Reiseberichte 2003  2004  2005  2006 20072008 2009  2010 2011 2012 2013                            


 

Neuseeland 01. Januar 2010 -

    

09. Januar 2010,  Tall-Ship Race Russell

An diesem Samstag gibt es ein Großereignis in der Bucht vor dem Städtchen Russell. Einige Großsegler sind angetreten, um in einer Regatta ihre Kräfte zu messen. Auch andere Bootsklassen gibt es, sodaß gut einhundert Segelboote zusammenkommen. Und die ATAIR mitten drin. Wir nehmen aber nicht teil, sondern wollen nur die Atmosphäre genießen und schöne Fotos machen.

Mit an Bord sind Jürgen, mein Klassenkamerad, David und Dakota-Peter. Das Wetter ist bestens, und wir sind bereits viertel vor zwölf vor der Startlinie. Punkt zwölf wird die Regatta mit einem Kanonenschuß gestartet. Wir haben Groß und Genua gesetzt und fahren mit 4-5 kn vor dem Feld her. Nach einiger Zeit sind sie herangerauscht und der Platz wird eng. Die Neuseeländer lassen die ihnen sonst angeborene Höflichkeit fahren. Man kann in etwa so sagen: Setze einen Neuseeländer in ein Auto oder in ein Boot (egal ob Motor oder Segel) und schon vergißt er alle Regeln. Hauptsache er kann mit Vollgas fahren.

So kommen auch wir in arge Bedrängnis, als ein Kiwi als Überholer nicht ausweichen will. Er schreit auch noch rum, und ich habe alle Hände voll zu tun, um noch ein Manöver des letzten Augenblicks hin zu bekommen.

Als das Hauptfeld vorrüber ist, kehrt Ruhe ein und wir können uns den Großseglern widmen. Zwischenzeitlich unterhält uns Dakota-Peter (Dakota heißt sein Boot) ununterbrochen mit Anekdoten aus seinem 71jährigen Leben. Auffällig dabei ist, daß er ständig  seine Frau erwähnt, die als Heilpraktikerin in Heidelberg zurückgeblieben ist. Ab und zu fliegt sie mal ein. Trotzdem hat Peter sozusagen in jedem Hafen irgendeine Ärztin, die er besuchen muß. In Russell heißt sie Dagmar. Wir werden sie später noch kennenlernen. Peter ist nach seinen Worten ein ausgesprochener Gernetänzer. Dazu soll es nach dem Rennen ausreichend im Bootsclub Gelegenheit geben.

Unser Törn wird außerdem durch kleine Maleurs nicht langweilig. So habe ich mal wieder vergessen das Seeventil im vorderen Bad zu schließen. So steht denn Seewasser im Waschbecken bei Schräglage und will ausgeschöpft sein. Dann rauscht die blaue Reffleine durch, weil ein Achterknoten am Ende der Leine fehlt. Aber wir sind vergnügt und Peter und David trinken den Sekt und den Wein leer.

Nach vier Stunden Segeln in der Bay of Islands machen wir uns auf den Heimweg und laufen mit ein paar Großseglern über die Ziellinie. Ein prächtiges Bild. So ist auch die "Spirit of New Zealand" dabei. Man fühlt sich in vergangene Zeiten zurückversetzt und kann sich vorstellen, wie das erste Segelschiff mit Captain Cook nicht weit von hier in einer Bucht von Roberton Island geankert hat. Damit war Neuseeland für die Europäer entdeckt. Die erste Siedlung der Weißen war eben dieses Russell, vor dem wir heute segeln. Auch die erste Hauptstadt befand sich hier in der Nähe.

Eine unserer schönsten Übungen auf der ATAIR ist das Bergen des Großsegels. Um allen anderen zu zeigen wie wir auf Zack sind, muß das Großsegel wie eine Axt auf den Großbaum herunterfallen. Heute geht es furchtbar schief, weil ein Kinken im Großfall das Groß auf halber Höhe hängen läßt. Schade !

Also bleibt uns nur der Gang an Land. Dort gibt es eine Siegerehrung mit schönen Pokalen und launigen Reden. Dann wird das Hangi geöffnet. Hangi ist Essen, daß nach Maoriart in einem Erdofen zubereitet wird und aus Schweinefleisch, Gemüse, Kartoffeln, Taro etc. besteht. Vor dem altehrwürdigen Segelklub wird der riesige Hangi geöffnet. Mit Schaufeln räumen einige kräftige Männer die Abdeckung aus Schotter weg. Dabei staubt es furchtbar. Dann folgen jede Menge Planen und Abdecktücher bis schließlich die riesigen Körbe mit dem in Alufolie eingewickelten Essen zum Vorschein kommen. Obendrauf liegen als Zugabe noch riesige Muscheln, die handtellergroß sind.  Alles riecht nicht gerade einladend. Aber die Hunderte von Seglern lassen sich nicht beirren. Schließlich haben sie 12 Kiwi $ bezahlt ( ca. 6 € ). Jürgen und ich machen nicht mit. Vorsichtshalber habe ich Salz und Pfeffer eingesteckt, weil ich davon gehört hatte, daß das Essen total gewürzfrei ist. Binnen kurzem bin ich der Liebling aller. Bei Frank und Rita von der "Laika" bekomme ich sogar ein Stückchen Schweinefleisch zum Probieren.

    

Schließlich treffen wir Peter mit seiner Dagmar, die schon kräftig das Tanzbein schwingen. Eine Rentnerband spielt recht flott dazu auf. Dagmar erzählt dem Jürgen laufend wie einsam sie sei. Als Adressat ist wohl der daneben stehende Peter gemeint.

