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Reiseberichte 2009

 

4. Januar 2009

Törn: Banedup/East Lemon Cays - Porvenir

Strecke: 7 sm

Crew: Mia und Wolfram

 

 "ATAIR"(blau) u. "Fiete" vor Banedup                Kuna - Familie                                               Inselwelt der Kunas (San Blas)

Am 4.1. brechen wir nach Porvenir auf. Die schöne Zeit auf den East Lemon Cays ist vorbei. "Schildi" weint uns noch eine Träne nach und taucht dann wieder ab. Mit Manuela und Georg tauschen wir noch Bücher aus, nachdem wir viele Nachmittage zusammen verbracht haben. Und nicht zu vergessen: die schwere Reparatur, bei der Georg uns selbstlos geholfen hat. Heike ruft noch über Funk an. Farewell und bleibt nicht zulange hier. Wolfgang ist mit dem Jeep unterwegs nach Panama City, um eine neue Dieselpumpe für den Generator zu holen. Folge: Kein Strom und kein Wasser aus dem Wassermacher.

Heute haben wir nur wenige Seemeilen zu absolvieren. Wir mogeln uns durch den Eden-Channel vorbei an den "Dogs" und West Lemon Cays. 11:55 Uhr Anker fallen vor Porvenir. Morgen soll der Immigrationbeamte wieder da sein. Er ist jedoch heute schon da. So können wir für 20 US $ Aufschlag, weil Sonntag ist, heute unseren Stempel im Paß bekommen. Er füllt alles schön handschriftlich für uns aus. Das dauert dann so eine Stunde. Macht nichts, wir haben noch genügend Zeit, das Dorf auf der Nachbarinsel Wichubhuala zu besuchen. Dort gibt es einen Kolonialwarenladen und einen mächtigen "Congreso" . Im Laden erstehen wir "chickenwings" und der Häuptling erklärt uns den Congreso. Prunkstück über den Hängematten ist eine Bahnhofsuhr. Wieder draußen hängt sich ein kleines Mädchen an Wolframs Hand und lächelt. Die Oma kommt herbeigeeilt und will ihre Molas verkaufen, nicht ohne zu erwähnen, daß das Kind ohne Vater sei, da dieser das Zeitliche gesegnet habe. Wir sind aber widerstandsfähig und entfernen uns langsam. Plötzlich hat sich das Mädchen einen Finger in einer Wäscheklammer geklemmt - und schreit. Ein größerer Junge befreit sie von dem

                                                                                                                               Kuna - WC

Schmerz. Aber sie schreit weiter. Als wir uns abwenden, hört sie auf. Als wir uns nochmal ihr zuwenden, fängt sie wieder an zu schreien. Wie bei uns.........

Mia ersteht noch ein paar Topflappen in Mola-Nähweise. Dabei denken wir wieder an Venancio und Lisa, die uns auf der ATAIR besuchten und internationale Mola-Künstler sind. Wirklich beeindruckend diese Kunstwerke. Hier kosten sie 200 US $, aber in New York ?

Es fällt uns nicht leicht von dem Land der Kunas Abschied zu nehmen. Für uns ist es das erste Paradies,welches wir auf unserer Reise kennenlernen durften. Ist es ein Abschied für immer ?

                                              

 

5. Januar 2009

Törn: Porvenir - Isla Linton, 32. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 44,5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Um 08:45 Uhr Anker auf vor Porvenir. Am Sailorsrock empfängt uns schon der Schwell. Er wird immer unangenehmer und kommt aus NO. Erst als wir 273° gehen können, haben wir einen besseren Winkel. Mit Fock und später Genua haben wir bei 5-6 Bft einen schönen raumen Wind. Delphine kommen uns besuchen und unsere Stimmung hebt sich.  Am Horizont machen wir die Insel aus, hinter der wir rein müssen, um in die Ankerbucht vor der Insel Linton zu kommen. Ein vorbeifahrendes Containerschiff grüßt uns mit freundlichem Hupen. Dann sind wir an der Einfahrt, aber der auf der Karte eingezeichnete Felsen ist nicht da. Großes Suchen. Nichts. Dann holen wir mal sicherheitshalber etwas weiter aus. Danach halten wir uns genau an die Wegepunkte von Eric Bauhaus ("The Panama Cruising Guide") und haben dann etwa 30 ankernde Segler  vor uns. Wir sehen Rita II aus Argentinien wieder. Außerdem sind da noch "Regina Maris" aus Holland, ein 3-Master und "Bolboa" aus Deutschland mit Kathrin und Reinhard, die wir über Funk schon gehört haben. Sie haben grad mal zwei Segelboote und kommen deswegen von hier nicht weg, weil mit einem immer was ist. Weitere Beobachtungen und Überlegungen werden durch den heranrauschenden Regen weggespült. Wir verkriechen uns in die Koje und schlafen dem nächsten Morgen entgegen.

6. Januar 2009

Törn: Isla Linton - Portobello, 33. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 11,5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Ein Blick durchs Fernrohr macht uns klar: Hier wollen wir nicht an Land gehen. Weder auf die private Insel Linton, die von Affen beherrscht wird, die beißen sollen, wenn man die Insel wieder verlassen will, noch ans Festland. Dort sind nur ein paar Häuschen und Hütten. Also Anker auf und nach Portobello. Die 11,5 sm motoren wir. Die Batterien müssen auch gefüllt werden. Wir hangeln uns an unseren eigenen Wegepunkten entlang, vorbei an "Dos Hermanas" und Insel Drake, biegen wir in die Bucht von Portobello ein. Diese wurde von Kolumbus entdeckt und so benannt. Und sie ist wirklich schön. Endlich ruhiges Ankern vor den Resten einer

   

spanischen Festung. Portobello war ab Ende des 16. Jahrhunderts 200 Jahre lang der atlantische Verladehafen der Spanier für das Gold aus Peru, Ecuador und Kolumbien. Den Panamakanal gabs ja noch nicht, und deswegen mußte das Gold vom Pazifik durch den Urwald hierher geschleppt werden. Viel Geld wurde nicht in den Festungsbau gesteckt. Die Anlagen kann man eher als mickrig bezeichnen. So gelang es den Piraten Captain Morgan, Kingshill und Vernon in verschiedenen Jahren das Städtchen zu überfallen und auszurauben. Wie so oft, kamen die Piraten über den Landweg. Und da gab es gar keinen Schutz.

Heute ist Portobello berühmt für seinen "Nazareno", einen schwarzen Christus, der in der Kirche über einem Seitenaltar steht. Große Pilgerreisen finden hierher statt. Er schaut etwas gequält drein, was sicher nicht nur an dem Holzkreuz liegt, das er tragen muß, sondern auch an dem Müll und Dreck, der überall in den Straßen und Bachläufen liegt, sodaß sich Geier überall tummeln.  Bunt bemalte Überlandbusse (Typ amerikanischer Schulbus) knetern fröhlich an allem vorbei. Wir sind auf der Suche nach einem Holländer Hans, der mit seiner kolumbianischen Frau ein gutes Lokal betreiben soll. Wir finden Hans nicht, aber den Kanadier Marco, der eine Pizzeria neben einem dieser Bäche betreibt. So eine gute Pizza haben wir lange nicht gegessen. Zu uns gesellen sich noch Elizabeth (Kanada) sowie  Joan und Greg aus USA. Greg sortiert sorgfältig alle Wurst-und Fleischstückchen aus der Pizza. Wir wundern uns. Joan nicht. Sie schreit Greg an, warum er sie nicht informiert habe, daß das keine vegetarische Pizza sei. Sie findet auch noch ein wirklich gefährliches Stück Drahtbürste auf ihrem Teller. Oder hat sie es mitgebracht ? Sie schmeißt alles hin und verschwindet. Greg trottet hinterher. Bezahlt wird nicht. Das übernimmt dann gezwungenermaßen Elizabeth und trägt auch noch die inzwischen durch Marco fertiggestellte vegetarische Pizza hinterher. Im Hintergrund amüsiert sich der Kubaner Pablo, der mit dem kunstvollen Ausmalen der Gaststätte beschäftigt ist. "Banos  50 cent" hat er schwungvoll schon fertig. Über die Theke schaut uns neugierig eine hübsche, etwa 14 jährige an. Natürlich nicht ohne gleichzeitig das Handy am Ohr zu haben. Sie ist Marcos Tochter und sieht sehr panamesisch aus. Eben hat er uns doch noch erzählt, daß seine Frau aus Fiji kommt ( dort hat er 4 Jahre gelebt) und mit den beiden Töchtern in USA lebt. Naja, das kann ja passieren. Dann lernen wir noch kurz Ludger aus Deutschland kennen, der 5 Monate Urlaub machen wollte und nun schon 5 Jahre hier lebt. Auch er hat ein Pensionärsvisum (s.o. Wolfgang).

Einen Ruhetag gönnen wir uns noch, bevor wir nach Colon aufbrechen. Inzwischen haben auch Die "Regina Maris" und "Baerne" aus Holland in der Bucht geankert. Eric (ein Deutscher, der sich 1 Jahr von Daimler-Benz hat freistellen lassen) will unbedingt Leinenhändler auf der ATAIR sein. Bisher hat er auf der Regina Maris gearbeitet und den Atlantik überquert. Nun braucht er den Anschluß nach Panama City. Außerdem ist mit der "Regina Maris" noch eine bayerische Schülergruppe gekommen, die mehrere Monate durch Südamerika reisen will. Alles sehr junge Leute, voller Optimismus und Elan. Ich fühle mich an 1973 erinnert, als ich mit Wolfgang und Dieter 3 Monate durch Südamerika gezogen bin. Ein bißchen Wehmut macht sich breit.  

 

8. Januar 2009

Törn: Portobello - Colon, 34. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 23,4 sm

Crew: Mia und Wolfram

So schnell wir auch sind die SY Baerne will vor uns in Colon sein. Sie setzt alles was sie hat, inkl. Motor, um uns zu überholen. 09:00 Uhr sind wir gestartet. Nur mit der Fock machen wir immerhin knapp über 5 kn Fahrt bei 5-6 Bft Wind. Baerne nimmt den ersten Eingang vom Wellenbrecher vor Colon. Wir wollen aber als großes Schiff gelten und nehmen den Haupteingang. Das Ankerfeld "F", die "Flats" ist leicht gefunden. Baerne ist schon da. Nicht unweit ziehen die großen Schiffe Richtung Panama-Kanal oder kommen von dort, aus den Gatun-Schleusen.

Da wir 12:30 Uhr schon geankert haben, machen wir uns gleich auf in den Yachtclub Panama, der inmitten eines Containerhafens liegt. Dort kann man seine Kanaldurchfahrt organisieren. Tito ist der Meister aller Klassen und verspricht alles zu organisieren - für 234 US $. Wow !  Wie setzt sich das zusammen ? 60 US $ für das Leihen der vier Schleusenleinen, jede 38 m lang, 24 US $ für 8 alte Autoreifen als Fender umwickelt mit Plastikfolie, 50 US $ für ZARPE (Fahrgenehmigung bis Galapagos), 100 US $ für Tito als Service und für Transport zu den Behörden. Gleich am nächsten Tag bringt uns Tito zu der Kanalbehörde und die Vermessung der ATAIR wird für den 10.01. vereinbart. Ein sehr netter Vermesser wird durch ein Pilotboot gebracht. Es sind eine Menge Papiere auszufüllen, was er alles für uns macht. Jedes zweite Wort an Wolfram gerichtet ist "Cap" oder "Skip" - sehr höflich. Und tatsächlich hat er ein Maßband dabei und vermißt die ATAIR. Er stellt fest, daß wir unter 50 Fuß haben und deshalb den Minimumbetrag zahlen müssen. Das sind ca. 600 US $ für die Passage und 800 US $ als Kaution für irgendwelche Schäden. Unser Zahleifer wird gebremst, da am Montag den 12.1. alle Banken und Behörden geschlossen sind. Es wird irgendein Aufstand gegen die Amerikaner gefeiert. Am Freitag war schon die Clubbar aus gleichem Grund geschlossen gewesen. Und am Montag natürlich auch. Das ist ein Schlag, da es dort ein Glas Wein für Mia und 1/2 Galon Bier für zusammen 2,10 US $ gibt. Die halbe Galone schafft Wolfram nicht so ohne weiteres allein. Aber wir haben ja inzwischen Sabine und Hans von der österreichischen Yacht "Black Pearl" kennengelernt, die uns dabei helfen. Damit´s wieder paßt, werden natürlich noch andere "Jarras" bestellt. Schnell haben wir gegenseitige Hilfe vereinbart. Wir helfen "Black Pearl" (die übrigens ein weißes Schiff ist) als Leinenhändler bei der Kanaldurchfahrt und sie uns. Auch der Lebensmittel- und Getränkeeinkauf wird gemeinsam angegangen. Bei uns sind das ca. 750 kg und Sabine und Hans haben auch nicht weniger. Ein LKW des Supermarktes transportiert alles zur Marina und die Jungs bringen es auch auf den Pier. ATAIR hat dort inzwischen festgemacht, um auch Wasser und Strom aufzunehmen. Das Wasser läuft an die 8 Stunden in den Tank - ein Rinnsal. Zwar gibt es einen einzigen 220 Volt-Anschluß, aber keiner der internationalen Stecker paßt. So feilt Wolfram die halbe Nacht einen zurecht. Dann geht´s.

Nach allem scheint uns die Wasserlinie der ATAIR etwas tiefer zu liegen und wir verholen wieder auf den Ankerplatz.

Aber ach, dazwischen lag ja noch der Dienstag mit dem Bezahlen der Kanalgebühren. Sabine und Hans hatten uns schon gewarnt. Ihre Visakarte war nicht akzepiert worden, handelt es sich doch um eine cash-Abhebung und die ist auf 750 € beschränkt. Naja, die österreichischen Banken - ein wenig provinziell - denken wir. Tito karrt uns zur Citibank. Keine Schlange. Heute ist unser Glückstag. Die Bankangestellte telefoniert. Ergebnis - die Visakarte ist nicht gedeckt. Über Iridium telefoniert Wolfram mit der Visazentrale in Deutschland. Viermal muß er sich die Musik anhören. Keiner weiß Bescheid. Schließlich beim vierten Mal - kein Problem Betrag von 1400 US $ ist freigegeben. Neuer Versuch. Diesmal Schlange. Die Bankangestellte, die wie Condolesa Rice aussieht, telefoniert wieder. Der Visamensch hat uns reingelegt. Keine Freigabe. Mrs. Rice : "Haben Sie eine zweite Karte ?" Ja, das ist es. Zurück zum Schiff, Mias Karte geholt. Wieder Schlange. Rice: " Das ist ja eine Mastercard. Hier geht nur Visa." Oh, was nun. Wir sind am Zusammenbrechen. Condolesa zeigt sich bewegt und eröffnet eine Lösung: "Zahlen Sie doch die Passage in bar und die Kaution mit Karte." Ja, geht das denn ? Naja, ausnahmsweise. Die Taxifahrer haben heute ihren guten Tag, nicht wir. Zurück zum Schiff - Bargeld holen. Wir nähern uns gefährlich 15:30 Uhr - dann wird die Bank geschlossen. Aber dank der Rennfahrerqualitäten von Jorge (Taxifahrer) schaffen wir es. Keine Schlange und endlich bekommt Condolesa Rice grünes Licht. Das Bargeld wird unter ihrer feierlichen Begleitung an der Kasse eingezahlt. Stolz und erschöpft halten  wir unsere Quittung mit der Zaubernummer zur Kanaldurchfahrt in Händen. Condolesa:"Ab 18 Uhr können Sie bei der Kanalbehörde anrufen und einen Termin ausmachen."  Wir rufen an. Sie können morgen durchfahren. Das ist dann doch zu schnell. Wir müssen ja noch einkaufen (s.o.). Schließlich vereinbaren wir den 19.01.2009, ein Montag.

Am Donnerstag, den 15.1. finden wir uns um 16 Uhr auf der "Black Pearl" ein. Evi, eine 80 jährige Amerikanerin, und ihr Neffe Frank sind schon da. Evi hat die Welt schon zweimal umsegelt und kann ordentlich zupacken. Um          

Evi und Frank                                     Mia                                                 Sabine beim Versuch die Fehler                      Hans

                                                                                                                     der Amis auszugleichen

9 Uhr wird der Pilot gebracht. Anker auf und Kurs auf die erste Gatunschleuse. Der Pilot heißt Fernando und ist ein lustiger Kerl. Er erzählt viel aus seinem Leben. Früher war er Prediger und wurde zur Evangelisation ausgebildet. Dadurch kam er nach Mosbach in Baden-Württemberg und später nach Großschweinbart bei Wien. Seine Predigten hielt er auf englisch und ein anderer übersetzte. Nun ist Fernando aber verheiratet und hat zwei Kinder, weshalb er einen etwas bürgerlicheren Beruf ausübt.

Vor der ersten Gatunschleuse angekommen, müssen wir noch auf einen zweiten Segler warten. Es ist die amerikanische Yacht "Jubilandia". Viermal versucht der Skipper an der Black Pearl anzulegen, denn  man muß sich gegenseitig festzurren und gemeinsam durch die Schleusen - sozusagen eine Schicksalsgemeinschaft. Das Verzurren dauert ewig, da die Amerikaner offensichtlich sehr unerfahren sind. Fast verlieren wir noch unseren Frachter, der mit uns durch die Schleusen fährt. Die beiden Piloten entscheiden, daß Hans fahren soll und der Amerikaner den Motor auf standby hat.

Die erste Schleuse bei Gatun ist die gefährlichste. Das Wasser schießt mit unbeschreiblicher Kraft von unten in die Schleuse und schiebt die Boote wohin es will. Gut, daß wir an Land die Leinenführer haben, die mit den

   

Booten mitlaufen. Große Schiffe werden mit Lokomotiven gezogen. Aber was ist das ? Plötzlich liegen wir quer in der Schleuse und treiben auf die Wand zu. Hans gibt Vollgas und setzt zusätzlich das Bugstrahlruder ein. Die Amerikaner haben die Leinen nicht dichtgeholt und können diese auch nicht so schnell nachziehen, da sie alles fest vertäut haben. Erst als Fernando den amerikanischen Skipper anweist rückwärts zu fahren, entspannt sich die Situation. Das ist gerade nochmal gut gegangen. Unsere Skepsis gegenüber der "Jubilandia" wächst. Auch in den anderen beiden Gatunschleusen, haben wir mit den Amerikanern alle Hände voll zu tun. Schließlich ist alles überstanden und das Tor zum Gatunsee öffnet sich. Wir müssen Richtung Backbord noch 2 sm fahren und an riesigen Mooringbojen anlegen. Sabine springt mutig auf die Boje und macht die "Black Pearl" fest. Und das alles bei tiefster Dunkelheit. Gut, daß sie nicht abgerutscht ist, denn es soll hier 5-6 m lange Krokodile geben. Es ist 1 Uhr morgens. Wir sinken in die Koje.

Um 5 Uhr hat Sabine das Frühstück schon fertig, denn um 6 Uhr kommt der nächste Pilot. Der Sonnenaufgang wird vom Gebrüll der Brüllaffen begleitet. Urzeitgeräusche ! Wir fahren schon durch den Bananenkanal, der für Segler ein Abkürzung bietet. Die Landschaft ist hinreißend. Überall kleine Inselchen mit üppigem Urwald. Leider ist Fernando nicht mehr unser Pilot. Unser Neuer macht einen etwas unsicheren Eindruck. "Black Pearl" gibt das Beste und ist in 4 Stunden vor der Schleuse Pedro Miguel. Da der Pilot keine Anlegestelle angibt, muß gekreist werden, bis die "Jubilandia" sich bequemt auch zu kommen. Das Vertäuen ist wieder ein Desaster. Hans soll wieder fahren und die "Jubilandia" mitnehmen. Plötzlich gibt es ein schlagendes Geräusch von der Welle. Keine Fahrt mehr möglich. Die Welle ist aus dem Getriebe gerutscht. Wir treiben auf eine Boje zu. Mia schiebt diese beiseite. Der Amerikaner weiß nicht was er machen soll, bis die Piloten ihm alles vorsagen. Kaum aus der brenzlichen Situation heraus, weigert sich der Skipper uns mit durch die Schleusen zu nehmen. Ja, sogar einer seiner Kumpels springt bei uns an Bord und will die Leinen losmachen. Da hat er aber nicht mit Wolfram gerechnet, der ihm auf die Finger haut. Als nächstes verlangt der amerikanische Skipper  einen seiner Mannschaft an unserem Ruder. Das lehnt Hans natürlich ab. Die nächste Forderung ist, daß er einen bräuchte der dem Hans übersetzen könnte, was er befiehlt. Wolfram bietet sich an. "Wer bist Du denn ? Idiot"- Wolfram:" Ich spreche sicher besser Englisch als Sie". Das ist zuviel für den Skipper. Er läuft rot an und schreit herum und will nun die "Black Pearl" auf jeden Fall nicht mitnehmen. Die Piloten haben inzwischen mit ihrem Chef telefoniert und geben die Anweisung: Du nimmst die Black Pearl mit, oder Du verlierst Deine Kaution. Das wirkt. Wir fahren in die Pedro Miguel - Schleuse ein. Vor uns wieder ein Riesendampfer. Aber diese abwärts führenden Schleusen sind nicht so schlimm wie Gatun. Trotzdem bringen es die Amerikaner auch hier fertig, wieder querzustehen, sodaß Hans sein Bugstrahlruder einsetzen muß. In den darauf folgenden zwei Mirafloresschleusen winken wir kräftig, denn in Österreich soll die Mama von Sabine am Computer sitzen und uns zuschauen. Eine webcam überträgt nämlich fortlaufend Bilder aus den Schleusen. Nach der zweiten Miraflores-Schleuse öffnet sich das Tor zum Pazifik. Ein historischer und bewegender Moment. Wir werden alle ganz still.

     

 

Nicht so der amerikanische Skipper. Er schreit schon wieder rum. Er will uns nicht mal die 2 sm bis zum Balboa-Yachtclub mitnehmen. Sowas an Unkameradschaftlichkeit haben wir noch nicht erlebt. Im Gegenteil: Alle Segler helfen sich wo sie können. Nun können die Piloten nichts mehr machen, und wir müssen "Jubilandia" ziehen lassen. Wolfram verflucht den Skipper und sein Schiff. Der läuft wieder rot an, sagt aber nichts. Jetzt hat er Angst, daß der Fluch ihn treffen könnte.

Aber so untätig waren die Piloten dann auch wieder nicht. Ein Schlepper kommt schon herangerauscht und schleppt uns bis Flamenco (Playita del Amador), da der Balboa-Yachtclub voll ist. Das sind 4 sm. Es wird versprochen, daß das umsonst ist. Später wird die Kaution doch von Hans´ Konto abgezogen, aber er bekommt nach Reklamation alles zurück.

Nun ist es Zeit den Champagner hervorzukramen und auf den Pazifik anzustoßen. Sabine hat auch schon alles fertig und so feiern wir fröhlich unsere Kanalpassage. Natürlich wird noch viel über die Ami´s diskutiert. Hans ist so aufgeregt, daß er alles durcheinanderbringt.  Der Satz: "What were wann ... ?" wird in die Annalen eingehen.

Mia und ich machen uns auf den Weg nach Colon. Mit Expressbus. Der hat Klimaanlage und Fernsehen. Wegen der vielen Bauarbeiten dauert die Fahrt dann doch 2 Stunden. Der Fernsehfilm ist chinesisch und von brutaler Härte. Ein Polizist ermordet dabei 38 Menschen in 1,5 Stunden. Man kann nur hoffen, daß die vielen Kinder im Bus nicht verstehen, was da abläuft. Wir kommen bei Dunkelheit an, finden ein Taxi und lassen uns noch das Gedeck Bier/Wein in der Clubbar schmecken. Inzwischen schenkt der Barmann schon alles ein, wenn wir durch die Tür kommen.

Wir lernen Nicolas kennen, einen jungen Franzosen und werden uns schnell einig, daß er unser 4. Leinenhändler wird. 2 Nächte verbringt er schon auf der ATAIR und hilft uns bei den letzten Vorbereitungen. Er ist Hotelfachmann und hat dieselbe Ausbildung wie Annette. 

 

19. und 20. Januar 2009

Törn: Colon "Flats" - Panama City (Playita del amador), 35. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 43 sm

Crew: Mia, Sabine, Hans, Nicolas (Pilots: José u. Mc Lean)

Obwohl wir zwischenzeitlich den Kontakt verloren hatten, sind Sabine und Hans pünktlich am 19.1. da. Wir sind komplett. Tito gelingt es in letzter Sekunde auch die ZARPE und die Leinen beizubringen. Warum muß das immer so aufregend sein ? Auch unsere Gasbottel ist nach 1 Woche wieder aufgetaucht.

     

Nicolas                                          Hans                                           Sabine                                         Mia

Um 18 Uhr kommt unser Pilot José und um 19:40 Uhr liegen wir vor der 1. Gatunschleuse. Wir sind allein und müssen niemand mitnehmen. Welch ein Glück ! Ein wenig warten wir noch, bis unser Kühldampfer die "Boston Bay" vor uns in die Schleuse einfährt. In der gegenüberliegenden Schleuse fährt die "Mandarin" abwärts. Die Tore der Schleuse schließen sich und das Wasser schießt hinein. Das dauert pro Schleuse nur 15-20 Minuten, bis wir auf dem neuen Niveau angekommen sind. Schon können wir 8 m nach unten schauen. Ein wenig aufgeregt sind wir schon, ist doch dies die gefährlichste Schleuse. Mia verliert die Pilotleine und sie muß nochmal von Land aus geworfen werden. Nicolas (zusammen mit Sabine am Bug) macht zu früh fest und das Auge hängt 5 m vor dem Poller an der Wand. Das läßt sich alles schnell korrigieren, und wir liegen astrein in der Mitte der Schleuse.

Um 21:15 h fahren wir aus der dritten Gatunschleuse heraus und wenden uns nach Backbord , um die schon bekannte Anlegtonne zu suchen. Wír finden sie auch und Nicolas springt hinüber und macht die ATAIR fest. Nun will er auch noch gleich baden gehen. Ein kleiner Hinweis auf die großen Krokodile läßt ihn jedoch davon Abstand nehmen.

Nachts regnet es in tropischen Ausmaßen und alles ist tropfnaß. Die Brüllaffen sind am Morgen sehr laut. So brauchen wir keinen Wecker. Um 06:45 h kommt der neue Lotse mit Namen McLean an Bord und um 7:00 h sind wir schon unterwegs. McLean nimmt ungeahnte Abkürzungen, sodaß wir schon um 10:50 h vor der Pedro Miguel Schleuse stehen (Die Schicksalsschleuse der "Black Pearl"). Wir müssen auf niemand warten, da wir ganz allein durch die Schleuse dürfen. Das ist ein Gefühl ! Wir sind so ein richtig großes Schiff.

