ein nationales Denkmal handelt, aber man sitzt sehr schön in dem kleinen Restaurant mit Blick auf die Bucht. Horst und Wolfram erklimmen das Fort Rodney. Das hat eine noch bessere Aussicht, bis Martinique hinüber und bis zu den Pitons. Mia und Susanne sonnen sich derweil am Strand. Auch die Liegen kosten was. Es ist eben alles nationalheilig.
Das Fort Rodney wurde auf Empfehlung von dem gleichnamigen englischen Admiral gebaut. Es diente zum Schutz der Rodney Bay.Von hier aus konnten die Engländer die Franzosen ziemlich ärgern und immer wieder auf Martinique überfallen. Schließlich rüstete 1782 Rodney hier eine Flotte aus, die die Franzosen entscheidend schlug.
Nun wollen wir St. Lucia besser kennenlernen. Was liegt näher, als die "absolutely musts" per Auto anzulaufen. Da ist zunächst die Marigot Bay, bekannt durch Film und Fernsehen. Auf dem Weg dahin kommen wir am Präsidentinnen-Palast vorbei. Früher hat in dem feudalen Gebäude der Gouverneur residiert. Von der Straße hat man einen schönen Blick auf die Hauptstadt Castries und den Hafen. Hier versenkte ein deutsches Uboot im 2. Weltkrieg 2 Frachter. Wo die überall rumgekommen sind. Ähnlich wie heute die Touristen mit ihren Kreuzfahrtschiffen, die manchmal größer sind, als das besuchte Städtchen oder Dorf und es nahezu zu erdrücken scheinen. So liegt auch ein riesiger Kreuzfahrer im Hafen. Allerdings weiß man nicht so recht, was die in Castries wollen. Denn die Stadt ist, wie fast alle großen Städte der Karibik, ein Hort der Kriminalität, Schmutz und Krach. Zu sehen gibt es eigentlich nichts. Wahrscheinlich wollen die Touries Landausflüge machen z.B. so wie wir in die Marigot Bay.
Wir waren vor 9 Jahren schon einmal da und haben mit einem Cat dort geankert. Wir würden es heute nicht wieder tun. Thomas, Herbert, Hardy, Joachim, Petra, die ihr damals dabei gewesen seid: auf der südlichen Seite der Bucht sind alle Mangroven abgeholzt und eine große Ferienanlage entstanden. Die lauschigen Buden von Zoll, Fa. Moorings und die Kneipe stehen nicht mehr, und sind durch protzige Neubauten ersetzt. In der Bucht, die mit Bojen von Moorings belegt ist, ankert kein einziges Segelboot. Die liegen alle vor der Einfahrt im Schwell. Die schöne Landzunge mit den Palmen ist überschwemmt mit amerikanischen Touries, die sich in einem äußerst eng begrenzten Strandbereich auf die Füße treten. Der persönliche Flair der Bucht ist dahin. Der Massentourismus hat Einzug gehalten. Die Schönheiten der Natur werden verramscht.
Natürlich hat die Marigot-Bay auch ihre Geschichte. Auf den sattsam bekannten Dr. Doolittle will ich nicht eingehen, aber erwähnt sei der trickreiche englische Admiral Barrington, der hier seine Flotte versteckte, die Masten mit Palmwedeln tarnte, die Franzosen draußen vorbeiziehen ließ, um sie dann aus besserer taktischer Position zu vernichten.
Enttäuscht von Marigot fahren wir nach Soufriere. Oberhalb der Stadt, an einem schönen Aussichtspunkt, treffen wir eine Frau, die vor 9 Jahren auch, wie wir, die Auswirkungen des Hurrikans miterlebte. Damals rollten Riesenwellen in die Bucht von Soufriere und zerstörten die ersten Häuserzeilen vollständig. Die Wellen und die Häuserreste kamen erst vor der mehrere hundert Meter in der Stadt liegenden Kirche zum Stehen. Wir hatten damals Glück und waren am Vortag der Katastrophe nach Marigot-Bay ausgelaufen. Dort konnten wir uns in den Mangroven fest vertäuen.
Nicht weit von Soufriere liegt zwischen den Pitons ein Vulkan, der vor 30000 Jahren explodierte und heute immer noch brodelt. Heiße Schwefelschlammlöcher sind zu sehen, aus denen der beißende Schwefelgestank aufsteigt. Heute darf man nicht mehr nahe heran, da die sowieso brüchige Oberfläche durch die vielen Regenfälle (Klimawandel!)so aufgeweicht ist, daß man unweigerlich in der Schwefelhölle versinken würde. Wir fahren weiter zu den Pitonwasserfällen - nicht sehr groß, aber herrlich warm. Wolfram nimmt mal eine Naturdusche bevor es zu dem sehenswerten botanischen Garten von Soufriere und den Diamantwasserfällen geht.
Der botanische Garten von Soufriere wurde von den Franzosen zur Zeit von Ludwig XIV. angelegt und diente mit seinen warmen Quellen und Bädern den Soldaten zur Erholung. Sogar Marie-Josephine soll hier gebadet haben.- Sie war ja nun nicht gerade arm, sondern Tochter eines reichen Farmers auf Martinique, der auch auf St. Lucia eine Farm hatte. Sie hat wahrscheinlich, durch ihren Einfluß auf Napoleon, bewirkt, daß die Sklaven auf den französischen Inseln erst sehr spät in die Freiheit entlassen wurden.- Die Bäder verfielen, als die Franzosen abziehen mußten. Erst um 1900 herum raffte sich ein weiterer Franzose auf, grub die alten Bäder aus und benutzte sie privat. Auch heute noch sind die Anlagen in Privatbesitz. Die ehemals züchtig ummauerten Badewannen sind nach heutigem Geschmack durch offene Pools ergänzt worden. Nicht weit von hier, am Ende des Parks liegt der schöne Diamond-Wasserfall. Hier lassen sich gerne Verliebte ablichten. Sie haben es nicht weit den Versprechen Taten folgen zu lassen, denn bevor man auf dem Rückweg zum Ausgang kommt, muß man an einer blumenbekränzten Laube vorbei, in der gleich, von Kolibris umschwirrt, geheiratet werden kann.
Auf dem Weg zurück nach Rodneybay durchqueren wir einige Küstenorte. Sie sind den Einheimischen vorbehalten, die dem liming (einer Art des Müssiggangs) frönen. So müssen unsere hungrigen Mägen bis zum Abend leer bleiben.
Am 26.1. kaufen Mia und Wolfram für die Weiterfahrt ein, während Susanne und Horst am Strand verbringen. Nach einem zünftigen Regenguß erkunden wir gemeinsam die aufgeschüttete Landbrücke zwischen "Festland" und Pigeonpoint, bewundern die feudale chinesische Botschaft, denGolfplatz, die vielen Villen und schließlich das Hotel "Sandals", in dem uns President Clinton gleich bei der Rezeption in weiniger Laune von der Wand her angrinst. An den diversen swimmingpools das Übliche: Überlaute Musik und Animation für die schlappen Touries. Wir sind froh, als wir wieder auf der ATAIR zum sundowner sind.
Am 27.1. wird um 10:20 Uhr Richtung Vieux Fort abgelegt, das an der Südspitze von St. Lucia liegt. Da kein Wind weht, fahren wir unter Motor und geniessen die vorbeiziehende Landschaft. Majestätisch präsentieren sich die beiden Pitons, ein Wahrzeichen der Karibik, einige hundert Meter hoch und mit Urwald überzogen. Um 16:30 Uhr fällt der Anker in der einsamen Bucht von Vieux Fort. Nur ein weiterer Segler ist da.
Am nächsten Morgen steht das Ausklarieren auf dem Programm. Hosu nutzen die Gunst der Stunde und probieren den Strand "Long Beach" auf der Atlantikseite aus. Zunächst müssen wir in den kleinen Fischerhafen. Dort werden gerade Dolphins ausgeladen, schillernd in den Farben Gold,Grün,Blau. Wir finden ein Plätzchen für unser Dinghi und auch ein Taxi, das Wolfram zum Flughafen bringt. Nach vielem Klopfen an verschlossenen Türen, wird schließlich der Zoll gefunden. Nach einer Stunde hat der Beamte alles fertig. Dann in ein anderes Büro zur Immigration. Dort geht es etwas schneller. Draußen wartet der Taxifahrer Peter, zuverlässig. Wieder im Fischerhafen, ist das Dinghi weg. Oje ! Da kommt schon ein Fischer gerannt und entschuldigt sich (!). Er habe das Dinghi verlegen müssen, weil ein Fischerboot festmachen mußte. Ob ich nicht einen leckeren Dolphin haben wolle. Der ist jedoch für heute zu groß, immerhin ca. 1,5 m lang.
In der Nacht passiert das Kreuzfahrtschiff "wind surf" die Bucht. Das ist ein "Segler" mit 5 Masten unter holländischer Flagge. Wir werden es noch öfter sehen. Am nächsten Morgen (29.1.) geht es um 6:45 Uhr los nach Bequia. Wir lassen St. Vincent aus und laufen um 16:45 Uhr in der Bucht von Port Elizabeth ein, finden eine Boje zum festmachen und machen einen ersten Ausflug an Land, nehmen einen Drink im berühmten Hotel "Frangipani" (dort sitzt man barfuß am Strand) und essen schließlich in einem anderen Restaurant, wo neben den Kindern der Bedienung dann auch noch einige Ziegen zwischen den Tischen herumlaufen. Dafür ist das Essen auch nicht billig und auch nicht gut.
Whalebone-Bar
Natürlich muß auch wieder einklariert werden. Aber welch Wunder. Die frühere Holzbude ist durch ein neues Gebäude ersetzt, wo Zoll und Immigration im gleichen Raum sitzen. Und so geht alles zügig bei airkondionierter Atmosphäre. Bei der Entsorgung unseres Mülls kommen wir am Gemüsemarkt vorbei, wo uns "Mr. President" begrüßt und uns einige Früchte aufschwatzt. An einer anderen Ecke steht der "Vicepresident" und heißt Wolfgang. Unser Früchte- und Gemüsebedarf ist dann für einige Tage gedeckt. Susanne und Horst nehmen den Fußweg zu den Stränden Princess Margaret und Lover Bay. Wolfram möchte noch die alte Bar in der Nähe des Plantation House finden (Herbert weiß Bescheid), die ist aber nicht mehr da. Dafür finden wir ein kleines Restaurant mit einer hervorrragenden Hühnersuppe und Knoblauchbrot. Hosu zu finden ist leicht. Selbstverständlich sind sie an der Lover Bay. Wir stärken uns für den nächsten Tag, denn
Petit Nevis und Mustique
der 31.1. bringt uns über Petit Nevis nach Mustique. Petit Nevis war früher der Schlachthof für Wale. Heute ist alles zerfallen, man sieht nur ein paar zerbrochene Trankochtöpfe aus Eisen und die Feuerungsanlage. Wolfram findet einen kleinen Rest eines Walknochens.
Um 15:30 Uhr laufen wir in Mustique ein. Nur mit Mühe finden wir eine Anlegeboje. Basil´s Bar, ein auf Pfählen ruhendes Restaurant mit Schilfdach, ist weltberühmt. Natürlich müssen wir da hin. Zu dem Büffet für 50 US $ können wir uns nicht entschließen, da es Huhn und Fisch vom Grill und sonst nicht viel dazu gibt. Das Bier (klein) kostet 3,50 € und der Wein (klein) 5 €. Naja, wenn solche Leute wie Mick Jagger, Tommi Hilfiger und Raquel Welsh hier verkehren, sind das geradezu niedrige Preise. Es spielte ein schrecklich schlechte "Blues"-band. Nachdem Wolfram auch noch die kleine Taschenlampe verloren hatte, setzten wir unsere Hoffnung auf den nächsten Tag - und wir wurden nicht enttäuscht !
Wir trafen "Bum-Bum". Ein Insulaner der ersten Stunde, als der Boom der Reichen und "Schönen" Anfang der 70er Jahre auf Mustique losging und die Insel an reiche Amerikaner verkauft wurde. Er kennt die Geschichte(n) und fährt uns mit seinem Taxi herum. Wir dürfen das "kleine Wochenendhäuschen" von Hilfiger bewundern, aber gehalten werden darf nicht. Das mögen die Eigner nicht. So kommen wir schließlich an den Strand "Macaroni", von dem Lisa meint, es wäre dort bei Vollmond wunderbar romantisch. Und es ist Vollmond ! Aber da sitzen wir schon bei Lisa in ihrem Freiluftrestaurant. D.h. es werden ein Tisch und vier Stühle herbeigeschleppt und unter einer Strassenlaterne auf der Straße mitten im Eingeborenendorf aufgestellt. Lisa ist eine junge Köchin, die beginnt ihre Existenz aufzubauen. Das neue Restaurant am Hang, mit Blick auf den Hafen, ist schon im Rohbau zu bewundern. Das alte, das ihrer Mutter gehörte, brannte eines Tages vollständig ab. Nun geht es Stück für Stück wieder aufwärts. Das Restaurant soll "Harbour View" heißen. Wir empfehlen ihr "Lisa´s". Um der Basil´s Bar eins drauf zu geben. Sie will drüber nachdenken. Mittlerweile ist das Essen fertig, es ist dunkel. Es entwickelt sich alles zum Candlelight-Dinner. Die Kerze ist die Straßenlaterne, die ab und zu mal aufflackert und uns und die vorzüglichen Speisen (natürlich wieder Fisch und Huhn) vorrübergehend beleuchtet. Und preiswert ist es auch noch. Lisa schaut ab und zu nach uns, und wir lachen uns über die Straßenlaterne kaputt. Es ist ein vergnüglicher Abend, und wir können auf diese Weise Lisa ein paar Backsteine für ihr Restaurant finanzieren. Übrigens (für Singles): Lisa ist 29 Jahre alt und unverheiratet ! Ich meine, wenn Ihr mal in Deutschland nicht klar kommt. - Und hübsch ist sie auch noch.
Bum-Bum alias Eddie Boom,
alias Joseph Chatoyer
Am Freitag, 2.2. legen wir um 9:45 Uhr von der Mooringboje ab, werfen noch einen letzten Blick auf Basil´s Bar und Lisa´s Rohbau, um dann mit Kurs 226 Grad und Windstaerke 6 Bft die Tobago Cays anzusteuern.
Wir können wunderbar segeln mit unserer Genua. Um 11:00 Uhr haben wir Petit Canouan querab und um 11:55 Uhr Jupiter Head. Die Endansteuerung ist allerdings schwierig, weil man die Peilmarken, die auf den Cays stehen, erst spät sieht. So geraten wir zu weit südlich und steuern auf ein Korallenriff zu. Ein langer Blick eines vorbeifahrenden Fischers schreckt Wolfram auf, und es wird eine Ortsbestimmung gemacht. So kommen wir dann doch noch sicher an und ankern vor Petit Rameau. Der Anker muß zweimal verlegt werden, bis er sitzt. Dabei schimpft ein Engländer wie ein Rohrspatz, weil wir etwas nah an sein Boot gekommen sind. Die Tobagocays bestehen aus ein paar kleine Inselchen, die von einem großen Korallenriff umgeben und damit ein Eldorado für Taucher sind. Wir wollten auch etwas schnorcheln, aber das Riff ist sehr weit draußen und die See ordentlich bewegt. Also lassen wir das. Wir erkunden das Inselchen Baradall, was einen schönen Strand hat. Hier waren wir schon vor 8 Jahren mit der Thomas-Crew und haben vor Baradall einen Nachmittag geankert. Fischer kommen an unser Boot und bieten uns für den nächsten Morgen Baguette an (4 €/Stck). Außerdem gibt es vielfältige Langustenangebote: das Pfund für 8 € ( das muß man dann aber selbst zubereiten ). Das Langustenbarbecue am Strand kostet 59 € für 2 Stück. Na mal sehen was Jonga-Peter dazu sagt. Er will morgen am 3.2. auch hier einlaufen. Und so geschieht es. Am 3.2.07 kommt Peter mit seiner Jonga um 15:30 Uhr an. Wir schießen eine Leuchtkugel Knall zur Begrüßung. Die Hamburger Flagge weht fröhlich am Besanmast der Jonga.
Ein großer Moment: Beide Boote haben den Atlantik überquert und treffen sich nun nach über 3000 sm auf den Punkt genau wieder. Kaum sitzt der Anker, springt Peter ins Wasser und schwimmt zur ATAIR herrüber. Die Umarmungen fallen etwas naß aus, aber das ist der Wiedersehensfreude angemessen. Es gibt jede Menge zu erzählen, und so verlagern wir dann alles an den Strand und entscheiden uns für ein Langustenbarbecue. Wir lernen noch Uwe kennen, der auch den Atlantik mit der Jonga überquert hat und z.Z. mit Peter fährt. Wir bewundern seine Schuhe, die Crocks (?) heißen und der Renner in der Karibik sind, weil das Wasser vorne rein und hinten rauslaufen kann. Außerdem haben die einen schwenkbaren Fersenbügel und sind zudem noch Sicherheitsschuhe, weil sie sehr stabil sind. Zu den Langusten, die ich noch nie so saftig gegessen habe, gibt es ein köstliches Gemüse. So entwickelt sich einer der schönsten Abende in der Karibik. Wir lachen viel über Uwes trockenen Humor, wie er z.B. nicht ertragen kann, wenn nach dem Essen nicht abgewaschen wird, und wie es immer so ist , wenn die Stimmung gut ist, kommen noch weitere Segler hinzu: Leo aus Wien, der aber in Kaiserslautern wohnt, und nun nicht genau weiß, wo sein Boot liegt und wie er dahin kommen soll. Nach ein paar Rum weiß er es noch weniger. Außerdem noch ein Norweger, der zufällig auch Uwe heißt. Als dann nachts Böen mit 8 Bft losbrechen und Regen sich über die ATAIR ergießt, sind wir schon wieder auf dem Boot. Wir werden Zeugen des sehr seltenen Mondregenbogens - wie heißt es doch so schön ? " Einmalig ".