Jürgen und ich fahren zurück an Bord der ATAIR, nachdem wir mühsam eine Reihe von Dinghis überklettert haben, bis wir unseres erreichen konnten. An Bord wartet Mia und wir haben einen traumhaften Abend unter einem durch kein Wölkchen getrübten Sternenhimmel. Da schweifen unsere Gedanken zurück in die Schulzeit. Wir haben beide das Gymnasium nach dem Abitur nie wieder betreten. Wir waren beide aus unterschiedlichen Gründen derselben Meinung, daß man diesen Hort der Lüge, Betrügerei und Demütigung nicht besuchen sollte. Gerne erzählen wir auch von den Lehrern, die uns ein Vorbild waren und die wir verehrt haben. Das waren z.B. unser Kunstlehrer Herr Greiner und der Chemielehrer Herr Sagatz. In unseren Träumereien, in denen selbstverständlich auch die Lebensläufe unserer Mitschüler vorkommen und das Kleinstadtleben in Wunstorf, werden wir durch den etwas angedüdelt heimkehrenden David unterbrochen.

Jürgen und David übernachten an Bord und nach einem üppigen Frühstück setzen wir die beiden wieder in Opua an Land. Peter ist auf seiner Dakota geblieben oder doch an Land bei der einsamen Dagmar? Wir werden es nie erfahren............

 

13. Januar 2010 - 16. Januar 2010

Landausflug zum Cape Reinga (Nordkap von Neuseeland)

Wir lassen uns viel Zeit auf unserer Fahrt zum Nordkap von Neuseeland. Überall wo es einen Hinweis an der Straße gibt, fahren wir hin, um uns das Besondere anzusehen. So sehen wir ein Schild "Gumdigger Museum". Wir haben davon noch nichts gehört und sind neugierig. Nach 3 km Gravelroad (Erdstraße) kommen wir an ein kleines Holzhaus, welches der Eingang zu einem Freiluftmuseum ist. Es werden das Leben und die Lebensbedingungen der Gumdigger gezeigt.

Etwa ab Mitte des 19. JH. bis in die 30er Jahre des 20. JH. haben Menschen nach versteinerten Harzklumpen der Kauribäume gegraben - wir würden sagen Bernstein. Diese wurden nach England verschifft und dort zu Lacken und Anstrichfarben verarbeitet. Z.B. wurden mit solchen Farben die Kuhställe in England gestrichen, bis die Chemie die synthetischen Harze gefunden hatte.

Vor ca. 45000 Jahren gab es auf Neuseeland ausgedehnte Kauriwälder. Der Kauri ist ein Baum, der aus der Dinosaurierzeit stammt, den es also schon vor 150 Millionen Jahren gegeben hat.

Durch ein Naturereignis (Meteoriteneinschlag, Vulkanausbruch, Tsunami oder einfach zu starke Erwärmung der Erdatmosphäre !!!!!!!) starben ein Großteil der Bäume vor 45000 Jahren ab. Ein Teil davon versank in dem sumpfigen Boden und wurde unter Luftausschluß konserviert. Diese Bäume holt man heute aus der Erde und verarbeitet sie zu Möbeln und kunsthandwerklichen Gegenständen. Von einem anderen Teil der Bäume wurden nie die Stämme gefunden, aber die Baumstümpfe nebst dem zu Boden gefallenen Harz. Die Harzvorkommen waren auch meistens in sumpfigem Gebiet. Die Maoris sammelten das an die Oberfläche gespülte Harz auf und nutzten es als Brennmaterial für eine Art Lampen. Auch kletterten sie die noch existierenden riesigen Kauribäume hoch und schlugen das noch weiche Harz ab. Dieses wurde dann als Kaugummi konsumiert.

Die Weißen, einmal im Lande, beteiligten sich an dem Harzsammeln und luden ein Schiff voll, das nach London segelte. Anfang des 19. JH. fand man jedoch keine Verwendung für das Harz, und das Schiff wurde in der Themse versenkt, weil die Importfirma Pleite war.

Erst Mitte des 19. JH. begann der Gum-Boom und lockte zeitweilig bis 20 000 Menschen an, die nach dem Gum gruben. In dem Museum wird eindrucksvoll gezeigt unter welch unglaublichen Bedingungen die Gumdigger arbeiten und leben mußten. Sie suchten mit langen Eisenstangen in dem Sumpf nach den versunkenen Baumstümpfen und begannen dann in einigen Metern Tiefe nach den Harzklumpen zu graben. Bei einer guten Quelle konnte ein Gumdigger bis zu 2 $ pro Tag machen. Reich sind sie wohl alle nicht geworden. Sie waren ja auch an einen ihnen zugeteilten Aufkäufer gebunden, der sie mit Gerät und Lebensmitteln versorgte. So war es ein äußerst karges Leben.

Wir laufen auf dem vorgegeben Pfad durch das Gum-Gelände und sehen die Hütten und Werkzeuge der Gum-Digger. Auch die gegrabenen Löcher sind teilweise noch erhalten. Heute ist das Gelände trocken und von sogenannten Teebäumen überwuchert. Captain Cook bereitete sich und seiner Mannschaft aus den aromatisch riechenden Blättern einen Tee - deshalb der Name. 

Zurück in dem Holzhäuschen sehen wir einige ausgestellte Gum-brocken. Da kann bei weitem der Bernstein von der Ostsee nicht mithalten. Hier geht es gleich um faust- bis fußballgroße Stücke.

Vor dem Häuschen sinkt Mia erschöpft auf eine Bank, die aus einem einzigen Kauribaumstamm gefertigt wurde. Sowas könnte man sich in Deutschland auch als Möbel in den Garten stellen !

 

 

    

 

   

Wohnhütte der Gumdigger               Gumdigger in einem Querstollen                 Hütten-Inneneinrichtung

 

Wieder auf der Asphaltstraße kommen wir bald an einen wichtigen Punkt - die nördlichste Kneipe Neuseelands. Daneben stehen noch die Reste der alten Poststelle. Wir halten um bei schöner Aussicht auf eine Bucht das nördlichste Bier Neuseelands zu trinken.

