2003  2004  2005   2006  2007 2008   2009  2010 2011 2012  2013 2015

 

Verlegung in die Athol Bay/ Sydney wegen des Feuerwerks

31. Dezember 2013 bis 01. Januar 2014

Strecke: 4 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wenn man den Australiern glauben will, muß man am 31. Dezember jeden Jahres sehr früh einen Ankerplatz vor Sydney haben, um das berühmte Feuerwerk vor der Kulisse aus Skyline, Oper und Hafenbrücke bestens miterleben zu können. Zusammen mit SY Lucie (Annick und Michael) sind wir um 10:00 Uhr in der Athol Bay und lassen den Anker fallen. Und in der Tat: Was sich da an Ankermanövern, kleinen Kollisionen, Einfangen von fremden Ankerketten abspielt ist aufregend und nervenaufreibend. Das Beste ist, man hat kleine Motorboote um sich herum, die keinen großen Schaden anrichten können und die "Großen" abhalten, zu nahe bei der ATAIR zu ankern. Viele Bootsbesitzer lieben es den Anker ganz langsam runterzulassen, und gleichzeitig rückwärts zu fahren. So kommen sie ständig anderen Booten zu nahe. Als unser Schutzschild aus kleinen Booten sich etabliert hat, können wir dem Programm des letzten Tages des Jahres 2013 unsere Aufmerksamkeit widmen. Zwei Kunstflieger zeichnen schon am Nachmittag ihre Figuren auf den bedeckten Himmel. Löschboote versprühen ihre Wasserfontänen vor der Oper und der Korso der geschmückten und bei Dämmerung beleuchteten Fährboote und Fahrgastschiffe beginnt seine Rundfahrt. Sehr schön anzusehen ist der stolze Großsegler "John Craig" ( Baujahr ca. 1870), der über die Toppen beleuchtet ist. Zu unserer Überraschung startet das erste Vorfeuerwerk um 21 Uhr. Dieses Feuerwerk allein ist schon sehenswert, wenn es auch nur 10 Minuten dauert. Völlig neue Kompositionen entstehen am Nachthimmel, wie z.B. leuchtende Gesichter.

In Abständen von einer Stunde werden die Vorfeuerwerke unter dem Beifall der Besatzungen der ankernden Boote und sicher auch der Massen an Land gezündet. Und dann um 23 Uhr das große Finale. Von mehreren Pontons aus, die sich über eine Seemeile verteilen, werden sieben Feuerwerke synchron abgefeuert. Man kann das alles gar nicht auf einmal erfassen und schon gar nicht mit der Kamera. Zwischendrin steht die Hafenbrücke "in Flammen". Wir sind überwältigt. Nach 15 Minuten ist Schluß, und wir können uns dem Toast auf das neue Jahr 2014 widmen. Die Stimmung auf den Booten ist ausgelassen, auch wenn einige schon wieder, noch mitten in der Nacht, nach Hause streben. Das Jahr 2014 hat begonnen und wird hoffentlich ein friedliches und glückliches werden. Das wünschen wir uns.

                                                     

   

 

                                                                                    

 

10. Januar 2014

Besuch des National Maritim Museums

Die wichtigsten Stationen in dem Maritim Museum sind der Nachbau des Seglers "Endeavour", mit dem James Cook auch nach Australien kam, der Großsegler "John Craig" aus dem 19. Jhdt., ein U-boot aus den 60er Jahren und ein Wikinger-Boot. Der Eintritt ist nicht billig, aber wir können wieder von unserem Rentnerdasein profitieren und zahlen nur 2/3. Nicht überall ist dieser Rentnerrabatt möglich, da die australische Versicherungskarte verlangt wird. Aber manchmal ist man großzügig. So erstehen wir ein sogenanntes Big Ticket für 16 €/Person und sind gleich auf der "Endeavour". Wir haben Glück, daß sie überhaupt da ist, denn sie ist häufig auf verschiedenen Törns. Wir werden sehen, daß sie auch an der Tallship Rallye am 26. Januar teilnimmt, den Australia Day. Das Deck ist sehr geräumig und man kann sich vorstellen, wie die Mannschaft vor dem Mast geschuftet hat. Unter Deck wirds dann enger. Die Küche enthält einen Herd mit zwei großen Kupferkesseln, in denen das Essen gekocht wurde. Der Eß- und Aufenthaltsraum der Mannschaft erscheint noch einiermaßen geräumig. Zu den Hängematten mittschiffs ist aber nur der stark gebückte Gang möglich. Jedes Mannschaftsmitglied hatte 36 cm Breite für seine Hängematte. Achtern bei den Offizieren, kann man sich wieder aufrichten. Vorher muß man aber wieder an Deck und an einer sehr praktischen Einrichtung vorbei. An der Bordwand Steuerbord befindet sich ein kupferner Trichter. Das Abflußrohr führt direkt in die See. Hier konnten die Seeleute ihre kleine Notdurft loswerden. Thomas und ich haben bei der Atlantiküberquerung sinniert und schließlich patentreif Ähnliches für die ATAIR entwickelt. Denn das ist ein großes Problem, wenn man das Schwerwetterzeug angezogen hat.

Wolfram läßt es sich nicht nehmen Rudergänger zu spielen. So leicht wird das Steuern nicht gewesen sein und wahrscheinlich manchmal mehrere Mann erfordert haben, wird doch über das Rad eine Pinne bewegt.

Wieder unter Deck kommen wir an den kleinen "Zimmern" der Offiziere vorbei, die nur ca. 4 qm Fläche haben. Auch Captain Cook hatte so ein kleines "Zimmerchen", mußte er doch seine ihm eigentlich zustehende Koje an John Banks abgeben, der ein 26 jähriger Finanzier der Reise war. Banks schlief aber nicht selbst in seinem Bett, sondern ließ seine beiden Hunde dort ruhen. Er selbst schlief auf dem Boden.

Richtig geräumig ist der Achterraum mit einem großen Tisch, auf dem Karten gezeichnet und navigiert werden konnte. Ein Kamin und eine Bücherwand mit Schreibtisch sind vorhanden, ebenso wie einige Sitzgelegenheiten. Ganz gemütlich. Wenn man sich vorstellt, daß die Mannschaft, die Wissenschaftler und die Offiziere jahrelang auf diesem Schiff unterwegs waren, möchte man doch nicht tauschen.

Wolfram am Steuer der "Endeavour"

Wir besuchen noch ein U-boot der britischen Marine aus den 60er Jahren und ein Wikingerboot, aber die sind bei weitem nicht so eindrucksvoll wie die "Endeavour". Das U-boot überzeugt durch seine Enge und übertrifft dabei die "Endeavour". Bei dem Wikingerboot muß man sich wundern, welche Strecken die Leute damit zurückgelegt haben.

                                                                                                         

                                                                                                         

                                                                           Die "Endeavour" von James Cook                       

 

22. Januar 2014

Besuch des Aquariums

Sagen wir es vorneweg: Mit dem Aquarium in Lissabon, kommt diese beeindruckende Sammlung von Meeresspezies nicht mit. Dafür ist denn auch recht teuer dieses Vergnügen haben zu dürfen. 40 € p.P. ist denn doch recht happig. Störend ist auch, daß die ganze Zeit irgendwelche Musik lautstark herumdudelt, so wie in einem Kaufhaus. Trotzdem: die Ausstellung der artenreichen Vielfalt der See um Australien ist beeindruckend. Bei den großen Vertretern der Unterwasserwelt sind die Haie diejenigen, die einem einen Schauder über den Rücken laufen lassen. Gemütlich dagegen sind die Dugongs (Seekühe) die friedlich den ihnen auf einem Gestell servierten Salat abgrasen. Bisher war es uns nicht vergönnt diese Tiere in freier Wildbahn bzw. Wasserbahn zu erleben. Hier hatten wir sie sozusagen hautnah. In Unterwassertunneln kann man die Großen, darunter auch Riesenbarsche und Mantas, bewundern. Zurück in den Gängen mit einzelnen Lebewesen sind die Seespinnen, Seepferchen, Stachelrochen und sogar die Quallen, bei bestimmter Beleuchtung, spektakulär. Zum krönenden Abschluß gibt es noch ein riesiges Becken, in dem alle möglichen Rifffische für bunte Aufregung sorgen. Da fällt der Sägerochen kaum noch auf.

Als wir die dunklen Katakomben verlassen, stehen wir wieder in der reißerisch aufgemachten Eingangshalle. Jetzt hat sich die Warteschlange etwas verringert. Wir mußten noch eine Stunde anstehen. Etwas erleichtert stehen wir schließlich auf der Straße am Darling Harbour und lassen uns an der nicht weit entfernten Georgestreet in ein Café fallen.

 

   

 

 

                                            

 

An unserem Ankerplatz in Rozelle Bay werden wir jeden Morgen gegen sechs Uhr von lautem Schreien geweckt. Das sind die Rudergänger der Drachenboote, die ihre Ruderer anfeuern, sich noch mehr ins Zeug zu legen. Es sind zum Teil gemischte Mannschaften. Männer und Frauen stechen gemeinsam die Paddel in das trübe Wasser der Bay. Die Geschwindigkeiten, die diese Boote erreichen sind beachtenswert. Wir schätzen sie auf ca. bis zu 10 kn. Manche Besatzungen betreiben das Ganze wohl als Frühsport, andere wieder trainieren für das Drachenbootrennen zum Neujahrsfest der Chinesen, welches Ende Januar eine Woche lang gefeiert wird. Nach dem Jahr der Schlange kommt jetzt das Jahr des Pferdes. Die Kinder, die in diesem Jahr geboren werden, gelten als beliebt und attraktiv für das andere Geschlecht, öfter mal sind sie großtuerisch und ungeduldig. Sie brauchen andere Menschen. Dann sollen sie frühzeitig einen Tiger oder Hund heiraten, niemals jedoch eine Ratte.

 

 

                                                                                                      

 

Eine Fahrt zum Bondi Beach muß natürlich auch sein. Bondi Beach ist sozusagen der Hausstrand Sydneys, auf dem die Party abgeht. So hat uns Julia, eine Abiturientin aus Deutschland - ein paar Monate unterwegs mittels work and travel - , erzählt, daß am Australian Day (Nationalfeiertag am 26. Januar) hier die große beach party läuft. Wir selbst bevorzugen den Besuch des Strandes unter Tageslicht. Wir besteigen den Bus und lassen uns hinkutschieren. Vor uns breitet sich ein großer Strand aus - ohne Schatten. Die Wellen sind nicht sehr hoch, sodaß Wolfram sich ins kühle Naß wagt. Selbstverständlich soll man sich vor Haien in Acht nehmen. Eine gute Taktik soll sein, sich hinter Kindern aufzuhalten, weil diese zuerst angegriffen werden. Also suche ich mir 2 kids, die fröhlich in der Brandung herumspringen. Ein paar Meter weiter hinter Ihnen habe ich eine gute Ausgangslage. Tatsächlich ist kein Hai da und auch die kids überleben. Zurück am Strand weiß man gar nicht wohin man schauen soll, vor allem wenn die soziale Kontrolle Dich lückenlos im Auge behält. Alle hübschen Frauen Sydneys scheinen sich hier ein Stelldichein zu geben. Unter uns: gegen die muskelbepackten Surferjungs hätte man auch in jüngeren Jahren keine Chance gehabt.

Die Sonne brennt vom Himmel. Deshalb ziehen wir uns bald in die Gemeinschaftsduschen zurück, die sich in vorbildlicher Weise an vielen Stränden Australiens befinden. Das Duschen in einem größeren, offenen Raum ist etwas gewöhnungsbedürftig. Mia erzählt aus der Frauendusche, daß dort Musliminnen in vollem Ornat duschen. Da sind sie zu bedauern. Wir hatten ja aus der Südsee von den vielfältigen Hauterkrankungen berichtet, wenn auf diese Art gebadet oder geduscht wird.

Ein weiterer Busausflug führt uns nach Paddington. An der Glenmoore Street steigen wir aus. Kaum ist der Bus weg, ist unser Schreck groß. Wir haben unseren Rolli mit Rettungsweste und Regenschirm im Bus vergessen. Sofort telefonieren wir mit dem handy. Die Zentrale sagt uns, daß man jetzt nichts machen könnte - der Busfahrer hätte gerade an dem Busdepot gewechselt. Wenn etwas gefunden würde, wäre das dann am nächsten Tag im Busdepot abzuholen. Der Tag ist etwas getrübt und Paddington reißt uns auch nicht vom Hocker.

Am nächsten Tag sind wir morgens am Busdepot, das am Ende des Centennial Parks liegt, ebenfalls in der Oxford Street. Am Schalter werden wir nett von einer Rentnerin begrüßt. In Australien findet man häufig Rentner in Jobs. Sie verdienen sich etwas zur mageren Rente hinzu. Leider ist unser Rolli nicht abgegeben worden. Zum Glück war nichts Wichtiges darin und der Rolli, eine Abbonementprämie vom SPIEGEL, war auch nicht mehr der beste. So trotten wir davon, machen aber Halt an einer Kirche in Paddington. Der Flohmarkt dort hat einen guten Ruf. Abgesehen von der Gitarrenmusik eines Rentners, können wir nichts Besonderes finden. Irgendwie ist Paddington nicht unser Glücksstadtteil.

Zum Auffüllen der Gasflaschen müssen wir nach Newtown. Ein netter Stadtteil mit buntem Treiben aus allen Bevölkerungsschichten. Nicht zuletzt wegen der Künstlerszene und manchen nicht der Norm entsprechenden Leuten, fühlen wir uns hier wohl. Der Weg zurück führt immer wieder über den Stadtteil Glebe mit seinen kleinen Cafe´s und Geschäften. Hier lernen wir Julia aus Berlin kennen, die in einem Café bedient. Wir laden sie zu einem Besuch auf der ATAIR ein. Sie kommt auch, und wir haben zusammen einen vergnüglichen Nachmittag.

26. Januar 2014, Australian Day

 

Wir verkneifen es uns, an diesem Tag unseren Ankerplatz zu verlassen und in der Bay vor dem Opernhaus herumzufahren, wie es viele Australier machen. Wir nehmen den Bus zu "The Rocks". Dieses ist ein Stadtteil direkt an der Harbour Bridge und gegenüber der Oper. Er ist ein Rest des früheren Sydneys, der durch Privatinitiativen vor dem Bauboom gerettet wurde. Hier schlendert man durch Gassen wie "Suez Channel" oder "Nurse Walk", der früher zum Krankenhaus führte. Auch die älteste Kneipe Sydneys findet man hier. Am "Australian Day" sind nun wirklich alle auf den Beinen. Das Martialische darf nicht fehlen. So wird die ganze Schau an der Harbour Bridge durch 21 Salutschüsse eröffnet. Dazu kommt ein größeres Kriegsschiff bis zur Oper heran. Wir widmen uns lieber den  kostenfreien Bratwürsten und alkoholfreien Getränken. Fallschirmspringer landen im Hafen, ein paar Kampfjets rauschen über den Himmel und die Löschboote versprühen viel Wasser. Durch die vielen Boote gibt es recht hohe Wellen, sodaß kleinere Boote drohen zu kentern. Der Marineservice zieht sie aus dem Verkehr, ebenso wie manchen Paddler. Der Höhepunkt ist die Tallship Race. 4 Großsegler queren die Harbour Bridge, darunter auch der Nachbau der "Endeavour", die wir im Maritime Museum besichtigt haben. Immer wieder ein schöner Anblick, jedoch auch deutlich machend, wie beschwerlich das Segeln seinerzeit war, und welch geringe Hilfsmittel und Navigationsmöglichkeiten die Seeleute damals hatten. Die vielen Wracks an der Ostküste Australiens sprechen eine deutliche Sprache.

Nachdem wir uns nochmal mit Gratisbratwürsten versorgt haben, schlendern wir zur ältesten Kneipe Sydney´s. Sie ist proppenvoll, und wir finden mit Mühe einen Stehplatz. Neben den ständig laufenden Hunde- und Pferderennen und entsprechenden Wetten, ist so eine Art Karneval ausgebrochen. Mädels und Jungs tragen die verrücktesten Kleidungsstücke oder sind halb entblößt. Als wir uns selbst kaum noch hören können, fahren wir mit dem Bus nach Hause. Das Feuerwerk lassen wir uns entgehen, da die Straßen nachts nicht so sicher sein sollen, vor allem, wenn es viele Betrunkene gibt. Dafür ist heute sicher gesorgt.

Am nächsten Morgen kommt ein Dinghi auf uns zu. Zunächst erkennen wir den Mann nicht. Er fragt "Don´t you know me anymore?". Da erkennen wir ihn. Es ist Peter Hendra, unser alter Segelfreund, den wir 2009 in Panama kennengelernt haben. Das Erzählen will an diesem Tag kein Ende nehmen. Viel ist passiert: Peter ist inzwischen von seiner malaysischen Frau geschieden, und er hat ziemlich mit den Finanzen zu kämpfen. Er arbeitet täglich irgendwo in Sydney, um über die Runden zu kommen. Seine "Herodotus" sieht gut aus. Sie liegt nicht weit von uns in derselben Bucht. Peter ist ein wunderbarer Alleinunterhalter. Er hat viele Anekdoten und Witze auf Lager. Schließlich kommen noch Annick und Michael hinzu, und wir haben alle viel zum Lachen, so wie lange nicht mehr.

Eines Tages, nämlich am 31.01., ziehen wir den Anker hoch, um in den Stadtteil Birkenhead zu verlegen. Dort gibt es ein immenses Einkaufszentrum, wo wir unsere Vorräte leicht aufstocken können. Die Dinghifahrt ist nur sehr kurz und man hat sogar einen Pontoon zum Anlegen - naja, es ist schon beschwerlich bei Ebbe über diverse Zäune und Gitter zu klettern.

Am Samstag, den 01.02.2014 wird um 08:20 h der Motor angeworfen. Wir verlassen den Ankerplatz in Birkenhead, unterqueren die Harbour Bridge, passieren das Opernhaus und sind um 10:15 h in der Ausfahrt zum Pazifik. Ein letzter Gruß zurück an Sydney, das uns viele Erlebnisse und unvergeßliche Augenblicke geschenkt hat.

 

                      Endeavour

 

01. Februar bis 02. Februar 2014

Törn: Sydney - Port Stephens

Strecke: 99 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir haben eine sehr unangenehme Fahrt nach Port Stephens. Wir versuchen, möglichst nahe an der Küste zu bleiben, um dem starken ostaustralischen Strom zu entgehen. Dieser hat uns bei der Hinfahrt nach Sydney unglaubliche etmale über Grund beschert. Nun steht er gegen uns. Zusätzlich haben wir einen Schwell aus SE gepaart mit 5-6 Bft aus NE. Die Waschmaschine nimmt ihren Lauf. Nachts kämpfen wir uns zwischen den großen Schiffen vor Newcastle hindurch. Als wir in den Schutz der Zone vor Port Stephens kommen, wird es besser. Die Nacht ist vorrüber und wir fiebern der Einfahrt entgegen, die uns so viel Probleme bereitet hat. Diesesmal sind aber die Richtfeuer in Betrieb, die Welle ist hier erstaunlich niedrig und so können wir locker in die Bucht Port Stephens einlaufen. Ja, wenn man alles ein wenig kennt, ist es viel leichter. Um 11:30 h fällt der Anker in der Salamander Bay, bei unseren schwarzen Schwänen.

Inzwischen verstehen wir auch das hiesige Bussystem und kennen die Haltestellen. Wir müssen doch bedürftig ausgesehen haben, denn an der Haltestelle Richtung shopping centre, hält Joan mit ihrem Auto an und fragt, ob sie uns mitnehmen könne. Das ist prima. So sind wir schnell am Ziel. Die Rückfahrt machen wir mit dem Bus. Am Strand, wo das Dinghi liegt, treffen wir Paul, der, wie so viele hier, deutsche Vorfahren hat. Er will uns überall hinfahren. Das ist doch ein Angebot. Wir wählen am nächsten Tag doch den Bus, um nach Nelson Bay zu kommen. Nelson Bay ist ein kleiner, netter Touristenort. Wir schlendern herum und landen, wie könnte es anders sein, in der dortigen Marina. Wir sehen gleich, daß die eher für Motorboote ausgelegt ist. Nach einem Capuccino in einem Café, in das man seine eigene Flasche Bier oder Wein mitbringen muß, wenn man etwas Alkoholisches trinken will, (BYO heißt das überall in Australien.Bring your own)  schuckelt uns der Bus zurück in die Salamander Bay. Leider wirft uns der Busfahrer eine Haltestelle zu früh raus, und wir finden den Strand nicht. Alle befragten Leute meinen, wir wollten zu der Marina auf der Landspitze. Immerhin entdecken wir auf der Suche nach dem richtigen Weg einen Muschelladen. Unendlich viele schöne Muscheln werden da von einer älteren Dame präsentiert. Sie weiß den Weg aber auch nicht. Schließlich haben wir dann doch das Dinghi gefunden, allerdings nach einem längeren Marsch.

Der nächste Törn steht an. Das Wetter ist so lala. Besser wird´s nicht. Also: Boot klar machen, morgen geht´s los.

Wir genießen den schönen Halbmond am Abend. Delphine tauchen auf und verschwinden wieder. Der Orion zeigt sich in voller Pracht. Vom Land her hört man noch ein paar geschwätzige Papageien.

berichte.htm

07. Februar bis 08. Februar 2014

Törn: Port Stephens - Camden River/ Laurieton

Strecke: 99, 5 sm

Crew: Mia und Wolfram

In Ostaustralien muß man bei einer Törnplanung nicht nur das Wetter beachten, welches in der Tasmansee sehr launisch sein kann, sondern auch die Gezeiten. Da in Ostaustralien nahezu alle Ankermöglichkeiten in Flüssen liegen, muß man zur rechten Zeit ein- und auslaufen. Rechte Zeit heißt, etwa 2 h vor Hochwasser. Das gilt sowohl fürs Ein- wie auch fürs Auslaufen. Da unser Ziel der Camden River ist, müssen wir die Gezeiten dort beachten. Für uns heißt das: in Port Stephens 14:00 h starten, in Camden River etwa 11:00 h ankommen. Wenn man es segelnderweise nicht schafft, muß man den Motor zu Hilfe nehmen, oder bis zum nächsten Hochwasser in 12 h auf dem Meer verbringen.

Planmäßig sind wir um 14:00 h in der Ausfahrt von Port Stephens. Die Richtfeuer sind in Betrieb. Es empfängt uns ein langgezogener Schwell von drei Metern. Einmal draußen, setzen wir Kurs ab auf Süd Solitary Island. Der Wind kommt aus NE mit 15 kn, der Schwell aus SE. Es gibt keine Waschmaschine, sondern eine eher angenehme Fahrt unter Motor. Zwischen Boondelbah Island und Cabbage Tree Island hindurch, lassen wir die Broughton Islands Backbord liegen.

Die Nacht verläuft ohne weitere bedeutenden Ereignisse, und wir stehen am 08.02. pünktlich vor dem Camden River. Anhand des Törnführers "Cruising the NSW Coast" von Alan Lukas, finden wir unseren Weg den Fluß hinauf, bis wir vor dem Örtchen Laurieton und dem Bootsclub den Anker fallen lassen können. Weiter können wir  nicht, weil eine niedrige Brücke den Weg flußaufwärts versperrt. Der Ankerplatz ist idyllisch. Pelikane sonnen sich auf der Sandbank und im Fluß sehen wir eine ganze Schule kleiner Stachelrochen. Gleich ist das Dinghi einsatzbereit, und wir steuern auf die Anlegestelle zu. Man merkt gleich: hier sind wir willkommen.

Wir erkunden zunächst den weitläufigen Ort mit seinen sehr breiten Straßen. Eine Post ist da, die Polizeiwache und ein Supermarkt. Schließlich statten wir dem Bootsclub einen Besuch ab und geraten in ein "raffle" (Verlosung von Freßplatten) und das "Bingo" ist auch sehr gut besucht. Daneben gibt es natürlich die Automatenspiele. Das Durchschnittsalter der Gäste bewegt sich jenseits der 75. Uns interessiert am meisten die Dusche, die hier Seglern kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Freundlich wird sie uns gezeigt. Unabhängig vom Clubbetrieb können wir sie nutzen. Toll!

Bevor wir wieder an Bord gehen, verwickelt Mia einen 84 jährigen Angler am Wasserplatz in ein Gespräch. Er zeigt uns stolz seine gefangenen Whitings und erzählt uns, daß er deutsche Vorfahren habe.

Am Abend beobachten wir über dem Hausberg Laurietons mehrere Paraglider, die im Aufwind des Berges sich mehr als eine Stunde halten können. Ein zauberhaftes Bild in der untergehenden Sonne.

Dann heißt es wieder Abschied nehmen, von diesem schönen Ankerplatz, nicht ohne jedoch die Wasservorräte aufgefüllt zu haben.

 

11. Februar bis 12. Februar 2014

Törn: Camden River/ Laurieton - Coffs Harbour

Strecke: 99,5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die Camden River Ausfahrt sieht uns um 07:00 h am 11.02.2014. Alles geht glatt über die Barre. Draußen erwartet uns der angekündigte NNW mit 5 kn. Wieder nichts mit Segeln. Wenn man von Sydney nordwärts fährt, braucht man einen guten Motor. Auch Alan Lukas schreibt in seinem Segelführer von "beating north". Er hat völlig recht. Man schlägt und prügelt sich nordwärts. Immerhin ist das Meer nicht so aufgewühlt, sodaß wir mit 5 kn Geschwindigkeit vorankommen.