Wir merken nachts nicht, daß die Jonga ins slippen gerät. Peter wacht durch seinen siebenten Sinn noch rechtzeitig auf, bevor das Boot auf die Korallenbank aufläuft, die uns schon bei unserer Ansteuerung Probleme gemacht hat.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Peter und Uwe an Bord der ATAIR, bei dem unsere Pechsträhnen bei der Atlantiküberquerung zum Thema werden ( Peter war schlimmer dran, weil nach 4 Tagen der Motor ausfiel und es keinen Strom mehr gab - trotzdem hat er nur 19 Tage bis Barbados gebraucht ! ) müssen wir wieder Abschied nehmen. Peter und Uwe fahren nach Norden, wir nach Süden. Wer weiß, wann wir uns wiedersehen ? Vielleicht im Sommer in Hamburg ! Um 10:45 Uhr lichten wir den Anker, umrunden die Insel Mayreau und machen an eine Mooring in Clifton-Harbour/ Union fest. Ein alter Bekannter von 1998 weist uns ein, "Herman the German", wie er sich selber nennt. Er hat uns damals die Lambi-Bar empfohlen, und die wollen wir diesmal auch wieder besuchen.
Aber erstmal müssen wir wieder ausklarieren, denn morgen verlassen wir den Staat St.Vincent. Ein gemächlicher Spaziergang zum Flughafen steht bevor. Alles geht reibungslos, sodaß wir noch Zeit haben, die Schäden von Hurrikan Iwan und die Ziegen auf der Landebahn anzuschauen.
Das Restaurant, in dem früher die Ammenhaie zwischen den Tischen in Kanälen herumschwammen, völlig verändert und heißt jetzt Anchorage Yacht Club. Leider ist es auch ziemlich heruntergekommen. So bleibt uns nur, ob wir wollen oder nicht, die Lambi-Bar. Es gibt Red Snapper, Lambis und Hähnchen a la Carte. "Buddha" holt uns von der ATAIR ab und will gleich mal seine Rennfahrkünste vorführen. Uns hauts fast aus dem Boot. Bei der Rückfahrt, nach einem Streit mit seiner Frau, weil er einer anderen hinterhergeschaut hat, und einigen joints, fährt er etwas gemäßigter. Brummelt aber ständig vor sich hin und ist auch mit uns nicht recht zufrieden. War das Trinkgeld zu niedrig ?
In der Lambi-Bar hat sich eine Steelband mit 5 Mann aufgebaut. Nachdem das allgemeine amerikanische Schmuse-Pflichtprogramm mit "New York - New York" oder ähnlichem absolviert ist, wird es richtig gut bei den karibischen Rythmen. "Ein Schiff wird kommen" paßt da zwar auch nicht rein, aber Susanne und Horst tanzen sich die Füße wund. Da kann auch Vita, unsere Bedienung, nicht abseits stehen, legt ihre Schürze ab und tanzt mit uns. Da können wir noch was lernen, was Rythmus und Bewegung angeht.
Obwohl der Abend lang war, geht es am nächsten Morgen den 5.2 schon um 8:15 Uhr weiter. Zunächst fahren wir unter Motor, weil die Gegend voll mit Riffen ist. Wir laufen in respektvollem Abstand Mopion an, eine Sanddüne auf der ein einsamer Sonnenschirm steht - stand ! Heute ist eine kleine Hütte daraus geworden. Zwischen Mopion und einer weiteren Sanddüne namens Pinese, entdecken wir eine neue flache Insel, die nicht auf der Karte verzeichnet ist. Wahrscheinlich ist sie durch die Hurrikans entstanden. Um 10:30 Uhr erreichen wir Sandy Islands ( für die Thomascrew: Herberts Island ). Die ehemals mit schönen Palmen bestandene Insel, eine Postkartenidylle der besonderen Art, ist völlig leergefegt. Es ist nur noch ein Sandhaufen übrig. Keine Palme streckt mehr ihren schwankenden Wipfel in den karibischen Himmel. Der Hurrikan Iwan hat hier alles vernichtet. Er kam von Südwest und so auf die ungeschützte Seite der Inseln. Auf Carriacou, die in der Nähe liegende größere Insel, liegen auch mehrere Frachter auf den Riffs. Offensichtlich auch Opfer der Hurrikans. Um 11:15 Uhr haben wir Carriacou Southwest Point querab und können die Genua setzen. Wir segeln bei 3 bis 5 m hohen Wellen westlich an Les Tantes vorbei und passieren um 13:00 Uhr die Insel London Bridge, so genannt, weil sie ein Loch aufweist. Möglicherweise hat das Heimweh der britischen Soldaten, die hier fernab von London dienen mußten, zu diesem Namen geführt. Das Gebiet ist seismisch unruhig. Unter der Meeresoberfläche brodelt ein Vulkan und wächst 2m pro Jahr. Irgendwann soll er ausbrechen. Vielleicht morgen. Es wird empfohlen nicht drüberwegzufahren.
Um 17:30 Uhr lassen wir den Anker in der Lagune von Georgetown/ Grenada fallen.
Das war uns schon beim Vorbeifahren gestern aufgefallen, daß Grenada eine unglaublich grüne Insel ist. Sie ist die Gewürzinsel in der Karibik und trägt die Muskatnuß als Symbol in der Nationalflagge. Und die muß richtig herum aufgehängt sein. Die Muskatnuß muß nach unten zeigen ! So bringt es uns ein fliegender Flaggenhändler bei.
Nun liegen wir in der Lagune von Georgetown vor Anker. Ein Ankerplatz der besseren Sorte. Wie in Abrahams Schoß liegen wir da, soooo ruhig. Das Fort George aus der Kolonialzeit, mit seinen schwarzen Mauern, blickt düster auf uns herab. War es doch auch Schauplatz der neueren, blutigen Geschichte, als hier der ehemalige Premier Bishop eingekerkert und später ermordet wurde. Die Amerikaner und einige Nachbarstaaten besetzten die Insel und brachten wieder Ruhe und Ordnung in den Laden. Die Grenadiner sind stolz auf ihr Land. Das können wir mit Fug und Recht sagen, denn am Mittwoch,7.2. ist Unabhängigkeitstag. Es ist der 33. dieser Art. Schon am Vortag war der ehemalige Kolonialherr England mit einer Fregatte namens "Lancaster" eingelaufen. In der Hafeneinfahrt ließen sie ein paar Salutschüsse los, die Georgetown in seinen Grundmauern erzittern ließ. Da war aber noch eine andere Macht, die sich zum "Schutz" anbot. Venezuela war ebenfalls mit einem großen Kriegsschiff vertreten und mit Fallschirmjägern. Die übten schon mal, wie man über Georgetown abspringt. Das war so recht nach dem Geschmack der Einheimischen. Sie bekamen bei der großen Parade im Baseballstadion auch den sehr großen Beifall. Wir hatten es nicht weit zu diesem Spektakel, gerade über die Straße, und schon standen wir zwischen den grün, gelb, rot geschmückten Leuten. Die kleinen Mädchen hatten Schleifchen in den Nationalfarben im Haar, die Frauen waren gleich ganz in diesen Farben gekleidet und bei aller Fröhlichkeit merkte man ihnen den Stolz auf ihr Land an. Als der Präsident mit einem Mercedes (C-Klasse) eingefahren war, brandete Beifall im grün, gelb, roten Meer auf. Die schon vorher angetretenen Soldaten und sonstigen Verbände (Rotes Kreuz, Pfadfinder, Krankenhauspersonal, sogar ein Motoradclub) durften nun mehrfach am Präsidenten vorbeiziehen. Das dauerte solange, bis es anfing zu regnen, und der Präsident, ein schmächtiger älterer Herr, mit einem Riesenregenschirm, der von einem noch größeren, massigen Schwarzen gehalten wurde, trockengehalten werden mußte. Wahre Begeisterung rief Grenadas Militärkapelle mit ihrem artistischen Tambourmajor hervor. Den 2. Platz beim Beifall belegten die Venezolaner. Dann kamen schon die Engländer, die in ihren weißen Matrosenanzügen auch wirklich adrett wirkten und beim Griffekloppen einen professionellen Eindruck hinterließen. Die Amerikaner waren mit 5 Mann vertreten. Einer vorne weg, drei in der Mitte und einer war die Nachhut. Die drei in der Mitte trugen mindestens 10 Riesenflaggen und liefen sehr eng beieinander, so, als wenn sie ein wenig Angst hätten. Der Beifall war sehr verhalten. Da bekamen die Pfadfinder, Mädchen wie Jungen, und die Krankenschwestern mehr Beifall. Nach der Parade verlagerte sich das Fest auf die Straßen der Stadt. Wir liefen die Carenage (Hafenzeile,Altstadt) entlang, betrachteten die vom Iwan zerstörte Kathedrale und fielen schließlich ins "Ocean Grill" ein, wo wir zwar lange auf das Faßbier warten mußten, aber einen schönen Blick über den Hafen hatten.
Während des Landausfluges am 8.2. war David mit seinem Taxi unser Fahrer. Über gewundene Straßen ging es nach St. John. Immer wieder waren die Straßenränder und auch die Steine vor den Häusern in den Nationalfarben angemalt. Es ist unglaublich, was man alles grün, gelb, rot anstreichen kann. Und es sieht auch noch hübsch aus. In St. John gibt es die größte Muskatnußfabrik des Landes. Sie heißt Nutmegland und gehört der Grenada Cooperative Nutmeg Association, einem Zusammenschluß vieler kleiner Muskatnußfarmer. Ich muß sagen, nach der Besichtigung der Fabrik, hat sich meine Einstellung zur Muskatnuß vollständig verändert. Wieviel Arbeit und Zeit muß man aufwenden, bis sie bei uns in den Läden landet ! Von der Muskatnuß verwertet man alles. Zunächst jedoch wächst sie auf einem großen Baum. Wenn sie reif ist, fällt sie herunter und wird aufgelesen. Von dem Fruchtfleisch, welches die Nuß umgibt, macht man Marmeladen oder andere Süßigkeiten, sowie Kosmetikcremes. Nun umgibt ein Netz die Nuß. Dieses wird zu Schmerzmitteln verarbeitet. Es soll ein gutes Schmerzmittel gegen Hautverletzungen sein. Noch sind wir nicht an der Nuß. Sie wird von einer harten Schale umgeben, die früher mit kleinen Holzhämmern, heute mit einer Mühle zertrümmert wird. Die Schalenreste werden von den Bauern als Dünger verwendet. Jetzt liegt die Muskatnuß vor uns und wird nach Qualität sortiert. Zunächst kommen alle in eine Badewanne. Die schlechten schwimmen obenauf und bilden die niedrigste Qualitätsstufe. Die ganz guten werden von Hand einzeln poliert (die bekommen wir in Deutschland sicher nie zu sehen). Mehrere Frauen sortieren die anderen nach weiteren Qualitätsmerkmalen. Dann gehts ans Trocknen. Auf riesigen Trockenregalen werden die Nüsse mehrere Monate getrocknet, immer wieder gewendet und weiter getrocknet. Mittlerweile bereitet Roger die Versandsäcke vor. Auf jeden Sack wird in roter Farbe, liebevoll mit einer Schablone, der Bestimmungsort aufgemalt. Da wird einem schon wehmütig, wenn man liest: Rotterdam, London, Sydney, Hamburg ........ Übrigens: so eine Muskatnuß hält in der Schale 10 Jahre und ohne 3-5 Jahre ! Also zu Hause nicht gleich wegwerfen !
In jeden Sack kommen 62 engl. Pfund, sagen wir mal ca. 30 kg. Das Kilogramm kostet ca. 60 €. Jetzt schau mal, was eine Muskatnuß bei uns kostet. Und wieviele Nüsse sind in so einem Sack !? Das sind doch ordentliche Gewinnspannen. Und wer bekommt das ganze Geld ? Es ist immer wieder das gleiche Lied - natürlich die Händler. Die, die etwas mit ihren Händen schaffen, bekommen das wenigste.
Sehr beeindruckt von dem Rundgang treten wir wieder auf die Straße. David muß noch warten, denn da kommt eine weitere Parade angerollt. Verschiedene Schulen ziehen an uns vorrüber. Adrett gekleidet, manche etwas karnevalmäßig, schreien sie. " We are the best ! " oder " left - right - left -right .....", um nicht aus dem Takt zu kommen, denn es wird natürlich im Gleichschritt marschiert. Da hilft außerdem noch eine Super - Trommelgruppe. Und wieder flackert dieser Stolz auf ihr Land bei Zuschauern und Akteuren auf.
Schließlich kann uns David nun in die Berge zu den Muskatnußbäumen bringen. Wir passieren die Halifax-Bay. Sie ist, obwohl landschaftlich schön gelegen, angefüllt mit großen Schiffswracks. In ihrem Scheitelpunkt ist die Müllkippe von Grenada und die Krönung ist eine Zementfabrik. Nur schnell weiter zu unseren Bäumen. Da hängen die Nüsse friedlich am Baum, bei manchen lugt die braune Nuß schon hervor. Rundherum Gewürze. David pflückt uns ein Cinnamonblatt ab und erzählt uns über den Hurrikan Iwan. Überall sieht man die Zerstörungen. Auch die eigentlich stabil gebauten Kirchen wurden zerstört. Der Urwald sieht immer noch arg mitgenommen aus. Die großen Bäume wurde in der Mitte förmlich abgesägt. So sieht es auch am Grand Etang aus, einem Kratersee, der an die vulkanische Vergangenheit der Insel erinnert. Annandale-Wasserfall
Nach vier Stunden sind wir wieder "zu Hause" und lassen uns am Strand Grand Anne absetzen. Etwas Besonderes soll das Coconut Beach Restaurant sein, weil man, nach Reiseführer, dort, mit den Füßen im Karibikwasser, speisen kann. Wolfram ist maßlos enttäuscht als das nicht der Fall ist und schimpft mächtig auf diese Reiseschriftsteller, die wahrscheinlich noch nie hier waren und immer voneinander abschreiben.
Schließlich versöhnen das gute Essen, die Karibiksonne, das Baden, die freundliche Bedienung und die Drinks uns wieder. Noch ist etwas Arbeit am Abend zu tun. Einkaufen im Foodland, wo man praktischerweise mit dem Dinghi anlegen kann. Denn morgen wollen wir weiter. Kurs Tobago. Das wird die erste Nachtfahrt für Susanne und Horst. Bei einem Spaziergang rund um die Lagune schöpfen sie noch etwas Kraft.
Nachdem wir ordentlich getankt haben, legen wir um 13:45 Uhr von der Tankstelle ab. -Vorsicht Segler ! Die Tankstelle muß parallel zum Anlegesteg angefahren werden, nicht den ausgelegten Bojen folgen - dort ist es zu flach !- Das Wetter ist regnerisch, immer wieder Schauer, so wie es wohl jetzt in der Trockenzeit üblich ist. Wir haben 5,5 Bft Wind aus E und kräftigen Gegenstrom. Wir setzen Fock und Groß (nachts mit 1. Reff) und können geradeso hart am Wind segeln. Aber bei dem starken Strom muß der Motor helfen. Susanne hat es sich im Cockpit gemütlich gemacht und schläft friedlich. Erst als es nachts stark zu regnen anfängt, muß sie, unter Murren, unter Deck. Sie ist inzwischen eine richtige Atlantikseglerin geworden, gar nicht mehr seekrank, und sehr lernbegierig. Horst ist etwas besorgt, daß ihr beim Schoten-Dichtholen die Arme abreißen.
Aber Susanne sieht vor den Schauern noch den Halbmond und gleichzeitig Polarstern und Kreuz des Südens. Schon um 2 Uhr sehen wir einen hellen Lichtschein im Osten - das kann der Flughafen von Tobago sein. Wieso hat Kolumbus auf dem Weg nach Trinidad diese Insel nicht gesehen ? Mia und Wolfram versuchen zwischen den Schauern hindurchzusteuern - manchmal gelingt es. Wir teilen uns die Nachtwachen. Ab und zu eine Schiffsbegegnung, so geht die Nacht dahin. Am 10.2., um 8 Uhr sind wir vor Tobago - ein schöner Anblick wenn eine Insel im Morgengrauen auftaucht - und ankern in der Store Bay am Südende Tobagos in der Nähe des Flughafens.
Hosu verbringen den ganzen Tag am Pigeon-Point, einem Bilderbuch-Karibikstrand. Die Palmen wiegen sich im Wind und man kann träumen, träumen, träumen....... Man darf nur nicht vorne beim Anlegesteg sich niederlassen. Da sind die Fastfood-shops und Hüttchen (Cabanas)für Leute, die schon ein paar Schritte von ihrem Auto entfernt umfallen. Entsprechend belebt ist es dort - ja, es ist voll.
Am Sonntag, 11.2., 16:20 Uhr schweben Petra und Karl-Jürgen mit Condor ein. Das muß natürlich gefeiert werden, und wir sitzen abends in der Strandbar Bago´s an der Storebay und wiegen uns zu der Steelbandmusik eines Alleinunterhalters. Danach wird getanzt. Wir merken gar nicht, wie inzwischen die Mücken über uns hergefallen sind. Besonders Petra ist schwer getroffen, wie sich am nächsten Morgen herausstellt. Da wird versucht mit Limonen und anderen Mitteln dem Juckreiz zu entkommen. Der ist unerbittlich. Und so leidet sie fast den ganzen Urlaub.
Am Montag raffen wir uns auf, um uns nun endlich in Tobago anzumelden. Ein Auto wird gemietet, und wir fahren nach Scarborough, der Hauptstadt. Achtung, es muß links gefahren werden ! Zuerst wenden wir uns an den Zoll im Hafen. Aber hier geht es anders herum. Erst Immigration, dann Zoll. Also zum Immigrationgebäude - 300 m entfernt und gleichzeitig Wartehalle für die Fähren nach Trinidad. Nachdem wir uns und unsere Täschchen haben durchleuchten lassen, quälen wir uns eine Hintertreppe hinauf und stehen in einer Art Vorbüro der Immigration. Dort kommen wir gerade zu einem Streit zweier Norweger, auch Segler, mit einem dicken Officer. Sie wollen partout nicht einsehen, daß sie mit dem Boot nach Scarborough kommen müssen, um einzuklarieren. Das kann ja gut werden. Natürlich fällt über uns dasselbe Urteil, und wir können wieder abziehen. Wolframs Haß auf Reiseschriftsteller wächst weiter. Die hatten nämlich empfohlen, mit dem Auto nach Scarborough zu fahren. Der kleine Rundgang durch S. offenbart die Häßlichkeit dieser Stadt. Am Hafen liegt die versammelte Fastfood-Mafia. Es gibt nichts Vernünftiges zu essen und zu trinken.