                                                                  

Alte Poststelle in Houhora/NZ                                                                                 Unser Van an der nördl. Kneipe

Abends machen wir auf einem Naturcampingplatz Halt. Diese Campingplätze haben nur das Notwendigste: Toiletten (häufig trocken) und Wasser (nur manchmal Trinkwasser). Ausnahmslos liegen sie an schönen Stellen in der Natur und kosten nur ca. 3 €/Tag und Person. Der Platz heute liegt an der Maitai Bay direkt am Strand. Kaum haben wir es uns ein bißchen gemütlich gemacht, steht schon ein Deutscher da und bietet uns die "ZEIT" an. Er lebt schon einige Jahre in Neuseeland und freut sich, daß er mal wieder deutsch reden kann.

Bald fällt die Nacht ein und der Wind nimmt zu. Wir liegen geschützt in unserem Van und fallen in einen tiefen Schlaf.

Nächster Stop am nächsten Tag sind die großen Sanddünen etwa 50 km südlich vom Nordkap. Die sind so groß, daß man mit Schlitten herunterfahren kann. Wir sehen auch einige Jugendliche, die sich diesen Spaß gönnen. Allerdings müssen sie anschließend wieder die Düne hinaufklettern - und das ist harte Arbeit.

An dieser Stelle ist auch eine Zufahrt zum 99 Meilenstrand. Dort kann man mit dem Auto auf hartem Sand 100 - 200 km am Meer entlangfahren. Manchmal gibt es aber weiche Stellen und das hat schon dazu geführt, daß die Autos dann von der Flut weggespült wurden. Dringend wird empfohlen nur mit Allradantrieb dort entlangzufahren. Da wir den nicht haben, verzichten wir erst mal auf das Vergnügen und fahren weiter bis kurz vors Kap auf den nächsten Naturcampingplatz. Tapotupotu Bay heißt die schöne Bucht und wieder campen wir direkt am Meer. Der Wind ist sehr stark, und wir haben Mühe mit unserem Gaskocherchen ein Teewasser zu kochen. Zwei deutsche junge Damen neben uns (Typ: work and travel) leihen uns einen Windschutz. Damit bekommen wir dann auch unseren Tee.

Nun sind wir endlich am Cape Reinga angekommen. Von hoher Warte haben wir wunderbare Ausblicke nach allen Seiten. West- und Ostküste können wir sehen und die starken Strömungen erahnen, die hier die Segler anhalten weit vom Kap weg zu bleiben (mindestens 60 sm sagt man). Der Wind pfeift uns um die Ohren und den kümmerlichen Bewuchs am Boden. Man hat sich große Mühe gegeben wieder etwas aufzuforsten. Wie man lesen kann, waren ganze Schulklassen hierher abkommandiert, um das zu bewerkstelligen. Ähnlich wurden wir als Schüler im Jahre 1958 auf den Vogelsand in der Wesermündung gekarrt und mußten dort Strandhafer anpflanzen, auf daß dort Dünen entstehen sollten.

Unser dritter Naturcampingplatz liegt an einem Fluß unter Kiefern. An der "Rezeption" sitzt ein junges Mädchen und spricht mich ungeniert an: "Mir gefällt Dein T-Shirt" - " Gefällt Dir auch der Inhalt des T-Shirts ?" Da wurde sie doch etwas verlegen. - Neben uns zeltet eine deutsche Familie aus Gisborne. Ursprünglich kommen sie aus Magdeburg, meiner Geburtsstadt, und sind gleich nach der "Wende" hierher ausgewandert. Es beginnt zu regnen, sodaß wir unseren Plausch auf den nächsten Morgen verschieben müssen.

Auf dem Rückweg nach Opua über Kaitaia schauen wir in das Kauri-Kingdom hinein. Das ist ein Laden, in dem alle möglichen Gegenstände aus Kauriholz hergestellt und angeboten werden. Wenn man möchte, kann man auch die Rohlinge erstehen und zu Hause selbst abschließend bearbeiten. Auch Bernsteine (Gum) gibt es jede Menge. Der Höhepunkt ist ein innen ausgehöhlter Kauribaum, in den eine Treppe gemeißelt wurde. So kann man in das erste Stockwerk gelangen.

Zurück in Opua finden wir die ATAIR unversehrt an der Boje 27 liegen. Immer wieder fällt uns dann ein Stein vom Herzen. Man macht sich ja unterwegs doch Sorgen, insbesondere, wenn der Wind so stark wie in den letzten Tagen ist. Andere Segler haben immer ein Auge auf Boote, die nicht besetzt sind und helfen sich so gegenseitig. Aber trotzdem: "What were wann ?" wie unser Freund Hans von der "Black Pearl" im Panamakanal sagte.

          

                                                  

 

  

19. Januar 2010

Kauriwald

Heute machen wir einen Ausflug in einen Kauriwald. Er liegt nicht weit von Kerikeri und ist einer der letzten Reservate in dem noch Kauribäume stehen. Auf einem Holzsteg kann man zwischen den Bäumen herumlaufen und die immense Größe dieser Urweltbäume bewundern.

Die Kauribäume sind Nadelbäume, die mit der bekannten Araucariae verwandt sind. Diese Version des Kauribaumes gibt es nur hier in Neuseeland. Er kann bis 4000 Jahre alt werden. Der älteste Baum in diesem Wald ist 400 Jahre alt, also ein Baum noch in den besten Jahren.

   

                                           

Die weißen Siedler holzten Anfang des 20. JH. die Kauriwälder rigoros ab. Als dann die Kettensäge erfunden war, ging alles noch viel schneller. Mit Eisenbahn und auf den Flüssen transportierte man die Bäume ans Meer und verlud sie dort auf Schiffe, die Europa und die USA anliefen. In Neuseeland wurden Häuser und Möbel daraus gebaut. In den 30er Jahren des 20. JH. wurde das Schlagen der Bäume verboten und der Rest unter Schutz gestellt. Ohnehin gab es keine leicht zugänglichen Wälder mehr, sodaß sich die Kauriindustrie nicht mehr lohnte. Heute gibt es Kauriplantagen in denen die Bäume großgezogen werden. Das Kauriholz, daß man in den Andenkenläden findet, stammt aus sogenannten Swamp-Kauris. Das sind Bäume, die in grauer Vorzeit umgefallen sind und im Sumpf konserviert wurden. Heute gräbt man sie unter großem maschinellen Aufwand aus.