Nächstes Ziel ist Coffs Harbour. Wir fahren wieder über Nacht. Eigentlich müßte Coffs Harbour, Korffs Harbour heißen. Der erste Siedler  hieß John Korff. Sein Vater war Deutscher, der sich in England angesiedelt hatte. Sein Sohn wanderte aufgrund einer Firmenpleite nach Australien aus. Er war Schiffsbauer und baute verschiedene Schiffe, die den Holzhandel in Schwung brachten. Riesige Zedernwälder wurden Mitte des 19. Jhdts. abgeholzt und verschifft. Ein unglaublicher Raubbau an der Natur, der bis heute seine Spuren zeigt.

Nach einigem Hin und Her in der Bucht, ankern wir schließlich in der Nähe des alten hölzernen Piers, an dem früher die Zedernschiffe angelegt haben. Mit dem Dinghi besuchen wir die Marina, die allerdings keinen guten Eindruck macht. Die Liegegebühr ist sehr hoch und geboten wird nichts. Sogar die Sanitäreinrichtungen sind einen gewissen Fußmarsch entfernt. Gefunden haben wir sie nicht. Ob es sie überhaupt gibt? Die Marina liegt weit von den nächsten Behausungen entfernt. Einen Bus gibt es nicht. Der Schutz des Hafens nach Norden durch einen Wellenbrecher aus großen Steinen, ist bekanntermaßen ziemlich schwach. Letztes Jahr hat es hier mehrere Boote durch Steine aus dem Wellenbrecher zerschmettert, als ein kräftiger Nord die Steine emporgeschleudert hat.

Der Schwell in Coffs Harbour ist unvermeidlich, und so sind wir froh, am nächsten Morgen aufbrechen zu können. Positiv ist, daß es hier keine Barre zu beachten gibt.

 

13. Februar

Törn: Coffs Harbour - Yamba/ Clarence River

Strecke: 55,5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir brechen schon um 6 Uhr auf. Der Wind kommt mit 1 Bft aus E. Der Himmel ist zu 8/8 bedeckt und es nieselt. Der Motor ist wieder unser Verbündeter. Um 11 Uhr sind wir an den Northern Solitary Islands. Mia sieht im Osten etwa 2 sm entfernt eine orange Wolke. Ein kleines Motorboot hat seinen Rauchtopf gezündet und befindet sich in Seenot. Wir holen Groß und Fock ein und nehmen Kurs auf den Havaristen. Als wir die beiden Jungs in dem wirklich sehr kleinen Boot fast erreicht haben, rauscht von Backbord her ein weiteres kleines Boot heran und nimmt das andere an den Haken. Ja, so kanns gehen, wenn der Motor ausfällt und man nicht segeln kann, denken wir noch, nicht wissend, was uns im Clarence River erwartet. Die beiden Boote nehmen Kurs auf Coffs Harbour und wir kehren auf unseren Kurs 02° zurück.

Die Ostküste Australiens zieht gleichmütig an uns vorbei. Nur selten kann man wirklich hervorstechende Landmarken ausmachen. Meistens reiht sich Hügel an Hügel. Gegen 17:45 h erreichen wir die Einfahrt des Clarence River. Entsprechend der Ratschläge von Alan Lucas steuern wir die Barre von Norden her an. Es sind keine brechenden Wellen vorhanden. So geht alles glatt und wir schlängeln uns durch die enge Fahrrinne bis vor den Ort Yamba. Dort gibt es Mooringbojen. Wir brauchen etwa 1 h bis wir die Mooring aus dem Wasser haben und fest gemacht haben. Manchmal ist es zum Verzweifeln. Nahezu jede Mooring ist verschieden. Hier haben wir es mit einer äußerst schweren Kette zu tun, und nur mit Hilfe der Ankerwinsch können wir die Mooring fest machen.

Am nächsten Tag besuchen wir Yamba mit dem Dinghi. In der Nähe des Campingplatzes kann man schön an einem Steg anlegen. Doch der ist mit einer verschlossenen Tür gesichert. Ein netter Angler verrät uns seinen Zugangscode und so steht uns Yamba offen. Ein nettes Städtchen, das über alles verfügt, was man so braucht. Z.B. einen SPAR Supermarkt, 2 Bäcker mit Sauerteigbrot, mehrere Cafes und den unvermeidlichen Bowlingclub. Wir erkunden noch die Strände an der Flußmündung und fallen dann in ein Restaurant ein, daß einen schönen Blick auf den Fluß bietet - und ein ausgezeichnetes Essen. Die Wirtin scheint nicht immer bei der Sache zu sein bzw. wirkt etwas unfreundlich. Im Gespräch erfahren wir, daß sie Malerin ist und alle Gemälde und Dekorationen im Lokal selbst gefertigt hat. Es ist ihr gut gelungen.

Am 16.02. nehmen wir an einer River Boat shuffle teil. Fahrt auf dem Fluß mit Live Musik. Wir fahren über Iluka auf der anderen Seite des Flusses bis zu der berühmten Harwood Bridge. Diese Brücke zeichnet sich dadurch aus, daß der gesamte Mittelteil von 8m Durchfahrtshöhe auf 35 m angehoben werden kann. Pikant ist, daß dadurch der gesamte Verkehr auf dem Highway für einige Zeit zum Erliegen kommt. Unser Boot ist aber so flach, daß es unter der Brücke auch so durchpaßt. Die Fahrt führt an endlosen Zuckerrohrfeldern vorbei, hie und da sind auch Pferde und Rinder zu sehen. Dabei ist auch eine riesige Fischfarm. Am Flußufer liegen schöne, großzügige Farmhäuser. Alle sind auf Hügeln gebaut, um die nächste Überflutung zu überstehen. Für uns war es mal ganz schön, unbeschwert auf einem grandiosen Fluß zu fahren und nicht ständig auf das Lot zu starren.

Die ganzen Tage und Nächte hatten wir immer wieder Starkwind aus Nord und Süd. Da war die Mooring ganz richtig. Am 17.02. kam Graham von der Yamba Marina mit dem Boot vorbei, und wies darauf hin, daß wir für die Mooring bezahlen müßten, da sie der Marina gehört. Eigentlich sind rot gefärbte Bojen in Australien sogenannte courtesy Bojen und kosten nichts, wenn man nicht zum Dauerlieger wird. Wir entscheiden uns nebendran zu ankern. Der Anker hält gut und wir überstehen die wechselnden Winde von S und N mit 30 kn ohne Schaden.

Am 19.02. haben wir wieder 30 kn aus N. Mia bemerkt, daß wir uns dem auf Lee befindlichen Steinwall immer mehr nähern. Es ist 21 Uhr. Wir nehmen den Anker hoch und ankern neu. Der Motor springt klaglos an. Immer wieder geraten wir ins Slippen. Beim dritten Versuch den Anker niederzubringen, setzt plötzlich der Motor aus. Wir haben 20 m Kette draußen - bei 4 m Wassertiefe. Trotzdem geraten wir wieder ins Rutschen. Der Motor läßt sich nicht mehr starten. So werden wir von dem Wind auf den Steinwall gedrückt. Wir laufen auf Grund. Ich versuche mit einem Dieselkanister die Treibstoffversorgung sicherzustellen. Auch das Entlüften der Dieselleitungen, Auswechseln der Filter etc. bringt keinen Erfolg. An Land, nur wenige Meter entfernt, taucht ein Mann auf und verspricht die Seenotrettung anzurufen. Wir machen dasselbe über Funk. Eine halbe Stunde später sind sie da. Es ist stockdunkel und der Wind läßt nicht nach. Wir haben 24 Uhr. Durch lautes Rufen teilt uns der Kapitän des Rettungsbootes mit, daß er jetzt nichts machen könne. Der Wind sei zu stark. Sie ziehen wieder ab. Bis jetzt steht die ATAIR noch aufrecht. Aber nun kommt die Ebbe. Langsam neigt sich das Schiff nach Backbord und kommt dabei den großen Steinen immer näher. Bei 45° Neigung sind wir nur noch wenige Zentimeter on den Steinblöcken entfernt. Das Wasser steht an Backbord über die unteren Fenster bis zum Deck. An Land taucht der Kapitän des Rettungsbootes auf, um sich unsere Lage anzusehen. Er meint, wir hätten noch Glück gehabt - ein paar Meter weiter wären wir jetzt direkt auf den Steinen. Er verspricht um 12 Uhr mit dem Rettungsboot zu kommen. Wir versuchen die Backbordseite zu entlasten und pumpen 400 l Trinkwasser aus dem Backbordtank in den Fluß. Ab und zu fällt irgend ein Teil innerhalb des Bootes krachend auf die Backbordseite. Aber Seewasser dringt nicht ins Schiff. Wie Bergsteiger bewegen wir uns auf der 45° Ebene. Der eigene Körper erscheint einem doppelt so schwer. Wolfram legt sich außen auf die Steuerbordseite, um ein wenig Schlaf zu finden. Um 4 Uhr ist der Kapitän wieder da, um sich erneut die Lage zu betrachten. Kein neuer Kommentar.

Gegen 6 Uhr haben wir Tiefststand Ebbe. Yambas Trimmdichpfad führt direkt an Land vorbei, und die ersten Jogger versammeln sich, um Fotos zu schießen und ihre Kommentare abzugeben. Wir sind das Ereignis in Yamba. Während des Vormittags richtet sich die ATAIR bei auflaufendem Wasser wieder auf, um gegen 12 Uhr ganz gerade zu stehen. Das Rettungsboot kommt und die Schleppleine wird rübergezogen. Der Wind hat inzwischen etwas abgenommen. Nachdem wir an der Schleppleine hängen, ziehen wir unseren Anker hoch. Er hat ja immerhin den Bug von dem Steinwall weggehalten. Gleich der erste Versuch klappt und die ATAIR schwimmt wieder. Wir werden um die Ecke in die Yamba Marina geschleppt. Die Schleppleine wird losgeworfen und mit der Restgeschwindigkeit gelangen wir an einen Anlegesteg. Wir sind sehr erleichtert.

Wir nehmen Verbindung zu unserer Versicherung auf, was wir tun sollen. Die Versicherung besteht darauf, daß wir die ATAIR aus dem Wasser holen, um zu sehen, ob irgendwelche Schäden aufgetreten sind. Sie würden das auch voll bezahlen. Gleich am nächsten Tag ist der "haul out".

Inzwischen haben wir noch nach dem Leck in der Dieselleitung gesucht. Bill, ein pensionierter Mechaniker, findet auch nichts, meint aber gefühlsmäßig müßte es an der Saugleitung liegen, die in den Tank führt. Da Bill am nächsten Tag nicht erscheint, montiere ich den Dieselschlauch von der Kupferleitung ab. Ein durchsichtiger Chemieschlauch wird angebracht und Diesel angesaugt. Siehe da, der Diesel kommt, aber auch Luftblasen. Ray vom benachbarten Catamaran kommt, um mir zu helfen. Nun wird die Dieselleitung abgeschraubt und untersucht. Zunächst sehe ich nichts, bringe einen O-Ring an und setze alles wieder zusammen. Die Saugprobe zeigt keine aufsteigenden Luftblasen mehr. Noch einmal alles auseinandernehmen und die Olive (Messingdichtung) genauer unter die Lupe nehmen. Ja, die Lupe. Nun kann ich einen Riß in der Olive erkennen. Kleine Ursache, große Wirkung. Pete besorgt eine neue Leitung und Olive. Dann wird das System wieder zusammengesetzt, alles erneut an der Dieselinjektorpumpe entlüftet (bei durchdrehendem Motor) - und?   -   Der Motor läuft und läuft und ..............

Am 28. Februar trifft Thorsten ein. Er hat mehrere Monate "work and travel" in Neuseeland hinter sich und möchte nun im letzten Monat seiner Reise Australien ein wenig kennenlernen. Da ist er bei uns richtig, da wir doch nun fest an Land liegen. An großen Touren ist ihm aber nicht gelegen. Im Kleinen kann man eben das Große erkennen. Schon am nächsten Tag mieten wir in der Marina ein Auto und machen uns nach Grafton auf. Dort war mitten in der Nacht Thorsten mit dem einzigen Zug von Sydney nach Brisbane angekommen. Bis der Bus nach Yamba am nächsten Morgen abfuhr, hatte er ausreichend Gelegenheit Grafton und seine Straßen kennenzulernen - auf der Suche nach der Busstation. Dabei überquerte er die lange Brücke, die den Clarence River überspannt, zweimal. Hier fahren die Eisenbahnzüge unten und im Stockwerk darüber die Autos. Auch so ein Technikdenkmal aus früherer Zeit. Wir fahren also mit unserem Autochen oben über die Brücke und haben einen schönen Ausblick auf den majestätischen Fluß.

In Grafton führt uns Thorsten direkt zum ALDI. Es muß wieder richtig eingekauft werden, denn der SPAR-Laden in Yamba hat doch nur ein beschränktes Angebot. Danach fällt uns nichts Besseres ein, als ein "Brathähnchen" in einem Imbiß zu verzehren. Das Hähnchen ist so gut, daß wir für die nächsten Wochen kein Huhn mehr sehen können. Alles was der Aldi nicht hatte, finden wir dann im "COLES". Bei DAN MURPHY kommen noch die alkoholischen Getränke hinzu. Ein Besuch bei Dan lohnt sich immer, hat er doch das preiswerteste Angebot von allen nur denkbaren Getränken. Allerdings liegt er meistens nur verkehrsgünstig für Autofahrer. Vollgepackt fahren wir die Landstraße am Fluß zurück. Hauptziel ist das Örtchen Maclean, das der schottische Ort in Australien sein soll. Und richtig: Am Sportplatz, wo die Jugend für ein Reiterfest trainiert, stoßen wir auf eine Dudelsackgruppe, die hervorragend schottischen Flair verbreitet. In der Kneipe an der Hauptstraße gibt es auch schottischen Whiskey. Da trauen wir uns nicht dran, denn die Alkoholkontrollen an der Straße sind vielfältig. Ansonsten ist in dem Ort nichts los, und wir lassen uns durch Zuckerrohrfelder zurück nach Yamba rollen.

       

Die nächsten Tage sind mit Arbeit ausgefüllt. Am 3. März wird die ATAIR aus dem Wasser geholt.

Als Graham mit seinem etwas klein geratenen Travellift die ATAIR über die Wasserlinie hebt, ist unser Schrecken groß. Zwei Flunken der Schraube sind verbogen und auch die Welle zeigt eine deutliche Verbiegung. Ob wir das wieder hinbekommen? Als das Schiff aufgebockt ist, holen wir Pete, den Schiffbauer vor Ort. Pete meint, daß er das wieder richten könnte. Es muß eine neue Schraube her und auch die Welle und Lager müssen ersetzt werden. Pete eilt ans Telefon und bekommt am nächsten Tag Kostenvoranschläge und einen Zeitplan. Die Welle dauert 1 Woche und die Schraube zwei. Wir bekommen von unserer Versicherung grünes Licht und Welle und Schraube werden nach Brisbane geschickt.

Was machen wir nur mit der ganzen Zeit? Eigentlich wollten wir in Scarborough das Antifouling aufbringen. Das können wir nun hier machen - zusätzlich zu weiteren Reparaturarbeiten. So soll z.B. die Achtertoilette vollkommen erneuert werden. Pete mit seinen Mannen ist uns eine große Hilfe. Er besorgt auch ein neues Paddelrad für das Log, das wir nun auswechseln können.

Jeden Freitagabend treffen sich ein paar Segelfreunde im Clubraum in der Marina. Craig ist der Vorsitzende und begrüßt uns freundlich. Auch die anderen sind sehr gastfreundlich und laden uns zu sich nach Hause ein. Da würden wir dann ein ordentliches australisches BBQ erleben. Leider sind die Häuser irgendwo am Fluß. Wie sollen wir dorthin kommen? Vielleicht, wenn die ATAIR wieder schwimmt. Am Clubabend gibt es einige Snacks, die reihum jemand mitbringt . Dann gibt es natürlich eine Verlosung ( meistens ist der Hauptpreis eine Platte mit Seafood), und später strengen sich alle mächtig an, wenn es gilt Quizfragen aus einer Zeitung zu beantworten. Zwischendrin erscheint Steve, der für die Heilsarmee sammelt. Er ist dauernd im Einsatz für die gute Sache. Wir treffen ihn später auch im Supermarkt, wo er seinen Sammeltisch aufgebaut hat. So vergeht der Freitagabend immer recht vergnüglich.

Am 4. März schickt mir meine Tochter Annette die Nachricht, daß meine Tochter Lucia Zwillinge geboren hat. Alle sind wohlauf. Wirklich ein Grund zum Feiern!

Mia, Thorsten und ich sind die nächsten Tage damit beschäftigt, zusammen mit Pete die Welle auszubauen. Am 6. März wird sie abgeschickt. Dann kommt das leidige Abschaben und Anschleifen, um den Rumpf für das Antifouling vorzubereiten. Das nimmt drei Tage in Anspruch. Dann wird die neue Toilette inkl. Schläuchen installiert. Eingeweiht wird sie dann später.

In der Woche vom 17. März bis 22. März kommt zuerst die neue Welle mit Lager und dann auch die neue Schraube. Am 24. März wird die ATAIR wieder ins Wasser gesetzt. Alles läuft glatt. Auch die ersten Meter bis zum Steg legt die ATAIR souverän zurück. Ein Motorölwechsel steht noch an, und dann sind wir eigentlich wieder startbereit. Zuerst wollen wir aber noch eine Probefahrt machen. Wir fahren ein Stück aus der Marina hinaus. Dabei tritt bei bestimmten Umdrehungsgeschwindigkeiten der Schraube ein "Singen" auf. Es ist ein unangenehmer Pfeifton. Was ist da los?  Unser Freund Michael von der "SY LUCIE" erzählt uns, daß er das auch mit einer neuen Schraube hatte - von Mexico bis in die Südsee. Dann war es plötzlich weg. Im Internet finden wir ebenfalls entsprechende Erfahrungsberichte. Mit Pete fahren wir nochmal hinaus. Auch er weiß sich keinen anderen Rat, als: Abwarten. Mit Umdrehungsgeschwindigkeiten von 800 - 1000 U/Min können wir nur fahren, wenn wir das "Singen" aushalten. Darüber und darunter gibt es kein Problem. Ein positiver Effekt ist noch, daß die neue Schraube offensichtlich besser "greift". So können wir nun statt wie früher 5 kn Reisegeschwindigkeit locker 6-7 kn erreichen.

                                                                  

                                                                                                     Pete und seine Werkstattcrew beim Abschiedsbier

 

Am 27. März um 17:02 Uhr fährt Thorsten mit dem Bus nach Grafton, um seinen Nachtzug nach Sydney zu erreichen. Von dort geht´s dann über Melbourne nach Deutschland. Gute Reise!  Vielen Dank für die intensive Hilfe. Wir werden uns dran halten: Kontakte pflegen!

                                                                                                                      

 

 

01. April bis 03. April 2014

Törn: Yamba/ Clarence River - Mooloolaba

Strecke: 188 sm

Crew: Mia und Wolfram

Endlich sind wir wieder auf Tour. Es ist kein Aprilscherz als wir am 01. April um 08:20 h ablegen und um 09:00 h den Clarence River hinter uns gelassen haben. Es ist schönes Wetter und einen Teil der Strecke können wir bei einem SE 3-4 Bft sogar segeln (Groß und Fock). Wir lassen die Goldcoast und auch Sandy Strait links liegen und passieren östlich auf See davon. Am 2.4. müssen wir die Uhren um 1 Stunde vorstellen, da wir die Grenze von Queensland passieren und dort ist eine andere Zeit als in New South Wales. Als wir am Nachmittag des 2.4. die Nordspitze Frazer Islands passieren sieht noch alles gut aus. Plötzlich baut sich eine schwarze Wand von Südwest auf. Wir können gerade noch das Groß bergen, als der Starkwind und heftiger Regen einsetzt. Bei über 40 kn aus SW müssen wir gegen Norden ablaufen. Gegen Abend ist der Spuk vorbei und wir können Kurs auf Mooloolaba nehmen. Um nicht nachts in Mooloolaba anzukommen, da dort die Barre sehr gefährlich ist, müssen wir langsam tun. Mit gereffter Fock gleiten wir bei einem angenehmen SE von 10 kn mit 1-2 kn Geschwindigkeit dahin. Es wird eine sehr angenehme Segelnacht bei überwältigendem Sternenhimmel. Die See ist glatt. Solche Erlebnisse wiegen die vielen Mühen auf, die man so hat.

Bei Hochwasser laufen wir um 07:30 h in den Fluß bei Mooloolaba ein. Man muß sich abweichend von dem Richtfeuer etwas Steuerbord halten, damit man nicht auf die Barre aufläuft, die sich vom Backbordfeuer auf der östlichen Mole Richtung Westen erstreckt. Die Lage dieser Barre ändert sich laufend. Die Coast Guard gibt deshalb über Kanal 16 bekannt, welche Position sie aktuell hat. Einmal im Fluß gibt es kein Tiefenproblem mehr und wir erreichen den Ankerplatz südlich der Marina ohne Probleme. Der Anker fällt um 09:00 h.

Gegen Mittag lassen wir das Beiboot zu Wasser und erkunden den Ort. Dazu können wir sehr schön und auch offiziell am Pier der Coast Guard anlegen. Unter von Papageien bevölkerten Bäumen geht es Richtung Marina Komplex und dann an den Strand. Alles ist sehr schön angelegt. Am Strand, sozusagen über die Straße, gibt es eine wahre Restaurantmeile. Wir lassen uns im Veteranenclub direkt oberhalb des Strandes nieder und genießen die Aussicht - und natürlich ein VB (Victoria Bitter Bier) bzw. einen Chardonnay.

Für das Nötigste gibts hier etwas abseits einen Supermarkt. Zu größeren Supermärkten wie Woolworth, kann man mit dem Bus fahren. Alles easy, wie man hier so schön sagt. Nur die Haltestellen des Busses muß man erst finden.

In den nächsten Tagen fahren wir mit dem Dinghi weiter den Fluß hinauf. Dort gibt es einen Schwimmponton zum Anlegen, der vor der Autobahnbrücke liegt. Wir lassen unser Dinghi dort und machen uns auf den Fußmarsch zu einem Mitre 10, wo wir unsere leeren Gasflaschen auffüllen lassen können. Ein Stück weiter befindet sich ein weiterer großer Supermarkt inkl. Mall.

Am 10.04. gelingt es uns einen Platz in der kleinen Marina direkt an der waterfront zu ergattern. Nun können Wasser und Strom ausreichend getankt werden und die Wege zum Bus und Strand sind nicht so weit. Hier lernen wir Andrew und Luisa (SY Apalagi) und Fred und Leona ( Equinox ) kennen, die auch an der sailindonesia teilnehmen wollen. Wir werden sie in Horn Island (Torres Strasse) und Darwin wiedersehen.

 

17. April bis 19. April 2014

Törn: Mooloolaba - Pancake Creek (79. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 247 sm

Crew: Mia und Wolfram

Am 17.04. ist die erholsame Zeit in Mooloolaba vorbei. Endlich wieder segeln. Andrew hilft uns trotz der frühen Stunde ( 07:00 h ) beim Ablegen und eine Stunde später ist die Barre problemfrei passiert. Wir setzen alle Segel: Fock, Genua und Groß bei 2 kn aus E. Leider hält das nicht lange vor. Der Wind dreht auf Nord. Um 02:50 h passieren wir Sandy Point ( 24°58,3´S, 153°26,6´E ) und können den Kurs von 353° auf 284 ° ändern. Aber der Wind dreht mit über NW auf W. Am 18.04. treffen uns schwere Schauer mit Böen bis 25 kn. Die Segel sind längst eingeholt. Das LOG (Geschwindigkeit durchs Wasser) ist ausgefallen. Zum Trost gibt es Lamm zum Mittagessen bei unruhiger See und bei laufendem Motor. Gegen Abend finden sich zwei Tölpel auf dem Achterdeck ein, um dort zu übernachten. Bei etwa 1-2 kn Wind aus West schleichen wir unter Fock und Groß mit 1 kn dahin. Nach den starken Böen und den Schauern brauchen wir auf den Nachtwachen auch etwas Ruhe. Am nächsten Morgen sind erstmal die Tölpel weg und wir haben eine Menge damit zu tun ihre Hinterlassenschaften auf Deck zu beseitigen. Tierliebe kann so schön sein.

Gegen 09:00 Uhr sind wir rechtzeitig vor dem Pancake Creek, um über die auch hier vorhandene Barre bei Tidenhöchststand in den Fluß einzufahren. Es lohnt sich! Ein absolut ruhiger Ankerplatz, mit herrlicher Landschaft und wenig Betrieb. Die Sandbänke im Fluß sehen bei Ebbe tatsächlich aus wie Pfannkuchen. Wir bleiben drei Tage, weil es so schön und erholsam ist. Wie wir noch sehen werden, ist das Kraftauftanken von großem Wert.

 

Ankerplatz im Pancake Creek

  

22. April 2014

Törn: Pancake Creek - Cape Capricorn (80. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 43 sm

Crew: Mia und Wolfram

Schon am 21.4. verlegen wir uns vor die Barre, um am nächsten Morgen früh aufbrechen zu können. Bei Ebbe ist mit unserem Tiefgang von 1,90 m keine Ausfahrt aus dem Pancake Creek möglich. Kaum sitzt der Anker kommen in den nächsten Stunden noch weitere sechs Segler um die Ecke. Die See ist rau und bleibt den ganzen Tag rau, bis wir hinter dem Cape Capricorn den Anker fallen lassen. Es ist zwar ein landschaftlich schöner Ankerplatz unter einem Leuchtturm (dort kann man mit einem Zuglift auf Schienen hochfahren), aber die See ist außerordentlich unruhig. So wird das mit dem Schlafen wenig.