Wolfram verspricht, daß im Turtle Beach Hotel alles anders und zudem romantisch ist. Also ins Auto und auf die andere Inselseite gefahren. Wolfram hätte besser nichts versprochen. Seine Kenntnis dieses Hotels ist ja auch schon 19 Jahre alt. Die schönen Palmen am Strand sind abgeholzt. Dort wo sich eine lauschige Bar ins Meer schob und man zur Steelband seinen sundowner nehmen konnte, breitet sich heute ein swimmingpool aus. Die Drinks bekommt man in der neuen Bar in Plastikbechern. Die Neckermanns haben Einzug gehalten. Ob da noch die Riesenschildkröten an den Strand kommen, um ihre Eier abzulegen, wie sie es früher taten ? Vielleicht gibt es aber noch George. Er hat damals in der Steelband gespielt und uns schwarze Korallen verkauft. Eine Bedienung weiß: der lebt in Black Rock. Nachdem wir Hosu am Pigeonpoint abgesetzt haben, fahren Mia und Wolfram zurück nach Black Rock. Wir essen eine Kleinigkeit am Strand und fragen nach George. Ja, der würde ab und zu hier vorbeikommen. Und da steht er plötzlich. Er sieht aus wie damals, freundlich lächelnd, immer bescheiden. Er erkennt mich nicht so richtig, aber höflich wie er ist, meint er sich dann doch zu erinnern. Macht nichts, es war eine Freude Dich wiederzusehen, George ! Wir sind am Abend eingeladen nach Buccoo. Dort organisiert er eine Steelband. Prima !
Abends schwärmen wir alle aus, um das Restaurant auszuprobieren, das mittags Mia und Wolfram mit der Leuchtschrift "Thaifood" zugewinkt hat. Aber vorher fahren wir ins nahegelegene Buccoo und finden George vor seiner Steelband. Aber außer ihm ist niemand da. Die Jungs müssen für die Schule lernen. Wir erfahren, daß Pan - spielen, wie es hier heißt, auch ein Unterrichtsfach in der Schule ist. Schade, daß wir die Band nicht hören können. Good Bye, George - vielleicht in 19 Jahren sind wir wieder da !
Das Essen im schicken Restaurant ist vorzüglich. Wir genießen den Abend in der angenehmen Atmosphäre dieses Gourmet-Tempels. Muß ja auch mal sein ! An morgen wollen wir gar nicht denken.
Am Dienstag, den 13.2. laufen wir um 8:45 Uhr aus der Store Bay aus und lassen PKJ am Pigeon-Point zurück. Wie erwartet haben wir Welle, Wind und Strom gegen uns. Es wird ein wahres Gebolze unter Motor. Susanne ist seefest wie immer ! Wolfram regt sich über die fehlenden Gefahrentonnen an der Einfahrt nach Scarborough auf. 2 Wochen vorher war hier die Seacloud II, ein Großsegler, auf das sich weit ausdehnende Riff aufgelaufen. Wir machen es besser als die Profis. Holen weit aus, fahren fast durch den Garten des Hotels, wo Robert Mitchum und andere Filmgrößen während Dreharbeiten gewohnt haben, und ankern hinter der Mole an SB. Die Guardia Civil verjagt uns zweimal, bis wir den Anker da haben, wo sie es wollen. Drei mal Anker hoch und wieder raus. Das fängt schon wieder gut an. Um 13 Uhr sind wir fertig. Und eigentlich auch nur, weil uns Ingo mit seinem Catamaran Platz gemacht hat. Wir werden noch von ihm hören. Der Weg zur Immigration ist nun noch weiter. Schweißtriefend kommen wir nach Durchleuchtung im Vorbüro an. Die Situation wirkt entspannter. Die Dicke am "Empfang" blickt uns unwillig an, als wir unser Anliegen vortragen. Sie deutet auf eine Wandkonsole. Dort lägen Formulare, die wir ausfüllen müßten. Dann vertieft sie sich wieder in ihren Groschenroman " Kiss me ! " Immer noch schwitzend, füllen wir alles aus. Es wird sogar gefragt, was wir mit unserem Abwasser und unserem Müll machen ! Da taucht schon eine andere Mißmutige aus dem unüberschaubaren Labyrinth der Büros auf und nimmt uns die Formulare und unsere Papiere weg. Nicht lange, so kommt sie wieder, und nur der "captain" darf mit ihr gehen. Sie liefert Wolfram im Büro des Dicken von gestern ab. Der fragt gleich, was wir die ganze Zeit gemacht hätten und warum wir nicht schon gestern gekommen wären. Die Erklärung, daß das Wetter schlecht und die Wellen hoch seien, läßt er kaum gelten. Wenigstens, daß das Schiff jetzt hier in der Bucht liegt befriedigt ihn ein wenig. Erst als Wolfram ihn mit "Sir" anredet, entspannt sich die Lage total. Er packt sein Butterbrot weg, an dem er die ganze Zeit gekaut hatte, und wird völlig aufgeräumt. In Windeseile sind die Papiere fertig. Ja , Hosu müßte natürlich, leider zum Ausklarieren morgen (24 Stundenregel) nochmal vorbei kommen. Aber ohne Schiff. Da würden sie im Gegensatz zum Flughafen 200 TT (25€) sparen und könnten sich einen schönen Valentinstag machen. Als wir das Vorbüro verlassen, hebt die Dicke nicht die Augen von ihrem Schundroman " Kiss me " . Sie liest sehr langsam ! Beim Zoll werden wir sehr freundlich von einem hageren Officer empfangen. 5 Minuten und er entläßt uns wieder mit kompletten Papieren. So kanns also auch gehen.
Die Rückfahrt nach SW zum Crown Point und Store-Bay ist traumhaft. Bei 6 Bft. und nur mit der Genua hängen wir sogar einen Catamaran ab, der dann so tut, als wenn er ganz woanders hin will. So macht man das eben. Wir sehen ihn in der Store-Bay wieder. So auch PKJ. So steht einem Abschiedsabend für Hosu an Bord der ATAIR nichts im Wege - nur, sie müssen auch noch packen. Und das braucht bei dem Riesenkoffer seine Zeit.
Egal, feiern wir unseren gemeinsamen Erfolg. 26 Tage sind wir von Martinique bis Tobago unterwegs gewesen und haben fast alle Inseln abgeklappert. 296,5 sm waren das. Erst wenn man diese Zeilen hier schreibt, merkt man, welche Fülle von Erlebnissen wir zusammen hatten. Man kann nur einen Auszug daraus wiedergeben. Susanne ist eine richtige Seefrau geworden, die sich auch bei schwierigen Wetter- und Seeverhältnissen bestens bewährt. Horst ist auch immer zur Stelle, wenns brennt und hilft wo er kann. Vorbildlich hat er die Bordkasse geführt (immer eine undankbare Aufgabe). Hoffentlich sehen wir uns bald wieder auf der ATAIR ! Bei Euren knappen Urlaubsresourcen ist das ja durchaus möglich. Vielleicht wird´s nochmal Karibik oder dann Südsee ? Ihr beide seid immer herzlich willkommen !
Zur Feier des Tages verwöhnt uns Susanne mit ihren Mehlknödeln !
Mengen für 2 Personen: 250 g Mehl, 4 ganze Eier, Pfeffer, Salz, Muskat, Schuß Essig, Wasser ( bis daß der Teig schwer vom Löffel fällt)Alles mixen. Dann heißes Wasser bereiten. Löffel eintauchen und von dem Teig löffelweise in das heiße Wasser geben. 20 Minuten ziehen lassen. Fertig !
Dazu gibt es Specksoße:
Würfelspeck mit Öl oder Butter anbraten. 2-3 Becher Sahne dazugeben. Durchziehen lassen. Mit Pfeffer oder/und Maggi abschmecken.
Zu allem kann man grünen Salat reichen.
Susanne überläßt uns noch 2 weitere Rezepte aus dem Saarland:
Zwiebeln in Öl dünsten bis sie leicht braun sind. 1/4 l Wasser und einen Brühwürfel zugeben. Kartoffeln wie Pommes frites schneiden und 20 Minuten mit den Zwiebeln in der Brühe kochen. Anschließend wird alles in einem Mixer zu einem Püree verarbeitet.
Dazu serviert man Rote Beete.
Spaghetti mit Scampi Rehlingen
2 Zucchini in Streifen schneiden und in Olivenöl anbraten. 2-3 Chili mit anbraten. Mit italienischen Gewürzen versehen. Granelen hinzufügen und weiter brutzeln. Mit Cognac flambieren und mit Sahne ablöschen und aufgießen. Parallel dazu Spaghetti kochen. Etwas Nudelwasser zu den Scampi geben und dann die Spaghetti in die Pfanne zu den Scampis geben. Mit schwarzem Pfefer abschmecken.
Der 14.2. ist ein Mittwoch und Hektik ist angesagt. Zuerst mit dem Taxi nach Scarborough. Durchleuchtung, dann: die Dicke liest immer noch in ihrem "Kiss Me!", nur der "captain" darf zum Dicken, der das "Sir" nicht vergessen hat und doppelt so schnell wie gestern arbeitet. So sind wir bald zurück in Store Bay. Der Koffer wird ins Dinghi gewuchtet. Wir booten zweimal am Strand aus. So viel Sachen hatte Hosu doch nicht bei der Ankunft auf Martinique dabei ? Es bleibt keine Zeit für Fragen. Unser Taxifahrer ist pünktlich zur Stelle. Nächster Halt ist der Check in-Schalter. Ja, so geht das nicht. 32 kg in einem Koffer ? Das ist verboten. Eine Pappbox wird zur Verfügung gestellt, und Horst muß umpacken. Dabei reißt er sich noch den Arm auf. Es blutet. Schließlich ist das Gepäck weg. Wir wenden uns dem Flughafenrestaurant zu. Alles dabei ? Kamera? ja ! Kameratasche? ja! Geld, Ausweis ? Jaaaa ! Wo sind die Jacken ? Horst wird bleich. Die müssen im Taxi liegen. Was machen wir jetzt ? Horst postiert sich auf der Straße - das Taxi ist weg. Wolfram ruft an, weiß den Namen des Fahrers nicht und kann ihn auch nicht beschreiben. Nur die Farbe des Taxis fällt ihm ein. Beim 2. Anruf haben sie den Fahrer gefunden - und die Jacken ! In fünf Minuten ist er da. Ganze Lastwagen von Steinen fallen Horst vom Herzen, man hört es richtig. Die Verlustobjekte werden größer - letztes Mal die Kameratasche, diesmal die Jacken ...........
Und dann winken wir am Gate 3 und haben Tränen in den Augen.
Wir danken Susanne und Horst für die Überlassung ihrer Fotos !
11. Februar 2007 - 28. Februar 2007
Törn: Rund Tobago über Pirates Bay/ Charlotteville
Strecke: 77,5 sm
Crew: Petra, Karl-Jürgen, Mia
Unser Serviceteam, denn sie kümmern sich um unsere Wohnung und die Regionalpost und manch andere Problemlösung, hat sich inzwischen ohne Probleme an Bord eingelebt. Die Rationierung des Süßwassers schlägt ein wenig aufs Gemüt, denn hier auf Tobago kann man als Segler nirgendwo Wasser oder Diesel tanken. So muß man aus dem Vorrat leben, und man kann nur so lange bleiben, wie dieser reicht. Gemeinsam schleppen wir immerhin in 5 l - und 10 l - Behält Wasser aus der Bago-Bar und mit Dinghi herbei. Strom machen wir mit unserem Generator. Unsere Aufenthaltsdauer hängt somit von Vorrat an Wasser, Strom und Diesel ab. Das wirkungsvollste ist selbstverständlich sparen. So treten auch wieder die Fußpumpen in Aktion.
Ein weiteres Problem für Segler ist die Wäsche. Glücklicherweise gibt es an der Straße zum Flughafen ein Wash-Internetcafe. Die Trommel kostet 6 €. Beschwerlich muß die Wäsche herbeigeschleppt und auch wieder an Bord gebracht werden. Das wird manchmal eine nasse Angelegenheit, wenn man am Strand bei höheren Wellen ausbooten muß.
Einkaufen ist auch nicht einfach, denn der Supermarkt ist nur mit Taxi zu erreichen. KJ trifft hier im "Penny" seine Lieblingsverkäuferin und zwar in der Spirituosen- und Weinecke, die separat vom Supermarkt angeordnet ist. Sie nervt mit absoluter Langsamkeit und weiß über nichts im Laden Bescheid. Er mag sie so sehr, daß er seinen Geldbeutel liegen läßt. Keine Angst, er bekommt ihn ja später wieder, denn ehrlich ist sie.
Am Samstag, 17.2. starten wir zu einer Inselumrundung. "Rund Tobago" ist das Motto. Anker auf um 10:30 Uhr. Und dann - wir kennen das schon - gegenan gegen Wind, Welle, Strom (WWS). KJ achtet darauf, daß wir die Gefahrentonnen des Buccooreefs in sicherem Abstand passieren und auch keine Netze oder Lobsterleinen mitnehmen. So kommen wir gut, nachdem wir die Felsengruppen "The sisters" und "The brothers" sicher passiert haben, in der man o´war - bay vor Charlotteville an. Die früher schon erwähnte "Windsurf" ist schon da und scheint das kleine Dörfchen schier zu erdrücken. Im 2. Weltkrieg ankerte hier die "Hood", ein Schlachtschiff der Engländer, das später von der Bismarck versenkt wurde. (So, jetzt habe ich auch mal von anderen abgeschrieben !) Wir ankern in der "Pirates - Bay" . Ein wunderbarer Ankerplatz vor einem Sandstrand und Regenwald, in dem die Papageien schreien. Hier haben sie also tatsächlich gelebt und sich versteckt - die Piraten. Unter ihnen auch Captain Morgan. Ein Bächlein kommt aus dem Regenwald und schlängelt sich ins Meer. Einen gepflasterten Weg von damals kann man bruchstückhaft auch noch finden. Die Abenteuerromane der Jugend schwirren durch den Kopf und der Phantasie sind an solch einem Platz keine Grenzen gesetzt. Einen "Captain Morgan" werden wir noch kennenlernen. Wir berichten darüber später. (s.u.)
Am Sonntag, 18.2. steht ein Ausflug auf dem Programm. Ein kleiner Rundgang durch Charlotteville, denn größer ist es nicht, und da kommt schon der Bus. Für 3 TT (0,40 €) sind wir auf der anderen Seite der Insel. Schließlich finden wir auch das Treehouse. Das Haus ist am Strand in eine Baumkrone hineingebaut. Es gibt alles, was das Herz begehrt, nur keinen Alkohol. Den darf man aber mitbringen ! Die Rückfahrt kostet uns dann 60 TT mit dem schwierig aufzutreibenden Taxi. Es ist ja schon Faschingssontag. Da geht die Party in Scarborough und anderen Orten los.
Der Rosenmontag in Charlotteville sieht alle offiziellen Gebäude geschlossen. So ist der Gang von PKJ zum Krankenhaus und zur Bank vergebens. Zur Karnevalszeit wird eben keiner krank ! Uns bleibt das Spülwasserholen am Steg, Baden und Schnorcheln, sowie das Vorbereiten auf den morgigen Segeltag zurück nach Store Bay.
Wir starten um 9:45 Uhr. Die anfangs 1,0 Bft. in der Pirates Bay verwandeln sich schnell in 6,0 Bft. aus Ost. Wir kämpfen gegen 3-4 m hohe Dünung und starke Strömungen, als wir das Nordkap von Tobago umfahren. Bewundernswert die aufrecht in ihren offenen Booten stehenden Fischer, die hier auf Dolphins (Mahi Mahi) oder Thunfisch gehen. Es wird mit 4 Angelleinen gefischt.
Zwischen den Inseln Goat und Little Tobago fahren wir hindurch. Hier kommt die Strömung, wie vor La Gomera, auch von unten und bügelt das Meer glatt. Nun können wir auf Kurs 190° gehen und kommen auf raumen Wind. Wir fliegen mit 6-7 kn dahin. Nach einer Halse, können wir wieder einen Kat überholen und kommen um 17:15 Uhr nach 35,5 sm in der Store Bay an. Die Strecke rund um Tobago betrug insgesamt 57,5 sm.
Nach einem Ruhetag, an dem wir auch unsere Uno - Schlacht wieder aufnehmen, treibt es uns mit dem Auto über Land. Erstes Ziel ist Plymouth. Hier siedelten sich als Erste, Ende des 17. Jahrhunderts, Leute aus Kurland an. Ihr Fürst hatte die Insel in einer britischen Erbfolge geerbt. Über 30 Jahre war es wohl ein friedliches Leben unter den Kariben, Engländern, Kurländern, Holländern, Russen ..... Deshalb wurde auch ein Denkmal errichtet, das von einem polnischen Künstler stammt. Wir besichtigten das Fort James, das die Kurland Bucht beschützte. Petra ließ ihre Mückenstiche von einem Einheimischen mit Aloe Vera behandeln. Danach soll der Juckreiz fort gewesen sein. Wolfram wurde gegen seinen Willen auf der Kopfhaut ebenfalls eingeschmiert (obwohl sie gar nicht juckte) - gegen Sonnenbrand. Petra besichtigte die örtliche Ambulanz und war beeindruckt von Ausstattung, Organisation und Sauberkeit. 2-3 mal in der Woche kommt der Arzt, ansonsten regelt alles eine Krankenschwester. Wolfram schaute sich den gleich nebenan liegenden Friedhof an, auf dem die Ziegen friedlich grasten und die Gräber dem allgemeinen karibischen Zerfall anheim gegeben waren.
Weiter gings nach Arno´s Vale. Wolfram suchte immer noch nach seinem Baumhaus, das er hier vor 27 Jahren gefunden hatte. Zunächst verfuhren wir uns kräftig und irrten umher - ja, ohne Straßenschilder ist es eben nicht leicht. Doch schließlich hatten wir das Hotel gefunden. Eine weitere Enttäuschung. Die Terasse, die damals in die Baumkrone eines Riesenbaumes hineinragte, war zwar noch da, aber der Baum war eines Tages bei schwerem Wetter (wahrscheinlich wieder der Iwan) umgefallen. Man gibt sich alle Mühe, die vielfältigen Vogelarten auf der Terasse anzulocken, indem man Futterhäuschen aufstellt. Die Kolibris bekommen ihre spezielle Tränke. - Auch das wunderschöne Klavier von der Weltausstellung in Paris (1865 ?) von einem reichen Zuckerrohrfarmer gekauft und hierher verfrachtet, fehlte und wurde durch ein modernes ersetzt.