Alles klappt vorzüglich. So sind wir schon um 11:45 h in der ersten Miraflores-Schleuse. Wir winken kräftig, weil wir nicht wissen, wo die Kamera steht, die unser Bild ins Internet überträgt. Leider war das alles umsonst. Wir waren dank McLean, der schnell zu irgendeiner Tussi kommen wollte, schon 1 Stunde früher dran. So hatten viele unserer Freunde den Computer noch gar nicht eingeschaltet. Aber zwei von ihnen doch: Susanne (Mias Schwester, die immer für Euch alle unsere Positionen eingibt) und Jürgen Michael Pipprich (Schriftsteller und Lyriker). So können wir Euch hier doch ein Bild der ATAIR in der 2. Mirafloresschleuse zeigen. Das Winken müßt Ihr Euch denken. Aber es war sehr kräftig !

Um 12:30 h öffnen sich für die ATAIR die Schleusentore zum Pazifik. Was wird uns dieser große Ozean bringen?

Können wir unsere Ziele erreichen ? Und werden wir gesund bleiben ?

Zunächst wird nach dem Ankern in Playita del Amador am Ausgang des Panamakanals eine Champagnerflasche Concha y Toro geköpft und auf diesen großen Moment angestoßen. Dabei sind: Sabine, Mia, Hans, Nicolas und Wolfram. Sabine und Hans bringen wir auf ihr Boot und Nicolas bleibt noch eine Nacht an Bord.

Am nächsten Tag bringen wir Nicolas mit dem Taxi in ein Hostal in der Altstadt von Panama City. Dann lassen wir uns in einer cubanischen Bar nieder und genießen ein vorzügliches Ceviche und dazu Mojito. Wir blicken auf den Regen draußen und auf die schön restaurierten Häuser. Da gibt es noch viel zu tun. Vor allem: Was will man mit den vielen Leuten machen, die in dem verfallenen Teil der Altstadt wohnen ? Dort sieht es schon streng aus. Ratten am hellichten Tag sind keine Seltenheit.

Irgendwie beginnt an diesem Tag eine Pechsträhne für uns und die ATAIR.

Eröffnet wird der Reigen damit, daß Mia Zahnschmerzen bekommt. Wir entscheiden uns für einen Besuch bei der Clinica Dental in Balboa, weil sie am nächsten liegt. Am 22.1. ist der Termin und wir treffen auf eine Sekretärin, die schon mal in Deutschland war. Sie ist begeistert und wir denken: na, das läuft ja ganz gut. Herein schneit der Zahnarzt. Er sieht aus, als ob er die meiste Zeit auf dem Golfplatz verbringt. Zunächst wird geröntgt (30 US $). Dann wird die Schmerzbehandlung verschrieben. Aber mehr könnte er jetzt nicht machen, da erst eine Zahnfleischbehandlung notwendig sei ( Kosten 400 US $). Das ist überraschend, da bisher keiner der befragten Zahnärzte in Deutschland und Curacao davon sprach. Wir brauchen Bedenkzeit. Mia entscheidet sich dann gegen eine Weiterbehandlung bei dem Golfspieler. Der Schmerz ist weg, und wir gehen die nächsten Törns an. Bald kommen auch Loni und Dieter. Dann müssen wir in Contadora sein. Aber zunächst besuchen wir noch andere Inseln. (Fortsetzung der Pechsträhne weiter unten)

 

23. Januar 2009

Törn: Flamenco-Bay - Taboga, 36. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 7 sm

Crew: Mia und Wolfram

Von der Flamenco-Bay fahren wir zur Isla Taboga. Kleiner hübscher Ort mit pastellfarbenen Häusern. Unser Ankerplatz ist ziemlich rollig. Wenn die Tagestouristen am späten Nachmittag mit der letzten Fähre die Insel verlassen, hören wir nur noch das Rauschen des Meeres. Allein schon die Fahrt nach Taboga lohnt sich, denn man hat einen fantastischen Blick auf die Puente de las Americas und auf die Skyline von Panama.

Balboa, der den Pazifik für Europa entdeckte, fand auch diese Insel. Die Spanier  starteten von hier aus ihre Eroberungszüge nach Ecuador und Peru. So auch Pizarro und seine Kumpanen. 1524 gründete der Pfarrer Luque den Ort, nicht ohne sich selbst das schönste Haus am Platze zu bauen, das man heute an Hand von wenigen Ruinenresten noch finden kann. Die Franzosen benutzten die Insel während ihrer Panamakanalbauzeit als Sanatorium und Krankenhaus.   Auch der französische Maler Paul Gaugin war zweimal für wenige Tage hier und wollte sich hier niederlassen. Die hohen Grundstückspreise haben ihn jedoch veranlasst, in Richtung Südsee weiterzureisen.  All diese Weisheiten entnehmen wir einer Plakette, die am Ufer angebracht ist. Natürlich werden die vertriebenen Ureinwohner nicht erwähnt. Denen hat man ihre Insel einfach weggenommen. Immerhin soll der Inselname Taboga der Name des letzten Häuptlings gewesen sein.

Wolfram bunkert noch 2 x 20-l- Wasser im Ort. Ein sehr mühsames Unterfangen, den weiten Weg zum Wasserhahn, mit schweren Kanistern zum Beiboot auf sehr wackeligem Schwimmsteg, dann alles vom Beiboot auf die Atair hieven.

Was gibt es noch im Ort ? Eine Trinkhalle in der das Bier 50 $cent kostet. Ein kleiner Lebensmittelladen, der das Notwendigste hat (wie könnte es anders sein: von einem Chinesen betrieben). Drei kleine Restaurants. Der Strand mit lauter Musik ( stundenlang das Lied "Por ella", jetzt können wir es auswendig). Ein Hotel, teuer und unfreundliche Bedienung, aber schöner Ausblick auf die Bucht mit der ATAIR.

   

 

   

25. Januar 2009

Törn: Taboga - Otoque, 37. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 14 sm

Crew: Mia und Wolfram

Danach, am 25.01.09 verlassen wir morgens Taboga und segeln nach Otoque weiter. Wir setzen die Genua, aber kein Wind, keine Welle. Wir dümpeln vor uns hin und ich kann in aller Ruhe kochen und wir genießen das Leben. Die Ankerbucht vor Otoque ist einmalig schön. Keine weiteren Segler hier. Ein paar Fischer mit ihren kleinen Booten, Fregattvögel, Pelikane und wir. Ruhe absolut und wir machen es uns gemütlich.

Nachts wölbt sich der südliche Sternenhimmel über uns. Das Kreuz des Südens ist nun schon deutlich zu sehen.

Am nächsten Morgen machen wir einen Ausflug zu dem völlig naturbelassenen Strand. Muscheln werden gesammelt und das Treibholz bewundert. Die Brandung nimmt zu und der Außenborder bekommt mal wieder eine Salzwasserdusche beim Wassern des Beibootes.

Der Urlaub wird an Bord fortgesetzt. 

        

Strand auf Otoque                                                                                          Sonnenaufgang

27. Januar 2009

Törn: Otoque - Contadora (Las Perlas), 38. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 38 sm

Crew: Mia und Wolfram

Dieser Tag ist einer der schönsten Segeltage, die wir je erlebt haben. Bei 4 - 5 Bft Wind aus NNW segeln wir mit Fock, Genua und Groß streßfrei dahin. Bei 5 kn Fahrt fangen wir unseren ersten Fisch, einen Tuna. Er ist ca. 40 cm lang und reicht für mehrere Mahlzeiten. Was macht es da, das plötzlich der Traveller vom Groß ausreißt, weil irgendwie der Sicherungsring des Bolzens verschwunden ist. Schnell ist das Groß wieder eingefangen.

Um 17:30 Uhr lassen wir den Anker vor der Insel Contadora fallen, genau vor dem Hotel Romatico. Nicht weit von uns vor der verfallenen Wassermacheranlage ankern die österreichischen Yachten Tetris, Black Pearl und September. Abends nehmen wir schon mal an der Günterrunde teil.

Günter ist ein Deutscher, der mit seiner Frau Susanne seit 27 Jahren auf Contadora lebt. Man hatte hier seinerzeit auch den Schah von Persien untergebracht. Günter hat ein schönes Haus mit Meeresblick gebaut und betreibt als Hobby den Amateurfunk (Kurzwelle). Er war auch schon Weltmeister !  Seit vielen Jahren hat er das Pazifik-Islandnet aufgebaut. Jeden Tag, außer sonntags, werden die Segler, die im Pazifik herumsegeln, angerufen und können Ihre Position angeben. Es entwickeln sich Gespräche über alles mögliche. Das ist sehr hilfreich für die Einsamen da draußen. Auch der Erfahrungsaustausch untereinander, z.B. über beste Ankerplätze, Reparaturmöglichkeiten etc. wird durch Günter möglich.

Natürlich muß man Günter besuchen. Seine Frau und er sind sehr gastfreundlich. Kaum hast Du Dich hingesetzt, steht schon ein Bier vor Dir. Wir besuchen ihn und Susanne am 30.1. Es gibt viele Tips zur Verbesserung der eigenen SSB-Anlage - ja, man kann sagen, mancher Segler wird erst durch Günter in die Lage versetzt mit Kurzwelle wirkungsvoll zu senden. Günter hat ein sieben Seiten umfassendes "Handbook" ausgearbeitet, an das wir uns auch gehalten haben. Seitdem dürfen wir uns über Günters Lob freuen, weil unser Signal so gut reinkommt - d.h. er und andere können uns gut "aufnehmen" (wie man sagt). Roger!

Gabi und Hans (SY September) und Sabine und Hans (Black Pearl) sind auf dem Sprung nach Galapagos. Am 1.2. soll es losgehen. Zunächst wird  noch Gemüse eingekauft, ein Abschiedsessen in einem deutschen Restaurant mit Wiener Schnitzel  und ein sundowner mit chickenwings, Tomaten und Gurken an Bord der ATAIR,  müssen auch sein. Schade, daß wir noch nicht mitfahren können. Wer weiß wozu das gut ist.

   

Hans (Black Pearl)                                          Hans ( September )                                      Gabi und Sabine

                                                          

                                                            " SY Black Pearl"

Am 30.1. bekommt Wolfram Zahnschmerzen. Penicillintabletten und Desinfektion des Zahnbereichs verhindern das Schlimmste. Am 2.2. müssen wir fit sein, denn dann kommen Loni und Dieter an. Wir stellen noch fest, daß im Hotel Galeon für die Beiden in der Anschlußzeit an den ATAIR-Törn nur 1 Nacht gebucht ist. Außerdem ist der Flughafen wegen Asphaltierung der Piste gesperrt. Mit Günters Hilfe wird die Buchung verlängert und auch ein schöneres Zimmer ausgewählt. Am Flughafen können wir nichts machen. Da bleibt den Beiden nur das Schnellboot und Ausbooten am Strand vor dem Hotel Galeon.

 

03. Februar 2009 - 12. Februar 2009

Törn in den Las Perlas: Contadora - Espiritu Santu - Canas - La Esmeralda - Rio Cacique - Cocholon Bay - Bayoneta - Contadora

Strecke: 102 sm

Crew: Loni, Mia, Dieter

 Am Montag, den 2.2. sitzen wir brav auf der Freiluftterrasse des Hotels Galeon und genießen ein sehr gutes Ceviche. So bemerken wir erst gar nicht, daß eine winzige Fähre in der Nähe des Strandes angekommen ist. Passagiere und Gepäck müssen durchs Wasser an den Strand gelangen. Und da sitzen Loni und Dieter schon und halten Ausschau nach uns. Die Wiedersehensfreude ist riesig. Schnell ist das Gepäck in Günters Auto verstaut. Dann wird noch Gemüse, Obst und Benzin für den Generator gekauft. Wie hätten wir das ohne Günters Hilfe geschafft? - Sehr, sehr viel schwieriger.

Auch das Verladen all der schönen Dinge am Strand vor dem Hotel Romantico in das Dinghi verläuft ohne Zwischenfälle, sodaß wir an Bord der ATAIR schnell zum Begrüßungsschlückchen übergehen können.

Am 3.2. , 13:00 Uhr heißt es Anker auf und Kurs auf Espiritu Santu. Der Törn durch die Las Perlas hat begonnen.

Mit dem Segeln ist nix. Kein Wind. Beim Motoren stellt Wolfram fest, daß die Welle außerordentlich stark vibriert. Oh je, was ist da passiert. Auch haben wir einen starken Getriebeölverlust. Sollte der Simmering beschädigt sein und ist ein Getriebelager abgenutzt ? Fragen, die wir erstmal zurückstellen müssen, denn nach 4 Stunden ankern wir vor der Insel "Espiritu Santu". Ein deutsches Boot ist schon da: die "Lumme" mit Ute und Wolfgang an Bord.

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Ute und Wolfgang

Ute und Wolfgang verkörpern die Verbindung zwischen Bodensee und Cuxhaven. Wolfgang war 30 Jahre bei der Marine und Ute ist so etwas wie eine Pferdeflüsterin. Sie kennt sich excellent mit diesen Tieren aus. Während sie ihrem Pferdejob nachging, baute Wolfgang eine Reinke-Segelyacht in jahrelanger Arbeit selbst. Die Bedingung war: wenn das Boot fertig ist, wird losgesegelt. Im Jahr 2000 war es so weit. Auf ging´s über den Atlantik. Aber das Unglück heftete sich an ihre Fersen. Wolfgang bekam zwei Schlaganfälle, Dengue-Fieber und Malaria. Deswegen wurde die Weltumsegelung abgebrochen und in Panama ein Pensionärsvisum beantragt und in diesen Tagen auch erhalten. Man muß ca. 1600 US $ p.P. bezahlen und 9 Monate warten. Dann darf man im Land bleiben, als sogenannter "residente". Viele Deutsche machen das, weil das Leben in Panama preiswert ist und die deutsche Rente größere Sprünge erlaubt. Man braucht ja auch keine Heizung und Winterkleidung. Ute und Wolfgang wollen sich als Standort Westpanama anschauen. Dort soll es sehr schön sein. Vieles haben beide zu erzählen: z.B. als Ute von einem Rochen in den Fuß gestochen wurde. Innerhalb von wenigen Minuten mußte Wolfgang heißes Wasser bereiten und bis zur Schmerzgrenze über die Wunde gießen. So eine halbe Stunde lang. Dann sah man, wie der schon schwarz gefärbte Fuß wieder seine ursprüngliche Farbe annahm und das Gift zerstört wurde. - In Espiritu Santu trieb eines Tages eine Leiche am Boot vorbei. Sie hatten des nachts Schüsse aus dem Urwald gehört. Wahrscheinlich eine Drogenauseinandersetzung. - Schöner war da schon das Erlebnis mit der Walmutter und ihrem Baby, die sich tagelang vor Espiritu Santu aufhielten und zutraulich ans Boot kamen. Da störte auch "Lucy" der quicklebendige Bordhund nicht.

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Wir hören auch von Dieter und Gerda, die auf der Insel San Josè leben, geduldet vom Besitzer der Insel. Segler können dort auf dem Weg nach Galapagos vorbeischauen und Obst erwerben. Allerdings steht ein Schild am Strand, das das Betreten der Insel nur erlaubt, wenn man bei Dieter eine Flasche Rum abgibt. Wer dann auch noch die Fledermäuse in der Behausung und Dieter`s rechtsradikale Reden erträgt, hat sicher einen schönen Aufenthalt. Wir haben darauf verzichtet. Inzwischen ist Dieter 82jährig verstorben. Das Letzte, was wir gehört haben, ist, daß er in Panamacity auf Eis liegt und die deutsche Botschaft keine willigen Angehörigen findet, die die Beerdigungskosten übernehmen.

Am 4.2. bekommen wir ordentlich Wind mit Böen von 6-7 Bft. Wolfram stellt unglücklicherweise fest, daß die Wellendichtung etwas Seewasser durchläßt. Die Pechsträhne nimmt ihren Lauf.

Um dem Wind zu entkommen verlegen wir am 5.2. 3 sm weiter südlich nach Canas. Die Einfahrt ist recht schwierig und eng. Hier wagt niemand zu baden, weil sich ein 6 m langes Krokodil vor dieser Insel herumtreiben soll. Wir haben es nicht gesehen.

So segeln wir am 6.2. weiter an das Südende der größten Insel der Las Perlas-El Rey. Vor dem Örtchen La Esmeralda finden wir einen schönen Ankerplatz. Schon sind die ersten Einheimischen mit ihren Kanus da. Schnell hat sich herumgesprochen, daß die Kinder bei uns ein Stück Schokolade bekommen. Wir sind das Schokoboot. Wir lernen Alejandro kennen, der uns Papayas und Bananen vorbeibringt und unseren Müll entsorgt. Joao bringt uns 2 Pargos für 2 US$. Obwohl wir nun bestens versorgt sind, gehen wir doch an Land. Eine Traube von Kindern begleitet uns und wir haben einen "Führer", der uns zu einem kleinen Kiosk führt. Wir hatten nach schwarzen Perlen gefragt. Und tatsächlich kramt der Kiosktyp einige kleine schwarze Perlen hervor, die wir dann auch preiswert kaufen. Die Kinder bekommen jedes einen Dauerlutscher. Unser "Führer" meint, daß wir jetzt etwas trinken müßten. Die Bar/Disco am Strand wird extra für uns geöffnet. Wir haben einen schönen Blick aufs Meer und auf die ATAIR.

Wir schlendern zum Ende der Bucht, wo die Waschstelle des Dorfes ist. Es ist ein schattiges Plätzchen, aber z.Z. sehr wenig Wasser im Fluß. Am Strand wird ein Boot in traditioneller Bauweise gebaut. Es sieht wunderbar aus. Der Schiffsbauer, ein alter Mann, erklärt uns geduldig alle Feinheiten des Bootsbaues. Zurück im Dorf treffen wir auf einen jungen Mann, der einen Kampfhahn herumträgt. Er ist sein ein und alles. In ein paar Wochen gibt es hier Hahnenkämpfe, die ein Volkssport sind. Vor der Kirche sitzen wir unter den immer schattigen Mangobäumen und lassen das Dorf auf uns wirken.

Zurück an Bord, können wir einen weiteren Volkssport der Dorfbewohner beobachten. Wenn Ebbe ist, fahren sie mit ihren Außenborderkanus mit voller Geschwindigkeit auf den Strand, gleiten dann 20-30 m den Strand hinauf und haben dann bei Flut es wieder leicht zu wassern. Spektakulär.

Am nächsten Tag ist Alejandro wieder da und bringt uns Kokosnüsse. Wir machen aus, daß er am nächsten Tag mit uns zum Rio Cacique fährt und dort das Unterwasserschiff reinigt, vor allem den Propeller. Es kann ja sein, daß die Vibrationen der Welle vom Propeller hervorgerufen werden.

Alejandro ist 26 Jahre alt und hat zwei Kinder. Er lebt von der Frau getrennt, weil sie ihre Insel westlich von Contadora nicht verlassen will und er möchte in La Esmeralda bleiben.

Wir kaufen noch einen großen Fisch (Bori Penda). Die süßsauren Früchte ( Jori ) bekommen wir gratis dazu. So

 verlegen wir an die Nordseite der Bucht. Dort mündet der Rio Cacique, den man mit dem Dinghi befahren kann. Aber zunächst ist erstmal Arbeit angesagt. Alejandro reinigt das Unterwasserschiff. Das sind einige Stunden Arbeit. 20 US$ ist sein Preis. Loni überrascht uns mit einer sportlichen Glanzleistung. Sie schwimmt die gut 0,5 sm an Land - und zurück ! Wow !  Alejandro hat die Arbeit beendet und wird von einem Fischerboot mitgenommen. Er hat uns noch erzählt, daß die ganze Gegend von Reichen Amis aufgekauft worden ist und man ein riesiges Hotelprojekt plant. Natürlich mit Golfplatz. Da paßt der kleine Flugplatz aus dem 2. Weltkrieg gerade gut dazu. Dann ist es hier vorbei mit der Idylle und mit den Indianern, die immer noch am Rio Cacique wohnen und ihre Felder am Fuße der Berge bestellen.

Und dann starten wir mit unserem kleinen Dinghi zu einer Urwaldtour in den Rio Cacique. Bei Flut können wir die bei nahezu jedem Fluß an der Mündung vorhandene Barre (Sandbank) problemlos überwinden. Es wird immer stiller. Hie und da schreit ein Vogel. Wir stellen den Motor ab und gleiten mit der Flut in den Fluß hinein. Dieser wird immer enger, Lianen schlagen uns ins Gesicht - es ist ein wenig gruselig. Plötzlich kommen uns zwei Kanus entgegen. Es sind einheimische Jugendliche, die die Ernte aus den Bergen bringen. Lautlos gleiten sie an uns vorbei, nicht ohne freundlich zu lächeln. Dieter wird noch schnell von Loni vor dem Flußpanorama fotografiert und dann müssen wir zurück, denn bei Ebbe können wir den Fluß wegen der Barre nicht mehr verlassen.

                                                                     

Nur 14 sm sind es am nächsten Tag auf die Westseite der Insel El Rey bis in die Cocholonbay. Um 14:10 h passieren wir die südlichste Spitze von El Rey, Punta Cocos. Mit Fock und später Genua haben wir bei 4-5 Bft. ein gemütliches Segeln. Die Einfahrt in die Cocholonbay ist etwas tricky, weil ein Unterwasserriff weit in die See ragt. Um 15:30 h lassen wir Anker fallen. Das Ankern ist etwas ungemütlich, weil wir sehr nah am Ufer ankern müssen und der Tidenhub beträchtlich ist. Alles geht gut, und wir können uns den in Scharen auftretenden Seevögeln, wie Kormoranen und Pelikanen, widmen. Ein Reiher läßt sich am Bug der ATAIR nieder. Loni entdeckt einen Gecko in der Nähe der Cockpitlampe. Wo haben wir denn den aufgesammelt ? Die Nacht senkt sich über die einsame Bucht (wir sind allein) und nach genügend sundowner fallen wir todmüde in die Kojen.

Am nächsten Tag, 10.2., geht´s schon weiter. Leider hat Wolfram das Riff vergessen und fast laufen wir auf. Erst in letzter Sekunde kann Wolfram den Rückwärtsgang einlegen. Das war knapp ! Wir nehmen Kurs auf La Bayoneta, eine weitere Insel der Las Perlas. Eine wunderschöne Landschaft breitet sich vor uns aus und läßt uns den nächsten Tag mit Spannung erwarten. Schwärme von Kormoranen ziehen an uns vorbei.

     

   Rosa blühende Bäume                   Strand auf La Bayoneta                 Kormoranschwarm

 

Schon früh sind wir am 11.2. auf den Beinen, um den großen Strand von La Bayoneta zu besuchen. Zunächst geht es mit dem Dinghi ein Stück um die Insel herum. Rosa blühende Bäume prägen die Landschaft. Dann gehts zu Fuß weiter. Wolfram meint wir müßten durch den Urwald steigen, um den Strand zu erreichen. Dort soll es Kaurimuscheln geben. Die Angelegenheit ist ohne Weg und Steg recht stachelig und stolperig. Schließlich ist es geschafft und die Suche nach den Kaurimuscheln geht los. Leider lassen sich nur kleine Exemplare finden. Jedoch der Strand ist überwältigend.

Den Rückweg nehmen wir außen um die Insel herum. Das ist wegsamer. Wolfram warnt alle vor den Löchern und Stufen in den Klippen am Meer. Bei allem Gequatsche fällt er dann selbst heftig auf die Knie. Das tut weh ! Durch einen, nun bei Flut passierbaren, Paß kehren wir zur ATAIR zurück und beobachten das grandiose Schauspiel der vorbeitiehenden Seevögelschwärme. Es ist der letzte Abend von Loni und Dieter an Bord. Morgen sind wir schon in Contadora zurück. Wir sind traurig, denn wir hatten einen einmaligen Törn zusammen.

Die 19 sm bis Contadora können wir bequem mit Groß, Fock und Genua segeln. Das sieht toll aus, wenn die ATAIR alle Segel gesetzt hat. Man muß wegen der Riffe vor Contadora sehr aufpassen. Wolfram sitzt aber der Schock von der Cocholonbay noch im Nacken und navigiert sorfältigst.

An Land hilft Günter wieder beim Gepäcktransport ins Hotel, wo Loni und Dieter noch ein paar schöne Tage haben werden. Tschüs dann Loni und Dieter und habt noch eine schöne Zeit auf Contadora !

Für Mia und Wolfram ist der Tag noch nicht zu Ende. Es wird eingekauft und die Sachen müssen mit dem Dinghi an Bord gebracht werden. Normalerweise ist das kein Problem, aber es ist Neumond und der Wasserstand bei Flut sehr hoch. Das haben wir nicht bedacht. Die Wellen schlagen bis an die Steilwand unterhalb des Hotels Romantico. Das Dinghi ist nicht mehr zu sehen. Wolfram muß um eine Klippe herumklettern, um zum Dinghi zu gelangen, immer in Gefahr von einer Welle mitgerissen zu werden. Ihm gelingt das Dinghi weg von den Klippen zu bringen und an der Stelle anzulanden, wo Mia mit dem Einkauf steht. Auch eine französische Familie mit Kindern ist da. Wir laden den Einkauf ein und schieben, wie immer,  das Dinghi Bug voran in die Wellen und steigen ein. Keiner hats gesehen. Da ist eine große Welle da, packt das Dinghi und wirft es längs kopfüber an den Strand. Mia und ich liegen völlig begraben unter dem Dinghi. Gott sei Dank, werden wir nicht vom Motor getroffen. Weitere Wellen folgen und wir drohen zu ertrinken. Ich kann mich schnell hervorarbeiten, aber Mia liegt immer noch unter dem Dinghi und schluckt Wasser. Die Franzosen helfen und so können wir schließlich Mia befreien. Wir sind unverletzt. In Ohren, Nase und Mund haben wir jede Menge Sand. Einfach überall. Auch das Dinghi und der Außenborder sind voller Sand. Wo ist der Einkauf ? Schon schleppen die Franzosen, die im Wasser verstreuten Lebensmittel herbei. Ein Ei ist kaputt, die Paprika fehlt, Mias Sonnenbrille und das Lenzgefäß. Die Sitzbank wird auch gefunden. Ein Engländer hilft uns rührend, und wir schaffen beim zweiten Anlauf die Wasserung. Er schleppt uns zur ATAIR, weil der Motor Wasser gezogen hat. Eine schöne nachmittagfüllende Arbeit für Wolfram, um ihn wieder trocken zu bekommen.

Schließlich sind wir froh, daß wir so glimpflich davongekommen sind. Was wäre gewesen, wenn die französische Familie mit den Kindern erwischt worden wäre ?  