 

23.April 2014

Törn: Cape Capricorn - Keppel Bay (81. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 33 sm

Crew: Mia und Wolfram

Deswegen starten wir schon sehr früh in Richtung Keppel Bay. Auch wieder eine überschaubare Strecke. Bei bewegter See und wenig Wind aus West ist der Motor wieder gefragt. Um 13:00 h laufen wir in der Keppel Bay Marina ein und sind froh ordentliche Duschen vorzufinden. Zum Ort ist es ein ordentlicher Fußmarsch am Meer entlang. Es gibt alle Geschäfte und wir haben Gelegenheit unsere Vorräte ein wenig aufzufrischen.

 

26. April 2014

Törn: Keppel Bay - Great Keppel Island ( 82. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 14 sm

Crew: Mia und Wolfram

Nichts hält uns mehr in der teuren Keppel Bay Marina. Wir gehen den kleinen "Hupfer" nach Great Keppel Island an. Zur Abwechslung weht der Wind aus SE mit 15 kn, sodaß wieder nicht ans Segeln zu denken ist. Nördlich von Great Keppel Island sind wir geschützt und haben am Second Beach einen schönen Ankerplatz zum Ausspannen.

01. Mai 2014

Törn: Great Keppel Island - Keppel Bay

Strecke: 14 sm

Crew: Mia und Wolfram

Nach erholsamen Tagen vor Great Keppel Island, geht es nochmal zurück nach Keppel Bay wegen einsetzendem Nordwind und zur Auffrischung der Vorräte. Man weiß ja nie was kommt. Deswegen die alte Taktik auch bei Kurzstrecken für alle Vorräte (Lebensmittel, Trinkwasser, Diesel) immer einen optimalen Lagerbestand zu haben.

Wir ankern vor der Marina in der Rosslyn Bay. Hier sind wir in ruhigerem Gewässer, aber bis zum 3.5. festgenagelt, wegen der nördlichen Windrichtung.

 

 

03. Mai 2014

Törn: Keppel Bay - Pearl Bay (83. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke:  51 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir sind mehrfach vor der Pearl Bay gewarnt worden. Die Einfahrt wäre extrem schwierig und bei Windrichtungsänderungen, wäre man dem Wetter hilflos ausgeliefert. Wir wagen es trotzdem. Es wird für uns der schönste Ankerplatz in Australien, völlig gefahrlos und ein wundervoller Abend mit anderen Seglern bei Lagerfeuer und Musik am Strand. Schon um 16 Uhr beginnt das überwältigende Abendrot und alle dort ankernden Segler finden sich am Strand ein. Schnell ist Holz gesammelt und das Lagerfeuer in Gang gebracht. Alle haben etwas zum Grillen mitgebracht und es gibt ein Potluck, d.h. jeder bringt für die Allgemeinheit noch einen Salat, Brot, Suppe oder ähnliches mit. So entsteht ein üppiges Büffet. Von der "SY Braminhy" lernen wir Hans kennen. Er ist der Enkel deutscher Einwanderer und hat seine Ukulele mitgebracht. Zu den flotten Liedern wird kräftig gesungen - es ist ja noch keine Zeit zum Grillen. Uns zu Ehren singt Hans "Ein Schiff wird kommen......". Wir sind gerührt. Bis tief in die Nacht wird geplaudert, gegessen, getrunken und gelacht. Alle sind glücklich.

Am nächsten Morgen beschließen wir noch einen Tag an diesem schönen Fleckchen Erde zu bleiben. Es ist ein wolkenloser Tag. Morgens um 6 Uhr sind es nur 19° C. In der Fußpumpe in der Küche ist die Dichtung rausgeflogen, sodaß die Ersatzpumpe eingebaut werden muß. Trotzdem bleibt noch genug Zeit diesen Tag zu genießen.

Segler kommst Du nach Pearl Bay, lege ein bis zwei Tage Pause ein - Du wirst es nicht bereuen.

  

Abendrot in der Pearl Bay                                                                                                                    Grillfeuer und Ukulelemusik am Strand 

 

 

05. Mai 2014

Törn: Pearl Bay - Hexham Island (84. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 35 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wenn man Pearl Bay verläßt, sollte man nicht die westliche Ausfahrt nehmen. Dort ist ein langes Riff, welches fast bis zum Strand reicht. Das ist besonders gefährlich, wenn man bei Ebbe ausläuft. Um 7:00 h laufen wir zusammen mit zwei anderen Booten aus. Wir nehmen den Nordausgang der Bucht, der ausreichende Wassertiefen hat. Die anderen beiden gehen West und sitzen binnen kurzem auf dem Riff. Später hören wir über Funk, daß sich der eine Segler selbst befreien konnte. Für den anderen mußte ein Schlepper kommen. Gewundert hat uns auch, daß beide volle Segel gesetzt  und diese nach dem Auflaufen nicht runtergeholt hatten. Nachwirkungen von dem Strandabend?

Wir selbst segeln bei 1-2 Bft aus S mit Groß und Fock dahin. Wir haben erneut 100% Sonne. Schon um 14:10 h fällt der Anker vor Hexham Island.

Bemerkenswert ist hier der sogenannte Kathedralfelsen. Auf einem der Türme nistet ein Seeadlerpärchen, welches wir bei der Pflege der Jungen beobachten können. Das hat man auch nicht alle Tage.

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Der Kathedralfelsen von Hexham

 

 

06. Mai 2014  ( Die ATAIR startete am 06.05.2003 von Wedel/ Hamburg zu ihrer großen Reise

                           ATAIR: 11 Jahre auf den Weltmeeren unterwegs!!!!!)

Törn: Hexham Island - Digby Island (85. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 43 sm

Crew: Mia und Wolfram

Ein Feiertag: Wir sind heute 11 Jahre auf der ATAIR unterwegs. Es war eine abenteuerliche Zeit mit wechselnden Eindrücken und vielen wunderbaren Erlebnissen. Immer wieder beeindruckend die Menschen, die wir getroffen haben. Besonders hervorzuheben sind die Menschen in den ganz armen Ländern, die oft nicht wissen, wie sie den nächsten Tag bewältigen sollen und trotzdem den Mut nicht verlieren und fröhlich sind.

Beeindruckend ist auch, daß in allen von uns besuchten Ländern die Ausbildung der Bevölkerung einen hohen Stellenwert hat. Sogar auf den abgelegensten Inseln gibt es Schulen und sogar organisierter Zugang zu höheren Schulen. Überall fanden wir auch gutes Trinkwasser vor. Das ist wirklich eine Leistung.

Die Fahrt nach Digby Island findet bei 2 kn Wind unter Motor statt. Schon um 1400 h werfen wir den Anker. Aber uns ist keine Ruhe gegönnt. Plötzlich entspannt die Frischwasserpumpe über das Überdruckventil am Heißwasserboiler. Wir werden durch das Anspringen der Bilgepumpe darauf aufmerksam. Wie immer herrscht Hektik, wenn die Bilgepumpe anspringt, heißt es doch, das Wasser ins Schiff läuft. Der schnelle Geschmackstest muß zeigen, ob es sich um Salzwasser handelt. Wenn ja, wird die Hektik größer, denn dann ist irgendwo ein Leck im Schiff. Dieses mal handelt es sich um Süßwasser. Wir  legen die Pumpe still und schalten auf die Fußpumpen um. Dabei stellt sich heraus, daß die Fußpumpe in der Küche undicht ist. Eilends wird sie ausgetauscht. Wie gut, daß wir genügend Ersatz dabei haben.

Am Himmel zeigen sich Zirruswolken. Am Morgen hatten wir schon ein Morgenrot. D.h. es wird schlechtes Wetter kommen. Manchmal dauert das 1 - 2 Tage, aber dann ist es da - normalerweise. Nachts zeigt sich auch noch ein Halo um den Mond. Ein weiteres "untrügliches" Zeichen für schlechtes Wetter.

 

07. Mai 2014

Törn: Digby Island - Scawfell Island (86. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 45 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die Fahrt nach Scawfell Island verläuft problemlos. Wieder haben wir keinen Wind. Auch haben wir wieder ein Morgenrot. Wir sind besorgt, daß das Wetter umschlagen könnte. Allerdings zeigen unsere professionellen Wettervorhersagen von Wetterwelt, keine besonderen Wetteränderungen und auch die australischen Quellen sagen nichts Schlimmes voraus.

Scawfell Island bietet eine wunderbar sichere Ankerbucht mit gut haltendem Grund und nach SE geschützt. Wir haben eine ruhige Nacht.  

              

   Scawfell Island bei der Annäherung                                                                                Ansicht St. Bees Island am Horizont aus der Ankerbucht Scawfell Island

 

 

08. Mai 2014

Törn: Scawfell Island - Goldsmith Island (87. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 33 sm

Crew: Mia und Wolfram

Und schon gehts weiter. 0645 h starten wir Richtung Goldsmith Island. Immer noch kein Wind. 4/8 Bewölkung. Weitere kleine Inseln ziehen an uns vorbei. Um 1430 h werfen wir Anker auf POS 20° 40,991´S, 149° 08,472´E. Der Grund ist sehr abschüssig und besteht aus losen Steinen. Wir geraten mehrfach ins Driften, sodaß wir uns entschließen in die nächste Bucht umzuankern. Diese nordöstlich gelegene  Bucht ist wesentlich sicherer. Wir bleiben sogar einen Tag hier, weil es so schön ist und wir auf das schlechte Wetter warten. Aber es kommt nicht.

     

                                                                                                                                    Goldsmith Island

 

10. Mai 2014

Törn: Goldsmith Island - Cid Harbour/ Whitsunday Island ( 88. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 31 sm

Crew: Mia und Wolfram

Jetzt haben wir die Whitsundays erreicht und es fängt an zu regnen. Ist das das schlechte Wetter? In der Bucht Cid Harbour liegen wir sicher. Ein herrlicher Ankerplatz. Die Whitsundays sind ja bei den Australiern ein beliebtes Ausflugsziel. Schöne Inseln mit Sandstränden etc. Vom Festland ist es nicht weit, und so ist an den Wochenenden immer alles voll. So sind wir an diesem Samstag auch nicht allein - aber es läßt sich aushalten, wenn nicht diese von uns verachteten Scooter wären. Endlich hat man einen ruhigen Ankerplatz erreicht und schon kommen sie herbei und machen Krach und unangenehme Wellen.

Am Nachmittag setzen Böen aus SE ein und obwohl wir geschützt liegen wird eine Windstärke von 6 Bft erreicht. Wir beschließen am nächsten Tag die 16 sm bis Abell Point Marina in Angriff zu nehmen, damit wir sicherer liegen.

  

Ankerplatz in Cid Harbour in den Whitsunday Islands

 

11. Mai 2014

Törn: Cid Harbour/ Whitsunday Island - Abell Point Marina (89. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 16 sm

Crew: Mia und Wolfram

Ein überaus kurzer Törn, der unter starken Böen bewältigt werden muß. Allerdings kommen sie von achtern, und das ist erträglich. Trotzdem brauchen wir wegen der schlechten Bedingungen fünf Stunden. Das schlechte Wetter ist nun da, aber nicht so schlimm, wie die untrüglichen Himmelszeichen erwarten ließen. Die Abell-Marina ist mehr für Motorboote ausgelegt, die die Australier für Wochenendausflüge in die Whitsundays nutzen. Wer nicht draußen ist, bleibt jetzt wegen des schlechten Wetters hier. So auch wir, und es kommen neun Tage zusammen. Der Weg in das Städtchen und zu den Versorgungsmöglichkeiten ist 1/2 Stunde Fußmarsch am Meer entlang. Alles ist auf australische Urlauber ausgelegt und entsprechend teuer.

Neben der Versorgung sind Reparaturen das Hauptthema. Aber wir können auch mal ein Buch lesen. Die gibt es meistens bei den Waschmaschinen der Marinen zum Tauschen - auch in Deutsch. Hin und wieder ist auch was Gutes dabei. Nicht immer nur Rosamunde Pilcher.

 

20. Mai 2014

Törn: Abell Point Marina - Gloucester Passage ( 90. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 25 sm

Crew: Mia und Wolfram

Das nächste große Ziel ist Cairns. Wir wollen das möglichst in Tagestörns machen. Hinter Kap Gloucester gehen wir vor Anker. POS 20° 04,126´S, 148° 26,133´E. Es schauert mal wieder. Der Wind kommt aus SE mit 12 kn. .

 

21. Mai 2014

Törn: Gloucester Passage - Cape Upstart ( 91. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 46 sm

Crew: Mia und Wolfram

Der nächste Ankerplatz ist bei Kap Upstart. Am Morgen bei der Abfahrt gibt es schöne Schäfchenwolken. Unser Ankerplatz ist auf 19° 43,238´S, 147° 45,216´E. Starke Böen bis 27 kn lassen uns noch eine zweite Sicherungsleine an die Ankerkette machen. Die Landschaft erinnert uns stark an Sardinien! 

 

22. Mai 2014

Törn: Cape Upstart - Magnetic Island ( 92. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 68 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir brechen um 06:30 h auf, damit wir die 68 sm im Tageslicht schaffen. Es ist nämlich absolut keine Freude und auch nicht zu empfehlen, durch die vielen Inseln und Passagen bei Nacht hindurchzufahren. Die See ist sehr unruhig, sodaß wir die Note 3 vergeben. Die Wellenhöhe/-stärke/-steilheit/-frequenz teilen wir von 0 aufsteigend in 5 Kategorien ein. Schon um 15:45 h werfen wir Anker vor Magnetic Island. Der Strom hat etwas geholfen, sodaß wir zwischen 7 - 8 kn über Grund fahren konnten.

Als Captain Cook hier vorbeifuhr, fing der Kompass an zu spinnen. Er glaubte, daß magnetische Mineralien auf der Insel vorkamen und nannte die Insel deswegen Magnetic Island. Allerdings wurde später nichts entsprechendes gefunden. War wohl der Klabautermann.

 

 

23. Mai 2014

Törn: Magnetic Island - Orpheus Island/ Little Pioneer Bay ( 93. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 44 sm

Crew: Mia und Wolfram

Heute regnet es ziemlich bei voll bedecktem Himmel. Trotzdem gehen wir den Törn an. Wieder starten wir sehr früh. Ein ruhiger Ankerplatz wird uns in der Little Pioneer Bay vor Orpheus Island von dem Cruising Guide versprochen. Und so ist es. Eine sehr ruhige Ankerbucht mit ausgezeichnet haltendem Grund. Das wissen auch die lokalen Fischer und einige gesellen sich später zu uns. Um 11:45 h sind wir schon da und können uns ausruhen. Das ist auch notwendig, denn am nächsten Tag steht eine Nachtfahrt an.

 

24. Mai 2014 - 25. Mai 2014

Törn: Orpheus Island/ Little Pioneer Bay - Cairns (94. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 124 sm

Crew: Mia und Wolfram

Mit dieser Etappe haben wir ab Hamburg mehr als 24 000 sm zurückgelegt !!!!!

Um 06:25 h gehts los. Die Fischer sind schon längst weg. Ein wolkenloser Himmel und ein Wind so um die 8 kn läßt einen wunderbaren Törn erwarten. Die Welle ist bei 1! Auch die Nacht zeigt sich von der besten Seite. Zunächst wölbt sich der südliche Sternenhimmel prächtig über der ATAIR. Um 03:00 h geht der Mond auf und zeigt sich ebenfalls in glänzender Verfassung. Es gibt ab und zu eben auch schöne Tage beim Segeln.

Außerdem gibt es was zu feiern. Wir haben ab Hamburg über 24 000 sm zurückgelegt. Wenn das nichts ist ! Wir sind ein wenig stolz auf uns, es bis hierher geschafft zu haben.

Die Einfahrt nach Cairns ist zwar gut betonnt, aber sehr lang. Es geht sehr weit den Fluß hinauf. Der Fluß vor Cairns ist voll mit Segelbooten, sodaß wir etwas weiter flußabwärts ankern müssen. Das gibt wieder lange Dinghifahrten. Um 07:30 h sitzt der Anker. SY Moet sehen wir vor Anker. Zunächst sinken wir erstmal in die Koje. Es ist schon aufregend und anstrengend jeden Tag in ein völlig unbekanntes Revier zu kommen. Und im Gegensatz zu den Kommentaren in den Segelbüchern, ist das Segeln hinter dem Great Barrier Reef absolut nicht einfach. Auf der einen Seite der Kontinent, auf der anderen Seite das Reef und dazwischen viele Inseln und Inselchen. Hinzu kommt noch die Großschifffahrtslinie und das zeitweise unfreundliche Wetter. Man darf nicht vergessen, daß etwas weiter nördlich Captain Cook auf ein Riff aufgelaufen ist und fast das Schiff verloren hätte. Ich komme später darauf zu sprechen.

Am folgenden Tag sind wir in Cairns. Das ist eine lebendige Stadt, die auch für Touristen ein Anziehungspunkt ist. Wir schwingen uns in den historischen Zug nach Kuranda, das auf ca. 1000 m Höhe in den Bergen liegt. Die Reise ist spektakulär. Sie führt über schwindelerregende Brücken, an Wasserfällen vorbei und durch eine Vielzahl von engen Tunneln. Wir lernen Louise und Bruce kennen.

 

 

Historischer Zug Cairns - Kuranda           

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Louise und Bruce

Die Beiden sind auf ihren ersten Törns auf dem Weg nach Indonesien. Das Boot haben sie gerade gekauft. Louise malt gerne und gut. Bruce war Ingenieur und ist nun pensioniert. Norman ist ebenfalls an Bord. Er ist ein französischer Hirtenhund und hat die Eigenart, nur an Land sein Geschäft verrichten zu können. Das ist zuweilen etwas stressig, z.B. wenn überall Krokodile herumliegen. Norman haben sie später zu Louises Mutter per Luftfracht geschickt. Vor Cooktown (s. weiter unten) haben sie dann das ganze Vorhaben abgebrochen, weil das schlechte Wetter ihnen gezeigt hat, daß das doch ohne etwas mehr Erfahrung nicht geht. Heute leben Louise und Bruce in Cairns. Nach anfänglichem Yachtputzen, hat Louise eine Galerie aufgemacht. Ihre Gemälde verkaufen sich bestens. Bruce hilft wo er kann. Norman ist auch wieder "an Bord". Wir sind in ständigem Kontakt (7/2015). Vielleicht gelingt es uns, eine gemeinsame Ausstellung in Deutschland zu machen.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

In Kuranda ist eine angenehme Temperatur, und wir genießen die Kühle. In Cairns herrschen z.Z. tropische Temperaturen. Ansonsten gibt es außer einigen Ständen mit Aborigines - Kunst nicht viel zu sehen, außer einem Stand mit Thüringer Bratwurst, der von zwei Einwanderinnen aus Ostdeutschland betrieben wird. Natürlich müssen wir die probieren, und was sollen wir sagen? Es schmeckte vorzüglich. Sie haben nämlich einen Freund, der die Würste herstellt! Es gab auch noch andere Sachen: Sauerkraut, Kassler, Marmeladen selbstgemacht, Bratkartoffeln etc.

Zurück gehts mit dem Bus ins tropische Cairns. Beeindruckend die Badelandschaft am Ufer des Flusses, aber direkt in der Stadt. Die ist so raffiniert angelegt, daß man meint im Fluß zu baden, obwohl man einige hundert Meter davon entfernt ist.

Shoppingmüde Männer werden an einer Kneipe freundlich zum Abzweigen eingeladen.

 

Schade, daß die Tage in Cairns schon vorbei sind. Ein nettes, lebendiges Städtchen.

 

                                                                                                                                                                                                                                                         

31. Mai 2014

Törn: Cairns - Low Islets ( 95. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR )

Strecke: 40 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die Reise nach Low Islets verläuft unspektakulär. Wegen der nur 40 sm lassen wir es am Samstagmorgen langsam angehen. Wir müssen ja auch noch die Tide im Fluß von Cairns berücksichtigen. Also heißt es, auf die beginnende Ebbe zu warten. Um 09:50 h ist es so weit. Der Himmel ist zu 7/8 bedeckt und es schauert ab und zu. Der Wind ist mit 6-7 kn gerade ausreichend für die Fock. Wir setzen nicht die Genua, da Böen bis 25 kn angekündigt sind. Tatsächlich haben wir diese gegen 11:00 h.

Um 15:45 h erreichen wir das Ziel bei Position 16° 22,864´S, 145° 33,789´E. Bei der Einfahrt in die Bucht sehen wir 5 Haie, die sich um irgendeine Beute balgen. Uns wird etwas schummrig, als wir das sehen. Natürlich wird der sowieso nicht anstehende Badespaß nochmals extra gestrichen. Da der Wind weiter aus Süden kommt, liegen wir gut geschützt, und wir können den Sonnenuntergang entspannt geniessen, so wie auch den sundowner.

                                                                           

 

02. Juni 2014

Törn: Low Islets - Cooktown ( 96. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR )

Strecke: 62 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die Low Islets verlassen wir unter Böen und Regen. Der Wind kommt mit 15-20 kn aus S/SE, also ein schöner Segelwind. Den nutzen wir mit Fock und Genua aus. Später am Tag läßt der Regen nach. Wir fahren bei Flut in den Fluß von Cooktown ein. Der Fluß ist ziemlich eng, und wir haben Schwierigkeit genug Schwojenraum zu finden. Schließlich finden wir ein Plätzchen. Louise und Bruce (s.o.) sind schon da. Endlich können sie Norman wieder an Land bringen.

Allerdings hören wir in der Wettervorhersage, daß sich das Wetter wesentlich verschlechtern wird.

Cooktown war der Ort bzw. Fluß, wohin sich Captain Cook mit seiner " Endeavour " flüchten konnte. Das Schiff war auf einem Riff im Bereich des Great Barrier Reefs leckgeschlagen. Die " Endeavour " wurde am Flußufer an Land gesetzt und repariert. Es dauerte Monate, bis die Reise fortgesetzt werden konnte.

 

03. Juni 2014

Törn: Cooktown - Lizard Island ( 97. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR )

Strecke: 51 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir verlassen Cooktown nahezu fluchtartig, weil schlechtes Wetter droht. Der Fluß ist sehr schmal und bei dem angekündigten Windwechsel könnten wir wieder wie in Yamba auf Legerwall geraten. Durch Ebbe und Flut wird sowieso die ATAIR um 180° gedreht, sodaß sich der Anker leicht herausarbeiten kann.

Bei 10 kn aus SE und Böen bis 20 kn verlassen wir den Fluß bei beginnender Ebbe. Wir können mit gereffter Genua gut segeln. Rechtzeitig um 16:40 h kommen wir in der Watson Bay an. Gerade noch rechtzeitig, denn schon setzen Böen bis 40 kn ein. Die Bucht läßt die Wellen nicht sehr hoch werden, da die Windrichtung weiter SE ist. Jedoch zerrt die ATAIR heftig am Anker, sodaß wir noch eine zweite Sicherungsleine an der Ankerkette anbringen. Es ist auch günstig, daß wir freien Seeraum hinter uns haben, wenn der Anker rutschen sollte.

Am 05.06. regnet es ununterbrochen. Der Wind hat auf knapp über 30 kn nachgelassen. Andere Ankerlieger (2 Katamarane) haben sich näher ans Ufer verlegt, soweit es ihr Tiefgang zuläßt. Wir können da mit unseren 1,90 m nicht mithalten. So sind wir Wind und Welle stärker ausgesetzt. Es gesellen sich noch 3 Fischerboote zu uns. Das ist immer ein untrügliches Zeichen, daß die Wetterbedingungen mit Sicht auf die nächsten Tage wirklich schlecht sind.

06.06.  Der Wind geht auf 25 kn aus SE zurück. Dafür schüttet es in Strömen. Im Schiff wird es wegen der Raumfeuchtigkeit unangenehm. Wir können nur jeweils kurz lüften. Der Luftdruck zeigt keine Änderung. Die SY Akori läuft zu unserer Überraschung aus - bei dem Schietwetter! Inzwischen ist der Wind wieder bei 37 kn.  Nach 1 Stunde ist SY Akori wieder zurück. Sie hatten wohl nicht bedacht, daß da draußen, ohne Schutz der Insel, noch unangenehmere Bedingungen sind.

07.06. Heute haben wir starken Schwell aus Süd. Hinzu kommt eine Windwelle aus SE. Alles in allem läßt das keine Gemütlichkeit aufkommen. Wir verkriechen uns ins Innere der ATAIR und lesen etwas über die Geschichte von Lizard Island.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Lizard Island

Nach Cooktown lief die Endeavour in diese Bucht ein, wo auch wir ankern. Wir sind mal wieder auf Cooks - Spuren. Das ist nicht unbedingt schwer, weil er viele Inseln und Landschaften für Europa entdeckt hat. Cook erstieg den Berg der Insel, um Ausschau zu halten. Er wollte von dem ca. 300 m hohen Berg eine Durchfahrt durchs Barrier Reef finden. Gleichzeitig sandte er ein Ruderboot aus, das dieselbe Aufgabe hatte. Cook meinte eine Durchfahrt gesehen zu haben und siehe da, die Mannschaft des Ruderbootes hatte dieselbe Durchfahrt entdeckt. So gelang es Cook sein " Endeavour " aus dem " Gefängnis " an der australischen Ostküste herauszusteuern.