Weiter zum rainbow-Wasserfall. Ein älterer Herr knöpfte uns gleich 6 € p.P. ab, bevor er uns den Weg wies, den wir allein gehen durften. Der ältere Herr ist der Farmer dieses Gebietes (Biofarmer !) und von der Regierung beauftragt auf den Wasserfall aufzupassen. Als wir zurückkamen haben wir auf seiner Terrasse einen köstlichen Orangensaft bekommen. Die Terasse ist von einem fahrbaren Flachdach geschützt, auf dem er Kokosnußfleisch trocknet und bei Regen das Ganze einfach ins Haus schiebt.
Eine halbe Stunde dauerte der Weg durch den Urwald zum Wasserfall. Wir mußten mehrfach ein Flüßlein durchqueren und der Schlamm quietschte in unseren Schuhen. Ein sehr schöner Wasserfall mit Badegelegenheit war unser Lohn. Ein kleiner Teil ist sogar eine warme Schwefelquelle. Wolfram badete ausgiebig, und wir genossen die Urwaldszene. Leider zeigte sich kein Regenbogen, wie es der Name und der Reiseführer verspricht. Wahrscheinlich zu wenig Wasser.
Einen Platz zum Mittagessen in dieser Nordostecke von Tobago zu finden ist nicht leicht. Endlich hatten wir direkt am Meer Glück. Bei lauter Musik und reizenden Reklamefotos, ließen wir es uns gut gehen und schauten auf den naturbelassenen Strand zu unseren Füßen.
Die nächsten Tage waren mit Uno, Bordleben und neuen Mückenstichen ausgefüllt - eben Urlaub. Doch halt ! Hosu hatten ja schon auf die Fischer am Strand aufmerksam gemacht, die ab 17 Uhr ihren Tagesfang verkaufen. Wolfram ergattert einen ganzen Mahi Mahi (Dolphin). Er wiegt 2,5 kg und kostet mit Filettieren 12 € ! Wir essen 2 Tage dran. Dieser Fisch ist eine Delikatesse und schmeckt hervorragend . Geangelt wird der Fisch mit fliegenden Fischen oder mit künstlichen Calamares als Köder und mit einem Paternoster wie beim Makrelenangeln.
Am 28.2. gehen Petra und Karl Jürgen um 13 Uhr von Bord. Bei höheren Wellen ist das Anlegen mit dem Dinghi am Strand schwierig . Eine Welle erwischt vor allem Petra, die kräftig durchnäßt wird. Vielleicht will Tobago nicht, daß sie und KJ schon gehen. In dieselbe Richtung weist auch, daß der Flieger viereinhalb Stunden Verspätung hat. PKJ bleiben hartnäckig und kommen mit 5 Stunden Verspätung in Deutschland an.
Wir hoffen, daß das Serviceteam bald wieder an Bord kommt. Mit wem sollen wir sonst Uno, Rommè oder Mau Mau spielen ?
Mahi-Mahi
1. März - 12. März 2007
Tage auf Tobago
Was tun ohne Freunde an Bord ? Erst mal am Pigeon Point relaxen. Wir nehmen die Hängematte unter den Arm und liegen so bequem zwischen 2 Palmen und schauen den Windsurfern zu. Annette meldet über Handy, daß es wegen starker Regenfälle auf Trinidad Überschwemmungen gibt. Das läßt uns im Moment kalt, so wie das nächste Bier - "Carib" versteht sich.
So geht das aber nicht weiter. Wir steigen am Crown point in ein Glass bottom boat ein und erkunden das Buccoo-Reef. Da gibt es drei Stops. 1. Stop: Schnorcheln und größere Fische beobachten, 2. Stop: Fahrt über den Korallengarten, 3. Stop: Baden im "Pool". Alle sind im Wasser bis zu den Hüften auf feinem Sand und tanzen zu den Rythmen, die von den Booten schallen. Ein Inder hilft seinem alten Vater ins Wasser. Später schenkt er uns auf dem Oberdeck von seinem mitgebrachten Whiskey etwas ein. Und die ganzen Schönheiten, die sich im Wasser wiegen ! Wir haben eine ganz Hübsche an Bord. Schaut sie Euch auf dem Foto an. Auch der Typ nebendran ist nicht übel.
Die karibischen Meerfarben am Buccoo-Reef sind überwältigend. Von zartestem Türkis bis hin zu Dunkelblau leuchtet das Meer wie ein Juwel. Man möchte noch länger verweilen !
Zurückgekehrt und in hohen Wellen am Strand glücklich ausgebootet, treffen wir in der Bar Antonio (Tony). Er ist Taucher und Schweißer. Für BP schweißt er Gasrohre unter Wasser. Er ist ein lustiger Typ, und wir sind gleich Freunde. An seiner Seite hat er Heather aus Alaska, die uns an die Folgen von Fastfood erinnert. Er aber liebt ihr Babyface und ihre helle Haut. Zum Abschied schenken wir uns gegenseitig unsere Kopfbedeckungen. Wolfram ist nun stolzer Besitzer eines Cowboyhutes, der aus Polyester und "made in China" ist. Er sieht aber echt aus !
In der Nacht verpassen wir fast die Mondfinsternis. Wenn das Franz wüßte, hätten wir uns eine Rüge eingehandelt.
Am Montag 5.3. sind wir schon wieder auf Achse. Wir wollen den Argyle Wasserfall erkunden. Er ist wohl einer der höchsten Fälle auf Tobago. Er fällt in drei Stufen in die Tiefe. Hierher kann man nur mit einem "Guide" kommen. Wir seilen uns aber schnell ab, d.h. mit ein paar Rastermen and -women erklimmen wir den höchsten der drei Pools. Die Mühe lohnt sich. Man kann herrlich baden.
Die Gegend um den Wasserfall ist voll mit für uns neuen Pflanzen und Bäumen. So sehen wir zum ersten Mal Teakbäume, die kerzengerade in den Himmel wachsen und darauf warten, zu Liegestühlen für deutsche Gärten verarbeitet zu werden. Im Moment blühen auch die "Immortals". Das sind in kräftigem orangerot blühende Bäume, die dem Urwald Farblichter aufsetzen.
Nach dem erholsamen Bad, fahren wir quer über die Insel kennen durch den Urwald. Wir finden ein kleines Restaurant an der Straße. Dort dürfen wir auf dem englischen Rasen parken und bei "Carib" und "Red wine" die Papageien im Urwald beobachten. Das Essen ist vorzüglich, natürlich wieder chicken oder fish. Die Wirtin heißt Lystra und hat drei Kinder, 15, 12 und 3 Jahre alt. Und wer ist der Vater ? Da kommt er dann auch aus dem Hinterhalt hervor - Captain Morgan ! Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Er hat bald den Spitznamen "I tell you" weg, weil er oft einen Satz damit beginnt. Er ist Fischer und sie ißt gerne Fisch. Eine beispielhafte Symbiose.
Am nächsten Tag besuchen wir Captain Morgan in seiner Bucht (Hermitage) in der man o´war - bay. Dabei probieren wir die neue Straße zwischen Charlotteville und Bloody Bay aus, die nun den Straßenring um Tobago schließt. Erstmals ist es möglich Tobago mit dem Auto zu umrunden. Captain Morgan läuft die Strecke von Lystra bis zu seinem Boot immer zu Fuß. Das sind eineinhalb Stunden "one way". Der Weg zur Bucht besteht aus Rasen, der auch hier englisch kurz gehalten ist. Morgan bekommt 1200 TT$ (150 €) pro Monat für die Pflege der Wege zur Bucht und für die Straßenmeisterei eines Abschnitts der neuen Straße. Die Bucht ist idyllisch, und es ist noch ein weiterer Fischer da, der an seinem Boot herumschleift. Morgans Boot liegt draußen vor dem Strand und ist eines dieser offenen Boote mit 2 Auslegerangeln. Mit dem Verkauf des Fangs und Lystras Restaurant wird der Lebensunterhalt bestritten.
Hoffentlich bleibt dieser ursprüngliche Teil Tobagos noch lange erhalten. Hier kann man die Leute und die Landschaft noch so erleben wie vor vielen Jahren. Die Straße stellt eine Gefahr für dieses einfache Leben dar. Schon berichtet "I tell you" über Grillparties an "seinem" Strand, die für Touristen abgehalten werden, und von einem Gerichtsverfahren, bei dem ihm sein nahebei auf einem Berg gelegenes Elternhaus abgeluchst werden sollte. Er hat natürlich keine Papiere für Grundstück und Haus. Diesmal ist er noch davon gekommen, weil sein Gewohnheitsrecht höher bewertet wurde als die Papiere. Aber das wird nicht immer so sein. Bestechung gibt es ja auch noch. Das Paradies ist in Gefahr !
Einige Tage genießen wir das Bordleben bis wir wieder zu "Rund Tobago" aufbrechen - diesmal aber mit dem Auto. Wir besuchen wieder den Rainbow-Waterfall - auch wieder ohne Regenbogen. Nach dem Bade im Wasserfall-Pool, genießen wir eine köstliche Rindfleischsuppe und Fisch beim Farmer. Der excellente Orangensaft ist nun schon obligatorisch. Wir sitzen unter der ausziehbaren Terassendecke und, nachdem sich auch die Frau zu uns gesellt hat, erzählen sie von ihrer Tochter, die nun in Florida mit einem Amerikaner verheiratet ist. Dieser kam eines Tages mit seinem Segelboot nach Tobago und hat offensichtlich die Frau fürs Leben gefunden. Wir reden auch übers Wetter, das auch nach Ansicht des Farmers dieses Jahr außergewöhnlich ist. Keine richtige Trockenzeit, sondern fast jeden Tag Regen. Für ihn wäre das gut, denn er könnte noch eine zusätzliche Ernte einfahren. Er fährt mit seinem kleinen Lastwagen und der Fähre die Bioprodukte nach Port of Spain/ Trinidad und verkauft sie dort auf dem Markt.
Weiter gehts nach Blue Waters Inn, ein Hotel jenseits von Speyside. Diesen Platz hatte Wolfram vor 27 Jahren entdeckt. Ein Deutscher mit seiner japanischen Frau bewirtschaftete die Bar und die wenigen Unterkünfte. Der Deutsche ist nicht mehr da, und man konnte sich nur dunkel an ihn erinnern. Das Hotelchen hat sich aber gemausert und trotzdem seinen Charme bewahrt. Eine Empfehlung für alle, die mal richtig ausspannen wollen.
Über Charlotteville erreichen wir die neue Straße nach Bloody Bay. Die Arbeiter schaffen wie wild und asphaltieren in Windeseile den Regenwald. Wo gestern eine Brücke noch nicht ganz fertig war, ist nun eine perfekte Asphaltdecke. Nach vielen, vielen Kurven kehren wir bei Lystra ein und laden die Beiden zu uns an Bord der ATAIR ein.
So hat Wolfram am Sonntagmorgen Gelegenheit einen neuen Rekord von Store Bay nach Bloody Bay aufzustellen: 54 Min. Das einbooten am Strand geht noch gut und Captain Morgan schwingt sich, ganz Seemann, gekonnt an Bord. Doch Lystra (zugegebenermaßen etwas füllig) verliert das Gleichgewicht und plumpst ins Wasser. Der Schwung ist so stark, daß Wolfram mitgerissen wird. So liegen wir lachend im Wasser. Es wird ein vergnüglicher Nachmittag. Mia kocht rohe Klöße und Lystra stellt fest, daß sie wie das heimische casava schmecken. "I tell you" kann sich gar nicht satt essen an Bohnen, Klößen und Rindfleisch - so gut schmeckt es ihm. Lystra ist mittlerweile eingeschlummert, obwohl sie wohl doch noch ein Ohr auf hat. Denn als Captain Morgan auf andere Frauen zu sprechen kommt, sagt sie plötzlich: " I kill you !"
"I tell you" erzählt die Geschichte des Fischers, der am Strand von Hermitage sein Boot schliff. Einen Tag später kam ein Cousin von "I tell you" zu diesem Fischer und schoß auf ihn. Eine Kugel verfehlte nur knapp ihr Ziel. Dann lief der Cousin zum Strand und zerstörte den Motor des Fischers und damit einen Großteil dessen Existenz. Der wäre schon immer so verrückt gewesen: Beim Straßenbau hätte er den Vorarbeiter schwer verletzt, nur um selbst Vorarbeiter zu werden. Ja sogar seinen eigenen Vater hätte er schon tätlich angegriffen. Man wüßte nicht von wem er das hat. - Zur Polizei geht man aber nicht. Der könne sowieso nichts bezahlen, und wenn er aus dem Gefängnis käme, wäre es noch schlimmer.
Auf dem Rückweg zeigt Captain Morgan Wolfram den Weg über Mason Hall. Der ist noch schneller! In Mason Hall ist gerade Erntedankfest. Die Damen stehen in wunderbaren, bunten langen Kleidern vor der Kirche und haben allerhand Leckeres mitgebracht, was nach dem 3-stündigen Gottesdienst (es gibt auch Veranstaltungen, die 7 Stunden dauern !) gemeinsam verzehrt werden soll. Auch Rum ist dabei. Captain Morgan meint, aus dem Festschmaus würde nichts. Jedes Jahr wäre es dasselbe. Während die einen in der Kirche sitzen und singen und beten, kämen draußen die anderen, die Nichtkirchgänger, herbei und äßen alles auf. Vom Rum bliebe auch nichts übrig. Jedes Jahr wären dann die Frommen enttäuscht. Das wäre ebenso wie überhaupt im Leben. Die, die nichts tun, würden alles aufzehren.
Auf dem Rückweg passiert Wolfram wiederum Mason Hall. Der Gottesdienst ist gerade vorüber - die Tische sind fast leer !
Am 12.3., Montag, klarieren wir in Scarborough aus. Der Dicke ist durch eine toughe, junge Beamtin ersetzt und diese fertigt uns zügig ab, ohne das übliche Lächeln. Die Dicke im Vorbüro starrt einfältig vor sich hin. Sie darf nicht lesen ! Jetzt muß sie sich die Fortsetzung der Geschichte von "Kiss Me" selbst ausdenken.
Wir denken am Abend noch viel an "I tell you" und "I kill You" und sind froh, daß wir etwas von unserem "Zuviel" an sie verschenken konnten.
Schaut, was Lystra uns ins Gästebuch geschrieben hat:
My trip aboard the ATAIR was very nice. It all began, when I climbed the ladder and fell off in the water. They all loughed at me, but it was enjoyable. We spent the day with those guys. It was the best day for us on the boat. Mia and Wolfram were like family to us. The meal that she made for us, was just as our local food. It was delicious. Morgan was not seasick, because he is a fisherman. He had a wonderful time as well. We are looking forward to see them again and again. They are very nice people. "I tell you !"
Lystra Thomas and Morgan Smart
13./14. März 2007
Törn: Tobago/ Storebay - Chaguaramas/ Trinidad, 25. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR
Strecke: 62,0 sm
Crew: Mia und Wolfram
An diesem Dienstag den 13. heißt es Abschied nehmen von dem noch idyllischen Tobago. "Fare well" Lystra und Captain Morgan. Um 16:45 Uhr lichten wir den Anker, dessen Kette durch die lange Liegezeit stark bewachsen ist und stinkt. Das gibt wieder Arbeit. Bei 4-5 Bft. aus SE segeln wir mit ca. 4 kn gemütlich dahin. Sehr lange sehen wir noch Tobago und dann auch schon Trinidad. Wir wollen nicht zu schnell sein, damit wir nicht vor dem Morgengrauen ankommen. Das Einfahren in unbekannte Gewässer ist, trotz Karte, bei Dunkelheit immer ein Risiko. Der Wind dreht gegen Mitternacht auf Ost. Eine Gruppe Delfine macht sehr nah am Boot durch Schnaufen auf sich aufmerksam. Dann springen sie weit aus dem Wasser und lassen sich so nah am Boot ins Wasser klatschen, daß wir einige Spritzer abbekommen. Aber wer kann diesen lustigen Gesellen das verübeln? Eine solche Abwechslung ist immer willkommen.
Gegen 03:00 Uhr läßt der Wind nach. Vier Mal werden wir von überholenden Frachtern und Fischern aufs Korn genommen, und da wir nicht wissen, ob die wach sind, weichen wir vorsichtshalber aus. Der Schiffsverkehr vor der Küste ist enorm. Volle Aufmerksamkeit ist gefordert. Um 06:45 Uhr sind wir am Wegepunkt 3 vor der östlichsten Einfahrt in den Golfo de Paria, in den ein Teil des Orinoko mündet. Das Wasser wechselt seine Farbe von strahlend blau auf dunkelgrün und ist kaum noch salzig. Schon Kolumbus vermutete, daß hier ein großer Fluß einmünden müsse. Wir fahren an Scotland Bay vorbei und biegen dann nach Osten Richtung Chaguaramas ein. Die Inseln Gasparillo und Gaspar Grande werden passiert und zeigen, daß es auch hier begüterte Leute geben muß. Viele schöne Villen stehen hier am Ufer. Um 08:15 Uhr haben wir am Zollsteg angelegt und um 09:30 Uhr sind wir in der Marina Coral Cove am Steg 2, Platz 8 fest.
Die nächsten Tage sind ausgefüllt mit Organisation und Kennenlernen von Leuten, z.B.:
Andreas (Andy) aus München, TO-Stützpunktleiter, der uns gute Tips gibt und immer hilft (Tropical Marina)
Reiner aus Berlin - Kompagnon von Andreas. Betreibt einen Elektronikladen in Tropical Marina.
Jan aus Dortmund - Chef des Internetshops in Tropical Marina
Steffen aus Kiel - Mechaniker, der uns neue Simmeringe an Welle, Motor und Getriebe einbauen soll.
Andreas aus Bremen - Segelmacher, der uns Sprayhood, Biminitop und Segelabdeckung neu näht. Farbe "Captain Blue".
Marina aus Göttingen mit Sohn Ruben - die sich ihr Haar verlängern ließ
Karin und Bodo/ Berlin-Stettin - Weltumsegler mit "Eupolonia" und seit 3 Jahren in der Karibik
Camill - Bedienung im Restaurant von Power Boats
Stefan aus Stuttgart, der Windgeneratoren verkauft
Peter aus Österreich, der Farben verkauft und sich gerade im Scheidungsprozeß befindet
Shirley, nebst Töchterchen Namibia, und Simone - Rezeption von "Power Boats"
Golda aus Guayana - Crew und Lebenspartnerin eines "alten" Schweizers namens Rinaldo mit der Yacht Aenea II
Irene aus Fortaleza/ Brasilien und Otto aus Bielefeld, SY Ottifant
Isolde und Rudi aus Düsseldorf mit ihrer SY Jan Willem III
Inge/Thüringen und Werner mit der SY Wereva
Marianne und Reinhard aus Hamburg mit ihrer SY Daddeldu
Erika/Wittenberg und Reinhard/Krefeld
u.v.a.