     

   

Die ATAIR vor Contadora                                                                     Mias Haus auf Contadora

 

                                                   

                                                                  Straße auf Contadora    

     

 

 

16. Februar 2009

Törn: Contadora - La Playita del Amador

Strecke: 36 sm

Crew: Mia und Wolfram

 

21. Februar 2009 - 24. Februar 2009

Törn: Playita del Amador - Taboga - Playita del Amador

Strecke: 24 sm

Crew: Mia und Wolfram

 

 

 

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Rio Chagres

Eigentlich wollten wir den Ausflug nicht mitmachen, weil er uns von vornherein wie ein Landausflug von Bord eines Kreuzfahrschiffes erschien. Schließlich haben wir uns doch überwunden. Die ganze Organisation lag in den Händen einiger Amerikaner. Zwei Kleinbusse wurden mit uns gefüllt. Zunächst ging es zwei Stunden bis zum Rio Chagres. Dort warteten einige Einbäume bereits auf uns. Es ging den Rio Chagres flußaufwärts. Endlich konnte auch Mia einmal den Reiz einer solchen Flußfahrt erleben.

Der breite Fluß wurde schmaler und der Indianer am Bug bekam mehr zu tun. Mit seinem langen Stock stakte er zur Unterstützung und konnte so die Richtung des Bootes korrigieren. Über Stromschnellen ging es aufwärts bis wir in einen Seitenarm einbogen. Ein kurzer Fußmarsch brachte uns zu einem herrlichen Wasserfall. Das Bad in den kühlen Fluten ließen wir uns nicht nehmen. Ich fühlte mich wie seinerzeit in Venezuela, wenn wir nach staubiger Strecke in den Wasserfallseen schwimmen konnten.

     

 

Weiter gings bis wir an eine Sandbank kamen. Dort stiegen wir aus und kletterten den Steilhang zum Indianerdorf empor. Am Wegesrand standen alle jungen Mädchen des Dorfes und waren gehalten uns zu begrüßen. An den Gesichtern konnten wir sehen, daß ihnen diese Übung nicht recht war. Der Dorfchef hatte alles im Griff.

Rund um einen Dorfplatz waren die Hütten gebaut. Einige davon zu Ausstellungsräumen für Kunsthandwerk umfunktioniert. In einer größeren Versammlungshütte erzählte man uns dann vieles über die Kultur dieses Stammes, der von der Grenze nach Kolumbien hierher gezogen war, weil es ständig Übergriffe kolumbianischer und panamenischer Soldaten und von Drogenhändlern gab. Hier verdienen sie ihren Lebensunterhalt mit dem was sie kunsthandwerklich herstellen und an Touristen verkaufen, sowie durch diese Besuche.

Das Mittagessen war köstlich - Fisch mit gebratenen Bananen auf Holztellern serviert. Die Mädchen flochten sich zur Vorbereitung der vorzuführenden Tänze Blumenkränze, die sie später auf dem Kopf trugen.

Die Tänze stellten Tiere aus der Umwelt dar, wie z.B. den Pelikan, den Affen und den Tucan. Die dünne musikalische Begleitung gaben eine Flöte (hier spielte der Chef persönlich) und Trommeln her, die von kleinen Jungs professionell gehandhabt wurden.

 

Irgendwie war die Stimmung im Dorf gedrückt. Es ist sicher nicht einfach seinen Lebensunterhalt mit solchen shows zu verdienen.

Den Besuch beim Medizinmann haben wir uns gespart. Und schon gings wieder zurück. Da sprang endlich ein Funke von Lebensfreude über. Ein kleines Mädchen sprang ins Wasser und schwamm wie ein Fisch mit dem Kanu mit. Über das ganze Gesicht strahlte es uns an, ob ihres Mutes und ihrer Freude.

Stromabwärts sind die Stromschnellen nicht weniger gefährlich als aufwärts. Der Mann am Bug hatte alle Hände voll zu tun und sie brachten uns wohlbehalten zurück. In einem hohen Baum hing ein Faultier und bewegte sich gaaaaanz Laaaaangsaaaaaam . Ja, so kann man es auch machen. 

      

               

   

05. April 2009 - 12. April 2009

Törn: La Playita del Amador - Taboga - Balboa Yacht Club

Strecke: 16 sm

Crew: Mia und Wolfram

 

14. April 2009

Törn: Balboa Yacht Club - Playita del Amador

Strecke: 3 sm

Crew: Mia und Wolfram

 

 

03. Mai 2009

Törn: Playita del Amador - Isla Pedro Gonzales (Las Perlas), 39. Etappe der Weltumsegelung der     ATAIR

Strecke: 45 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die drei Tage hier auf Isla Pedro Gonzales haben wir genossen. Eine Traumbucht, die wir nie vergessen  werden. Totale Stille, wunderschöner Palmenstrand;das Meer ist glatt, wie ein wunderschöner See. Wir erleben ein Meeresleuchten wie noch nie. Wir nehmen unseren Sun-downer am Strand mit:

SY NAKIA                                        John und Linda            USA

SY Cries and Whispers                    Michele und Jan            Belgien

SY Green Coral                                 Peter und Rosi            Schweiz

Alle drei Segelyachten kennen wir von unserem Ankerplatz Playita/Panama.Michel und Jan werden morgen mit uns Richtung Galapagos starten.  Die anderen werden nachkommen und warten noch auf besseren Wind.Ebenso werden Günther und Anke mit ihrer SY Tramp, die noch auf Contadora/Las Perlas sind, nachkommen. Alle haben wir ähnliche Ziele und irgendwo gibt es ein Wiedersehen.

   

                                                                     Jan                           Linda und John

   

Rosi und Peter                                                                                                Michele

 

 

06. Mai 2009 - 19. Mai 2009

Törn: Isla Pedro Gonzales - Puerto Ayora/Sta. Cruz - Galapagos, 40. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 1014 sm

Crew: Mia und Wolfram

06.05.2009 Mittwoch (1.Tag auf See)

Um 10.35 Uhr Anker hoch in Richtung Galapagos. 840 sm liegen vor uns. Wir brauchen Wind aus Nord.Laut Vorhersage ist aber Schwachwind aus Süd angesagt. Also auf die Schnauze. Wir werden sehen und wollen weiter. Das Meer ist spiegelglatt, kein Wind und wir müssen erst einmal motoren. Also kann ich heute Mittag etwas Leckeres kochen. Frische grüne Bohnen, Rindersteaks, Kartoffeln und Gurkensalat mit Mais. Am Nachnittag nimmt der Wind zu und wir setzen Groß und Fock. Bei Cap Male (wie der Name schon sagt) kommen die Wellen (natürlich nachts) ungemütlich von allen Seiten. Leider setzt unser Autopilot andauernd aus. Wolfram und ich schieben unsere Nachtwachen im  bewährten 3-Stundentakt. Wir fahren sehr schnell - über 7 Knoten.

07.05.2009 Donnerstag (2. Tag auf See)

Unser Brot ist schimmelig. Hält höchstens 3 Tage auf See. Also ist erst mal Brotbacken angesagt. Wind kommt aus Nord, nur 2,5 Bft. Wir segeln mit 3,5 Knoten vor uns hin. Um 8.30 Uhr liegen noch 741 sm bis Galapagos vor uns. Ganz angenehmes Segeln mit Groß und Fock. Autopilot funktioniert wieder. Bei einem Manöver mit der Fock entdeckt Wolfram achtern einen riesigen Walhai, der mit Halfterfischen direkt neben uns vorbeischwimmt. Ich bestaune das mächtige Tier, das sicherlich 6 m lang ist. Super! Dann in der Dämmerung sehe ich dunkle Schatten an unserem Schiff vorbeischwimmen. Ich mache Wolfram darauf aufmerksam und schon hören wir das laute Pusten und Schnauben der an unserem Schiff vorbeischwimmenden ca. 6 großen Killerwale (Orcas).

08.05.2009 Freitag (3. Tag auf See)

Wir haben in unseren Freiwachen wunderbar und fest geschlafen. Die See war sehr ruhig - kaum Wind. So dümmpelten wir langsam vor uns hin. Wir frühstückten fürstlich mit unserem frisch gebackenen Brot, Eier, Käse, Salami, Paprika, Mangos, Papaya, Ananas und Bananen. Wir haben null Wind und müssen motoren. Bei 1-2 Bft. Wind setzen wir unseren Blister. Leider ohne Erfolg. Gegen 18.00 Uhr sieht Wolfram Delphine, die uns begleiten. Die jungen Tiere springen meterhoch aus dem Wasser. Wir holen Blister wieder rein, stellen Motor ab und dümmpeln  in der Abendsonne vor uns hin. Null Wind - später fahren wir mit Motor durch die Nacht.

09.05.2009 Samstag (4. Tag auf See)

Am Morgen setzten wir Groß und Fock. Schwacher Wind 3,5 kn -wenigstens etwas- aber aus Südwest. Genau aus der Richtung, in die wir wollen, dazu noch 1 kn Strom gegen uns.

10.05.2009 Sonntag (5. Tag auf See)

Heute ist Muttertag. Mit Iridium-Handy höre ich endlich die Stimme meiner Mutter wieder. Manchmal habe ich oft große Sehnsucht Mama und Papa, meine Geschwister, wieder in die Arme zu schließen. Mit großem Schreck erfahren wir, daß mein Schwager Horst einen Herzinfarkt mit 58 Jahren hatte. Operation mit Stant´s- dann REHA. Gott sei Dank alles gut überstanden. Horst, Nichtraucher, Nichttrinker, kein Übergewicht, absolut sportlich mit Tennis, Fußball, Ski, Radfahren, Golfen und dann so etwas. Wieder einmal Heimweh und Angst, daß es auch allen gutgeht. Heute haben wir mehr Wind und können mit Genua und Groß schön segeln. Später am Nachmittag haben wir reinstes Kabbelwasser - unangenehmes Schaukeln. Gegen Abend und während der ganzen Nacht unangenehme hohe Dünung. Strom, Wellen, Wind alles gegen uns. Wir haben Groß und Fock gesetzt, müssen aber wieder den Motor zur Hilfe nehmen, denn wir werden zu langsam und Autopilot fällt immer wieder aus.

11.05.2009 Montag (6. Tag auf See)

Wir halten Kriegsrat. Zu den Galapagos-Inseln zu segeln ist fast unmöglich, da die Wetteraussichten lt. Grib-Files bis zum 16.05. so bleiben werden. Ob es eine Wetteränderung nach dem 16.05. gibt, ist fraglich. Unser Diesel reicht nicht aus, die Strecke zu den Galapagos zu motoren. Zu segeln würde Wochen mehr dauern. Es bleiben uns 2 Möglichkeiten: Ecuador oder zurück nach Panama - Costa-Rica. Wir wollen noch abwarten, entscheiden uns jedoch am späten Nachmittag für Galapagos. Plötzlich stellt Wolfram fest, daß unser Naßauspuff kaum noch Wasser ausstößt zudem tritt weißer Rauch auf. Zunächst einmal Angst, was ist los? Wolfram untersucht im heißen Motorraum die Filter nach Verstopfung. Fehlanzeige - Impeller ist kaputt. Wie immer bringt er alles wieder in Gang. 3 Stunden mühsame Arbeit bei Windstärke 6 und rauher See - es schaukelt fürchterlich. Während der Arbeit sind wir gute 5 sm vom Kurs abgedriftet. Als er glücklich wieder aus dem Bauch des Schifes auftaucht - leicht grünlich im Gesicht- ist es bereits 20.30 Uhr und stockdunkel. Wir entschließen uns, nachts mit südwestlichem Kurs zun motoren und tagsüber Richtung Westen (270°) zu segeln. 

12.05.2009 Dienstag (7. Tag auf See)

 Bei meiner Nachtwache 2.00 Uhr - 7.00 Uhr, weil ich Wolfram etwas mehr Schlaf und Ruhe gönnen will, bin ich eingenickt und der Autopilot hat einmal wieder seinen Geist aufgegeben, ohne daß ich dies bemerkt habe. Wir sind eine ganze Strecke wieder zurückgefahren. Mist! Wir setzen Groß und Fock und können schön segeln mit 4 Knoten Wind, aber erreichen nur eine Geschwindigkeit von 3 Knoten wegen Gegenstrom. 453 sm liegen seit Petro Gonzales hinter uns und noch 455 bis nach Galapagos vor uns.

13.05.2009 Mittwoch (8. Tag auf See)

Wir kommen nur langsam und sehr mühsam voran.Wir haben zwar 4 kn Wind, laufen jedoch nur 3 kn, da der heftige Seegang uns stoppt. Kochen, Brotbacken und Spülen sind unmöglich. Wir segeln mit Groß und Fock einen Kurs von von 257°. 243° wäre direkt auf Galapagos zu. Wenn uns die Wellen nicht stoppen, können wir den Kurs von 243° halten.

14.05.2009 Donnerstag (9. Tag auf See)

Die Nächte sind nun total schwarz. Wir haben abnehmenden Mond und dieser taucht erst so gegen 2 Uhr nachts auf. Die letzte Nacht konnten wir gut segeln, wenn auch nur mit einer Geschwindigkeit von 0,5 - 1 kn. Es ist Klasse, daß wir jeden Tag über Kurzwelle Verbindung haben und unsere Erfahrungen austauschen können - einmal um 16.00 Uhr mit SY Tramp und SY Green Coral , die 2 Tage nach uns nach Galapagos gestartet sind, - und dann um 21.00 Uhr  Günter in Contadora über das Pazifik-Net. Wir können Kontakt zu allen Seglern haben, die, wie wir, noch unterwegs sind, oder zu Seglerfreunden, die bereits den Südpazifik erreicht haben.   Man fühlt sich gleich nicht mehr so ganz allein auf dem riesigen Pazifik, und ein kleiner Plausch muntert sehr auf. Am Nachmittag lassen sich zwei Rotfußtölpel auf unserer Reling nieder und begleiten uns die ganze Nacht.

 

 

15.05.2009 Freitag (10. Tag auf See)

Unsere Position ist 1° 33,7´N 85° 27,7`W. Wir konnten die ganze Nacht wunderbar durchsegeln mit 4-5 kn Geschwindigkeit. Nachts wird es bitterkalt, obwohl wir uns dem Äqator immer mehr nähern. (Humboldtstrom) Dicke Socken, Pullis, Daunendecken helfen uns, die Nachtwachen warm zu überstehen. Unsere Freunde, inzwischen 3 Rotfußtölpel sitzen die ganze Nacht nah beieinander am Vorderdeck auf der Reling. Sie benutzen die Atair als eine Art Flugzeugträger. Von hier aus starten sie auf Nahrungssuche und kehren mit eleganter Landung auf die schmale Reling zurück. Mit ihrem blauen Schnabel, ihren blauen Augen, grau-beiges Gefieder und ihren knallroten Beinen und Füßen sehen unsere neuen Freunde lustig aus. Nachts erkennt man weder den Horizont noch kann man die Segel sehen. Wie immer fahren wir ohne irgendeine Beleuchtung,um Energie zu sparen. Wir segeln hart am Wind. Wegen ständiger Schräglage ist an Kochen und Spülen kaum zu denken. Trotzdem gibt es wieder Frühstückseier und frisch gebackenes Brot.  

16.05.2009 Samstag (11. Tag auf See)

Wir fahren Kurs 250° - Wind 3 Bft aus Süd-Südost. Nach meiner Nachtwache 7.00 Uhr setzen wir die Genua. Angenehmes Segeln noch 236 sm bis Galapagos.

17.05.2009  Sonntag (12. Tag auf See)

Wunderschöne Segelnacht. Der Himmel ist sternenklar. Wir segeln mit 4-5 kn auch tagsüber hatten wir wunderbare Segelbedingungen. Wir stellen den Chamgagner für die Äquator-Taufe kalt. Um 2 Minuten vor 24.00 Uhr ist es soweit. 0,000° N 88° 46,7´W! Der Champagnerkorken fliegt. 1. Äquatorüberquerung mit unserer Atair! Hurra - wir sind glücklich. SY Tramp beglückwünscht uns über Kurzwelle.

18.05.2009 Montag (13. Tag auf See)

0° 17,2`S 89° 16,8`W Wassertemperatur 24°. 3 kn Fahrt, Wind 3,5 bft, Kurs 240° To go = 58,36 sm. Wir haben traumhaftes Segelwetter mit ganz sanfter Dünung. Da wir nicht nachts in Sta. Cruz/Galapagos ankommen wollen, müssen wir einen Tag und eine Nacht beiliegen und lassen es uns gutgehen. Wolfram hatte heute Nacht bei seiner Nachtwache Besuch. Ein Rotfußtölpel setzte sich ungeniert zu ihm und machte es sich auf der Cockpitreling bequem.

19.05. 2009 Dienstag (14. Tag auf See)

Um 5.30 Uhr erspäht Wolftram die Galapagos-Insel Santa Fe am Horizont. Noch ca. 12 sm bis zu unserem Ziel Santa Cruz. Endlich um 10.15 Uhr fällt unser Anker vor Puerto Ayora/Sta. Cruz. Mit einem Wassertaxi fahren wir in den Ort zum Einklarieren. Wir essen ein Menu für nur 3$ . Fischsuppe, Fisch mit Reis und Bananen, zum Dessert Wassermelone, 1 Bier 3/4 Liter-Flasche 2,50$. Ein Glas Wein leider 4$. Muß nicht sein. Wir bekommen im Büro Bescheid, daß um 14.00 Uhr der Hafenkapitän, ein Arzt, Polizei und 2 Sicherheitsbeamte an Bord kommen werden. Sie kommen pünktlich - alle mit Mundschutz. Zur Einklarierung müssen wir einen Agenten nehmen kostet 275$. Wir können mit unserer Atair keine andere Insel oder Bucht anlaufen; hierzu müssen wir die teuren Ausflugsboote für Touristen nutzen. Die Segler werden hier ganz schön abgezockt, was uns bekannt war, aber wir wollten uns vor der großen Fahrt zu den Marquesas eine Verschnaufpause gönnen.

 

20.05.2009, Mittwoch

Um 11.00 Uhr kommt ein Mann an Bord, um unser Schiff "auszuräuchern". Kosten 70 $. Er spritzt ein bißchen grünes Gel in eine Küchenecke und ist schon wieder verschwunden. Gegen 20.00 Uhr läßt SY Tramp mit Günter und Anke neben uns den Anker fallen.

21.05.09 - 26.05.09

Wolfram,der vor 37 Jahren mit einem Frachter schon einmal hier war, hat ganz andere -Erinnerungen an Galapagos. Er wird hier noch etwas dazu erzählen.

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Im Jahr 1973 war ich mit meinen Freunden Dieter und Wolfgang drei Monate lang auf Südamerikatour. Wir zogen von Ecuador über Brasilien, Argentinien, Bolivien, Peru bis sich in Ecuador der Kreis wieder schließen sollte. In Lima/ Peru trennten sich unsere Wege. Wolfgang hatte schneller als gedacht einen Studienplatz bekommen und mußte schnell nach Deutschland zurückkehren. Dieter hatte von Dr. Kaufmann gelesen, der in den Anden, ähnlich wie Albert Schweitzer, ein Hospital betrieb, allerdings in den Anden. Den wollte er gerne besuchen.

Mich selbst trieb es zu den Galapagosinseln - legendenumwobenes "Inselparadies". Stichworte wie Darwin, Evolution, letztes Paradies auf Erden, Riesenschildkröten, deutsche Auswanderer auf Floreana und Santa Cruz - schwirrten mir durch den Kopf. Aber zunächst schwanden mir fast die Sinne. Irgendwie hatte ich einen Lastwagenfahrer überredet mich von Lima bis nach Guayaquil mitzunehmen. Ich durfte auf der Ladefläche mitfahren. Leider hatte er konzentrierte Salzsäure in Fässern geladen, die nicht ganz dicht waren. Der beißende Geruch war nicht auszuhalten. Zudem tropfte die Salzsäure durch die durchlöcherte Ladefläche auf die Hinterachse des LKW. Bereits  auf der Panamericana dahindonnernd, konnte ich den Fahrer zum Halten bringen. Er war auch so nett, mich mit ins Führerhaus zu nehmen. Zwischen den Fahrern war es dann ein wenig eng, aber wir haben uns blendend unterhalten.

In Guayaquil mußte ich eine Woche auf ein "Frachtschiff" warten, daß die Galapagosinseln mit Lebensmitteln und allem Notwendigen versorgte. Es handelte sich um ein Landungsschiff, daß im 2. Weltkrieg an der Landung in der Normandie teilgenommen hatte. Der Innenraum, seinerzeit für Panzer vorgesehen, war mehrere Meter hoch dicht mit Lebensmitteln etc. gefüllt. Oben darüber hingen wir mit unseren Hängematten. Wir, das waren ein Professor und sein Assistent von der Universität in Quito, die biologische Studien auf Galapagos anstellen wollten. Und dann gab es noch diese Abiturklasse aus Guayaquil, die einen Klassenausflug machte.

Der Vorteil dieses Schiffes war, daß es sämtliche bewohnte Inseln des Archipels anlief. Außer Isabela. Die Insel war damals wegen eines Vulkanausbruchs evakuiert worden. So kam ich zwanglos nach Santa Cruz, Floreana, Espanola usw. Es waren wegen der Schulklasse auch ein paar unbewohnte Inseln dabei.

Weit und breit waren wir die einzigen Touristen und hatten, auch damals schon, auf jeder Insel einen Biologen als Führer und durften die vorgeschriebenen Pfade nicht verlassen. So konnten wir die einzigartige Tierwelt und die Landschaften genießen. Einer der Höhepunkte war der Besuch auf Floreana bei der Familie Wittmer. Die damals 73 jährige Margret Wittmer lebte noch und erzählte mir aus der schwierigen Anfangszeit ihres Insellebens. Sie hat ein Buch geschrieben: "Postlagernd Floreana" , in dem sie ihr aufregendes Leben beschreibt. (Bastei Lübbe Verlag, letzte (?) Auflage 2004. ISBN 3-404-61901-3. Lesenswert !!

Ich habe das Buch an Bord der ATAIR und wollte es von der Familie Wittmer mit einer Widmung versehen lassen. Die Enttäuschung war übergroß, als wir erfuhren, daß wir mit unserem Segelboot keine andere Insel anlaufen dürfen, außer die, auf der wir einklarieren. Und das sind nur zwei mögliche Inseln: Santa Cruz und San Cristobal. Man darf auch nicht zwischen diesen beiden Inseln wechseln. Einmal angekommen, bist Du festgesetzt. Nur mit teuren Touristenbooten kann man andere Inseln besuchen.

So blieben wir dann auf Santa Cruz. Damals besuchte ich dort die Familie Angermayer. Ähnlich wie die Familie Wittmer in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts auf die Inseln gekommen. Damals saß ich auf der Terasse der Angermayers, und wir genossen den Blick über die idyllische und einsame Bucht vor dem Örtchen Ayora. Das Dorf hatte damals etwa 300 Einwohner. Heute sind es 30 000 !!!!!!! Die Angermayers betreiben heute ein Restaurant und die Terasse gibt die Sicht frei auf eine völlig durch Touristenboote überfüllte Bucht. Im Angesicht dieser Touristenfluten (es sind ca. 300 000 Menschen pro Jahr) unbefangen an den Naturschutz auf den Galapagosinseln zu glauben, fällt schwer. Natürlich gibt es in Puerto Ayora keine Kläranlage und auch die Touristenboote verfügen meistens nicht über Fäkalientanks.

Die alte Frau Angermayer, die mir damals den frisch gepressten Orangensaft servierte, kam spät abends ins Lokal und wurde gleich von anderen Touristen umlagert. Dann habe ich sie doch nicht angesprochen, ob sie sich an den schmalen Studenten aus München erinnern würde. Ihrem Mann hätte dieser Rummel damals gar nicht gefallen. Er donnerte damals auf gut bayrisch: "Daß Du gekommen bist, daß finde ich saugut. Aber die Touristen, die kommen mir hier nicht rein !"

Ja, die Zeiten ändern sich, und manchmal ist es besser nicht in die Vergangenheit zurückreisen zu wollen. Die Enttäuschung kann sehr groß sein, wie unser Besuch auf Galapagos mich schmerzhaft hat fühlen lassen.

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                                            Im Schildi - Park auf Sta. Cruz/ Galapagos

     

Auch Schildis lieben streicheln         Tanken auf Galapagos                   Meerechse

Ich bin zum ersten Mal auf Galapagos und empfinde diese Inseln nicht unbedingt als Paradies. Wir besuchen die Darwin-Station, in der wir riesige Schildkröten und Leguane bewundern können. Wir nutzen die Zeit hier, um frischen Proviant nachzukaufen, Wäsche waschen, auszuschlafen und zu relaxen. Um unser Schiff herum schwimmen Seelöwen, die sich oft ein Schläfchen auf einer Badeblattform oder in einem Beiboot gönnen. Bei uns liegen nur 3-4 Segler alle anderen Schiffe sind Ausflugsboote mit jeder Menge Touristen. Der Ankerplatz ist ziemlich schwellig und abends muß man befürchten, von den großen Touristenschiffen überrollt zu werden. Wir beschließen, bald zu den Marquesas weiterzufahren, denn die Wetterlage für die 2.950 sm ist ganz gut.

   

Einer der Darwinfinken             Landechse                                  Kaktusblüte

     

Wunderbunte Krabbe                    nochmal Meerechsen                      nochmal Riesenschildis

                                                  

                                         und nochmal wir unter romantischen Opuntien

 

 

27. Mai 2009 - 20. Juni 2009

Törn: Puerto Ayora/Sta. Cruz - Galapagos - Fatu Hiva/Marquesas, 41. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 2998,3 sm

Crew: Mia und Wolfram

 

27.05.2009 Mittwoch, 1. Tag auf See zu den Marquesas

11.00 Uhr wir lichten Anker in Santa Cruz/Puerto Ayora. Mit Groß und Genua segeln wir mit 4 kn Geschwindigkeit (halber Wind 3,5-4 kn) Wunderbares Segelwetter. 2930 sm liegen vor uns. Da kaum Wellengang, backe ich frisches Brot. Unsere Freunde auf der SY Tramp wollen morgen in Richtung Marquesas starten. Nachts wird der Wind stärker und wir tauschen die Genua gegen die Fock. Oft machen wir 7 kn Fahrt.