Eine weitere Geschichte, die bis heute die Australier beschäftigt, ereignete sich ebenfalls auf dieser Insel. Der Siedler Watson kam im 19.Jhdt. mit Frau und Kind nach Lizard Island und siedelte dort in der Bucht, in der wir jetzt mit der ATAIR liegen. Zwei chinesische Diener waren ebenfalls dabei. Sie lebten von einer kleinen Farm und den Einkünften, die Watson durch Sammeln und Verarbeiten von beche-de-mer (Seegurken) auf den umliegenden Inseln erzielte.

Der Berg und die Insel sind ein Heiligtum der Aborigines. Sie besuchen die Insel von Zeit zu Zeit, um religiöse Zeremonien abzuhalten. Möglicherweise wußten das damals die Watsons nicht. Als Watson mal wieder auf Reisen zum Sammeln ging, welches mehrere Monate dauern konnte, kamen die Aborigines öfter zum Haus und machten klar, daß Frau Watson da weg müßte. Frau Watson unternahm nichts, sondern hielt immer ihr Gewehr bereit. Eines Tages war einer der beiden chinesischen Diener verschwunden. Die Aborigines tauchten immer wieder auf. Frau Watson machte keine Anstalten den Ort zu verlassen. Sie hatte kein Boot, da ihr Mann das brauchte. Nicht lange, so gab es einen Angriff auf den zweiten Diener, und er wurde verletzt. Nun war Frau Watson in Panik. Sie nahm das Gewehr und ihren Sohn und versuchte eine der nächstgelegenen Inseln in einer großen Blechwanne zu erreichen. Die Wanne wurde zum Auskochen der Seegurken benutzt. Sie kam auch dort an. Spätere Suchtrupps fanden sie und ihren Sohn, sowie den Diener, verdurstet vor.

Die Watson-Wanne und andere Utensilien der Familie Watson werden heute in einem Museum gezeigt .

Lizard Island ist bei den Australiern sehr beliebt. Absolutely Must für Segler und andere Bootfahrer. Es gibt ein Resort auf der Insel, daß uns jedoch nicht in Betrieb zu sein schien.

Heutzutage wird empfohlen, den Berg nicht zu erklimmen, da er nach wie vor ein Heiligtum der Aborigines ist. Der Ayas Rock in der Mitte Australiens ist inzwischen aus demselben Grund für Touristen gesperrt.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

08.06.  Gleiche Bedingungen wie am 07.06. Wir sind reichlich genervt. Die mitgenommenen Bücher haben wir inzwischen ausgelesen. Jetzt bleibt nur noch das beliebte Kartenspiel "Mau Mau", daß wir mit eigenen Regeln spielen, damit es spannender wird. Gegen Abend läßt der Wind auf 15-25 kn nach, und es gibt nur noch Schauer. Wir denken ans Weitersegeln.

09.06. Es regnet in Strömen bei nur 10 kn Wind. Wie immer fangen wir das Regenwasser mit einer Plane auf, die wir zwischen Biminitop und Achterstagen aufspannen. Die Plane hat in der Mitte einen Abfluß und über einen Schlauch gelangt das Regenwasser in einen Behälter. Es könnte auch direkt in die Wassertanks geleitet werden. Dafür ist es uns aber zu sehr mit feinem Sand verunreinigt. Das Regenwasser benutzen wir zum Spülen und Wäschewaschen. Wasser aus den Tanks wird außerdem zum Kochen verwendet. In die Tanks geben wir von Zeit zu Zeit Silbernitrat, um mögliche Bakterien zu vernichten. Zum direkten Trinken nehmen wir nur Wasser aus gekauften 5,3 und 1 l Behältern.

Der Wetterbericht meldet, daß das Tief in den letzten Zügen liegt. Da das nächste Ziel 81 sm entfernt liegt, beschließen wir, morgen Abend aufzubrechen.

 

10. Juni 2014

Törn: Lizard Island - Owen Passage/ Flinders Island ( 98. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 81 sm

Crew: Mia und Wolfram

Während des Tages klart der Himmel auf und unsere 7-tägige Leidenszeit hat ein Ende. Der Wind läßt auf wenige Knoten nach. In diesem Land, scheint es keine gemäßigten Wetterbedingungen zu geben. Entweder Starkwind und Regen oder Flaute. Nachts kommt der Mond hervor. Am Horizont in Richtung Festland sehen wir Wetterleuchten. Ungewöhnlich für uns: wir brechen um 23:25 h auf.

Durch die Owenpassage erreichen wir einen idyllischen Ankerplatz hinter Flinders Island. POS: 14° 10,771´S, 144° 13,739´E.

Die Insel ist zu Ehren Matthew Flinders benannt, der als erster Australien umsegelt hat. Flinders segelte zeitweise auch auf dem Schiff von Captain Bligh mit.

 

11. Juni 2014

Törn: Flinders Island - Morris Island (One Palm Island) (99. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 62 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir brechen wieder mitten in der Nacht auf, um die verschiedenen Tidenströmungen an der australischen Küste auszunutzen. Unsere Fahrt wird durch einen klaren Vollmond erleichtert. Gegen 10:40 h erreichen wir den Ankerplatz nördlich von "One Palm Island". Und wirklich steht hier eine einsame Kokospalme. Der Rest der Insel ist mit Sisal bewachsen. Wie kam es dazu?

Die Engländer verloren seit der Entdeckung Australiens viele Schiffe und auch natürlich die Mannschaften. Meistens konnten sich die Menschen auf eine der vielen Inseln des Great Barrier Riffs retten. Dort verdursteten und verhungerten sie und konnten nur tot geborgen werden. Die britische Admiralität kam auf die zündende Idee auf den Inseln Kokospalmen anzupflanzen. Aber wie sollten die Schiffbrüchigen die Kokosnüsse ernten? Da die Sisalpflanzen sehr lange und holzartige Blütenstengel ausbilden, pflanzte man auch Sisal an, damit die Schiffbrüchigen ein Werkzeug hätten, mit dem sie die Kokosnüsse von den Palmen schlagen könnten. Wieviele Schiffbrüchige aufgrund dieser Strategie überlebt haben ist nicht bekannt.

Jedenfalls können wir auch den Sisal, einige Pelikane im Flug und den herrlich leeren Strand ausmachen. Nachdem wir uns etwas von der langen Nacht erholt haben, ist der Strand nicht mehr so leer. Mia entdeckt einen schwarzen Gegenstand, Baumstamm oder sowas. Der Blick durchs Fernglas bringt uns zum Erschaudern. Dort liegt ein ca. 6 m langes Salzwasserkrokodil. Unser erstes Krokodil in Australien!

Erst als der neben uns ankernde Fischer mit seinem Beiboot um die Ecke kommt, gleitet das Krokodil langsam, langsam ins Wasser. Louis (so heißt der Fischer) kommt zu uns an Bord, um uns etwas Fisch anzubieten. Wir erzählen von dem Krokodil, welches er noch gar nicht bemerkt hatte. Er ist etwas geschockt, weil er immer Fischabfälle ins Meer wirft. Dabei hat er bisher nur sehr große Haie gesehen. Die Krokodile sind ebenfalls scharf auf Fisch, ihre Hauptnahrungsquelle. Auch schwimmt Louis öfter an Land. Er versichert uns, daß er das nun nicht mehr tun würde. In unserem Revierführer lesen wir, daß 1991 mal ein Krokodil hier gesichtet worden sei. Nun ja, wir denken - die sind überall - zu jeder Zeit!!!!!!!!!!!!!

Tage später erfahren wir von einem australischen Skipper, daß er einen Tag vor unserer Ankunft, zur Insel geschwommen sei. Wir trinken einen Rum auf sein zweites Leben.

 

                                                                                       

                                                                                                                     ca. 6 m langes Salzwasserkrokodil auf One Palm Island 

 

12. Juni 2014

Törn: Morris Island - Portland Road Bay ( 100. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR  !!!!!! )

Strecke: 61 sm

Crew: Mia und Wolfram

Dieses ist ein bedenkenswerter Törn, denn wir segeln die 100. Etappe unserer Weltumsegelung (ohne den "Ausflug" von Brisbane nach Sydney und zurück). Im Logbuch ist nur eine Zeile über diesen Törn und die sagt, daß wir 8/8 Bedeckung  und Schauer haben. Immerhin können wir mit der Genua segeln. Abends befinden wir uns auf 12° 35,553´S, 143° 24,448´E vor Anker.

 

14. - 15. Juni 2014

Törn: Portland Road Bay - Horn Island / Torresstraße ( 101. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke:  146 sm

Crew: Mia und Wolfram

Am 13.06. wollen wir starten. Wir haben den Anker schon fast hoch, da fällt der Motor aus. Die Dieselleitung ist voll mit Luft. Wo kommt die her? Zuerst muß die Dieselleitung entlüftet werden. Das ist ein langwieriger Prozeß. Der Vorfilter muß geöffnet, gereinigt und wieder gefüllt werden. Dazu muß man in den Motorraum hinabsteigen. Dann kommen die beiden Feinfilter dran. Schließlich stellt sich heraus, daß wir auch die Injektionspumpe entlüften müssen. Damit kenne ich mich noch nicht so gut aus, aber es klappt. Schließlich läuft der Motor wieder. Die Frage, wo die Luft herkommt, ist allerdings noch nicht beantwortet.

Am 14.06., 07:20 h machen wir den 2. Versuch des Starts. Diesesmal klappt es. Wir sind auf dem Weg nach Horn Island, eine Insel die in der Torresstrasse liegt. Dazu muß das Kap York umrundet werden. Kap York ist die nordöstliche Spitze von Australien. Tagsüber können wir segeln. Wir müssen genau Kurs halten, da in diesem Gebiet viele Riffs sind. Außerdem läuft auch noch eine Hauptschifffahrtslinie hier entlang, z.T. mit Verkehrstrennungsgebieten. Von all dem sehen wir nichts, wie das folgende Foto zeigt:

                                                                               

 

Als in der Nacht Kap York an Backbord vorbeigleitet ( wir können natürlich nur das Leuchtfeuer sehen), kommen uns in breiter Front 10 Fischerboote entgegen. Wir wissen nicht wohin. Haben sie uns gesehen? Plötzlich wechseln sie von der breiten Front in Reihe über. An Backbord ziehen sie an uns vorbei. Es sind keine Fischer, sondern Militärschiffe. Wir erfahren später, daß sie in dem Seegebiet zwischen Australien und Papua Neuguinea (PNG) operieren, um Flüchtlingsboote abzufangen. Die Flüchtlinge werden aber nicht gerettet, sondern nach Norden zurückgeschickt. Falls Seenot besteht, werden die Flüchtlinge an Bord genommen und in Lager in PNG und Indonesien gebracht, die teilweise von Australien bezahlt werden. Weiter östlich gibt es keine so lückenlose Überwachung der Gewässer. Hier verläßt sich Australien auf die Wüste und die Salzwasserkrokodile. Wie uns australische Segelfreunde berichten, hat es in jenem Gebiet noch kein Flüchtling bis zu einer Polizeistation oder sonstigen Registrierungsstelle geschafft.

 

Am 15.06., 09:30 h finden wir einen sicheren Ankerplatz vor Horn Island, der nach Norden zusätzlich durch eine Sandbank geschützt ist. POS: 10° 35,791´S, 142° 14,407´E.  Die Einfahrt zum Ankerplatz war nachts nicht einfach, da die Bojen anders lagen, als in der Seekarte angegeben und das Leuchtfeuer arbeitete nicht.

Das Wetter ist schlecht. Für diese Jahreszeit ungewöhnlich regnet es vom 16.06. bis 19.06. morgens ununterbrochen. Der Wind aus SE und S ist mit 20 - 30 kn auch nicht ohne und erschwert uns die Dinghifahrt zum Fähranleger. Außer Diesel gibt es in diesem Flecken wenig. Am 17.06. nehmen wir die Fähre nach Thursday Island, um uns noch ein paar frische Lebensmittel zu besorgen. Wir schauen uns auch die Ankerverhältnisse an. Diese sind wirklich nicht zu empfehlen, weil sie voll im Tidenstrom liegen und gegen die Winde von E über S nach W völlig offen sind.

Die Versorgung auf Thursday Island ist zwar möglich, aber sehr beschränkt, vor allem bei frischen Lebensmitteln. Ansonsten gibt es die üblichen Kneipen und Clubs mit Spielhölle.

Leider bleibt Thursday Island den Seglern nicht erspart, die aus der Südsee kommend, hier Halt machen. Hier ist nämlich z.Z. die einzige Ein- und Ausklarierungsmöglichkeit in der Torresstraße. Wir empfehlen, wenn es irgendwie geht: Weiterfahren! Wenn Ihr doch halten wollt: nicht vergessen sich vorher anzumelden (über Funk) und das Visum schon im letzten Hafen beantragen und erhalten! Es hagelt empfindliche Geldstrafen, wenn man dies nicht tut. Holger und Antje (SY Freya) können ein Lied davon singen.

Der 19.06. sind wir frohen Mutes und wollen Diesel aufnehmen. Etwa 100 m vor der Tankmöglichkeit setzt der Motor wieder aus. Glücklicherweise ist es hier so flach, daß wir gleich ankern können. Nach dem obligatorischen Entlüften der Dieselleitung, springt der Motor beim dritten Versuch an. Wir verschieben das Tanken auf den nächsten Tag. Am 20.06. läuft alles reibungslos und wir  ankern wieder auf unserem alten Platz.

SY Equinox und ....... sind auch inzwischen eingetroffen. Sie wollen unbedingt über Seisia die südliche Route durch den Carpentaria Golf zu der Arnhem Bucht nehmen, weil Wind und Welle als schlecht angekündigt werden. Wir entschließen uns für die direkte Route durch die Torresstraße, weil sie kürzer ist, und wir vor Darwin nicht noch einen Halt einlegen wollen.

Da wir uns als Teilnehmer bei der sailindonesia angemeldet haben, sind wir unter einem gewissen Zeitdruck, den wir gar nicht lieben. Danach sollen wir Ende Juni in Darwin sein, um unser Visum für Indonesien zu beantragen. Das müssen wir in dem dortigen Konsulat persönlich machen. Um das Cruising Permit (Fahrerlaubnis in indonesischen Gewässern) will sich die Organisation der sailindonesia kümmern. s.u. Erfahrungen bei der sailindonesia.

 

  

21. - 26. Juni 2014

Törn: Horn Island/ Torresstraße - Darwin (102. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 735 sm

Crew: Mia und Wolfram

Der Starttag nach Darwin beginnt damit, daß der Motor um 06:30 h ausfällt. Das nun schon routinemäßige Entlüften der Dieselleitung verhilft uns zu einem Start um 07:15 h. Zeit ist bei den starken Tidenströmen nicht zu verlieren. Denn gerade bei der Fahrt vorbei an den in der Torresstraße liegenden Inseln muß man den Ebbestrom erwischen, der von Ost nach West läuft. Um 07:45 h sind wir schon an Thursday Island vorbei und voll im Plan. Während des Tages passiert uns ein großer Frachter (Achtung: hier ist wieder Verkehrstrennungsgebiet) Ein Verkehrstrennungsgebiet ist wie eine Autobahn. Man darf nur auf einer Seite in einem gedachten Kanal fahren. Geisterfahrer gibt es selbstverständlich auch, wie wir 2003 vor der Weser erlebt haben. Also immer schön aufpassen.

Am Nachmittag überfliegt uns ein Motorflugzeug. Wegen der Erfahrungen in Neuseeland, haben wir in Küstennähe immer Kanal 16 eingeschaltet. Der Pilot ruft uns und fragt nach woher und wohin. Anzahl der POB (person on bord), Nationalität und Visum wird abgefragt. Name des Bootes hatte er schon gelesen. So nah war er dran. Er erklärt uns dann noch, daß er von der Küstenwache beauftragt sei, nach Flüchtlingsbooten zu suchen.

Wegen der günstigen Strömung machen wir gute etmale um die 130 sm. Besonders ist der 24.06. mit einem rekordverdächtigen etmal von 152 sm.

Es läuft eigentlich ganz gut, wenn auch die Kreuzsee von 1-2 m Höhe enorm unangenehm ist. Es reicht aber immerhin noch zu dem täglichen Mau-Mau Spiel. Mia gewinnt viermal hintereinander!!!!!

Am 25.06. stehen wir vor der Dundas Straße. Hier beginnt eine Durchfahrt, die zusammen mit der Clarence Straße in etwa mit der Straße von Dover zu vergleichen ist. Hier gibt es Strömungen die an verschiedenen Punkten zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich verlaufen. Es gibt einen Strömungskalender, den man unbedingt dabei haben sollte. Mit dem richtigen Ort zur richtigen Zeit vermeidet man in Strömungswirbel zu kommen oder gegenan fahren zu müssen.

Wir schaffen es noch vor dem Dunkelwerden durch die Clarence Straße zu kommen, und lassen uns dann über Nacht Zeit, um am frühen Morgen in der Fannie Bay anzukommen. Es erwarten uns viele Ankerlieger, die z.T. sicher schon zur sailindonesia gehören. So müssen wir etwas weiter draußen bleiben. Es ist ein schöner Ankerplatz und gut geschützt. Kaum nehme ich das Gas weg, bleibt der Motor stehen. Schon wieder! Der Anker sitzt bereits. Deshalb verschieben wir das Entlüften auf später und ruhen uns erstmal von der stressigen Fahrt von Horn Island aus.

Später am 26.06. telefonieren wir mit der Tipperary Marina und bekommen einen Platz ab Samstag, 28.06. Den Motor bringen wir einen Tag später auch wieder zum Laufen. Trotzdem wollen wir uns bei der Einfahrt nach Darwin nicht auf ihn verlassen und installieren einen Dieselkanister vor dem Motor. Das wird für die 5 sm bis zur Tipperary Marina reichen. 

 

28. Juni 2014

Verholen von Fannie Bay nach Tipperary Marina in Darwin

Strecke: 5 sm

Crew: Mia und Wolfram

Darwin hat einen recht großen Tidenhub, sodaß die Marinen mit Schleusen gesichert sind. Wir selbst müssen auch recht pünktlich vor der Schleuse sein. Der Hafenmeister steht an der Schleuse und weist uns ein. So freundlich! Es ist auch notwendig, denn fast wären wir auf einer Sandbank gelandet, da ich eine BB-Boje übersehen hatte. Wir stehen über Kanal 12 ständig mit dem Hafenmeister in Verbindung. So gelingt schließlich auch die Einfahrt in die Schleuse. Der Liegeplatz wird uns zugewiesen. Wir sind froh mal wieder an einem Steg zu liegen.

Weitere Teilnehmer der Sailindonesia sind bereits in der Marina: Esoterica, Cayenne, Latitude und Beau Soleil. Schnell ist der Kontakt hergestellt und die ersten Informationen über wo liegt was und wie kommt man dahin sind ausgetauscht. Besonders günstig ist, daß es eine Bierbar in der Marina gibt und daß vor dem Tor eine Bushaltestelle ist. So kommt man leicht in die Innenstadt und mit einmal umsteigen sogar bis in den Segelclub in der Fannie Bay, in dem wir die Organisatoren der Sailindonesia treffen sollen. Bereits am nächsten Morgen stehen wir pünktlich auf der Matte - aber es ist niemand da. Erst nach zwei Stunden trifft dann ein Keith ein. Nach langem Hin und Her, bedeutet er uns, daß wir alles selbst machen müssen: vielseitiger Antrag für cruising permit Indonesien, Visa für Indonesien, Zollantrag für Diesel, Tankstelle organisieren, Funkrunde  auschecken etc. Das sind wir ja gewohnt - aber wofür zahlen wir dann eine so hohe Teilnehmergebühr ? Eigentlich nur für das cruising permit und das welcomedinner (ach nein, das mußten wir auch noch extra bezahlen). Nun, das cruising permit hätten wir dann auch noch selbst abschicken können. Auch diejenigen, die nicht so gute Englischkenntnisse haben, müssen den Antrag ohne Hilfe durch sailindonesia ausfüllen.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Sailindonesia

Ausgerüstet mit unseren guten Erfahrungen von der port2port rallye (Neukaledonien-Bundaberg), hatten wir uns für die sailindonesia angemeldet. Wir erwarteten eine ebenso reibungslose und freundliche Organisation, wie seinerzeit in Bundaberg. Unser Erstaunen war nicht schlecht, als wir merkten, daß wir weitgehend auf uns selbst gestellt waren. Das wurde uns nicht erklärt, sondern es geschah dadurch, daß nichts geschah. Wir wurden einfach mit unseren Problemen allein gelassen. Unsere Fragen wurden nicht beantwortet oder dieser Keith war einfach zu den Sprechzeiten nicht da. Da uns Keith gesagt hatte, daß die indonesischen Behörden ineffektiv seien, schwante uns Böses, als wir zum indonesischen Konsulat gingen, um unsere Visa zu beantragen. Aber ganz im Gegenteil: effektiv und freundlich waren die indonesischen Beamten. Innerhalb einer Woche hatten wir die Visa in Händen - so wie angekündigt. Übrigens: das ging uns überall so in Indonesien. Da könnte Australien sich eine Scheibe von abschneiden.

Am 19.07. hatten wir unser Begrüßungsdinner, welches die Segler, trotz des schlechten Essens, in eine zünftige Party verwandelten. Es wurde angekündigt, daß am 22.07. eine technische Unterweisung sei. Da sollte uns ein "Experte" in alles vom Start bis ins Ziel erklären.

Am 22.07. fand diese Unterweisung von 13-17 h statt. Nach zehn Minuten fragte ich meinen Nachbarn (ein Engländer!), ob er etwas verstehen würde. Antwort: Englisch ist zwar meine Muttersprache, aber bei Gott, ich verstehe überhaupt nichts. -  Es war katastrophal. Der Mann nuschelte, trotz mehrfacher Zwischerufe, vor sich hin. Wir hätten auch daheim bleiben können.

Die schlechte Organisation der sailindonesia setzte sich in Kupang fort. Die Route ab Kupang war völlig unklar und wurde später mehrfach geändert. Hier ging es vor allem um die Festlegung der Buchten und Häfen, die man anlaufen sollte. Die Änderungen wurden damit erklärt, daß man die Landausflüge nicht habe organisieren können. Wir entschieden, uns von der sailindonesia zu trennen und unseren eigenen Weg durch die indonesische Inselwelt zu finden. In der Medana Bay erfuhren wir den wahren Grund der Routenänderungen. Die Leiterin der dortigen Marina erzählte uns, daß sie jedes Jahr einen hohen Geldbetrag an die Organisatoren der sailindonesia zahlen müsse, wenn sie wolle, daß die Teilnehmer in ihrer Marina Station machen. Aha, jetzt wurde uns vieles klar. Nicht genug, daß die beiden Daddys Keith und Sam mit ihren gesamten zahlreichen Familien bei den Begrüßungszeremonien inkl. Essen teilnahmen und sich von den lokalen Politikern feiern ließen, sackten sie so nebenbei auch noch Bestechungsgelder ein. Pfui Teufel!

Eindeutige Empfehlung von uns: Nicht teilnehmen!!!!!

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

                                                    

 

                                                     

                                                                       Musik und Tanz auf dem Mindilimarkt                                              Multi-Didgeridoo auf dem Mindilimarkt

Eine der schönsten Sachen, die man in Darwin machen kann, ist, den Mindili Markt zu besuchen. Er findet einmal im Monat sonntags statt und liegt am Strand der Fannie Bay sehr schön unter Bäumen. Hier kann man die Vielfältigkeit der Kulturen der australischen Einwanderer bewundern. Kunst, Schmuck, Selbstgebasteltes (z.B. Flugzeuge aus Coladosen), Musik und das Essen und Trinken aus aller Herren Länder. An dem Stand mit Krokodilwurst kommen wir gerade noch vorbei, aber an der Paella müssen wir einfach Halt machen. Wir haben noch nie eine so gute Paella gegessen wie hier - auch nicht in Spanien. So schlendern wir unter den Bäumen dahin, bleiben bei einem Steineverkäufer stehen. Er bietet Schmuck aus Zebrastein an. Ja, das gibt es - gelb-rot gestreifter Stein. Dazu dann sehr verschiedene Onyxe und Armbänder aus Krokodilleder - mit Zähnen!

 Zwischen den Buden führt ein Peitschenknaller seine Künste vor und versucht Kindern die Tricks dazu beizubringen. Man fühlt sich ins Outback versetzt. Dann kommen wir an dem Didgeridoo Spieler vorbei. Er spielt auf vier Didgeridoos gleichzeitig( Blasinstrument der Aborigines ). Virtuos! Er entlockt den hölzernen Röhren alle Laute des Outbacks und das zu einem Rythmus, bei dem die einheimischen Mädels nicht still sitzen können, sondern tanzend auf den Platz springen.                      Wurstangebot auf dem Mindilimarkt

Wenn die Sonne untergeht, versammeln sich alle am Strand, um das phantastische Schauspiel zu bewundern und mit dem Träumen anzufangen. Was kommt hinter dem Horizont? Dort liegt Timor - unser nächstes Ziel. Welche Abenteuer erwarten uns auf der Reise nach und durch Indonesien?

                                                          Abendstimmung am Mindilistrand             

 

Jetzt müssen wir auch mal etwas vom Landesinneren Australiens sehen. Flugs mieten wir ein Auto und fahren in den Litchfield Park. Den Krokodilpark lassen wir aus, weil es uns nicht gefällt, daß dort Krokodile zum Hochspringen angeleitet werden, nur damit die Touristen sich gruseln können.

Litchfield ist eine Savanne mit der typischen Vegetation, hat aber auch Urwaldteile an den vielen Gewässern, die sich in diesem Gebiet finden. Schöne Wasserfälle gibt es, in denen man in der Trockenzeit baden kann. Unter uns: In der Regenzeit kommen die Krokodile bis hier hoch.