Schließlich haben wir unseren Standplatz an Land ab 9.5.07 bei der Coral Cove Marina genommen und 100 US $ anbezahlt. Einkaufen können wir in zwei kleinen Supermärkten im Hafen oder in einer großen Shopping Mall, zu der man umsonst gebracht wird. Nur der Transport der Waren ans Boot kostet 0,70 € ! Buchen kann man das im Reisebüro in der Tropical Marina. Gebucht haben wir dort auch unseren Flug nach Deutschland.
Erschöpft von der vielen Organisation, lassen wir uns in der Bar der Tropical Marina nieder. Man kennt schon unser übliches Gedeck: Red Wine und Carib-Beer. Ein riesiger blauer Falter kommt herbeigeflogen und läßt sich auf Mias Weinglas nieder. Sein Rüssel reicht bis zum Wein, und er schlürft kräftig. Dann flattert er davon - kommt wieder - trinkt weiter - der Weinspiegel sinkt - nochmal eine Runde gedreht, um die Flugtauglichkeit zu prüfen - und nun hat er es heraus: er legt sich mit ausgebreiteten Flügeln oben auf die Glasöffnung und läßt den Rüssel in den Wein hängen. So ist´s recht ! So richtig hoch fliegen kann er anschließend nicht mehr. Er taumelt davon. Hicks !
30. März 2007
Törn: Chaguaramas - Chacachacare
Strecke: 7,0 sm
Crew: Mia und Wolfram
Wir brechen um 13:15 Uhr von Coral Cove auf mit Kurs auf Chacachacare. Um 16:00 Uhr lassen wir den Anker in der Sanders Bay fallen. 10°41,3´N, 61°44,8´W.
31. März 2007, Samstag
Nachdem Wolfram in Chaguaramas/Trinidad alle erforderlichen Termine (Schiff soll am 9. Mai für ca. 6 Monate aus dem Wasser, um diverse Arbeiten am Schiff durchführen zu lassen bzw. selbst zu machen - wir fliegen v. 16.05.-17.10. wieder nach Deutschland) abgesprochen hat, entschließen wir uns, unseren Hafen "Coral Cove" zu verlassen, um in einer Bucht auf Chacachacare (ca. 7 sm entfernt) für ein paar Tage zu ankern. Die Bucht ist sehr groß,weitläufig und schön. Sie wirkt wie ein großer See umgeben von Wäldern. Es gibt eine ehemalige Lepra-Station. Die halb zerfallenen großen Häuser (Unterbringung für die Lepra-Kranken) sind noch Zeugen einer schlimmen Zeit. Erst 1984 wurde die Station geschlossen. In einer der vielen Buchten liegt ein Segelschiff aus Kanada und zwei kleinere Motorschiffe. An Land sehen wir viele Eingeborene, die in zerfallenen Häusern leben. Ihr Lachen und lautes Gerede ist nicht zu überhören. Es wird gebadet, gegrillt, Krebse werden gesammelt; abends gibt es sogar ein Feuerwerk. Wir entschließen uns hier zu bleiben, wechseln ein paar Worte mit dem kanadischen Seglerpaar über Ankergrund, Sicherheit und weitere Pläne. Auch wir grillen, baden in der see-ähnlichen Lagune. Man sieht, daß hier ein Arm des Orinoko mündet - das Wasser ist eher grünlich und kaum salzig. Nachts um 1 Uhr segeln unsere kanadischen Nachbarn weiter. Am Morgen beschließen wir abzuwarten, ob eventuell noch andere Segler zu unserem Ankerplatz kommen. Allein sollte man nicht ankern wegen der Gefahr von Überfällen/Piraterie. Es kommt keiner, also wechseln wir am nachmittag ein paar Meter weiter in die Bucht gegenüber, wo 2 Segelschiffe und eine Motoryacht vor Anker liegen. Wolfram paddelt mit seinem "rosa roten Gummi-Boot" zu den einzelnen Schiffen, stellt uns vor, erfährt, woher die anderen Skipper kommen und was sie so machen. Wir grillen, spielen Karten und da es sehr heiß ist, wollen wir an Deck schlafen. In der Dunkelheit tauchen pötzlich 2 schnelle Motorboote auf, die sich uns sehr schnell nähern und uns dann umkreisen. Wolfram macht seine Signal-Pistole klar, die im Notfall auch als Waffe eingesetzt werden kann, denn die Situation wirkt sehr bedrohlich. Dies sehen die anderen Skipper neben uns auch so. Im Nu haben wir alle unsere starken Handscheinwerfer zur Hand und leuchten sie direkt an. Das vertreibt die beiden mysteriösen Motorschiffe erst einmal. An viel Schlaf ist in dieser Nacht nicht zu denken, dann irgendwann tauchen sie wieder auf, beobachten uns eine ganze Weile und verschwinden dann endlich wieder. - komisch!!! Zum Fischen waren die nicht hier. Wir sind erleichert, als es wieder hell wird.
Sonntag, der 01.04.07. Wir verbringen einen gemütlichen Tag an Bord. Die anderen Skipper kommen kurz mit ihrem Beiboot vorbei und, wir reden nochmals über die bedrohliche Situation in der vergangenen Nacht. Am späten Nachmittag stellen wir fest, daß unser Anker nicht hält; schließlich verholen wir wieder in die Bucht gegenüber. Die alten verfallenen Häuser sind ausgestorben und leer. Der Strand ist schwarz - überall sitzen und kreisen Aasgeier. Es sieht gespenstisch und schmutzig aus.
Achtung ! Chacachacare !
Falls Ihr da mal hinkommt ! Es ist wunderschön dort, aber s.o. und .......
Chacachacare, die letzte Insel vor Venezuela, war in der Vergangenheit nicht nur Abladeplatz für Leprakranke, sondern auch für Schiffswracks und "Explosives". Auf der Seekarte ist vor der schönen Bucht ein großes Areal eingezeichnet (70 m tief), wo die Entsorgung großer und gefährlicher Gegenstände stattgefunden hat. Das haben wir in Ost- und Nordsee ja auch. Man soll beim Baden manchmal so ein Pieken spüren, das auf Planktontierchen zurückgeführt wird. Ob das stimmt ?
Um das Maß voll zu machen, gibt es im Wald Giftschlangen und , man höre und staune, Killerbienen - nein, nicht die zweibeinigen !
2. April 2007
Törn: Chacachacare - Scotland Bay
Strecke: 7,1 sm
Crew: Mia und Wolfram
Gegen 11.00 Uhr lichten wir unseren Anker, wir wollen weiter in die Scotland Bay/Trinidad. Hier sollen immer mehrere Segler liegen - das heißt mehr Sicherheit vor Überfällen. 14:00 Uhr: Anker klar. Ein schöner Segeltörn, bei dem ich (Mia) wieder viel lernen kann. Eine traumhaft schöne Bucht umsäumt von Bergen mit dichtem Urwald. Wieder grünes Orinoko-Wasser, aber sauber. In kleinen Hütten leben Eingeborene am Rande des Urwaldes. Viele Feuerstellen, auf denen gekocht und gebraten wird. Erst einmal einen "gut angekommen Drink": Es ist traumhaft, Vollmond, Papageien-Pärchen, die laufend miteiander reden, Pelikane und dann hören wir - ich zum ersten Male - Brüll-Affen ganz in unserer Nähe. (Was nicht an unserem Drink lag). Wir genießen diese Stimmung mit Chopin, Rotwein und Gin-Tonic.
3. April 2007
Törn: Scotland Bay - Marina Power Boats/ Chaguaramas
Strecke: 4,0 sm
Crew: Mia und Wolfram
Dienstag, der 3.04.07: leider müssen wir zurück in die Marina, da wir bei Andreas, Segelmacher aus Bremen, neues Bimini-Top,Sprayhood und Persenning bestellt haben. Unsere alten Teile haben ausgedient, und wir freuen uns schon auf die neuen Kleider für die Atair in dunkelem Blau. Mittwoch, der 04.04.07.: wir haben viel zu erledigen, da wir morgen wieder zurück in die Scotland-Bay und in den Urwald und übermorgen weiter nach Los Testigos/Venezuela segeln wollen. Wir haben gelesen,daß es auf Los Testigos nichts außer Landschaft gibt. Hier leben nur ein paar Fischer. Also Proviant und Getränke für ca. 10 Tage, ebenso Wasser, frisches Gemüse und Obst, Rum etc.als Geschenk für die Fischer auf´s Boot schleppen. Ausklarieren bei den Behörden. Abends in der kleinen Tropical Marina Bar wieder großer Tisch mit Seglern aus Deutschland und allen Nationen. Es gibt so viel zu erzählen und zu erfahren, daß diese Abende viel zu kurz sind. Das curriculum vitae der einzelnen Leute, die zum Teil schon seit 18 Jahren die Welt umsegeln, ist faszinierend und spannend. Wir können hierdurch wichtige Informationen für unsere Weltumsegelung bekommen. Donnerstag 05.04.07: wieder viel Arbeit - endlich können wir ablegen und kommen um 15.00 Uhr in Scotland-Bay an. Mitten im Urwald blühen jetzt die Araguaneys (Bäume) in strahlendem Gelb. Wie Fackeln stehen sie im dunklen Grün. Freitag, 06.04.07, Karfreitag. Die Bucht füllt sich. In der "semana santa" (Osterwoche) scheinen alle Trinidados mit Kind und Kegel an´s Meer zu fahren. Die kleinste Strandecke am Rande des Urwaldes ist besetzt. Man grillt, badet, redet ununterbrochen, singt, lacht,macht Musik. Man hat kleine Zelte mitgebracht oder einfach nur Planen für die Übernachtung aufgespannt. Die Fröhlichkeit der Leute ist ansteckend.
6. April 2007 - 15. April 2007
Törn: Scotland Bay/ Trinidad - Los Testigos/ Venezuela und zurück
Strecke: 193 sm
Crew: Mia und Wolfram
Um 12.30 Uhr legen wir ab. 94 sm liegen bis Los Testigos liegen vor uns. Also wieder einmal eine Nachtfahrt, um dann morgens im Hellen in eine fremde Bucht einzulaufen. Die Fahrt wird sehr ruppig, da hohe Wellen oft von allen Seiten kommen. Zunächst wenig Wind. Wir setzen die Fock, dann tauschen wir diese gegen die Genua ein. Mitten in der Nacht sind Delphine wieder unsere Begleiter. Strom und Wind nehmen zu, und wir gleiten mit 6-7 kn über die Wellen. Wunderschöner Sternenhimmel, und dann geht der Mond auf. Wir reffen die Genua auf ein Minimum, da wir bei dieser Geschwindigkeit schon in der Nacht ankommen würden. Selbst mit dem Zipfelchen Stoff läuft unsere Atair noch über 5 kn. Bei Sonnenaufgang liegen die Los Testigos Inseln vor uns. Wir laufen eine wunderschöne Bucht an. Etliche Segler liegen vor Anker. Türkisfarbenes, glasklares Wasser, weißer feiner Sandstrand. Ankern - Frühstück und schlafen. Die anstrengende Nachtfahrt fordert ihren Tribut. 8.04.07 Ostersonntag: Wolfram zaubert ein leckeres Frühstück. Natürlich fehlt das Osterei nicht.Schade, daß ich so ein Frühstückmuffel bin. Heute ist wieder Brotbacken angesagt.Wir vertrödeln den Tag mit baden, kochen, lesen und Berichte schreiben. 9.04.07 Ostermontag: Wir lassen unser Dinghi zu Wasser, denn wir wollen der SY Angelos aus Nürnberg einen Besuch abstatten.Angela und Richard fahren schon seit 19 Jahre um die Welt. ( ihr Sohn war damals 2 Jahre alt, als sie starteten). Bei einem kühlen Bierchen gab es soviel zu erzählen. Wir wollten jedoch noch die einheimischen Fischer besuchen und luden beide auf einen Drink am Abend ein. Ich setze erstmalig meinen Fuß auf venezolanischen Boden. Dann lernen wir Grabiela und Mariano kennen, die uns sofort schon am Strand begrüßen und uns in ihr Lehmhäuschen einladen. Sie sind so arm und haben wirklich nichts. Die karge Erde gibt nicht viel her. Ein paar Palmen und Kakteen wachsen hier. Wir fragen beide, was sie gebrauchen könnten. Die Antwort: Ach, wir sind so arm, wir brauchen nichts! (Und dabei lächeln sie) Wir wußten schon von der Armut der Fischer und so wurden unsere Geschenke wie frisches Gemüse, Kaffee, Zucker, Milch, Reis, Öl, Zigaretten , einige Dosen Bier, Rum, Bohnen, Fruchtsaft und vor allem Wasser etc. gerne angenommen.Es gibt kaum eine Versorgung von Land aus. Regenwasser wird in großen Behältern aufgesammelt, aber was ist, wenn der Regen ausbleibt. Wir verbringen einen schönen Nachmittag vor ihrem Häuschen. Wir durchstöbern unsere Vorräte und geben ihnen alles, was wir entbehren können, vor allem immer wieder Wasser. Dienstag, der 10.04.07: Grabiela und Mariano bringen uns drei wunderbare, braune Zackenbarsche an´s Schiff, die sie für uns gerade geangelt haben. Ich backe ein Brot für sie (deutsche Schwarzbrot-Brotbackmischung) und schenke Grabiela jede Menge Creme und Sonnenmilch. Sie erzählte mir, daß die starke Sonneneinstrahlung die Haut regelrecht austrocknet. Ich war erstaunt, als ich erfuhr, daß beide erst 62 Jahre alt sind. Auch Lippenstift, Parfüm, T´Shirt und Leggins wechseln den Besitzer. Wir haben beide in unser Herz geschlossen. Mittwoch,11.04.07: Wolfram fährt nochmals zu unseren neuen Freunden, um den kleinen Generator zu reparieren, der die Batterien nicht mehr laden will. Die Zackenbarsche waren köstlich, nur das Ausnehmen und Entschuppen der Fische in unserer kleinen Bordküche ist noch gewöhnungsbedürftig. Da große Sturmtaucher und Fregattvögel ständig die Boote umkreisten, wagte ich nicht, diese Arbeit an Deck zu machen. Schließlich waren die Fische ja für uns gedacht.
12.04.07 Donnerstag: Nun liegen nur noch 3 Segler mit uns in der Bucht. Heute ist starker Schwell und unsere Atair schaukelt ganz aufgeregt vor Anker. 13.04.07 Freitag: Eigentlich wollen wir heute wieder zurück, aber unsere Testigo Freunde laden uns zu einer köstlichen Fischsuppe in ihr Lehmhäuschen ein. Es wird ein schöner Nachmittag mit venezolanischer Musik. Wolfram schenkt Mariano sein BASF-Fernglas. 14.04.07 Samstag: Laut Wetterbericht hat sich im Golf von Mexico eine Kaltfront aufgebaut, die auch bis hierher in den nächsten 48 Stunden Auswirkungen haben kann. Um 11.15 Uhr lichten wir unseren Anker. Unsere Freunde winken zum Abschied mit bunten Tüchern. "Kommt wieder!" waren die Abschiedsworte. 15.04.07 Sonntag: Es wird ein böser Ritt durch die Nacht. Immer gegen an: Wellen, Wind und Strom. Erst nach 27 Stunden Kampf kommen wir wieder in Trinidad - Scotland-Bay an. Trotz Motor, Fock und Groß machen wir kaum Geschwindigkeit. Unser Radar meldet andauernd Schiffe in unserer Nähe, also Ausguck und ständiges Beobachten. Um 14.30 Uhr fällt endlich unser Anker in der Scotland-Bay. Wir sind hundemüde. 16.04.07 Montag: Wir lernen Werner aus Köln kennen und verbringen einen schönen Abend auf seiner Segelyacht. Beim von Bordgehen falle ich in´s Wasser (zuviel Sundowner?). 17.04.07 Dienstag: Wir liegen wieder in unserer Marina Coral-Cove. Neben uns Isolde und Rudi aus Düsseldorf, die uns später berichten, wie sie in Venezuela überfallen und beschossen wurden. Eine dramatische und schlimme Geschichte, die auch verfilmt und erst vor einigen Wochen im deutschen Fernsehen gezeigt wurde. 18.04.07 Mittwoch: Wir treffen abends wieder viele nette Segler und tauschen Erfahrungen aus. Die meisten gehen jetzt, wie wir, mit ihren Schiffen an Land und fliegen für ein halbes Jahr nach Deutschland.
Echse auf Testigo Grande Mia und Grabiela im Durchbruch "Tschüs" Hausaltar der Fischer ATAIR vor der Insel Iguana
Auf dem Weg ins Mia beim Besteigen des Bootes am
Paradies ? Playa Real
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Südseegeschichten
Wenn Fahrtensegler zusammenkommen, dann wird viel erzählt, Wahres und Unwahres. Hier sind zwei Geschichten von Werner und Waltraud, die die Welt viele Jahre lang umrundet haben und dabei auch in die Südsee kamen, z. B. nach Tonga:
Waltraud erzählt:
" Als wir nach Tonga kamen, durften wir in der Bucht vor dem Königspalast ankern. Ihr wißt schon, das war der weltberühmte dicke König mit seinen traditionell guten Beziehungen zu Deutschland. Eines Nachts wache ich auf und merke, daß mich da unten herum jemand küßt. Im Halbschlaf noch, sage ich zu Werner: "Du bist aber heute gut zu mir !" - Keine Antwort, sondern weiteres Küssen. Mit einem Auge blinzele ich ein wenig um mich und sehe Werner neben mir ruhig schlafen. Ich blinzele weiter und sehe zu meinen Füßen einen weiteren Kopf. Was ist das denn ? Hellwach schreie ich: "Weeeeeeerner !!!" Da flüchtet ein Mann aus unserem Boot und Werner hinterher. Der Mann ist aber schneller, springt ins Wasser und schwimmt an Land.
Entrüstet gehen wir am Morgen zur Polizei, um Anzeige zu erstatten. Der Polizeibeamte klappt ein dickes Anzeigenbuch auf und fragt: " Was ist denn nun passiert ?" Wir schildern unser Erlebnis und sind immer noch ganz aufgeregt. Der Beamte: " Hat denn der Bursche noch was anderes angestellt ?" - " Nein " - Da klappt er sein dickes Buch wieder zu und sagt: " Das ist kein Vergehen ! Das passiert bei uns alle Tage !"