 

28.05.2009, Donnerstag, 2. Tag auf See zu den Marquesas, Etmal = 125,5 sm

Die Wellen werden nun höher ca. 3 Meter. Wir segeln mit 6-7 kn Fahrt. Blöde Schaukelei. Der Windmesser zeigt 5-6 Bft. Die Nacht ist rabenschwarz. Die Wellenhöhe nimmt zu. Zu Beginn einer langen Fahrt, schläft Wolfram kaum. Er döst im Cockpit vor sich hin, schreckt durch die Schaukelei immer wieder auf und ist total übermüdet. So auch heute: er schreckt auf und fragt mich erstaunt:"Warum bewegt sich das Lenkrad?" Es dauert eine Weile, bis er versteht, daß wir nicht mehr vor Anker liegen, sondern uns schon auf dem Pazifik Richtung Marquesas befinden. Eine Stunde später schreckt er auf und fragt mich, was die Nivea - Dosen im Cockpit zu suchen haben? Die "Nivea-Dosen" waren jedoch unsere runden Anzeigen im Cockpit für Wind, Geschwindigkeit  und Tiefe, die die untergehende Sonne in ein bläuliches Licht versetzt hatte. Ich bin total erschrocken und verordne ihm während seiner Freiwache "richtiges Ausschlafen im Bett" . Uff, von da an ging es besser.

 

29.05.2009, Freitag, 3. Tag auf See zu den Marquesas, Etmal = 138,0 sm

Wolfram hat nachgerechnet und gratuliert mir. Wir sind um 8.40 Uhr lokale Zeit genau 10.000 sm auf der Atair zusammen gesegelt. Wunderbares Segeln mit Groß und Genua, 5 kn Geschwindigkeit. Der Wind wird schwach, aber ein traumhafter Sternenhimmel, zunehmender Mond, ganz sanfte Dünung. Mit Fock und Motor fahren wir so um die 5 kn. Dann schläft der Wind total ein, und wir motoren mit ca. 5 kn Geschwindigkeit.

30.05.2009, Samstag, 4. Tag auf See zu den Marquesas, Etmal 120 sm

Wind 3 kn. Wir baumen die Genua aus. Beim Frühstück bekommen wir den Wortlaut der 10 Gebote nicht mehr hin. 4 fehlen uns. In der Funkrunde mit SY Tramp stellen wir uns zukünftig gegenseitig kleine Aufgaben, um etwas Abwechselung zu haben.

31.05.2009, Sonntag, (Pfingsten) 5. Tag auf See zu den Marquesas, Etmal 125 sm

3 Meter hohe Wellen, Windstärke 4-5 bft. Nachts reinstes Kabbelwasser. Wir laufen bis zu 8 kn.

01.06.2009, Montag, 6. Tag auf See zu den Marquesas, Etmal 158 sm

Es gibt gleich 2 Dinge zum Feiern. Um 6.oo Uhr überfahren wir den 100. Längengrad Ost und haben das größte Etmal bis jetzt erreicht. Die Nacht war unangenehm wackelig. Wieder einmal reinstes Kabbelwasser,aber wir waren ungemein schnell mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5-8 kn. Mittags gibt es frisches Rinderfilet (Rest von Galapagos), Kartoffeln, Zuchini. Dazu ein kühles Bier und ein Glas Rotwein für mich. Wir segeln mit ausgebaumter Genua mit 5 kn durch die Nacht.

02.06.2009, Dienstag, 7. Tag auf See zu den Marquesas Etmal 134 sm

Seit einer Stunde regnet es Bindfäden. Alles ist Grau in Grau. Wir sind in unsere "Arche Noa" geflüchtet. Wieder einmal bewährt sich unser Innensteuerstand. Heftiger Regen und Wellengang den ganzen Tag. Eine große Herde Delphine begleiten uns. Am Abend wird es etwas freundlicher.

03.06.2009, Mittwoch, 8.  Tag auf See zu den Marquesas Etmal 148 sm

04.06.2009, Donnerstag, 9. Tag auf See zu den Marquesas Etmal 114 sm

Wunderbares Wetter. Klarer Himmel, wunderbares blaues Wasser. Wir setzen unseren Parasailor, da die Windstärke nur 2,5 bft. beträgt. Etwa 10 sm stb. sehen wir einen großen Segler. Seit 8 Tagen das erste Schiff. Trotz wenig Wind, manchmal nur ein Hauch, reagiert unser Parasailor fantastisch. Lasse Wolfram einmal richtig ausschlafen und übernehme heimlich seine Wache. (21.00 Uhr bis 4.15 Uhr.)

05.06.2009, Freitag 10. Tag auf See zu den Marquesas Etmal 80 sm

1.142.5 sm haben wir schon zurückgelegt. 1.825 noch to go! Bergfest rückt langsam näher. Schöner Segeltag; wir tauschen Parasailor gegen Genua.

06.06.2009, Samstag, 11. Tag auf See zu den Marquesas Etmal 117,7 sm

Ungemütlicher Seegang. Fock muß wieder rein, da Riß am Achterliek.

07.06.2009 Sonntag, 12. Tag auf See zu den Marquesas Etmal 124,3 sm

Wunderschöner Segeltag. Nachts Vollmond und nur leichte Dünung

08.06.2009 Montag 13. Tag auf See zu den Marquesas

Morgens beim Frühstück entdeckt Wolfram Buckelwale, die uns ein Stück begleiten. Wir erwarten heute unser Bergfest; d.h. wir haben die Hälfte der Strecke Galapagos-Marquesas zurückgelegt. (1.470 sm um 11.11 Uhr Galapagos-Zeit).

09.06.2009 Dienstag 14. Tag auf See zu den Marquesas Etmal 115 sm

1.355 sm noch to go. Ruhige Nacht mit Mondschein. Wind ganz schwach und wir müssen motoren.

10.06.2009 Mittwoch 15. Tag auf See zu den Marquesas Etmal 114

Wunderschöner Segeltag. Wir segeln mit Genua und Groß. Wunderschöne Sternennacht mit sanfter Dünung, leider kaum Wind. Wir motoren. Am Morgen wird die Fock getaped und wir setzen Schmetterling. Unsere Freundin Lisa feiert heute ihren 80. Geburtstag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

         

 

 

 

                     

 

Eine lange Überfahrt steht uns bevor. Um einiges länger als die Atlantiküberquerung. Und das ist nur ein Teil des Pazifiks ! Vor uns liegt eine Strecke, auf der es keinen Unterschlupf gibt. Alles muß gut gehen.

Am Mittwoch, 27.05., 11:00 Uhr lichten wir den Anker und sind froh dem Touristengewühle in Puerto Ayora den Rücken kehren zu können. Die See ist ruhig und es bläst ein idealer SO mit 3-4 Bft. Groß und Genua sind gesetzt. Um 16:00 Uhr haben wir Floreana querab. Dort war Wolfram 1973 bei der Frau Wittmer zu Gast, die das Buch geschrieben hat "Postlagernd Floreana" und das ihr Pionierdasein auf dieser Insel beschreibt. Leider ist sie inzwischen hochbetagt gestorben. Und wir können nicht hin, weil uns die ecuatorianischen Behörden das nicht erlauben.

Die Inseln Isabella und Pinzon sind in der Ferne zu sehen. Wir bereiten uns auf die erste Nachtwache vor. Per Funk verabschieden wir uns nochmal von Anke und Günter von der "Tramp". Wir werden uns in Marquesas wiedersehen. Wir bleiben auch über eine eigene Funkrunde in Verbindung. Zu einer abgesprochenen Zeit rufen wir uns dann an und tauschen Wetternachrichten und Position aus. Auch die Günterrunde (Günter Contadora/Panama) schalten wir immer ein und melden uns.

 

 

   

Bordverpflegung                         Träumen                                                   Doppelsonne

 

Mit Start auf den Galapagos haben wir unser bisheriges Logbuch mit 9757 gemeinsam gesegelten Seemeilen geschlossen. Es war voll !  Seit dem Start in Hamburg im Jahre 2003 haben wir darin alles aufgeschrieben. Nun haben wir ein neues, etwas dünneres Logbuch. Es wird aber sicher mindestens genau soviel Abenteuer und Erlebnisse enthalten wie das alte.

Die Nacht senkt sich mit einem herrlichen Sternenhimmel über die ATAIR. Das Kreuz des Südens steht immer höher am Horizont. "Kreuz des Südens" ist eines der Zauberworte aus den Sehnsüchten meiner Kindheit. Genauso wie: Titicacasee, Orinoco und Kap Hoorn. So träume ich auf meiner Nachtwache dahin. ATAIR pflügt durch den Pazifik, der uns ein immenses Meeresleuchten schenkt. Einen mit Diamanten besetzten Brautschleier zieht das Schiff hinter sich her.

Bald geht die Sonne auf und wir haben ein Etmal von 125 sm gemacht. Der Äquatorialstrom hat mit ca. 1 kn geholfen. Die Lufttemperatur beträgt 27° C, das Wasser lädt zum Baden ein: 24° C. Fliegende Fische begleiten uns. Um 19:30 Uhr zieht ein anderer Segler mit 6 sm Abstand an uns vorbei. Das Abendmenü besteht aus Rinderfilet, Zucchinis und Bratkartoffeln. Uns gehts gut !!

Es gibt wieder einen Grund zu feiern! Gerade haben wir die 10 000 sm - Marke hinter uns gelassen. D.h. Mia und ich sind in diesem Moment 10 000 sm zusammen gesegelt. Das ist mindestens einen Schluck wert.

29.05., Freitag. "Tramp" ist auch von Galapagos gestartet und ist 120 sm hinter uns, also ca. 1 Tag. Wie sich zeigen wird haben sie den Vorteil, von uns die neuesten Wetterbedingungen auf unserer Route zu erfahren und können den Kurs entsprechend optimieren. Ich trage die Routinewerte ins Logbuch (tägliche Pflicht !). Und das sieht so aus: Lampen: ok, Bilge: etwas Öl (bei uns normal), Batterie 1: 12,05 V, Batterie 2: 12,10 V, Kühlwasser: ok, Position: 01° 45,2´S, 092° 12,3´W. Etmal: 140 sm !

30.05.,Samstag. Eine wunderbare Sternennacht liegt hinter uns, leider nicht zum Segeln-kein Wind. Zur Logbuchroutine kommt hinzu: noch 2582 sm togo (zu den Marquesas). Mia arbeitet zu viel: Mittagessen kochen, Brot backen zwei Nachtwachen. Die Nachtwachen teilen wir in eine Doppelwache a 3 Std. und eine Wache a 3 Std. Wechselweise ist entweder Mia oder ich mit der Doppelwache dran. Die Doppelwache geht von 21-24 und von 03-06 Uhr. Die Hundewache dazwischen.

Am 31.05., Sonntag haben wir OSO mit 4-5 Bft. Die Genua haben wir ausgebaumt. Mit 5-6 kn fliegen wir dahin. Es stellt sich ein unangenehmer Kreuzschwell ein. Mia sagt immer so schön und aufmunternd: Keine Rose ohne Dornen. Einige Schauer fegen über uns hinweg. Das Etmal ist 125 sm.

01.06., Montag: Die Schauer und der Wind nehmen zu. Mit einem Etmal von 158 sm stellen wir einen neuen Rekord für die ATAIR auf. Schließlich bedeutet ATAIR: Fliegender Adler. Wir passieren um 06:00 Uhr den 100sten Längengrad. Das Seglerleben ist voller Feste. Tramp ist 140 sm hinter uns. 

02.06., Dienstag: Schauer und Böen ohne Ende. Wir reffen nachts die Genua. Nachts ist es bitterkalt. Noch 2168 sm togo.

  

Nach durchwachter Nacht                    Geruchsprobe des Mittagessens

03.06., Mittwoch: Die Kaltfronten sind vorrüber. Überall sind schöne Passatwölkchen zu sehen. Wir haben eine hohe Dünung. Noch können wir bei 4 Bft gut segeln. Ca. 100 Delfine ziehen an uns vorrüber. Wie immer hebt das die Stimmung an Bord. Die Sonne verabschiedet sich mit einem kleinen grünen Blitz. Die Nacht ist wieder zum Träumen - eine laue Brise umfächelt uns und der Mond hängt schräg am Himmel.

Am 04.06., Donnerstag setzt sich die Passatbewölkung fort. Der Wind sackt auf 1-2 Bft ab. Das Wetter ist schön, und es ist nun auch wieder warm, 30° C, Wasser: 25°. Wir kramen den Parasailor raus-das rote Ungetüm mit 125 qm Fläche. Trotzdem bringen wir bis zum 05.06. gerade mal 80 sm zustande. Unsere Position ist:05°48´S, 108°11,8´W. Offensichtlich sind wir bei dieser Wetterlage zu weit südlich geraten. "Tramp" merkt das und bleibt weiter nördlich bei besserem Wind.

Der 05.06.,Freitag bringt uns nachmittags Schauer. Es kommen laufend squalls. Den Parasailor haben wir längst eingezogen und die Genua gesetzt. Nachts haben wir halben Wind und unsere Besegelung ist nicht ideal. Trotzdem lassen wir es laufen. Es kommt ja nicht auf einen Tag an. Über Funk hören wir, daß bei der Segelyacht "Spica" (Junges Ehepaar mit zwei kleinen Kindern) auf dem Weg nach Galapagos das Vorstag gebrochen ist. Sie müssen Ecuador anlaufen. "Leon de Mar" ist auch von Panama gestartet. Nach unseren Berichten wird er die Galapagos-Inseln auslassen. Für Jürgen (Einhandsegler) ist das eine gewaltige Strecke - ca. 4000 sm am Stück.

Bis zum 08.06., Montag, wechseln schöne Tage mit Regentagen ab. Der Wind bewegt sich zwischen Flaute und 5 Bft.

Am 08.06. um 11:11 Uhr reißt Mia die Arme hoch. Es ist nicht etwa Karnevalsbeginn auf der Südhalbkugel, sondern wir haben die Hälfte der Strecke zu den Marquesas geschafft. Es ist Bergfest !!!!!   Es ist der 12. Tag auf See und noch 1470 sm to go. Unser Etmal-Durchschnitt liegt bei 125 sm. Das läßt sich doch sehen. Zur Feier des Tages ziehen in einiger Entfernung an Backbord eine Gruppe Wale vorbei. Es sind wohl kleinere Wale.

Und so geht es die nächsten Tage weiter. Schönes Wetter mit gutem Wind wechselt mit Flautentagen ab. "Tramp" soll 170 sm hinter uns sein. Das können wir gar nicht glauben. So schnell sind wir doch nicht. Außerdem fahren sie weiter nördlich bei besseren Windverhältnissen. Wenn die man nicht flunkern und uns dann in Fatu Hiva lächelnd und ausgeschlafen begrüßen.

Wir nehmen jede Gelegenheit zum Feiern wahr. So wird die Überquerung des Kartenknicks gefeiert. Beim Falten einer Seekarte entstehen ja Faltknicke ! Das weiß man doch !

Dann feiern wir, daß wir die 1000 sm-Marke to go erreichen.

Offensichtlich haben wir Neptun mit unserem dauernden Gefeiere verärgert. Oder haben wir ihm nicht genügend abgegeben ?

Jedenfalls reißt am 11.06., Donnerstag, natürlich nachts um 22:00 Uhr das Genuafall. Die Genua fällt in den Pazifik und hängt nur noch am unteren Schothorn. Wir brauchen 2 Stunden Schwerstarbeit um die Genua wieder ins Boot zu ziehen. Wir benutzen nun ein Spinnakerfall zum Setzen der Genua.

Am 12.06.,Freitag, wollen wir das Groß setzen. Dabei verklemmt sich ein Mastrutscher. Gegen den Wind muß Wolfram bis zu den Knien in den überkommenden Wellen 4 Stunden lang den Rutscher entklemmen und gängig machen. Schließlich gelingt es. Bei Windstärke 5 Bft und 3-4 m hohen Querwellen gibt es mal wieder ordentliches Schaukeln.

Der 13.06., Samstag läßt uns nicht zur Ruhe kommen. Starke Schauer mit Windböen bis zu 8 Bft und die bis 5 m hohen Querwellen lassen die ATAIR erzittern. Die Steuerbordschot der Genua ist durchgescheuert und muß ersetzt werden. Und das alles bei diesem Wetter ! Der Frust entlädt sich ins Logbuch. "Scheißwellen" steht da und "Dauerschaukeln seit vier Tagen".

Der Vorteil dieses Wetters ist, daß wir wieder gute Etmale um die 140 sm machen. Dann fällt das GPS aus. Meistens geht es von selbst wieder an. Diesmal nicht.

Da erinnern wir uns an eine Empfehlung eines anderen Seglers. Der hatte uns erklärt, daß die Amis jedem GPS eine bestimmte Laufzeit geben. Dann reagieren die Satelliten nicht mehr. Da hilft nur : alles Ausschalten und nach einer Gedenkminute wieder einschalten. Und siehe da - es geht wieder.

Ab 17.06., ein Mittwoch, stellt sich die Passatbewölkung wieder ein. Das Meer ist nahezu glatt. Der Wind säuselt mit 2-3 Bft. Klare Nächte mit einem überwältigenden Sternenhimmel und Sonnenunter- und -aufgänge vom Feinsten. Wir sind jedoch von den Vortagen noch mitgenommen und unsere Wahrnehmungen manchmal etwas gestört. So sieht Mia nachts an Stelle der strahlenden Venus einen Sternenhaufen und behauptet das sei Jupiter mit seinen Monden. Ich bin überrascht. Kann Mia die Jupitermonde mit bloßem Auge sehen. Dabei ist das doch die Venus ?!   

Es wird Zeit, daß wir ankommen. Mia studiert schon die Ankerplätze in der Südsee.

Dann am 24. Tag auf See, 20.06.,Samstag, 08:34 Uhr Marquesaszeit ein Schrei: TIERRA !

Wir sehen Fatu Hiva. Delphine sind auch da, um mitzufeiern und springen mehrere Körperlängen aus dem Wasser. Besser könnte man unsere Freude nicht ausdrücken. Und doch beschleicht uns etwas Wehmut. Uns hat es da draußen sehr gut gefallen, trotz des teilweise schlechten Wetters. Auch die Maleurs sind vergessen, wenn wir an die Sonnentage, Passatwölkchen und den alles umspannenden Sternenhimmel denken. Das wird uns immer in Erinnerung bleiben, als eines der schönsten Erlebnisse in unserem Leben.

Das Sportliche darf man auch nicht vergessen. Wir haben 24 Tage und 6,5 Stunden für 2998 sm benötigt. Ich rechne es für Euch aus: 5,15 sm/h. Da kann ATAIR stolz auf sich sein.

Um 15:30 Uhr fällt unser Anker in der Bucht von Hanavave auf Fatu Hiva. Die Landschaft ist überwältigend. So eine schöne Ankerbucht haben wir noch nicht gesehen. Der einsetzende Regen stört uns nicht mehr. Wir sinken in die Kojen und sind glücklich.

 

 

ATAIR vor Hanavave/Fatu Hiva

"Tramp" hatte uns doch überholt und uns mit falschen Positionsangaben gelinkt. So ein Ehrgeiz! Trotzdem laden wir sie zu einem Fläschchen Sekt ein. Klar, sie hatten weiter nördlich die besseren Segelbedingungen. Aber  wir sind nicht hier, um Rennen zu veranstalten, sondern ........ s. unter "Ziel" dieser homepage.

Schon klopft es an die Bordwand. Ein Einheimischer, er heißt Phillip, bietet uns Früchte an. Wir tauschen ein Bündel Bananen, Passionsfrüchte und Melonen gegen eine Rumflasche ein. Das beflügelt Phillip. Was wir denn noch brauchen ? Naja, ein Huhn wäre nicht schlecht. Kein Problem, morgen hätten wir es. Kaum ist er weg, ist schon der nächste da. Ob wir ein Zicklein möchten ? Ja, aber die Keule reicht. In zwei Stunden ist er wieder da und bringt ein großes Ziegenbein mit. Bratfertig ! Eine Flasche Rum wechselt den Besitzer. Gut, daß wir in Panama soviel Rum, Bier und Zigaretten gekauft haben. Das sind gute Tauschobjekte. Hier in der Südsee haben diese Sachen doch ein hohen Wert. Unerschwinglich für normale Leute.

Wir braten das Zicklein in unserem Backofen. Anke und Günter von der "Tramp" laden wir dazu ein. Die beiden verhungern uns sonst noch, sind sie doch auf so einem Trip, sich aus dem Land und der See zu ernähren. D.h. sie angeln viel und ernten und pflücken ab, wo etwas am Wegesrand steht. Alles was zuviel ist wird eingekocht. Bei einer anderen Gelegenheit probieren wir ihre eingekochten Fischklöße. ---- Sagen wir mal so: man kann sich davon am Leben halten.

Am Nachmittag steigt ein Fußballspiel. Grund für uns und "Tramp" zum ersten Landgang. Das ganze Dorf ist auf den Beinen. Dazu noch Hühner und Schweine. Hanavave gewinnt mit 4:1 und der Freudentaumel ist groß. Es geht um den Marquesas Cup ! 

Wir schlendern noch etwas durchs Dorf am Fluß entlang. Von der gegenüberliegenden Seite hören wir mehrstimmigen Gesang zur Ukulele. Es ist für uns das erste Mal, daß wir diese berühmten "Hymnen" hören. Eins ist sicher: die Polynesier sind ein musikbegabtes Volk, und wir können uns gar nicht satt hören an dem harmonischen und Frieden verbreitenden Gesang.

An der ATAIR wartet schon Phillip. Er hat das Huhn und Gemüse sowie Obst dabei. Herrlich! Wir trinken zusammen ein/zwei Rum an Bord und geraten ins Erzählen.

Fatu Hiva hat bis heute seinen eigenen Charakter bewahrt. Es gibt keinen Flugplatz und für Kreuzfahrschiffe sind die Buchten zu klein. So bleibt man weitgehend unbehelligt, weil auch die Reise hierher nur mit einem Boot erfolgen kann. Die Segler haben sie gern. Sie tauschen gern etwas  und sind meistens sehr friedliche und freundliche Leute. Phillip hat einen Freund mitgebracht. Sie singen ein altes Kampflied der Maori, das beeindruckend die Kraft dieser Menschen wiederspiegelt. Später auf anderen Inseln werden wir diesen Kampfgesang auch getanzt erleben. Wow!

Beim Abschied lädt uns Phillip zu sich nach Hause ein. Da sagen wir gerne zu .

Weitere Boote kommen an: "Cries and whispers" mit Michele und Jan, mit denen wir zusammen von der Insel Pedro Gonzales/Panama gestartet sind. "Kestrel" mit Isolde und Gabor, die wir schon vom Funk kennen. "Taiga" ein französisches Boot.

Sie alle kommen gerade recht zu einer turbulenten Nacht. Der Wind steigert sich auf 8 Bft. Dazu jede Menge Regen. Ein französisches Boot gerät ins Slippen, kann aber wieder eingefangen werden ohne Schaden anzurichten. Bei uns wird mal wieder (ist es das 3. oder 4. Mal in den letzten Jahren ?) das Dinghi umgeworfen und der Außenborder liegt im Wasser. Aber unser Anker hält.

Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht. Auf den Steilhängen der Bucht haben sich eine Reihe von imposanten Wasserfällen gebildet, die ins Tal rauschen. Der Fluß hat seine Kiesbarre durchbrochen und ergießt sich weiß schäumend in die Bucht. Da bleiben wir am Besten noch auf dem Boot und widmen uns dem Huhn.

Am 24.06. sind wir bei Phillip zum Mittagessen. Es gibt ein vorzügliches Ceviche und anschließend Huhn mit Reis. Die ganze Familie ist versammelt. Alle schauen uns beim Essen zu. Warum esst Ihr nicht ? Zunächst muß der Gast essen. Erst wenn er fertig ist, ißt die Familie, erklärt uns Phillip. Das ist bei uns so Sitte !

Phillip stellt uns seine Familie vor: Florida heißt seine Frau und Marie, die 15 jährige Tochter ist bei der freiwilligen Feuerwehr. Sein Sohn ist nur kurz zum Essenfassen erschienen. Natürlich erzählen wir auch viel über uns. So wird es ein vergnüglicher Nachmittag.

    

v.l.n.r. Marie,die Feuerwehr-        Florida                                  Francis

frau,Florida,Mia,Phillip

 

Anschließend kommen wir bei einem Holzschnitzer vorbei. Er schnitzt gerade Tikis. Sie sehen wunderbar aus. Er möchte kein Geld von uns, sondern nur ein paar Bier und Zigaretten.

Dann kommen wir zu Teresa, die tapas ( das sind aus zu Tüchern geklopfte Baumrinden von Mangroven oder Mahagonibäumen gefertigte "Papiere" verschiedener Größe, die kunstvoll bemalt werden) und Schnitzwerk zu verkaufen hat. Wir können nicht wiederstehen und lassen uns ein paar Stücke einpacken.

Der 25.06.,Donnerstag ist ein Wandertag. Wir wandern zu einem Wasserfall am Ende des Vulkankraters. Zunächst geht es gemütlich die Straße entlang. Dann aber durch Urwaldflüsse und über Stock und Stein z.T. steil bergan. Im Unterholz versteckt sehen wir polynesische Plattformen und hie und da eine Figur oder ein Zeichen in einen Stein geritzt.

Der Wasserfall ist ca. 100 m hoch und dank des Regens kräftig angeschwollen. Im See am Fuße des Falles können wir ausgiebig baden.

Mit dabei sind Anke, Günter, Gabor und Wolfram. Auf dem Rückweg schlägt Günter uns eine Kokosnuß auf. Erfrischend. Wie gesagt, die beiden von der "Tramp" haben einen Blick dafür, wo es am Wegesrand etwas Eßbares gibt.

     

 

Den abgesoffenen Außenborder haben wir bereits trockengelegt. Der Dieselfilter wurde gewechselt und die Welle geölt. So stehen wir bereit, am 27.06., Samstag, diesen wunderschönen Ort mit seinen gastfreundlichen Menschen zu verlassen und Kurs auf die nächste Insel "Tahuata" zu nehmen. Phillip kommt vorbei, um sich zu verabschieden. Mia gibt ihm ein Parfüm für Florida mit. Phillip, dieser starke und immer optimistische Mann, ist den Tränen nahe. Wir auch !

Wir werden uns nie wiedersehen, das ist das Traurige. Das Schöne ist, daß wir ein Bündel von Erinnerungen mitnehmen, die unser zukünftiges Leben erhellen.

     

Tiki am Hafen                        Polynesisches Haus                               Am Fußballfeld

  

  

 

    

27. Juni 2009

Törn: Fatu Hiva/Hanavave - Tahuata/Baie Faihatu, 42. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 44 sm

Crew: Mia und Wolfram

Bei starkem Ostwind (6-7 Bft) sind wir in acht Stunden in Tahuata in der Bucht Vaitahu. Über Nacht slipt unser Anker und unbemerkt sind wir am nächsten Morgen 50 m weitergerutscht. Am 28.06., Sonntag, verlegen wir auf Position, 09°56,223´S, 139°06,697´W. Dann gehen wir an Land und besuchen die Messe in einer riesigen Kirche. Vor dem Gottesdienst sitzen die Polynesier in einer offenen, überdachten Halle vor dem Gotteshaus und spielen Bingo. Ob die Gewinne für einen wohltätigen Zweck sind ?