Wo kommt nur das ganze Wasser her? Es regnet doch über Monate hin nicht. Der Untergrund besteht aus Sandstein. In der Regenzeit saugt sich dieser Sandstein voll wie ein Schwamm und gibt das Wasser über die Trockenmonate ab. Wir freuen uns, denn nun können wir endlich mal baden.

Im Gelände gibt es viele Termitenhügel. Vor dem größten lassen wir uns ablichten. Diese Kunstwerke werden magnetische Termitenhügel genannt, weil sie sich von Nord nach Süd ausrichten. D.h. die Schmalseite der Hügel ist nach Süden gerichtet. So erreichen die Krabbeltierchen, daß die Sonneneinstrahlung auf ihr Haus möglichst gering ist. Die Kühlfläche wird durch eine gerippte Form vergrößert und erzeugt zwischen den Rippen auch Schatten. Raffiniert!

 

    "Magnetische" Termitenhügel im Litchfieldpark                                                                                                                                                                     Viktoria Wasserfälle im Litchfieldpark

Die Tage waren angefüllt mit Reparaturen, besorgen von Ersatzteilen und den organisatorischen Dingen, sodaß wir froh waren manchmal an der "after work party" in der Fußgängerzone mitzumachen oder auch in der Marina den Grill des Hafenmeisters anzuschmeißen. In der Marina gibt es auch noch einen Kiosk, wo man gut essen kann. Ein gutes Bier gibt es auch noch.

Für unseren Motor besorgten wir ein "zweites Herz". Wir hatten gelesen, daß es häufig zu Motorausfällen kommt, weil die im Motor integrierte Dieselförderpumpe nicht richtig funktioniert. Um diese Fehlfunktion auszuschließen kann man in der Nähe des Dieseltanks eine elektrische Förderpumpe einbauen, die dann die Dieselversorgung sicherstellt. Mit dem Einschalten der Zündung wird auch die el. Pumpe eingeschaltet.

In einem Copy shop in Darwin konnten wir für 200 AUS$ etwa 70 Seekarten erstehen, die den ganzen Weg bis Trinidad abdeckten.  Außerdem erwarben wir ein "tablet". Mit dem Programm "navionics" und dem eingebauten GPS können wir nun sehr schön unsere Route verfolgen. Das ist besonders wichtig bei Einfahrten von Buchten und Häfen oder zwischen Riffs. (Aber Achtung: die Karten dieser Programme basieren auf üblichen Seekarten. D.h. z.B. in der Südsee können die Lagen der Inseln oder Riffs schon mal 0,5 - 1 sm abweichen. Dann empfiehlt es sich Google Earth über die Karte zu legen.) Die Einzelkarten kann man online herunterladen. Die Kosten belaufen sich pro Seegebiet wie z.B. Südatlantik auf 58 US$. Das navionics - Programm ist eine erhebliche Erleichterung beim Navigieren. Nichtsdestotrotz liegt die entsprechende Seekarte immer auf dem Tisch. Dort werden auch die Positionen eingetragen und die etmale überprüft.

Natürlich muß der Segelmacher auch nochmal ran, um alle Segel zu überprüfen. Zwischenzeitlich räume ich die Achterkiste aus und streiche sie neu.

Alle Dieselfilter werden erneuert und unser Duogen - Generator geschmiert. Alle Winschen werden gefettet.

                                   

24. Juli 2014

Verholen von Tipperary Marina nach Fannie Bay inkl. Tanken.

Strecke: 5 sm

Crew: Mia und Wolfram

So kommt die letzte Woche vor dem Start nach Kupang herbei, der für den 26.07. vorgesehen ist (Neumond!). Zum Tanken müssen wir aus der Marina hinaus und zur Fischerwerft zum die Ecke fahren. Es ist der 24.07. und es bläst ein kräftiger Westwind. Zudem müssen wir bei Hochwasser tanken, weil wir sonst vor der Tankstelle auf Grund sitzen würden. Der Pier zur Zapfsäule ist sehr hoch und zunächst gelingt es Mia nicht, die Leine zum Tankwart hochzuwerfen. Wegen des Winddrucks kann ich aber auch nicht das Steuer verlassen. Schließlich gehen wir achtern in die Nähe des Piers und ich kann den Festmacher platzieren. Unsere Nerven sind bereits angespannt, da kommt ein belgisches Boot (SY SAS) um die Ecke. Die sehr korpulente "Lady" am Bug schreit gleich herum. Wir hätten sofort den Pier zu verlassen, weil sie zum Tanken angemeldet seien. Sowas haben wir unter Seglern selten erlebt, und wir fallen in den "slow motion modus". Die "Dame" wird uns später noch mehrmals negativ auffallen. Das Ablegen vom Pier ist kein Problem, da wir auf der Leeseite sind. Wir nehmen Kurs auf die Fannie Bay. Dort haben wir einen Tag Zeit die zollfreie Lieferung entgegenzunehmen und auszuklarieren.

Noch ein letzter Drink im Darwin Sailing Club und dann "Fare well" Australien. 

 

26. - 29. Juli 2014

Törn: Darwin/ Australien - Kupang/Indonesien (103. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 468 sm

Crew: Mia und Wolfram

Der Start ist für 11 h vorgesehen. Von den Tidenströmen her gesehen ist das nicht optimal, sodaß wir schon um 08:00 h auf der Strecke sind. So ersparen wir uns das Gedränge am Start und die kindischen Rallye-Wettbewerbe wie "Wer hat das Boot am schönsten geschmückt", "Wer segelt zuerst über die Startlinie" usw.

Das Wetter ist nicht das beste. Ab und zu kommt ein Schauer vorbei. Der Wind kommt zwar von Ost, hat aber mit unter 10 kn wenig Kraft. Zunächst hilft der Ebbestrom, sodaß wir mehr als 7 kn über Grund erreichen. Am zweiten Tag müssen wir ohne den Tidenstrom auskommen, und wir haben nur 3 - 4 kn Geschwindigkeit.

Am 27.07. nimmt der Wind weiter ab und dreht über Nord nach Südwest. Wir motorsegeln mit dem Groß. Der Sonnenuntergang fällt spektakulär mit einem "touch down" und einem kleinen grünen Blitz aus. Der grüne Blitz tritt auf kurz nachdem die Sonne im Meer untergegangen  und die Luft klar ist. Es ist ein seltenes Phänomen. Besonders gut soll man es in Biarritz erleben können. Nun, wir haben es auch hier.

Die Nacht ist sternenklar und auf Wache lädt dieser Anblick zum Träumen ein. Ab und zu fällt auch mal eine Sternschnuppe, und man muß aufpassen, daß man sich schnell was wünscht. Dieser Wunsch soll dann in Erfüllung gehen. Wir wären erstmal froh, wenn wir sicher in Kupang ankommen würden.

Damit uns nicht zu wohl wird, fällt der Autopilot aus. In einer mehrstündigen Reparatur gelingt es mir ihn wieder funktionsfähig zu machen. Glücklicherweise war es kein elektronischer, sondern "nur" ein mechanischer Defekt im Getriebe. Ein Zahnrad hatte sich verschoben.

In den kommenden Tagen nimmt der Seegang zu. Am 29.7. haben wir um 06:30 h Timor in Sicht. Der Wind hat auf Ost gedreht und wir erreichen bei 7 - 8 kn Fahrt ein etmal von 168 sm. Nach den 166,1 sm auf dem Weg nach Sydney, ist das ein neuer Rekord für die ATAIR!!!!!

Der Wind frischt auf 30 kn aus Ost auf. Bei recht bewegtem Seegang fällt der Anker um 15:30 h vor Kupang. Das Anlanden mit dem Dinghi schminken wir uns gleich ab und ruhen uns von der Überfahrt aus, sofern es die Schaukelei zuläßt.

Am nächsten Tag heben wir bei einer Bank 4 Mio Rupien ab. Endlich Millionär! Umgerechnet sind es 263,84 €. Im übrigen kümmern wir uns um die Versorgung inkl. Tanken aus Kanistern. Um einen Gemüsemarkt zu erreichen, nimmt ein Motorradfahrer Wolfram auf dem Soziussitz mit. Natürlich ohne Helm. In halsbrecherischer Fahrt geht es hin und zurück. Fahrer wie Sozius sind hinterher glücklich. Der Sozius, weil er überlebt hat und der Fahrer, weil er helfen konnte und etwas dazuverdient hat.

Am 31.07. haben die Segler der sailindonesia das Empfangsdinner des Bürgermeisters. Mit Musik und Tänzen wird alles eingeleitet. Es tritt eine Damenband auf, die die sogenannte Röhrenzither in verschiedenen Ausführungen spielt. Es sind verwunschene Klänge, die diese Instrumente hervorbringen. Melancholie und Sehnsucht klingen mit.

Am darauffolgenden Tag gibt sich der Gouverneur die Ehre. Eine Reihe von Ehrenschals werden vergeben. Aus jeder teilnehmenden Nation wird ein/e Vertreter/in auf die Bühne gerufen und erhält neben dem Händedruck des Gouverneurs einen besonders schönen golddurchwirkten Schal. Wolfram hat die Ehre Deutschland zu vertreten. Vielleicht werde ich noch Botschafter oder Außenminister oder so ähnlich.

Besonders schöne Tänze runden das Ganze ab, bevor es wieder ans Büffet geht. Übrigens: das indonesische Bintang - Bier ist ausgezeichnet. Der angelegte Vorrat hat bis in den Südatlantik gereicht - aber nur, weil in einer Ecke unter dem Fußboden noch 4 Flaschen wiedergefunden wurden.

                                                                                                              

                                                                                                                                                   Sasandu-Spielerin (Röhrenzither)

Zusammenfassung Kupang: sehr freundliche, effektive Behörden bei Zoll und Immigration; gute Versorgungsmöglichkeiten, wenn auch wegen notwendiger Dinghifahrten beschwerlich, Ankerplatz zeitweilig sehr wellig und von N nach S offen gegen Winde, sailindonesia ist nicht von Nöten.

 

03. - 05. August 2014

Törn: Kupang - Rinca (104. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 271 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wegen der chaotischen Organisation der sailindonesia ( bis zu unserer Abfahrt stand nicht fest, wohin es nun eigentlich geht ), haben wir uns getrennt und sind unseren eigenen Weg nach Bali gegangen. Erstes Ziel ist Rinca, wo die Drachen wohnen.

Es ist sonnig und der Wind kommt aus Ost mit 15 kn. Die See ist mit 1-2 m verhältnismäßig ruhig. In der Durchfahrt zwischen den Inseln Kommodo und Rinca geraten wir in starke Eddies ( Mahlströme ). Die ATAIR wird um 90° herumgeworfen. Ohne Motor wären wir jetzt verloren, da das Gebiet auch noch mit Riffs gespickt ist. Wir laufen in eine ruhige Bucht ein. Es ist aber die falsche. Die Seekarten sind um ca. 0,5 sm falsch (Verschiebung nach Ost). Im zweiten Anlauf erreichen wir dann die Rincabucht und finden einen ruhigen Ankerplatz.

Am nächsten Tag geht es auf Exkursion in den Nationalpark. Gleich am Eingang, sehen wir, an einen Baum genagelt, die abgenagten Köpfe der Beutetiere der Rinca-Drachen. Die Drachen sind eigentlich Warane und damit die größten Echsen der Welt. Sie sind ein Überbleibsel der Saurierzeit. Heutzutage gibt es noch ca. 2000 von ihnen. Alle leben hier auf Rinca und der Nachbarinsel Komodo. Sie sind ausgewachsen 5 - 6 m lang. Unser Ranger erklärt uns, daß die Tiere, obwohl sie so träge daliegen, hellwach sind und alles mitkriegen. Man darf auch nicht mehr als 3 m heran, sonst läuft man Gefahr angegriffen zu werden. Die Beutetiere, wie z.B. Wasserbüffel, können nicht direkt von den Waranen getötet werden. Sie verletzen die Tiere durch einen oder mehrere Bisse und warten ab, bis in einigen Wochen die Wunde sich entzündet hat und das Tier entkräftet zusammenbricht. Dann beginnt das Festmahl der Warane.

Warane legen ihre Eier in Erdhöhlen ab. Der kleine Waran, der zuerst schlüpft, hastet zum nächsten Baum, erklimmt diesen und verbringt die ersten JAhre auf dem Baum. Er ernährt sich von Insekten und Blütennektar. Erst wenn er groß genug ist, um sich gegen andere Warane zu behaupten, kommt er herab und wird zum Fleischfresser. Die restlichen 40 - 50 Eier werden von den herumlungernden Waranen aufgefressen.

                                        

                                                          Verletzter Wasserbüffel          ist eine sichere Beute für die       Rinca - Drachen                                                                Beutetierreste der Drachen

 

                                                                                                     

                                                                                                                                                                 Nesteingänge der Rinca-Drachen   

 

07. August 2014

Törn: Rinca - Komodo (105. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 22 sm

Crew: Mia und Wolfram

In einem Tagestörn erreichen wir einen Ankerplatz vor Komodo ( POS: 08° 29,506´S, 119° 30,397´E ). Wir gehen nicht an Land. Der Strand ist steinig und es tummeln sich dort viele Schweine. Wenigstens ist es ein ruhiger Ankerplatz, wie überhaupt die See ruhiger ist, als auf der Seite des indischen Ozeans.

 

08. August 2014

Törn: Komodo - Banta (106. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 18 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die achterliche Toilette ist verstopft und der Schlauch vom Auffangbehälter abgerutscht. Eine Stunde Arbeit bringt die Schweinerei wieder in Ordnung.

Da sind die vielen Sternschnuppen in der Nacht ein kleiner Ausgleich. Sind das die Persiden? Reste eines Kometen? Uns gehen die Wünsche aus......

                                                                                 

                                                                                                             Rauchender Vulkan bei Banta

 

09. August 2014

Törn: Banta - Bima (107. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 44 sm

Crew: Mia und Wolfram

Auch ein Ankerplatz, auf den man verzichten kann. Über eine lange Einfahrt kommt man zu einer häßlichen Stadt und einem noch häßlicheren Hafen.

Es gibt eine riesige Moschee, und wir werden schon um 04:30 h von den lautstarken Gesängen geweckt. Ziemlich nervig!

 

 

10. August 2014

Törn: Bima - Kilo (108. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 24 sm

Crew: Mia und Wolfram

Grad um die Ecke, in der Sumbawa Bay, liegt das Dorf Kilo. Wir finden einen angenehmen Ankerplatz zwischen den Fischerbooten. Als wir mit dem Dinghi am Ufer anlegen, sind wir schnell von ca. 50 Kindern umgeben, die uns laut schwatzend ins Dorf begleiten. Darunter ist auch die Jugendliche Idhu, die sich unser annimmt. Sie begrüßt uns in Englisch und führt uns durchs Dorf. Sie ist mit Jeans und einem T-Shirt bekleidet. Wir kommen an einer Moschee vorbei, wo gerade die Gesänge wieder lautstark einsetzen. Wir schauen von außen hinein und sehen, wie ein Kassettenrekorder läuft. Die Gesänge sind also nicht original, sondern laufen automatisch ab. Unserem Empfinden nach, nimmt die Bevölkerung keine Notiz von dem ganzen Prozedere. Sie haben sich dran gewöhnt. So ähnlich wie bei uns, während des Glockengeläuts.

Idhu und Wolfram

Idhu führt uns zum Dorfplatz. Dort wird gerade eine Hochzeit vorbereitet. Wir  werden sofort zum Essen eingeladen, das hier vor der Hochzeitszeremonie stattfindet. Äußerst gastfreundlich werden uns die Teller vollgepackt. Idhu verabschiedet sich und sagt, daß sie bald wiederkäme. Als sie zurückkommt, ist sie traditionell mit Kopftuch und langem Überwurf gekleidet. Bei einer Hochzeit geht das wohl nicht anders.

Das Brautpaar schreitet durch die anwesende Gemeinde und nimmt vorne auf einem Thron unter einem Baldachin Platz.                          

                                          Hochzeitspaar in Kilo   

Die Zeremonie nimmt ihren Gang und schließlich stehen wir in der Schlange zum Gratulieren. Nur die Frauen, also auch Mia, dürfen der Braut gratulieren. Ich darf nur dem Bräutigam meine Glückwünsche  Hochzeitszeremonie                                        ausdrücken. Die Braut ist ab jetzt für alle                                        

Männer tabu. Ja, man darf ihr nichtmal die Hand geben.

Idhu lotst uns zu ihrem Haus und lädt uns zu einem Tee ein. Mutter und Tante sind zugegen. Auch der Vater schaut kurz herein. Er ist Fischer. Er besitzt drei Boote, die er zusammen mit seinen Söhnen betreibt. Die Familie scheint wohlhabend zu sein, denn das Haus in dem wir sitzen ist außerordentlich großzügig und komfortabel gebaut. Es ist noch nicht ganz fertig, aber es sind sehr gute Materialien verwendet worden. Idhu hat wieder auf Jeans und T-Shirt gewechselt. Wir tauschen die Email-Adressen aus und werden uns später öfter eine Nachricht senden.

Segler, kommst Du nach Indonesien, vergiß nicht das Dorf Kilo zu besuchen!

                                                                                                                                                                                                             

12. August 2014

Törn: Kilo - Brinta (109. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 46 sm

Crew: Mia und Wolfram

Ankerung auf Position 08° 08,849´S, 117° 43,747´E.

 

13. August 2014

Törn: Brinta - Pulau Kramat (110. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 43 sm

Crew: Mia und Wolfram

Ankerung auf 08° 22,642´S, 117° 04,505´E.

In Tagestörns segeln wir nördlich der Inseln in Richtung Bali. Es sind sehr schöne Ankerplätze, und wir bleiben jeweils einen Tag und genießen das Leben an Bord im Angesicht der schönen Landschaft. Die See ist nahezu glatt. Das zeigt, daß es auch wenig Wind gibt. Deshalb vertörnt sich auch die Genua und winkelt sich eineinhalbmal falschrum auf. Da sie sich auch festgezogen hat, sind einige Operationen an der Rolle notwendig. Dadurch ziehe ich mir eine Quetschung an der rechten Hand zu. Uuuuiiii, das war schmerzhaft!

                                                               

15. August 2014

Törn: Pulau Kramat - Pulau Lawang/Lombok (111. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 25 sm

Crew: Mia und Wolfram

Ankerung auf Position 08° 20,060´S, 116° 41,961´E. Die Wassertiefe beträgt 16,7 m. Es ist durchgehend schönes Wetter mit nur 1/8 Bewölkung.

Nachts sehen wir leuchtendblaue Lichtpunkte im Wasser. Mit unglaublicher Intensität senden uns unbekannte Meerestiere blaues Licht aus. Ein starker Eindruck, der uns auch die nächsten Tage nicht losläßt.

 

17. August 2014

Törn: Pulau Lawang - Medana Marina (112. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 43 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die Medana Bay Marina empfängt uns mit einem freien Liegeplatz. Das ist nicht selbstverständlich, weil sie doch recht klein ist. Die Besitzer sind sehr freundlich und hier erfahren wir, wie die Organisatoren der sailindonesia die Marinas abkassieren, damit die Boote dorthin kommen. Medana hatte sich auch beworben, aber nicht wie früher bezahlt. Prompt änderten die Korrupten die Route.

Mit einem Pferdetaxi erreichen wir den nächsten Ort. Hier ist gerade die Parade eines Kinderkarnevals am Laufen. Sämtliche Schulkinder haben sich auf verschiedene Weise kostümiert. Besonders bemerkenswert die Mädchen in Brautkleidern, womit sie wohl auf ihr späteres Schicksal eingestimmt werden sollen. In Indonesien sind Zwangsverheiratungen minderjähriger Mädchen möglich. Auch Jungs in Militäruniformen sind sehr beliebt. Ist das ein Einstimmen auf die Zukunft?

Neben dem schönen Schein, gibt es hier sehr viel Müll auf der Straße und in den trockenen Flußbetten. Der Müll wird entweder einfach auf die Straße gekippt oder aus der Hintertür ins Flußbett geworfen. Darunter sind auch Kühlschränke und anderer Schrott. Über Ratten braucht man sich nicht zu wundern. Wenn dann die Regenzeit einsetzt wird alles, was im Fluß liegt, ins Meer gespült. Praktisch, was?

 

Kinderkarneval in Medana                                                                               Kölle Alaaf 

 

                                            

                                                            Pfadfinder beim Umzug

20. August 2014

Törn: Medana Marina - Gili Air (113. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 6 sm

Crew: Mia und Wolfram

Die sechs Seemeilen nach Gili Air sind in einer Stunde erledigt, sodaß wir schon um 09:15 h auf Position 08° 21,909´S, 116° 05,017´E den Anker fallen lassen. Nun sind wir wieder in Touristenland angekommen. Sie kommen mit schnellen Booten von Bali hierher, um in sauberem Wasser zu Baden und sich am Strand zu bräunen. Es ist bekannt, daß der Ankergrund hier nicht der beste ist. Deswegen verwenden wir große Sorgfalt darauf, den Anker richtig einzufahren. Wir sind etwa 200 m vom Ufer entfernt.

Das Dinghi ist schnell zu Wasser gelassen und so kommen wir schnell an den Strand. Zuvor müssen wir aber die Einkaufsmeile queren, die mit vielen kleinen Verkaufsständen bestückt ist, die alles anbieten, was der Tourist so braucht - vom Badetuch bis zum in Plastik eingeschlossenen tropischen Schmetterling. Endlich am Strand angekommen, lassen wir uns auf einer der Liegebetten mit Baldachin nieder und bestellen uns einen kühlen Drink. Luxus pur. Es ist windstill. Allerdings frischt der Wind am frühen Nachmittag kräftig auf. Ich werde unruhig. Hält unser Anker wirklich. Schließlich laufe ich zurück zum Dinghi. Der Schock ist groß. Die ATAIR ist Richtung Ufer gedriftet. Die Ebbe hat begonnen. Das Schiff liegt nahe an einem Motorboot mit hohem Bug. Es ist keine Zeit mehr, Mia zu benachrichtigen. Ich springe ins Dinghi und bin schnell bei der ATAIR. Das Heckfenster an der Backbordseite ist durch den hohen Bug des Motorschiffes eingedrückt. Ich haste ins Cockpit und starte den Motor. Die Ankerkette wird eingeholt, damit die ATAIR von dem Motorboot frei kommt. Dann versuche ich den Anker ganz einzuholen. Das ist, wie immer, allein nicht so leicht. Man muß ständig an den Ankerkasten unter Deck, um den Ankerkettenhaufen zu verteilen, der sich unter dem Fallrohr aufbaut. Sonst verkeilt sich die Kette im Fallrohr und nichts geht mehr. Dieses Prozedere ist bei starkem Wind besonders gefährlich, weil das Boot wieder ins Driften geraten könnte, wenn die Ankerkette kürzer wird und man sich gerade unter Deck befindet. Ich habe Glück, daß der Anker bis zum Ausbrechen aus dem Grund hält. Ich steuere die ATAIR weiter hinaus, wo es eine Sandstelle gibt und bin froh, daß der Anker dort fest sitzt. Wieder zurück ins Dinghi und Mia benachrichtigen, ist fluchs erledigt. Der Appetit auf weitere Drinks ist uns vergangen und wir kehren zur ATAIR zurück. Das Achterfenster wird gleich mit einer Plastikfolie abgedichtet. So muß es bis Benoa/ Bali halten.

Nach der Havarie in Yamba/ Australien, sind wir froh, daß wir diesesmal keine Grundberührung hatten. Die Wassertiefe betrug noch 2,20 m, hätte aber bei ablaufendem Wasser weiter abgenommen, sodaß die ATAIR unweigerlich gestrandet wäre. Nicht auszudenken, welchen Schaden wir gehabt hätten.

Wir beschließen am nächsten Tag nach Benoa zu fahren.

 

22. August 2014

Törn: Gili Air - Benoa/ Bali (114. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 59 sm

Crew: Mia und Wolfram

Wir erreichen die Bali Marina in Benoa um 15:30 h.

Das erste was wir machen: den Ersatz des Achterfensters organisieren. Der Hafenmeister hilft uns dabei und der Termin wird für den 25.08. (Montag) vereinbart.

Nach dem Vermessen des Fensters am 25.09., findet der Einbau am 26.09. statt. Alles läuft reibungslos und perfekt. Wir bestellen Diesel und das übrige Einkaufen beginnt. Sven, unser neues Crewmitglied kommt am 25.9. um 17 h an Bord. Er bezieht die Achterkoje. Die Zeit des Kennenlernens beginnt.

Wir machen einen Ausflug bis zu dem großen Vulkan an der Ostspitze Balis. Auf dem Weg dorthin besuchen wir verschiedene Tempel ( z.B. Elefantentempel ) und eine Aufführung des historischen Schauspiels "Gut gegen Böse", auch "Barong" genannt. Wir verstehen zwar von der Sprache nichts, aber die Handlung ist auf einem Zettel gut erklärt. Beeindruckend auch die Glocken- und Trommelband.

   

Barong Schauspiel (Kampf zwischen Gut und Böse)               Das Böse                                                            Das Gute

 

Unterwegs machen wir Halt an einer Kaffeeplantage, wo wir den Luwakkaffee kennenlernen. Die roten Kaffeefrüchte werden von dem nachtaktiven Fleckenmusang gefressen und die Bohnen dann mit Exkrement ausgeschieden. Die Einheimischen sammeln die Exkremente auf, reinigen die Bohnen und rösten sie. Der Kaffee ist sagenhaft teuer. In Deutschland soll das Kilo gerösteter Luwakkaffee um die 200 €/kg kosten. Wir lassen uns in dem kleinen "Museum" eine Tasse servieren. Er schmeckt sehr stark und haut uns fast um. In dem "Museum" sieht man auch das traditionelle Rösten des Kaffees und einen leibhaftigen Fleckenmusang, der natürlich tagsüber schläft.