Und wir sagen: Mädels, auf nach Tonga !
Werner erzählt:
"" Also, wir angeln ja während des Fahrens. Als wir Richtung Salomon-Inseln unterwegs sind und schon dicht vor dem Zielhafen, fangen wir einen großen Thunfisch. Der war so groß und der zappelte so stark, daß wir ihn gar nicht an Bord bekamen. Wir wußten uns keinen Rat. Schließlich holte ich meine Pistole und erschoß den Thunfisch. Nun konnten wir ihn an Bord hieven.
Kurz darauf erreichen wir den Zielhafen und ein Zollbeamter kommt an Bord. Die üblichen Fragen: "Schnaps an Bord ?"-"Ja" , "Zigaretten an Bord ?" - "Ja", "Waffen an Bord ?" - "Nein". Dann sieht er den Thunfisch und ist begeistert. "Kann ich den Kopf davon haben ?" Wir trennen den Kopf ab und schenken ihm diesen. Überglücklich zieht er ab. Am nächsten Tag ist er wieder da. "Ihr habt keine Waffen an Bord ?" - "Nein" - "Wie ist es dann möglich, daß ich in dem Thunfischkopf eine Pistolenkugel finde ?" Wir sind platt und wissen nicht was wir sagen sollen. Aber der Zöllner ist gnädig und läßt uns ziehen, weil der Fischkopf so gut geschmeckt hat.""
Und wir sagen: Tequila auf die Kiemen ist genauso gut wie erschießen.
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Unter den vielen Problemen eines Fahrtenseglers ist die Versorgung mit ordentlichem Brot nicht das geringste. Die aus Deutschland mitgebrachten Brotbackmischungen gehen nun zur Neige, und deshalb sind wir Isolde aus Düsseldorf dankbar, daß sie uns ihr Brotbackrezept überlassen hat.
1 kg Mehl (Weizen oder Roggen/Weizen 50/50 gemischt)
650 ml Wasser
2 Päckchen Trockenhefe = 5 TL Trockenhefe
3 1/2 gestrichene Teelöffel Salz
1/2 Teelöffel Zucker
1 Teelöffel Öl
Alles in einer Schüssel zusammengeben und 10 Minuten kneten. Dann eine 3/4 Stunde gehen lassen. Mit bemehlten Händen wieder durchkneten und in zwei Kastenbackformen füllen. 1/2 Stunde gehen lassen. Dann im vorgeheizten Ofen eine 3/4 Stunde backen. Dann die Brote in der Kastenform umdrehen und nochmals 30 Min. backen.
Wir haben uns davon überzeugt: Das Brot schmeckt vorzüglich ! Probiert es aus !
23. April 2007 - 29. April 2007
Törn: Chaguaramas - Scotland Bay und zurück
Strecke: 20 sm
Crew: Mia und Wolfram
Endlich wieder ausspannen in der Scotlandbay. Unbeschwert baden und in den Urwald schauen. Wir treffen Golda aus Guayana (32) und Rinaldo aus der Schweiz (67) wieder. Sie segeln nun schon 2 Jahre zusammen. Sie laden uns auf ihr wunderbares Boot "Aenea II" ein. Rinaldo hat ca 84000 Musiktitel auf seinem PC. So veranstalten wir ein Wunschkonzert mit den alten Schnulzen aus den 50er und 60er Jahren. Beim Gegenbesuch servieren wir Sauerkraut mit etwas Kokosmilch verfeinert. Golda ißt das zum ersten Mal in ihrem Leben und hört gar nicht auf zu essen. So gut schmeckt es ihr. Und nun kann sie auch das Wort "Sauerkraut" akzentfrei aussprechen. Die beiden wollen in den nächsten Monaten nach Gambia in Westafrika segeln. Ein schwieriger Törn, da Strom und Wind hauptsächlich gegenan stehen.
An einem der erholsamen Tage ist es dann soweit. Der erste tropische Regenguß geht nieder. Wolfram steht die ganze Zeit auf dem Vordeck und läßt das erfrischende Naß über sich rieseln. Für innere Kühlung sorgt das Caribe-Bier. Auch die Brüllaffen und Papageien sind wie aus dem Häuschen.
Jeden Morgen und Abend findet sich ein Schwalbenpärchen ein und macht Anstalten im Baum auf unserer ATAIR zu nisten. Wir brauchen keinen Wecker - morgens um sechs sind sie da und zwitschern fröhlich vor sich hin. Dann müssen wir doch mal weitersegeln, denn sonst wissen wir nicht, was wir mit den Schwalben machen sollen. Wir segeln bei Windstärke 5 vor Trinidad ab, probieren die Windsteueranlage aus und legen beim letzten Büchsenlicht neben Isolde und Rudi in der Marina Coral Cove an. Arbeitsame Tage werden folgen: Rost klopfen, Streichen, Ölwechsel bei Motor und Getriebe, Batterien nachfüllen, Leinen waschen, Segel bergen und verstauen, Wartung Außenborder usw. usw.
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9. Mai 2007
Ein aufregender Tag ! Nach tagelangen Vorbereitungen und Wartung und Instandhaltung wird die ATAIR an Land gebracht. Hier nennt man das "haul out". Um 8 Uhr sind wir an der Tankstelle, um den Tank zu füllen (wegen Vermeidung von Kondenswasser). Um 9 Uhr fahren wir in die haul- out-box von Coral Cove. Die Mannschaft ist pünktlich zur Stelle. Einer von ihnen taucht sogar unters Boot, um die Hebegurte richtig zu verlegen. Dann müssen wir aber nochmal raus und das Schiff um 180° drehen. Dann soll es in den Travellift passen. Schließlich wird die ATAIR angehoben. Alles sieht bestens aus, und wir werfen einen ersten Blick auf unser "Korallenriff". Der Bewuchs unter Wasser ist ganz schön mächtig. Da findet sich alles: Seepocken, Korallen in verschiedenen Farben, kleine Krebse und seltsame 10 cm lange schwarze, schleimige Tiere. Mia tippt auf Seegurken. Es ist ein richtiges Biotop. Nachts hatten wir uns schon über das dauernde Knistern im Schiff gewundert. Das kommt von dem Bewuchs. Die Tierchen schaffen wie wild an ihren Häuschen, und das knistert. - Der Travellift kommt ins Stocken. Der Radarmast ist im Wege und muß demontiert werden. Mit vier Mann schaffen wir es das schwere Ding umzulegen. Dann wird 2 Stunden lang der Bewuchs abgeschabt und abgespritzt. Wir bekommen einen günstigen Platz in der Nähe des Bürogebäudes, der Nachtwache, des kleinen swimmingpools und der sanitären Anlagen. Strom und Wasser werden uns beigezogen. So können wir die Tage bis zu unserem Abflug einigermaßen komfortabel auf dem Schiff wohnen. Etwas beschwerlich ist die 3 Meter lange Leiter, die man erklimmen muß, um an Deck zu kommen und natürlich auch hinunter.
16. November 2007 - 24. November 2007
Chaguaramas/Trinidad, Coral Cove
Wir sind wieder in luftiger Höhe auf der ATAIR eingezogen. In der Nacht kamen wir mit einem Taxi von Jesse James (so heißt der wirklich !) in der Marina Coral Cove an - und fanden unser Boot nicht. Das war kein Wunder, denn nun erstrahlt die ATAIR in dunklem Flagblue und war deshalb zwischen den anderen Booten zunächst nicht auszumachen. Eine Leiter fehlte auch. Kurzerhand nahmen wir eine von einem anderen Boot. Da erschien jedoch schon der entsprechende kanadische Einhandsegler auf Deck und reklamierte seine fehlende Leiter. Wie sollte er hinunterkommen ? Kein Problem - Leiter wieder angestellt. Er half uns dann rührend beim Hochhieven des Gepäcks - barfuß auf dem messerscharfen Split am Boden. Morgens 8:00 h stand Nigel schon auf der Matte und wollte über die getane Arbeit gelobt werden. Natürlich wollte er auch etwas Geld abholen,. um nun den Unterwasseranstrich in Angriff nehmen zu können. Nigel Barker hat unser Boot von oben bis unten neu gestrichen. Und es sieht toll aus.
Wir sind erst mal froh, daß sich im Schiff kein Schimmel gebildet und keine Cucarachas eingefunden haben. Wir nehmen nach und nach die Systeme in Betrieb. Und was geht da alles nicht ! Es ist unglaublich wie allein vom "an Land stehen" alles kaputt geht: Autopilot, Radar, Hecklicht, Generator um nur Einiges zu nennen. Später findet sich auch noch Kühlwasser vom Motor in der Bilge. Also an die Arbeit. Das ist aber leichter gesagt als getan. Immer wieder heftige Regengüsse und Temperaturen um die 37° C hindern uns. Glücklicherweise gibt es das mittwöchliche Barbecue in der Wheel-Bar (Tropical Marina ) noch. Wir treffen alte Bekannte: Andreas vom TO-Club, Reiner,der in einen Freudentaumel ausbricht, weil wir ihm Schwarzwälder Schinken und Vollkornbrot mitgebracht haben, Jan, der nun eine Arbeit bei einer deutschen Baufirma hat, Peter,der immer noch im Scheidungsprozeß hängt, Steffen, der schon auf St. Maarten sein wollte und schließlich überraschenderweise Golda und Rinaldo, die wir in Westafrika wähnten. Sie waren von Martinique aus gestartet und segelten 43 Tage. Immer gegenan. Manchmal waren sie wegen der starken Strömung am nächsten Tag dort, wo sie zuvor schon waren. Sie kamen einfach nicht weiter nach Osten. Dann hatten sie sich beim Dieselverbrauch verrechnet und der Motor lief auch nicht mehr. Mit Müh und Not erreichten sie Brasilien. Dort konnten die gebrochenen Wanten repariert werden. Und nun sind sie wieder hier.
Neu lernen wir Hans von der Mariposa und Tommy von der Tiger Lily kennen. Auf die Frage, wo es am schönsten in der Karibik sei, schwärmt Hans von der Rumbar in Porlamar. Die wollen wir dann später überprüfen. Beide warnen eindringlich davor EC-karte oder Kreditkarte in Venezuela zu benutzen. Sogar die Banken sind nicht sicher. Hans hat in einer Bank 2 x 10 000 € verloren. Tommy muß nach Grenada, bei dem Wetter kein Pappenstiel. Er fährt Charter und muß immer pünktlich sein.
Wir stellen fest,daß die Propellerwelle quietscht und wackelt. Das Lager ist ausgeschlagen. In vorbildlicherweise kommen Falco und Chon von Fa. Gittens (Tardieu Marina) und bauen in 2 Tagen Arbeit die Welle aus, ein neues Lager ein und montieren wieder alles zusammen. Später, als wir im Wasser sind, kommt Falco nochmal vorbei, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.
Inzwischen haben Nigel und seine Helfer den Unterwasseranstrich fertig. Wolfram montiert die Opferanoden. Auch ein halber Tag Arbeit, weil alles paßgenau zugeschnitten werden muß. Schließlich kommt noch der Schriftenmacher. Mias Wahl fällt auf eine goldene Schrift. Und so geschieht es, daß wir den Namen und den Heimathafen in leuchtendem Blattgold auf dunkelblauem Grund bewundern können.
Am 8.11. vertrauen wir uns wieder Jesse James mit seinem Taxiunternehmen an. Diesmal ist es eine Gruppenfahrt in einen vornehmlich von Hindus bewohnten Ort. Heute ist "Divali". Lichterfest, so etwas wie bei uns Weihnachten und Neujahr zusammen. Zunächst werden wir in einen eisgekühlten Tempel gesetzt und befürchten schon das Schlimmste. Aber nein: nach einer kurzen Einführung in den Sinn des Divali, die wir nicht wegen des seltsamen Englisch verstehen, gibt es Tempeltänze von hübschen Mädchen und eine 3 köpfige Trommlergruppe, die uns fast die Ohren abreißt. Das Finale führt dann alle in einem anmutigen Tanzkrach zusammen. Auch die europäischen Kinder von den Yachties tanzen mit, wirken aber etwas steif.
Nebenan gibts dann ein traditionelles vegetarisches Mahl, auf Bananenblättern serviert. Verschiedene Curries und Dinge, deren Namen wir uns nicht merken konnten, aber köstlich waren. Anschließend schlendern wir durch die Straßen. Alle Häuser sind mit Lichtern geschmückt, hauptsächlich mit kleinen Keramikschalen in denen Kokosöl über einen Docht verbrannt wird. Die Leute kommen auf uns zu und schenken uns kleine Süßigkeiten. Es ist eine ganz friedliche Atmosphäre und niemand denkt hier an Kriminalität. Auch der sonst in Port of Spain so übliche Abfall und Schmutz fehlt hier völlig. Wir bekommen ein neues Bild von Trinidad, wenigstens in diesem Teil des Landes. Alkoholfrei ist dieses Fest. Schließlich ist aber doch noch ein kleiner Supermarkt geöffnet, in dem wir ein Bier erstehen können. Der Besitzer sitzt vor der Tür und erzählt uns gleich, daß er pensionierter Arzt ist und in London studiert hat. In Deutschland war er auch schon. Nun betreibt er dieses Lädchen zusammen mit seiner Frau.
16.11.2007. Der große Tag ! Chon und seine Crew bringen die ATAIR zu Wasser. Überall stehen Leute und fotografieren die schmucke ATAIR in
ihrem neuen Kleid. Auch der Schriftenmacher stürzt aus seinem Container und macht Fotos. Wir sind wahrscheinlich die ersten Kunden, die Blattgold gewählt haben, und nun kann er die Fotos gut für weitere Verkäufe gebrauchen. Natürlich mußte erst wieder der Radarmast abgebaut und vor dem Startbecken wieder aufgebaut werden. Alles geht reibungslos. Chon´s Leute machen sich schon auf den Weg ins Wochenende. Wolfram schreitet souverän zum Steuerstand und läßt den Motor an. Ein müdes Gurgeln ist die Antwort. Die Starterbatterie macht schlapp. Es werden die Verbraucherbatterien dazugeschaltet. Auch das hilft nicht. Chon wird durch Pfeifen und Winken wieder zurückgeholt. Er schließt unser Landstromkabel an eine Steckdose an. Nichts. Wir richten uns auf ein Wochenende in der Startbox ein. Da merken wir, daß die Jungs die Leinen am Beckenrand festgemacht haben. Da kommen wir nicht dran. Sollen wir ein Wochenende wie in einem Gefängnis hausen? Chon, gerade noch sichtbar, wird wieder zurückgerufen. Wolfram macht einen weiteren Startversuch. Und da hat das Schicksal ein Einsehen. Der Motor springt an. Chon wirft die Stromschot und die anderen Leinen beschwingt an Bord. Heftiges Winken. Danke und schönes Wochende. Wie entfesselt dampft die ATAIR in die Bucht, und wir fahren ein paar Runden, bevor wir am Steg in Coral Cove festmachen.
Am 18.11. ist Holger (Freyja) wieder da und es gibt ein fröhliches Wiedersehen an Bord der ATAIR. Antje muß leider wieder arbeiten, und so bleibt er beim Schleifen und Streichen des Unterwasserschiffes allein. Tagelang sah er ganz grün aus.
Als wir am 24.11. ablegen und in die Scotland Bay verholen, steht Holger am Ufer und winkt uns lange nach. Wann werden wir uns wieder sehen ? So ist das bei den Seglern. Eben hatte wir noch gemeinsame Abende mit vielen Gesprächen und Gedankenaustausch ( und manchem Bierchen ). Und dann sind wir wieder in alle Winde zerstreut. Irgendwo treffen wir uns wieder. Da sind wir uns jedesmal sicher. Wir denken an den Spruch von Gaspar auf Porto Santo: Das erste Treffen ist das schönste, danach reden wir dann hauptsächlich über Probleme und Krankheiten.
In der Scotland Bay ist alles so schön wie immer. Brüllaffen und Papageien lassen sich lautstark hören, man kann baden und nochmal vor dem großen Schlag nach Isla Margarita ausruhen. Werden wir auf Piraten treffen ? Sind wir darauf vorbereitet ? Funktionieren alle Systeme ? Bis aufs Radar, ja. Nachts gibt es viele Schauer.
24. November 2007 - 29. November 2007
Törn: Chaguaramas - Scotlandbay - Porlamar/Isla Margarita (Venezuela), 26. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR
Strecke: 141 sm
Crew: Mia und Wolfram
Mia opfert ihren Geburtstag für diesen Törn ! Ganz vorbildlich ! Um 12:40 Anker auf in Scotland Bay. Wir machen uns gleich daran möglichst weit von der Küste wegzukommen. Denn es heißt, daß die Piraten besonders in der Nähe der venezolanischen Küste tätig sind. Wind, Strömung und Wellen sind alle auf unserer Seite. Wir machen 6-7 kn Fahrt. Nachts hilft uns der "fast noch Vollmond". Es geht alles gut. In etwa 10 sm Entfernung in der Nähe der Küste, sehen wir ab und zu ein Boot. Unsere Taktik bewährt sich. - Später erfahren wir, daß zwei Yachten, die im Konvoi in der Nähe der Küste fuhren, am 1.12. bewaffnet überfallen worden sind. Mit viel Glück und Mut konnten sie den Angriff zurückschlagen. Niemand wurde trotz der Schüsse verletzt. (Der Bericht steht unter www.transocean-org.de ). Um 6:00 Uhr sehen wir das Leuchtfeuer von Isla Margarita und um 9:00 Uhr laufen wir in die Bucht von Porlamar ein. 9:15 Uhr Anker fallen, natürlich unter Schauern. Die 141 sm haben wir in 20 Std geschafft. Das ist ein Durchschitt von 7 kn !