Unser Wunsch wird Wahrheit: die Polynesier singen zur Ukulele und Trommeln verschiedene Hymnen. Der Pfarrer wird pensioniert. So gibt es ein Fest im Anschluß an den Gottesdienst. Von der Bucht Napatoni kommt ein großes Kanu mit einem Altar und mehreren Priestern. Eine Wasserprozession.

Wir geben ein Essen an Bord der ATAIR für Anke, Isolde, Günter und Gabor. Wie immer wird viel erzählt. Der Höhepunkt ist die Geschichte der Ratte an Bord der "Kestrel". Nach Tagen erfolglosen Suchens, wurde sie mit Motorabgas vernichtet - aber immer noch nicht gefunden. Erst als sich ein gewisser Geruch einstellte, wurde man ihrer unter dem Kühlschrank fündig.

Den Dauerregen der letzten Tage haben wir hier nicht erwähnt, ist er doch für uns schon zum Alltag geworden. Am 29.06.,Montag, gibt es dazu Windstärke 11 Bft ( 55 kn) in Fallböen.

Wir rufen Mias Mutter über Iridiumhandy an. Sie hat heute Geburtstag. Die ganze Familie ist in Schwalbach versammelt und hängt am Telefon. Was die Technik alles so möglich macht. Das konnte Käptn Cook nicht !

"Kestrel" legt am 01.07. ab Richtung Nuku Hiva. Wir werden uns immer wieder sehen und viele Dinge gemeinsam unternehmen.

Am 02.07. startet "Tramp" nach Hiva Oa. Auch uns hält hier nichts mehr und nachdem wir uns noch mit Lebensmitteln (darunter ein Huhn aus Argentinien !) eingedeckt haben, holen wir den Anker am 03.07. hoch und segeln nach Hiva Oa, die Insel, auf der Paul Gauguin bis zu seinem Tod gelebt hat. 

                                             

                                              Polynesisches Ruderboot mit ATAIR im

                                                       Hintergrund in der Bucht Vaitahu/Tahuata

 

03. Juli 2009

Törn: Tahuata/Faitahu - Hiva Oa/Atuona, 43. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 11 sm

Crew: Mia und Wolfram

Es ist nicht weit, aber wir haben alles gegen uns. 7 Bft Wind und hohe Wellen. Deshalb müssen wir motoren. Nach vier Stunden !! werfen wir Anker bei der Hauptstadt von Hiva Oa - Atuona.

Der Ankerplatz ist zwar geschützt, aber weit weg vom Ort und das Anlanden mit dem Dinghi ist nur unter akrobatischen Einlagen möglich.

Wir treffen Erik mit seinem sportlichen Katamaran "Sputnik". Mit diesem Gerät kann man zwar superschnell segeln, aber man kann nur in den beiden Schwimmkörpern aufrecht stehen. Ansonsten ist man auf den Kriechgang angewiesen. Es gibt auch keine Toilette. Ein Eimer oder das Bugnetz stehen zur Verfügung. Mit an Bord sind Barbara (eine fleißige und charmante Französin - nicht Eriks Freundin !, wie er mehrfach betont) und Eriks Mutter, die für ein paar Wochen mitfährt.

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Erik

Eriks Mutter ist auf Madagaskar als Tochter eines französischen Geschäftsmannes aufgewachsen. Als sie zwanzig wurde, schickte ihr Vater sie nach München mit dem Auftrag, sich einen deutschen Mann zu suchen. Das war in der Zeit 1960 - 1963. So kam es dazu, daß klein Erik am Rotkreuzplatz in München geboren wurde. Dann siedelte die Familie im Auftrag der GTZ nach Afrika um. Leider ist Eriks Vater frühzeitig verstorben. Eriks Mutter lebt jetzt in Montpellier und unternimmt immer wieder große Reisen in alle Teile der Welt. Wir bewundern den Mut der Mutter, sich auf diesem Sportgerät den Unbilden der Natur auszusetzen.

Eriks Freundin, Lulu aus Hamburg, kommt in Tahiti an Bord. Dann fliegt Barbara zu ihrem amerikanischen Freund nach Panama und die Mutter nach Deutschland. Lulu, das ist nicht ihr richtiger Name - der ist Heidrun, ist vor dem Mauerfall mit ihrem Töchterchen über Ungarn nach Westdeutschland geflohen. Sie gehörte der Oppositionsbewegung an und geriet in Gefahr, daß man ihr die Tochter wegnahm, um sie an der Flucht zu hindern.

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Wir wollen eine Rundfahrt auf Hiva Oa mit einem gemieteten Auto unternehmen. Das fällt aber aus, weil das Auto kaputt ist. So trampen wir nach Atuona. Der Fahrer ist - man glaubt es nicht - ein Verwandter von Phillip auf Fatu Hiva. Wir sind platt !

In Atuona besuchen wir das Gauguin - Museum. Als Gauguin gestorben war, haben die französischen Behörden alles verscherbelt, was noch übrig war, um seine Schulden auszugleichen. Heutzutage hat man sein Haus wieder aufgebaut und man hat Grabungen auf dem Gelände durchgeführt, um noch irgendetwas Authentisches zu finden. In einem Schaukasten sieht man eine Morphiumspritze, Scherben und eine Flasche.

Das Museum umfaßt auch mehrere Häuschen, in denen Künstler für drei Monate umsonst leben können. Einzige Bedingung ist, eines der Werke Gauguins zu kopieren. So hängen in dem Wohnhaus eine ganze Reihe von guten und schlechten Reproduktionen der Werke Gauguins.

Gauguin lebte nur zwei Jahre auf Hiva Oa - vorher auf Tahiti. Er war bei den Kolonialbehörden sehr unbeliebt, weil er sich für die entrechteten Polynesier einsetzte und seine Steuern nicht bezahlte.

1903 ist Gauguin verstorben und hier beerdigt. Das Grab ist inzwischen zu einer Wallfahrtsstätte geworden.

 Durstig geworden kehren wir in der Nähe des Museums in eine Kneipe ein. Zum ersten Mal kosten wir das gut schmeckende Hinano - Bier aus Tahiti mit seinem attraktiven Label auf der Flasche. Ein Rindersteak mit Pommes Frites bekommen wir für 1200 PFF (polynesische Franc). Umgerechnet 10 €. Ist doch nicht alles so teuer in Französisch Polynesien. Die Grundnahrungsmittel sind jedenfalls preiswert.

Nebenan in der Halle können wir polynesische Ruderboote bewundern. Auf dem Rückweg zum Hafen kehren wir, schon wieder erschöpft, im Relais Moehau ein. In einer Halle hängen alte Fotos, Gemälde, Zeichnungen, Tapas und geschnitzte Kostbarkeiten. Die Wirtin war in jungen Jahren Schönheitskönigin von Französisch Polynesien ( s. Foto unten).

Wegen der ungemütlichen Bedingungen am Liegeplatz, fahren wir am 08.07.,Mittwoch weiter in die Bucht Hanamenu auf der Nordseite der Insel.

     

 Maori-Krieger                          Jugendfoto der Relaiswirtin      Tapa

 

08. Juli 2009

Törn: Hiva Oa/Baie Taaoa - Hiva Oa/Baie Hanamenu, 44. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 25 sm

Crew: Mia und Wolfram

Eine Halbtagesfahrt bringt uns an die Nordküste Hiva Oas. In der Bucht Hanamenu sind wir ganz allein. Delphine hatten uns noch hierher begleitet. Da wir schon mittags da sind, schließen wir gleich unseren Landgang an. Man hatte uns vor Mücken und Nonos (kleine schwarze Stechfliegen) gewarnt. Vom Strand gehen wir etwas ins Innere und stoßen auf ein Haus. Dort sitzen Eugene und Graciella. Die Tochter spielt auf dem Rasen. Eugene und Graciella leben eigentlich auf Tahiti. Sie haben in den Ferien ihre Wohnung gegen dieses kleine Gehöft getauscht. So können sie auch mal Urlaub machen. Ihre Tochter hatte eine Herzoperation. Ihr geht es jetzt gut. Sie laden uns zum Kaffee ein und schenken uns Fisch (Name: Tasa), Pampelmusen und Limonen direkt vom Baum. Gegen Abend fangen die Mücken an zu stechen. Da hilft auch das rasch entzündete Feuer nichts.

Auf dem Rückweg finden wir einen kleinen Wasserfall. Die Mücken halten uns vom Baden ab, und wir sind froh wieder auf dem Schiff zu sein.

Abends lassen wir es uns gut gehen bei Entenbrust in Rotweinsoße, Kartoffeln und Zucchini.

                                             

 

9. Juli 2009

Törn: Hiva Oa/Baie Hanamenu - Ua Pou/Hakahau, 45. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 64 sm

Crew: Mia und Wolfram

Schon am nächsten Tag ist die nächste Insel dran: Ua Pou. Es geht über Nacht. Der Wind kommt mit 5 Bft aus Ost. Wir kommen schon morgens 07:00 Uhr im Hafen von Hakahau an. Es ist wenig Platz und brav bringen wir, wie auch die anderen Segelboote, einen Heckanker aus. Das Anlanden ist an der neuen Betonmauer des Hafens sehr schwierig. Im Ort treffen wir einen Australier, der uns gar nicht mehr weitergehen lassen will. Er hat eine Polynesierin geheiratet und verbringt nun hier seinen Lebensabend. Uns sagt der Ort nicht viel. Die Landschaft rundherum ist grandios. Viele Wolken verderben uns den Blick auf die Vulkankrater. So kehren wir zurück zum Schiff. Dort wartet eine Menge Arbeit auf uns. Die Leine des Heckankers hat sich in der Schraube verheddert und zudem slipen wir noch. Hektik ! Wir müssen neu ankern. Mit uns in dem engen Hafen sind noch: "Paseafique", die wir später in Tahiti wieder treffen, "Too much", ein brasilianisches Boot mit Glatzkopf an Bord und "Carpe Vita" aus den USA. Alle fummeln mit ihren Ankern herum und am nächsten Tag sind wir alle weg. Es ist drückend schwül bei 32° C.

Wir trösten uns mit einem selbstgemachten Ceviche aus dem geschenkten Fisch. Und weil noch viel Fisch übrig bleibt, gibts als Hauptgang den Tasa-Fisch gedünstet auf Cous Cous, oder sagt man besser an Cous Cous ?

 

 

12. Juli 2009

Törn: Ua Pou/Hakahau - Nuku Hiva/Baie Taiohae, 46. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 25,5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Endlich gehts nach Nuku Hiva. Wir sind ja die ganze Zeit illegal im Land. Nirgendwo konnten wir einklarieren. Das kann man nur auf Nuku Hiva. Diese Insel soll man deshalb auch zuerst anlaufen. Niemand macht das, wenn man aus Galapagos kommt, weil dann die von uns schon besuchten Inseln in Luv liegen und schwer zu erreichen sind.

Vor dem Hafen setzen wir die Segel. Die Sonne scheint und bei einem Blick zurück reißt plötzlich die Wolkendecke über Ua Pou auf, und wir können die einmalige Silhouette dieser Insel doch noch sehen. Wir vergessen zu fotografieren, weil das Schiff uns voll in Anspruch nimmt. Der Autopilot ist ausgefallen. Auch per Hand ist das Schiff schwer gegen die Wellen zu halten. Es bleibt nichts anderes übrig, als den Motor dazuzunehmen. Dann läufts so leidlich. Die 25 sm halten wir auch noch aus.

Vor dem Hauptort Taiohae gibt es reichlich Ankerplatz und auch das Anlandgehen ist machbar. Eine Eisenleiter an der Betonmauer des Hafens erleichtert das Anlandkommen. Wenn man dann bei Flut kommt, kann man sogar recht schnell die wenigen Stufen überwinden. Man darf nur das Dinghi nicht unter einem Abfluß des Regenwassers zu liegen haben. Da sich stets 10 bis 20 Dinghis um die Leiter drängen, haben wir nicht darauf geachtet - hatten aber Glück. Nach einem kräftigen Regenguß lief ein anderes Dinghi bis zum Rand voll mit Schlammwasser.

Wir erkundigen uns sofort, was hier am 14.07. los ist. Das ist ja französischer Nationalfeiertag. Schnell haben wir raus, daß es erst eine Parade gibt (Beginn 07:50 Uhr !), dann Tanz auf der Straße und abends ein Galadiner mit Wahl einer Schönheitskönigin und Maoritänze. Wir entscheiden uns für den Abend.

Noch bleibt uns Zeit an einigen Verkaufsbuden das ausgestellte Kunsthandwerk zu bewundern. Besonders haben es uns einige reliefartig geschliffene Steine angetan.

       

 

Leider fängt an diesem Tag auch das Drama mit Wolframs VISAkarte an. In der Bank gibts kein Geld und auch im Supermarkt funktioniert sie nicht. Von einer Telefonzelle ruft Wolfram VISA an. Die teuer erstandene Telefonkarte, geht schon fast bei der Musik drauf, die man sich anhören muß. Schließlich eröffnet mir der Mitarbeiter im Callcenter , daß die Karte gesperrt sei. Ja, warum ? Da hätte es einen Phishingangriff auf viele VISAkarten gegeben und meine Nummer wäre auch dabei gewesen. Vielen Dank, daß ich das so frühzeitig erfahre. Und was jetzt ? Ich müßte ein FAX schicken und die Adresse angeben, wohin die neue Karte geschickt werden soll. Nachdem er begriffen hat, wo wir sind, schlägt er vor das FAX von Tahiti aus zu schicken. Sehr gut, so machen wirs. (Fortsetzung folgt) Inzwischen müssen wir von unseren mitgebrachten Dollars und von Mias Mastercard leben.

Am Abend ist der Ärger vergessen. Das Diner muß warten. Als erstes steht die Misswahl auf dem Programm. Es sind fünf Kandidatinnen, die in verschiedenen Roben auftreten müssen. Abendkleid, Bikini, legere Kleidung und traditionelles Tahitikleid. Eine Kandidatin hat sehr langes schwarzes Haar bis in die Kniekehlen. Sie bekommt den größten Applaus und gewinnt dann auch.

Nun sind die Männer dran. Sie treten in der "Blätter"bekleidung der Maorikrieger auf und haben alle möglichen Holzwaffen in der Hand. Zunächst gibt es gemäßigte Tänze.Dann aber, zum Schluß, tanzen sie den Kriegstanz der Maori, dessen Melodie und Kampfesrufe wir schon von Phillip und seinem Freund auf Fatu Hiva gehört haben. Die älteren Männer treten beiseite, denn das ist ein viel Kraft und Schnelligkeit erfordernder Tanz. Man bekommt richtig Angst, wenn die jungen Männer singend und herausfordernd schreiend in Phalanx auf einen zukommen. Die Menge geht frenetisch mit, und die ganze Halle wogt unter den Kampfesschreien der Maori.

Kein Wunder, daß die Franzosen bei dieser Motivation der Maori erst Ende des 19. Jh die Gesellschaftsinseln sich einverleiben konnten.

Schließlich gibts dann doch noch Essen. Es wird Spanferkel und vorneweg Ceviche serviert. Mit an unserem Tisch sitzt eine junge Maori-Frau deren boyfriend Australier ist, wie sie uns erzählt. Ihre Verwandten sitzen hinter uns an der Wand und Mia beobachtet, wie diese immer wieder eindeutige Zeichen zu der jungen Frau machen, sie solle sich doch neben mich setzen und mich anmachen. Das hat sie dann nicht gemacht und folglich verlief der Abend harmonisch.

Am 16.07., Donnerstag, gelingt es uns ein Auto zu mieten. Diesmal klappt es. Wir fahren zur Baie du Controleur im Osten der Insel. Bisher konnten wir seit der Überfahrt von Galapagos kein Wasser aufnehmen. Wir müssen erkunden, wo wir anlegen oder ankern können, um Wasser zu holen. In der Baie du Controleur ist das prinzipiell möglich. Dort gibt es am Strand Wasserhähne aus denen auch sauberes Wasser kommt. Später gehen wir doch in die Daniels Bay (s.u.).

Auf dem Weg quer über die Insel nach Norden gibt es ein altes Heiligtum der Maoris. Durch den Urwald quälen wir uns aufwärts bis wir auf einer Lichtung auf verschiedene Plattformen stoßen. Große Tikis, obwohl schon ziemlich verwittert, stehen an den Aufgängen zu den Plattformen. Wie man unschwer erkennen kann, sind sie alle weiblichen Geschlechts. Jetzt fällt uns auf, daß alle Tikis, die wir bisher gesehen haben, weiblichen Geschlechts waren. Das müssen wir noch klären, warum das so ist. Auf den Plattformen sollen auch Menschenopfer dargebracht worden sein. Solche Geschichten, die durchaus wahr sind, werden immer wieder gerne von uns Europäern hervorgeholt. Dann überläuft uns ein Schauer des Entsetzens, und wir vergessen dabei ganz, wie brutal in den letzten Jahrhunderten ganze Völker überall auf der Welt von den Europäern abgeschlachtet, versklavt und vertrieben wurden.

Der Weg führt uns weiter nach Hatiheu, welches an der Nordküste liegt. Kurz vor Hatiheu entdecken wir ein noch größeres Marae, mit unzähligen Plattformen und Tikis. Auch hat man Stelen in der alten Form und Schnitzkunst neu aufgestellt. Obwohl die Maoris in einer Steinzeitkultur lebten, hatten sie doch ein ausgeprägtes künstlerisches Empfinden und Können. 

     

 

Hatiheu ist ein hübscher kleiner Ort, dessen Häuser im Stil des 19. Jh. aus Holz gebaut sind. Manchmal fühlt man sich wie in Brighton oder auch an der belgischen/ holländischen Nordseeküste.

Auf dem Rückweg kommen wir an Wasserfällen vorbei, die malerisch an den Steilwänden herunterstürzen. Plötzlich steht auch eine Schweinerotte mit vielen kleinen Ferkeln am Wegesrand. Die Sau fährt ihre Kinder kräftig an, damit sie nicht vor das Auto laufen.

Am Wegesrand blühen Frangipani. Wir pflücken eine Blüte für Mia und eine Knospe für Wolfram ab und stecken uns diese  hinters Ohr. Natürlich rechts ! (s.o. Huahine )

Uns fallen Bleche an den Kokmospalmen auf, die um die Stämme gewickelt sind. Wir erfahren, daß die Bleche der Abwehr der Ratten gelten, die bis in die Kronen der Palmen klettern, um die Kokosnüsse zu knacken, und sogar ihre Nester da oben zu bauen.

   

Wasserfall bei Hatiheu                  Palme mit Rattenschutz             Wildschweinrotte

                                                  

                                           Frangipaniblüte

 

Zurück in Taiohae kaufen wir alle notwendigen Lebensmittel für die Weiterfahrt ein. Wäschewaschen kostet 8 € die Maschine, internet 5 Std 16 € und die Füllung zweier Gasbottles 20 € .

Am 16.07. ist Jürgen mit seiner "Leon de Mar" eingetroffen, direkt von Panama hierher. Eine enorme Leistung, so ganz allein. Er ist auch entsprechend erschöpft und braucht erstmal einen langen Schlaf.

In die Bucht ist auch ein Copradampfer eingelaufen. Die Dampfer dienen auch der Versorgung der vielen Inseln in der Südsee. Copra ist getrocknetes Kokosnußfleisch, das auf dem Weltmarkt vielfältige Verwendung findet z.B. auch in der Kosmetik. Frankreich zahlt einen subventionierten Preis von 1,20 US $ / kg. Der Weltmarktpreis liegt bei 0,30 US $/kg. Der Verkauf von Copra ist oft die einzige Einnahmequelle auf den Südseeinseln. Diese ist jetzt bedroht. Angeblich ist die Verarbeitungsmaschine auf Tahiti kaputt und kann nicht mehr repariert werden. Für die Investition einer neuen Maschine findet sich niemand. Außerdem haben "Wissenschaftler" Schadstoffe in der Copra festgestellt, die den Einsatz in vielen Produkten verbieten soll. Wir fragen uns, wovon die Menschen auf den schönen aber kargen Inseln leben sollen. Viele Inseln sind ja sowieso schon entvölkert, weil die Menschen nach Australien und Neuseeland übersiedeln.

Am Rande von Taiohae liegt ein kleines Museum, das ausgegrabene Gegenstände der Maorikultur sammelt. Ein ältere Frau aus Frankreich, die schon 30 Jahre hier lebt, hat dieses Privatmuseum und das dazu gehörende Hotelchen aufgebaut. Die Gegenstände sind z.T. einzigartig. So gibt es z.B. eine aus Holz gefertigte Gabel, mit der die Maori verletzten Feinden das Genick brachen. Oder Maorigeld: Runde Steine mit einem Loch in der Mitte. Je größer der Stein, um so größer der Wert. Wir haben ein Anwesen gesehen, wo diese Geldsteine als Wegeinfassung standen. Kommt daher das Wort "steinreich" ?

                                                                                                              

                                                            

                                                        Moderner Tiki in Taiohae

              

 

18. Juli 2009

Törn: Nuku Hiva/Baie Taiohae - Nuku Hiva/ Baie Hakatea, 47. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 5,7 sm

Crew: Mia und Wolfram

Da wir bisher noch kein Wasser fassen konnten, verlegen wir in die Baie Hakatea oder auch Daniels Bay genannt.

Dort soll es einen Fluß geben und sogar einen Wasserhahn. Mit dem Dinghi gehen wir an Land. Die Einfahrt in den Fluß kann man nur bei Flut wagen, da sonst die Barre nicht zu überwinden ist. Die Wellen schieben uns in den Fluß und dort eröffnet sich uns ein wunderbares Tal. Wir entdecken auch gleich den Wasserhahn und füllen unsere Kanister. Das Wasser ist sauber. Die Kanister ziehen wir dann an Bord und entleeren sie in die großen Tanks. Heute stehen drei Fahrten auf dem Programm.

In der Nähe des Wasserhahns steht ein Haus. Mehrere Männer und Frauen sitzen im Kreis auf Matten, wie es hier üblich ist. Sie laden uns ein Platz zu nehmen und kredenzen uns ein selbstgebrautes "Bier" aus Guave und Cocos. Brrrrrrrrrrrrrr ! Dann gibt es eine Kuttelsuppe und gegrilltes Rindfleisch. Dazu Brotfrucht und Yuca.

Die Männer sehen wild aus. Sie sind über und über tätowiert. Das sieht sehr gut aus, weil die Tätowierlinien sehr harmonisch zusammenpassen. Ein Kunstwerk !  Allen fehlen ein paar Zähne. Um den Hals tragen sie Haifischzähne.

Jetzt sind Ferien und Männer, Frauen und Kinder sind zusammen. Wenn die Schulzeit wieder beginnt, arbeiten die Frauen im Tal auf dem Feld und trocknen die Copra auf überdachten Unterlagen. Die Männer leben dann in einem anderen Tal und kümmern sich um die Viehzucht, jagen und fischen.

Wir werden überreichlich beschenkt mit Pampelmusen, Granatäpfeln, Papayas und Yuca. Auf der kleinen Wanderung durchs Tal stoßen wir auf Chilibüsche und bedienen uns. Es ist die scharfe Sorte.

Wir kommen an einer Maori-Plattform vorbei, auf die eine Maria-Statue mit Altar gepflanzt ist. Als Außenstehende empfinden wir das als Provokation. So hat man das ja in Europa auch gemacht. Viele Kirchen stehen auf den Kultstätten der alten Kulturen.

Zurück bei den freundlichen Leuten, werden wir vor der Leptospirose gewarnt. Alle Früchte und das Gemüse müssen sorgfältig gewaschen werden. Leptospirose ist eine tödliche Krankheit, die durch Rattenurin übertragen wird. Da wir nicht gleich verstehen, malt der kleine Sohn uns eine Ratte auf ein Stück Papier. Jetzt haben wir begriffen. Zusätzlich werden wir vorm Baden in der Baie gewarnt. Dort gäbe es große Haie. Ihren Kindern sei es auch strengstens verboten im Meer zu baden oder auch nur einen Zeh ins Wasser zu halten.

Nach insgesamt acht Wasserfahrten sind unsere Tanks wieder voll und es kann weiter gehen.

    

                                                         

                                                                     Mädchen in der Baie Hakatea    

   

 

23. Juli 2009 - 27. Juli 2009

Törn: Nuku Hiva/Baie Hakatea - Tuamotus/Kauehi, 48. Etappeder Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 524 sm

Crew: Mia und Wolfram

Der 23.7. ist unser Abfahrtstag von Nuku Hiva.  Zunächst geht es bei Windstärke 3 Bft recht gemütlich durch den Abend und die Nacht. Am kommenden Morgen haben wir jedoch die erwartete Kaltfront und den nachfolgenden Trog eines Tiefs. Der Wind frischt auf 7 Bft auf und über die nächsten Tage wächst die Welle auf ca. 5 m. Am 26.7. gipfelt das darin, daß eine Welle voll über das Boot schlägt und Wolfram total durchnäßt im Cockpit zurückläßt. Leider war auch der Niedergang nicht ganz geschlossen, sodaß das Wasser den direkten Weg in die Bilge nimmt. Mia schimpft und hat alle trockenen Tücher im Einsatz. Der Vorteil ist, daß wir gut vorankommen und Etmale (sm/24 h) um die 130 sm fahren. Am 27.7. lassen die Squalls nach, und wir haben die erste Tuamotuinsel Taiaro querab. Das Südkap von Kauehi passieren wir 13:28 Uhr und stehen um 14:30 Uhr vor dem Paß in das Atoll Kauehi. Sogenannte Eddies (Wirbel und starke Strömungen) begrüßen uns. Mitten im Paß erwischt uns noch ein heftiger Schauer. Wir können nichts mehr sehen. Mia, die am Bug nach Untiefen Ausschau hält, hat diesmal die Totalwäsche gebucht. Die Strömung im Paß ist immerhin 4 kn stark. Doch mit unserem 90 PS - Motor kann man das bewältigen. Einmal im Atoll, wird es ganz ruhig. Keine Welle mehr und die Strömung ist auch weg. Wir nehmen Kurs auf den Hauptort Tearavero, der auf der gegenüberliegenden Seite des Atolls liegt und lassen den Anker dort um 15:00 Uhr fallen.