Wir schlendern zwischen den Kauris einher, riechen an dem Harz und machen uns die Finger daran klebrig. Seltsame Vogelstimmen hören wir, können aber keinen sehen. Der Kauriwald bildet ein eigenes Biotop, in dem auch die Kiwis und andere seltene Vogelarten leben. Immer wieder schweift unser Blick in die weit über uns liegenden Baumkronen, kann doch so ein Trumm mehrere zig-Meter hoch werden und bis 7 m Durchmesser haben.

Ein bischen fahren wir dann noch in die Landschaft auf der Suche nach einer in der Karte angegebenen Sodaquelle. Auf den Weiden laufen Pukekos herum - auch so ein einzigartiger Vogel, der mit seinem roten Schnabel und roten Beinen lustig anzusehen ist. Beim Überqueren einer kleinen Brücke entdecken wir einen Farmer, der an seinem Weidezaun herumwerkelt. "Tja, ich wohne hier schon 40 Jahre, aber noch nie habe ich von einer Sodaquelle gehört". Schade !

                                                          

    "Nadeln" des Kauribaumes                                                                            Pukeko

 

24. Januar 2010 - 26. Januar 2010

Roberton Island, Bay of Islands

Ein kleiner Segelausflug bringt uns zum Roberton-Island. In einer schönen Bucht lassen wir den Anker fallen, genau an der Stelle, an der am 29. November 1769 Captain Cook anlandete und die Insel in Besitz nahm. Die vorhandenen Maoris wurden dazu nicht befragt. Da keine Kanus auf Cook zukamen, ruderte man an Land. Nun kamen aber doch Kanus mit Maoris besetzt heran. In dem Tagebuch des Schiffarztes steht, daß man über die Köpfe der Maoris eine Salve aus den Musketen abfeuerte. Nur seltsam, daß dabei der Häuptlingssohn verletzt wurde. Schließlich einigte man sich darauf, daß die Engländer friedliche Absichten hätten und so konnten sie die Insel erkunden. Nach einer Woche segelte man weiter.

An Land gibt es seltene Vogelarten, wie den Neuseeland-Austernfischer und einen unscheinbaren Vogel namens "Dotterel". Naturschützer kümmern sich aufopfernd um die wenigen Nistplätze. Das ist nicht leicht, bei den vielen Touristen, die in den Sommermonaten hierher kommen. In einer Lagune gibt es einen Schnorchelpfad. Am Meeresboden sind Schilder angebracht auf denen Du lesen kannst, welche Pflanze hier wächst und welcher Fisch vorbeischwimmt. So was haben wir noch nie gesehen !

Nachts sind wir dann fast allein in der Bucht. Nur der Rahsegler "Sören Larsen" ankert neben uns. Er sieht fast so aus wie Captain Cooks Schiff.

                                              

                                              ATAIR vor Robertonisland (hinten rechts)

 

 

 

02. Februar 2010

Glow Worm Cave

Dieser kleine Landausflug bringt uns zur "Glühwurmhöhle", die nur 5 km von Kawakawa entfernt ist. Plötzlich tauchen in der Landschaft Felsformationen auf, die dem Elbsandsteingebirge gleichen. Hier befindet sich eine Höhle, die seit 360 Jahren im Besitz eines Maoristammes ist.

Vor 360 Jahren sollte eine Maorifrau verheiratet werden. Sie aber hatte andere Pläne und entfloh dem zukünftigen Ehemann. Sie versteckte sich vor ihrem Stamm, der sie jahrelang suchte, und fand als ideales Versteck diese Höhle. Sie wohnte darin mehrere Jahre, bis eine andere Frau aus einem anderen Stamm beim Beerensammeln Brandgeruch wahrnahm und dem nachging. Sie fand auch die Höhle und die sich darin versteckende Fluchtbraut.

Da sich unsere Höhlenführerin als 14. Generation der Fluchtbraut ausgab, nehmen wir an, daß sie dann doch noch einen ihr genehmen Mann gefunden hat. Wir tauchen in eine dunkle Höhle ein. Die mitgenommenen Gaslaternen dürfen nur auf Geheiß der Führerin angezündet werden. In völliger Dunkelheit bleiben wir stehen und sehen an die Decke der Tropfsteinhöhle. Dort breiten sich wie ein Sternenhimmel tausende winzige Glühpunkte aus. Das sind die Glühwürmer, die es nur hier und in Australien gibt. Wunderschön ist das anzusehen und das vorlaute Geplapper der Gruppe verstummt.

14. Generation der Fluchtbraut

Die Glühwürmer haben ein Leben von 11 Monaten, daß sie zum Fressen, Brautschau und Eiablage nutzen. Der kleine Wurm ist 1 mm lang und wird in 9 Monaten zu einer Länge von 40 mm heranwachsen. Das ist die Freßphase. Er spinnt einen langen klebrigen Faden, den er von der Höhlendecke herunterhängen läßt. Zusätzlich sendet er ein phosphoreszierendes Licht aus, das Insekten anlockt, die sich dann an dem klebrigen Faden verfangen und vom Wurm ausgesaugt werden. Je länger der Wurm wird, um so heller wird sein Licht.

Wenn er groß genug ist, verwandelt er sich in ein fliegendes Insekt, das einen Geschlechtspartner sucht. Bei der schließlichen Eiablage sterben die Würmer und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Wir durchwandern mehrere Säle, der eine schöner als der andere. Der wohl größte Saal hat den Namen Milchstraße, und in der Tat fühlt man sich unter den südlichen Sternhimmel versetzt.

Mit ein paar flotten Sprüchen treibt uns die Führerin aus der 200 m langen Höhle und wir dürfen beschwerlich über einen Berg zurücklaufen.