Das Einklarieren geht hier über Juan. Juan betreibt einen Dinghi-Steg, und man kann bei ihm die Papiere abgeben, möglichst vormittags. Um 15:30 Uhr müssen dann die skipper zur Guardia Nacional. Wir werden die 100 m mit dem klapprigen Auto eines weiteren Desperganten gefahren. Dort müssen wir einen Fingerabdruck auf einem Papier hinterlassen und unterschreiben. Dann werden wir wieder zurückgefahren und dürfen um 17:30 Uhr die Papiere gegen Zahlung von 210 000,00 Bolivares (offizieller Umtauschkurs ca. 3000 Bs = 1 €, Schwarzmarkt: 6300 Bs = 1 €) bei Juan abholen. Man ist also den ganzen Tag beschäftigt. Das Ausklarieren läuft übrigens ähnlich, kostet aber "nur 90 000,00 Bs. und ebenfalls 1 Tag. Bei Juan in der Barracke ist es tiefgekühlt. Er spielt den ganzen Tag klassische Musik aus einer schier endlosen Platten- und CD-Bibliothek. Die Trennwand zum kioskartigen Laden, in dem man eine schmale Auswahl von Lebensmitteln und Getränke findet, besteht aus einem riesigen Bücherregal. Das ist angefüllt mit Büchern aller Sprachen. Segler lassen ihre Bücher hier und nehmen sich andere mit. Der Dinghisteg ist ständig bewacht, denn Porlamar gilt als Eldorado für Dinghi- und Außenborderklau. Während unseres 4 tägigen Aufenthaltes in der Bucht wurden 2 Dinghis mit Außenborder "entführt". Wichtig ist, nachts alles an Bord zu nehmen.
Wir wundern uns über einen Tuckerkahn, der nachts und frühmorgens zwischen den Yachten hin und her fährt und irgendwas ablädt. Wir lernen Miguel kennen, der sozusagen die Versorgung der Boote mit allem Notwendigen übernimmt. Dazu gehört Diesel und Wasser. Es ist verboten Ausländern Diesel zu geben. Es gibt auch keine Tankstelle, wo man anlegen könnte. Damit brach Miguels traditionelles Geschäft zusammen. Nun macht er aber nachts weiter und bringt den tags zuvor bestellten Diesel. Wir tanken auch 120 l nach (400 Bs/l). Rechne das mal in € um. Der Diesel wird mit Handpumpe rübergepumpt und der "Tankwart" zählt die Pumpenhübe. Als die Sonne aufgeht, verschwindet Miguel zwischen den Ankerliegern.
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Der Utz
Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten, die wir bisher kennengelernt haben, ist der Utz. Schon auf Trinidad haben wir von ihm gehört. Er ist eine lebende Legende. Viermal hat er die Welt einhand umsegelt, wovon die vier von Seelöwen stammenden Zähne erzählen, die er als Halsband trägt. Er stammt aus Bremen und war Zeit seines Lebens Seemann und hat in 54 Jahren nur eine Woche an Land geschlafen, als er mal schwer krank war. Ohne weitere Ausbildung hat er es sogar zum Kapitän gebracht. Seine hellen, klaren blauen Augen spiegeln Meer und Himmel wieder und sind hellwach. Er ist nun 76 Jahre alt und mittlerweile ein dürres Männle, aber erzählen kann er, lebendig und spannend: Wie er einmal durchgekentert ist mit seiner Colin Archer, weil er einen Moment nicht aufgepaßt hat und ein Wölkchen unterschätzt hat. Er hat nie ein Buch geschrieben, wie der Erdmann oder der Bobby Schenk. Das ist nicht seine Sache. Er ist mehr ein Mann der Praxis. Und wenn Du ihn über eine Wolke fragst, kann er Dir genau die Bedeutung für Wind und Welle erklären. Jetzt will er sein Boot verkaufen. Er sagt: Es ist genug. Nun ja, auf Isla Margarita läßt sich auch ohne Boot gut leben. Aber wir glauben, der Verkauf wird ihm das Herz brechen. Fare well Utz. Vielleicht kommen wir entgegen aller Voraussagen doch nochmal nach Isla Margarita. Dann würden wir uns freuen, Dich wiederzusehen.
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Porlamar ist eine einzige shopping-Meile. Mia und ich schlendern durch die Straßen. Sie sind voll mit Straßenhändlern und festen Läden. Gerade zur Weihnachtszeit kommen viele Venezolaner vom Festland herrüber, um zollfrei einzukaufen. Da gibt es Ramsch aber auch Qualität. Wir entscheiden uns dann auch für ein qualitätsstabiles Produkt - Rum.
Der Plaza Bolivar darf nicht mit Miniröcken oder/und freien Schultern betreten werden. Streng verboten. Kritisch betrachtet Wolfram Mia. Sie dürfte eigentlich nicht den Platz betreten. In Südamerika wird jedoch manches nicht so heiß gegessen, wie es auf den Schildern steht. So können wir die Krippenlandschaft bewundern, die gerade aufgebaut wird. Sie ist von einem 2,50 m hohen Zaun umgeben. Klauen scheint nicht verboten zu sein.
Wir haben uns entschlossen unsere Verbrauchsbatterien auszutauschen, denn sie waren nicht mehr aufladbar. Wahrscheinlich mit mehreren Kurzschlüssen in den Kammern. Bei Venasca könnten wir 4 dicke wartungsfreie Batterien bekommen. Für 8 600 000,- Bs. Aber es ist nur eine da. Alle Versprechungen, die restlichen drei herbeizuschaffen, sind ohne Basis. Wir suchen andere Quellen, z.B. bei den Fischern. Da gibt es auch nur 1 große. Letzendlich hilft Miguel. Wir fahren mit einem klapprigen Jeep durch die Stadt und werden fündig. Für 1,8 Mio Bs bekommen wir 4 große Batterien, allerdings nicht wartungsfrei. Auf dem Rückweg müssen wir noch irgendwo Gasflaschen abgeben. Mittlerweile sitzen Renate und Dieter schon vor Juans Barracke und warten sehnsüchtig auf Wolfram, um an Bord der ATAIR zu kommen. Miguel und seine Leute helfen beim Einbau der neuen Batterien und entsorgen die alten ( Die werden bei Fischerbooten als Ballast in der Bilge mitgenommen, damit die openair - Boote etwas stabiler sind ). Das ganze stellt sich mal wieder schwieriger als erwartet heraus, denn die neuen passen um wenige mm nicht in die Kästen. Schließlich wird alles durch Ideenreichtum und Flexibilität geregelt.
Abends dinghien wir an Land. Dieters Vertrauen in den Außenborder wird schwer erschüttert. Denn dieser versagt seinen Dienst, als wir von der Marina Juan zur Rumbabar wollen. Schließlich schleppen uns freundliche Spanier ab. Auch die Rückreise zur ATAIR findet per Schlepp durch einen Belgier statt. Nun ist Dieter von der Hilfsbereitschaft der Segler untereinander beeindruckt !
Die Rumbabar, die von Hans in Trinidad so empfohlen wurde, lassen wir schnell hinter uns. Auch wenn das Bier und die Drinks unglaublich billig sind, ist es doch eine ausgesprochene Schmuddelbar.Wir kehren bei einem Galizier namens Ernesto ein, der sich eine Churuata hat bauen lassen und darin mit seiner kolumbianischen Frau ein Restaurant betreibt. Die gegrillten Meeresfrüchte schmecken vorzüglich. Ernesto flattert zwischen den Tischen hin und her und verbreitet gute Laune. Ob er wohl ein bischen drogadito ist ? Er ist mehrmals zwischen Spanien und hier, hin und her gereist. Nun bleibt er hier. Mit der Churuata habe ich mir meinen Sarg gebaut, sagt er und will wohl ausdrücken, daß er von hier nicht mehr fortgeht. (Churuata ist eine große runde Hütte, deren Gestell kunstvoll aus Eisenholz gefertigt ist. Mit Palmenblättern wird sie gedeckt. Man kann wunderbar kühl darin sitzen, liegen, tanzen und so vieles mehr).
30. November 2007 - 06. Dezember 2007
Törn: Porlamar/Isla Margarita - Tortuga - Cayo Herradura - Los Roques (Venezuela), 27. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR
Strecke: 203 sm
Crew: Renate, Mia, Dieter
Renate und Dieter sind ja nun schon an Bord und konnten von dem Wohl und Wehe eines Seglers schon einiges hautnah miterleben. Bevor wir ablegen, muß eingekauft werden. Denn bis Los Roques gibt es nichts mehr. Also auf zum Supermarkt. Dieter übernimmt den Wagen. Wie wir schon wissen gibt es Milch (auch Trockenmilch) und Zucker nicht. Nun kommen noch Toilettenpapier und Eier dazu. Für venezolanische Verhältnisse ist die nationale Fleischqualität unter aller Kanone. Venezuela importiert daher Fleisch aus Argentinien. Was für ein Unsinn ! Vor Jahren konnte man hier noch die zartesten Steaks von Rindern aus dem Orinokobecken genießen. Ist das der Sozialismus von Herrn Chavez ? Da kann man schon etwas prophezeien: Wenn´s dem Venezolaner an Essen und Trinken geht, ist Chavez´ Zeit als Präsident sehr begrenzt.
Bier gibt es noch. Jedoch nur bis 18 Uhr. Dann wird das Gesetz der Trockenheit wirksam. Die nächsten 2 Tage darf öffentlich kein Alkohol ausgeschenkt oder verkauft werden. Am 2.12. ist nämlich die Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz von Herrn Chavez. Er möchte bis Lebensende immer wieder gewählt werden können. Die Frage ist Si oder No. Man sieht nur das Si der Chavinisten in den Straßen. Ein Taxi sehen wir mit NO. Der muß einen Schutzengel für seine Reifen haben.
Wir stehen im Supermarkt und überlegen was noch fehlt. Da wird mit schneller Hand durch eine Seitentür ein Einkaufswagen voll mit Trockenmilchpaketen in den Verkaufsraum geschoben. Mit lautem Aufschrei stürzen sich die Umstehenden auf den Wagen und reißen die Milchpakete heraus. Eine Frau hat drei erwischt. Als sie uns so entgeistert da stehen sieht, bietet sie uns eines der Pakete an. Das ist weihnachtliche Nächstenliebe. Inzwischen erfüllt ein lautes hochfrequentes Summen den riesigen Supermarkt. Die Milchnachricht hat sich herumgesprochen und alle, die laufen können, finden sich an der Seitentür ein. Noch einmal gibt es einen gefüllten Einkaufswagen. Blitzschnell ist er leer und die Gewinner strahlen vor Freude. Diese Szenen werden wir nicht vergessen.
Lieber Herr Chavez: Anstatt Ihre mehrstündigen Märchenerzählungen am Wochenende per Fernsehen zu verbreiten, sollten Sie mal die Auswirkungen Ihres bolivarischen Sozialismus in einem Supermarkt kennenlernen. Oder einfach mal auf die Straße gehen und mit Ihrem Volk reden. Das wirds Ihnen aber möglicherweise übermorgen schon selbst sagen, nämlich mit NO .
Am 30.11. um 16 Uhr starten wir Richtung Isla Tortuga. Es gibt eine Nachtfahrt. Die erste für Renate und Dieter.
Renate und Dieter sitzen noch lange auf dem Vordeck und beobachten den wunderbaren Sonnenuntergang. Wir beginnen die Durchfahrt zwischen Isla Margarita und den Inseln Coche und Cubagua. Es ist eine ruhige Nacht. 3,5 Bft verleiten uns die Genua zu setzen, doch wenig später am Westende (Pta Arenas) der Isla Margarita kommt der Wind völlig zum Erliegen. Wir holen die Genua wieder ein und bewundern den sich über uns wölbenden Sternenhimmel. Später geht der Halbmond auf.
Um 5:30 Uhr sichten wir das Ostfeuer der Isla Tortuga. Nachdem wir die gefährlichen Riffs passiert haben, fällt unser Anker um 8:10 Uhr in der Bucht von Pta Delgada. Renate und Dieter erkunden die Insel. Viel gibt es nicht zu sehen. Vielleicht die Privatflieger, die auf dem Feldflugplatz ihre Landeübungen machen. Aber sonst ist es wieder so ein Flecken, an dem man jederzeit damit rechnet, daß John Wayne um die Ecke kommt. Die üblichen zusammengezimmerten Fischerbaracken gibt es auch. Alles ist in der Mittagssonne in Schlaf gefallen. Renate und Dieter kehren dann auch bald zur ATAIR zurück. Denn da gibt es wenigstens was zu trinken.
Am 2.12. brechen wir um 10:15 Uhr auf. Kurs auf Cayo Herradura. Das sind nur 6 sm. Wir versuchen es mal wieder mit der Genua und können tatsächlich 2 Stunden lang segeln. Um 12:00 Uhr meldet sich das Log. Mia und Wolfram sind zu diesem Zeitpunkt 7000 sm zusammen mit der ATAIR gesegelt. Der Klabautermann bekommt natürlich auch von dem fälligen Drink was ab. Um 13:15 Uhr Anker fallen in Cayo Herradura. Dieses ist ein hufeisenförmiges Korallenriff. Eine traumhafte Bucht, die Renate und Dieter umgehend ins Wasser treibt, um zu sehen, was es an Land so gibt.
Plötzlich kommt ein Dinghi längsseits. Es sind Richard und Angela, die wir im April schon auf Los Testigos trafen. Das Hallo ist groß. Diesmal haben sie auch ihren Sohn dabei, der in Australien lebt.
Von Nadja erfahren wir über unser inmarsat-C email, daß die Venezolaner ihren Präsidenten mit einem NO abgefertigt haben. Na also, es geht doch. Auch wenns nur knapp war.
Als wir am 3.12. Cayo Herradura um 15:15 Uhr verlassen, weht ein schwacher Wind aus Nord. Nun kann Wolfram auch erzählen, daß in Cayo Herradura Isolde und Rudi von venezolanischen Drogenfahndern überfallen wurden und nur mit viel Glück niemand bei der Schießerei verletzt wurde. Die Geschichte wurde neuerdings auch vom WDR als Fernsehfilm gebracht.
Mit Kurs 303° steuern wir auf Los Roques zu. In der Nacht fährt ein holländischer Cat 2-3 sm hinter uns. Ein Kreuzfahrschiff passiert. Danach können wir wieder den Sternenhimmel mit einigen Sternschnuppen betrachten. Um 3:00 Uhr sehen wir das Leuchtfeuer von La Orchilla, einer vom venezolanischen Militär besetzten Insel. Um 5:00 Uhr kommt das Feuer von Sebastopol auf Los Roques in Sicht. Wir sind mal wieder zu schnell und müssen vor der Einfahrt hinter das Riff eineinhalb Stunden abwarten, bis es hell wird. Nun ist der Cat heran und fährt vor uns durch die schmale Einfahrt. Wir können jedoch die Untiefen nicht gut sehen und so fahren wir wieder vor das Riff und außen herum nach Gran Roque. An verschiedenen Wracks vorbei erreichen wir um 11:00 Uhr die Bucht vor Gran Roque und finden auch einen guten Ankerplatz.
Als wir mit dem Dhingi an Land gehen, ist schon seit Stunden der Strom ausgefallen.Es gibt verschiedene kleine Lebensmittelläden, eine ordentliche Bäckerei und einen gut sortierten Alkoholladen. Die Metzgerei hat wegen Stromausfall kein genießbares Fleisch mehr. Zunächst muß jedoch wieder einklariert werden. Es sind in dieser Reihenfolge Guarda Costera, Imparques (Nationalparkverwaltung), Guardia Nacional und Büro Flughafen zu durchlaufen. Im wahrsten Sinne des Wortes: laufen, denn zwischen den einzelnen Stellen sind jeweils 500 m zurückzulegen. Am Schluß hat man ein Papier mit vielen Stempeln drauf und den Ort von West nach Ost vollständig durchquert. Immerhin muß man bei 2 Tagen Transit nichts bezahlen. Wenn man länger bleiben will, sind 100 US $ fällig. Nachdem Wolfram die schweißtreibende Tour hinter sich hat und die anderen den Ort nach Einkaufsmöglichkeiten durchsucht haben, lassen wir uns in einer Gaststätte nieder. Der Wirt verfügt über einen Generator und kann deshalb kalte Getränke und Essen anbieten. Um 18 Uhr kommt der Strom wieder, um nach 15 Minuten erneut auszufallen. Die Ventilatoren an der Decke kommen zum Stehen und schon sind unsere lieben kleinen Mosquitofreunde da, um uns zu quälen. Schließlich erbarmt sich die Elektrizitätsgesellschaft und läßt die Ventilatoren laufen.
Gran Roque bestand bei Wolframs letztem Besuch ( 1992 ) aus wenigen Hütten. Unterkunft und Essen gab es nur von privat. Es war alles sehr beschaulich und naturbelassen. Heute ist Gran Roque ein großer Ort mit Restaurants, Läden, Bank und Disco. Nur der Flughafen ist noch so behelfsmäßig wie damals.
Am 5.12. machen wir einen Ausflug zu der Insel Vapor. Hier war damals ein ausgedehntes Korallenriff im sogenannten "Pool" hinter dem Außenriff. Weil wir der Einfahrt zwischen den Riffs nicht trauen, ankern wir und setzen mit dem Dinghi an Land. In dem Pool sind nur noch Korallentrümmer zu sehen, alles zerstört bzw. eingegangen. Renate und Dieter finden noch ein paar schöne Fische hinter dem Außenriff. Die Strömung ist recht stark, und so geben wir bald auf und kehren zur ATAIR zurück.
Am 6.12. um 8:00 Uhr gehen Renate und Dieter von Bord. Entgegen Dieters Erwartungen hält der Außenborder durch, und wir legen zügig am Dinghi-Pier des Flughafens an. Wo kann man das schon auf der Welt! Ca. 50 Pelikane sind zur Verabschiedung erschienen und führen ihre Flugkünste vor. Den "Check in" bewältigt eine Dame, die sich auf dem Boden niederläßt und mit einer Liste und handy bewaffnet, alles im Griff hat. Alles klappt vorzüglich und auch der Flieger ist pünktlich. Eine letzte Umarmung, ein letztes Küßchen, eine gegenseitige Versicherung: eine Woche war viel zu wenig und in Deutschland sehen wir uns wieder - dann hebt der Flieger schon ab und hat auch Renates Koffer mitgenommen, der als letzter auf dem Flugfeld stand.
Mia hat schon die ATAIR klar gemacht, sodaß wir um 12:30 Uhr Kurs auf Carenero nehmen können.
06. Dezember 2007 - 15. Dezember 2007
Törn: Los Roques - Carenero - Cayo de Agua - Barlovento/Las Aves - Sotovento/Las Aves - Bonaire,28. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR
Strecke: 115 sm
Crew: Mia und Wolfram
Bis Carenero sind es nur 11,5 sm. Das reicht aber aus, daß Wolfram sich zwischen den Inselchen verfährt. Wieder keinen Wegepunkt eingegeben, was? Mia muß erst mit einer Ortsbestimmung klären, wo wir sind. So läßt sich dann auch schließlich die perfekte Ankerbucht Felipe/Carenero finden. Ein Franzose und eine Motoryacht sind schon da. Wenig später kommen 3 Fischer vorbei und verlangen ein wenig agressiv nach Rum. Naja, das kann man so als eine Art Liegegebühr verstehen. Kostet auch nur 2,50 € die Flasche. Besser so, als überfallen werden. Mit dem Versprechen morgen Fisch mitzubringen, ziehen sie ab. Natürlich wurde der Fisch nie geliefert.