   

  Exkremente mit Kaffeebohnen                                                                              Kaffee rösten

                                                                                                                                                                             

                                                                       

                                                                                        Luwakkaffee

Es gibt auch ein "Museum" der Textilverarbeitung. Die traditionelle Weberei und Bemalung der Stoffe wird gezeigt. Ja, das war einmal. Inzwischen war die Textilindustrie in China, dann Bangladesh und Kambodja und wie man hört, soll jetzt alles nach Äthiopien verlagert werden. Natürlich wird zu Hungerlöhnen gearbeitet. Nicht nur die Billigprodukte werden produziert, sondern auch die Nobelmarken.

                                                                  

                                                                    Textilarbeiterin am Webstuhl

Schließlich wird uns in einem Tempel noch ein Glück bringendes Geschenk überreicht. Das können wir für die an-stehenden Törns gebrauchen.

                                                            

                                                             Mia im Tempel

Auf dem Rückweg versagt der Motor unseres "Taxis". Wir rollen an die Straßenseite und warten in der anbrechenden Dunkelheit auf das Ersatzfahrzeug. Die Straße ist sehr stark befahren und nach einer halben Stunde kommt der Bruder des Chauffeurs und "rettet" uns.

Sven war die Tage am Strand und bei einer Thaimassage. Die hübsche Thailänderin fragte ihn nach der Massage, ob er ein "happy ending" wünsche. So,so, so...........

Der Abfahrtstag rückt näher. Tanken, Ölwechsel, Filterwechsel und Prüfung der Segel sind abgeschlossen. Für den 01.09. steht Folgendes auf dem Programm:

Tanks Wasser auffüllen, Trinkwasser besorgen, Müll wegbringen, Vorluke einräumen, Marina bezahlen und Immigration, Customs, Quarantäne und die Navy zur Ausklarierung besuchen. Leider liegen die Büros sehr weit auseinander, sodaß wir ein Taxi nehmen müssen. Trotzdem brauchen wir den ganzen Nachmittag, obwohl die Beamten sehr freundlich und effektiv sind. Und dann noch Duschen. 

 

02. September bis 11. September 2014

Törn: Benoa/ Bali - Cocos Keeling/ Australien (115. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 1335 sm

Crew: Wolfram und Sven

Um 11:15 h legen wir am 02.09.2015 ab. Das Abenteuer über den Indischen Ozean beginnt. Der Wind kommt aus ESE mit 10 und manchmal 15 kn. Ideal für Groß und Genua. Die etmale betragen in den kommenden Tage zwischen 130 und 150 sm. Es läuft also sehr gut. Das Leben an Bord spielt sich ein. Die ersten Tage ist Sven ein wenig seekrank. Nach dem dritten Tag gibt sich das aber. Der Himmel ist weitgehend wolkenlos.

05. 09. 2014

Sven fängt mit der Schleppangel einen schönen Tintenfisch. Gut gewürzt und mit Knoblauch, schmeckt er gebraten phantastisch.

07. 09. 2014

Dieses sind die Tage des Parasailors. Wir haben ihn schon 48 h draußen bei ca. 10 kn Wind aus S. Unser Kurs ist 270°, also genau nach Westen. Die See ist immer noch bei 2 von 5. Wir sichten Christmas Island. Noch 490 sm togo bis Cocos Keeling. Ein Tölpel versucht auf der Solarpaneele SB zu landen, schafft es aber nicht, weil diese schräg und glatt ist. Abends bergen wir den Parasailor und setzen die Genua. Eine Vorsichtsmaßnahme für die Nacht, da der Wind zunehmen soll.

08. 09. 2014

Der Wind hat auf 18 kn zugenommen, nun aus ESE. Wir haben eine westliche Strömung ca. 1 kn. Das hilft sehr und wir haben etmale um 130 sm. Die See hat auf 3 von 5 zugenommen. Zwei weitere Fischbisse, die aber leider abreißen.

09. 09. 2014

Um 21 Uhr fällt der Autopilot aus. Wir verschieben die Reparatur auf den nächsten Tag und steuern über NAcht per Hand. Das ist anstrengend, vor allem wenn man einschläft. Das Wetter ist unverändert.

11. 09. 2014

Nach zwei weiteren erfolglosen Fischbissen am 10.09. laufen wir um 11:00 h in Cocos Keeling, Direction Island ein. Sehr wichtig ist die grüne Boje vor dem Ankerplatz zu finden, sonst ist man auf dem Riff. Schwarzspitzenhaie begrüßen uns am Ankerplatz. Es ist wunderschön hier.

Es sind noch ein paar andere Segler da, darunter "SY Vinga" mit Skipper Graham und Crew.

Das Dinghi wird klargemacht und schon sind wir am Strand. Ich krame die Tauchausrüstung für Sven heraus und er bereitet alles für den nächsten Tag vor. Am Abend machen wir zusammen mit SY Vinga ein Lagerfeuer auf Direction Island. Es gibt ordentlich zu essen und zu trinken. Jeder bringt mit, was er so hat. Also ein sogenannter "potluck".

12. 09. 2014

Mit Grahams Dinghi fahren wir auf die Hauptinsel. Das geht ruckzuck, weil er einen starken Motor dran hat. Ich kann mich kaum halten, weil harte Schläge das Boot erschüttern. Die Einklarierung ist schnell geschafft. Wir sind ja wieder in Australien. Hier sind die Behörden etwas flexibler, als auf dem Festland. Wir kaufen noch frisches Gemüse in dem kleinen Supermarkt ein. Ansonsten ist hier wenig los, und wir verholen schnell wieder zu unserem Strand.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Das Schicksal der "Emden" und deren Besatzung

Auf Direction Island findet man eine Art Erinnerungsstätte an die Kriegsschiffe "Emden" (Deutschland) und "Sydney" (Australien) aus dem 1. Weltkrieg. Mit Fotos versehen wird das Schicksal der deutschen und der australischen Seeleute erzählt. Die Geschichte kann man hier finden:

 https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Emden_(1908)

  

 Die "Emden" noch ohne 4. Schornstein             1914 - Die "Emden" auf North Cocos Keeling vor ihrer Kapitulation

 

Die "Ayesha" mit der das Prisenkommando entkam     Reste der von der "Emden" zerstörten Funkstation auf Direction Island

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

13. 09. 2014

Um unsere Vorräte weiter aufzufrischen, fahren wir mit einer Fähre von der Hauptinsel nach West Island. Diese Insel zählt die meisten Einwohner. Als wir ankommen, fällt uns gleich ein mit Nato-Stacheldraht martialisch geschützter Flughafen auf. Einheimische erzählen uns, daß dort unterirdisch etwas Militärisches verborgen sei. Ab und zu kämen Amerikaner mit schwarzem Anzug und Schlips und Kragen und verschwänden dort im Untergrund.

Wir vermuten, daß es ähnlich wie auf dem Chagos Archipel, zumindest eine Abhörstation gibt.

Aber es gibt auch einen Bus, der uns das Einkaufen zusammen mit anderen Seglern inkl. Graham und seiner Crew erleichtert. Außer einer Tauchstation gibt es nicht viel zu sehen, abgesehen von dem schönen aber schmalen Strand.

Zurück auf der "ATAIR" hören wir über Funk, daß es abends wieder Lagerfeuer gibt. Es wird wieder ein schöner

 Abend, und ich falle nach zwei starken Cuba Libres am Strand in den Schlaf. Dabei bekomme ich nicht mit, daß ein Segler fast im Feuer verbrannt wäre, weil er es mit besoffenem Kopf nicht schaffte, vollständig durch das Feuer zu springen.

14. 09. 2014

Heute fahren wir mit dem Dinghi nach "Prison Island". Das ist ein kleines Inselchen mit ein paar Palmen darauf. Wenn man sich nähert, werden plötzlich alle Fernwehträume Realität. So hat man sich doch in seinen Sehnsüchten die fernen Südseeinseln vorgestellt. v.l.n.r. Pim, Annalina, Troy (Crew der "Vinga")

Diese liegt zwar im Indischen Ozean, aber das ist schließlich egal. Zwischen den Palmen könnte man eine Hängematte aufhängen, zuschauen wie die leichte Brise, die Palmblätter erzittern läßt und dem Rauschen des Außenriffs lauschen. Im Sand finden wir einen Fußabdruck und fühlen uns an Robinson Crusoe erinnert, der durch einen solchen Fußabdruck erkennen mußte, daß er nicht alleine auf seiner Insel war.

   

Prison Island                                                                                  Freitag ?                             Wolfram

15. 09. 2014

An einer Palme am Strand von Direction Island haben viele Segler Treibholzstücke angebracht, auf denen sie den Schiffsnamen und ihre Namen hinterlassen haben. Heute sind wir dran und befestigen das mit Ölkreide beschriebene Stück Holz an der Palme, das nun von unserem Aufenthalt hier zeugt. Hoffentlich hält es so lange, wie unsere Zeichnungen auf dem großen Stein in der Marina von La Graciosa (Kanarische Inseln).

                                                

16. 09. 2014

Immer wieder besuchen Delfine unsere Bucht. Auch Wasserschildkröten sind da. Ein idyllischer Ankerplatz.

                                                                   

                                                                      Sebastian

                                                              

17. 09. 2015

Morgen soll es in Richtung Rodriguez losgehen. Das sind immerhin ca. 2500 sm - wie eine Atlantiküberquerung. Alles ist fertig für diesen großen Abschnitt der Weltumsegelung. Wird alles gut laufen?

                                     

                                                         Abschied von Cocos Keeling

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          

18. September bis 07. Oktober 2014

Törn: Cocos Keeling - Mauritius (116. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 2420 sm

Crew: Wolfram und Sven

Es ist 11:00 h, als wir den Anker lichten. Binnen einer Stunde sind wir auf dem offenen Meer. Der Wind bläst mit 17 - 20 kn aus SE. Die See ist im Inselschutz noch bei 2-3.

19. 09. 2014

Wir setzen den Parasailor und fahren eine Geschwindigkeit von 6 kn.  Sven fängt eine 80 cm lange Goldmakrele (spanish maquerel). Offensichtlich ist unsere Geschwindigkeit jetzt so, daß diese Fische unseren Köder attraktiv finden. Das Hochhieven aus dem Wasser geht nur mit vereinten Kräften. Es sind ja immerhin ein paar Kilo, die wir gut 2m über die Reling bugsieren müssen. Der Fisch wehrt sich nach Kräften. Die leuchtend goldene Färbung verliert er, wenn er tot ist. Die Farbe wechselt von Gold über Blau nach Grau. Ein trauriger Anblick. Der Fisch wird filetiert und wandert in den Kühlschrank. Heute abend gibts Fisch!

Heute haben wir verschiedene Schiffssichtungen. Darunter ein chinesisches Kohleschiff ( "Hanjainsines" ).

20. 09. 2014

Das Wetter ist durchgehend schön. Allerdings nimmt der Wind zu - nun schon über 20 kn. Wir bergen den Parasailor und setzen die Genua. Außerdem verstärken sich die Wellen. Sie kommen aus Südost und dann alle paar Minuten 2-3 Wellen aus SW. Das gibt jedesmal so kräftige Schläge auf den Schiffsrumpf, als ob jemand mit einem Vorschlaghammer draufschlägt. Die etmale liegen beachtlich um die 130 sm. Der Kurs ist bei 260° true.

Ach, ich habe heute Geburtstag!

21. 09. 2014

Die Wellen sind etwa 4 - 5 m hoch. Vinga hat einen Notruf aufgefangen. Ein wenig später fragt ein Rettungsflieger nach. Vinga antwortet nicht, sodaß wir die Nachricht weitergeben. Aber wir wissen alle nicht woher der Notruf kam.

Wir segeln weiter mit gereffter Genua. Der Wind ist jetzt bei 30 kn. Alles kein Problem, wenn diese verdammten Wellen von querab nicht wären. Es wird sehr ungemütlich. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Manchmal holt die ATAIR so weit über, daß der Mast fast die Meeresoberfläche berührt.

Zu allem Übel zieht es zu und es beginnt zu regnen.

22. 09. 2014

Weiterhin schwere See. 6/8 Bedeckung des Himmels. Ansonsten sind die Bedingungen die gleichen, wie am Vortag.

23. 09. 2014

Sehr stürmische und wellige Nacht. Durch den Auspuff der Heizung an Backbord haben wir Salzwassereintritt. Wir erneuern den Leckstopfen, der den Auspuff verschlossen hatte, aber weggeflogen war. Die Toilette achtern ist verstopft. Bei dem Wellengang, kann man nichts reparieren. Die Toilette vorn beginnt sich in ihrer Verankerung zu lockern.

Wir segeln weiter mit der gerefften Genua. An irgendwelche Segelarbeiten auf Deck ist nicht zu denken.

24. 09. 2014

Endlich abnehmender Wind. Die Wellenstärke nimmt von 4 auf 3 ab. Weiterhin haben wir die einzelnen Wellen von querab.

25. 09. 2014

Windgeschw.: 19 kn, Windrichtung: ESE, Wellenhöhe: 4m aus SE, Kurs: 256° true, Wassertemp: 23° C, Lufttemp.: 27° C, etmal: 165 sm !!!

Gegen Mittag reißt das Genuafall. Glücklicherweise geht die Genua nicht vollständig baden, und wir können sie fast problemlos bergen. Natürlich müssen wir uns sorgfältig anschnallen, damit wir bei dem Manöver auf dem Vordeck nicht über Bord gehen. Wir nehmen als Ersatz das Parasailorfall auf der SB - Seite.

Wir haben Bergfest. Die Hälfte der Strecke nach Rodriguez ist geschafft.

26. 09. 2014

Um 09:00 h fängt Sven eine 1,20 m lange Goldmakrele. Sie wiegt 8,5 kg. Wer soll das alles essen? Diesesmal sind wir besser eingespielt beim Bergen des Fisches und alles läuft glatt.

Wind und Welle sind unverändert.

27. 09. 2014

Dieses ist ein schwarzer Tag für uns. Zwar erreichen wir ein etmal von 154 sm, aber um 04:00 h morgens fällt der Autopilot aus. Wir denken uns, daß wir das reparieren können, wenn es hell ist. Es ist zunächst Handsteuerung angesagt. Wir sind ziemlich übermüdet.

Wir versuchen nach 8 Tagen den Motor zu starten. Er springt nicht an. Nur mit Mühe können wir einem chinesischen Großfrachter ausweichen, der uns offensichtlich nicht gesehen hat und/oder schläft. Dafür hätten wir den Motor gut gebrauchen können.

Es beginnt zu regnen.

Als es hell wird, beginne ich die Reparatur des Autopiloten. Dazu müssen in der Achterkoje die Sitzbank und andere Teile ausgebaut werden. Der Schaden ist nicht leicht zu finden. Über eine Kette und ein Getriebe wird das Ruder bewegt. Der Elektromotor und die elektronische Impulsgebung sind in Ordnung. Das ist schon mal was, denn das hätte ich nicht reparieren können. Schließlich finde ich verschiedene Zahnräder des Getriebes verkeilt. Plötzlich hebt sich das Schiff und kracht in das nächste Wellental. Ich kann mich nicht schnell genug irgendwo festhalten und fliege 2 m quer durch die Achterkajüte. Während des Fluges denke ich noch: So, das wars mit Deinem Leben.                                                                               Mittagessen auf dem Indic (Tintenfisch selbst gefangen - von Sven)

Ich krache mit dem Hinterkopf auf das rundumlaufende Bücherbord. Es tut verdammt weh. Ein paar Zentimeter weiter wäre ich mit den Halswirbeln aufgeschlagen, und wer weiß, was dann von mir übrig geblieben wäre.

Nach 5 h Reparatur läuft der Autopilot wieder. In der kommenden Nacht denke ich viel darüber nach, bei nächster Gelegenheit die Weltumsegelung abzubrechen. Wellengang, Wind und die technischen Ausfälle haben mich ziemlich zermürbt. Und der Motor läuft ja auch noch nicht......

28. 09. 2014

Wir gestern ist der Wind aus SE bei 30 kn und die Wellen sind um die 5 m hoch. Dazu kommen wie immer die Querwellen aus SSW. Das einzig Tröstliche ist, daß wir ordentlich Fahrt machen: 6,5 kn. Das etmal liegt wieder bei 150 sm. Wir versuchen den Motor zu starten - viel mehr ist bei den Wellen nicht drin. Er dreht nur noch mühsam durch und springt nicht an.

29. 09. 2014

Wind und Welle nehmen etwas ab, sodaß wir uns mit dem Motor beschäftigen können. Alle Kontakte am Anlasser werden gesäubert. Wir schließen das Seeventil für den Salzwasserkühlkreislauf. Trotz allem läßt sich der Motor nicht mehr drehen. Schließlich stellen wir fest, daß Salzwasser im Öl enthalten ist. Der Meßstab hatte weiterhin normalen Ölstand angezeigt, aber plötzlich sah ich, daß der Hebel der Handpumpe, mit der man das Öl beim Ölwechsel abpumpt hochgedrückt war. Ich kann 5 l Öl-/Wassergemisch abpumpen. Danach kann der Motor wieder 1/4 Umdrehung bewegt werden.

Wir beschließen Rodriguez ausfallen zu lassen und Mauritius direkt anzusteuern. Das tut uns weh, denn Rodriguez soll sehr schön sein. Die Einfahrt durchs Riff ist sehr eng (ein rausgesprengter Kanal) und mit segeln nicht zu bewältigen. Außerdem ist nachts die Einfahrt verboten. Ohne Motor ist da also nichts zu machen. Die Gesamtstrecke ist damit um ca. 400 sm länger. Wir müssen also noch ordentlich Fisch zur Ernährung fangen.

30. 09. 2014

Wir haben jetzt 18 kn Wind aus SE. Die Welle ist bei 2. Da bricht um 09:00 h beim Bergen des Parasailors der Block an der Mastspitze, der das Parasailorfall hält. Der Parasailor landet im Wasser. Mit Mühe gelingt es uns den Parasailor zu bergen. Dabei ist immer Schnelligkeit angesagt. Wenn das Segel erstmal voll Wasser aufgenommen hat, kann man die 125 qm nicht mehr hochhieven. Außerdem besteht die Gefahr, daß sich das Segel in der Schraube verfängt. Aber der Motor geht ja sowieso nicht, fällt uns ein.

Da die BB-Rolle mit dem Genuafall belegt ist, ist Schluß mit dem Parasailor. Zunächst bleiben wir bei der Fock.

Ich kann später 16 l Öl-/Wassergemisch aus dem Motor pumpen. Davon sind 10 l Salzwasser.

01. 10. 2014

Der Wind hat sich bei 15 kn aus SE eingependelt. Kurs: 264°, Segel: Genua, Geschw. 4,5 sm, etmal: 120 sm, Welle: 2

Mir gelingt es 1 l Ölschlamm aus dem Motor abzupumpen und fülle 1 l Motoröl nach.

02. 10. 2014

Wind und Welle sind unverändert. Wir haben wieder Schiffssichtungen (08:30 h und 22:00 h). Um 14:30 h setzen wir den Blister.

Ich pumpe weitere 5 l Salzwasser-/Ölgemisch aus dem Motor. Die 1/4 Umdrehung des Motors gelingt leichter. Irgendwoher läuft offensichtlich Salzwasser trotz geschlossenen Seeventils nach. Das kann nur aus dem Zwischenbehälter im Auspuff kommen. Wir haben wohl durch den hohen Wellengang über den Auspuff Salzwasser zunächst über das U im Abgasschlauch und dann über den Behälter aufgenommen. Durch das Rollen des Schiffes ist das Wasser dann in den Motor eingedrungen. Dabei hat geholfen, daß wir den Motor mehrere Tage nicht benutzt hatten und so den Zwischenbehälter nicht entleert haben. Hier macht sich negativ bemerkbar, daß es im Auspuff druckseitig kein Ventil gibt, das man schließen könnte.

Um 22:00 h reißt in einer Böe das Blisterfall und das Segel landet im Wasser. Die Bergung gelingt. Ich bin besorgt, da uns langsam die Fallback-Positionen wegbrechen.

03. 10.2014

Wind und Welle sind unverändert. Die Querwellen sind die ganze Zeit präsent. Um 06:50 h pumpe ich weitere 5l Öl-/Wassergemisch aus dem Motor. Er läßt sich jetzt nicht mehr drehen.

Um 18:30 h weitere 3 l Öl-/Wassergemisch abgepumpt.

Um 24:00 h befinden wir uns querab von Rodriguez an der Südseite. Wir hören über Funk, wie SY Calico Jack (Travis und Joanne, USA) um Einfahrt in den Riffkanal bitten. Der Hafenmeister, der immerhin noch da ist, untersagt das und sie müssen draußen bleiben und ankern.

04. 10. 2014

Wir fahren ab heute Schmetterling (Fock und Genua ausgebaumt). Dadurch erreichen wir bei 15 kn Ostwind 5,5 kn Geschwindigkeit über Grund. Trotzdem fällt das etmal mit 100 sm mager aus. Das muß daran liegen, daß uns der Meeresstrom verlassen hat.

Im Laufe des Tages pumpe ich weitere 5 l Öl-/Wassergemisch aus der Ölwanne des Motors.

05. 10. 2014

Gegen Mittag fängt Sven eine Goldmakrele (blau/gold gefärbt). Sie ist 105 cm lang und wiegt 5 kg. Damit müßten wir bis Mauritius hinkommen.

Weitere 2,5 l Salzwasser aus der Motorölwanne gepumpt.

Wir haben mit Graham (SY Vinga) über Kurzwelle Kontakt und bitten ihn, uns einen Schlepper zur Einfahrt in den Hafen Port Louis zu organisieren. SY Vinga ist 1 Tag vor uns dort.

06. 10. 2014

Die ganze Nacht hatten wir wieder einen mörderischen Schwell. Wir sind völlig gerädert. Windgesch.: 15 kn, Windrichtung: E, Kurs: 271° true, Geschw. über Grund 5,5 kn, Bedeckung: 6/8, Temp. Wasser: 23° C, Lufttemp.: 26°, Welle: 2 m aus SE und SW.

Die letzten Tage sind wir Schmetterling gesegelt. Das hat sich prima bewährt. Wir haben wirklich Glück im Unglück.

Um 20:15 h "LAND IN SICHT" - Mauritius!!!!! Wir sind erleichtert.

07. 10. 2014

Gegen 10:00 h stehen wir vor dem Hafen von Port Louis. Wir rufen die Küstenwache und bitten um Hineinschleppen in den Hafen. Graham hat beste Arbeit geleistet. Die Küstenwache weiß Bescheid und 1/2 h später ist der Schlepper da. Er nimmt uns längsseits. Die Crew ist sehr freundlich und ihre Fröhlichkeit steckt uns an. Wir können nicht in die Marina geschleppt werden, da diese für die ARC-Welt reserviert ist. Dabei sind die 15 Segler noch in Cocos Keeling und noch nicht einmal gestartet. Keine Zeit sich aufzuregen, denn wir werden an einer Mole abgesetzt und können dann die ATAIR in einen Kanal bugsieren, der durch einen Parkplatz von der Marina getrennt ist und gegenüber einem Hotel liegt. Hier liegt auch schon SY Vinga. Graham und seine Crew helfen uns selbstlos.

Wie sich herausstellt, hat Graham schon einen Mechaniker organisiert, der am Nachmittag vorbeischaut. Morgen wird der Motor auseinandergebaut.

08. 10. 2014

Einklarieren müssen wir ja auch noch. Wir fahren mit dem Dinghi zur Einklarierungsstelle. Zoll und Immigration sind so nett, daß sie uns sogar die Formulare ausfüllen. Ganz scharf sind sie auf einen Stempel von der ATAIR, aber den haben wir leider vergessen. Wir versprechen ihn morgen vorbeizubringen.

Die Zerlegung des Motors beginnt. Der Mechaniker arbeitet professionell. Für das Wasser im Motor werden uns verschiedene Möglichkeiten genannt: 1. Einspritzung von Seewasser in die Auspuffgase zur Kühlung ist durchkorrodiert  2. Der Ölkühler ist durchkorrodiert   3. Das Wasser ist über den Auspuff eingedrungen

Als der Mechaniker die Kolben freigelegt hat (der Motor läßt sich nach wie vor nicht bewegen), schüttet er Coca Cola darauf und WD 40. Dann sagt er, daß man 24 h warten müsse. Die Kolben wären festgerostet und wenn wir Glück hätten, würde das Zaubergemisch helfen. Er schließt noch die Möglichkeiten 1 und 2 aus, indem er feststellt, daß nichts durchkorrodiert ist.

Als der Mechaniker fort ist, saugen wir den schwer zugänglichen Auspuffbehälter leer. Wir holen 25 l Seewasser raus. Er ist also bis zum Rand voll. Es ist nun klar: Das Salzwasser ist über den Auspuff in den Motor gelangt.

Immer wieder schauen Graham und Ben vorbei, um nach dem rechten zu sehen und mich moralisch zu unterstützen.