 

 

03. Februar 2010 - 05. Februar 2010

Kaurimuseum

Etwa 50 km südlich von Whangarei liegt ein Kaurimuseum mitten in einer lieblichen Landschaft.  Hier stehen noch die Siedlerkirche und die alte Poststelle. Das alte Boardinghouse, eine Art Hotel mit Bibliothek, Friseur und Sozialräumen ist in das Museum eingegliedert und vermittelt einen lebhaften Eindruck des Lebens der gehobeneren Klasse der Siedler. Man kann auch verschiedene Zimmer eines Wohnhauses besichtigen, wie sie damals eingerichtet waren. Dort findet man auch alte Kaurimöbel.

  

Altes Foto einer Maori       Wolfram im Kauribaum

 

Im Keller sind Bernsteinsammlungen ausgestellt. Der dickste Brocken wiegt 65 kg. Besonders beeindruckend die vom Harz vor 45000 Jahren eingeschlossenen Insekten. Bernstein diente auch als Material für Schnitzereien, die zum großen Teil einfach kitschig sind.

   

Zopf aus Gumkunsthaar                          Schmetterling im Gum                  Skulptur aus Gum

Insekt im Gum

   

In einer weiteren Halle wird die Verarbeitung der Kauribäume mit den damaligen Maschinen vorgeführt. Eindrucksvolle Schwarzweiß-Fotos fehlen nicht. Mit Aufkommen der Dampfmaschinen, ging der Niedergang der Kauriwälder rasant voran, bis es sich nicht mehr lohnte.

Obwohl man sich in diesem Museum tagelang aufhalten kann, so interessant ist es, reißen wir uns schließlich los, um einen Campingplatz zu suchen. Auf einer Halbinsel in der Nähe von Pahi finden wir einen schönen Platz mit Blick auf eine Lagune. Für 19 Kiwi $ pro Person und Nacht gibt es sogar heiße Duschen.

Abends fahren wir noch in den Ort Pahi und gehen im Restaurant "Sahara" essen. Warum heißt das Restaurant Sahara ? Weil damals es in dieser Gegend nichts gab, keinen Supermarkt, keine Bar, keine Tankstelle und kein Restaurant - wie in der Sahara eben, erklärt uns der Besitzer. Er will jetzt aber einen neuen Namen suchen, weil die Kiwis nicht wissen, wo und was die Sahara ist.

Früher war das Gebäude die "National Bank of New Zealand". Auf alten Fotos sieht man rund um das Gebäude - nichts, nur schlammige Wege. Der Kauriboom machte wohl aber eine Bankniederlassung notwendig.

Mia bekommt ein riesiges, wohlschmeckendes Steak, von dem sie noch 3 Tage zehrt. Für mich gibts eine Flunder. Auch nicht schlecht. Es ist schon Nacht, als wir zum Campingplatz zurückfahren. Wir sehen das erste lebende Opussum. Es springt im Scheinwerferlicht vor uns her. Bisher konnten wir nur tote auf den Straßen alle Nase lang finden. Offensichtlich können sie den schnellen Autos nicht rasch genug ausweichen. Auch unser Opussum hat einige Mühe den Scheinwerferkegel zu verlassen, obwohl wir sehr langsam fahren.

Am nächsten Tag geht es nach Whangarei. Wir besichtigen eine Reihe von Werften, um uns für eine zu entscheiden, in die wir ab 1. März mit unserer ATAIR an Land gehen. Wir entscheiden uns für Tom, einen Deutschen, dessen Werft in der Nähe des Stadtzentrums liegt. Die "Laika" mit Frank und Rita ist schon dort, und sie sind zufrieden.

In der Riverside Drive Marina finden wir die "Anemos" und Sabine und Hans (Black Pearl) unsere Gefährten vom Panamakanal. Die Wiedersehensfreude ist riesig und das Umarmen nimmt kein Ende.

Frank, Tanja, Joshua und Vincent von der "Anemos" haben wir in Opua am 08.02. zu Gast auf der ATAIR. Wir grillen Nürnberger Bratwürstchen und Lammsteaks. Dazu gibt es Kartoffel- und grünen Salat. Als Abschluß Vanillepudding mit frischer Ananas. "Anemos" hat noch einen Schokokuchen mitgebracht. Alle langen kräftig zu - nur Wolfram muß sich mit Reis begnügen. Er macht nämlich eine Reisdiät.

Joshua kann sich von Wolframs Schachcomputer gar nicht trennen. Wolfram und er sind in dem Spiel ganz versunken, bis Frank die ATAIR vom Steg aus zum Schwanken bringt. Ein unmißverständliches Zeichen, daß es nun nach Hause gehen soll.

Frank und Tanja wollen ihr Boot hier verkaufen. Irgendwie müssen die Kinder ja mal wieder zur Schule gehen, obwohl es in Norwegen keine Schulpflicht sondern Unterrichtspflicht gibt. Ähnlich wie die Franzosen, können Eltern ihre Kinder selbst unterrichten und müssen nur ab und zu sich Prüfungen unterziehen.

 

06. Februar 2010

Waitangi - Tag

Heute ist in Paihia "Waitangi" - Tag. An diesem Tag im Jahr 1840 wurde ein Vertrag zwischen Maoris und weißen Siedlern geschlossen, der das gemeinsame Leben in Neuseeland regeln sollte. Die Engländer hatten eingesehen, daß sie die Maoris militärisch nicht in die Knie zwingen konnten und so suchten sie den Verhandlungsweg. Leider wurde der Vertrag von den weißen Siedlern später immer wieder gebrochen und es kam später wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen. So im Jahre 1865, aus dem eine rührende Geschichte stammt:

Die Engländer hatten einen Stamm Maoris eingeschlossen und auch den Rückzugsweg unterbrochen. Nach Artilleriefeuer stürmten die Soldaten das Fort. Kein Maori zu sehen. Als man sich schon siegessicher entspannen wollte, feuerten die Maoris aus einem Hinterhalt und viele Soldaten kamen zu Tode. Entgegen der üblichen Methode töteten die Maoris die Verwundeten nicht. Ja, ein Maorikrieger gab einem sterbenden Offizier sogar seinen Säbel zurück.