 

 Taiaro

Um 18:00 Uhr ist schon die "Tramp" mit Anke und Günter da, um die von uns für sie mitgebrachten Bananen und Limonen abzuholen. Da sind auch die 6 sm von ihrem Ankerplatz bis zu uns nicht zu weit. Anschließend haben wir endlich eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen bestaunen wir unser erstes Korallenatoll. Und natürlich müssen wir schnell an Land, um alles zu erkunden. Also Dinghi ins Wasser, Außenborder ablassen und montieren und los. Die erste Person, die wir an Land treffen ist Rosaly. Sehr freundlich und bietet uns ihre Hilfe an. Sie führt uns zur Polizeistation zum Anmelden. Schnell kommen wir ins Gespräch. Schließlich fragt sie uns, ob wir Harry Harrison kennen. Bei uns großes ???? Der wäre ihr Urgroßvater und sei einer der Söhne von Queen Victoria gewesen. 3 Söhne der lieben Queen hätten sich in die Südsee aufgemacht und dort gelebt. Einer in Hawaii, einer auf den Tuamotus und einer auf den Gambierinseln. Vor 15 Jahren seien alle Abkömmlinge dieser drei (sie waren wohl sehr fleißig) von Prinz Charles nach Tahiti eingeladen worden. Das wäre ein großes Erlebnis gewesen, als Charles sagte, daß sie ja alle eine große Familie seien.

Später erklärt sie sich gern bereit unsere Wäsche zu waschen und zu trocknen. Unsere Wäsche wird vom englischen Königshaus gewaschen ! Wir sind ganz weg.

Rosaly begleitet uns weiter, bis im Bürgermeisteramt eine große Tuamotu-Fahne herausgeholt wird, die wir aufnehmen dürfen.  Der Bürgermeister läßt sich nicht blicken. Er besitzt das einzige Haus auf dem Atoll das eingezäunt ist. Außerdem gehört ihm der einzige Supermarkt. Und schließlich gibt es ein 6 wöchiges Festival auf der Insel, das organisiert sein will. Alle Bürger sind aufgefordert daran teilzunehmen. Wie bei den olympischen Spielen gibt es verschiedene Sportkonkurrenzen. Rudern, Fußball, Kricket, Singen, Tanzen usw.

Uns interressiert besonders das Tanzen und Singen. Eines Abends ist es soweit. Nahezu die gesamte Bevölkerung von Kauehi findet sich am Fußballplatz ein. Eine Liveband ist schon da und greift mächtig in die Saiten der Gitarren und der Ukulelen.

Die Leute haben Essen und Trinken mitgebracht und laden uns großzügig ein. Mit von der Partie ist auch Jürgen von der Segeljacht "Leon de Mar".

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Jürgen, "Leon de Mar"

Jürgen ist Einhandsegler und Arzt aus Oldenburg. Seit Jahren ist er schon unterwegs und nimmt hie und da Freunde oder Chartergäste mit. Auf den Marquesas haben wir ihn und seinen trockenen Humor kennengelernt. Unvergeßlich das vorzügliche mehrgängige Abendessen bei ihm an Bord. Bei der Flambierung der Bananen hätte er fast sein Schiff abgefackelt. Jürgen hat vor, von Tahiti aus südlich über die Gambierinseln (Mururoa-Atoll), Pitcairn (Bounty), Osterinsel nach Chile zu segeln. Und dann um Kap Hoorn möglichst schnell nach Deutschland, weil seine Freundin nicht mehr länger allein sein will. Ob das gut geht ?

Jürgen ist uns ein richtiger Freund geworden und wir bedauern sehr, daß er nicht unseren Weg nach Neuseeland nimmt.

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Und dann bewundern wir die sanften und manchmal auch wilden Hüftschwünge der Kauehi-Mädchen. Das ist alles viel melodischer als auf den Marquesas, wo es eher kräftig und kämpferisch zugeht. Schon die ganz kleinen Mädchen haben den Südseeschwung raus. Die kleinen Jungs vor uns rufen immer wieder bewundernd "Coco Popo" und kichern. Wir können zwar die polynesische Sprache nicht, aber die Lautmalerei der Jungs spricht für sich.

         

Auch unsere Queenverwandte Rosaly tritt auf und singt zwei Lieder. Überhaupt sind die Polynesier sehr begabte Sänger. Da mußt Du mal in eine Kirche gehen. So was Harmonisches hast Du noch nicht gehört. Das ist wirklich bewegend.

Schließlich tritt noch ein Transvestit auf, der den absolut besten Tanz des Abends ganz allein auf dem riesigen Platz hinlegt. Die Einwohner und wir klatschen begeistert. Transvestiten sind in der polynesischen Gesellschaft sehr geachtet und stehen nicht so diskriminiert am Rande wie bei uns.

     

Am nächsten Tag besichtigen wir die Kirche. Alle Kult- und Schmuckgegenstände sind aus Materialien gefertigt, die im Meer zu finden sind. Die Lampen sind aus Austernschalen und das Weihwasserbecken aus einer Meeresschnecke. Die Kirche ist fröhlich und bunt geschmückt.

          

                                                 

  Bei unserer Wanderung über die Insel, werden wir immer wieder freundlich von den Einheimischen begrüßt, oft verbunden mit der Frage, ob sie uns helfen können. Wie überall auf den polynesischen Inseln, fällt die Sauberkeit auf den Straßen und um die Häuser auf. Das ist nicht so wie in der Karibik, wo man sich oft auf einer Müllhalde wähnt.

Hier sind die Gärten gepflegt und liebevoll bepflanzt. Der Rasen wird ständig gemäht, sodaß sich, dem Auge wohltuende, grüne Flächen auf dem kargen Korallenboden ausbreiten. Es ist nicht zu übersehen, daß hier eine Jahrtausende alte Kultur ihre Spuren hinterlassen hat.

Soweit man heute weiß, wurde die Südsee von Südostasien her besiedelt. Das soll 5000 Jahre v. Chr. begonnen haben. Man kam mit den sprichwörtlichen Seefahrerkünsten der Polynesier bis Raiatea bei Tahiti. Von dort aus wurden Hawaii, Neuseeland und die Osterinsel entdeckt und besiedelt. Auch das riesige Königreich Tonga entstand und hatte seine Blüte im 12.Jahrhundert n.Chr. Leider hatte einer der Könige in jener Zeit die Idee seine Macht unter sich und seinen beiden Brüdern aufzuteilen. Er wollte nur noch geistliches Oberhaupt sein. Prompt lieferten sich die beiden Brüder Kämpfe bis aufs Blut. Als die Europäer ankamen, war das Königreich schon auf dem absteigenden Ast und geschwächt. Lange Zeit bis Ende des 19. Jahrunderts wurde dennoch auf den Inseln, wie z.B. Tahiti, Widerstand geleistet. Die fast gelungene Ausrottung der alten Kultur kam aber erst mit den Missionaren. Viele wurden getötet und auch hie und da verspeist, aber gegen die trickreichen Missionare gab es schließlich doch kein Mittel. So wurde z. B. auf Niue ein Einheimischer Jugendlicher entführt und auf Samoa einer Gehirnwäsche unterzogen. Vor allem wurden ihm geistliche Lieder beigebracht. So kam er wieder nach Niue und bei der Sangesbegeisterung der Polynesier hatte er auch Erfolg bei der Christianisierung Niues. 60 Jahre lang waren alle anderen Versuche gescheitert. Von 8 Missionaren hatte nur einer überlebt, weil er sich von seinem Glauben losgesagt hatte und eine Polynesierin heiratete.

Heute können wir froh sein, daß die alte Kultur wieder auflebt und gepflegt wird. Nicht zuletzt leistet auch der Tourismus da einen wertvollen Beitrag, weil die Tänze und anderen Riten gerne gesehen werden. Auf diese Weise werden die Polynesier angeregt, sich auf ihre alten Traditionen zu besinnen und ihnen wieder mehr zu folgen.

                                                                   

                                             

 

Ein Spaziergang führt uns zum Haus von Robert, der uns sofort zu einem Bier einlädt. Er selbst darf nichts trinken. Er litt 3 Jahre lang unter der Krankheit Siguatera. Diese Krankheit bekommt man, wenn man Fisch ißt, der sich von giftigen Algen ernährt hat, die auf abgestorbenen Korallen wachsen. Oft endet Siguatera tödlich. Sie führt zu Lähmungen und Umkehrung des Heiß/Kalt-Gefühls. Der Körper kann das Gift nicht abbauen, sodaß man immer gefährdet ist, wenn man wieder einen verseuchten Fisch ißt. Besonders gefährlich sind Fische, die sich innerhalb eines Riffs aufhalten. So z.B. Barracudas. 

Heute verdient Robert seinen Unterhalt mit dem Schleifen von Austernmuscheln und Meeresschnecken. Fischen kann er nicht mehr, weil doch immer noch Nachwirkungen der Siguatera vorhanden sind. Auch das Schleifen von Austern und Schnecken ist nicht lustig, da sich der Schleifstaub in der Lunge festsetzt und dort Entzündungen hervorruft.

Robert hat eine exzellente CD-Sammlung. So schallen Johnny Cash, Abba und manch schöner Blues über das Atoll. Schließlich gesellen sich noch Maria,ein Adoptivkind, und sein Sohn (Name vergessen) dazu. Es ist ein vergnüglicher Nachmittag. Draußen liegt die ATAIR im Farbenspiel der verschiedenen Türkis-,Smaragd- und Opalfärbungen der Lagune. Die Palmen neigen sich weit aufs Wasser hinaus. Eine leichte Seebrise umfächelt uns, und die Sonne scheint  fast wolkenlos.                    

                                    

 

Schließlich müssen wir uns doch losreißen, denn wir wollen unsere Abreise Kurs Toau vorbereiten. Wir strollen nochmal am Dorfplatz vorbei, wo wir einen blonden Jungen beim Flippern entdecken. Ein kleines Mädchen schaut neugierig aus der Haustür, ein Jugendlicher zeigt uns stolz sein nächstes Mittagessen, eine Kokoskrabbe und an einer Hauswand steht Kauehi City. Wenn das man nicht ein wenig hochgestapelt ist.

     

Seemanns                Neugier                            Kokoskrabbe          Großstadt Tearavero

Nachfahre ?

 

  

   

          

03. August 2009 - 04. August 2009

Törn: Kauehi - Toau/ Anse Amyot, 49. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 65 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die 65 sm von Kauehi nach Toau bewältigen wir in einer Nachtfahrt. Die 3-Stundenwache hat sich bewährt, und so hat Mia eine Doppelwache und zwar von 21:00-24:00 Uhr und von 03:00-06:00 Uhr. Mia macht das gerne, weil sie in Ruhe ihre von anderen Seglern getauschten Bücher lesen kann. Wir wechseln uns immer von Nacht zu Nacht ab, sodaß jeder mit der Doppelwache drankommt. Dabei muß herumgeschaut werden, ob nicht ein anderes Schiff unseren Kurs kreuzt und der Autopilot muß auch überwacht werden. Je südlicher wir kommen, um so kürzer werden die Nächte. Jetzt wird es schon gegen 05:00 Uhr hell. Abends geht die Sonne gegen 19:00 Uhr unter, mit immer länger werdenden Dämmerungsphasen. In dieser Nacht haben wir einen Wind mit 3-4 Bft und kaum Seegang. Um 01:30 Uhr entdeckt Wolfram ein Schiff voraus. Auch im Radar ist es in 7 sm Entfernung zu sehen. Näheres können wir jedoch nicht erfahren, weil es schnell verschwindet. Schiffsbegegnungen sind in diesem Teil des Pazifiks sehr selten - entweder trifft man auf Fischer, oder es ist ein Coprafrachter, der  die Inseln versorgt. Wir sichten Toau um 08:45 Uhr und machen in dem Blindpass im Nordosten des Atolls um 14:30 Uhr an einer Mooringboje fest. Gaston kommt mit seinem Boot angedüst und hilft uns beim Festmachen.

Gaston lebt mit seiner Frau Valentine und deren Vater Phillip auf diesem Teil des Atolls. Sie leben von den Seglern, haben eine Perlenfarm und leben von allem, was das Meer zu bieten hat. Ab und zu verirren sich auch "normale" Touristen hierher und können in kleinen Hütten unterkommen. Valentine und Gaston betreiben auch ein kleines Restaurant. Die Bojen kosten Liegegeld, aber wir können auch Lebensmittel und Rum dafür eintauschen.   

Restaurant                                 Gemälde auf Baumrinde (Tapa)   Walwirbel als Hocker

Valentine zeigt uns, wie sie die schwarzen Perlen aus den Austern herausholt und wieder einen neuen Fremdkörper einsetzt. Man muß etwa 3-6 Jahre warten, bis man die Austern ernten kann. Die Stellen, wo die erntefähigen Austern hängen, sind streng geheim, damit niemand sie stehlen kann. Schwarze Perlen haben eine Reihe von Qualitätskriterien. Es geht um Größe, Farbe, Glanz, Glattheitsgrad etc. Valentine sucht eine Auster aus und sagt zu Mia: " Die Perle, die da drin ist, die schenke ich Dir"  Ein wunderschönes Exemplar kommt zum Vorschein. Mia hält die Perle in Ehren. Irgendwann werden wir sie fassen lassen.

   

Jeweils abends finden wir uns zum Erzählen oder zum Boulespiel zusammen. Die Stammbesetzung ist: Gaston, Phillipp, Günter von der Tramp und Wolfram.

Phillip kümmert sich um die Tierhaltung und die Aufzucht von Gemüse und Obst. So können wir Kürbisse, Melonen, Papayas und sogar einen Weinstock bewundern, die auf dem kargen Korallenboden wachsen. Hühner und Schweine gibts auch zur Aufbesserung des Speisezettels. Wenn Touristen kommen, werden einige der Hühner in Käfige gesperrt, damit täglich die Frühstückseier geliefert werden können.

Valentine ist ziemlich aufgeregt, weil ihre Schwester heiratet. Nach 40 Jahren Zusammenleben mit dem Vater ihrer 7 Kinder. Es sollen 150 Gäste kommen. Valentine muß zwei Schweine opfern und jede Menge Langusten mitbringen. Gaston ist nächtelang auf dem Riff, um diese Menge zusammenzubringen. Es sollen auch ca. 100 Fische mitgebracht werden. Das ist aber einfach, weil Gaston zwei Reusen gebaut hat. Da braucht er die Fische nur herauszuholen.

Wir genießen die Zeit auf Toau und verschieben die Abreise immer wieder. Schließlich kommt auch die "Leon de Mar" mit Jürgen an. Selbstverständlich nachts, und Gaston hat alle Hände voll zu tun, um ihn an eine Boje zu bringen, ohne daß das Riff beschädigt wird. Tage später kommt die "Spica" mit Luise und Lars, sowie ihren beiden Kindern Marlene und Till. Marlene stellt sich mit überdeutlichem R vor: Marrrrrrlene. Ja, warum denn das ? "Die Amerikaner sagen immer Marylin zu mir und das gefällt mir nicht" ,sagt sie.

Lars ist Kältetechniker und Luise Ärztin. Sie "müssen" in drei Jahren um die Welt. Länger werden die Kinder in Deutschland nicht von der Schule freigestellt. Da sind die Franzosen wesentlich lockerer. Sie stellen sogar Unterrichtsmaterial zur Verfügung und man kann schriftliche Arbeiten zur Korrektur nach Frankreich schicken. Wenn die Kinder dann zurückkommen, wird ein Eingliederungstest gemacht. Die Kinder schneiden meistens hervorragend ab, weil sie sehr viel auf der Reise auch neben dem Schulwissen gelernt haben. Aber in Deutschland geht mal wieder alles seinen sturen Weg. Und was sollen die Kinder dann auf der Schule lernen - etwa Gewalt ?

Die Ärztin ist dann sehr schnell gefragt, weil Phillip Fieber hat. Das Bein ist stark geschwollen. Ein Verband lindert die Schmerzen, aber irgendwann muß er nach Tahiti zur Untersuchung.

Es sind noch weitere Segler da:

Anne und Christian aus Frankreich. Er ist im Winter Skilehrer (sieht auch so aus !). Sie kommen aus Burgund und haben das Boot geliehen. Im Austausch dazu haben sie Freunden aus Tahiti ihre Wohnung in Frankreich zur Verfügung gestellt. Sie arbeiten den ganzen Tag bei Valentine und Gaston, weil sie wenig Geld haben. Die Boje kostet 500 FF am Tag (4 €). Und gegessen und getrunken muß auch noch werden. Sie sind sehr sympathische Leute, die ihr Leben genießen.

Valerie und Farnch (SY Tam Tam) ebenfalls aus Frankreich. Mit Ihnen tauschen wir Wetterberichte und Seekarten.

Dann ist da noch ein junges französisches Pärchen mit zwei Kleinkindern. Uns erstaunt immer wieder, wie junge Segler das bewerkstelligen, mit meistens zwei Kindern durch die Weltmeere zu pflügen.

Eireen und Paul aus USA, die sich rege am Landleben beteiligen. So z.B. sind sie helfend dabei, als der Tag der Abreise von Valentine und Gaston in Richtung Hochzeit ansteht. Da niemand da ist, den Generator anzuwerfen und fachgerecht zu überwachen, müssen die Kühltruhen leergegessen werden. So gibt es einen sehr großen Grillabend, hauptsächlich mit Huhn.

Nach diversen Boulespielen und Bieren erzählen die drei Einheimischen vom letzten Taifun (1992). Sie hatten sich in ihren Wassertank geflüchtet, das einzige Betonbauwerk auf der Insel. Der Sturm wütete drei Tage. Als sie wieder ins Freie traten, war die Insel leergefegt. Kein Baum,kein Strauch stand mehr. Und auch das Meer hat sich erst jetzt langsam mit seinem Fischbestand erholt. Bewundernswert, was die drei Menschen wieder aufgebaut haben.

Großer Grillabend

Seither ist Valentine sehr religiös. Sie hat eine kleine Kapelle gebaut und hält jeden Sonntag 10:00 Uhr einen Gottesdienst. Jeder ist willkommen daran teilzunehmen. Natürlich wird auch viel und schön gesungen, wie das in der Südsee üblich ist.  

                 

              v.l.n.r. Mia,Valentine,Gaston    Kirche auf Toau                          SY ATAIR in Toau

 

  21. August 2009 - 23. August 2009

Törn: Toau/ Anse Amyot - Papeete/ Tahiti, 50. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 253 sm

Crew: Mia und Wolfram

Der Abschied von Toau fällt uns schwer, und doch heißt es am 21.8., 08:30 Uhr "Anker auf " und " Kurs Tahiti". Ein mäßiger NO-Passat bläst uns von achtern bei einem Kurs von 242°. Wir werden übermütig und wollen den Parasailor setzen. Plötzlich ist eine Böe da, und es gibt ein ekelhaftes "Rischschsch". Der Parasailor hat sich an der Reling verfangen und ist gerissen. Wir geben nicht auf und setzen unseren alten Blister (das ist ein Vorsegel, ähnlich wie eine riesige Genua gesetzt, aus leichtem Tuch und deshalb gut für Schwachwind geeignet). Nun haben wir eine gute Geschwindigkeit von 5 - 6 kn.

                                

Fliegende Fische an Bord                                                        Fischqualitätsprüfer Wolfram

 

Wir erleben zwei herrliche Sonnenuntergänge. Der eine überrascht uns sogar mit einer Doppelsonne. Morgens finden sich wieder fliegende Fische auf Deck, die Wolfram sorgsam auf Eßbarkeit prüft.

                                   

Mia entdeckt am 22.8., abends 18:10 Uhr Tahiti. Es sind noch 69 sm to go. In der Nacht wird der Lichtschein von Tahiti immer stärker und am Morgen kann Wolfram durch die Luke, vorbei an den himmelblauen Frischwasserbehältern, Tahiti aufnehmen.

      

    Wasserbehälter und Tahiti                      Mia entdeckt Tahiti                                                                    

Beim Einfahren in die Lagune vor Papeete melden wir uns per Kanal 16 vorschriftsmäßig beim Hafenmeister an und bitten um Erlaubnis den Flughafen passieren zu dürfen. Es könnte ja ein Flieger an dem Mast der ATAIR hängenbleiben. Deshalb muß man sich an beiden Enden der Start- bzw. Landepiste melden.

09:25 Uhr lassen wir den Anker im schlammigen Grund vor der Marina Taina versinken.

Den Rest des Tages verbringen wir mit der Erkundung der Marina und erstehen an der Tankstelle Tonicwasser. Nach langer Zeit kann sich Wolfram wieder einen Gin-Tonic mixen. Tonicwasser ist rar in der Südsee. Den Gin hatten wir noch von Panama.

Am nächsten Tag steht die Einklarierung an. In Papeete, das wir mit dem Bus erreichen, kein Problem. Zoll und Immigration sind in einer kleinen hellblauen Baracke untergebracht. Die Schalter liegen nur 3 Meter auseinander. Wir bekommen sogar zollfreien Diesel !!! Sinnvollerweise liegt gegenüber der Baracke eine Hausbrauerei. Wir kehren erstmal ein, bevor wir uns auf dem Markt und in den drumherum liegenden Gassen verlieren.

Papeete erscheint uns nicht so laut und dreckig, wie es von anderen Seglern beschrieben wurde. Die Leute sind sehr freundlich und helfen uns, wo sie können.

Wir betreten eine Bank und wollen US $ in polynesische Franc tauschen. Der Bankangestellte wiegt bedächtig den Kopf und sagt dann:" Gehen Sie lieber gegenüber in die Bank von Tahiti. Dort ist der Umtausch billiger !"

Kannst Du Dir das in Deutschland vorstellen ?

Im Handumdrehen sind wir wieder flüssig und suchen nach einer Werkstätte, die unsere mitgebrachten schwarzen Perlen fassen kann. Schließlich finden wir einen Chinesen, der das sofort für uns macht. Er gibt auch noch einen Tip, wo wir weitere schwarze Perlen preiswert erwerben können.

Am Schluß des Tages fallen wir noch im Carrefour ein. Hier gibt es einfach alles, was das Schlemmerherz begehrt.

Für Wolfram war das dann doch etwas zuviel. Jedenfalls überfällt ihn am Abend ein gallopierender Herzrythmus und hoher Blutdruck. Erst am nächsten Morgen ist es wieder gut. Wir müssen alles etwas langsamer angehen lassen ! Später stellt sich bei einer Untersuchung heraus, daß kein Herzinfarkt oder ähnliches vorlag.

Am 25.8. kommt Jürgen mit "Leon de Mar an". Das Wiedersehen ist herzlich. Leider haben wir uns zunächst um die leidige Visakarte zu kümmern. Wir senden ein FAX mit unserer Adresse. Eine Woche lang rührt sich nichts. Nach mehrfachen Anrufen bei VISA in Deutschland, erfahren wir, daß die Adresse falsch wäre. Es müßte eine physische Adresse sein, kein Postfach. Nach stundenlangem Abhören von Musik und immer wieder neuen Mitarbeitern in dem Callcenter, bringen wir nicht rüber, daß die Adresse physisch ist, nur hatte sie zusätzlich ein Postfach enthalten. Schlecht motivierte VISA-Mitarbeiter und zusätzlich noch eine katastrophal organisierte DHL, lassen uns an der Zukunft des Standortes Deutschland zweifeln. Schließlich schicken wir ein weiteres Fax ohne Postfach. Wir erfahren nach einer Woche durch nochmaligen Musikgenuß und solchen Worten wie " Rufen Sie doch selbst bei DHL an" oder "Ich kann Sie nicht zur Reklamationsstelle durchstellen" , daß die Karte bei DHL sei, aber nicht auffindbar. "Wir schicken sofort eine neue los!"

Das ist uns zuviel und wir brechen am 09.09. nach Moorea auf.

   

09. September 2009

Törn: Papeete/Tahiti - Moorea/ Cookbay, 51. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 20 sm

Crew: Mia und Wolfram

Nach Moorea ist es ein Katzensprung oder besser einen Walschwanzflossenschlag. Wir sind gespannt, ob wir nun endlich unseren ersten Großwal sehen.

Wir laufen in die berühmte Cookbay ein. Hier hat der Seefahrer Cook geankert - ja, wo war der eigentlich nicht ? Überall auf unserem Weg finden wir Cookbays, Cookviews und Cook-Landingsites. Wir werfen Anker vor dem in die Bucht mündenden Fluß und sind uns des historischen Moments bewußt. Nicht so der französische Zoll, der mit einem Schnellboot heranrauscht und nach höflichem Fragen "Dürfen wir an Bord kommen?" mit sechs Mann die ATAIR entert. Zwei schnüffeln im Boot herum, die anderen befragen Wolfram nach woher und wohin. Schließlich weisen sie uns an, die ATAIR aus dem Wasserschutzgebiet, in dem wir offensichtlich geankert haben, hinauszubringen und weiter zum Buchteingang hin zu ankern. Die Frage, warum denn andere Segelboote nicht weit von uns ankern dürfen, verkneifen wir uns. Schließlich sind wir sogar froh, daß wir verlegen, denn unser Anker beginnt in dem weichen Flußsand zu driften. Der Zoll ist genauso schnell wieder fort, wie er gekommen ist, und wir haben eine geruhsame Nacht vor uns - in der immer noch berühmten Cookbay.

Am nächsten Tag entschließen wir uns in die Nachbarbucht - Oponohu Bay - zu fahren. Auf dem Weg dahin plötzlich " Wal bläääääst !"  Wir sind ganz aus dem Häuschen. Nur 50 m von uns entfernt zeigt das Tier seinen riesigen Rücken und schnauft wie 10 Dampflokomotiven. Wir schalten den Motor ab und lassen die ATAIR treiben. Der Wal hats auch nicht eilig und läßt sich gebührend bewundern. Ein langes Luftholen und dann taucht er, (oder sie?) unter zeigen der riesigen Schwanzflosse, ab. Wir sind immer noch vollkommen von dem Erlebnis eingenommen und entsprechend unkonzentriert, sodaß wir fast die Einfahrt zur Opunohu-Bay verpassen.

Abends sprechen wir noch lange über den Wal. Wie kann und konnte der Mensch nur solche Tiere umbringen ? Man muß vor den Menschen, die sich für die Wale eingesetzt haben, wie Greenpeace und anderen eine hohe Achtung haben. Alle Berichte über den großen Mut und die Abenteuer der Walfänger sind falsch. Die Wale sind ganz friedfertige Tiere, die niemandem etwas zuleide tun. Und außerdem: Sie sind sogar sehr wichtig für das ökologische Gleichgewicht in den Weltmeeren. Auch das Aufspüren der Wale ist leicht, halten sie sich doch an bestimmte Reiserouten aus der Antarktis heraus in die Südsee und zurück.