Der Regen nimmt kein Ende. Schauer über Schauer mit Böen bis 8 Bft. Wir fangen mit unserem 1,5 qm Segeltuch 2,5 l Regenwasser in 5 Minuten auf. Die Bucht ist sehr gut geschützt und ein Kleinod, von Mangroven umsäumt - da kommt doch der Verdacht auf .......... ja, richtig: Da haben sich die stechenden Quälgeister versteckt und fallen des nachts über uns her. Niemand denkt mehr an die schöne Landschaft und an den romantischen Silbermond. Die Autan-, Off- und Nobite-Vorräte schwinden dahin.
Uns hält nichts mehr in Felipe. Am 8.12. fahren wir 7,8 sm nach Cayo de Agua. Vielleicht ist es dort besser mit den Mücken. Um 13:05 Uhr sind wir da und ankern vor dem herrlichen Strand. Weit und breit keine Mangroven, aber Palmen und Süßwasser. Wenn man in der Nähe der Palmen ein tiefes Loch gräbt, kann man Süßwasser schöpfen. Deswegen heißt der Platz schon seit altersher Cayo de Agua.
In der Nacht zum 9.12. vermutet Mia noch Altmücken aus Felipe an Bord. Jedenfalls sind sie wieder da. Morgens am 9.12. gehen wir an Land, um uns einwenig die Beine zu vertreten. Der Sand ist teilweise knietief. Es ist heiß. Kaum Wind. Wolfram läuft zu den Wasserlöchern, um ein wenig nachzuempfinden, wie das damals die Seefahrer gemacht haben. Denn die konnten ja nicht in Gran Roque einkaufen. Wir baden noch am Boot. Das Wasser ist so klar, daß man ca. 15 m tief den Meeresboden mit Korallen sehen kann.
Die Nacht zum 10.12. übertrifft alles bisher dagewesene. Mosquitos überall. Offensichtlich sind es Neumücken, und die sind nicht von Mangroven abhängig. Kein Wind, kein Schauer und ein schöner Sternenhimmel. Autsch !
Bis 11.12. halten wir aus. Dann gehts nach Barlovento/Las Aves. Das sind nun ganz abgelegene Korallenriffe auf dem Weg nach Bonaire. Über Sto. Domingo tobt ein Tropensturm. Wir haben 2-3 m Schwell aus NE und 2,0 Bft Wind aus SE. Um 14:00 Uhr erreichen wir die erste Bucht auf Barlovento in der Nähe des Leuchtturms.
Die Nacht bringt es an den Tag. Keine Mücken. Überall an Land große Mangroven von Seevögeln besetzt. Aber keine Mücken ! Der Wind frischt auf 6 Bft auf.
Cayo de Agua
Später werden es 7,5 Bft. Die ATAIR zerrt mächtig am Anker. Dazu regnet es kräftig. Immer wieder ist Wolfram draußen, um zu schauen, ob der Anker hält, denn achtern drohen zwei Korallenriffe. Alles scheint gut zu gehen, obwohl sich die Position des GPS nach Westen verschiebt. Am Morgen stellen wir fest, daß die ATAIR ca. 50 m Richtung Korallenriffe geslipt ist. Es sind immer noch 50 m bis zum Riff. Der Anker scheint sich aber nun am Boden festgekrallt zu haben. Der Wind nimmt ab auf 5 Bft. Später erfahren wir, daß ein französischer Cat, an einer anderen Stelle dieser großartigen Rifflandschaft, von Wellen auf ein Riff gedrückt wurde und sank. Der Skipper konnte gerettet werden. Binnen 24 h war sämtliches Hab und Gut, sowie alle abschraubbaren Teile, vom Boot verschwunden.
Wir haben nach der mückenfreien Nacht richtig gute Laune. Da nähern sich mit lautem Rufen und "Amigo, Amigo" 3 junge Fischer mit ihrem Boot. Es sind Juan, Freddy und Aleksander von der Sandinsel. Sie wohnen dort für 2-3 Monate und fischen Langusten, die von einem größeren Boot nach Curacao gebracht werden. Da sie furchtbar frieren schenken wir Ihnen einige warme Sachen (auch den Woppmann-die Regenjacke von Günter) und Schuhe. Noch am selben Abend bringen sie uns Fisch. Der heißt Coro und hat eine Schlankheitskur durchlaufen. Aber er schmeckt vorzüglich. Die Seevögel kehren zu ihren Schlafplätzen auf den Mangrovenbäumen heim. Auf der Sandinsel sitzt am Westende einer der Fischer in roter Robe und betet die Sonne an. Zu guter Letzt gibt es noch einen touchdown der Sonne-mit dem berühmten grünen Blitz ! Da das auch in dem Film "Der Fluch der Karibik" vorkommt, müßten wir es eigentlich nicht erklären......... da nicht jeder in dem Film war: Bei einem klaren Untergang der Sonne ohne Wolken und Tanker, die sich gerade davorschieben, leuchtet das Meer in der Nähe der schon verschwundenen Sonne für Bruchteile einer Sekunde in einem unglaublich leuchtenden Smaragdgrün auf. Es ist ein seltenes Erlebnis...... überwältigend !
Die drei Fischer kommen am nächsten Tag wieder und bringen uns diesmal mehrere Pargo (Red Snapper). Eine Plane zum Abdichten ihrer Hütte, Zucker, Trockenmilch, Öl, Reis, Bier, schwarze Bohnen und Zigaretten sind die Tauschobjekte. Auch ein Fläschchen Rum darf nicht fehlen. Es ist eben Weihnachtszeit. Die Fische werden von Aleksander gereinigt und geschuppt. Ein Messer haben sie nicht dabei. Als Wolfram das eigene Fischmesser, welches lang, spitz und scharf ist, in den Kahn reicht, fallen ihm erst kurz danach alle Piratengeschichten auf einmal ein. Aleksander gibt das Messer artig zurück, legt es aber auf Deck - direkt in die Hand geben bringt Streit und Unglück !
Am nächsten Tag bringen sie uns zwei prächtige Langusten - schon fertig gekocht. Sie sind in heller Aufregung und erbitten das Fernglas von Wolfram. Am Horizont taucht ein Fischkutterchen auf. Es ist die "Bartemar" (rompe olas) , d.h. soviel wie "Wellenzerstörer". Nun sind sie ganz aus dem Häuschen, denn dieses Boot wird sie zur Isla Margarita zu ihren Familien bringen. Nach 3 Monaten Einsamkeit und eintönigem Essen und Trinken, dürfen sie Weihnachten bei ihren Familien feiern. Die drei sind aus derselben Familie - Brüder und Cousin. Am 7. Januar sind sie wieder auf ihrer einsamen Insel. Schnell ist noch die Geschichte über die Ruine am Ufer erzählt - sie ist noch aus spanischer Zeit. Das Kreuz davor ? Da liegt ihr Onkel, der bei einem Tauchgang an Herzversagen gestorben ist. Jetzt aber rüber zur "Bartemar". Morgen gehts heim !
Barlovento/ Las Aves
Das Fischerhaus von Juan, Freddy und Aleksander Korallenriff achtern der ATAIR
Am 14.12. lichten wir den Anker und verlassen die Bucht Richtung Sotovento/Las Aves. Das ist das Korallenriff, das 20 sm von hier im Westen liegt. Ein kräftiger Regenschauer und Windböen erschweren die Ankerbergung. Schließlich sind wir frei und haben uns von den Riffen schon entfernt, als über Funk eine deutsche Stimme das dunkelblaue Boot ruft, was gerade abfährt. Das können nur wir sein. Uns ruft die "Esmerald Lady", ein 2-Master, der etwas näher zu den Mangroven geankert hatte. Hans-Jörg, der Skipper und Österreicher, erzählt uns von den vielen technischen Schwierigkeiten, die sie auf dem Weg von Sto. Domingo bis hier hatten. Dann bittet er uns eine email an einen Freund abzusetzen, der auf Gran Roque wartet. Bei dem Wetter wird die "Esmerald Lady" sich noch weiter verspäten.
Einmal befreit von den Riffs, türmt sich eine Welle von 3-4 m auf. Vor dem Wind und mit Strom schießen wir dahin. Große fliegende Fische begleiten uns. Nach 20 sm erreichen wir das Inselchen Palmeras. Und tatsächlich stehen hier etwas unmotiviert 3 Palmen auf den sonst kargen Sandbänken. An Land gehen können wir nicht. Rundum haben wir Gewitter, Böen bis 8 Bft. und immer wieder heftigste Regenschauer. Da zeigt sich auch kein Mosquito. Wir füllen unsere Spülwasserbehälter mit Regenwasser und beobachten den Anker. Der sitzt diesmal gut und hinter uns droht auch kein Korallenriff. Wenn irgendwas reißt, dann treiben wir auf die offene See. Die ganze Nacht hält das Wetter so an und wir sind dankbar, daß wir uns wenigstens vor den Wellen hinter dem Inselchen verstecken konnten. Das Wetterleuchten und ab und zu der verhangene Mond erleuchten die gespenstische Szenerie. Unser Inmarsat C meldet, daß das Wetter unverändert die nächsten Tage anhält.
Also heißt es am 15.12., Anker auf und Kurs Bonaire. Es ist schade, denn die Isla Palmeras und das ganze Korallenriff Sotovento wären eine Erkundung wert gewesen.
Isla Palmeras/ Sotovento/Las Aves/Venezuela
Wir starten um 07:45 Uhr. 6-7 Bft Ostwind und 4m-Wellen treiben uns mit der Fock mit 6-7 kn Geschwindigkeit über Grund. Um 11:40 Uhr überfliegt uns 2 mal ein Flugzeug in niedriger Höhe. Es ist die Coast Guard von Bonaire. Jetzt sind wir schon registriert. Um 12 Uhr kommt Bonaire in Sicht und um 13 Uhr runden wir die Südspitze. Vorbei an den Salzhügeln Südbonaires erreichen wir Kralendijk um 14:15 Uhr. Komfortabel können wir an einer Mooring festmachen.
Bei Bonaire darf man nicht ankern. Es gibt eine tote Schickimicki-Marina weit ab von allem, ein paar Stege mit wenig Wassertiefe in Ortsnähe und eine marode Steganlage im Bereich entfesselten Urkrachs der auf dem Flughafen startenden und landenden Touristenbomber. Aber die Moorings sind Klasse. Man liegt in glasklarem Wasser und die großen und kleinen Fische tummeln sich ums Boot. Wir sahen Moränen, Seeschlangen, Riffische etc. Man muß allerdings 10 US $ Liegegebühr für den Tag bezahlen. Dafür sind Immigration und Zoll kostenlos und überaus freundlich. Der Zollbeamte überrumpelt den noch verschlafenen Wolfram mit der Frage nach Waffen an Bord. Es wäre doch sicher eine "flare gun" an Bord (Signalpistole). Die Antwort "Ja" hat zur Folge, daß diese abgegeben werden muß, inkl. Munition. 24 Std. vor Abfahrt bekommt man sie wieder. Doch muß man mit Dinghi kommen und muß innerhalb einer halben Stunde an Bord sein. Das sind alles bewältigbare Aufgaben. So kommen wir noch zum Einkaufen im Supermarkt. Hier gibt es buchstäblich alles, sodaß wir mal wieder mehr einkaufen, als wir eigentlich wollen.
Am Sonntag weckt uns Glockengeläut von den verschiedenen Kirchen im Ort. Bonaire hat auch den größten und stärksten evangelischen Radiosender der Welt. Bald haben wir auch Jose ausgemacht, der sofort erscheint und uns eine Bodenplatte in das Dinghi einpaßt. Endlich ist es vorbei mit dem aufblasbaren Gummiboden, der zuletzt nur noch aus einer Riesenblase bestand, die ständig zu platzen drohte. So können wir beruhigt abends in die Havannabar gehen. Der Besitzer hat eine riesige Jazzplattensammlung. Da kann man ins Träumen geraten. Bier gibt es in 1/2 l Krügen. Na, es geht doch. So treffen wir Eddy:
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Eddy, der Fliesenleger
Eddy hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er hat lange Zeit in Deutschland gearbeitet, z.B. bei den Kreuzfahrtschiffen an der Ems. Dann machte er sich selbständig. Erst 2 Mitarbeiter, dann 10, dann dreißig. Dann kam der große Auftrag einer Baufirma: 1000 Wohnungen mit Fliesen ausstatten. Er legte los. Das Geld floß spärlich, bis dann überhaupt nicht mehr. Die Baufirma ging Pleite und Eddy auch. Dann lief ihm gleich die Frau weg und die gemeinsame Tochter wollte nichts mehr von ihm wissen. Sie lebt mit einem Drogensüchtigen zusammen und ist nun mit 19 auch noch schwanger. Als ihr Vater nach Bonaire ging, hat sie ihn nicht mal verabschiedet. Bevor Eddy auf Bonaire ankam, lernte er eine Polin übers Internet kennen. Er telefonierte lange und war am nächsten Abend vor ihrer Haustür in Polen. Das beeindruckte. Die Polin zog mit ihren 2 Kindern nach Holland. Alles lief gut. Nur keine Arbeit für Eddy. Da erinnerte er sich an einen Neffen in Bonaire. Und der sagte: "Komm her, hier kannst Du massenhaft Fliesen verlegen. Wir haben gerade Bauboom." Und so geschah es. Eddy kann hier ohne große Umschweife wieder eine Firma aufmachen. Niemand fragt hier nach seiner Kreditwürdigkeit. Jetzt hofft Eddy, daß seine Polin bald nachkommen kann.
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Am 18.12. haben wir Feiertag. Heute vor einem Jahr sind wir in La Gomera zur Atlantiküberquerung gestartet.
20. Dezember 2007
Törn: Bonaire - Curacao, 29. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR
Strecke: 41 sm
Crew: Mia und Wolfram
In der Nacht zum 20.12. haben wir wieder heftigste Regengüsse. Trotzdem brechen wir um 07:45 Uhr nach Curacao auf. Mit der Fock versuchen wir Tempo zu machen. Trotz Kreuzschwell aus E und NE sind wir schon um 12:30 Uhr an der Südspitze von Curacao und um 14:30 Uhr haben wir in Seru Boca Marina festgemacht. 40 sm in ca 7 Std., das ist recht ordentlich. Die Einfahrt in die Spaanse Waters - Lagune ist schwer auszumachen, und so mußte Mia wieder ihres Amtes walten und mehrere Ortsbestimmungen machen. Seru Boca Marina liegt gut windgeschützt und strahlt noch den Pioniergeist der Anfangstage einer Marina aus. Besonders bemerkenswert ist die Bar, die Mittwochs, Freitags und Sa/So abend betrieben wird. Da es rundum nichts gibt außer Busch und Leguane, treffen sich die Segler und snacken über alles was ihnen so einfällt. Eine lustige Runde aus Franzosen, Kanadiern, Amerikanern, Holländern und uns als einzigen Deutschen. Schnell haben wir uns entschlossen an dem Weihnachtsessen teilzunehmen.
Man muß früh dasein, um einen der sitzbaren Stühle zu ergattern. Handtuch hinlegen gilt hier nicht. Auch wenn "Louis de Funes" später behauptet "Die Franzosen sind schnell und die Deutschen zahlen", haben wir diesmal die freie Auswahl-zumindest an Stühlen. Es sind ungefähr 30 Leute aus allen Nationen da. Viele Franzosen und keine Deutschen, außer uns. Wir lernen Luc aus Kanada kennen. Er ist Förster, arbeitet immer ein halbes Jahr und dann ein halbes Jahr segeln. Er erwartet noch seine Familie (Eltern und Bruder) und weiß nicht, wie er sie auf dem Boot unterbringen soll. An diesem Abend lernt er Katja aus der Ukraine kennen, was noch Folgen haben wird (s. Reiseber. 2008).
Das Menü beginnt mit einer vorzüglichen Rindfleischsuppe. Hauptgang sind Tamales, Reis, Schinken vom Schwein, Truthahn und Huhn. Als Dessert Weingelee mit ganzen Früchten. Die ganze Barfamilie ist im Einsatz - nur die Mutter fehlt, weil sie gerade auf einem Segelboot mit ihrem holländischen Freund den Atlantik überquert. Eigentlich sollten sie schon da sein, aber das Wetter war schlecht, sodaß sie nicht einmal Barbados erreicht haben. Am 4.1. werden sie eintreffen. Nach dem hervorrragenden Weihnachtsmenü greift Sohn Eric zur Gitarre und singt Weihnachtslieder aus Curacao und aller Welt. Die Franzosen lassens richtig krachen und auch Cees der Marinakapitän, mit seiner dominikanischen Freundin, belagert die Bar. Die Freundin heißt Pilar. Eines Tages ging sie in die Kirche und betete, daß der Herr ihr helfen möge, einen Mann zu finden. Nicht so einen wie den letzten, einen Holländer, der schließlich ohne sie nach Holland zurückkehrte. Pilar verläßt die Kirche und wird fast von einem Auto überfahren. Mit quietschenden Reifen bringt der Fahrer das Auto zum Stehen. Es ist Cees. Und so entwickelt sich die Romanze. Pilar geht zurück in die Kirche und betet:" Vielen Dank, Herr, aber so schnell hatte ich nicht damit gerechnet !"
Der schöne Weihnachtsabend geht zu Ende. Ein Amerikaner hat über die Toppen bunte Lichter gesetzt. Das sieht aus wie ein Weihnachtsbaum. Auch wir lassen uns nicht lumpen und kramen unseren atlantikerprobten kleinen Weihnachtsbaum heraus und berieseln uns mit "Leise rieselt der Schnee" . Die Stimmung ist perfekt und ein wenig melancholisch.
Weihnachtsbüffet Weihnachtsbaum über die Toppen Pilar tanzt. l.Eric,r. Luc,m. Mia
Wir beschließen hiermit das Jahr 2007, das nicht immer nur Gutes gebracht hat. Wir danken allen, die uns unterstützt haben. Vor allem danken wir unseren Familien und unseren Freunden, die unsere Abenteuer stets mit Anteilnahme verfolgt haben und uns auch moralisch gestützt haben.
Wie wir das neue Jahr begrüßt haben findet Ihr auf der neuen Reiseberichtseite 2008.
Beste Aussichten für 2008
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