In der Nacht riefen die Verwundeten nach Wasser. Ein Maorimädchen erbarmte sich und brachte den Verwundeten Wasser, sodaß einige von ihnen überlebt haben. Das Maorimädchen wurde in England so berühmt, daß man in London ein Denkmal für sie errichtete.

Nun aber zurück zum Waitangitag. Die Maoris sind mit riesigen Kriegskanus angerückt. Da passen bis zu 100 Mann drauf. Auch ihre Segelkatamarane sind zu sehen, die ohne Niet und Nagel zusammengehalten werden.

   

 

Auf dem Vertragsplatz sind Maoribuden aufgebaut, an denen von Massage, Tätowierungen, kunsthandwerklichen Gegenständen bis zu Essen und Trinken alles angeboten wird. Ein Volksfest ist im Gange. Man kann auch den Maorikriegstanz lernen, muß aber eine Menge Kondition mitbringen. Wir konnten diesen Tanz ja schon in Nuku Hiva bewundern. Das ist wirklich nur etwas für junge Leute.

   

Um 12:00 Uhr wird unter 14 Kanonenschüssen unter den Fahnen Neuseelands und Englands des Vertragsabschlußes mit militärischem Zeremoniell gedacht. Hier sind keine Maoris zu sehen. Nur der eine oder andere Polizist und hie und da ein Soldat haben eine etwas dunklere Hautfarbe. Um 18:00 Uhr wird dann die Marineflagge mit einem ziemlich unsinnigen Zeremoniell heruntergeholt. Dabei wird noch einmal ein Böller abgeschossen. Bei dem Zeremoniell ruft ein vor den Flaggen angetretener Soldat seinem nur wenige Meter entfernt stehenden Offizier alle Minute zu, wieviel Zeit noch bis zum Sonnenuntergang ist. " One minute to sundown !" Als wenn der Offizier das nicht selber wüßte. So doof kann er doch gar nicht sein. Als dann schließlich die Sonne untergegangen sein soll, steht sie noch weit oben am Himmel. Naja, die Jungs müssen ja auch noch Zeit haben ihren sundowner zu mixen.

Wir gehen mit Winfried und Ute (Annamaria) zu einer Freilichtbühne, die neben einem Bootsunterstand für Kriegskanus steht. Gerade sind die 100 Mann dabei das schwere Ding an Land zu ziehen. Das Kanu ist mit Schnitzereien übersät. Auf der Bühne treten verschiedene Musikgruppen auf. Maorilieder werden vorgetragen und auch Klassisches. Eine 12jährige  spielt zusammen mir ihren beiden Schwestern virtuos auf der Violine. Wir sind sicher: die wird mal berühmt.

Als die Sonne hinter dem Horizont versinkt, bauen die Maoris alles ab, und der Alltag kehrt wieder ein. Diesmal war es ein friedliches Fest. Das war nicht immer so. Die Maoris haben handfest gegen die Regierung protestiert und die damalige Ministerpräsidentin ausgebuht und mit Tomaten und Eiern beworfen. Das alles als Ausdruck der ihrer Ansicht nach im Waitangi-Vertrag enthaltenen Benachteiligung der Maoris. Heute ist die Luft da wohl raus, weil die Maoris viel Land zurückbekommen haben und auch große Flächen und heilige Stätten geschützt werden. Außerdem hat man die Maorisprache revitalisiert. Sie ist jetzt auch Schriftsprache. Die Kultur der Maoris wird wieder gepflegt und wächst zu einer neuen Blüte heran.

Man sollte jedoch auch die Urbevölkerung Neuseelands nicht vergessen. Das waren die Morioris. Diese wurden von den einwandernden Maoris niedergemacht und verspeist. Auch einige weiße Schiffsbesatzungen nahmen den Weg in den Kochtopf. Heute leben noch etwa 1000 Morioris auf den Chatham-Inseln, die zu Neuseeland gehören. Die Maoris sind also kein "liebes" Naturvolk, sondern durchaus vergleichbar in ihrer Brutalität mit den Europäern und Amerikanern ihrer Zeit.

           

 

 

21. November 2010

Seit dem 18. Oktober bin ich wieder auf der ATAIR. Nachdem die erste Woche des Eingewöhnens und des Überwindens des Jetlags vorrüber war, wurde mir das Ausmaß der noch anstehenden Arbeiten wieder bewußt. Inzwischen ist aber Einiges in Gang gekommen: Dreifarbenlaterne (neu) LED mit Ankerlicht auf der Mastspitze montiert (funktioniert), Windmesser (neu)auf Mastspitze montiert (zeigt noch nichts an), verschiedene Kabel im Mast entfernt und neue eingezogen, neue Brenner des Gasherdes montiert, Malerarbeiten innen und Deck vorne begonnen (zusammen mit Peter, Fa. All Good Marine Services), neue Teakholzbeläge für Badeplattform, Achtertreppe und Bug montiert, das ganze Deck entrostet, den großen Kühlschrank repariert (funktioniert), Warmwasserbereiter (neu) mit Basisplatte montiert (funktioniert) - das Ganze ist nun also ein richtiges Refit der "ATAIR" geworden.

        

Neue Platten am Bug                                          Das ist mein Ausblick                                     Achterkoje

Die ersten beiden Wochen war ich ziemlich allein hier im Hafen von Whangarei. Inzwischen sind jedoch einige Segler aus der Südsee eingetroffen:

Sternchen (Manuela und Georg, die uns in San Blas so selbstlos geholfen haben), Fee (Werner und ?), Relax (Ralph mit Bernd und ?), Annamaria (Ute und Winfried), Renahara (Renate und Günter), Momo (Brigitte und Uwe), Lopto (?), Diethyl (Margret und Henning), Atlantis (Sonja und Erns). "Dreamtime" (Claudia und Jörg), ? (Reiner und Ursula). Die Namen (?) werden noch ergänzt.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Bernd und Momo

Zwei Erlebnisse, die zeigen wie klein doch die Welt ist, muß ich zum Besten geben.