Nur in seltenen Fällen hat ein Wal ein Schiff angegriffen, so z.B. der "Moby Dick" dessen Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht.  Etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Galapagos und den Marquesas versenkte dieser Wal ein Walfängerschiff durch zwei Angriffe, wahrscheinlich weil seine Herde angegriffen wurde. Er rammte den mit Kupfer beschlagenen Schiffsrumpf erst frontal mit dem Kopf und dann von der Seite. Das Schiff ging unter. Die Seeleute von der Insel Nantucket konnten sich zum Teil in die schon dezimierten Walfängerkanus retten. Da sie vermuteten, daß auf den Marquesas Menschenfresser lebten, schlugen sie den Kurs nach Südamerika ein. Bis auf zwei Überlebende starben alle an Hunger und Durst. Sowie ein Seemann gestorben war, zerteilten ihn  die anderen und aßen ihn auf. Welch eine Ironie des Schicksals ! Jetzt waren sie selbst zu Menschenfressern geworden ! Die zwei Überlebenden wurden vor Chile gerettet - völlig von Sinnen warfen sie sich über die abgenagten Knochen ihrer Schicksalsgenossen, um ja nichts hergeben zu müssen.

In der Opunohu-Bay treffen wir eine Reihe von Booten an. "Kestrel" (das ist das kleinste Eichhörnchen Nordamerikas) mit Isolde und Gabor, "Lop to" mit Alfred und Katrin aus Hamburg, Terry aus Australien und  "Paseafique" aus Frankreich.

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Isolde und Gabor

Isolde und Gabor kommen aus Rostock. Gabor hat auf Handelsschiffen der DDR gearbeitet und Isolde studierte Wirtschaftswissenschaften. Irgendwann haben sie sich kennengelernt, weil für eine Party noch ein Mann fehlte. Da wurde Gabor von seinem Freund mitgenommen. Isolde und Gabor erzählen über ihre Jugend, und uns wird klar, daß doch maches anders war, als man uns Wessies im Kalten Krieg weisgemacht hat. Nach der Wende haben sie alles zusammengekratzt und sind mit ihren beiden kleinen Kindern nach Kanada ausgewandert. Zunächst haben sie eine Gaststätte aufgemacht und dann eine Farm in British Columbia bewirtschaftet. Spannende Geschichten von Pumas, Bären und dem Leben in der Natur gibt es da zu hören. Nun haben sie die Farm verpachtet und sind auf Weltumsegelung. Die Kinder sind erwachsen und haben ihren Job in Kanada.

Wir mögen die beiden sehr, sind sie doch weltoffen, hilfsbereit und immer zu einem Witzchen aufgelegt.

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Abends tauchen polynesische Ruderer auf. Diese kräftigen Burschen erreichen mit Ihren Booten enorme Geschwindigkeiten. Es gibt Einer, Zweier, Dreier mit Steuermann, Fünfer mit Steuermann und Zwölfer mit Steuermann. Der Zwölfer besteht aus 2 Rümpfen, wie ein Katamaran. Die ganz großen Kriegskanus mit 50-60 Ruderern haben wir noch nicht in natura gesehen. Hier in französisch Polynesien sind die Boote inzwischen meist aus Kunststoff gefertigt. Später in Niue werden wir sehen, daß man auch alles traditionell aus Holz bauen kann - ohne Nagel oder Schraube.

   

Fünfer mit Steuermann, der zeitweilig             Weiblicher Einer

mitrudert

 

 

 

 

13. September 2009

Törn: Moorea/Oponohu Bay - Papeete/Tahiti

Strecke: 24 sm

Crew: Mia und Wolfram

Uns hat ein Anruf von VISA erreicht, daß Wolframs VISAkarte in Papeete bei DHL eingetroffen sei. DHL bestätigt das. Damit nicht noch etwas schief geht, wollen wir die Karte abholen. Also brechen wir am 13.09. um 11:30 Uhr gegen Wind, Welle und Regen auf. Von weitem sehen wir wieder 3 große Buckelwale.

Um 17:00 Uhr laufen wir in die Bucht Papeete ein und gehen vor der Marina Taina vor Anker. Natürlich müssen wir uns am Flughafen wieder artig an- und abmelden.

Am 14.09.,montags sind wir schon zu früher Stunde am DHL-Büro und tatsächlich: die Karte ist da. Hochstimmung macht sich breit. Allerdings fällt uns auf, daß die Karte eine längere Laufzeit hat. Das ist eigentlich nicht üblich. Schnell sind wir im gegenüberliegenden Carrefour, um die Karte zu testen. Fehlanzeige ! Karte wird abgelehnt.

Wolfram ist auf achtzig. Abends wieder in D anrufen, Musik anhören, Fragen beantworten und blöde Sprüche entgegennehmen. Wolfram gelingt es aber diesmal zur Beschwerdestelle vorzudringen (Qualitätsmanagement nennt sich das). Endlich treffen wir auf eine kompetente Mitarbeiterin. Sie hat schnell herausgefunden, daß die Karte (Leider,leider) falsch geprägt worden sei. Sie würden sofort eine neue losschicken. Wir können aber nicht mehr warten. So wird versprochen auf Bora Bora ein Hotel zu finden, daß uns die Karte aushändigt. Tatsächlich bekommen wir dann per email die Mitteilung, daß sich das LeMeridien auf Bora Bora bereit erklärt hat, die Karte in Empfang zu nehmen. Auch wird uns versprochen mitzuteilen, wo sich die Karte gerade auf dem Weg nach Bora Bora befindet. Außerdem sollen alle Kosten ersetzt werden.

Als ob alles sich gegen uns verschworen hätte, zieht abends ein überraschender Sturm auf. Glücklicherweise sind wir an Bord. Mit 50 kn fegt der Regen waagerecht über unser Boot. Wie tausend Nadelstiche schmerzt es im Gesicht, wenn wir den Kopf raushalten, um etwas zu sehen. Rausschauen müssen wir, weil mehrere Schiffe ins Driften gekommen sind. Paseafique trifft Relax am Bug. Ein größeres Loch entsteht. Jürgen von Leon de Mar wird gegen ein anderes Aluboot geschleudert. Die Reling geht beidseitig drauf. Noch schlimmer hat es einen anderen Segler erwischt, der aufs Land geworfen wird. Ihm gesellt sich ein Motorboot dazu. Ruderer, die nicht rechtzeitig an Land gekommen sind, halten sich krampfhaft an Mooringbojen fest. Niemand kann Ihnen helfen. Die Angehörigen und Freunde wedeln mit Lampen an Land, können aber auch nicht helfen. Der Anker von ATAIR hält ! Aber ein amerikanisches Boot geistert mit heraushängendem Anker mehrere Male ca. 10 m an uns vorbei. Schließlich verschwindet er im Dunkel der Nacht. Das Ganze dauert 5 Stunden. Dann sinken wir erleichtert in die Koje und schwören uns: Morgen fahren wir ab !

 

15. September 2009

Törn: Papeete/ Tahiti - Moorea/ Oponohu Bay

Strecke: 24 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir haben Moorea schon fest im Blick, als uns 2 Großwale entgegenpflügen. Wir hören schon das Schnaufen und entsprechend einem Manöver des letzten Augenblicks, wirft Wolfram das Steuer nach Steuerbord um auszuweichen. Doch die ATAIR ist zu langsam. Es muß jetzt zum Zusammenstoß kommen. Aber da tauchen die zwei, nur noch 10 m vom Boot entfernt, elegant ab und wir dürfen die beiden Riesenschwanzflossen bewundern. Vor lauter Aufregung verkorkst Wolfram die Filmaufnahme und nimmt nur den Cockpitboden auf.

Wir laufen in die Opunohubay ein und geniessen den herrlichen Ausblick auf die Berge. Obwohl nicht so berühmt wie die Cookbay, ist diese Bay doch viel schöner.

Am nächsten Tag bringt uns unser Dinghi an der Küste entlang zu einer Stelle, an der man auf sandigem Boden stehen kann und angeblich Stachelrochen sehr zutraulich sind. Als wir ankommen sind schon einige Touristen da. Die Stachelrochen sind ziemlich groß und man kann sie streicheln, ja sie legen sich Dir auf den Arm oder Rücken. Die Haut ist rauh wie Sandpapier und die Augen schauen uns neugierig an. Aber letzten Endes geht es nur um das Futter, welches ein Einheimischer bereit hält.

Auffällig sind auch die recht großen Schwarzspitzenhaie, die zwischen uns hindurchschießen. Ein paar Meter weiter, wo die Sandbank in blaue Tiefen abfällt, können wir mehrere Meter lange Haie sehen. Auch hier greift der Einheimische fütternd ein. Aus Versehen kommt Wolfram etwas nah an den blauen Abgrund und einige da unten schätzen den Brocken schon mit kaltem Auge ab. Wolfram merkt selbst, daß er allein ist und paddelt unter warnenden Rufen der Zuschauermenge zurück.

    

17. September 2009 - 18. September 2009

Törn: Moorea/ Oponohu Bay - Huahine/ Fare, 52. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 85 sm

Crew: Mia und Wolfram

Bei einem Ost mit 5-6 Bft verlassen wir Moorea. Ziel ist Huahine. Die Wellen sind mal wieder mit 3-4 m recht hoch. Schlimmer ist noch, daß sie aus wechselnden Richtungen kommen. Im Logbuch verzeichnen wir eine 5 auf der nach oben offenen Wolfram-Wellenskala. Zusätzlich stellt sich noch ein stark wechselnder Strom ein. So entwickelt sich eine richtige Waschmaschine. Die ganze Nacht geht das so. Erschöpft erreichen wir am 18.09. um 09:00 Uhr Huahine und werfen den Anker. Im Augenwinkel sehen wir noch, daß auch "Hello World" mit Britt und Axel da ist - dann fallen wir in tiefen Schlaf.

Am Nachmittag sind wir aber schon wieder bereit zum Landgang.  Ein Auto wird reserviert für den 20.09. An dem Tag wollen wir eine Inselrundfahrt machen.

In einer Strandbar beobachten wir die Leute. Hier fühlen wir uns schon richtig in der Südsee. Die Frauen tragen Blumenkränze oder Blumen hinter dem Ohr.

Getragen wird die Blüte des Frangipanibaumes, die auch einen betörenden Duft hat. Die Frauen tragen die aufgeblühten Blüten und die Männer die Knospen. Links hinter dem Ohr bedeutet : Ich bin frei ! Rechts hinter dem Ohr: Ich bin belegt ! Eine sinnvolle Sitte, wie wir finden. Könnte man auch mal in Deutschland einführen. Dann bräuchte man nicht die vielen Kontaktbörsen im Internet.

Am 20.09. machen wir eine Rundfahrt um die Insel. Sie besteht aus zwei Teilen: Huahine Nui und Huahine Iti.

Der erste Halt ist an einer Kultstätte der Polynesier, "Marae" genannt. Oft wurden Plattformen gebaut, auf denen religiöse Zeremonien abgehalten wurden. Die Platten für die Plattformen wurden aus Korallenbänken mit Feuer herausgesprengt und dann aufgerichtet. Nicht immer waren die Korallenbänke vor Ort. Manchmal mußten die schweren Steinplatten mit Kanus weither gebracht werden.

       

    Versammlungsort der Polynesier    Plattform aus Korallenplatten    Schriftzeichen "MUW"

Auf einer Platte entdecken wir rätselhafte Schriftzeichen. Wir entziffern "MUW". Wie alt kann diese Einritzung sein. Die Polynesier sind etwa um 1200 n.Chr. mit ihren Kanus hierhergekommen. Ist es aus dieser alten Zeit ?

Der nächste Stop ist bei den Reusen. Hier werden Fische im Tidenstrom gefangen. Die Reusen sind aus Stein gebaut und stammen wirklich aus ganz alter Zeit. Sie werden heute noch benutzt. Einfach und wirkungsvoll.

Die heiligen Ohrenaale hätten wir fast nicht gefunden. Zweimal sind wir über die Brücke gefahren unter der sie sich aalen. Erst eine Dose Thunfisch lockt sie aus ihrem Versteck. Die "Ohren" sind natürlich keine Ohren, sondern Flossen, die am Kopf sitzen. Warum die Aale heilig sind, haben wir nicht erfahren können. Wahrscheinlich damit die Touris sie nicht aufessen.

Wir umrunden Huahine Iti, schauen auf die türkisene und smaragdene See und kehren schließlich spontan in "Chez Tara" ein. Gerade wird der Erdofen geöffnet und die köstlichen Speisen hervorgeholt, die in Bananenblätter eingewickelt sind. Die Teller sind so voll gepackt, daß wir zusammen nur einen nehmen. Es schmeckt hervorragend, und so kann der heutige Geburtstag von Wolfram gebührend zelebriert werden.

Schließlich wollen wir über eine Uferstraße das Beachresort Te Tiare erreichen, aber der Weg endet im Dschungel. Später erfahren wir, daß man dorthin nur über See kommen kann. Ganz was Feines ! Im Dschungel kommen wir an einem Einzylinder-Motor vorbei. Er dient zur Stromerzeugung und macht einen museumsreifen Eindruck.

Bevor wir zur nächsten Insel fahren (das ist Raiatea), versorgen wir uns noch ordentlich mit Lebensmitteln, denn wann weiß ja nie, wann und wo es wieder was gibt. "Hello World" ist schon abgefahren, und wir folgen Ihnen.   

                                                      

 

 

21. September 2009

Törn: Huahine/ Fare - Raiatea/ Faaroa Bay, 53. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 24,5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Auf der Strecke, auf der wir jetzt fahren, finden alljährlich Kanurennen statt. Sie starten in Huahine und gehen bis Bora Bora. Das sind ungefähr 50 sm. Die Regeln sehen vor, daß ein Mann der Crew auf See ausgetauscht werden darf. Dann springt einer aus dem Boot und der andere schwimmt von einem Ponton herrüber. So schwierig wollen wir uns das nicht machen und segeln zunächst die halbe Strecke bis Raiatea in die Faaroa Bay. In dieser Bay starteten die Maoris im 12. Jh. zu ihren Entdeckungsfahrten. Sie entdeckten für sich Hawaii, die Osterinsel und Neuseeland. Jetzt sieht man nichts mehr davon - im Gegenteil: es ist sehr einsam. Wir ankern in der Nähe eines Flusses. Nach fünf Stunden Fahrt haben wir das Ziel erreicht.

Mia meldet am nächsten Morgen um 7 Uhr, daß wir uns gefährlich nahe an der Flußmündung befinden. Wir holen eilig den Anker hoch. Der Flußschlamm ist ins Schwimmen geraten und hält keinen Anker mehr. Wir verlegen zu einem verlassenen Bojenfeld und verbringen noch eine Nacht in der verlassenen Bucht.

 

23. September 2009

Törn: Faaroa Bay/Raiatea - Carenage/Raiatea, 54. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 10 sm

Crew: Mia und Wolfram

Um wieder unter Leute zu kommen, wollen wir zu der Hauptstadt Uturoa fahren. Im dortigen Stadthafen ist aber alles belegt. Auch die Liegeplätze am Anlegepier sind belegt. Also fahren wir auf die andere Seite der Insel. Dort soll es Ankerplätze und auch eine Marina geben. Als wir einen Ankerplatz suchen, kommt uns "Sputnik" entgegen - in rasanter Fahrt. Schließlich ankern wir nebeneinander. Erik nimmt dann am nächsten Tag Reißaus, weil unsere ATAIR ihm zu nah gekommen ist, als wir an Land waren.

Wir haben uns ein Auto gemietet und wollen die Insel erkunden. Uturoa ist nicht sehr spektakulär. Am Anlegepier gibt es ein nettes chinesisches Restaurant. Das Mittagessen schmeckt ausgezeichnet. Der Besitzer, ein Chinese, langweilt sich etwas, weil außer uns keine Gäste da sind, und setzt sich zu uns. Auch der Supermarkt "Seepferd" gehört ihm. In der dritten Generation ist seine Familie schon hier und es geht ihr offensichtlich gut.

Ein paar Kilometer weiter liegt das Hotel "Haikaiki" direkt am Ufer. Auch hier tote Hose. Enttäuscht kehren wir zur ATAIR zurück. Inzwischen sind "Kestrel", "Val" (Ian:irländischer Skipper,Crew: Canario aus Gran Canaria) und "Leon de Mar" eingetroffen. Ich glaube, wir werden uns immer wieder treffen, haben wir doch zumindest bis Tahiti den gleichen Weg.

Es bleibt uns keine Zeit zum Wiedersehenfeiern und auch unser Mietauto wird nicht bewegt, weil in der Nacht zum 25.09., Freitag Wind zwischen 60 - 70 kn Stärke genau zwischen den Inseln Tahaa und Raiatea über unseren Ankerplatz fegt. Vorsorglich hatten wir von dem Platz vorher weiter östlich verlegt. Das hat uns nicht gerettet. Ich bin gerade draußen, um den Windgenerator stillzulegen, damit er nicht abreißt. Im Augenwinkel sehe ich das Riff näher kommen und zwar ziemlich schnell. Was ist los ? Ja, der Anker ist los und hängt frei im tiefen Wasser. Mia stürzt nach vorne. Ich werfe den Motor an und versuche gegen den Wind anzukommen. Nur einige Meter vor dem Riff greift die Schraube endlich. Mia zieht Stück für Stück den Anker hoch. Da wird durch eine Böe die Backbord-Solarpaneele nach oben geworfen, hängt nur noch an den Scharnieren. Die Flächenabdeckung ist schon in tausend Teile zersplittert. Wir können uns nicht weiter kümmern, denn erst muß der Anker rein. Eine zweite heftige Böe reißt die Paneele vollends ab, und das gute Stück versinkt in den Fluten. Na, wenigstens brauchen wir uns um die Entsorgung nicht zu kümmern, und es bildet sich ein neues Korallenriff am Meeresboden. 

Es gelingt uns nach einer Stunde, in eine etwas geschütztere Bucht zu kommen. Dort finden wir eine freie Mooringboje und machen uns gaaaaaanz fest. Dabei verlieren wir noch unseren Bootshaken. Es ist nicht unserer Tag !

Als wir wieder etwas zur Ruhe kommen, sehen wir, daß "Kestrel" dasselbe passiert. Sie sind auch ins Driften gekommen, können sich jedoch durch das Ausfahren ihrer sehr langen Kette wieder stabilisieren.

Um 14:00 Uhr läßt der Wind langsam nach. Es regnet ununterbrochen. In Richtung Bora Bora sehen wir Blitze und hören den lange grollenden Donner.

 

 

26. September 2009

Törn: Carenage/ Raiatea - Tahaa/ Yachtclub, 55. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Am 26.09., Samstag ist der Spuk vorbei, und wir fahren die kleine Strecke bis Tahaa, weil wir dort besser geschützt vor dem Yachtclub liegen. Hier erwischen wir auch eine Mooringboje. "Kestrel" eifert uns nach und liegt in der Nähe.

Um 10:15 Uhr hatten wir an der Boje festgemacht. Wenig später locken uns Trommeln an Land. In einem Vorgarten üben Jugendliche für Tänze, die sie in dem Yachtclub jeden Dienstag aufführen.

Mit Leidenschaft bearbeiten die Jugendlichen die Trommeln verschiedener Art. Die Jungens bewegen sich in alter Maorikampfesart nach den rythmischen Klängen, während in anderen Tänzen die Mädchen (manche haben schon ein Baby mitgebracht)  weiche, wiegende Hüftschwünge schon perfekt darbieten können.

Auf der ansonsten leeren Straße eilt ein fahrender Kiosk herbei und bietet den Tanzenden eine willkommende Pause. Danach steht die Zeit wieder still und ein Hund wärmt sich auf dem Asphalt.

Tahaa ist eine Vanilleinsel. Wegen des schlechten Wetters können wir leider nicht die Vanillefarm besuchen. Dafür gehen wir zum Yachtclub - kein Mensch da. Also zurück zum Boot, wo wir mit Isolde und Gabor den Sundowner nehmen. 

Am 27.09. regnet es den ganzen Tag. Ich repariere ebenfalls den ganzen Tag die lecke Salzwasserkühlleitung des Motors. Mit verschiedenen Schlauchstücken und Schellen helfen wir uns über die Runden, weil uns ein so großer Ersatzschlauch fehlt. Bis Neuseeland hats gehalten !

     

                                           Strecke von Raiatea nach Tahaa mit Maxsea

29. September 2009

Törn: Tahaa - Bora Bora, 56. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 24 sm

Crew: Mia und Wolfram

Am 28.09.,Montag haben wir nachts noch Dauerregen. Der Vorteil ist, daß wir viel Regenwasser zum Spülen und Waschen auffangen können. Die ganze Nacht umgibt uns Wetterleuchten.

Am nächsten Morgen strahlt die Sonne. Nichts wie auf nach Bora Bora - das Wetterfenster nutzen. Um 09:00 Uhr sind wir schon im Paß durch das Außenriff von Tahaa. Da hören wir etwas undeutlich im Funk das Wort "Tsunami". Wir sind elektrisiert und schalten den Funk lauter. Binnen kurzem kommt die Meldung nochmal. Irgendwie nuschelt der französische Kustenfunk etwas von "Tsunami". Wir verstehen kein Detail. Anderen gehts auch so. Isolde fordert eine Nachricht auf Englisch. Der Funkmann sagt:" Une moment ".  Nach zehn Minuten kommt er wieder. Es deutet sich zwar etwas Englisch an, aber niemand versteht ihn weiterhin. Und das ist der Seenotrettungsfunk in Französisch Polynesien. Da können wir nur froh sein, wenn uns nichts Ernsthaftes passiert.

Zuguterletzt kommt ein amerikanischer Skipper mit einer klaren Meldung rüber. Er hat seine Infos vom NOAA, dem amerikanischen Wetter- und Rettungsdienst. Auf Samoa hat es ein Seebeben gegeben mit mehreren Toten. Zwei Flutwellen werden erwartet: eine um 10:20 Uhr und die andere um 12:40 Uhr Bora Bora eintreffend.

Im Nu sind wir aus dem Paß, denn draußen auf See merkt man die Flutwellen nicht.

Es kommen weitere Notmeldungen. Ein Motorboot, 8 m lang, wird zwischen Moorea und Raiatea vermißt. Das Boot und die zweiköpfige Besatzung wurden nie gefunden.

Ein Segelboot sendet Notsignale 500 sm westlich von Bora Bora. Der Einhandsegler wurde durch ein anderes Segelboot gerettet. Das Boot mußte aufgegeben werden.

Lehre für uns ?

Nicht übermütig werden und immer vorsichtig und nichts überhasten. Auf jeden Fall sind wir mal wieder vor den Gefahren der See gewarnt.

Um 16:00 Uhr laufen wir in die Lagune von Bora Bora ein und nehmen eine Mooringboje vor dem Bora Bora Yachtclub. Ankern darf man hier nicht zum Schutz der Unterwasserwelt. Nichts ist zerstört. Die Tsunamiwellen sind sehr gering ausgefallen und so können die Schüler von den Bergen herunterkommen und wieder zur Schule gehen. Auch die Hotelgäste wurden evakuiert, liegen doch die Hotels alle außen auf dem flachen Außenriff.

Wir telefonieren an die Familie in Deutschland, um zu melden, daß uns nichts passiert ist. In Deutschland ist alles im Fernsehen gekommen, und man sieht die Zerstörungen auf Samoa.

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Später erfahren wir folgenden Hergang:

Morgens gegen 07:00 Uhr wich plötzlich das Wasser aus dem Hafen der Hauptstadt Apia/West Samoa. Alle Schiffe lagen auf Grund. Die, die am Steg lagen, wurden zum Teil durch die Festmacher oder durch Aneinanderschlagen der Maste beschädigt. 10 Minuten später kam das Wasser flutartig zurück und stieg im Hafen um 8 m. Die Boote, bei denen die Leinen nicht bereits gekappt wurden, konnten sich nicht vom Steg lösen. Die anderen fuhren schnell in die Mitte des Hafens. Dort war nichts passiert. Da einige Menschen nicht wußten, was sie machen sollten - entweder fluchtartig an Land gehen oder aufs Boot - entstand ein Hin und Her auf dem Steg. Diejenigen, die nicht aufs Schiff kamen, wurden in die Stadt gerissen und sind dabei umgekommen. 3 Männer konnten sich an einem Laternenmast festhalten. Die Flutwelle kam dann mit allen Trümmern der Stadt zurück. Die 3 Männer überstanden auch das. Der Hafen war angefüllt mit Trümmern.

Auf der Hauptstraße schwammen Boote aus dem Hafen. Viele Einheimische wurden in der Stadt getötet.

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Der Anblick der Insel Bora Bora ist überwältigend. Die weltberühmte Silhouette ist noch viel schöner, als wir uns vorstellen konnten.

Am Abend blicken wir vom Yachtclub auf die glutrot untergehende Sonne. Ein unvergeßlicher Anblick.

Wir hoffen inständig, daß Wolframs Desaster der VISAcard hier jetzt ein glückliches Ende findet. Zwei Monate warten wir nun schon. Ein Anruf beim Hotel Le Meridien bestätigt, daß ein Brief angekommen ist. Wir schwingen uns in ein Taxi und gelangen zu dem Anlegesteg des Hotels. Ein superschneller Shuttle bringt uns in das Reich der Reichen und Schönen.

Die Karte ist da und durch einen Anruf in D schalten wir sie frei. Endlich hats geklappt. Zufrieden schauen wir uns im Hotel um. Die Preise pro Hütte auf dem Wasser liegen zwischen 500 und 1500 US $ ..... pro Nacht ! Die Anlage ist im polynesischen Stil sehr schön in die Landschaft eingepaßt. Vorbei an dem Schwimmbecken für Meeresschildkröten steuern wir Liegestühle an, in denen wir uns entspannen.

Anschließend suchen wir die Lunchbar auf. Hier treffen wir auf Gwendoline, eine freundliche Bedienung, mit der wir gleich ins Gespräch kommen. Wir laden sie auf die ATAIR ein. Da Mia nichts zu essen bestellt hat, bringt Gwendoline eine Portion Pommes frites mit mehreren Döschen Ketchup, Senf und Mayonaise.

Wir lassen es uns gut gehen und trinken einen schönen französischen Roten dazu. Gwendoline hat uns dann das Essen überhaupt nicht und das Trinken nur sehr wenig berechnet. Leider hat Gwendoline uns nicht auf der ATAIR besucht, sonst hätten wir uns revanchieren können.

Gestärkt schlendern wir durch das geschmackvoll eingerichtete Haupthaus des Hotels, bewundern die schönen Mädchen, die von einem Künstler auf Leinwand gebannt wurden und genießen einfach mal eine Auszeit von dem nicht immer luxuriösen Leben an Bord.

Abends sind wir oft im Bora Bora Yachtclub und beobachten das Farbenspiel der untergehenden Sonne. Man kann sich schon gut vorstellen, daß die amerikanischen Soldaten nach Ende des 2. Weltkrieges nicht zurück in die USA wollten. Viele hatten inzwischen hier eine einheimische Familie mit Kindern. Manche der Soldaten mußten verhaftet werden, um sie nach Hause zu bringen. Einige kamen zurück und blieben für immer an diesem schönen Platz in der Südsee.