09. 10. 2014

Der Mechaniker ist wieder da. Uns gelingt es nicht, die Kolben zu bewegen. Enttäuscht zieht er wieder ab. Ich sitze auch ziemlich deprimiert da. Da kommen Graham und Ben. Sie gucken sich die Lage an und holen dann einen großen Schraubenschlüssel und ein Verlängerungsrohr. Ich steuere einen Hammer bei. Der Schraubenschlüssel wird an der Welle angesetzt (so wie man früher Traktoren mit einer Kurbel angeworfen hat), die Verlängerung aufgeschoben. Graham sitzt unter dem Salontisch und bringt starke Spannung auf den Schlüssel. Ben kriecht in den Motorraum und beginnt sachte gegen den Schlüssel zu schlagen. Ich hole noch Ohrenschützer, damit sie keinen Gehörschaden erleiden, denn es ist doch sehr laut und hochfrequenzig. Ca. eine Stunde werkeln sie mit großer Ausdauer. Plötzlich gibt es einen Ruck - die Kolben haben sich ein wenig bewegt.

Nach 1/4 Stunde können wir den Motor ganz durchdrehen. Wir kippen ordentlich Öl auf die Kolben und auch in die Ölwanne. Dann klopfen wir uns gegenseitig auf die Schultern. Wir sind die Größten - besonders Graham und Ben.

Abends gibt es einen Umtrunk auf der SY Vinga, und wir lassen es bei Blues- und Jazzmusik ordentlich krachen.

Später auf dem Nachhauseweg brauche ich ca. 3m Breite auf dem Parkplatz, um die Richtung zur ATAIR zu halten.

10. 10. 2014

Der Mechaniker kommt aus dem Staunen nicht heraus, daß die Kolben des Motors sich jetzt doch bewegen lassen. Er beginnt gleich mit dem Zusammenbau. Zum Glück haben wir eine Ersatzzylinderkopfdichtung dabei.

Mittags ist der Motor wieder zusammen. Erster Startversuch: Er springt nicht an. Der Mechaniker zieht deprimiert ab, und auch wir sind nicht gerade bester Laune. Da kommen Graham und Ben wieder vorbei mit einer Starterbatterie unter dem Arm. Ben steht unten am Motor und legt beschwörend seine Hände darauf. Mit der neuen Starterbatterie dreht der Motor zwar zügig durch, springt aber trotzdem nicht an. Da sagt Ben zu mir ich solle während des Startens den Gashebel schnell hin und her bewegen. Vielleicht käme er dann. Gesagt getan. Und plötzlich springt der Motor an und läuft wie eine eins. Wir klopfen uns wieder auf die Schultern. Wir sind wieder die Größten.

In den Folgetage machen wir dreimal Ölwechsel, um das Restwasser aus dem Motor zu beseitigen. Der Motor läuft jeweils stundenweise.

Dazwischen haben wir nun Zeit Mauritius zu erkunden. Sven ist ja sowieso schon die ganzen Tage mit Einheimischen unterwegs. Zusammen mit Graham und Ann (Grahams Frau, die inzwischen eingeflogen war), mieten wir ein Auto und fahren zunächst zu einer alten Zuckerfabrik mit Rumdestille. Es ist ein Museum und zeigt eindrucksvoll die Technik der letzten 100 Jahre.

Danach geht es zu einem der wenigen öffentlichen Strände. Nahezu die gesamte Strandküste ist mit Hotels und Resorts belegt. Und die haben die Strände und auch die Front zur Straße, mit hohen Mauern abgesperrt. Das ist das Land der Touristen wie Beckenbauer. Der macht nämlich hier regelmäßig Urlaub. Der öffentliche Strand ist trotzdem schön. Einheimische sind da, die zu einer Gitarre singen. Ein besonderes Erlebnis. Ich spendiere ein paar Bier, und sie werden immer sangesfreudiger, bis eine Gitarrenseite reißt. Aber kein Problem für diese lieben Leute - man spielt einfach weiter.

Schließlich müssen wir noch die im Bau befindliche Riesenstatuen der Hindugemeinde besuchen. Auf einer Hügelkuppe erheben sich riesige Betonskulpturen zur Verehrung der Götter. An nahegelegenen Seen sehen wir Meditationshäuser und Tempel.

Zurück im Hafen besuchen wir noch die wenigen historischen Gebäude, wie z.B. eine Windmühle. Auch der Marché central ist in seiner Vielfalt beeindruckend. Da macht es richtig Spaß, frisches Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch einzukaufen. Die verschiedenen Lebensmittel sind fein säuberlich in separaten Markthallen untergebracht.

18. 10. 2014

Der Druck im Motor baut sich nach dem Anlassen ordentlich auf und hält auch bei längerer Laufzeit. Der Mechaniker schaut wieder vorbei und meint, daß das mit dem Salzwasser ein moderner Dieselmotor nicht überstanden hätte. Wir könnten uns glücklich schätzen. Das tun wir dann auch. Der Optimismus ist wieder da, daß wir doch weitersegeln können.

Inzwischen ist die ARC-Welt angekommen und nimmt die ganze Marina in Anspruch. Da laufen verschiedene Begrüßungsfeiern ab und wir nehmen natürlich daran teil. Nett: freies Essen und Trinken.

22. 10. 2015

Die ARC-Welt ist weg. Zum Abschied fand ein Gottesdienst verschiedener Religionen gemeinsam statt. Katholiken, Evangelische, Moslems, Hindus und Buddhisten spenden ihren Segen. Mauritius zeichnet sich dadurch aus, daß die Feiertage sämtlicher Religionen öffentlich und arbeitsfrei sind. Stell Dir das mal in Deutschland vor!

Wir verlegen unter Motor (!) in die nun freie Marina, um letzte Vorbereitungen für unsere Abreise zu treffen.

Wir bilden wieder das "Southern Cross Net", das uns im Pazifik und auf dem Indic mit anderen Seglern über Kurzwelle verbunden hat. Die Frequenz ist 8191 kHz und die Zeit ist 10:00 Mauritiustime. Dabei sind u.a. SY Vinga, SY Egret, SY Norvik ( Tamás, Polen), SY Anniara (Göran und Gudrun, Schweden) und Calico Jack.

Außerdem bereiten wir uns auf das "Peri Peri Net" aus Südafrika vor. Dieses Netz wird von Südafrikanern betrieben und gibt wichtige Wetternachrichten individuell für jedes Boot im Bereich der Ost- und Südküste Südafrikas. Eine ganz wichtige Hilfe und Sicherheit. Die Frequenzen sind 8101 kHz und 12353 kHz um 15:00 und 05:00 UTC.

23. 10. 2015

Ein abschließender Ölwechsel, und dann gehts auf zur nächsten Etappe.  

 

24. Oktober bis 25. Oktober 2014

Törn: Port Louis/ Mauritius - Le Port/ Reunion ( 117. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 125 sm

Crew: Wolfram und Sven

Am 24.10. geht es um 08:45 h los. Den Hafen und Mauritius lassen wir schnell hinter uns. Mit segeln und Motor helfen wir uns über die 4-7 kn Wind aus SE, dann NNE und dann E hinweg. Der Motor hält schön seinen Druck mit 3,5 bar bei 1000 U/Min. Am 25.10. sichten wir Reunion und machen um 11:45 h an der Tankstelle fest, da es keinen Platz in der Marina gibt. Die ARC-Welt ist noch da und blockiert alles. Schließlich gibt uns der Hafenmeister einen Platz direkt vor seinem Büro. Der Vorteil: der Weg in die Stadt ist kürzer und die sanitären Einrichtungen sind besser als gegenüber bei der ARC. Die sind dann auch ziemlich neidisch.

Reunion ist eine Insel zum Wandern. So fahre ich Sven in die Berge und er startet recht schnell. Abends bin ich mit dem Mietauto pünktlich an der vereinbarten Stelle. Kein Sven zu sehen. Dafür kommen Straßenarbeiter vorbei und erklären mir, daß in wenigen Minuten von ihnen der Nationalpark abgeschlossen wird. Dann müßte ich hier im Auto übernachten. Freundlicherweise warten sie noch ein wenig, als ich ihnen erkläre, daß ich noch auf einen Wanderer warte. Schließlich sagen sie aber, es wäre genug gewartet und schwingen sich in ihren Lastwagen. Da, in letzter Sekunde taucht Sven auf, wir können in Begleitung der Straßenbauarbeiter den Park verlassen. Das war knapp. Sven hatte sich unterwegs am Fuß verletzt und konnte dann nicht mehr so schnell laufen.

Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug zu dem großen Vulkan. Es regnet dauernd, und wir wllen schon umkehren. Mir fällt ein, daß ich Ähnliches schon mal in Südamerika erlebt habe. Alles war dicht, und dann riss es kurz vor dem Gipfel auf. Also weiter. Es wird immer dunkler und der Regen nimmt zu.

Doch plötzlich ist die Sonne da und eine grandiose Landschaft breitet sich vor uns aus. Wir erreichen den Kraterrand. Ein immenser Krater liegt unter uns. Man kann noch die erkalteten Lavaströme des vor ein paar Jahren stattgefundenen Ausbruchs sehen. Von See her drängen Wolken herein, schaffen es aber nicht gegen den Wind. Es ist empfindlich kalt. Der Rückweg wird dann gleichermaßen nass, wie der Hinweg.

Eines Tages kommt in der Marina eine ganze Hochzeitsgemeinde vorbei. Braut und Bräutigam wollen sich unbedingt auf der ATAIR fotografieren lassen. Es ist ja auch ein schönes Schiff. Die Braut tut sich etwas schwer mit dem voluminösen Brautkleid. Aber schließlich stehen sie auf der Steuerbordseite und sind glücklich. Was für ein Erlebnis.

Ein weiterer Ausflug führt uns in ein enges Tal, an dessen Seiten Wasserfälle herabstürzen. Über einen langen nassen Weg und über Felder gelangen wir zu einem dieser Wasserfälle. Sven muß sich unbedingt darunter stellen. Mir reichen schon die nassen Füße.

    

   Sven unter einem Wasserfall

Übrigens: Reunion gehört zur EU. Euro ist dort die Währung!

01. November bis 14. November 2014

Törn: Le Port/ Reunion - Richards Bay/ Südafrika ( 118. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 1410 sm

Crew: Wolfram und Sven

Wieder eine lange Strecke über den unangenehmen Indic. Insbesondere die Ecke bei Südmadagaskar soll sehr ruppig sein. Deswegen gilt es dort mindestens 150 sm Abstand zu halten, daß man nicht unversehens an die Küste getrieben wird. Viele Wracks aus den vergangenen Jahrhunderten sollen hier liegen. Das beflügelt auch die Legenden über sagenhafte Piratenschätze, ( z.B. von Captain Kidd ) der gerade gefunden worden sein soll.

Bevor wir uns an der Schatzsuche beteiligen können, müssen wir erstmal starten. Um 10:00 h legen wir ab. Auch hier sind wir schnell aus dem Hafen, Le Port Oeuest heißt. Wir versuchen es mit der Genua. Der Wind kommt mit 17 kn aus WNW. Unser Kurs ist 230°. Es geht mit 5-6 kn Fahrt dahin. Um 12:25 h fängt Sven einen Thunfisch mit ca. 5 kg Gewicht. Also wieder genug zu essen für die nächsten Tage. Sven verspricht ein Sushi zu machen. Es ist wohl ein Gelbflossenthunfisch.

02.11.2014

Morgens ist es dann vorbei mit dem Wind. Bei 2 kn Wind aus SE machen wir den Motor an. Es tritt ein leicht saugendes Geräusch an den Entwässerungsöffnungen im Cockpit auf. Das ist immer dann der Fall, wenn das Schiff soweit überholt, sodaß Luft in den Kühlwasseransaugstutzen des Motors kommt. Insbesondere bei steilen Wellen von Backbord kann das passieren. Und die haben wir. Die Welle beginnt wieder unangenehm zu werden. Trotz allem haben wir einen touch down der Sonne und sogar 2 Sekunden lang den grünen Blitz!

03.11.2014

Wir haben 30 kn Wind aus SE. Die Welle ist bei 4 (von 5 möglichen Stärkegraden). Der Motor läuft heiß, weil Luft in die Kühlleitung gekommen ist. Kein Wunder bei dem Wellengang kreuz und quer. Waschmaschine!

Wir müssen dann etwa 1/2 Stunde warten, bis wir den Motor wieder anwerfen können. Dann hat sich die Luft verdrückt. Am Nachmittag zieht es zu und wir haben starken Regen. Wir haben eine schlechte Nacht und können nicht schlafen. Naß und schwere See.  Es soll wohl keine bequeme Überfahrt werden.

04.11.2014

Die schlechten Bedingungen setzen sich fort. Es sind 20 kn Wind aus SE und dann aus NE. Wir versuchen zu segeln, müssen aber höllisch aufpassen, daß wegen der wechselnden Winde die Segel nicht umschlagen. Der Himmel reißt auf und zur Nacht haben wir einen schönen Vollmond.

05.11.2014

Die Position ist: 25°35,8´S, 49°16,9´E. Es ist ein schlimmer Tag. Die Wellen sind 4 m hoch und stehen gegeneinander. Sie kommen aus NE und NW. Mehrfach steigen sie ins Cockpit ein. Auch ein Kurswechsel bringt nichts. Der Motor geht langsam aus. Wir wechseln die Dieselfilter aus und stellen fest, daß der Diesel ziemlich schmutzig ist. Uns fällt ein, daß kurz vor dem Tanken in Reunion, der große Tank durch einen Straßentankzug befüllt wurde. Hat das den Dreck im Tankstellentank hochgewirbelt, und wir haben den Dreck dann eingetankt. Auf jeden Fall hätte ich daran denken können. Lamentieren hilft nichts, wir installieren 2 Dieselkanister vor dem Motor und stellen so ein sicheres Laufen des Motors sicher. Der Haken ist, daß wir  nur 110 l Diesel in Kanistern an Bord haben - also ca. 25 h Laufzeit.

06.11.2014

Der Wind aus NW nimmt langsam ab und ist jetzt bei 17 kn. Nachts geht er auf W und hat nur noch 5 - 10 kn. Wir wechseln den Kurs auf 160° - 180°. Das dürfen wir jedoch nicht zu lange machen, da wir sonst zu weit südlich geraten und unser Ziel Richards Bay in Südafrika nördlich von Durban nur gegen den ostafrikanischen Strom erreichen könnten. Das ist aber mit den eingeschränkten Motormöglichkeiten nicht möglich. So machen wir langsam und das etmal ist dann auch nur bei 110 sm.

07.11.2014

Jetzt kommt der Wind aus SSW mit 20 kn. Wir wechseln den Kurs auf 280°. Es stellen sich Schauer ein. Das etmal liegt nur bei 82 sm.

Die Fußpumpe (Trinkwasser) in der Küche ist kaputt. Nebendran liegt die Salzwasserpumpe. Ich montiere diese an Stelle der Trinkwasserpumpe. Bei dem Wellengang, der immer noch bei 3 ist, ist das eine Tortur. Immerhin machen wir am Ende des Tages mit 5,5 kn ordentliche Fahrt.

Um 03:00 h haben wir Bergfest ( die Hälfte der Strecke nach Richards Bay ist geschafft ). Uns ist nicht zum Feiern zumute. Wenn wir mal trocken ohne Schaukelei schlafen könnten......

08.11.2014

Jetzt hat der Wind seine Runde geschafft und ist wieder bei SE mit 15-20 kn. Es regnet - nicht Schauer - es regnet, regnet, regnet ......

Um 13:00 h treffen wir völlig überraschend das Segelboot "7 Heaven". Über Kanal 16 ist das Hallo groß.

09.11.2014

Der Wind nimmt weiter ab auf jetzt 10 kn. Wir setzen den Blister. Um 16:00 h reißt der Blister quer durch. Es bleibt uns auch nichts erspart. Mit der Genua gehts auch.  Das etmal ist bei 65 sm. Da reißt die Meeresoberfläche auf und ein Buckelwal zeigt sich in voller Größe. Er stößt kräftig seine Atemluft aus, holt tief Luft und verschwindet in den Fluten, nicht ohne uns seine immense Schwanzflosse zu zeigen. Dieses Erlebnis richtet uns auf, und wir schauen etwas optimistischer in die Zukunft.

10.11.2014

Flaute! Die See ist bei 1-2, also einigermaßen erträglich. Wir starten den Motor und machen 6 kn Fahrt bei Kurs 268°. Es sind noch 253 sm bis Richards Bay und deswegen können wir etwas Diesel verbrauchen.

11.11.2014

11:11 h : in Köln knallen jetzt die Sektkorken, Karnevalsbeginn. Ach ne, wir sind ja einige Stunden früher. Na, macht nichts - wir haben sowieso keinen Sekt. Ansonsten gibt es heute keine Änderungen, außer, daß es wieder schauert.

13.11.2014

Nach dem 12.11., der ereignislos war, hat der Wind auf 30 kn aufgefrischt und kommt aus NNE. Er steht damit gegen den Strom, der mit 2-3 kn aus S kommt. Folge: wir haben wieder Seegang 4. Uff ! Die Eintragungen im Logbuch sind sehr spärlich. Ich führe das auf die saumäßigen Segelbedingungen zurück.

14.11.2014

Heute kommen Wind, Welle und Strom aus einer Richtung, nämlich Süd. Der Himmel ist voll bedeckt, Windstärke: 8 kn, Kurs: 265°, Seegang: 1. Noch 42 sm togo.

Um 12:30 h : AFRIKA IN SICHT !!!!

Wir sind sehr erleichtert. noch 17 sm bis zum Wegepunkt vor der Einfahrt in die Richards Bay. Über dem Land sind heftige Gewitter im Gange. Deshalb warten wir noch ab. Wir kommen damit zwar in die Dunkelheit, aber alles noch besser, als Gewitter.

So kommen wir um 23:30 h vor der öffentlichen Anlegestelle in Richards Bay an. Wir geistern etwas herum, weil wir nicht wissen, wohin wir müssen. Unsere Rufe über Funk waren ergebnislos. Plötzlich ein Ruf aus dem Dunkel. Von einem der Liegeplatz schallts auf Englisch. Es ist die Crew von SY Egret. Sie rufen uns zu, wo wir anlegen können. Noch einmal um die Ecke und wir sind am Pier zum Anlegen. Mehrere Leute sind da (auch SY Egret) und ein selbst ernannter Hafenmeister, der uns mit vielen Tips weiterhilft. Mit so großer Hilfe haben wir schnell angelegt und die Begrüßung ist allseits herzlich, haben wir doch eine weitere sehr schwierige Strecke auf dem Indic erfolgreich geschafft.

Am 15.11. verholen wir in die Marina. Die ist etwas abseits, aber noch erträglich. Man kann mit dem Bus in die Stadt fahren. Wir organisieren die Reinigung des Dieseltanks. Sie soll am 28.11. stattfinden. Wir vertreiben uns die Zeit mit Aufräumen, Erkunden der Umgebung, Grillen und Aufstockung der Vorräte.

 

Die ATAIR selbst hat die Weltumrundung mit der Ankunft in Südafrika beendet. Der erste Eigner der ATAIR (v. Rössing) war nämlich Anfang der 90er Jahre von Deutschland aus über das Mittelmeer und den Suezkanal nach Südafrika gesegelt. Von Südafrika aus hat er Trinidad angesteuert und ist dann über die Azoren zurück nach Deutschland gefahren.

 

23. November bis 26. November

Besuch des Umfolozi-Naturparks

Wir sind spät dran. Es wird schon dämmrig, als wir Richtung Umfolozi-Naturpark starten. Unser Ziel ist die Bushland-Lodge, wo wir übernachten wollen. Eine Schnellstraße führt uns nach Norden. Da wir tanken müssen, biegen wir ungefähr dort ab, wo wir nach der Karte die Lodge vermuten. Der Tankwart weiß nichts von einer Bushland-Lodge und auch im daneben liegenden Lebensmittelladen, hebt man verwundert die Augenbrauen. Man möchte aber nicht zugeben, daß man es nicht weiß und schickt uns auf der Straße weiter. Wir rufen schließlich die Lodge an und lassen uns den Weg beschreiben. Da wir aber nicht wissen, wo wir eigentlich sind, muß der Tankwart nochmal ran und die Fahranweisungen annehmen. Wir sind schon eine Ausfahrt der Schnellstraße zu weit gefahren. Also zurück und richtig abbiegen. Inzwischen ist es stockdunkel. Irgendwo müssen wir Eisenbahnschienen rechterhand überqueren. Wir kommen auf einen ziemlich schlammigen Waldweg. Mia drängt zum Umkehren, ich fahre noch ein bißchen weiter, bis auch ich einsehen muß, daß wir falsch sind. Das handy hat zur Abwechslung kein Netz. Wir fahren auf der Piste jenseits der Bahn weiter und kommen an ein Tor, so wie es beschrieben worden ist. Wir klingeln. Nichts rührt sich. Wir rufen wieder bei der Lodge an. Die Dame sagt uns, daß sie uns nicht am Tor sieht. Wir beschreiben das Tor, und sie weiß nun, daß es die falsche Lodge ist. Sie ruft bei dieser Lodge an und in wenigen Minuten kommen Leute ans Tor und beschreiben uns den weiteren Weg. Wenigstens sind wir grundsätzlich auf der richtigen Piste. Noch ein wenig weiter, dann ein Hinweisschild, wieder über die Bahngeleise und dann noch 3 km. Nun stehen wir vor dem richtigen Tor und es öffnet sich. Nochmal gut 1 km bis zum Empfang. In der Dunkelheit steht plötzlich eine Giraffe. Ich denke noch, daß sie aus Plastik ist, weil sie sich nicht bewegt - aber nein - sie bewegt sich. Also echt! Genauso wie die possierlichen Bushbabies, die von den Büschen durchs offene Autofenster gucken. Wir werden freundlich von der Empfangsdame aufgenommen und bekommen sogar noch Essen und Trinken. Es ist 24:00 h. Dann gehts noch einige 100 m zu unserem Holz-Bugalow. Zwei riesige Zimmer und ein komfortables Bad lassen uns unsere Irrfahrt schnell vergessen. Außerdem haben wir noch eine Veranda, von der wir vorbeiziehende Tiere beobachten können, wie sich später herausstellt.

Ein üppiges Frühstück läßt uns in den Tag und mit einem shuttle zum Umfolozi-Park starten. Der Park ist für seine Artenvielfalt bekannt. So "begrüßt" uns zu Beginn der Rundfahrt gleich der älteste Elefant des Parks. Man darf nichts Eßbares dabei haben, sonst wäre der Rüssel gleich im Auto und die Sache wird gefährlich. Nachdem er uns ausreichend abgeschnüffelt hat, trollt er sich. Wir erfahren von unserem Ranger, daß Elefanten besondere Eigenschaften haben. So kann eine Elefantenherde nachts so leise durch ein Dorf laufen, daß niemand von den Einwohnern aufwacht. Außerdem können Elefanten mit ihren Füßen Infraschalltöne ihrer Kollegen über 30 km "hören". Besonders dann, wenn Paarungsbedarf besteht. Wir Menschen können das nicht. Dann bräuchte man die Partnervermittlungsplattformen nicht mehr.

Ältester Elefant im Umfolozi-Park

Da gerade Trockenzeit ist, müssen alle Tiere an Wasserlöchern trinken. Eine Giraffe führt uns gerade vor, wie schwierig das für sie ist. Sie ist dann Angriffen von Löwen hilflos ausgeliefert. Aber sie kann vorher das Gelände aus höherer Warte gut sondieren.

Giraffen gebären im Stehen! Die Babygiraffe fällt aus voller Höhe auf den Boden und bricht sich dabei meistens nicht die Knochen. Innerhalb weniger Stunden ist die Babygiraffe lauffähig, sodaß sie Raubtieren entkommen kann. Sagenhaft!

Nahebei sind uralte Bäume (mehr als 300 Jahre alt). Es sind Marulabäume. Die Früchte sind bei Mensch und Tier sehr begehrt. Man kann Bier, Likör und Medizin aus den Früchten und anderen Teilen herstellen. Insbesondere Elefanten lieben die Früchte und knicken dann so einen Baum auch schon mal um. Um die Bäume zu schützen hat man Körbe mit Killerbienen unter den Bäumen aufgestellt. Es ist bekannt, daß diese Bienen sich gnadenlos auf einen Störenfried werfen und auch töten können. Die Elefanten bleiben deshalb den Bäumen fern und die Bäume können nochmal 300 Jahre zulegen.

Als nächstes kommen wir an einer Giraffe vorbei, die gerade aus einem Wasserloch trinkt. Das ist ziemlich halsbrecherisch und sie ist bei dem Trinkvorgang völlig ungeschützt gegen Raubtiere. Übrigens: Giraffen haben nur sieben Halswirbel - wie wir!

Was man nicht alles von unserem Ranger Kevin lernen kann. z.B., daß grundsätzlich die Löwenweibchen jagen. Der feine Herr darf sich nicht anstrengen! Aber er darf das erlegte Wild zuerst fressen. Kevin will uns das zeigen und fährt mit uns nachts hinaus. Etwas mulmig ist uns ja schon. Wir dürfen nur nicht Arme, Köpfe oder sonstwas aus dem Jeep halten. Dann würden die Tiere erkennen, daß es etwas eßbares ist. Die Tiere sollen gelernt haben, daß so ein Auto nichts Schmackhaftes ist, und daß von ihm keine Gefahr ausgeht. Na, hoffentlich wissen die das auch. Schließlich findet Kevin ein erlegtes Gnu. Aber was ist das? Völlig abweichend von der Regel, ist eine Löwin am Speisen. Wir hören die Knochen knacken. In schönem Abstand liegt eine weitere Löwin und erst in der dritten Reihe ein Löwe. Haben sich jetzt die Löwinnen emanzipiert?                                                                                Löwin beim Nachtmahl    

Auf dem Rückweg treffen wir noch Nilpferde an Land an. Man darf sich nicht täuschen. Auch an Land sind sie bei Bedarf recht schnell. Natürlich bleiben wir weisungsgemäß im Auto, zumal noch einige Krokodile unterwegs sind.