Bernd sitzt beim TO-Stammtisch neben mir. Er ist mit Relax (Skipper Ralph) von Fiji gekommen und wartet nun auf seine Frau, um Neuseeland per Auto zu erkunden. Urlaub pur.

Wie immer geht es um woher und wohin. Es stellt sich heraus, daß er in Obrigheim in der Pfalz gewohnt hat (nicht weit von meiner Bleibe in Battenberg) und in demselben Unternehmensbereich der bekannten großen Chemiefirma gearbeitet hat, er im Marketing und ich in der Produktion. Gemeinsame Kollegen sind ebenfalls schnell gefunden und durchdiskutiert.

So ein Zufall ist nicht zu fassen.

Gestern saß ich bei Diethyl zum sundowner auf Deck, als Brigitte und Uwe von der Momo vorbeischlendern. Sie werden zum Weinchen eingeladen, und wir erzählen über unsere Boote. Sie haben auch ein Stahlschiff und sind gerade dabei es sandstrahlen zu lassen. Wir stöhnen darüber wieviele Boote wir damals vor dem Kauf angeschaut haben und wie schwer die Kaufentscheidung gefallen ist, weil wir doch keine Ahnung hatten, worauf man achten muß. Ein Boot hat Brigitte und Uwe besonders gut gefallen - in Hamburg. - Ich habe mein Boot auch in Hamburg gekauft - War das in Wedel ? - Ja - Wie hieß der Eigner ? - Firnges - Dann war das die ATAIR ? - Ja - Wahnsinn, wir wollten das Boot kaufen, waren aber 14 Tage zu spät. So hast Du uns die ATAIR weggeschnappt.

Da kann man nur noch platt sein. Man fährt um die halbe Welt, um dann in Whangarei Segler zu treffen, die damals auch dabei waren die ATAIR zu kaufen.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

23. November 2010

Gestern überraschte mich mein "Painter" mit einem Anruf in aller Früh. Peter meldete, daß er heute nicht kommen könne, da sein Huhn krank sei und möglicherweise sterben würde. Zunächst war ich etwas verwirrt, weil die Kiwis das Englische manchmal in seltsamen neuen Bedeutungen verwenden. So war meine Sorge, daß vielleicht seine Lebensgefährtin gemeint sei, glücklicherweise unbegründet. Peter hat tatsächlich sogenannte "free range" Hühner, die ihn und seine Lieben mit Bioeiern versorgen. Wie sich heute herausstellte, ist das Huhn gestorben, weil ein Ei beim Legen zu groß war und im Legekanal strecken blieb. Peter blieb die ganze Nacht auf. Er piekste das Ei an, damit es kleiner würde. Es half aber nicht. Große Trauer! 

Dann tauchte um die Ecke ein anderes Huhn auf mit 6 Küken, die gerade den Eiern entschlüpft waren. "One dead, six new - thats life" strahlte Peter.

Der Seglerstammtisch hatte heute ein großes Thema. Die Segelyachten "Tramp" und "Green Coral" wurden von zwei Fidji-Militärschiffen aus dem Minervareef Nord vertrieben. Innerhalb einer halben Stunde mußten sie das Riff verlassen. Das Minervareef gehört aber eigentlich zu Tonga. Angeblich hat Tonga die Fischereirechte an Fidji vermietet und die meinen anscheinend, daß jetzt Fidjirecht auf Minervareef gilt.

Wir werden Näheres von den beiden Schiffsbesatzungen hören, wenn sie hier in Neuseeland eintreffen. Peter von der "Green Coral" hat über Ute ("Annamaria") schon  einen Beschwerdebrief an die neuseeländische Regierung geschickt, die ja die Schutzmacht in diesem Seegebiet ist.

Alle Südamerikaerfahrenen der Seglerrunde waren der Meinung, daß die Militärs mit der einen oder anderen Flasche Rum oder auch etwas cash hätten milder gestimmt werden können.

Andere schlugen vor, die UNO anzuschreiben.

Das Minervareef ist ein wichtiger Anlauf von und nach Tonga. Dort kann man ein geeignetes Wetterfenster abwarten. Es hat also auch eine Sicherheitsfunktion.

27. November 2010

Heute ist Samstag und da gibt es in Whangarei stets von 7-10 Uhr einen kleinen Markt in der Nähe des bekannten Fünffingerkreisverkehrs. Kleinerzeuger bieten vom Fleisch über Käse bis hin zu Obst und Gemüse eine reiche , gesunde Auswahl an. "Sprayfree" ist das meistgelesene Wort auf diesem Markt. Die Deutschen sind auch vertreten und zwar mit einem Bäcker (Sauerteigbrot) und einem Metzger (Nürnberger Bratwürste).

Im Moment sind Avocados, Äpfel, Birnen und Kiwis die Renner.

An verschiedenen Stellen spielen Jugendliche oder auch zahnlose Alt-68er alles an Musik, was man sich denken kann. Ich darf gar nicht so lästern, denn gestern ist mir eine Zahnkrone rausgefallen. - Da erklingen die Quena aus den Anden, die irische Harfe oder auch eine Solotrompete nebeneinander und bilden ein polyphones Gesamtwerk.

Das Ganze ist selbstverständlich auch ein Treffpunkt der "Migranten" (würde man in Deutschland sagen). So gerate ich in einen Plausch mit Uwe, der aus Hamburg mal eingewandert ist und hier selbstlos den Seglern hilft.

Die Oma vom Brotstand ist auch mal froh, wenn sie nicht immer englisch sprechen muß.