    

07. Oktober 2009 - 17. Oktober 2009

Törn: Bora Bora - Niue, 57. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 1098 sm

Crew: Mia und Wolfram

Als wir am 07. Oktober von Bora Bora um 08:00 Uhr morgens Richtung Cook-Inseln und Niue starten, wissen wir noch nicht, daß diese Strecke unsere volle Konzentration fordern wird.

Bei 50 % Bewölkung und mit Schauern geht es los. Ein etwas feuchter Abschied von Bora Bora. Der Wind hat 3-4 Bft und wir haben Groß und Fock gesetzt. Mit unter 4 kn ist die Geschwindigkeit mäßig. Dazu stellt sich mal wieder eine Kabbelsee ein. Die Wellen kommen in Abständen von weniger als 8 Sekunden von allen Seiten. Trotzdem feiern wir um 18:00 Uhr die 14 000 sm, die wir nun gemeinsam gesegelt sind. Ist das nichts ?

Am 08. Oktober stellt sich die Routine an Bord wieder ein und wir haben Mopelia querab. Das ist die Insel, an der die berühmte "Seeteufel" des Kapitän Graf Luckner im 1. Weltkrieg durch einen driftenden Anker am Riff zerschellte. Kein Ruhmesblatt für einen so berühmten Kapitän, obwohl er vermutlich durch eine andere Version (Tsunami) er den wachhabenden Leutnant vor schwerer Strafe schützen wollte.

Unser Blick ist fest auf die Cook-Inseln gerichtet. Eigentlich wollen wir auf Palmerston an einer Mooring festmachen und uns eine Pause gönnen. Über Funk hören wir jedoch von "Hello World", daß die Mooringbojen nicht sicher sind. Sie sind bei aufkommendem Starkwind ins Driften geraten und konnten nur knapp dem Riff entkommen. Also planen wir um und nehmen direkten Kurs auf Niue.

Später hören wir, daß die Erlebnisse auf Palmerston auch nicht das Gelbe vom Ei sind. Vor einiger Zeit hat dort ein Engländer drei Familien gegründet, die er fein säuberlich auf verschiedenen Riffbereichen getrennt hielt. Es gibt heute eine Vielzahl von Nachfahren, die sich um Besucher kümmern. Die Segler werden durch die Familien gereicht, denn diese haben bis heute die Trennung beibehalten. So freundlich auch alle sind, scheint man doch das Gefühl nicht loszuwerden, daß hier sektenartiges Verhalten an der Tagesordnung ist.

Aber noch sind wir ja noch gar nicht dort. Der Wind dreht rund um die Uhr und schwächt sich immer mehr ab. Auch "Kestrel" und "Green Coral", die etwa 1 Tag vor uns fahren, haben zu kämpfen. Bis 13. Oktober wird die See immer glatter. Wie Öl umgibt sie uns. Um 18:00 Uhr sind wir noch so gut drauf, daß wir zu den aufgelegten Seemannsliedern in der Küche tanzen. Rum/Cola und Apfelsaft sind unsere Getränke. Wir holen die Segel ein, weil totale Flaute herrscht und motoren.

Um 00:00 Uhr am 14. Oktober tritt Wolfram seine Wache an. Alles ist ruhig, nur der Motor brummt vor sich hin. Es ist eine sternklare Nacht. Wolfram macht es sich im Cockpit gemütlich und erwartet eine geruhsame Wache, weil ja auch die Wettervorhersagen nichts Aufregendes gemeldet haben.

Plötzlich, um 01:00 Uhr bricht das Inferno los. Rundum Blitze. Donnergrollen. Der Wind frischt auf. Gott sei Dank haben wir die Segel schon geborgen. Innerhalb von 20 Minuten hat sich die Situation total verändert. Mir wird es mulmig, und ich rufe Mia zur Hilfe. Nicht zu spät, denn die Wellen wachsen auf ca. 6 m Höhe an. Außerdem schüttet es blitzartig aus allen Rohren. Der Autopilot kann das Schiff nicht mehr auf Kurs halten. Auch ich kann das per Hand nicht. Die Wellen brechen in Höhe der ersten Saling über das Schiff, und wir laufen Gefahr über Bord gespült zu werden.

Wir wechseln den Kurs und laufen gegen Norden ab. Wir sind schon an Palmerston vorbei, sodaß wir nicht Gefahr laufen das Riff zu treffen. Wir ziehen uns ins Schiffsinnere zurück. Wir machen alles dicht. Trotzdem tropft es an vielen Stellen durch die Decke. Wir sind froh, daß wir unseren Innensteuerstand haben. So können wir von innen alles im Griff behalten. Ich steuere per Hand. Sieben Stunden hält das Wetter an und um 08:30 Uhr am 15. Oktober befinden wir uns 30 sm weiter nördlich. Über Funk hören wir, daß es "Kestrel" und "Green Coral" ähnlich ergangen ist, nur waren wir leider direkt im Zentrum dieses überraschenden Tiefs.

Später hören wir, daß es sogenannte Kaltluftbomben in der Südsee gibt. Aus irgendwelchen Strömungsgründen stürzt Kaltluft aus höheren Luftschichten aufs Meer und löst ein plötzliches Tief aus. Offensichtlich sind wir in sowas hineingeraten, denn keiner der Wetterdienste hatte das vorhergesagt und konnte es auch nicht vorhersagen. Na, danke !

Die weiteren Tage und Nächte bleiben ereignisfrei. Der Wind bewegt sich um 3 Bft aus SE und am 16. Oktober stellt sich sogar so etwas wie der SE-Passat ein. Wir feiern die gemeinsamen 15 000 sm ! Das geht ja Schlag auf Schlag. Bei dem Uno-Spiel gewinnt Mia 5:3. Wird Zeit, daß wir nach Niue kommen.

Man sieht Niue erst sehr spät, weil die Insel sehr flach ist und keine Berge hat. Eine Platte ragt 10-20 m aus dem Meer, wie ein Flugzeugträger. Das Nordende Niues passieren wir am 17. Oktober um 07:30 Uhr und schon um 09:30 Uhr sind wir vor der "Hauptstadt" Alofi an einer Mooringboje fest.

Und was steht da für den 18. Oktober im Logbuch ?  Trödeltag - Ruhetag - Ausschlafen - Schönes Wetter !

So gehen wir erst am 19. Oktober an Land. Das ist beschwerlich, weil die Insel rundum eine Steilküste hat. Es gibt eine Betonmauer und einen Kran, der die Dinghis an Land hievt. Man muß etwas abenteuerlich eine Stahlleiter hoch und dann das Dinghi per Kurbeln an Land bringen. Einen leichten Schauer vermitteln uns die Seeschlangen, die sich an der Leiter herumtreiben. Wie wir später hören, sind sie sehr giftig, greifen Menschen  jedoch nicht an. Das kennen wir ja schon von Hunden - die wollen ja nur spielen !

Einmal an Land, sind wir in dem verträumten Städtchen Alofi. Die Einklarierung ist problemlos. Die Kleinkinder der Polizistin hauen auf dem Computer herum. Die Mama füllt daher die Formulare mit der Hand aus. Herzlich Willkommen auf Niue. Ein selbständiger Staat !

Auf der Insel leben noch 1300 Menschen. 20 000 leben und arbeiten in Neuseeland. Hier gibt es keine Arbeitsplätze, nur die Verwaltung, die von den Kiwis bezahlt wird.

Ohne es zu wissen, sind wir gerade recht zum Unabhängigkeitstag von Niue angekommen. Großes wird vorbereitet. Schließlich sollen die Botschafter einiger Welt- und anderer Mächte zugegen sein. Hauptsächlich bereiten sich die Leute von Niue auf ihr Fest vor. Am 19. 10. 1974 wurde Niue von Neuseeland in die Freiheit entlassen, nach dem die Kiwis das Eiland 1901 von den Engländern annektiert hatten, die nur ein Jahr Kolonialherren auf der Insel waren.

Zwei Tage lang wird gefeiert. Nahezu die gesamte Bevölkerung ist in Alofi zusammengekommen. Fahnen werden feierlich gehißt und Reden geschwungen. England, Frankreich, USA und Neuseeland sind vertreten. Die letzte Rede hält der Ministerpräsident von Niue - ein sehr distinguierter älterer Herr.

Danach geht man zu Tanz und Gesang über. Spektakuläre Tänze, wie der Maori-Kriegstanz und der Sitztanz der jungen Mädchen, reißen die Leute zu frenetischem Beifall hin. Zu unserer Freude gibt es Frei-Essen und Frei-Trinken. Toll ! Sowas fehlt einfach in Deutschland.

 

                                     

Sonnenhut                                Damen der "upper class"      Sie hat wohl 2 Ehemänner

 

                  

                                                                Sitztanz

                                                   

Am zweiten Festtag verlagert sich alles auf den auf dem Plateau liegenden Sportplatz neben der Schule. Hier findet eine Art "Olympische Spiele" statt. Die landwirtschaftlichen Produkte werden prämiert, z.B. wer bringt den größten Kürbis, wer die größte Papaya usw. Ein junger Niuer präsentiert uns stolz sein Wurfgerät aus Holz (so ähnlich wie ein Speer mit einer Keule vorne dran) mit dem er gerade den Wurfwettbewerb gewonnen hat. Chöre von jung und alt wetteifern um den besten Song. Dabei ist es Sitte, daß die Zuschauer, wenn Ihnen der Gesang oder der Sänger bzw. die Sängerin gefallen hat, Geldscheine in den Lendenschurz (bei Männern) oder in das Top (bei den Mädels) stecken. Ungeniert graben die Mädels anschließend an ihrem Busen herum, um an die Scheine zu gelangen. Manche Jungs haben soviel Scheine am Schurz, daß man fürchten muß, daß sie demnächst ohne dastehn.

Wir gesellen uns zu einer Combo, die mit einer sehr guten Sängerin hinreißende Südseelieder darbietet. Dazu gibt es wieder Trinken und Essen frei !!!!!!!!!

    

                             

    

                                                              

 

Wir bleiben 10 Tage auf Niue und sind angetan von dem ruhigen Leben. Morgens schauen wir aufs Meer und schätzen das Wetter ab. Leider sind die Wale schon Richtung Antarktis vorbeigezogen. Wir sind "zu spät" dran. Eines Morgens sehen wir dann aber doch noch einen Einzelgänger - ein riesiges Tier. Das Schnaufen ist in der ganzen Bucht zu hören.

Dann gehts wieder zu unserem Kran. Er sollte ja elektrisch funktionieren. Das macht er schon lange nicht mehr. So wechseln wir uns mit Isolde und Gabor beim Kurbeln ab. Heute wollen wir eine Inselrundfahrt machen.

Zunächst fällt auf, daß es nur an der Kirche in Alofi einen kleinen Friedhof gibt, auf dem einige Missionare begraben liegen - jedenfalls die, die dem Kochtopf entronnen sind.

Die Leute begraben ihre Angehörigen im Vorgarten direkt an der Straße. So können diese am gesellschaftlichen Leben weiter teilnehmen.

Viele Häuser sind verlassen. Die Landflucht nach Neuseeland hat ihre Spuren hinterlassen. Die Gräber werden jedoch weiter gepflegt.

In einer von steilen Felsen umsäumten kleinen Bucht, gehen wir baden. An dieser Stelle hat früher ausschließlich der König und seine Familei baden dürfen. Das Meer kann nur sehr sanft in diese Schlucht rauschen. Die Besonderheit ist, daß von unten wärmeres Süßwasser in die Bucht dringt. So können wir beim Abtauchen ziemlich warm baden.

Weiter gehts zur "Oase". Man klettert über schroffe Korallenfelsen (die ganze Insel ist ja ein Korallenriff, daß sich aus dem Meer gehoben hat) wieder in eine Schlucht. Dort hat sich eine Menge feiner Sand angesammelt und mitten in dieser kargen Landschaft wachsen Palmen. Ein kurioser Anblick. Abends sehen wir, schon wieder fast in Alofi, ein paar Leute vor einem Haus sitzen. Sie winken uns herbei. Was ist da los ?

Die Leute haben sich zum Hash House Harrier versammelt. Das ist eine Gepflogenheit, die 1938 in Malaysia entstand. Da den englischen Kolonialherren langweilig wurde und ihnen die Gründe für Besäufnisse ausgingen, erfanden sie Hash House Harrier. Das ist eine Art Schnitzeljagd, bei der ein Läufer vorausläuft und eine Fährte legt. Die "Hundemeute" soll dann den Fährtenleger einholen. Nach etwa einer Stunde kehrt man zum Partyhouse zurück und besäuft sich. Diese Sitte hat sich im ganzen Commonwealth schnell verbreitet. In unserem Fall hielt sich alles in Grenzen. Auf den Fährtenleger und die Schnitzel hat man gleich verzichtet und man trottete eine Stunde so dahin. Anschließend gabs ordentlich zu trinken und es wurden Witze erzählt. Wolfram gibt den von dem Gedichtwettbewerb in Australien zum Besten:

In Australien findet alljährlich ein Gedichtwettbewerb statt an dem viele Amateurdichter teilnehmen. Im Finale sind diesesmal ein Priester und ein Schafhirte. Die Bedingung ist, daß in dem Gedicht das Wort "Timbuktu" vorkommen muß. Zuerst ist der Priester dran:

I was a priesture all my life

had no children had no wife

I read the bibel through and through

on my way to Timbuktu

Die Menge ist begeistert und die Jury wähnt den Gottesmann nahe dem Sieg. Aber alle haben nicht mit dem Schafhirten gerechnet. Der trägt Folgendes vor:

When Tim and I to Brisbane went

we met three girls, cheap to rent

they were three and we where two

so, I booked one and Tim booked two

Na, wer hat wohl gewonnen? Jedenfalls kamen die beiden Gedichte gut bei der Runde an und es wurde die nächste Flasche Bier aufgemacht.

Gerne wären wir noch länger auf Niue geblieben - so schön und entspannend war es. Leider drängte die Zeit etwas, wenn wir nicht in die Zyklonsaison hineinkommen wollten. So wurde der Anker am 27. Oktober gelichtet. Ruhige See, 15 kn Wind aus  NE, 4/8 Bewölkung, 309 sm to go, Kurs 246°, Wassertemp. 24°, Lufttemp. 30°.

 

27. Oktober 2009 - 31. Oktober 2009

Törn: Niue - Nukualofa/Tongatapu, 58. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 309 sm

Crew: Mia und Wolfram

Alles in allem war dies eine gemütliche Überfahrt ohne große Ereignisse. Wind und Wellen benahmen sich vorbildlich, lediglich einen Windwechsel auf SW haben wir zu verzeichnen. Also mußte mal wieder motort werden. Dadurch gab es heißes Wasser zum Waschen !

Am 29. Oktober verpennen wir total die Überquerung der Datumsgrenze. Das ist um so weniger verständlich, da wir doch solche Ereignisse gerne feiern. Wir holen das gebührend nach. Immerhin sind wir auf einen Schlag einen Tag älter.

Am 31.10. erreichen wir Tongatapu, schlängeln uns durch die gut ausgezeichnete Fahrrinne zur Hauptstadt Nukualofa und werfen unseren Anker vor einer kleinen Insel, auf der "Big Mama" residiert. Sie besitzt ein Hotel mit Restaurant im Südseestil und ist Magnet für alle Segler, die endlich mal wieder ihre Beine in dem Sandboden ausstrecken wollen, der sich auf dem open air -Restaurantboden ausbreitet.

Wir treffen Lulu, einen Adligen, der in Hawaii aufgewachsen ist und uns unermüdlich hilft und  in seinem Wagen herumfährt.

Nebenbei erklärt er uns die gesellschaftlichen Gepflogenheiten auf Tonga. Wir sind schon sehr erstaunt, als wir hören, daß wir pro Person 4 acres auf 99 Jahre bekommen würden, wenn wir uns entschließen, einfach auf Tonga zu bleiben. Darüber müssen wir dann nochmal nachdenken.

Mit Lulus Hilfe kommen wir leicht durch Immigration und Zoll. Warteschlangen werden durch Lulu souverän umgangen. Schließlich dürfen wir auch noch zum Militär, weil wir Seekarten von Tonga kaufen wollen. Seekarten gibt es nur dort. Sie sind zwar auf einem preiswerten Papier gedruckt, dafür auch den Faktor 4 billiger als in Europa. Man soll sich nicht hundertprozentig auf die Karten verlassen, denn die Grundlagen dazu basieren z.T. noch auf Vermessungen von Captain Cook - so sagt man. Es ist schon erstaunlich, daß sogar die elektronischen Karten solche Fehler aufweisen, sodaß man durchaus auch mal über Land segelt. Also, immer schön aufgepaßt und nicht nachts zwischen den Atollen herumgeistern.

Ein längerer Ausflug mit Lulu bringt uns zu einem berühmten Monument. Das Steintor von Tonga. Es wird gerne als Antwort der Südsee auf Stonehenge gepriesen, obwohl es erst ca. 1200 n.Chr. entstanden ist. Wie immer bei solchen herausragenden Leistungen der Menschheit, hat man sich lange gestritten, wie dieses Tor gebaut wurde. Vor allem, wie hat man den Querbalken montiert ? Sicher ist, daß die Korallenblöcke von weit her auf Kanus transportiert wurden, nachdem sie durch Feuer aus einem Riff herausgesprengt worden waren. Und schließlich soll der Querbalken über aufgeschüttete Erdrampen in Position gebracht worden sein.

Nachdem wir auch die Königsgräber abgehakt haben, kommen wir an einer sehr gepflegten Landwirtschaft vorbei. Im Hintergrund sehen wir ein großes, unfreundliches Gebäude. Lulu erklärt uns, daß dies das Gefängnis von Tonga sei. Der Staat gibt nichts zum Unterhalt der Straftäter aus. Sie müssen sich aus dem um das Gefängnis herumliegenden Land selbst ernähren und dürfen auch die Produkte verkaufen. Könnte man das in Deutschland nicht als Vorbild nehmen?

   

Tapa-Gemälde                                  Steintor                                            Mia und Wolfram bei "Big Mama" 

 

09. November 2009 - 12. November 2009

Törn: Nukualofa/Tonga - Minerva Reef Nord, 59. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 283 sm

Crew: Mia und Wolfram

Das Minervareef Nord liegt auf dem Weg nach Neuseeland und bietet eine Erholungspause auf dem langen Weg. Das Riff ist kreisrund und hat einen Durchmesser von ca. 5 sm. Während der Flut ist es überspült, während der Ebbe kann man darauf Spaziergänge machen und die freigelegten Tiere und Pflanzen des Meeres bewundern. Der Ankergrund ist bestens und auf 15 m kann man sicher ankern. Man stelle sich vor: Mitten im Pazifik ankert man geschützt vor Wellen und Strömung. Wir kommen uns wie im Märchenland vor.

So ähnlich muß sich wohl das amerikanische Brautpaar gefühlt haben, das hier gestern (leider waren wir noch nicht da !) geheiratet hat. Ein dazu befugter Kapitän traute die beiden. Ich glaube Kapitäne mit einem Patent ab 2000 BRT dürfen das - weltweit. Das kommt sicher noch aus Cooks Zeiten, als man jahrelang unterwegs war und man auch persönlich in Sachen Familie etwas weiterkommen wollte. Es gab keine Hochzeitstorte, dafür einen gemeinsamen Tauchgang im Paß mit einem Haufen Haie. Alle anwesenden Segler waren eingeladen.

Wir treffen uns abends auf Erik´s  "Sputnik". "Kestrel" ist auch da. Sie haben einen Tag nach Tonga einen Wal gerammt. Keiner von beiden konnte ausweichen. Wahrscheinlich hat der Wal auch geschlafen ? Er hat ziemlich geblutet, denn "Kestrel" ist ein Stahlboot. Er schwamm dann weiter Richtung Antarktis. Hoffentlich hat er keine Langzeitschäden davongetragen.

 

Abendstimmung über Minerva Reef Nord         v.l.n.r. Gabor, Erik, Mia, Isolde, Barbara

links die ATAIR, rechts Kestrel

 

 

 

17. November 2009 - 25. November 2009

Törn: Minerva Reef Nord - Opua/ Neuseeland, 60. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR

Strecke: 821 sm

Crew: Mia und Wolfram

Zu unserer 60. Etappe brechen wir um 08:45 Uhr auf. Eine viertel Stunde später sind wir schon durch den Paß und setzen die Genau. Aber warum ? Es ist ja kaum Wind. Also Segel wieder runter. Der Motor wird angeworfen. Zwei Tage geht das so, bis die Windrichtung sich von NE auf SSW ändert. Wir müssen weit nach Westen ausholen, damit wir dann den richtigen Winkel gen Neuseeland fahren können. Ab und zu können wir ein paar Stunden segeln, meistens hart am Wind, der sich auf 15 kn beschränkt. Die Etmale sinken auf 80 sm. Es geht einfach nicht besser. Sollte Mias Geburtstag nicht an Land gefeiert werden können. Wolfram hat sich das in den Kopf gesetzt.

Zunächst bringt der 23.11. mit 25-30 kn ordentlichen Wind. Leider aus SW. Der Wellengang nimmt zu, und es entsteht die gewohnte Waschmaschine. In 6 sm Entfernung entdeckt Wolfram ein großes Containerschiff. Wir können die Entfernung so genau bestimmen, weil wir mit unserem Radar das messen können. Schnell ist der Dampfer wieder verschwunden.

Am 24.11. kreist ein Hubschrauber der Küstenwache Neuseelands über uns. So viel Aufmerksamkeit zu unserer Begrüßung hätte doch nicht sein müssen. Wir werden von allen Seiten gefilmt. Das Küstenwachboot ist in einiger Entfernung zu sehen. Durch den  Hubschrauberlärm haben wir wohl einen Funkspruch überhört. Jedenfalls ist plötzlich das Wachboot da und läßt ein superschnelles Schlauchboot zu Wasser. Ruckzuck sind 6 Mann und 1 Frau an der Seite der ATAIR. "Dürfen wir an Bord kommen". Na klar. "Warum haben Sie nicht den Funkspruch beantwortet ?"  Das war einfach zu laut! Die Küstenwachleute sind aber sehr korrekt und höflich. Das Schiff wird durchsucht und unsere Papiere werden kontrolliert. Dabei wird positiv vermerkt, daß wir uns schon Tage vorher in Neuseeland angemeldet hatten und sogar eine ausgedruckte Bestätigung davon haben. So bleibt es bei diesem netten kleinen Besuch, und wir können weiterfahren. Inzwischen ist die Küstenlinie von Neuseeland sichtbar geworden. Nun gilt es noch Opua, den Einklarierungshafen zu finden.

Damit nichts schiefgeht, begleiten uns Delphine. Wir laufen in die wunderschöne Bay of Islands ein.

Am Mittwoch, den 25.11.2009 um 15:00 Uhr legen wir am Quarantänesteg in Opua an. Wir haben nach ca. 9000 sm Neuseeland erreicht. Als wir am 14. Dezember 2008 in Curacao aufgebrochen sind, haben wir nicht so richtig an diesen Erfolg geglaubt. Und dazu wollten wir über Samoa und den Salomonen nach Australien fahren. Nun ist es wegen des langen Reparaturaufenthaltes anders gekommen. Wir sind glücklich und stolz, daß wir diese weite Reise geschafft haben. So viele schöne Erlebnisse und Abenteuer haben sich in diesem Jahr zusammengedrängt, sodaß wir noch einige Zeit brauchen werden, alles zu verarbeiten.

Herzlichen Glückwunsch an Mia. Heute ist ihr Geburtstag. Nachdem der Zoll und die Umweltschutzbehörde uns herzlich begrüßt hatten (nur der Honig und die Linsen wurden uns weggenommen), machten wir uns landfein und feierten Mias Geburtstag im Cruising Club des Hafens. Wir stießen auf die glückliche Landung an und ließen viele Erlebnisse revue passieren. "Weißt Du noch, damals auf Fatu Hiva ..............?" Oder Bora Bora, Niue, Galapagos, Toau, Kauehi...............  ? 

Auch ein paar Gedanken richten sich in die Zukunft. Was wird sie uns bringen? Werden wir mit dem Schiff bis Mai 2010 fertig werden, um wieder nach Tonga, Fiji oder noch weiter zu kommen ?

Neuseeland vom 25. November 2009 - 31. Dezember 2009

Zunächst steht das Treffen mit Jürgen Tofahrn an. Wir beide haben 1963 zusammen Abitur gemacht und uns seit damals nie mehr gesehen. Nach 46 Jahren stehen wir uns  gegenüber, und sofort ist die alte Vertrautheit wieder da. Auf der Straße hätten wir uns nicht erkannt, aber wenn wir unsere Stimmen hören und die Gestik betrachten, sind wir doch unverwechselbar. Es ist ein bewegender Moment, und wir erzählen von unserem bisherigen Leben und dem unserer Klassenkameraden.

Wir werden Jürgen noch oft in seinem schönen Haus bei Kerikeri besuchen und uns an dem wunderbar angelegten Garten und dem selbst angebauten Wein erfreuen. Dieses Treffen war der Auftakt zu mehreren Treffen in Deutschland im Sommer 2010, nachdem wir noch andere Klassenkamerad-en/-innen "ausgegraben" hatten.

 

                              

                                                         v.l.n.r. Wolfram, Mia, Jürgen Tofahrn

 

Ein weiterer Ausflug führt uns nach Kawakawa. Sonntags fährt hier eine Dampflokomotive ein paar Wagen mit Touristen durch die Gegend. Der neuseeländische Verein ist mit viel Enthusiasmus und harter Arbeit dabei, die Strecke bis Opua wieder herzustellen. Durch die Privatisierung der staatlichen Eisenbahn (sie wurde gerade rückgängig gemacht), sind eine Vielzahl von Nebenstrecken stillgelegt worden. Gemütlich und mit dem typischen Geruch der Dampflokomotive zuckeln wir durch die schöne Landschaft.

Zurückgekehrt nach Kawakawa gibt es noch weitere Sehenswürdigkeiten. Es ist das kleine Motorboot ausgestellt, das Friedensreich Hundertwasser bis zu seinem Tod hier in Kawakawa besessen hat. Er verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Kawakawa und rächte sich an der menschlichen Gesellschaft durch den Entwurf und den Bau einer Toilette, die nun  zum Touristenmagnet geworden ist. Die Offiziellen des Ortes wollten die Toilette beileibe nicht. Irgendwie hat er das doch hinbekommen.

Ansonsten gleicht der Ort einem Städtchen aus Wildwest - mit Fastfood und Supermarkt.

           

     

Museumsbahn in Kawakawa                   Pukeko                             Lokomotive "Gabriel"

   

Hundertwasser-Toilette in               Hundertwasser-Boot

Kawakawa

         

          Mia in Russell vor 140jährigem Baum

 

Weihnachtsfeier bei Klaus in Haruru-Falls

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