Auf der Rückfahrt zu unserer Unterkunft, besuchen wir ein Zulu-Dorf und wohnen einem Zulu-Kriegstanz bei. Die Zulus sind dabei nicht so furchterregend, wie die Maoris in Neuseeland. Ihre Lederschilde und Holzspeere, lassen erahnen, welch leichtes Spiel die Europäer mit ihren Feuerwaffen hatten, als sie in Südafrika eingefallen sind.

Es wird uns auch der Aufbau eines Dorfes gezeigt und welche Handwerke ausgeübt wurden. Die psychologische Betreuung durch eine Wahrsagerin war ebenfalls gewährleistet. Der Regenmacher war ein angesehener Mann, aber er lebte gefährlich. Wenn der Regen nicht eintraf und die Saat verdorrte, wurde er, unter Umständen, nämlich den Göttern geopfert, um sie gnädig zu stimmen.

  Zulu - Krieger                                                                             Zulu - Wahrsagerin

                                                   

                                                        Zulu Dorf

 

Wieder in unserer Lodge, haben wir ein wenig Zeit auf der Terasse zu verbringen und den Klängen des afrikanischen Busches zu lauschen. Es ist eine wunderbare Atmosphäre. Man kann verstehen, daß viele Menschen von Südafrika verzaubert sind.

Das üppige Abendessen hat zwei Höhepunkte. Zuerst wird auf der Veranda auf einer kleinen Plattform an einem Baum Obst ausgelegt. Nicht lange, so erscheinen die Bushbabies und balgen sich um die guten Stücke. Es sind nicht die Bushbabies mit den großen Augen (die gibt es weiter im Norden im Dschungel), sondern die etwas größeren. Sie sind trotzdem sehr possierliche Tierchen.

Nach dem Essen, tritt die gesamte Küchen- und Bedienungsmannschaft an und führt mit großem Spaß Tänze und Gesang vor. Es ist eine Art Sprungtanz, wobei man die Beine hoch über den Kopf werfen muß. Alle haben viel Spaß und der bereitgestellte Gabenkorb füllt sich schnell.

 

Warzenschweinmutter mit Anhang                                              Giraffe mit Babygiraffe

Am nächsten Tag fahren wir in St. Lucia vorbei. Das ist nicht die Karibikinsel, sondern ein Dorf am Rande eines großen Flusses. Hier gibt es Nilpferde. Ein Boot fährt uns hinaus, und wir können zum ersten Mal in unserem Leben, Nilpferde in freier Wildbahn beobachten. Man darf ihnen jedoch nicht zu nahe kommen, denn sie sind ziemlich agressiv, wenn sie sich und ihren Clan bedroht fühlen. Ein Mensch, der sich im Wasser befindet, hätte keine Chance.

                         

Schau mich an, Kleiner !                                                                              Ist schmusen schööööön !

                                                          

                                                             Ich will auch mal !

Zurück bei der ATAIR, lassen wir den Dieselhaupttank reinigen. Der verdreckte Diesel wird entsorgt und versucht den Tank durch Umpumpen von reinem Diesel zu reinigen. Dabei stellen wir fest, daß der umgepumpte Diesel sehr trübe wird und das Trübe nicht in den Filtern an Land hängenbleibt. Also brechen wir die Aktion ab und installieren wieder die Kanister. Das ist nicht schön, wird aber entlang der Küste reichen.

Wir nehmen wieder Funkkontakt mit dem Peri-Peri-Netz auf und lassen uns über Wetter und Strömung beraten. Die Jungs sind nett und wirklich auf Draht.

So bildet sich unser Entschluß heraus, am 01.12.2014 nach East London zu starten. Durban wollen wir wegen der hohen Kriminalität auslassen. Gerade sind ein paar Leute dort ermordet worden.

 

01. Dezember bis 03. Dezember 2014

Törn: Richards Bay - East London ( 119. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 380 sm

Crew: Mia, Wolfram und Sven  

Nachdem sich die morgendlichen Wolken verzogen haben, breitet sich heller Sonnenschein aus. Mit 23°C ist es angenehm warm. Der Wind weht mit bis zu 20 kn aus E, dann NE. Wir setzen den Parasailor. Wir hoffen auf den ostafrikanischen Strom, und tatsächlich gibt er uns zusätzliche 2-3 kn Fahrt. Wir erreichen 7 - 8 kn Geschwindigkeit über Grund. Das ist ja fast wie vor SE-Australien. Wir sind begeistert.

Der Wind nimmt zu, sodaß wir den Parasailor einholen müssen. Mit der Genua geht es locker weiter. Leider nimmt die See aus E auf Stärke 3 zu. Unser Kurs über Grund ist 214°.

Die Rauschefahrt geht über den 2.12.2014 bis vor East London um 14:00 h am 3.12.2014. Die Einfahrt in den Fluß gelingt ohne Probleme, da wir zeitlich 1 h vor Hochwasser einlaufen. Wir fahren bis vor die kombinierte Eisenbahn-/Autobrücke vor den Yachtclub. Hier sind Bojen ausgelegt. Man muß achtern und bugwärts festmachen-also zwischen zwei Bojen. Da keine Strömung ist, klappt das auf Anhieb. Wir sind froh, hier nicht ankern zu müssen, denn die Strömung ist doch während der Tiden recht stark. Dann reißt es schon mal den Anker raus, weil das Boot um 180° die Richtung ändert.

Das Dinghi bringt uns zu dem kleinen Yachtclub, dessen sanitäre Einrichtungen uns zur Verfügung stehen. Wie immer sind die Australier sehr nett. Noch besser wird es, als Sarah aus Deutschland auftaucht. Sie arbeitet hier bei Mercedes in der Produktion und hilft uns, wo sie kann. Mit ihrem Auto besorgt sie Diesel in Kanistern. Bei einem ordentlichen Gin and Tonic erzählt sie uns viel aus ihrem abenteuerlichen Leben. Wir verabreden, uns in Port Elizabeth (bzw. PE, wie es hier heißt) zu treffen. Sie will dann vorbeischauen. Sie ist selbst Seglerin und kann uns gute Tips geben.

                                                 

                                                          Mooringplatz in East London

 

05. Dezember bis 06. Dezember 2014

Törn: East London - Port Elizabeth ( 120. Etappe der Weltumsegelung der ATAIR)

Strecke: 138 sm

Crew: Mia, Wolfram und Sven

Schon gehts weiter. Um nicht zu früh in PE anzukommen, starten wir flußabwärts erst um 11:30 h. Die Ebbe trägt uns hinaus. Ohne weitere Vorkommnisse erreichen wir Port Elizabeth am 06.12.2015 um 08:30 h. Wir hatten Glück, denn diese Ecke ist eine der gefährlichsten von Südostafrika. Starke Winde und aufgewühlte See sind nicht selten. Wir hören es über Funk während der nächsten Tage. Port Elizabeth hat einen Seehafen, in den große Frachter einlaufen und Mangandioxid in großen Mengen offen laden. Der Mangandioxidstaub breitet sich vor allem bei dem häufigen SE-Wind über den Hafen aus und somit auch über den Algoa Yachtclub. In wenigen Tagen ist die ATAIR inkl. Segel total verdreckt.

Die Schwimmstege werden bei in den Hafen stehendem Schwell hin- und hergerissen. Man kann sich kaum darauf halten. Das zerrt an den Ketten und Versorgungsleitungen. Wir erleben, daß die Stromleitung durchgerissen wird. Alles in allem ein Hafen, den man möglichst schnell wieder verlassen sollte.

Das ist schade, denn die Mitglieder des Clubs sind ausnehmend freundliche und hilfsbereite Leute. So treffen wir Josef aus Niederbayern, der auf seinem Boot wohnt. Ebenso Guy Fabre mit Frau, die uns sehr viel bei dem Umbau der Dieselversorgung helfen. Sie bewohnen zwar ein kleines Häuschen, aber sind doch lieber auf ihrem Boot. In 2015 wollen sie die afrikanische Ostküste hochfahren, vielleicht auch rüber nach Indonesien. Wir vermachen den beiden unsere sämtlichen Papierkarten des Indic inkl. Australien. Selbstlos haben sie uns geholfen - Guy bewachte mich sogar beim Geldziehen an einem Automaten. Davon wird noch die Rede sein.

Positiv ist in PE, die etwa 1/2 Gehstunde entfernt liegende Kleinbrauerei, die bestes Bier ausschenkt. Nebendran liegt ein "Cafe", in dem es Jazzsessions gibt. Wir hören eine Sängerin, die es mit Ella Fitzgerald hätte aufnehmen können. Wer dorthin will, sollte mit dem Taxi fahren oder in einer Gruppe laufen. Das ist sicherer.

 

08. Dezember bis 09. Dezember

Besuch des Schotia- und Addo-Naturparks

Natürlich müssen wir die in der Nähe liegenden Nationalparks Addo und Schotia besuchen. Schotia ist bekannt für seine Artenvielfalt und seine Nashörner. Addo beherbergt rechtgroße Elefantenherden und auch Löwen.

Zuerst ist Schotia dran. Wir fahren mit einem Mietauto bis zum Eingang und werden dann von einem Ranger mit Jeep aufgenommen. Der junge Mann ist ein excellenter Fahrer und hat sich in den Kopf gesetzt alles zu zeigen, was der Park zu bieten hat. So kurvt er ständig auf dem Gelände herum, bis er Nashörner vor dem Kühlergrill hat. Die Nashörner werden so gut es geht bewacht, da es viele Wilderer gibt, die den Tieren die Hörner abschneiden. Dabei gehen sie so brutal vor, daß die Hörner sozusagen "ausgegraben" werden. Die offenen Wunden entzünden sich, und die Tiere sterben qualvoll. Der Ranger erklärt uns: wenn sie nur die Hörner absägen würden, wäre das nicht so schlimm, da dieselben dann nachwachsen. Aber nein: jedes Gramm gibt viel Geld auf dem asiatischen Markt (China, Vietnam). 1kg Nashornhorn = 50 000 €. Ein Horn kann 7 kg wiegen.        

Dabei hat das Horn eine Zusammensetzung wie unsere Finger- oder Fußnägel. Man sollte den Verbrauchern des angeblich potenzsteigernden Nashornhorns beibringen, daß sie nur ihre Fingernägel abzukauen brauchen.

Im Gebüsch sehen wir einen Nashornbullen mit Dame. Sie trollen so dahin und sind schon in 30 m Entfernung fast vorbei, als sich der Bulle plötzlich umdreht und auf unser Auto zurast. Mit ca. 60 km/h - so schnell sind die nämlich. Der Ranger haut den Rückwärtsgang rein und gibt Vollgas. Etwa eine Handbreit kommt das Nashorn an den Kühlergrill heran und gibt dann glücklicherweise auf. Wir haben auch deswegen Glück, weil die Hörner der männlichen Nashörner kleiner sind, als die der weiblichen.  Der Ranger sagt, daß entweder der Bulle seine Dame verteidigen wollte oder eine Erinnerung den Bullen zum Angriff trieb. Ihm und seiner Liebsten wurden nämlich durch Wilderer vor einiger Zeit die Hörner abgesägt. Inzwischen sind diese nachgewachsen, aber die Erinnerung bleibt. Der Ranger ist froh, daß wir und der Wagen keinen Schaden genommen haben. Den Wagen hätte er nämlich dann selbst bezahlen müssen. Über uns wird ja nicht geredet....

In diesem Gelände sind auch Löwen unterwegs. Es ist durch spezielle Zäune gesichert. Die Löwen liegen in der Mittagshitze träge im Schatten. Da setzt der Motor des Jeeps aus und läßt sich nicht wieder starten. Wir können das Farmhaus schon sehen, in dem wir Mittagessen bekommen sollen. Die Löwen haben das schon mitbekommen, gähnen aber träge. Keiner verläßt das Auto. Per handy wird die Chefin herbeigerufen. Sie kommt zu Fuß !!! die 300 m vom Tor. Sie kann das Auto auch nicht in Gang setzen. Nun wird ein Ersatzauto herbeigerufen (hätte man gleich drauf kommen können). Möglichst zügig steigen wir um. Die Löwen gähnen immer noch. Am Farmhaus angelangt - atmen wir aus.

                                                   

                                                                            Po á Po

Nach den aufregenden Erlebnissen mit dem Nashorn und dem Motorausfall, sind wir froh etwas weniger gefährliche Tiere zu beobachten. Aber so ein Warzenschwein hat es auch in sich. Es schaut schon so.....                            

                                         

                                                                                     Männliches Warzenschwein

Schließlich werden wir doch alle versöhnt, als wir das Mutternashorn mit seinem Babynashorn entdecken. Ein zauberhaftes Bild.

                                                      

                                                        Mutter und Kind

Das Nashorn hat keine natürlichen Feinde - "nur" den Menschen.

Das Warzenschwein zählt nicht zu den "Big Five". Das sind: Löwe, Büffel, Elefant, Leopard, Nashorn. Wir dachten immer, daß die Bezeichnung von der Größe der Tiere abhängt. Nein, es sind die fünf Tiere, die am schwierigsten zu jagen und zu erschießen sind. So muß z.B. Der Büffel genau an einer bestimmten kleinen Stelle in der Stirn getroffen werden. Wenn nicht, muß der Jäger schnell laufen. Recht so!                     

 Elefanten aus einer Herde herauszuschießen, ist völlig falsch. Man hat dann die ganze Herde gegen sich und zwar nicht nur direkt nach dem Mord, sondern die Grundeinstellung gegenüber Menschen ändert sich. Alles was irgendwie mit Menschen zu tun hat, wird zerstört. Elefanten haben ein sehr gutes Gedächtnis und leiden nicht an Alzheimer. Recht so.

 

22. Dezember bis 28. Dezember

Ausflug nach Namibia (Etoshapfanne, Namibwüste, Swakopmund, Walvisbay, Windhoek)

Motiviert durch die beeindruckende Tierwelt Südafrikas, entschließen wir uns über Weihnachten nach Namibia zu fliegen und uns einer Tour durchs Land zur Etosha-Pfanne anzuschließen.

So schlagen wir am 22.12.2014 in Windhoek auf, kommen in einer Pension unter und lassen es uns nicht nehmen, in Joe´s Beerhouse einzukehren. Zur Weihnachtszeit ist Windhoek leer, da viele ihre Familien in anderen Landesteilen besuchen. Nicht so Joe´s Beerhouse. Es ist sogar schwierig in der mit alten Sachen überfüllten Freiluftkneipe einen Platz zu finden. Es ist richtig urig. Außerdem ist das Bier gut. Zu essen gibt es Rustikales. Mia bestellt einen Spieß, der Fleisch vom Zebra, Krokodil, Strauß, Oryx und Warzenschwein enthält. Bis auf das Krokodil schmeckt alles ähnlich. Ein Wildgeschmack will sich nicht einstellen. Vielleicht liegt es daran, daß alle Tiere das gleiche Futter fressen müssen. In der Steppe wächst ja nicht viel.

Ich selbst bin mit meinem Büffelsteak sehr zufrieden. Schnell kommt man mit Anderen am Tisch ins Gespräch. Es sind viele Deutsche da, die sich die ehemalige deutsche Kolonie anschauen wollen.

Am nächsten Tag werden wir von der Pension abgeholt und die Fahrt Richtung Norden geht los. Zunächst geht es an den Slums der einheimischen Bevölkerung vorbei. Besonders auffallend ist eine Siedlung, in der die Behausungen mit schwarzen Plastikmüllsäcken abgedeckt sind. Man erklärt uns, daß das ein Protestcamp ist. Die Leute protestieren dagegen, daß sie hierher umgesiedelt wurden, aber keine Wohnmöglichkeit vorhanden ist. Wie überall auf der Welt: die Armut wächst. Kann das eine positive Zukunft der Menschheit bedeuten?

 Es ist eine lange eintönige Fahrt durch die Steppe, bis wir das Eingangstor zur Etosha-Pfanne durchqueren. An der Landschaft ändert zunächst nichts, außer daß dieser Nationalpark eingezäunt ist.

Kaum haben wir das Fahrzeug gewechselt, breitet sich die grandiose Tierwelt Südwestafrikas vor uns aus. Verschiedene Antilopenarten durchstreifen die Steppe. Auch die Giraffen und Zebras können sich nicht verstecken. Unser Ranger füttert uns mit Informationen und Geschichten. Warum können Giraffen Dornen fressen? Sie haben im Speichel einen Stoff, der die Dornen weich macht. - Die Springböcke heißen "McDonalds", weil ihre Zeichnung rückwärtig wie das Logo von McDonalds aussieht. Die Springböcke können schlecht sehen und laufen deshalb immer hintereinander her, sich an dem Hintern des/der Vordermannes/-frau orientierend. Der Oryx ist eine große Antilope, die recht stattlich aussieht. Sie darf auch geschossen werden und landet auf so manchem Teller.                           

                                          

                                                                                                                    Springböcke mit Elefant

Unter einem Baum rasten 3 Löwen. Wegen der Hitze hecheln sie intensiv. Neben ihnen liegt ein erlegtes Gnu, welches aber noch nicht zerlegt wurde. Die Tiere sind von der Jagd zu erschöpft. Deswegen schaut eine Löwin zwar eiskalt auf uns und schätzt ihre Chancen ein, aber wir wissen von unserem Ranger, daß wir sicher sind, solange wir das Auto, welches immerhin an den Seiten offen ist, nicht verlassen. Man darf auch keinen Arm hinaushalten, da der dann als eßbar eingestuft wird. Hoffentlich hat er bzgl. der Sicherheit die Wahrheit gesagt.

Am späten Nachmittag erreichen wir mitten im Nationalpark unser Camp. Es ist ordentlich mit hohen elektrischen Zäunen gesichert, die man allerdings wegen der Buschbewachsung nicht sieht. Nehmen wir mal an, daß das gegen die jagdfreudigen Löwen hilft. Unsere Unterkunft besteht aus festen, sehr komfortablen Festzelten. Springbox-Betten sind Standard. Es gibt sogar Klimaanlage. Der Sanitärbereich ist sozusagen "draußen" mit Palisaden gesichert. Alles sehr ökologisch.

Zum Abendessen, was wie immer auf dieser Reise vom Besten ist, lädt uns das Reiseunternehmen ein. Es ist immerhin der 24. Dezember. Für die Kinder taucht sogar ein Weihnachtsmann mit kleinen Geschenken auf. Es ist ein vergnüglicher Abend, vor allem auch, weil sich ein junger Israeli, der seine Mutter begleitet, als äußerst witziger Zeitgenosse herausstellt.

Am nächsten Tag sehen wir zum ersten Mal in unserem Leben Hyänen. Ein sehr effektives Raubtier, wie der Ranger meint. Nach seinen Worten über den Nutzen dieser Tiere im Ökosystem, könnte man sie richtig lieb gewinnen.

Schließlich stehen wir vor der "salt pan" eine endlose Salzfläche, eben die Etoshapfanne. Bei 60° C im Schatten, wagen wir uns ein paar Schritte auf die versalzene Erdkruste. Wenn es mal regnet, dann füllt sich diese Fläche mit Wasser und im Nu gibt es aquatisches Leben. Von weither kommen Vögel, um nun hier zu brüten und ihre Kleinen groß zu ziehen. Dann trocknet die Fläche wieder aus und der Kreislauf beginnt von Neuem.

                                         

                                                                                                                                                     ETOSHA

 

Die Gegend des Nationalparks wurde früher von Buschmännern "bewohnt". Sie zogen in diesem Gebiet umher und überlebten dank ihrer weitreichenden Kenntnisse der Pflanzen und Tiere. Der Ranger zeigt uns wie sie Trinkwasser in Straußeneiern speicherten und unter der Erde vergruben. Wenn sie dann wieder vorbeikamen, hatten sie zu trinken. Die Kultur der Buschmänner mußte dem Tourismus weichen. Die Regierung Namibias siedelte sie fest außerhalb des Nationalparks an. So werden die einzigartigen Kenntnisse der Buschmänner verloren gehen. Aber wir erfahren, daß das nicht der Fall ist, weil große Pharmakonzerne sich der Kenntnisse bemächtigen - natürlich kostenlos. Wir sind mal wieder begeistert von der Selbstlosigkeit der Konzerne.

 

 

Wir in der Etosha-Pfanne bei 60° C

Am nächsten Tag kommen wir an einem ehemaligen Fort der deutschen Kolonialherren vorbei. Der imposante Turm ist erst in den 1960er Jahren hinzugekommen. Eigentlich war es ein recht ärmliches Fort, das dazu diente die verschiedenen Nomadenstämme zu kontrollieren. Als dann eine Rinderseuche ausbrach, durften die Nomaden nicht an den Forts vorbei nach Süden zeihen, so wie sie es traditionell gewohnt waren. In der Folge gab es gewaltsame Auseinandersetzungen, in denen die Nomaden mit ihren Holzspeeren und Stöcken hoffnungslos unterlegen waren. Trotzdem konnten sie hie und da die deutschen Soldaten manchmal vorübergehend vertreiben, bis dann Lettow-Vorbeck anrückte und die Nomaden gnadenlos niedermetzelte.

Fast alle Stämme, wie z.B. die Hereros, waren nackt. Diese großen und schönen Menschen wurden von der Kolonialmacht dazu "angeregt" sich zu bekleiden. Daraus entstanden bei den Hereros wunderschöne bunte Trachten. Andere Stämme widersetzten sich und haben bis heute keine Kleidung. Dafür bemalen sie sich mit roter Farbe. Das soll auch gegen Insekten helfen. Sie werden von den Touristen als Sensation empfunden und fleißig fotografiert, was aber bezahlt werden muß. Recht so.

Nachdem wir außer Leoparden, alle möglichen Tiere gesehen haben, geht es auf gerader Strecke Richtung Küste nach Swakopmund. Unterwegs kommen wir an verschiedenen Minen vorbei. Es gibt auch eine Uranmine. Wir erfahren, daß die namibische Regierung ein Atomkraftwerk bauen will. Und das in einem Land, in dem 360 Tage im Jahr die Sonne scheint und an der Küste ein stetiger Westwind weht. Es gibt kein attraktiveres Land für erneuerbare Energiegewinnung, als Namibia. Der Leser kann ja mal raten, warum es trotzdem ein Atomkraftwerk geben soll.

    

Unser Hotel in Swakopmund von 1906                                                                 Straßenschild in Swakopmund                                                    

Der Name Swakopmund setzt sich aus dem einheimischen Wort Swakop und dem deutschen Wort Mund (Öffnung) zusammen. Noch heute machen sich die Einheimischen darüber lustig, wie die Deutschen das Wort Mund an Swakop drangehängt haben. Swakop heißt nämlich soviel wie Dreck, Scheiße usw. Und das hat seine Berechtigung. Es gibt nämlich einen Fluß im Städtchen, der die meiste Zeit trocken ist. Die Menschen werfen allen Müll in das Flußbett und wenn dann der Regen kommt, fließt der ganze Sch... an der Mündung ins Meer. Also: Swakopmund.

Das Stadtbild ist geprägt von deutschem Baustil des beginnenden 20. Jhdts. Wir gehen zum "Hafen", der nicht mehr als ausgebaut bezeichnet werden kann. Für Segelboote vor Anker ist die kleine "Bucht" nicht besonders geeignet, da der Schwell ungehindert hereinkommt. Den wesentlich besseren Hafen Walvis Bay, der etwas weiter südlich liegt, hatten die Engländer besetzt - auch während der deutschen Kolonialzeit. Die Walvis Bay haben wir uns dann auch noch angeschaut. Hier können Segelboote sowohl ankern, als auch an Bojen liegen. Die Einrichtungen an Land sind recht ordentlich inkl. Sanitäranlage und Supermarkt.

Am südlichen Ende der Bay kann man tausende Flamingos sehen, die im flachen Brackwasser gründeln. Ein schönes  Bild.

                                     

An der Küste gibt es viele Wracks - auch neue -, die zeigen wie gefährlich diese Gegend werden kann, wenn man wegen einer Havarie an die Küste treibt. Die Namib Wüste läuft in dieser Gegend direkt ins Meer. Eine trostlose Landschaft. Trotzdem kommen die Leute von Burundi hierher, um Urlaub zu machen. Sie zelten oder campen an diesem Wüstenstrand, um einmal auch ein Meer zu erleben. Burundi liegt im Inneren Afrikas und hat keine Küste.

Silvester verbringen wir im Yachtclub von Port Elizabeth. Wieder zurück auf der ATAIR mußten wir feststellen, daß das Boot völlig durch Mangandioxid verdreckt war, das hier offen auf Frachter verladen wird. Sogar die Segel sind nahezu schwarz. Durch den ständigen Schwell sind auch einige Leinen nahe am Brechen. Nachdem wir die ATAIR wieder richtig vertäut haben, genießen wir den Silvesterabend in dem netten Club des Yachtclubs. Die Australier sind außerordentlich nett und wollen alles über unsere Abenteuer wissen. Selbstverständlich ist es für sie, daß wir ordentlich mit Getränken eingedeckt werden - damit die Kehle nicht trocken wird. Dabei wäre das gar nicht vonnöten gewesen, denn bei der Tombola gewinnen Mia und ich die beiden Hauptpreise - jeweils 1 Flasche Wein. Das hat es noch nie gegeben, daß wir so viel Losglück hatten. Nun konnten wir uns bei den Australiern revanchieren.

 

                                     Auf ins Neue Jahr 2015! Was es wohl bringen wird?

 

 

                                   

                                                        Schirmbaum mit Restknochen eines Elefanten (unten rechts)