Der Holländer, bei dem sich immer eine große Schlange bildet, weil er Crepes anbietet, will alles genau wissen über den Atlantik und den Pazifik - wie das alles heute so ist. Er ist selbst einmal vor 15 Jahren mit seinem Segelboot hier angekommen und hier hängen geblieben.

Nachdem ich mir eine Chillipflanze (very hot), alten Gouda (very old), ein paar Tomaten (low acid) und Grünkohl !!!!!! erstanden habe, bildet für mich traditionell der Cafe-Stand den Abschluß des Rundganges. Der "short black" (eine Art Espresso) ist sehr gut und so stark, daß man keinen Herzschrittmacher mehr braucht. Oder liegt das gar nicht an dem Cafe ? (s. Foto)

Ich lasse mir ordentlich Zeit, denn nachher gehts wieder ans Arbeiten. Heute muß die Achterreling abmontiert werden.

14. Dezember 2010

Zum 5. November muß ich noch etwas nachtragen:

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Guido Fawkes

Am 5. November ist jedes Jahr in Neuseeland eine wüste Knallerei, wie bei uns zu Silvester, im Gange. Es wird damit eines Mannes gedacht, der am 5. November 1605 im Keller des britischen Parlamentes festgenommen wurde. Er saß dort im Keller und wollte mit ca. 2 to Schwarzpulver die Eröffnungsversammlung des Parlaments in die Luft sprengen. Dabei wäre sicher nicht nur der König sondern auch ein Großteil der Führungselite getötet worden. Fawkes gehörte zu den damals stark bekämpften Katholiken und wollte vermutlich eine Wende in der Politik herbeiführen. Heute würde man sagen, daß er ein Terrorist gewesen ist. Das britische Königreich hat manchmal schon seltsame Anlässe zum Feiern. Natürlich wurden Fawkes und seine Mitverschwörer ordnungsgemäß gefoltert, aufgehängt, ausgeweidet und gevierteilt. Nur Fawkes entging dem Galgen, weil er sich vom Podest hinabstürzte und sich dabei das Genick brach.

Engländer lieben ja Traditionen und mögen sie noch so unsinnig sein. Noch heute inspiziert die Königin vor der 1. Parlamentssitzung die Keller unter dem Parlament.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Das Wochenende 4./5. Dezember stand in Whangarei unter dem Motto " The country comes to town". Auf einem großen Gelände spielte sich an beiden Tagen so etwas wie eine Mischung aus Landwirtschaftsausstellung und Kirmes ab. Milchkühe, Pferde, Schafe, Ziegen und Stiere wurden prämiert. Natürlich brach ein Stier aus und zertrümmerte die Tribüne. Es gab aber keine Verletzten.

Spannend war das Baumfällen. Mit rasiermesserscharfen Äxten kämpften muskelbepackte Männer um die Ehre der beste Holzfäller der Nordinsel zu sein. In Windeseile war so ein Stamm durchschlagen.

                                                                                                                                      

Leider fing es nachmittags an zu regnen, sodaß die Freude etwas eingetrübt wurde. Ein "musselfritter" vom Stand des Rotaryclubs versöhnte dann wieder. Dort traf ich auch Tom, meinen Werftbesitzer.

Inzwischen ist der Sommer ausgebrochen, die Yacaranda-Bäume blühen und auch die Weihnachtsbäume entfalten ihre roten Blütenstände. Das sieht prima aus. Von Schnee und Eis in Deutschland hört man nur ungläubig. Hier frieren auf jeden Fall keine Weichen der Eisenbahn fest !

                     

    

                                                                                                                                                               

18. Dezember 2010

Heute gab es einen Grillabend bei Beate und Helmut in Pahia. In ihrem Haus über den Dächern von Paihia, kamen ca. 30 Segler aus Österreich, Schweiz und Deutschland zusammen. Da waren sie alle wieder, die ich auf dem Pazifik getroffen hatte: Kira von Celle, Kestrel, Tramp, Kurtisane, Liebertee, Amigo, Laika usw. Live Musik gab es auch. Bobby und John von der "Hypnautical" spielten mit Harfe und Gitarre "chill out" Musik. Zur Übernachtung war ich auf der "Kira von Celle" eingeladen. Das ersparte mir die Rückfahrt nach Whangarei am gleichen Abend und gab Gelegenheit zu langem Gespräch. Enorm, was Beate und Detlev alles über Fiji zu berichten wußten. Dort sind sie im letzten Jahr in einen Dorfclan aufgenommen worden. In der Grundschule lernten sie mit den anderen Kindern die Maorisprache. Die Kinder hatten eine unbändige Freude, ihre neuen Mitschüler zu korrigieren.

Peter und Rosi (Green Coral) berichteten von der Vertreibung aus dem Minervareef (s.o.) Tatsächlich kamen zwei Boote der Fidji-Küstenwache und forderten die beiden Segler Green Coral und Tramp auf das Minerva Reef innerhalb einer halben Stunde zu verlassen. Wenn sie eine Ausklarierung von Fidji hätten, könnten sie bleiben. Das Minervareef sei Fidji-Hoheitsgebiet. Keine Einwände halfen. Da bleiben wir doch gespannt, wie das nächstes Jahr wird. Peter und Rosi sandten einen Beschwerdebrief an die neuseeländische Regierung, die ja die Oberaufsicht in  diesem Seegebiet hat. Bisher keine Antwort.

 

24. Dezember 2010

Nach tagelangem Regen, nun endlich wieder trockene Tage. Die totale Mondfinsternis am 21.12. habe ich glatt verschlafen, nicht aber das heutige Abendessen in einem Thai-Restaurant. Zu dieser kleinen Feier waren etwa 16 Segler aus Whangarei zusammengekommen. Da waren: Fee, Renahara, Why not, Atlantis, Kurtisane, Ingo usw. Anschließend ging es noch zum Absacker an Bord von Renahara. Ein schöner Abend mit angeregten Diskussionen.

 

 Reiseberichte 2003  2004  2005  2006 20072008 2009  2010 2011 2012 2013